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[[Datei:LEIR img 1001.jpg|mini|Elektronenkühler (links im Bild) im [[Low Energy Ion Ring]] (LEIR) am [[CERN]]. Die Elektronenquelle und Elektronenauffangeinrichtung befinden sich in den oben angeordneten silbernen Zylindern]]


Die '''Elektronenkühlung''' ist ein Verfahren, um einen Strahl in einem [[Teilchenbeschleuniger]] mittels eines [[Elektronenstrahl|Elektronenstrahls]] zu kühlen, d. h. die Größe der Teilchenpakete im [[Phasenraum]] bzw. die [[Emittanz]] zu verkleinern. Dabei muss die Masse der Teilchen des zu kühlenden Strahls größer als die Elektronenmasse sein.
Die '''Elektronenkühlung''' ist ein Verfahren, um einen Strahl in einem [[Teilchenbeschleuniger]] mittels eines [[Elektronenstrahl]]s zu kühlen, d. h. die Größe der Teilchenpakete im [[Phasenraum]] bzw. die [[Emittanz]] zu verkleinern. Dabei muss die Masse der Teilchen des zu kühlenden Strahls größer als die Elektronenmasse sein.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Im Jahr 1966 wurde von [[Gersch Izkowitsch Budker]] die Elektronenkühlung als ein Verfahren zur Dämpfung von [[Schwingung|Oszillationen]] eines [[Proton]]enstrahls in einem [[Speicherring]] vorgeschlagen.  
Im Jahr 1966 wurde von [[Gersch Izkowitsch Budker]] die Elektronenkühlung als ein Verfahren zur Dämpfung von [[Schwingung|Oszillationen]] eines [[Proton]]enstrahls in einem [[Speicherring]] vorgeschlagen.<ref name=Budker1967>{{cite journal|journal=Atomic Energy|volume=22|issue=5|pages=438–440|date=1967|author=G. I. Budker|title=An effective method of damping particle oscillations in proton and antiproton storage rings|doi=10.1007/BF01175204|url = http://www.hep.princeton.edu/mumu/physics/budker_sae_22_438_67.pdf }}</ref>
<ref name=Budker1967>{{cite journal|journal=Atomic Energy|volume=22|issue=5|pages=438-440|date=1967|author=G. I. Budker|title=An effective method of damping particle oscillations in proton and antiproton storage rings|doi=10.1007/BF01175204|url = http://www.hep.princeton.edu/mumu/physics/budker_sae_22_438_67.pdf }}</ref>
Erstmals demonstriert wurde die Elektronenkühlung im Jahr 1974 am „NAP-M“-Speicherring im [[Budker-Institut für Kernphysik]] (BINP) in [[Akademgorodok]].<ref name=Budker1976>{{cite journal|journal=PAAC|volume=7|pages=197|date=1976|author=G. I. Budker et al.|title=Experimental Studies of Electron Cooling|url=http://web.ihep.su/owa/dbserv/hw.part2?s_c=BUDKER+1976}}</ref><ref name="Nagaitsev2005" />
Erstmals demonstriert wurde die Elektronenkühlung im Jahr 1974 am „NAP-M“-Speicherring im [[Budker-Institut für Kernphysik]] (BINP) in [[Akademgorodok]].<ref name=Budker1976>{{cite journal|journal=PAAC|volume=7|pages=197|date=1976|author=G. I. Budker et al.|title=Experimental Studies of Electron Cooling|url=http://web.ihep.su/owa/dbserv/hw.part2?s_c=BUDKER+1976}}</ref><ref name="Nagaitsev2005" />
Am [[CERN]] wurde eine erste Anlage im Jahr 1977 errichtet.<ref name="Tranquille2009" >{{Internetquelle|url=http://cerncourier.com/cws/article/cern/40116|titel=ICE-cool beams just keep on going|zugriff=30. Dez. 2009|datum=25. Aug. 2009|autor=Gerard Tranquille|hrsg=CERN Courier|sprache=en}}</ref>
Am [[CERN]] wurde eine erste Anlage im Jahr 1977 errichtet.<ref name="Tranquille2009" >{{Internetquelle|url=http://cerncourier.com/cws/article/cern/40116|titel=ICE-cool beams just keep on going|zugriff=30. Dez. 2009|datum=25. Aug. 2009|autor=Gerard Tranquille|hrsg=CERN Courier|sprache=en}}</ref>
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== Funktionsweise ==
== Funktionsweise ==
Mit einer [[Elektronenkanone|Elektronenquelle]] wird ein [[Elektronenstrahl]] erzeugt. Dieser Strahl wird durch ein [[Elektrostatik|statisches elektrisches Feld]] beschleunigt. Im [[Potential (Physik)|Potential]] des beschleunigenden elektrischen Felds werden alle Elektronen unabhängig von ihrem genauen Weg um den gleichen Betrag beschleunigt. Das bedeutet, dass die Geschwindigkeitsverteilung der Elektronen sehr schmal ist. Der Elektronenstrahl wird so weit beschleunigt, dass die Geschwindigkeit seiner Elektronen mit der mittleren Geschwindigkeit der Teilchen im Teilchenstrahl übereinstimmt.  
Mit einer [[Elektronenkanone|Elektronenquelle]] wird ein [[Elektronenstrahl]] erzeugt. Dieser Strahl wird durch ein [[Elektrostatik|statisches elektrisches Feld]] beschleunigt. Im [[Potential (Physik)|Potential]] des beschleunigenden elektrischen Felds werden alle Elektronen unabhängig von ihrem genauen Weg um den gleichen Betrag beschleunigt. Das bedeutet, dass die Geschwindigkeitsverteilung der Elektronen sehr schmal ist. Der Elektronenstrahl wird so weit beschleunigt, dass die Geschwindigkeit seiner Elektronen mit der mittleren Geschwindigkeit der Teilchen im Teilchenstrahl übereinstimmt.


