Ulrich Hermann Bernd Mosel (* 8. Februar 1943 in Hannover) ist ein deutscher Theoretischer Physiker.
Ulrich Mosel studierte von 1962 bis 1967 Mathematik und Physik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main und schloss das Studium 1967 mit dem Grad eines Diplom-Physikers ab. Er arbeitete dann bei Walter Greiner und wurde 1968 bei diesem zum Dr. phil. nat. an der JWG-Universität promoviert mit der Dissertation „Untersuchung der kollektiven Potentialenergiefläche von Atomkernen: Superschwere Elemente“. Zu dieser Zeit arbeitete er an der theoretischen Beschreibung der Struktur schwerer und superschwerer Atomkerne.
Anfang 1970 ging er an die University of Tennessee und das Oak Ridge National Laboratory. Von dort wechselte er 1971 zur University of Washington in Seattle. Während dieser Zeit arbeitete er primär an einer theoretischen Beschreibung der Kernspaltung. 1972 wurde er zum ordentlichen Professor für Theoretische Physik an der Justus-Liebig-Universität Gießen berufen. 1980/81 und 1993/94 stand er dort der Physik-Fakultät als Dekan vor. Im April 2011 wurde er emeritiert.
Er war Gastprofessor am Argonne National Laboratory, der State University of New York, dem Oak Ridge National Laboratory, der Michigan State University, dem Lawrence Berkeley National Laboratory und der University of Washington. 1982 bis 1988 war er im wissenschaftlichen Beirat des GSI in Darmstadt (sowie 1997 bis 2001 im Programmbeirat der GSI) und 1989 bis 1992 in dem des Hahn-Meitner-Instituts in Berlin. Von 1995 bis 1998 leitete er den COSY-Programmbeirat des Forschungszentrums Jülich, von 1997 bis 2000 stand er dem Gutachterausschuss für Kern- und Hadronenphysik des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vor. Aus seiner Arbeitsgruppe gingen 9 Professoren und 47 Doktoren der Physik hervor.
Arbeitsgebiete waren während dieser Zeit die Kernstrukturphysik, die Schwerionenphysik (Niedrigenergie-Schwerionenreaktionen und relativistische Schwerionenreaktionen), nukleare Moleküle, die Hadronenphysik und die Untersuchung der Wechselwirkung von Photonen, Elektronen und Neutrinos mit Atomkernen.
Unter den Arbeiten zur Kernstrukturphysik sind insbesondere die frühen Arbeiten zur Kernspaltung schwerer Aktinide erwähnenswert, in denen ein Übergang zu symmetrischer Spaltung bei Annäherung an den Kern Fm264 vorhergesagt wurde. In dieses Arbeitsgebiet fällt auch die erste selbstkonsistente Berechnung des Gas-Flüssigkeit-Phasenübergangs von Kernmaterie im Jahr 1976. Daran schlossen sich Arbeiten zur Struktur von Hochspin-Zuständen in Atomkernen an, Danach folgte eine längere Phase von Berechnungen hauptsächlich zur Teilchenproduktion in relativistischen Schwerionenstößen und (gemeinsam mit Volker Metag) die Vorhersage der Existenz von Resonanzmaterie in solchen Reaktionen. Die dazu entwickelten Codes der quantenkinetischen Transporttheorie wurden dann von Mosel und Mitarbeitern ab Mitte der 1990er Jahre auch zur Untersuchung von Elektron- und Photon-induzierten Reaktionen am Atomkern eingesetzt. Dabei lag ein besonderes Gewicht auf der Untersuchung von beobachtbaren Konsequenzen von in-Medium Änderungen der Struktur von Hadronen. Ab ca. 2005 wurden dann diese Rechnungen auch auf die Beschreibung von Neutrino-Kernreaktionen ausgeweitet. Daraus entstand schließlich der Neutrino-Ereignisgenerator GiBUU.[1]
Ulrich Mosel ist Fellow der American Physical Society (APS) (1987)[2] und Ehrenbürger des US-Bundesstaates Tennessee (1970).
Aufsätze (Auswahl):
Personendaten | |
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NAME | Mosel, Ulrich |
ALTERNATIVNAMEN | Mosel, Ulrich Hermann Bernd |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher theoretischer Physiker |
GEBURTSDATUM | 8. Februar 1943 |
GEBURTSORT | Hannover |