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{{Dieser Artikel|behandelt das Absinken eines Schiffs. Zur Inbesitznahme leerstehenden Wohnraums siehe [[Hausbesetzung]]. Zu einer Art von Schienenfehlern bei Eisenbahnen siehe [[Schienenfehler #Squat]] | {{Dieser Artikel|behandelt das Absinken eines Schiffs. Zur Sportdisziplin siehe [[Kniebeugen]]. Zur Inbesitznahme leerstehenden Wohnraums siehe [[Hausbesetzung]]. Zu einer Art von Schienenfehlern bei Eisenbahnen siehe [[Schienenfehler #Squat]]}} | ||
'''Squat''' ({{enS|''squat''}} ‚niederhocken‘) ist ein Begriff aus der [[Schifffahrt]] und bezeichnet das fahrdynamische vertikale Absinken eines [[Schiff]]es über den eigentlichen [[Tiefgang]] hinaus ('''Absunk''' oder '''Sunk'''), bei gleichzeitiger [[Vertrimmung]]. Die Vertrimmung nach vorne oder [[achtern]] ist dabei abhängig vom [[Schiffsmaße#Blockkoeffizient|Blockkoeffizienten]].<ref>A. Härtling; J. Reinking: ''Natur-Messung des Squat'', HANSA, 1999 – Nr. 8</ref> | '''Squat''' ({{enS|''squat''}} ‚niederhocken‘) ist ein Begriff aus der [[Schifffahrt]] und bezeichnet das fahrdynamische vertikale Absinken eines [[Schiff]]es über den eigentlichen [[Tiefgang]] hinaus ('''Absunk''' oder '''Sunk'''), bei gleichzeitiger [[Vertrimmung]]. Die Vertrimmung nach vorne oder [[achtern]] ist dabei abhängig vom [[Schiffsmaße#Blockkoeffizient|Blockkoeffizienten]].<ref>A. Härtling; J. Reinking: ''Natur-Messung des Squat'', HANSA, 1999 – Nr. 8</ref> | ||
[[Datei:Squat effect1.svg|mini|hochkant=1.2|Fahrdynamisches Absinken bei gleichzeitiger Vertrimmung (Squat) (Obige Grafik: Vertrimmung achtern, Untere Grafik: Vertrimmung vorne)]] | [[Datei:Squat effect1.svg|mini|hochkant=1.2|Fahrdynamisches Absinken bei gleichzeitiger Vertrimmung (Squat) (Obige Grafik: Vertrimmung achtern, Untere Grafik: Vertrimmung vorne)]] | ||
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== Definition == | == Definition == | ||
Das Absinken ist bei allen Schiffen zu beobachten, | Das Absinken ist bei allen fahrenden Schiffen zu beobachten, verstärkt beim Befahren eines Flusses oder Kanals, und ist abhängig vom Querschnitt des Schiffes, der Geschwindigkeit, dem Wasserstraßenquerschnitt und der Verkehrssituation, d. h. dem Begegnen oder Überholen von anderen Schiffen. Je niedriger der Wasserstand ist, umso größer ist der Squat. Während der Fahrt des Schiffes entsteht durch die seitliche und tiefenmäßige Begrenzung eine Rückströmung vom Bug zum Heck des Schiffes. Diese Rückströmung bewirkt ein Absinken des Wasserspiegels und damit auch des Schiffes. Unter Extrembedingungen kann das Absinken so stark sein, dass das Schiff Grundberührung erfährt und die Schiffshaut oder der Antrieb beschädigt werden. | ||
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[[Datei:Absunk.PNG|mini|hochkant=1.5|Absunk des Wasserspiegels im zeitlichen Verlauf (Zeitachse läuft nach rechts) an einem uferfesten Punkt bei (Vorwärts-)Vorbeifahrt eines Schiffs (nach rechts oder auch links). <small>Alternative Betrachtung: Stationär mit einem Schiff mitlaufender Wasserabsunk – vor, entlang und nach dem nach links fahrenden Schiff. Die sekundäre Heckwelle schwingt jedoch, ist also nicht stationär.</small>]] | |||
In [[Fluss|Flüssen]] kommt es im Innenbereich von Kurven zu [[Gleithang|Versandungen]]. Da hier aber die Strömung und damit der Widerstand am geringsten sind, fahren Binnenschiffe auf [[Bergfahrt]] meistens den Innenbogen. Kommt jetzt das Schiff zu nahe an die Versandung, so kommt es zu einer dynamischen Tiefgangsvergrößerung, zu erkennen an der höher werdenden Heckwelle, die sich nach vorne bewegt. In diesem Fall muss man sofort die Geschwindigkeit reduzieren, sonst kommt es zu einer Grundberührung aufgrund nicht ausreichenden Flottwassers. Flottwasser bezeichnet den Sicherheitsabstand zwischen Fahrwassergrund und Schiffsboden. Der Schiffsabsunk plus das Flottwasser ergeben die Kielfreiheit. | In [[Fluss|Flüssen]] kommt es im Innenbereich von Kurven zu [[Gleithang|Versandungen]]. Da hier aber die Strömung und damit der Widerstand am geringsten sind, fahren Binnenschiffe auf [[Bergfahrt]] meistens den Innenbogen. Kommt jetzt das Schiff zu nahe an die Versandung, so kommt es zu einer dynamischen Tiefgangsvergrößerung, zu erkennen an der höher werdenden Heckwelle, die sich nach vorne bewegt. In diesem Fall muss man sofort die Geschwindigkeit reduzieren, sonst kommt es zu einer Grundberührung aufgrund nicht ausreichenden Flottwassers. Flottwasser bezeichnet den Sicherheitsabstand zwischen Fahrwassergrund und Schiffsboden. Der Schiffsabsunk plus das Flottwasser ergeben die Kielfreiheit. | ||
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=== Berechnungsansatz nach Führer und Römisch === | === Berechnungsansatz nach Führer und Römisch === | ||
In dem von M. Führer und K. Römisch | In dem Berechnungsansatz von M. Führer und K. Römisch wird zuerst mit Hilfe eines Modells eine Gleichung für den Squat bei der kritischen Geschwindigkeit entwickelt. Die kritische Geschwindigkeit ist die Grenze, von der an durch den eingeengten Abflussquerschnitt das vom Schiff verdrängte Wasser nicht mehr vollständig entgegen der Fahrtrichtung nach hinten abgeführt wird.<ref>M. Führer, K. Römisch: ''Effects of modern ship traffic on inland and ocean-waterways and their structure'', Section 1 Inland Navigation, 24th International Navigation Congress, Leningrad 1977, [[PIANC]] Brussels</ref> Für den Squat bei kritischer Geschwindigkeit ergibt sich: | ||
:<math>s_{b,\text{krit}} = 0{,}2 \left(\frac {10C_BB}{L_{pp}}\right)^2 T</math> | :<math>s_{b,\text{krit}} = 0{,}2 \left(\frac {10C_BB}{L_{pp}}\right)^2 T</math> | ||
mit | mit | ||
* <math>s_{b,\text{krit}}</math> = Squat bei kritischer Geschwindigkeit und Bugtrimmung | * <math>s_{b,\text{krit}}</math> = Squat bei kritischer Geschwindigkeit und Bugtrimmung | ||
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* <math>s_{ | * <math>s_{s,\text{krit}}</math> = Squat bei kritischer Geschwindigkeit und Achterntrimmung | ||
== Sonstiges == | == Sonstiges == | ||
Je schneller die Fahrt über Grund, desto stärker ist der Absunk. Das Kreuzfahrtschiff [[Queen Elizabeth 2]] lief | Je schneller die Fahrt über Grund, desto stärker ist der Absunk. Das Kreuzfahrtschiff [[Queen Elizabeth 2]] lief am 7. August 1992 deshalb auf einen Felsen bei [[Cuttyhunk|Cuttyhunk Island]] ([[Elizabeth Islands]]) auf. Der Absunk wurde von der Schiffsführung nicht genügend berücksichtigt und die verfügbare Karte enthielt ungenaue Angaben zur Wassertiefe.<ref>Nick Perugini: [http://www.hydro-international.com/issues/articles/id1093-Grounding_of_the_Queen_Elizabeth__response.html Grounding of the Queen Elizabeth 2 (response)]; 26. Juni 2009, In: Hydro International, July / August 2009, Volume 13, number 6.</ref> | ||
== Siehe auch == | == Siehe auch == | ||
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== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* [http://www.donauforum.de/files/BERICHT_1715_April.pdf Europäisches Entwicklungszentrum für Binnen- und Küstenschiffahrt: ''Vergleich der Fahrwasserverhältnisse des Donauabschnittes Straubing-Vilshofen mit ausgewählten Wasserstraßenabschnitten im Abflußjahr 2003''(PDF; 1,9 MB) | * [http://www.donauforum.de/files/BERICHT_1715_April.pdf Europäisches Entwicklungszentrum für Binnen- und Küstenschiffahrt: ''Vergleich der Fahrwasserverhältnisse des Donauabschnittes Straubing-Vilshofen mit ausgewählten Wasserstraßenabschnitten im Abflußjahr 2003''] (PDF; 1,9 MB) | ||
* [http://www.dtic.mil/cgi-bin/GetTRDoc?AD=ADA454654&Location=U2&doc=GetTRDoc.pdf Briggs, M.J. (2006): ''Ship Squat Predictions for Ship/Tow Simulator'', U.S. Army Corps of Engineers] (PDF; 211 kB) | * [http://www.dtic.mil/cgi-bin/GetTRDoc?AD=ADA454654&Location=U2&doc=GetTRDoc.pdf Briggs, M.J. (2006): ''Ship Squat Predictions for Ship/Tow Simulator'', U.S. Army Corps of Engineers] (PDF; 211 kB) | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* S. Schuster: ''Untersuchung über Strömungs- und Widerstandsverhältnisse bei der Fahrt von Schiffen auf beschränktem Wasser'', Jahrbuch der | * S. Schuster: ''Untersuchung über Strömungs- und Widerstandsverhältnisse bei der Fahrt von Schiffen auf beschränktem Wasser'', [[Jahrbuch der Schiffbautechnischen Gesellschaft]], 52. Bd., 1954 | ||