Nach der Beschleunigung wird der Elektronenstrahl mit Hilfe von Magnetfeldern mit dem Teilchenstrahl überlagert. In einer geraden Flugstrecke stoßen gehäuft solche Teilchen an die Elektronen, die nicht mit dem Elektronenstrom mitschwimmen. Durch diese Stöße kommt es zur Impulsabgabe an die Elektronen und damit zur Kühlung des Strahls. Nach einigen Metern gemeinsamer Flugstrecke werden die Elektronen ausgekoppelt und aufgefangen.
Nach der Beschleunigung wird der Elektronenstrahl mit Hilfe von Magnetfeldern mit dem Teilchenstrahl überlagert. In einer geraden Flugstrecke stoßen gehäuft solche Teilchen an die Elektronen, die nicht mit dem Elektronenstrom mitschwimmen. Durch diese Stöße kommt es zur Impulsabgabe an die Elektronen und damit zur Kühlung des Strahls. Nach einigen Metern gemeinsamer Flugstrecke werden die Elektronen ausgekoppelt und aufgefangen.
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Der Einsatz in Vorbeschleunigern ist ebenfalls weit verbreitet, beispielsweise werden so im [[Low Energy Ion Ring]] (LEIR) Blei-Ionen für den [[Large Hadron Collider]] (LHC) bereitgestellt.
Der Einsatz in Vorbeschleunigern ist ebenfalls weit verbreitet, beispielsweise werden so im [[Low Energy Ion Ring]] (LEIR) Blei-Ionen für den [[Large Hadron Collider]] (LHC) bereitgestellt.


Weitere Anwendung findet die Elektronenkühlung bei der Verbesserung der Strahlqualität, etwa am [[Forschungszentrum_Jülich#Kühlersynchrotron COSY|Kühlersynchrotron COSY]].
Weitere Anwendung findet die Elektronenkühlung bei der Verbesserung der Strahlqualität, etwa am [[Forschungszentrum Jülich#Kühlersynchrotron COSY|Kühlersynchrotron COSY]].


