Wilhelm Eduard Weber: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Wilhelm Eduard Weber''' (* [[24. Oktober]] [[1804]] in [[Lutherstadt Wittenberg|Wittenberg]]; † [[23. Juni]] [[1891]] in [[Göttingen]]) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Physiker]]. Die [[Internationales Einheitensystem#SI-Einheiten|abgeleitete SI-Einheit]] „[[Weber (Einheit)|Weber]]“ (abgekürzt ''Wb'') des [[Magnetischer Fluss|magnetischen Flusses]] ist nach ihm benannt. Er war der einzige [[Naturwissenschaftler]] unter den so genannten [[Göttinger Sieben]].
'''Wilhelm Eduard Weber''' (* [[24. Oktober]] [[1804]] in [[Lutherstadt Wittenberg|Wittenberg]]; † [[23. Juni]] [[1891]] in [[Göttingen]]) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Physiker]]. Die [[Internationales Einheitensystem#SI-Einheiten|abgeleitete SI-Einheit]] „[[Weber (Einheit)|Weber]]“ ([[Einheitenzeichen]] Wb) des [[Magnetischer Fluss|magnetischen Flusses]] ist nach ihm benannt. Er war der einzige [[Naturwissenschaftler]] unter den sogenannten [[Göttinger Sieben]].  


== Leben ==
== Leben ==
[[Datei:Wilhelm Weber Geburtshaus Wittenberg.jpg|miniatur|Das Geburtshaus in Wittenberg]]
[[Datei:Gedenktafel Schloßstr 10 (Wittenberg) Wilhelm Eduard Weber.jpg|mini|[[Gedenktafel]] am Geburtshaus in [[Wittenberg]]]]
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[[Datei:Wilhelm-Eduard-Weber-Tafel.JPG|mini|Gedenktafel für Wilhelm Eduard Weber in Wittenberg]]
[[Datei:Wilhelm-Eduard-Weber-Tafel.JPG|mini|Gedenktafel für Wilhelm Eduard Weber in Wittenberg]]
Wilhelm Weber wurde als Sohn des Theologieprofessors [[Michael Weber (Theologe)|Michael Weber]] in der Wittenberger Schlossstraße 10 im Haus mit der Goldenen Kugel geboren. Seine Brüder waren [[Ernst Heinrich Weber]] und [[Eduard Friedrich Weber (Mediziner)|Eduard Friedrich Weber]]. Durch die Ereignisse der [[Befreiungskriege]] und der Verlegung der [[Universität Wittenberg]] zog seine Familie über [[Bad Schmiedeberg]] nach [[Halle (Saale)]]. Hier besuchte Weber die [[Latina (Schule)|Latina]] der [[Franckesche Stiftungen|Franckeschen Stiftungen]] und nahm an experimentellen Untersuchungen seines älteren Bruders Ernst Heinrich teil, die zur Herausgabe des Buches ''Wellenlehre, auf Experimente gegründet'' ([[Leipzig]] 1825) führten. Parallel dazu studierte er und [[Habilitation|habilitierte]] sich mit einer Arbeit über die Theorie der [[Orgelpfeife]]n.
Wilhelm Weber wurde als Sohn des Theologieprofessors [[Michael Weber (Theologe)|Michael Weber]] in der Wittenberger Schlossstraße 10 im Haus mit der Goldenen Kugel geboren. Seine Brüder waren [[Ernst Heinrich Weber]] und [[Eduard Friedrich Weber (Mediziner)|Eduard Friedrich Weber]]. Durch die Ereignisse der [[Befreiungskriege]] und der Verlegung der [[Universität Wittenberg]] zog seine Familie über [[Bad Schmiedeberg]] nach [[Halle an der Saale]]. Hier besuchte Weber die [[Latina (Schule)|Latina]] der [[Franckesche Stiftungen|Franckeschen Stiftungen]] und nahm an experimentellen Untersuchungen seines älteren Bruders Ernst Heinrich teil, die zur Herausgabe des Buches ''Wellenlehre, auf Experimente gegründet'' (Leipzig 1825) führten. Parallel dazu studierte er und [[Habilitation|habilitierte]] sich mit einer Arbeit über die Theorie der [[Orgelpfeife]]n.


Nach einer außerordentlichen [[Professur]] in Halle folgte er 1831 dem Ruf nach Göttingen ([[Königreich Hannover]]), wo er an der [[Georg-August-Universität Göttingen|Georg-August-Universität]] [[Professor]] für [[Physik]] wurde. Er verlor sein Amt am 14. Dezember 1837 zusammen mit sechs weiteren Göttinger Professoren (siehe [[Göttinger Sieben]]), als sie gegen die Aufhebung der Verfassung protestierten. In der Folge lebte Weber als Privatgelehrter in Göttingen oder befand sich auf längeren Reisen.
Nach einer außerordentlichen [[Professur]] in Halle folgte er 1831 dem Ruf nach Göttingen ([[Königreich Hannover]]), wo er an der [[Georg-August-Universität Göttingen|Georg-August-Universität]] [[Professor]] für [[Physik]] wurde. Er verlor sein Amt am 14. Dezember 1837 zusammen mit sechs weiteren Göttinger Professoren (siehe [[Göttinger Sieben]]), als sie gegen die Aufhebung der Verfassung protestierten. In der Folge lebte Weber als Privatgelehrter in Göttingen oder befand sich auf längeren Reisen.


1843 wurde er nach Leipzig berufen, bis er 1849 nach der bürgerlichen Revolution von 1848 in Deutschland auf seine alte Stellung zurückkehren konnte.
1843 wurde er nach Leipzig berufen, bis er 1849 nach der bürgerlichen [[Deutsche Revolution 1848/1849|Revolution von 1848]] in Deutschland auf seine alte Stellung zurückkehren konnte.
[[Datei:Grave of Wilhelm Eduard Weber at Stadtfriedhof Göttingen 2017 01.jpg|miniatur|Webers Grab auf dem Göttinger Stadtfriedhof]]
[[Datei:Grave of Wilhelm Eduard Weber at Stadtfriedhof Göttingen 2017 01.jpg|miniatur|Webers Grab auf dem Göttinger Stadtfriedhof]]
In Göttingen war Weber sehr eng mit [[Carl Friedrich Gauß]] befreundet, mit dem er über lange Jahre zusammenarbeitete. Sie konstruierten 1833 den ersten [[Elektromagnetismus|elektromagnetischen]] [[Telegraphie|Telegraphen]]. Dazu verlegten sie zwei Kupferdrähte über die Dächer der [[Stadt]] Göttingen und vermittelten [[Ostern]] 1833 den telegraphischen Verkehr zwischen dem physikalischen [[Institut]] und dem [[magnet]]ischen [[Observatorium]] der [[Sternwarte]]. Im ersten Telegramm (in einem Code ähnlich dem später erfundenen Morsecode) wurde laut der Überlieferung, die möglicherweise nur eine Legende ist, der Text übermittelt: „Michelmann kommt.“ (Michelmann war der Institutsdiener.)<ref>{{Internetquelle| autor=Margarete Rehm| hrsg=Humboldt Universität zu Berlin| url=http://www.ib.hu-berlin.de/~wumsta/infopub/textbook/umfeld/rehm7.html| titel=Information und Kommunikation in Geschichte und Gegenwart| datum=2000-04-27| zugriff=2012-12-01
In Göttingen war Weber sehr eng mit [[Carl Friedrich Gauß]] befreundet, mit dem er viele Jahre lang zusammenarbeitete. Sie konstruierten 1833 einen [[Elektromagnetismus|elektromagnetischen]] [[Telegraphie|Telegraphen]]. Dazu verlegten sie zwei Kupferdrähte über die Dächer der [[Stadt]] Göttingen und vermittelten [[Ostern]] 1833 den telegraphischen Verkehr zwischen dem physikalischen [[Universitätsinstitut|Institut]] und dem [[magnet]]ischen [[Observatorium]] der [[Sternwarte]]. Im ersten Telegramm (in einem Code ähnlich dem später erfundenen Morsecode) wurde laut der Überlieferung, die möglicherweise nur eine Legende ist, der Text übermittelt: „Michelmann kommt.“ (Michelmann war der Institutsdiener.)<ref>
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Fundamentale Bedeutung haben Webers Untersuchungen zu elektrodynamischen Messverfahren erlangt, die er in sieben Aufsätzen in den ''Abhandlungen der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften'' zwischen 1846 und 1878 vorlegte.
Fundamentale Bedeutung haben Webers Untersuchungen zu elektrodynamischen Messverfahren erlangt, die er in sieben Aufsätzen in den ''Abhandlungen der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften'' zwischen 1846 und 1878 vorlegte.


Messungen, die Weber gemeinsam mit [[Rudolf Kohlrausch]] zur Bestimmung des Verhältnisses der elektrodynamischen und elektrostatischen Ladungseinheiten durchgeführt hatte (1856), dienten später [[James Clerk Maxwell]] als die entscheidende Stütze für seine elektromagnetische Theorie des Lichtes. Das Verhältnis aus der elektrostatischen und der elektrodynamischen Einheit entsprach nämlich dem Betrag der [[Lichtgeschwindigkeit]] (im [[Vakuum]]) und verband damit in überraschender Weise [[Optik]] und [[Elektrizität]]slehre.
Messungen, die Weber gemeinsam mit [[Rudolf Kohlrausch]] 1855 zur Bestimmung des Verhältnisses der elektrodynamischen und elektrostatischen Ladungseinheiten vorgenommen hatte ([[Weber-Kohlrausch-Experiment]]), dienten [[James Clerk Maxwell]] 1861/62 als die entscheidende Stütze für seine elektromagnetische Theorie des Lichtes. Maxwell bezog sich explizit auf Kohlrausch und Weber. Dass die von Kohlrausch und Weber gefundene Konstante <math>c</math>, die das Verhältnis der Ladungseinheiten ausdrückt, mit der Ausbreitungsgeschwindigkeit <math>c/\sqrt{2}</math> von elektrodynamischen Phänomenen in Leitern in Verbindung stand, erkannte Weber wie etwa gleichzeitig 1857 [[Gustav Robert Kirchhoff]]. Beide erkannten auch, dass diese Konstante <math>c/\sqrt{2}</math> der Größe nach der [[Lichtgeschwindigkeit]] entsprach (später wurde die Konstante so umdefiniert, dass <math>c</math> die Lichtgeschwindigkeit bezeichnete).<ref>Kenneth Mendelson: ''The story of c.'' In: ''American Journal of Physics.'' Band 74, November 2006, S.&nbsp;995–997.</ref> Das Verhältnis aus der elektrostatischen und der elektrodynamischen Einheit entsprach also dem Betrag der Lichtgeschwindigkeit (im [[Vakuum]]) und verband damit in überraschender Weise [[Optik]] und [[Elektrizität]]slehre. Maxwell betrachtete dann auch die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen im Vakuum mit dieser Geschwindigkeit.
 
Weber stellte 1846 eine [[Weber-Elektrodynamik|eigene Fernwirkungs-Theorie]] elektrodynamischer Phänomene auf, die auf einem geschwindigkeits- und beschleunigungsabhängigen Kraftgesetz zwischen bewegten Ladungen beruhte.


== Ehrungen ==
== Ehrungen ==
In ihrem Gründungsjahr 1846 wurde er Mitglied der [[Sächsische Akademie der Wissenschaften|Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften]]. 1860 wurde er zum Mitglied der [[Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina|Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina]] gewählt.<ref>[http://www.leopoldina.org/de/mitglieder/mitgliederverzeichnis/member/5375/ Mitgliederverzeichnis Leopoldina, Wilhelm Eduard Weber (mit Bild)]</ref>
In ihrem Gründungsjahr 1846 wurde er Mitglied der [[Sächsische Akademie der Wissenschaften|Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften]]. 1860 wurde er zum Mitglied der [[Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina|Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina]] gewählt.<ref>''[http://www.leopoldina.org/de/mitglieder/mitgliederverzeichnis/member/5375/ Wilhelm Eduard Weber.]'' Mitgliederverzeichnis der Leopoldina (mit Bild).</ref>
Am 17. August 1864 wurde Weber mit dem preußischen Orden [[Pour le Mérite#Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste|Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste]] ausgezeichnet.<ref>DER ORDEN POUR LE MERITE FÜR WISSENSCHAFT UND KÜNSTE, Die Mitglieder des Ordens, Band I (1842–1881), Seite 252, Gebr. Mann-Verlag, Berlin, 1975</ref> Im Jahr 1879 wird er mit der [[Cothenius-Medaille]] der [[Leopoldina]] ausgezeichnet.
Am 17.&nbsp;August 1864 wurde Weber mit dem preußischen Orden [[Pour le Mérite#Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste|Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste]]<ref>''[http://www.orden-pourlemerite.de/plm/publikationen/1_mitgliederband.pdf Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste. Die Mitglieder des Ordens. Erster Band 1842–1881.]'' (PDF; 18,5&nbsp;MB). Gebr. Mann-Verlag, Berlin 1975, S.&nbsp;252&nbsp;f.</ref> und 1879 mit der [[Cothenius-Medaille]] der [[Leopoldina]] ausgezeichnet. 1850 wurde er zum auswärtigen Mitglied der [[Royal Society]] gewählt, deren [[Copley-Medaille]] er 1859 erhielt. Im Dezember 1853 wurde er korrespondierendes Mitglied der [[Russische Akademie der Wissenschaften|Russischen Akademie der Wissenschaften]] in [[St.&nbsp;Petersburg]],<ref>{{Internetquelle |url=http://www.ras.ru/win/db/show_per.asp?P=.id-49816.ln-ru |titel=Ausländische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724: Weber, Wilhelm Eduard |hrsg=Russische Akademie der Wissenschaften |abruf=2020-03-14 |sprache=ru}}</ref> 1874 Ehrenmitglied ''(Honorary Fellow)'' der [[Royal Society of Edinburgh]]<ref>{{Internetquelle |url=http://www.rse.org.uk/wp-content/uploads/2016/11/all_fellows.pdf |titel=Fellows Directory. Biographical Index: Former RSE Fellows 1783–2002 |werk=rse.org.uk |hrsg=Royal Society of Edinburgh |abruf=2020-04-21 |format=PDF; 487&nbsp;kB}}</ref> und in seinem Todesjahr 1891 korrespondierendes Mitglied der [[Académie des sciences]] in Paris.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.academie-sciences.fr/fr/Liste-des-membres-depuis-la-creation-de-l-Academie-des-sciences/les-membres-du-passe-dont-le-nom-commence-par-w.html |titel=Verzeichnis der ehemaligen Mitglieder seit 1666: Buchstabe W |hrsg=Académie des sciences |abruf=2020-03-14 |sprache=fr}}</ref>
Am 24. Oktober 1904, an Webers 100. Geburtstag, wurde ihm zu Ehren in Wittenberg eine im neugotischen Stil geschaffene Gedenktafel<ref>Stadt Gottes – Illustrirte Zeitschrift für das katholische Volk, Missionsdruckerei in Steyl, 28. Jahrgang 1905, S. 279</ref> mit dem im [[Rechtsprofil]] dargestellten [[Reliefmedaillon]] des Physikers feierlich enthüllt. Zudem gibt es in der Lutherstadt Wittenberg auch das Wilhelm-Weber-Haus.<ref>[http://www.wzw-lsa.de/fileadmin/wzw-homepage/content/dokumente/Dokumente/Publikationen/Weber_Haus_Flyer.pdf Flyer über das Wilhelm-Weber-Haus] (PDF; 757&nbsp;kB)</ref> <br />
 
Am 24.&nbsp;Oktober 1904, an Webers 100.&nbsp;Geburtstag, wurde ihm zu Ehren in Wittenberg eine im neugotischen Stil geschaffene Gedenktafel<ref>''Stadt Gottes – Illustrirte Zeitschrift für das katholische Volk.'' Missionsdruckerei in Steyl, 28.&nbsp;Jahrgang 1905, S.&nbsp;279.</ref> mit dem im [[Rechtsprofil]] dargestellten [[Reliefmedaillon]] des Physikers feierlich enthüllt. Zudem gibt es in der Lutherstadt Wittenberg auch das Wilhelm-Weber-Haus.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.wzw-lsa.de/fileadmin/wzw-homepage/content/dokumente/Dokumente/Publikationen/Weber_Haus_Flyer.pdf |wayback=20131103215623 |text=''Flyer über das Wilhelm-Weber-Haus.''}}. (PDF; 757&nbsp;kB).</ref>
Eine „Wilhelm-Weber-Straße“ ist in Chemnitz, Göttingen, Hamburg, Wittenberg, Oldenburg und Offenbach am Main zu finden.
Eine „Wilhelm-Weber-Straße“ ist in Chemnitz, Göttingen, Hamburg, Wittenberg, Oldenburg und Offenbach am Main zu finden.
Ein [[Mondkrater|Krater]] auf der [[Mondrückseite]] ist nach Wilhelm Eduard Weber benannt.<ref> [https://planetarynames.wr.usgs.gov/Feature/6505 Weber] usgs.gov, abgerufen am 21. September 2017</ref>
Auf der [[Mondrückseite]] ist ein [[Mondkrater|Krater]] nach Wilhelm Eduard Weber benannt.<ref>''[https://planetarynames.wr.usgs.gov/Feature/6505 Weber.]'' In: ''usgs.gov.'' Abgerufen am 21.&nbsp;September 2017.</ref> Die [[Internationales Einheitensystem|SI-Einheit]] des [[Magnetischer Fluss|magnetischen Flusses]] wurde nach ihm „[[Weber (Einheit)|Weber]]“ genannt.
 
Der Verein „Freundeskreis Wilhelm Weber e.&nbsp;V.“ in Wittenberg widmet sich dem Andenken Webers. Er pflegt eine von Gerhard Schmitt zusammengetragene Telefonsammlung und strebt die Einrichtung eines Museums für Nachrichten- und Kommunikationstechnik im historischen Fernmeldeamt in der Lutherstadt Wittenberg, Wilhelm Weber-Str.&nbsp;1 (heute [[Hauptpost Wittenberg]]) an.<ref>{{Webarchiv |url=https://telefonmuseum-wittenberg.de.tl/Schmitt-Telefonsammlung.htm |wayback=20181222221253 |text=''Sammler- und Interessengemeinschaft historischer Nachrichtentechnik – Freundeskreis Wilhelm Weber eV.''}}. Abgerufen am 27.&nbsp;Dezember 2018.</ref>


Die Universität Göttingen verlieh höchstens einmal jährlich an bedeutende Wissenschaftler die Gauß-Weber-Medaille.
Die Universität Göttingen verlieh höchstens einmal jährlich an bedeutende Wissenschaftler die Gauß-Weber-Medaille.
Das Gauß-Weber-Denkmal in Göttingen (Wallanlage/Bürgerstraße) nach dem Entwurf von [[Ferdinand Hartzer]] wurde 1899 enthüllt und zeigt Gauß und Weber als Erfinder des elektrischen Telegraphen.<ref>[https://denkmale.goettingen.de/denkmale/gauss-weber-denkmal.html Gauß-Weber-Denkmal, Stadt Göttingen]</ref>
[[Datei:Göttingen-Gauß-Weber-Monument.01.JPG|mini|Gauß-Weber-Denkmal, Göttingen 1899, Weber steht]]
== Werke ==
* Zusammen mit Eduard Friedrich Weber: ''Mechanik der menschlichen Gehwerkzeuge. Eine anatomisch-physiologische Untersuchung.'' Dieterich, Göttingen 1836 (in engl. Sprache u.d.T. ''Mechanics of the human walking apparatus.'') Springer, Berlin 1992, ISBN 3-540-53541-1.
* ''Principien einer elektrodynamischen Theorie der Materie. Bd. 1: Abhandlungen zur atomistischen Theorie der Elektrodynamik.'' Engelmann, Leipzig 1876.
* ''Werke.'' Sieben Bände. Springer, Berlin 1892–1894.


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{ADB|41|358|361|Weber, Wilhelm|Robert Knott|ADB:Weber, Wilhelm (Physiker)}}
* {{ADB|41|358|361|Weber, Wilhelm|Robert Knott|ADB:Weber, Wilhelm (Physiker)}}
* [[Walther Killy]]: ''Literaturlexikon: Autoren und Werke deutscher Sprache''. (15 Bände) Gütersloh; München: Bertelsmann-Lexikon-Verl. 1988–1991 (CD-ROM Berlin 1998 ISBN 3-932544-13-7)
* [[Walther Killy]]: ''Literaturlexikon: Autoren und Werke deutscher Sprache.'' (15 Bände) Gütersloh, Bertelsmann-Lexikon-Verl., München 1988–1991 (CD-ROM, Berlin 1998, ISBN 3-932544-13-7).
* [[Handwörterbuch des elektrischen Fernmeldewesens]], 2. Auflage, 3. Band, S. 1900–1901
* ''[[Handwörterbuch des elektrischen Fernmeldewesens]].'' 2. Auflage, 3. Band, S. 1900–1901.
* André K.T. Assis: ''Weber's electrodynamics.'' Kluwer Acad. Publ., Dordrecht 1994, ISBN 0-7923-3137-0.
* André K.T. Assis: ''Weber’s Electrodynamics.'' Kluwer Acad. Publ., Dordrecht 1994, ISBN 0-7923-3137-0.


== Weblinks ==
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* [http://vlp.mpiwg-berlin.mpg.de/people/data?id=per155 Kurzbiographie und Verweise auf digitale Quellen] im [[Virtual Laboratory]] des [[Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte]] (englisch)
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Aktuelle Version vom 21. Januar 2022, 10:01 Uhr

Wilhelm Eduard Weber, Lithographie von Rudolf Hoffmann 1856. Webers Unterschrift:
Signatur Wilhelm Eduard Weber.PNG
Das Geburtshaus in Wittenberg

Wilhelm Eduard Weber (* 24. Oktober 1804 in Wittenberg; † 23. Juni 1891 in Göttingen) war ein deutscher Physiker. Die abgeleitete SI-EinheitWeber“ (Einheitenzeichen Wb) des magnetischen Flusses ist nach ihm benannt. Er war der einzige Naturwissenschaftler unter den sogenannten Göttinger Sieben.

Leben

Gedenktafel am Geburtshaus in Wittenberg
Das Geburtshaus in Wittenberg 2017
Gedenktafel für Wilhelm Eduard Weber in Wittenberg

Wilhelm Weber wurde als Sohn des Theologieprofessors Michael Weber in der Wittenberger Schlossstraße 10 im Haus mit der Goldenen Kugel geboren. Seine Brüder waren Ernst Heinrich Weber und Eduard Friedrich Weber. Durch die Ereignisse der Befreiungskriege und der Verlegung der Universität Wittenberg zog seine Familie über Bad Schmiedeberg nach Halle an der Saale. Hier besuchte Weber die Latina der Franckeschen Stiftungen und nahm an experimentellen Untersuchungen seines älteren Bruders Ernst Heinrich teil, die zur Herausgabe des Buches Wellenlehre, auf Experimente gegründet (Leipzig 1825) führten. Parallel dazu studierte er und habilitierte sich mit einer Arbeit über die Theorie der Orgelpfeifen.

Nach einer außerordentlichen Professur in Halle folgte er 1831 dem Ruf nach Göttingen (Königreich Hannover), wo er an der Georg-August-Universität Professor für Physik wurde. Er verlor sein Amt am 14. Dezember 1837 zusammen mit sechs weiteren Göttinger Professoren (siehe Göttinger Sieben), als sie gegen die Aufhebung der Verfassung protestierten. In der Folge lebte Weber als Privatgelehrter in Göttingen oder befand sich auf längeren Reisen.

1843 wurde er nach Leipzig berufen, bis er 1849 nach der bürgerlichen Revolution von 1848 in Deutschland auf seine alte Stellung zurückkehren konnte.

