Ein Hyperschall-Windkanal ist eine Versuchseinrichtung, in der sich Strömungen mit Hyperschallgeschwindigkeit erzeugen lassen – mit ausgeprägten Grenzschichteinflüssen, stark verlustbehafteten Zonen und hohen Gesamttemperaturen. Die erreichbaren Geschwindigkeiten liegen im Bereich zwischen Mach 5 und 15. Die erforderliche Antriebsleistung eines Windkanals vergrößert sich mit dem Querschnitt, der Dichte und der dritten Potenz der Testgeschwindigkeit. Daher benötigen geschlossene, kontinuierlich betreibbare Windkanäle erhebliche Investitionen.
Die erste entsprechend konzipierte Mach 7-10-Windkanalanlage mit 1x1 m-Versuchsstrecke und 57 MW hydraulischer Antriebsleistung war im Zweiten Weltkrieg in Kochel am See geplant. Sie wurde als 'Tunnel A' Ende der 1950er Jahre am Arnold Engineering Development Complex (AEDC) in Tullahoma, Tennessee, USA in Betrieb genommen.[1] Als Alternative zu diesen aufwändigen Großanlagen sind sogenannte Blow-down-Windkanäle für eine kurzzeitige Simulation von Hyperschallströmungen in Gebrauch.
Hyperschall-Windkanäle besitzen als Hauptkomponenten Strömungs-Erhitzer und -Kühler, eine Lufttrocknungsanlage, eine konvergent/divergente Düse vor der eigentlichen Teststrecke mit nachfolgender zweiter Engstelle und anschließendem Diffusor. Während der Strömungskanal eines offenen, intermittierend betriebenen Blow-down-Kanals durch ein großes Vakuumreservoir abgeschlossen wird, ist das Kennzeichen geschlossener Hyperschall-Windkanäle stattdessen eine umfangreiche Hochleistungs-Verdichteranlage. Zum 'Starten' der Hyperschall-Windkanalanlage werden hohe Gesamtdruckverhältnisse benötigt, bis die Verdichtungs-Stoßkonfiguration in den Bereich nach der zweiten Engstelle geschoben ist. Hyperschall-Windkanäle arbeiten zum Teil in Abhängigkeit von der Simulationshöhe mit sehr hohen Drücken, und durch den starken Temperaturabfall der Strömung bei der Expansion in der Düse ist auch eine Vorwärmung des Gases notwendig, um eine Verflüssigung zu vermeiden. Durch die hohen Temperaturen ist die Materialbelastung kritisch, so dass eine Kühlung der Düse notwendig werden kann.
Ein deutscher Hersteller solcher Anlagen ist die 1997 gegründete HST (Hyperschall- & Strömungstechnik) GmbH in Duderstadt[2].
Folgende Punkte sind bei der Auslegung eines Hyperschall-Windkanals entscheidend:
Beispiel: Die Erzeugung einer Strömung, die 5,5 km/s in 45 km Höhe entspricht, würde Temperaturen von etwa 9000 K und einen Druck von 3 MPa (30 Bar) benötigen.
Der aktuell leistungsfähigste Windkanal ist der LENX-X; er steht in den USA (Buffalo, New York) und erreicht Geschwindigkeiten von bis zu 10 km/s (30-fache Schallgeschwindigkeit oder Mach 30).
In Yanqi bei Peking steht der JF12 des Instituts für Mechanik der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, der Geschwindigkeiten zwischen Mach 5 und Mach 9 in Höhen zwischen 25 und 50 Kilometern simulieren kann.[3] Gebaut wird an einer Anlage, die nach der Fertigstellung 2022 Geschwindigkeiten von 12 km/s (Mach 35) erzeugen soll.[4][5][veraltet]
In Indien betreibt das Vikram Sarabhai Space Centre (VSSC) als Teil der ISRO in Thiruvananthapuram einen Hyperschall-Windkanal[6].
In Frankreich betreibt das CNRS-Institut ICARE in Orléans den Hyperschall-Windkanal MARHy (Soufflerie à Mach Adaptable Raréfie Hypersonique)[7].
Der leistungsfähigste deutsche Hyperschall-Windkanal ist der H2K der Abteilung Über- und Hyperschalltechnologien am Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik (AS-HYP) des DLR in Köln-Porz mit Geschwindigkeiten knapp über Mach 11.[8] Hier werden folgende Themen bearbeitet:[9]