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== Karriere == | == Karriere == | ||
Schön legte 1988 seine [[Matura]] am Bundesgymnasium im österreichischen [[Feldkirch]] ab. Er studierte [[Physik]] an der [[Universität Konstanz]] und erwarb dort 1993 sein [[Diplom]]. 1997 promovierte Jan Hendrik Schön bei dem | Schön legte 1988 seine [[Matura]] am Bundesgymnasium im österreichischen [[Feldkirch]] ab. Er studierte [[Physik]] an der [[Universität Konstanz]] und erwarb dort 1993 sein [[Diplom]]. 1997 promovierte Jan Hendrik Schön an der Universität Konstanz bei dem [[Photovoltaik]]-Experten [[Ernst Bucher]] über die ''Nutzbarmachung von Kupfergalliumdiselenid zur Herstellung von [[Solarzelle]]n''. | ||
Ende 1997 wechselte er an die [[Bell Laboratories]] in die Arbeitsgruppe von [[Bertram Batlogg]] | Ende 1997 wechselte er an die [[Bell Laboratories]] in die Arbeitsgruppe von [[Bertram Batlogg]] und arbeitete zusammen mit dem Kristallzüchter [[Christian Kloc]]. Er forschte zur [[Nanotechnologie]] mit organischen Halbleitern. | ||
Im Jahr 2001 publizierte er im Durchschnitt alle acht Tage einen Fachartikel, 17 davon in den | Im Jahr 2001 publizierte er im Durchschnitt alle acht Tage einen Fachartikel, 17 davon in den Zeitschriften [[Nature]] und [[Science]]. Darin berichtete er von vielen bahnbrechenden Ergebnissen, unter anderem [[Hochtemperatursupraleiter]] auf [[Fullerene|Fullerenbasis]] und einen [[Transistor]], der nur aus einem [[Molekül]] besteht. Das [[Max-Planck-Institut für Festkörperforschung]] in Stuttgart beabsichtigte, ihn zum bis dahin jüngsten Direktor zu berufen. | ||
2011 war Schön als Ingenieur bei einem Chemieunternehmen beschäftigt.<ref>{{ Webarchiv | url=http://www.swp.de/ulm/nachrichten/suedwestumschau/Faelscher-verliert-seinen-Doktortitel;art4319,1113357 | wayback=20130718163509 | text= ''Fälscher verliert seinen Doktortitel'' }}, Südwestpresse, 15. September 2011. – [http://www.pro-physik.de/Phy/leadArticle.do?laid=13339 ''Schön bleibt Doktor''], pro-physik.de, 28. September 2010</ref> | 2011 war Schön als Ingenieur bei einem Chemieunternehmen beschäftigt.<ref>{{ Webarchiv | url=http://www.swp.de/ulm/nachrichten/suedwestumschau/Faelscher-verliert-seinen-Doktortitel;art4319,1113357 | wayback=20130718163509 | text= ''Fälscher verliert seinen Doktortitel'' }}, Südwestpresse, 15. September 2011. – [http://www.pro-physik.de/Phy/leadArticle.do?laid=13339 ''Schön bleibt Doktor''], pro-physik.de, 28. September 2010</ref> | ||
== Vorwürfe und Folgen == | == Vorwürfe und Folgen == | ||
Im Jahr 2001 begannen einige Physiker, Zweifel an diversen Veröffentlichungen Schöns zu äußern, da ihnen die dort enthaltenen Messdaten im Sinne der Messgenauigkeit zu exakt erschienen und manche von Schöns Behauptungen allgemein akzeptierten physikalischen Erkenntnissen widersprachen. Bei eingehenderen Untersuchungen wurde anschließend entdeckt, dass Schön teilweise identische Messreihen zu völlig verschiedenen Experimenten veröffentlicht hatte. Zusätzlich erstellte er „Messreihen“ per Simulation am Computer, was jedoch erst nach Bekanntwerden der anderen Fälschungen erkannt wurde. | Im Jahr 2001 begannen einige Physiker, Zweifel an diversen