Abfackelung

Abfackelung

Gasfackel einer Erdölraffinerie in Thailand mit typischer Rußbildung
Hochfackel eines Öl- und Gasterminals in Kimanis, Malaysia

Die Abfackelung ist das Verbrennen von Abgasen, brennbaren, überwiegend gasförmigen Abfallstoffen mittels einer Gasfackel, einem langen Rohr, das am oberen Ende den Fackelkopf, einen Brenner mit einer Zündvorrichtung, trägt. Sie findet sich in erster Linie bei Förderanlagen für Erdöl, bei Erdölraffinerien und chemischen Betrieben.

Einsatzgebiete

Die Abfackelung wird dort eingesetzt, wo eine andere Nutzung für die abgefackelten Gase nach dem Stand der Technik bzw. nach der Marktnachfrage nicht sinnvoll oder finanziell uninteressant erscheint. So werden zum Beispiel Stoffe abgefackelt, die in Industrieanlagen nicht kontinuierlich in fester Menge oder in nur geringer Menge anfallen. Wegen der steigenden Energiepreise versucht man nach Möglichkeit, solche Stoffe zu verwenden, um nutzbare Energie zu erzeugen (zum Beispiel Prozessdampf, Strom oder Strom und Wärme in Blockheizkraftwerken).

Das bei der Erdölförderung anfallende Begleitgas wird abgefackelt, wenn die Kosten für Aufbereitung und Transport den zu erwartenden Erlös übersteigen.[1] Durch die Global Gas Flaring Reduction Partnership (GGFR) wurde nach Auswertung von Satellitendaten bekanntgegeben, dass 2011 weltweit 140 Milliarden Kubikmeter Erdölbegleitgas abgefackelt und abgeblasen worden waren, was rund 4,2 Prozent der globalen Erdgasförderung entspricht.[2] Eine Alternative zur Abfackelung kann die Aufbereitung und Verflüssigung zu Flüssigerdgas (LNG) darstellen.[1]

Des Weiteren dienen Fackelanlagen auch als Sicherheitssysteme zur schnellen Entspannung von Chemieanlagen bei Betriebsstörungen, um zum Beispiel Kohlenwasserstoffe oder andere giftige Stoffe nicht unverbrannt in die Atmosphäre gelangen zu lassen.

Bei Biogasanlagen dient die Abfackelung als alternativer Gasverbraucher beim Ausfall eines Blockheizkraftwerks.

Umweltauswirkungen

Das freie Abfackeln nicht genutzter Gase beim Pipeline-Transport von Erdöl ist eine der Ursachen für die globale Erwärmung. Die Aufarbeitung und Nutzung der Gase wird allein aus wirtschaftlichen Gründen unterlassen. Vor allem Russland und Nigeria führen durch das freie Abfackeln die Liste der Umweltverschmutzer an, wie durch Messungen der Gasförderer und durch Auswertung der Größe und Intensität der Flammen ermittelt worden ist.[3][4] In Nigeria wurden trotz eines Verbotes durch den Federal High Court of Nigeria (2005) im Jahr 2006 immer noch 43 Prozent der Förderung Nigerias abgefackelt. Seit 2008 ist dies auch per Gesetz verboten, wird aber weiter praktiziert.[5][6]

Eine unverbrannte Gas-Freisetzung durch direktes Abblasen ist noch deutlich umweltbelastender als das Abfackeln nicht genutzter Gase. So wird zum Beispiel Methan durch das Abfackeln im Idealfall zu Kohlendioxid und Wasserdampf verbrannt. Das bei der Verbrennung entstehende CO2 ist zwar ein bekanntes Treibhausgas, der Treibhauseffekt von CH4 (Methan) ist aber 25-mal stärker. Weil unaufbereitetes Begleitgas neben Methan auch Schwermetalle, Schwefelwasserstoff und andere Verbindungen enthält, entstehen bei unsauberer Verbrennung neben CO2 und Wasserdampf unter anderem auch große Mengen Ruß. Dieser gilt als krebserregend und hat einen verstärkenden Einfluss auf die Eisschmelze in der Arktis.[4] Der Saure Regen, der infolge der Emissionen von Schwefeldioxid und Stickoxiden aus Gasfackeln im Nigerdelta niedergeht, ist so sauer, dass die Wellblechdächer von Hütten in der Region ungewöhnlich schnell korrodieren.[7]

Ein zusätzliches Umweltrisiko durch Abfackeln entsteht dann, wenn die verbrannten Gase zum Beispiel Chlorbestandteile enthalten. Daher ist bei schlecht oder unsicher verbrennenden Gasgemischen eine vollständige Verbrennung nur durch eine thermische Nachverbrennung zu erzielen, in der die Abgastemperatur durch Zuführung eines sicher verbrennenden Gases (zum Beispiel eine Erdgasflamme als Stütze) auf einem hohen Niveau gehalten wird, um die vollständige Verbrennung der enthaltenen Kohlenwasserstoffe und des Kohlenstoffmonoxid sicherzustellen.

Ökologisch überlegen gegenüber dem Abblasen oder Abfackeln mit offenem Feuer ist in jedem Fall jedoch die vollständige chemische oder energetische Verwertung z. B. durch eine vollständige Verbrennung mit kontrolliertem Luftüberschuss in einem Ottomotor mit Katalysator.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Anselm Waldermann: Erdgas-Verschwendung – Profitdenken schlägt Umweltschutz. In: Spiegel Online, 6. September 2007
  2. Peggy Schulz, Verena Leckebusch, Jürgen Messner, Harald Andruleit: Nutzen statt Abfackeln von Erdölbegleitgas – Chancen und Herausforderungen für Entwicklung und Treibhausgasminderung. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Hannover 2013 (PDF 3,25 MB)
  3. Volker Mrasek: Verpuffte Energie – Ölförderer fackeln Gas im Wert von 40 Milliarden Dollar ab. In: Spiegel Online, 6. September 2007
  4. 4,0 4,1 Gasfackel fördert Eisschmelze. In: taz, 25. Januar 2008.
  5. Abgefackelt - Wie die Ölkonzerne unser Klima killen. Dokumentarfilm, Deutschland 2011, 52 min (Inhaltsangabe und Ausschnitt auf globalfilm.de; kompletter Film auf YouTube)
  6. Alexander Göbel, ARD-Hörfunkstudio Nordwestafrika, in einem Bericht für die tagesschau am 2. September 2010: „Mehr als 120 solcher Mega-Gasfackeln stehen im Nigerdelta. Die meisten gehören Shell, dem größten Energie-Unternehmen der Welt. …“ Die "vergessene Ölpest" im Nigerdelta (Memento vom 15. Juni 2010 im Internet Archive).
  7. Susanne Donner: Erdgas – In den Wind geblasen. In: Spiegel Online, 22. September 2012, abgerufen am 7. Januar 2017

Weblinks

Commons: Gasfackel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: abfackeln – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen