Johan Maurits Mohr

Johan Maurits Mohr

Johan Maurits Mohr (* ca. 18. August 1716 in Eppingen; † 25. Oktober 1775 in Jakarta) war ein deutsch-niederländischer Geistlicher und Astronom in Batavia.

Die Portugiesische Buitenkerk in Batavia

Leben

Mohr studierte ab August 1733 (kostenlos) Theologie an der Universität Groningen, was er mit einer öffentlichen Disputation über die Rolle von Visionen in der Bibel 1736 abschloss. Er ging 1737 ins damals niederländische Batavia, wo er ab Oktober 1737 zunächst als Vikar und ab 1739 als Prediger der portugiesischen Gemeinde[1] im Auftrag der Niederländisch-Ostindischen Kompanie wirkte.[2] 1743 wurde er Rektor des Theologischen Seminars in Batavia. Seine Leidenschaft galt astronomischen und naturwissenschaftlichen (Meteorologie, Vulkanologie, Erdmagnetfeld) Beobachtungen, die er in den Philosophical Transactions der Royal Society und den Verhandelingen der Hollandsche Maatschappij der Wetenschappen veröffentlichte.

Als Theologe publizierte er eine Bibelübersetzung ins Portugiesische und Malaiische.

Venusdurchgang 1761 und 1769

Mohrs Observatorium in Batavia, J. Clement 1768

1761 beobachtete er den Venustransit in Batavia, allerdings noch mit unzureichenden Instrumenten. 1765 baute er auf eigene (sehr hohe) Kosten ein eigenes Observatorium (die Mittel kamen aus dem Erbe seiner Ehefrau), mit dem er einer der weltweiten Beobachter des Venustransits am 3. Juni 1769 war (und außerdem des Merkur-Durchgangs am 10. November). Die weltweite Beobachtung dieses Phänomens war einer der Höhepunkte im astronomischen Leben des 18. Jahrhunderts und diente der Vermessung des Sonnensystems. James Cook, der den Durchgang in Tahiti beobachtet hatte, legte auf dem Rückweg nach England in Batavia an. Durch seine Vermittlung wurden Mohrs Beobachtungen auch 1771 (in Latein) in den Philosophical Transactions der Royal Society veröffentlicht.[3] Zusätzlich veröffentlichte Mohr sie (in Niederländisch) in den Verhandlungen der Hollandsche Maatschappij der Wetenschappen 1770 in Haarlem. Cook verlor bei seinem Aufenthalt in Batavia viele Mitglieder seiner Schiffsbesatzung, einschließlich seines Astronomen Charles Green, durch Malaria - Batavia war für diese Seuche unter Seeleuten damals berüchtigt - es gab dort viel stehendes Wasser in Kanälen. Neben Cook besuchte ihn auch Louis Antoine de Bougainville 1768 auf seiner Weltreise und berichtete über das Observatorium von Mohr.

Vergleich der gleichzeitig beobachteten Venuspositionen während des Transits von 1769, für einen südlichen Beobachter auf Tahiti und einen nördlichen Beobachter in Vardø (Norwegen).

Die Beobachtung des Venusdurchgangs 1769 durch Mohr scheiterte beinahe, da der Venusdurchgang vier Stunden vor Sonnenaufgang begann und die Sonne in den ersten zwei Stunden des Tages von Wolken verhüllt war (Beobachtungen waren erst ab 8 Uhr morgens möglich). Mohr hatte sich sorgfältig vorbereitet und in den vergangenen Jahren die geographischen Koordinaten Batavias genau bestimmt. Er hatte viel bessere Instrumente als 1761: ein Gregorianisches Spiegelteleskop von 3,5 Zoll Brennweite (Hersteller John Dollond) sowie ein Heliometer für die Sonnenbeobachtung, eine astronomische Pendeluhr von John Shelton (mit Ankergang nach George Graham) sowie ein Quadrant von 2,5 Fuß (Hersteller John Bird, London) zur Korrektur der astronomischen Uhr.

Während Mohrs Beobachtungen von 1761 (die er ebenfalls in niederländisch veröffentlichte) unbrauchbar waren,[4] waren die von 1769 korrekt, man hielt sie aber anscheinend[5] nicht für genau genug, so dass sie zum Beispiel im Bericht von Johann Franz Encke über den Venusdurchgang nicht berücksichtigt wurden. Insbesondere hielt man seine Längenbestimmung von Batavia nicht für genau genug, obwohl sie von Cook gelobt wurde.