Veröffentlichungen Schöns zu äußern, da ihnen die dort enthaltenen Messdaten im Sinne der Messgenauigkeit zu exakt erschienen und manche von Schöns Behauptungen allgemein akzeptierten physikalischen Erkenntnissen widersprachen. Bei eingehenderen Untersuchungen wurde anschließend entdeckt, dass Schön teilweise identische Messreihen zu völlig verschiedenen Experimenten veröffentlicht hatte. Zusätzlich erstellte er „Messreihen“ per Simulation am Computer, was jedoch erst nach Bekanntwerden der anderen Fälschungen erkannt wurde. | ||
Am 21. September 2002 kam eine von den [[Bell Laboratories]] eingesetzte Untersuchungskommission zu dem Ergebnis,<ref> | Am 21. September 2002 kam eine von den [[Bell Laboratories]] eingesetzte Untersuchungskommission zu dem Ergebnis,<ref name=":0"> {{Webarchiv|text=''Report of the Investigation Committee on the Possibility of Scientific Misconduct in the Work of Hendrik Schön and Coauthors'' |url=http://www.alcatel-lucent.com/wps/DocumentStreamerServlet?LMSG_CABINET=Docs_and_Resource_Ctr&LMSG_CONTENT_FILE=Corp_Governance_Docs%2Fresearchreview.pdf&lu_lang_code=en_WW |wayback=20141109105320 }} Bell Labs Research Review Report, September 2002, in Englisch</ref> dass Schön sich in 16 Publikationen durch das Fälschen von Messdaten des [[Wissenschaftliches Fehlverhalten|wissenschaftlichen Fehlverhaltens]] schuldig gemacht habe.<ref>''Doktor? No!''. [[Physik Journal]] 8 (2009) Nr. 12, S. 11</ref> | ||
[[Lucent Technologies]] (Eigentümerfirma der Bell Laboratories) entließ ihn daraufhin fristlos. Dies war der erste Fall eines bekanntgewordenen wissenschaftlichen Betruges in den Bell Labs. Die [[Max-Planck-Gesellschaft]] verzichtete auf eine Berufung, mehrere Auszeichnungen wurden zurückgegeben ([[Braunschweig Preis]] 2001) oder aberkannt ([[Otto-Klung-Weberbank-Preis]] 2001). Mehrere Artikel wurden zum Teil gegen den Willen Schöns zurückgezogen. Das Fachblatt [[Science]] zog am 31. Oktober 2002 insgesamt acht von Schön verfasste Publikationen zurück, das Fachblatt [[Nature]] am 5. März 2003 sieben solcher Publikationen. | [[Lucent Technologies]] (Eigentümerfirma der Bell Laboratories) entließ ihn daraufhin fristlos. Dies war der erste Fall eines bekanntgewordenen wissenschaftlichen Betruges in den Bell Labs. Die [[Max-Planck-Gesellschaft]] verzichtete auf eine Berufung, mehrere Auszeichnungen wurden zurückgegeben ([[Braunschweig Preis]] 2001) oder aberkannt ([[Otto-Klung-Weberbank-Preis]] 2001). Mehrere Artikel wurden zum Teil gegen den Willen Schöns zurückgezogen. Das Fachblatt [[Science]] zog am 31. Oktober 2002 insgesamt acht von Schön verfasste Publikationen zurück, das Fachblatt [[Nature]] am 5. März 2003 sieben solcher Publikationen. | ||
Schön räumte ein, dass die Daten in vielen dieser Arbeiten fehlerhaft waren. Er behauptete, dass die Verwechslungen durch ein Versehen aufgetreten seien. Dennoch gab er zu, gewisse Daten „angepasst“ zu haben, damit sie einen deutlicheren Beweis für das lieferten, was er in seinen Experimenten beobachtet habe.