Hans Rosenberg (Physiker)

Hans Rosenberg (Physiker)

Zu Rosenbergs Zeiten bereits nicht mehr zeitgemäße Sternwarte auf dem Nordost-Turm des Tübinger Schlosses
Hans Rosenbergs Privatsternwarte neben seinem Wohnhaus in der Hauffstraße 20 in Tübingen
Rosenbergs Privatsternwarte in der Hauffstraße auf dem Tübinger Österberg

Hans Rosenberg (* 18. März 1879 in Berlin; † 26. Juli 1940 in Istanbul; vollständiger Name Hans Oswald Rosenberg) war ein deutscher Physiker und Astronom.

Hans Rosenberg war der Sohn des Bankdirektors Hermann Rosenberg (1847–1917) und der Elisabeth „Else“ geborene Dohm. Seine Großmutter war die Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Hedwig Dohm (1831–1919). Er legte das Abitur am Wilhelms-Gymnasium in Berlin ab und studierte Naturwissenschaft, insbesondere Astronomie. 1905 wurde er an der Universität Straßburg beim Astronomieprofessor Ernst Becker promoviert. 1907 wurde er Volontär bei Karl Schwarzschild an der Universität Göttingen. Rosenberg habilitierte sich 1910 in Tübingen als erster Physiker im Fach Astronomie.

Neben seiner Lehrtätigkeit wurde er Leiter der veralteten Sternwarte auf dem Tübinger Schloss. In einer von ihm eingerichteten Privatsternwarte entwickelte er neue Methoden zur Fotometrie. Seine Sternwarte hatte eine 4,5 m große Beobachtungskuppel und war mit einem Apochromaten von 13 cm Öffnung und 2,4 m Brennweite ausgestattet. Rosenberg bestimmte dort die Albedo des Mondes und entwickelte neue Methoden zur Messung von Sternhelligkeiten.[1]

1926 wurde er als ordentlicher Professor nach Kiel berufen, wo auf seine Initiative der Ausbau der Universitätssternwarte vorangetrieben wurde. 1927 und 1929 unternahm er Sonnenfinsternis-Expeditionen nach Nordschweden und Siam. Obwohl er nach dem NS-Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums als Jude galt, konnte er zunächst weiter unterrichten, da er im Ersten Weltkrieg gekämpft hatte. Im März 1934 erlaubte man ihm eine Auslandsreise in die USA, von der er jedoch nicht mehr nach Deutschland zurückkehrte. 1934 bis 1937 lehrte Rosenberg an der University of Chicago. 1938 emigrierte er in die Türkei und lehrte dort als Nachfolger von Erwin Freundlich an der Universität Istanbul bis zu seinem Tod.

Rosenberg war verheiratet mit Verena „Vera“, geborene Borchardt (1882–1954), mit der er fünf Kinder hatte. Das älteste war die deutsch-schweizerische Journalistin und Schriftstellerin Eva Maria Borer (1905–1987).

Literatur

  • Freddy Litten: Rosenberg, Hans Oswald. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 62 (Digitalisat).
  • Rosenberg, Hans Oswald. In: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 = International biographical dictionary of central European emigrés 1933–1945. Band 2: The arts, sciences, and literature Teil 2: L – Z. Saur, München 1983, S. 983.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Österberg-Sternwarte in Tübingen (1911–1925) (Memento vom 27. Juli 2012 im Internet Archive)