Christoph Notnagel

Christoph Notnagel

Christoph Notnagel (auch: Nottnagel; Nothnagel; * 20. September 1607 in Hildburghausen; † 1. Mai 1666 in Wittenberg) war ein deutscher Mathematiker und Astronom.

Leben

Notnagel wurde als Sohn des Tuchmachers Johannes (Hans) Nothnagel (* 1577 in Hildburghausen; † 22. Februar 1648 ebd.) und Dorothea (geb. Popp; † 18. Oktober 1638 in Hildburghausen) in eine „vornehme und alteingesessene Familie des Ortes“ geboren.[1] Nach dem Schulbesuch in seinem Heimatort besuchte er ab 1626 das Gymnasium in Coburg, wo er die Reife erwarb, eine Hochschule besuchen zu können. Am 4. März 1629 immatrikulierte er sich an der Universität Wittenberg.[2] wechselte am 20. Juni 1629 an die Universität Königsberg[3] und kehrte in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges nach Wittenberg zurück. Dort erwarb er am 21. September 1630 den akademischen Grad eines Magisters der Philosophie[2] und nahm ein theologisches Studium auf.

Nachdem er am 11. Mai 1632 die Vorleseerlaubnis für Hochschulen als Magister legens erhalten hatte,[2] entwickelte er solche Fähigkeiten, dass er 1634 als Superintendent in Heldburg berufen wurde. Jedoch trat er dieses Amt nicht an. Die Wittenberger Universität bot ihrem Privatdozenten eine Professur der höheren Mathematik an, und der sächsische Hof verband dieses Amt mit dem eines Kriegskommissars. So wurde Notnagel am 28. März 1634 als Adjunkt an der philosophischen Fakultät aufgenommen.[2] und übernahm am Folgetag die Professur für höhere Mathematik.[4] In dem Amt des Kriegskommissars wirkte er sieben Jahre zum Nutzen der Wittenberger Akademie und der Wittenberger Bürgschaft.

Der durch seine Synopsis der Mathematik bekannt gewordene Hochschullehrer bildete nicht nur Studenten, Standespersonen und Adlige aus, er hielt auch für Soldaten und andere Personen aller Stände, die nicht studiert hatten, deutschsprachige Privatvorlesungen. Notnagel beteiligte sich auch an den organisatorischen Aufgaben der Wittenberger Hochschule. So war er in den Sommersemestern 1638, 1643, 1649 sowie 1655 Dekan der philosophischen Fakultät und in den Sommersemestern 1642 sowie 1660 Rektor der Akademie.[5] Nach seinem Tod hat man Notnagel am 6. Mai in der Wittenberger Schlosskirche beigesetzt und ihm ein Epitaph errichtet, welches heute stark verwittert ist.[6]

Familie

Er war zweimal verheiratet. Seine erste Ehe schloss er am 8. Juli 1634 in Wittenberg mit Dorothea Elisabeth (* 15. Juli 1619 in Wittenberg; † 13. Juli 1653 ebd.), die Tochter des Apothekers Kaspar Mühlich und dessen Frau Elisabeth (geb. Fluth).[7] Nach ihrem Tod heiratete er am 13. Juni 1654 in Wittenberg Elisabeth, die Tochter des Assessors an der Juristischen Fakultät Christian Kremberg. Aus diesen Ehen sind die Kinder bekannt:

  • 1. Ehe
Anna Katharina Notnagel (* 15. Dezember 1637 in Wittenberg; † September 1672 ebd.) verheiratet am 14. November 1654 mit dem Wittenberger Stadtkommandanten und Witwer Erasmus von Egerland († Oktober 1667 in Wittenberg)[8]
Johann Christoph (starb früh)
Johann Kasper Notnagel (* Wittenberg) am 9. Oktober 1651 UWB immatrikuliert
Christoph Notnagel (* 3. Februar 1648 in Wittenberg[9]) 26. September 1659 UWB immatrikuliert
Gottfried (starb vor Mutter)
Dorothea Elisabeth († 1637)
Magaretha Sybilla
Elisabeth
Maria Magdalena heiratet am 22. September 1668 in Regensburg Sebastian Kichmaier (* 18. März 1641 in Uffenheim; † 18. September 1698 in Rotenburg ob der Tauber) als Superintendent.
Dorothea verh. 1. Ehe mit Andreas Sennert, 2. Ehe mit Johann Karl Naeve
Anna Maria
Christina († 13. Juli 1653 in Wittenberg)
  • 2. Ehe
Johannes Christian 26. September 1659 UWB immatrikuliert, auch in Leipzig immatrikuliert Student Jur.
Johannes Paulus Notnagel (* Wittenberg) am 6. Oktober 1674 UWB immatrikuliert[10]
Anna Magaretha Nottnagel (* 19. November 1658 in Wittenberg; † 19. September 1682 in Wittenberg) verh. am 17. August 1680 mit Professor Michael Walther der Jüngere[11]