<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-25396545.html ''Ikarus der Physik''] Der Spiegel vom 7. Oktober 2002</ref> Er besteht nach wie vor darauf, dass seine Experimente funktionsfähig seien. | Schön räumte ein, dass die Daten in vielen dieser Arbeiten fehlerhaft waren. Er behauptete jedoch, dass die Verwechslungen durch ein Versehen aufgetreten seien. Dennoch gab er zu, gewisse Daten „angepasst“ zu haben, damit sie einen deutlicheren Beweis für das lieferten, was er in seinen Experimenten tatsächlich beobachtet habe.<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-25396545.html ''Ikarus der Physik''] Der Spiegel vom 7. Oktober 2002</ref> Er besteht nach wie vor darauf, dass seine Experimente funktionsfähig seien und er nicht betrogen habe. | ||
Wissenschaftler an der [[Universität Delft]] und am [[IBM]] [[Thomas J. Watson Research Center]] | Wissenschaftler an der [[Technische Universität Delft|TU Delft]] und am [[IBM]] [[Thomas J. Watson Research Center]] konnten in ähnlichen Experimenten Schöns Ergebnisse nicht bestätigen. | ||
== Gefälschte Publikationen == | == Gefälschte Publikationen == | ||
Unter anderem wurden die folgenden Publikationen zurückgezogen: | |||
* J. H. Schön, S. Berg, Ch. Kloc, B. Batlogg: Ambipolar pentacene field-effect transistors and inverters | * J. H. Schön, S. Berg, Ch. Kloc, B. Batlogg: ''Ambipolar pentacene field-effect transistors and inverters.'' Science 287, 1022 (2000). | ||
* J. H. Schön, Ch. Kloc, R. C. Haddon, B. Batlogg: A superconducting field-effect switch | * J. H. Schön, Ch. Kloc, R. C. Haddon, B. Batlogg: ''A superconducting field-effect switch.'' Science 288, 656 (2000). | ||
* J. H. Schön, Ch. Kloc, B. Batlogg: Fractional quantum Hall effect in organic molecular semiconductors | * J. H. Schön, Ch. Kloc, B. Batlogg: ''Fractional quantum Hall effect in organic molecular semiconductors.'' Science 288, 2338 (2000). | ||
* J. H. Schön, Ch. Kloc, A. Dodabala-pur, B. Batlogg: An organic solid state injection laser | * J. H. Schön, Ch. Kloc, A. Dodabala-pur, B. Batlogg: ''An organic solid state injection laser.'' Science 289, 599 (2000). | ||
* J. H. Schön, A. Dodabalapur, Ch. Kloc, B. Batlogg: A light-emitting field-effect transistor | * J. H. Schön, A. Dodabalapur, Ch. Kloc, B. Batlogg: ''A light-emitting field-effect transistor.'' Science 290, 963 (2000). | ||
* J. H. Schön, Ch. Kloc, H. Y. Hwang, B. Batlogg: Josephson junctions with tunable weak links | * J. H. Schön, Ch. Kloc, H. Y. Hwang, B. Batlogg: ''Josephson junctions with tunable weak links.'' Science 292, 252 (2001). | ||
* J. H. Schön, Ch. Kloc, B. Batlogg: High-temperature superconductivity in lattice-expanded C<sub>60</sub> | * J. H. Schön, Ch. Kloc, B. Batlogg: ''High-temperature superconductivity in lattice-expanded C<sub>60</sub>.'' Science 293, 2432 (2001). | ||
* J. H. Schön, H. Meng, Z. Bao: Field-effect modulation of the conductance of single molecules | * J. H. Schön, H. Meng, Z. Bao: ''Field-effect modulation of the conductance of single molecules.'' Science 294, 2138 (2001). | ||
* J. H. Schön, Ch. Kloc, B. Batlogg: Superconductivity at 52K in hole-doped C<sub>60</sub>. Nature 408, | * J. H. Schön, Ch. Kloc, B. Batlogg: ''Superconductivity at 52K in hole-doped C<sub>60</sub>.'' Nature 408, 549–552 (2000). | ||