Webers Grab auf dem Göttinger Stadtfriedhof

In Göttingen war Weber sehr eng mit Carl Friedrich Gauß befreundet, mit dem er viele Jahre lang zusammenarbeitete. Sie konstruierten 1833 einen elektromagnetischen Telegraphen. Dazu verlegten sie zwei Kupferdrähte über die Dächer der Stadt Göttingen und vermittelten Ostern 1833 den telegraphischen Verkehr zwischen dem physikalischen Institut und dem magnetischen Observatorium der Sternwarte. Im ersten Telegramm (in einem Code ähnlich dem später erfundenen Morsecode) wurde laut der Überlieferung, die möglicherweise nur eine Legende ist, der Text übermittelt: „Michelmann kommt.“ (Michelmann war der Institutsdiener.)[1] 1836 gründete er zusammen mit Gauß und Alexander von Humboldt den Magnetischen Verein.

Fundamentale Bedeutung haben Webers Untersuchungen zu elektrodynamischen Messverfahren erlangt, die er in sieben Aufsätzen in den Abhandlungen der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zwischen 1846 und 1878 vorlegte.

Messungen, die Weber gemeinsam mit Rudolf Kohlrausch 1855 zur Bestimmung des Verhältnisses der elektrodynamischen und elektrostatischen Ladungseinheiten vorgenommen hatte (Weber-Kohlrausch-Experiment), dienten James Clerk Maxwell 1861/62 als die entscheidende Stütze für seine elektromagnetische Theorie des Lichtes. Maxwell bezog sich explizit auf Kohlrausch und Weber. Dass die von Kohlrausch und Weber gefundene Konstante $ c $, die das Verhältnis der Ladungseinheiten ausdrückt, mit der Ausbreitungsgeschwindigkeit $ c/{\sqrt {2}} $ von elektrodynamischen Phänomenen in Leitern in Verbindung stand, erkannte Weber wie etwa gleichzeitig 1857 Gustav Robert Kirchhoff. Beide erkannten auch, dass diese Konstante $ c/{\sqrt {2}} $ der Größe nach der Lichtgeschwindigkeit entsprach (später wurde die Konstante so umdefiniert, dass $ c $ die Lichtgeschwindigkeit bezeichnete).[2] Das Verhältnis aus der elektrostatischen und der elektrodynamischen Einheit entsprach also dem Betrag der Lichtgeschwindigkeit (im Vakuum) und verband damit in überraschender Weise Optik und Elektrizitätslehre. Maxwell betrachtete dann auch die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen im Vakuum mit dieser Geschwindigkeit.

Weber stellte 1846 eine eigene Fernwirkungs-Theorie elektrodynamischer Phänomene auf, die auf einem geschwindigkeits- und beschleunigungsabhängigen Kraftgesetz zwischen bewegten Ladungen beruhte.

Ehrungen

In ihrem Gründungsjahr 1846 wurde er Mitglied der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften. 1860 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt.[3] Am 17. August 1864 wurde Weber mit dem preußischen Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste[4] und 1879 mit der Cothenius-Medaille der Leopoldina ausgezeichnet. 1850 wurde er zum auswärtigen Mitglied der Royal Society gewählt, deren Copley-Medaille er 1859 erhielt. Im Dezember 1853 wurde er korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg,[5] 1874 Ehrenmitglied (Honorary Fellow) der Royal Society of Edinburgh[6] und in seinem Todesjahr 1891 korrespondierendes Mitglied der Académie des sciences in Paris.[7]

Am 24. Oktober 1904, an Webers 100. Geburtstag, wurde ihm zu Ehren in Wittenberg eine im neugotischen Stil geschaffene Gedenktafel[8] mit dem im Rechtsprofil dargestellten Reliefmedaillon des Physikers feierlich enthüllt. Zudem gibt es in der Lutherstadt Wittenberg auch das Wilhelm-Weber-Haus.[9] Eine „Wilhelm-Weber-Straße“ ist in Chemnitz, Göttingen, Hamburg, Wittenberg, Oldenburg und Offenbach am Main zu finden. Auf der Mondrückseite ist ein Krater nach Wilhelm Eduard Weber benannt.[10] Die SI-Einheit des magnetischen Flusses wurde nach ihm „Weber“ genannt.

Der Verein „Freundeskreis Wilhelm Weber e. V.“ in Wittenberg widmet sich dem Andenken Webers. Er pflegt eine von Gerhard Schmitt zusammengetragene Telefonsammlung und strebt die Einrichtung eines Museums für Nachrichten- und Kommunikationstechnik im historischen Fernmeldeamt in der Lutherstadt Wittenberg, Wilhelm Weber-Str. 1 (heute Hauptpost Wittenberg) an.[11]

Die Universität Göttingen verlieh höchstens einmal jährlich an bedeutende Wissenschaftler die Gauß-Weber-Medaille.

Das Gauß-Weber-Denkmal in Göttingen (Wallanlage/Bürgerstraße) nach dem Entwurf von Ferdinand Hartzer wurde 1899 enthüllt und zeigt Gauß und Weber als Erfinder des elektrischen Telegraphen.[12]

Gauß-Weber-Denkmal, Göttingen 1899, Weber steht

Werke

  • Zusammen mit Eduard Friedrich Weber: Mechanik der menschlichen Gehwerkzeuge. Eine anatomisch-physiologische Untersuchung. Dieterich, Göttingen 1836 (in engl. Sprache u.d.T. Mechanics of the human walking apparatus.) Springer, Berlin 1992, ISBN 3-540-53541-1.
  • Principien einer elektrodynamischen Theorie der Materie. Bd. 1: Abhandlungen zur atomistischen Theorie der Elektrodynamik. Engelmann, Leipzig 1876.
  • Werke. Sieben Bände. Springer, Berlin 1892–1894.

Literatur

  • Robert Knott: Weber, Wilhelm. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 41, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 358–361.
  • Walther Killy: Literaturlexikon: Autoren und Werke deutscher Sprache. (15 Bände) Gütersloh, Bertelsmann-Lexikon-Verl., München 1988–1991 (CD-ROM, Berlin 1998, ISBN 3-932544-13-7).
  • Handwörterbuch des elektrischen Fernmeldewesens. 2. Auflage, 3. Band, S. 1900–1901.
  • André K.T. Assis: Weber’s Electrodynamics. Kluwer Acad. Publ., Dordrecht 1994, ISBN 0-7923-3137-0.

Weblinks

Commons: Wilhelm Eduard Weber – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Wilhelm Eduard Weber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Wilhelm Eduard Weber – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Margarete Rehm: Information und Kommunikation in Geschichte und Gegenwart. 1800–1834. Humboldt Universität zu Berlin, 27. April 2000, abgerufen am 10. September 2019.
  2. Kenneth Mendelson: The story of c. In: American Journal of Physics. Band 74, November 2006, S. 995–997.
  3. Wilhelm Eduard Weber. Mitgliederverzeichnis der Leopoldina (mit Bild).
  4. Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste. Die Mitglieder des Ordens. Erster Band 1842–1881. (PDF; 18,5 MB). Gebr. Mann-Verlag, Berlin 1975, S. 252 f.
  5. Ausländische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724: Weber, Wilhelm Eduard. Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 14. März 2020 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  6. Fellows Directory. Biographical Index: Former RSE Fellows 1783–2002. (PDF; 487 kB) In: rse.org.uk. Royal Society of Edinburgh, abgerufen am 21. April 2020.
  7. Verzeichnis der ehemaligen Mitglieder seit 1666: Buchstabe W. Académie des sciences, abgerufen am 14. März 2020 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  8. Stadt Gottes – Illustrirte Zeitschrift für das katholische Volk. Missionsdruckerei in Steyl, 28. Jahrgang 1905, S. 279.
  9. Flyer über das Wilhelm-Weber-Haus. (Memento vom 3. November 2013 im Internet Archive). (PDF; 757 kB).
  10. Weber. In: usgs.gov. Abgerufen am 21. September 2017.
  11. Sammler- und Interessengemeinschaft historischer Nachrichtentechnik – Freundeskreis Wilhelm Weber eV. (Memento vom 22. Dezember 2018 im Internet Archive). Abgerufen am 27. Dezember 2018.
  12. Gauß-Weber-Denkmal, Stadt Göttingen