Das Rendezvous Pitch Maneuver (RPM) ist ein seit STS-114 im Juli 2005 vom US-amerikanischen Space Shuttle praktiziertes Flugmanöver zur Überprüfung des Hitzeschildes auf eventuelle Schäden. Dieses Manöver wurde seitdem bei jeder Shuttle-Mission zur Internationalen Raumstation vor der Kopplung mit der Station durchgeführt.
Das RPM ist ein Manöver, bei dem die Unterseite der Raumfähre in Richtung der ISS gedreht wird, damit die dortige Besatzung den Hitzeschild mit hochwertigen Digitalkameras fotografieren kann, um hierdurch eventuelle Schäden, die bei der Voruntersuchung mit dem Orbiter Boom Sensor System übersehen wurden, zu entdecken.
Voraussetzung für dieses Manöver ist ein präziser Anflug von unten an die ISS, damit das Sonnenlicht die Unterseite des Orbiters beleuchten kann, wenn diese zur Station gerichtet ist. Das Manöver muss nah an der Station durchgeführt werden, damit die Kameras an Bord der Station die nötige Aufnahmepräzision garantieren können. Dies erfordert besondere Fliegerfertigkeiten des Piloten dieses Manövers. Aus diesem Grunde wurden die meisten RPMs bisher vom Shuttle-Kommandanten statt vom Piloten geflogen, weil dieser die größere Flugerfahrung im Weltraum aufzuweisen hat.
Das Flugmanöver beschreibt eine 360°-Drehung des Orbiters und ähnelt einer „Rolle rückwärts“, weswegen das Manöver oft auch diese Bezeichnung trägt. Es wird in der Regel in etwa 180 Metern Entfernung von der Station durchgeführt. Dieses Manöver muss sehr langsam geflogen werden, damit die Besatzung der Raumstation die nötige Zeit für das Fotografieren der Unterseite des Shuttles hat. Dies macht das Manöver auch so schwierig, weil es aufgrund der langsamen Drehung sehr viel Zeit in Anspruch nimmt und der Pilot die Raumstation nicht sehen kann, während die Unterseite des Shuttles zur ISS zeigt. Er weiß also nicht, ob sich das Shuttle eventuell der Station in kritischer Hinsicht nähert oder ob es sich derart weit entfernt, dass die Kameras in der Station nicht mehr die nötige Aufnahmenpräzision erreichen können. Er muss Position und Bewegung des Shuttles also schon vor dem eigentlichen Manöver genau abschätzen können.
Die erste Mission, bei der das Rendezvous-Pitch-Manöver durchgeführt wurde, war STS-114, die erste Shuttle-Mission nach der Columbia-Katastrophe. Durchgeführt wurde das Manöver zuerst von Shuttlekommandantin Eileen Collins mit dem Space Shuttle Discovery. Seither wurde es bei jeder Mission zur ISS durchgeführt.
Erfunden wurde dieses Manöver von den NASA-Ingenieuren Steve Walker, Mark Schrock und Jessica LoPresti. Nötig wurde dieses Verfahren, weil immer wieder Teile der Schaumisolierung des Außentanks während der Starts abfielen und mit großer Wucht auf den Hitzeschild der Shuttles prallten. Der Aufprall eines solchen Teils aus Schaummaterial ist so groß, dass er schwerwiegende Schäden am Hitzeschild hervorrufen kann, wie es bei der Columbia-Katastrophe im Februar 2003 der Fall war.