Der Einsatz der Elektronenkühlung wird durch die zur Beschleunigung der Elektronen nötige Energie eingeschränkt, so waren in bisherigen Elektronenkühler-Anlagen Elektronenenergien von bis zu maximal 300&nbsp;[[Elektronenvolt|keV]] üblich, entsprechend einer Protonenenergie von 550&nbsp;MeV.<ref name="Hinterberger2008" >{{Literatur|Titel=Physik der Teilchenbeschleuniger und Ionenoptik|Autor=Frank Hinterberger|Jahr=2008|Auflage=2|ISBN=978-3540752813|DOI=10.1007/978-3-540-75282-0|Verlag=Springer Verlag|Seiten=359|Ort=Berlin}}</ref>
Der Einsatz der Elektronenkühlung wird durch die zur Beschleunigung der Elektronen nötige Energie eingeschränkt, so waren in bisherigen Elektronenkühler-Anlagen Elektronenenergien von bis zu maximal 300&nbsp;[[Elektronenvolt|keV]] üblich, entsprechend einer Protonenenergie von 550&nbsp;MeV.<ref name="Hinterberger2008" >{{Literatur|Titel=Physik der Teilchenbeschleuniger und Ionenoptik|Autor=Frank Hinterberger|Jahr=2008|Auflage=2|ISBN=978-3540752813|DOI=10.1007/978-3-540-75282-0|Verlag=Springer Verlag|Seiten=359|Ort=Berlin}}</ref>
Bei höheren Geschwindigkeiten kam daher die stochastische Kühlung zum Einsatz.<ref name="Tranquille2009" />
Bei höheren Geschwindigkeiten kam daher die stochastische Kühlung zum Einsatz.<ref name="Tranquille2009" />


Die größte Anlage befindet sich am [[FNAL|Fermi National Accelerator Laboratory]]. Dort werden seit Mitte Juli 2005 auf einer 20&nbsp;m langen Kühlstrecke [[Antiproton|Antiprotonen]] mit einer Energie von bis zu 8&nbsp;GeV durch Elektronen mit einer maximalen Elektronenenergie von 4,3&nbsp;MeV gekühlt. Im Betrieb fließt ein Strom bis zu 0,5&nbsp;A.<ref name="Nagaitsev2005" >{{Internetquelle|url=https://web.fnal.gov/organization/programplanning/_layouts/15/WopiFrame.aspx?sourcedoc=/organization/programplanning/SpecialReports/Nagaitsev_Ecooling_07_18_05.pdf |titel=Electron cooling demonstration with Recycler 8.9-GeV/c pbars|autor=Sergei Nagaitsev|datum=2005-07-18|zugriff=2011-01-19|format=pdf; 254&nbsp;kB|hrsg=Fermi National Accelerator Laboratory|sprache=en|kommentar=Vortragsfolien}}</ref>
Die größte Anlage befindet sich am [[FNAL|Fermi National Accelerator Laboratory]]. Dort werden seit Mitte Juli 2005 auf einer 20&nbsp;m langen Kühlstrecke [[Antiproton]]en mit einer Energie von bis zu 8&nbsp;GeV durch Elektronen mit einer maximalen Elektronenenergie von 4,3&nbsp;MeV gekühlt. Im Betrieb fließt ein Strom bis zu 0,5&nbsp;A.<ref name="Nagaitsev2005" >{{Internetquelle|url=https://web.fnal.gov/organization/programplanning/_layouts/15/WopiFrame.aspx?sourcedoc=/organization/programplanning/SpecialReports/Nagaitsev_Ecooling_07_18_05.pdf |titel=Electron cooling demonstration with Recycler 8.9-GeV/c pbars|autor=Sergei Nagaitsev|datum=2005-07-18|zugriff=2011-01-19|format=pdf; 254&nbsp;kB|hrsg=Fermi National Accelerator Laboratory|sprache=en|kommentar=Vortragsfolien}}</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Aktuelle Version vom 21. Mai 2019, 17:07 Uhr

Elektronenkühler (links im Bild) im Low Energy Ion Ring (LEIR) am CERN. Die Elektronenquelle und Elektronenauffangeinrichtung befinden sich in den oben angeordneten silbernen Zylindern

Die Elektronenkühlung ist ein Verfahren, um einen Strahl in einem Teilchenbeschleuniger mittels eines Elektronenstrahls zu kühlen, d. h. die Größe der Teilchenpakete im Phasenraum bzw. die Emittanz zu verkleinern. Dabei muss die Masse der Teilchen des zu kühlenden Strahls größer als die Elektronenmasse sein.

Geschichte

Im Jahr 1966 wurde von Gersch Izkowitsch Budker die Elektronenkühlung als ein Verfahren zur Dämpfung von Oszillationen eines Protonenstrahls in einem Speicherring vorgeschlagen.[1] Erstmals demonstriert wurde die Elektronenkühlung im Jahr 1974 am „NAP-M“-Speicherring im Budker-Institut für Kernphysik (BINP) in Akademgorodok.[2][3] Am CERN wurde eine erste Anlage im Jahr 1977 errichtet.[4] Heutzutage kommt die Elektronenkühlung in vielen Synchrotron-Teilchenbeschleunigern und Speicherringen zum Einsatz.