Werkauswahl

  • Diss. De hypothesibus astronomicis. Wittenberg 1635
  • Quaestiones physico mathematicas. Wittenberg 1644
  • Institutiones mathematicas Wittenberg 1645
  • De originibus astronomiae. Wittenberg 1650
  • Disp. De ortu et qceasu stellarum. Wittenberg 1651
  • De insperato solis exortum, qui Hollandis 1597, in Nova Zembla contigit. Wittenberg 1657,
  • Manuale fortificatorium oder kurzes Handbüchlein von der Festungsbaukunst. Wittenberg 1659
  • Quadrigam controversiarum mathematicarum a.) de Calendario Gregoriano, b.) de Galaxia c.) de nominibus gentilium in coelo d.) de unirate aritmetica. Wittenberg 1660
  • Sceleton centum positionum mathematicarum. Wittenberg 1660
  • Synopsin mathematica contines Mathesin Generalem Aretmethicam Geometricam Astronomicam Geographiam. 3. Auflage Wittenberg 1665
  • Gründlichen Bericht von dem 1665 erschienen importirlichen Cometen. Wittenberg 1665
  • Manuale archirecturae militaris
  • De hypothesibus Astronomicis
  • De religionibus, quarum in historia sacra sit mentio
  • De Geographiae requisitis
  • De ventis insotentibus

Literatur

  • Thomas Krohn: Christoph Nothnagels Lehr- und Forschungstätigkeit an der Universität Wittenberg – Mathematisch-astronomische Weltsicht des 17. Jahrhunderts im Spiegel universitärer Lehre. Dissertation. Halle-Wittenberg 2014, http://digital.bibliothek.uni-halle.de/hs/content/titleinfo/2256538
  • Heinz Kathe: Die Wittenberger Philosophische Fakultät 1501–1817. Böhlau, Köln 2002, ISBN 3-412-04402-4. S. 232–233
  • Siegmund Günther: Nottnagel, Christoph. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 24, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 45 f.
  • Nottnagel oder Notnagel, Christoph. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 24, Leipzig 1740, Spalte 1481.

Weblinks

Originalwerke:

Einzelnachweise

  1. WENDELER, M. (1666): Programma, In Funere Viri Amplissimi, Excellentissimique, DN. Christophori Nottnagelii, Mathem. Super. Professoris longe merrtissimi, et Academiae Witteb. Senioris Venerandi […], S. 455, zitiert nach Krohn 2014, S. 6, siehe auch Deutsches Geschlechterbuch. Band. 69, S. 719
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Bernhard Weissenborn: Album Academiae Vitebergensis. Jüngere Reihe Teil 1 (1602–1660). Magdeburg, 1934, S. 329
  3. Georg Euler: Die Matrikel der Albertus-Universität zu Königsberg in Preußen. Leipzig 1910, Band 1, S. 314
  4. Bernhard Weissenborn: Album Academiae Vitebergensis. Jüngere Reihe Teil 1 (1602–1660). Magdeburg 1934, S. 378
  5. Andreas Sennert: Athenae Itemq; Inscriptiones VVittebergenses, Libri II.
  6. Ernst Zitzlaff: Die Begräbnisstätten Wittenbergs und ihre Denkmäler. Paul Wunschmann, Wittenberg 1896, S. 11
  7. Leichenpredigt von M. August Fleischhauer vom 17. Juli 1653
  8. Otto Hübner: Die Familie Hilliger. In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins mit Bildern aus der Vergangenheit 42. Heft (siehe auch Heft 40, ab S. 205), Gerlachsche Buchdruckerei, Freiberg (Sachsen) 1904, S. 63, er war in erster Ehe am 22. Juli 1628 in Wittenberg verheiratet mit Anna Riebstein (* 18. März 1600 in Schweinfurt in Franken; † 28. März 1654 in Wittenberg) vgl. DGB. Bd. 69, S. 720
  9. Kirchenbuch Wittenberg: Taufregister
  10. Fritz Juntke: Album Academiae Vitebergensis. Jüngere Reihe Teil 2. Halle (Saale) 1952
  11. Fritz Roth: Restlose Auswertungen von Leichenpredigten und Personalschriften für genealogische und kulturhistorische Zwecke. Boppard Verlag, 1974, Band 8, S. 224, R 7333