Die Zeit danach

Mohr setzte seine astronomischen Beobachtungen nach 1769 fort und verzeichnete täglich Beobachtungen von Wetter und Erdmagnetfeld, die er aber nicht veröffentlichte. Seine letzte Veröffentlichung von 1773 behandelt den Ausbruch des 3000 m hohen Vulkans Gunung Papadajan (165 km südöstlich Batavia) vom August 1772.

Nach seinem Tod fand sich kein Nachfolger für seine Beobachtungen in Batavia und sein Observatorium zerfiel. 1780 wurde es durch ein Erdbeben schwer beschädigt. 1782 starb Mohrs Witwe Anna Elizabeth van t’Hoff und das Gebäude diente zur Unterbringung von Angestellten der Ostindischen Kompanie und ab 1809 als Kaserne. Es wurde in der Folge abgerissen (1844 waren schon nur noch die Fundamente sichtbar).

Der spätere Admiral Francis Beaufort besuchte als 15-Jähriger das Observatorium im August 1789, das auf ihn einen sehr merkwürdigen Eindruck machte. Es gab nur einen Beobachtungsraum auf der Spitze des Gebäudes in 100 Fuss Höhe. Stampfte man im übrigen Haus mit dem Fuß auf, erschütterte dies die Instrumente im Observatorium.

Ein Aufschwung wissenschaftlichen Lebens in Batavia erfolgte erst nach dem Tod von Mohr 1778 durch Gründung der Königlich Batavischen Gesellschaft der Künste und Wissenschaften. Die Gründung war noch von Mohr initiiert worden, kam aber zunächst durch mangelnde Unterstützung offizieller Stellen nicht zustande. Die Mitglieder wollten anfangs Mohrs Beobachtungen fortsetzten und eines der aktivsten Mitglieder der Gesellschaft, der Geistliche Johannes Hooijman kaufte die Instrumente 1776 von Mohrs Witwe. Es stellte sich aber heraus, dass sie stark unter dem tropischen Klima gelitten hatten - die Anstrengungen zu astronomischen Beobachtungen verliefen bald darauf in Batavia im Sand. Da es in Batavia keine Instrumentenmacher gab, wurden die Instrumente nach Amsterdam zur Reparatur geschickt. Dort vergaß man sie einige Zeit, sie fanden aber teilweise wieder Verwendung und die Spur einiger Instrumente ließ sich später in verschiedene niederländische Museen verfolgen.

Sonstiges

Der Kleinplanet 5084 Johanmohr ist nach ihm benannt.

Literatur

  • H.J. Zuidervaart, R.H. van Gent: A Bare Outpost of Learned European Culture on the Edge of the Jungles of Java: Johan Maurits Mohr (1716–1775) and the Emergence of Instrumental and Institutional Science in Dutch Colonial Indonesia. In: Isis, Band 95, 2004, S. 1–33, PMID 15301065
  • Robert H. van Gent: Observations of the 1761 and 1769 transits of Venus from Batavia (Dutch East Indies). In: D. W. Kurtz: Transits of Venus, Proc. International Astronomical Union (IAU Colloquium 196), Cambridge University Press, 2005, S. 67
  • J. van der Bilt: Venus tegen de Zonneschijf 1761, 1769; een bladzijde uit de geschiedenis der nederlandsche sterrenkunde. Wolters, Groningen 1940
  • H. J. Zuidervaart: Van „Konstgenoten“ en Hemelse Fenomenen: Nederlandse sterrenkunde in de achttiende eeuw. Erasmus Publishing, Rotterdam 1999

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Erst sollte er Pfarrer in der portugiesischen Gemeinde in der niederländischen Niederlassung in Galle auf Ceylon werden; das verschob sich aber, da er zunächst Portugiesisch lernen wollte – nach seiner Heirat mit Johanna Cornelia van der Sluys blieb er ganz in Batavia.
  2. K. van Berkel: In het voetspoor van Stevin. Geschiedenis van de natuurwetenschap in Nederland 1580-1940. Boom, Amsterdam 1985, S. 211 ff.
  3. Mohr: Transitus Veneris et Mercurii in eorum exitu e disco solis, 4to mensis juniii et 10to novembris 1769 observatus. In: Phil. Trans. Roy. Soc., Band 61, 1771, gallica.bnf.fr
  4. So auch der Astronom Van der Bilt in seinem Buch 1940
  5. Robert H. van Gent in Kurtz: Transits of Venus, Diskussion, S. 73