Funktionsweise

Mit einer Elektronenquelle wird ein Elektronenstrahl erzeugt. Dieser Strahl wird durch ein statisches elektrisches Feld beschleunigt. Im Potential des beschleunigenden elektrischen Felds werden alle Elektronen unabhängig von ihrem genauen Weg um den gleichen Betrag beschleunigt. Das bedeutet, dass die Geschwindigkeitsverteilung der Elektronen sehr schmal ist. Der Elektronenstrahl wird so weit beschleunigt, dass die Geschwindigkeit seiner Elektronen mit der mittleren Geschwindigkeit der Teilchen im Teilchenstrahl übereinstimmt.

Nach der Beschleunigung wird der Elektronenstrahl mit Hilfe von Magnetfeldern mit dem Teilchenstrahl überlagert. In einer geraden Flugstrecke stoßen gehäuft solche Teilchen an die Elektronen, die nicht mit dem Elektronenstrom mitschwimmen. Durch diese Stöße kommt es zur Impulsabgabe an die Elektronen und damit zur Kühlung des Strahls. Nach einigen Metern gemeinsamer Flugstrecke werden die Elektronen ausgekoppelt und aufgefangen.

Der zu kühlende Teilchenstrahl kann mittels Elektronenkühlung nur soweit abgekühlt werden, bis dieser mit dem Elektronenstrahl im thermischen Gleichgewicht steht.

Die Energie, um Elektronen der Masse $ m_{e} $ auf die gleiche Geschwindigkeit wie Partikel der Masse $ m_{p} $ und der Energie $ E_{p} $ zu beschleunigen ist $ E_{e}={\frac {m_{e}}{m_{p}}}E_{p} $.

Nutzung

Die Elektronenkühlung ist ein wichtiges Hilfsmittel bei der Erzeugung von Antimaterie, so bietet am Antiproton Decelerator im CERN die Elektronenkühlung eine höhere Kühlrate als die stochastische Kühlung.

Der Einsatz in Vorbeschleunigern ist ebenfalls weit verbreitet, beispielsweise werden so im Low Energy Ion Ring (LEIR) Blei-Ionen für den Large Hadron Collider (LHC) bereitgestellt.

Weitere Anwendung findet die Elektronenkühlung bei der Verbesserung der Strahlqualität, etwa am Kühlersynchrotron COSY.

Der Einsatz der Elektronenkühlung wird durch die zur Beschleunigung der Elektronen nötige Energie eingeschränkt, so waren in bisherigen Elektronenkühler-Anlagen Elektronenenergien von bis zu maximal 300 keV üblich, entsprechend einer Protonenenergie von 550 MeV.[5] Bei höheren Geschwindigkeiten kam daher die stochastische Kühlung zum Einsatz.[4]

Die größte Anlage befindet sich am Fermi National Accelerator Laboratory. Dort werden seit Mitte Juli 2005 auf einer 20 m langen Kühlstrecke Antiprotonen mit einer Energie von bis zu 8 GeV durch Elektronen mit einer maximalen Elektronenenergie von 4,3 MeV gekühlt. Im Betrieb fließt ein Strom bis zu 0,5 A.[3]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. G. I. Budker: An effective method of damping particle oscillations in proton and antiproton storage rings. In: Atomic Energy. 22. Jahrgang, Nr. 5, 1967, S. 438–440, doi:10.1007/BF01175204 (princeton.edu [PDF]).
  2. G. I. Budker et al.: Experimental Studies of Electron Cooling. In: PAAC. 7. Jahrgang, 1976, S. 197 (ihep.su).
  3. 3,0 3,1 Sergei Nagaitsev: Electron cooling demonstration with Recycler 8.9-GeV/c pbars. (pdf; 254 kB) Fermi National Accelerator Laboratory, 18. Juli 2005, abgerufen am 19. Januar 2011 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value), Vortragsfolien).
  4. 4,0 4,1 Gerard Tranquille: ICE-cool beams just keep on going. CERN Courier, 25. August 2009, abgerufen am 30. Dezember 2009 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  5. Frank Hinterberger: Physik der Teilchenbeschleuniger und Ionenoptik. 2. Auflage. Springer Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-540-75281-3, S. 359, doi:10.1007/978-3-540-75282-0.