* J. H. Schön et al.: Gate-induced superconductivity in a solution-processed organic polymer film. Nature 410, | * J. H. Schön et al.: ''Gate-induced superconductivity in a solution-processed organic polymer film.'' Nature 410, 189–192 (2001). | ||
* J. H. Schön, H. Meng, Z. Bao: Self-assembled monolayer organic field-effect transistors. Nature 413, | * J. H. Schön, H. Meng, Z. Bao: ''Self-assembled monolayer organic field-effect transistors.'' Nature 413, 713–716 (2001). | ||
* J. H. Schön et al: Superconductivity in single crystals of the fullerene C<sub>70</sub>. Nature 413, | * J. H. Schön et al: ''Superconductivity in single crystals of the fullerene C<sub>70</sub>.'' Nature 413, 831–833 (2001). | ||
* J. H. Schön et al: Superconductivity in CaCuO<sub>2</sub> as a result of field-effect doping. Nature 414, | * J. H. Schön et al: ''Superconductivity in CaCuO<sub>2</sub> as a result of field-effect doping.'' Nature 414, 434–436 (2001). | ||
Im Abschlussbericht der Untersuchungskommission<ref name=":0" /> wurden weitere Artikel als verdächtig eingestuft. | |||
== Aberkennung des Doktorgrades == | == Aberkennung des Doktorgrades == | ||
Im Juni 2004 entzog die Universität Konstanz Schön den Doktorgrad wegen „unwürdigen Verhaltens“.<ref>{{Webarchiv | url= http://www.uni-konstanz.de/struktur/service/presse/mittshow.php?nr=85&jj=2004 | wayback = 20040822155131 | text = ''Universität Konstanz entzieht Jan Hendrik Schön den Doktortitel''}} Pressemitteilung 85 vom 11. Juni 2004.</ref> An diesem Schritt war ungewöhnlich, dass die Redlichkeit der Doktorarbeit selbst nicht in Frage gestellt, sondern vielmehr ein bis dahin kaum beachteter Passus im baden-württembergischen Universitätsgesetz herangezogen wurde, nach dem der Titel auch entzogen werden kann, „wenn sich der Inhaber durch sein späteres Verhalten der Führung des Grades als unwürdig erwiesen hat“. Hierzu führte die Universität Schöns Fehlverhalten als Forscher in den USA an. Schön ging gerichtlich gegen die Entziehung des Doktorgrads vor, unterlag jedoch letztlich vor dem Bundesverwaltungsgericht, das die Klage am 31. Juli 2013 endgültig abwies.<ref>Universität Konstanz: | Im Juni 2004 entzog die Universität Konstanz Schön den Doktorgrad wegen „unwürdigen Verhaltens“.<ref>{{Webarchiv | url= http://www.uni-konstanz.de/struktur/service/presse/mittshow.php?nr=85&jj=2004 | wayback = 20040822155131 | text = ''Universität Konstanz entzieht Jan Hendrik Schön den Doktortitel''}} Pressemitteilung 85 vom 11. Juni 2004.</ref> An diesem Schritt war ungewöhnlich, dass die Redlichkeit der Doktorarbeit selbst nicht in Frage gestellt, sondern vielmehr ein bis dahin kaum beachteter Passus im baden-württembergischen Universitätsgesetz herangezogen wurde, nach dem der Titel auch entzogen werden kann, „wenn sich der Inhaber durch sein späteres Verhalten der Führung des Grades als unwürdig erwiesen hat“. Hierzu führte die Universität Schöns Fehlverhalten als Forscher in den USA an. Schön ging jahrelang gerichtlich gegen die Entziehung des Doktorgrads vor, unterlag jedoch letztlich vor dem Bundesverwaltungsgericht, das die Klage am 31. Juli 2013 endgültig abwies.<ref>Universität Konstanz: {{Webarchiv|text=Entzug des Doktorgrades in letzter Instanz bestätigt |url=http://www.aktuelles.uni-konstanz.de/presseinformationen/2013/98/ |wayback=20140709174353 }}, Presseinformation Nr. 98 vom 31. Juli 2013.</ref> Damit wurde der Entzug des Doktorgrades rechtskräftig. Eine Verfassungsbeschwerde gegen das Urteil wurde vom [[Bundesverfassungsgericht]] nicht zur Entscheidung angenommen.<ref>https://www.bundesverfassungsgericht.de/pressemitteilungen/bvg14-085.html</ref> | ||
