Owen Gingerich

Owen Gingerich

Es ist zu großen Teilen der Arbeit Gingerichs zu verdanken, dass De revolutionibus besser als jede andere historische Erstausgabe mit Ausnahme der Gutenberg-Bibel untersucht und katalogisiert ist.[1]

Owen Jay Gingerich (* 1930 in Washington (Iowa)) ist, unter anderem, ein ehemaliger Professor für Astronomie und Wissenschaftsgeschichte an der Harvard University.

Als Astronom war er unter anderem für Modelle der Sonnenatmosphäre bekannt und war Senior Astronomer am Smithsonian Astrophysical Observatory. Er schrieb auch populärwissenschaftliche Aufsätze und Bücher (er gab beispielsweise mehrere Scientific American Sammelbände über Astronomie und Astronomiegeschichte in den 1970er und 1980er Jahren heraus) und hielt in Harvard viele Jahre den Kurs The Astronomical Perspective ab, der vor allem für Studenten anderer Fächer gedacht war. Für seine Vorlesungen erhielt er den Radcliffe-Harvard-Phi-Beta-Kappa-Preis.

1992 bis 1993 war er Vorsitzender der Abteilung Wissenschaftsgeschichte in Harvard. 2000 wurde er emeritiert.

Gingerich gilt als Autorität in Bezug auf Johannes Kepler und Nicolaus Copernicus. Drei Jahrzehnte lang untersuchte er weltweit die über 580 existierenden Kopien von Nicolaus Copernicus’ De revolutionibus orbium coelestium, und berichtete darüber in Das Buch das niemand las, erschienen 2004. [2] Vorausgegangen war eine These, dass Copernicus' Werk von 1543 ursprünglich kaum Beachtung gefunden habe. Gingerich fand eine Kopie mit vielen Anmerkungen von Erasmus Reinhold, und untersuchte darauf auch andere bekannte Kopien, um die Ausbreitung der Theorie nachzuzeichnen. Für diese Untersuchungen erhielt er 1981 einen hohen polnischen Verdienstorden.

Gingerich gab Übersetzungen von Theodor von Oppolzers Kanon der Finsternisse und Max Caspars Kepler-Biographie heraus.

Gingerich ist auch selbst Sammler seltener Bücher und von Muschel- und Schneckenschalen und außerdem auf seinen weltweiten Reisen passionierter Beobachter von Sonnenfinsternissen.

1985 wurde der Asteroid (2658) Gingerich nach ihm benannt. Er war Vizepräsident der American Philosophical Society und Vorsitzender des US-Komitees bei der International Astronomical Union. Außerdem organisierte er die historische Abteilung der American Astronomical Society (AAS), deren Doggett Preis er 2004 erhielt. Außerdem erhielt er 2004 den Didaktik-Preis (Education Prize) der AAS und 2006 den Jules-Janssen-Preis. Er ist seit 1975 Mitglied der American Philosophical Society, ein Jahr darauf wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.

Schriften

  • An annotated census of Copernicus' De revolutionibus (Nuremberg, 1543 and Basel, 1566). Leiden: Brill, 2002 ISBN 90-04-11466-1 (Studia copernicana. Brill's series; v. 2, 434 Seiten)
  • The Book Nobody Read : Chasing the Revolutions of Nicolaus Copernicus. New York, Walker 2004, ISBN 0-8027-1415-3, als Paperback bei Penguin
  • Gottes Universum: Nachdenken über offene Fragen. Berlin University Press, 2008, ISBN 3-940432-18-0 (englisch: God´s Universe, Harvard University Press 2006, William Belden Noble Lectures in Harvard 2005)
  • The Great Copernicus Chase and other adventures in astronomical history, Cambridge University Press 1992 (Aufsatzsammlung)
  • The Eye of Heaven: Ptolemy, Copernicus, Kepler, American Institute of Physics 1993 (Aufsatzsammlung)
  • The Galileo Affair, Scientific American, August 1982
  • Physical Sciences in the 20.Century, Scribner 1989
  • Mit Barbara Welther: Planetary, Lunar and solar positions, new and full moons, 1650-1805, American Philosophical Society 1983
  • Mit Kenneth R.Lang (Herausgeber): Source Book in astronomy and astrophysics 1900-1975, Harvard UP 1979
  • Mit James MacLachlan: Nicolaus Copernicus – making the earth a planet, Oxford University Press 2005

Weblinks

Referenzen

  1. Peter DeMarco. "Book quest took him around the globe". Boston Globe. April 13, 2004
  2. Owen Gingerich Harvard faculty web page. Accessed Sept. 22, 2006.