Claudio Bunster, früher Claudio Teitelboim (* 15. April 1947 in Santiago de Chile), ist ein chilenischer theoretischer Physiker.
Bunster studierte ab 1965 in Santiago Physik (Abschluss 1969). Dabei beschäftigte er sich mit dem Selbstenergieproblem der Elektrodynamik und stieß auf die Arbeiten von John Archibald Wheeler und Richard Feynman von 1945, die unter Umgehung des Feldkonzepts eine Fernwirkungstheorie mit avancierten und retardierten Potentialen entwickelt hatten. Er kam in Kontakt mit Wheeler, wurde an der Princeton University zugelassen und promovierte dort 1973 bei Wheeler mit einer Arbeit über dessen Geometrodynamik. Teitelboim wurde Assistant Professor in Princeton, wo er viel mit Tullio Regge zusammenarbeitete. Ab 1977 (als Wheeler nach Austin ging) war er am Institute for Advanced Study (IAS) in Princeton. 1980 folgte er Wheeler an die University of Texas at Austin.
In Einverständnis mit seiner Universität war er halbjährig an dem 1984 von ihm neu gegründeten Forschungsinstitut Centro de Estudios Cientificos de Santiago (CECS) in Santiago. Als es deswegen Probleme in Austin gab, wechselte er wieder ans IAS und ging schließlich ganz nach Chile. In seinem Institut, mit dem er 2000 nach Valdivia in Südchile ging, arbeiten heute (2008) 80 Angestellte (gruppiert um 15 Spitzenforscher) auf den Gebieten Klimaforschung und Gletscherkunde, theoretische Physik und Biochemie. Während der Regierung von Eduardo Frei leitete er 1994 bis 2000 das Wissenschafts-Beratungsgremium des Präsidenten, wobei er auch erheblichen Einfluss auf die Wissenschaftsorganisation im Land nahm (er schuf z.B. hochdotierte Forschungsstipendien und Fördermittelstellen, die von einem Gutachtergremium ausländischer Wissenschaftler vergeben werden) und die Millennium-Science-Initiative der Weltbank mit ins Leben rief, die Wissenschaftszentren in Entwicklungsländern unterstützt. Bunster war auch im Diskussionsforum für Menschenrechte aktiv, das Brücken zu den Militärs schlagen sollte, um die Demokratie zu sichern (Bunster profitierte dann auch in seiner Gletscherforschung von logistischer Unterstützung des chilenischen Militärs).
Neben seinen ersten Arbeiten zum Selbstwechselwirkungsproblem der klassischen Elektrodynamik[1] befasste sich Teitelboim mit der Quantisierung von Systemen mit Nebenbedingungen (wie Eichtheorien und Gravitation), Allgemeiner Relativitätstheorie (z.B. Hamiltonsche Struktur), Supergravitation und der Theorie Schwarzer Löcher.[2] Bunster gilt als einflussreichster Wissenschaftler Chiles im Bereich der exakten Naturwissenschaften.[3]
Bunster wuchs unter dem Namen Claudio Teitelboim als Sohn des kommunistischen Politikers und Schriftstellers Volodia Teitelboim (1916–2008) und dessen Frau Raquel Weitzman auf. Erst 2005 erfuhr er, dass Teitelboim nur sein Adoptivvater und die Vaterschaft des Juristen Alvaro Bunster auf Empfehlung der Kommunistischen Partei geheimgehalten worden war. Bunster nahm daraufhin den Namen seines leiblichen Vaters an.[6]
Personendaten | |
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NAME | Bunster, Claudio |
ALTERNATIVNAMEN | Teitelboim, Claudio |
KURZBESCHREIBUNG | chilenischer Physiker |
GEBURTSDATUM | 15. April 1947 |
GEBURTSORT | Santiago de Chile |