== Sonstiges == | |||
Der Fall Hendrik Schön ist Gegenstand eines Romans von Gianfranco D’Anna, dessen Titelheld Albert Thebell von Schön inspiriert ist.<ref>Gianfranco D'Anna: «Albert Thebell, Physiker und Fälscher». Verlag die Brotsuppe, 2014. [https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/wie-ein-physiker-beinah-einen-nobelpreis-erschwindelte ''Gesellschaft & Religion – Wie ein Physiker beinah einen Nobelpreis erschwindelte''], srf.ch, 11. Februar 2014.</ref> | |||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* Eugenie Samuel Reich: ''Plastic Fantastic: How the Biggest Fraud in Physics Shook the Scientific World'', MacMillan Science 2009 | * Eugenie Samuel Reich: ''Plastic Fantastic: How the Biggest Fraud in Physics Shook the Scientific World'', MacMillan Science 2009. | ||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* {{DNB-Portal|11806553X}} | * {{DNB-Portal|11806553X}} | ||
* [http://www.americanscientist.org/bookshelf/pub/an-interview-with-eugenie-samuel-reich Interview mit der Wissenschaftsjournalistin Eugenie Samuel Reich, die ein Buch über Schön verfasst hat, bei americanscientist.org, englisch] | * [https://web.archive.org/web/20120907215930/http://www.americanscientist.org/bookshelf/pub/an-interview-with-eugenie-samuel-reich Interview mit der Wissenschaftsjournalistin Eugenie Samuel Reich, die ein Buch über Schön verfasst hat, bei americanscientist.org, englisch] | ||
== Belege == | == Belege == | ||
<references/> | <references /> | ||
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Jan Hendrik Schön (* 1970) ist ein deutscher Physiker. Er löste 2002 einen Skandal wegen gefälschter Forschungsergebnisse aus, dem eine Debatte über die Verantwortlichkeiten von Ko-Autoren und Gutachtern von wissenschaftlichen Arbeiten folgte. Schöns Forschungsgebiete waren Nanotechnologie und Festkörperphysik.
Schön legte 1988 seine Matura am Bundesgymnasium im österreichischen Feldkirch ab. Er studierte Physik an der Universität Konstanz und erwarb dort 1993 sein Diplom. 1997 promovierte Jan Hendrik Schön an der Universität Konstanz bei dem Photovoltaik-Experten Ernst Bucher über die Nutzbarmachung von Kupfergalliumdiselenid zur Herstellung von Solarzellen.
Ende 1997 wechselte er an die Bell Laboratories in die Arbeitsgruppe von Bertram Batlogg und arbeitete zusammen mit dem Kristallzüchter Christian Kloc. Er forschte zur Nanotechnologie mit organischen Halbleitern.
Im Jahr 2001 publizierte er im Durchschnitt alle acht Tage einen Fachartikel, 17 davon in den Zeitschriften Nature und Science. Darin berichtete er von vielen bahnbrechenden Ergebnissen, unter anderem Hochtemperatursupraleiter auf Fullerenbasis und einen Transistor, der nur aus einem Molekül besteht. Das Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart beabsichtigte, ihn zum bis dahin jüngsten Direktor zu berufen.
