Leopold Pfaundler von Hadermur

Leopold Pfaundler von Hadermur

Version vom 3. Dezember 2021, 19:40 Uhr von imported>Dieringer63 (Link auf „Otto Stolz (Historiker)“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Leopold Pfaundler von Hadermur (* 14. Februar 1839 in Innsbruck; † 6. Mai 1920 in Graz) war ein österreichischer Physiker und Alpinist.

Wissenschaft

Pfaundler, Sohn eines Juristen, studierte in Innsbruck, München und Paris Chemie, Physik und Mathematik. Er promovierte am 27. Juli 1861 und wurde am 23. März 1866 Privatdozent für Physikalische Chemie. Am 29. August 1867 wurde er ordentlicher Professor für Physik in Innsbruck. 1887 wurde er auch wirkliches Mitglied der Wiener Akademie der Wissenschaften. 1891 berief man ihn als Professor für Physik an die Universität Graz. Pfaundler gelang es 1870 erstmals, einen kontinuierlichen elektrischen Strom mit Hilfe eines Elektromotors zu erzeugen. 1888 konstruierte er einen Projektor für Lissajous-Figuren.

Eine Arbeit von ihm von 1874 war zusammen mit einer von August Friedrich Horstmann (1873) die erste Anwendung des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik auf chemische Gleichgewichte.[1]

Ab den 1870er Jahren war er einer der Herausgeber des als Müller-Pouillet bekannten Lehrbuchs der Physik (von Johann Heinrich Jacob Müller und Claude Servais Mathias Pouillet).

Alpinismus

Ab 1859 begann Pfaundler als Student mit dem Bergsteigen und der Vermessung der Tiroler Gebirge. Mit seinen Gefährten Robert von Hörmann, Josef von Trentinaglia und Hugo von Enzenberg widmete er sich vor allem den noch schlecht beschriebenen Regionen des Karwendelgebirges, insbesondere der Gleirsch-Halltal-Kette. Im Zuge dieser Arbeiten, bei denen Pfaundler vermaß und kartierte während Hörmann, Trentinaglia und Enzenberg Geologie, Flora und Fauna beschrieben, gelang die Erstbesteigung mehrerer Gipfel, so des Hohen Gleirsch, der Jägerkarspitzen und des Gleirschtaler Brandjochs. 1861 wandte Pfaundler sich der Vermessung der Ötztaler und Stubaier Alpen zu. Wiederum bestieg er dabei, diesmal zusammen mit Ludwig von Barth und dem Bergführer Alois Tanzer, einige Gipfel zum ersten Mal, etwa die Östliche Seespitze, den Aperen Freiger und die Pfaffenschneide (alle 1863). 1869 war Pfaundler Mitunterzeichner des Aufrufs zur Gründung des Deutschen Alpenvereins und war im Vorstand der Sektion Innsbruck aktiv.[2][3][4]

Sonstiges

Pfaundler war einer der Stifter des Innsbrucker Turnvereins sowie des Corps Rhaetia.[2] Von 1909 bis kurz vor seinem Tod gab er die Deutsche Gozeitung heraus und war darüber hinaus Autor eines Go-Buches.

Am 10. August 1910 wurde Pfaundler in den Adelsstand erhoben und erhielt das Territorialprädikat „von Hadermur“.

Werke

  • Die Physik des täglichen Lebens: gemeinverständlich dargestellt. Deutsche Verlags-Anstalt, 1906
  • Das chinesisch-japanische GO-Spiel: eine systematische Darstellung und Anleitung zum Spielen desselben. B. G. Teubner, 1908, online im Internet Archive
  • Ludwig Barth, Leopold von Pfaundler, Die Stubaier Gebirgsgruppe. Wagner, 1865, Google Books
  • Johann Müller, Leopold Pfaundler, Pouillet: Lehrbuch der Physik und Meteorologie. Friedrich Vieweg und Sohn, 1877
  • Die Innsbrucker Studenten-Kompagnie 1859 und 1866. Verl. der „Neuesten“, 1917

Literatur

  • Constantin von Wurzbach: Pfaundler, Leopold. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 22. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1870, S. 166 f. (Digitalisat).
  • Walter Höflechner: Pfaundler von Hadermur Leopold. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 8, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1983, ISBN 3-7001-0187-2, S. 26 f. (Direktlinks auf S. 26, S. 27).
  • Alexander Kipnis: Pfaundler, Leopold. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 302 f. (Digitalisat).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. E. W. Lund: Guldberg and Waage and the law of mass action. In: Journal of Chemical Education, Band 42, 1965, S. 550.
  2. 2,0 2,1 Otto Stolz: Geschichte des Alpinismus auf der Innsbrucker Hochschule. In: Universitätsamt Innsbruck, Tiroler Landesverkehrsamt (Hrsg.): Die Universität Innsbruck aus Geschichte und Gegenwart. Innsbruck 1928, S. 101–102.
  3. Heinrich Klier, Fritz März: Alpenvereinsführer Karwendelgebirge. Hrsg.: Deutscher Alpenverein, Österreichischer Alpenverein, Alpenverein Südtirol. 11. Auflage. Bergverlag Rother, München 1978, ISBN 3-7633-1208-0.
  4. Heinrich, Walter Klier: Alpenvereinsführer Stubaier Alpen. Rother Bergverlag, München 1980, ISBN 3-7633-1212-9.