2011 war Schön als Ingenieur bei einem Chemieunternehmen beschäftigt.[1]
Im Jahr 2001 begannen einige Physiker, Zweifel an diversen Veröffentlichungen Schöns zu äußern, da ihnen die dort enthaltenen Messdaten im Sinne der Messgenauigkeit zu exakt erschienen und manche von Schöns Behauptungen allgemein akzeptierten physikalischen Erkenntnissen widersprachen. Bei eingehenderen Untersuchungen wurde anschließend entdeckt, dass Schön teilweise identische Messreihen zu völlig verschiedenen Experimenten veröffentlicht hatte. Zusätzlich erstellte er „Messreihen“ per Simulation am Computer, was jedoch erst nach Bekanntwerden der anderen Fälschungen erkannt wurde.
Am 21. September 2002 kam eine von den Bell Laboratories eingesetzte Untersuchungskommission zu dem Ergebnis,[2] dass Schön sich in 16 Publikationen durch das Fälschen von Messdaten des wissenschaftlichen Fehlverhaltens schuldig gemacht habe.[3]
Lucent Technologies (Eigentümerfirma der Bell Laboratories) entließ ihn daraufhin fristlos. Dies war der erste Fall eines bekanntgewordenen wissenschaftlichen Betruges in den Bell Labs. Die Max-Planck-Gesellschaft verzichtete auf eine Berufung, mehrere Auszeichnungen wurden zurückgegeben (Braunschweig Preis 2001) oder aberkannt (Otto-Klung-Weberbank-Preis 2001). Mehrere Artikel wurden zum Teil gegen den Willen Schöns zurückgezogen. Das Fachblatt Science zog am 31. Oktober 2002 insgesamt acht von Schön verfasste Publikationen zurück, das Fachblatt Nature am 5. März 2003 sieben solcher Publikationen.
Schön räumte ein, dass die Daten in vielen dieser Arbeiten fehlerhaft waren. Er behauptete jedoch, dass die Verwechslungen durch ein Versehen aufgetreten seien. Dennoch gab er zu, gewisse Daten „angepasst“ zu haben, damit sie einen deutlicheren Beweis für das lieferten, was er in seinen Experimenten tatsächlich beobachtet habe.[4] Er besteht nach wie vor darauf, dass seine Experimente funktionsfähig seien und er nicht betrogen habe.
Wissenschaftler an der TU Delft und am IBM Thomas J. Watson Research Center konnten in ähnlichen Experimenten Schöns Ergebnisse nicht bestätigen.
Unter anderem wurden die folgenden Publikationen zurückgezogen:
Im Abschlussbericht der Untersuchungskommission[2] wurden weitere Artikel als verdächtig eingestuft.
Im Juni 2004 entzog die Universität Konstanz Schön den Doktorgrad wegen „unwürdigen Verhaltens“.[5] An diesem Schritt war ungewöhnlich, dass die Redlichkeit der Doktorarbeit selbst nicht in Frage gestellt, sondern vielmehr ein bis dahin kaum beachteter Passus im baden-württembergischen Universitätsgesetz herangezogen wurde, nach dem der Titel auch entzogen werden kann, „wenn sich der Inhaber durch sein späteres Verhalten der Führung des Grades als unwürdig erwiesen hat“. Hierzu führte die Universität Schöns Fehlverhalten als Forscher in den USA an. Schön ging jahrelang gerichtlich gegen die Entziehung des Doktorgrads vor, unterlag jedoch letztlich vor dem Bundesverwaltungsgericht, das die Klage am 31. Juli 2013 endgültig abwies.[6] Damit wurde der Entzug des Doktorgrades rechtskräftig. Eine Verfassungsbeschwerde gegen das Urteil wurde vom Bundesverfassungsgericht nicht zur Entscheidung angenommen.[7]
Der Fall Hendrik Schön ist Gegenstand eines Romans von Gianfranco D’Anna, dessen Titelheld Albert Thebell von Schön inspiriert ist.[8]
Personendaten | |
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NAME | Schön, Jan Hendrik |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker, der 2002 einen Betrugsskandal auslöste |
GEBURTSDATUM | 1970 |