* W. Führer; K. Römisch: ''Effects of modern ship traffic on inland and ocean waterways and their structures”, 24. Internationaler Schiffahrtskongreß, Leningrad, S. 1–3'' | * W. Führer; K. Römisch: ''Effects of modern ship traffic on inland and ocean waterways and their structures”, 24. Internationaler Schiffahrtskongreß, Leningrad, S. 1–3'' | ||
* K. Römisch: ''Erreichbare Fahrgeschwindigkeit und Tauchung eines Schiffes auf flachem Wasser – ein Beitrag zur optimalen Bemessung von Binnen- und Seewasserstraßen'', Mitteilungen der FAS, H. 24, 1969 | * K. Römisch: ''Erreichbare Fahrgeschwindigkeit und Tauchung eines Schiffes auf flachem Wasser – ein Beitrag zur optimalen Bemessung von Binnen- und Seewasserstraßen'', Mitteilungen der FAS, H. 24, 1969 |
Squat (englisch squat ‚niederhocken‘) ist ein Begriff aus der Schifffahrt und bezeichnet das fahrdynamische vertikale Absinken eines Schiffes über den eigentlichen Tiefgang hinaus (Absunk oder Sunk), bei gleichzeitiger Vertrimmung. Die Vertrimmung nach vorne oder achtern ist dabei abhängig vom Blockkoeffizienten.[1]
Das Absinken ist bei allen fahrenden Schiffen zu beobachten, verstärkt beim Befahren eines Flusses oder Kanals, und ist abhängig vom Querschnitt des Schiffes, der Geschwindigkeit, dem Wasserstraßenquerschnitt und der Verkehrssituation, d. h. dem Begegnen oder Überholen von anderen Schiffen. Je niedriger der Wasserstand ist, umso größer ist der Squat. Während der Fahrt des Schiffes entsteht durch die seitliche und tiefenmäßige Begrenzung eine Rückströmung vom Bug zum Heck des Schiffes. Diese Rückströmung bewirkt ein Absinken des Wasserspiegels und damit auch des Schiffes. Unter Extrembedingungen kann das Absinken so stark sein, dass das Schiff Grundberührung erfährt und die Schiffshaut oder der Antrieb beschädigt werden.
In Flüssen kommt es im Innenbereich von Kurven zu Versandungen. Da hier aber die Strömung und damit der Widerstand am geringsten sind, fahren Binnenschiffe auf Bergfahrt meistens den Innenbogen. Kommt jetzt das Schiff zu nahe an die Versandung, so kommt es zu einer dynamischen Tiefgangsvergrößerung, zu erkennen an der höher werdenden Heckwelle, die sich nach vorne bewegt. In diesem Fall muss man sofort die Geschwindigkeit reduzieren, sonst kommt es zu einer Grundberührung aufgrund nicht ausreichenden Flottwassers. Flottwasser bezeichnet den Sicherheitsabstand zwischen Fahrwassergrund und Schiffsboden. Der Schiffsabsunk plus das Flottwasser ergeben die Kielfreiheit.
Squat, erzielt durch hohes Fahrtempo, kann genutzt werden, um kritisch niedrige Durchfahrtshöhen unter Brücken zu unterfahren.
Ernest O. Tuck ermittelte folgende Berechnung für den Absunk und die Trimmung mit Hilfe der Slender-body Theorie[2]:
mit
mit
Der Absunkkoeffizient $ c_{s} $ und der Trimmwinkelkoeffizient $ c_{\tau } $ sind dabei komplexe Ausdrücke von Charakteristika des jeweiligen Schiffes.
Ian W. Dand ermittelte folgende Gleichung für den Absunk und die Trimmung unter der Betrachtung dieser als vertikale Kraft und Moment[3]
mit
mit
In dem Berechnungsansatz von M. Führer und K. Römisch wird zuerst mit Hilfe eines Modells eine Gleichung für den Squat bei der kritischen Geschwindigkeit entwickelt. Die kritische Geschwindigkeit ist die Grenze, von der an durch den eingeengten Abflussquerschnitt das vom Schiff verdrängte Wasser nicht mehr vollständig entgegen der Fahrtrichtung nach hinten abgeführt wird.[4] Für den Squat bei kritischer Geschwindigkeit ergibt sich:
mit
sowie
mit
Je schneller die Fahrt über Grund, desto stärker ist der Absunk. Das Kreuzfahrtschiff Queen Elizabeth 2 lief am 7. August 1992 deshalb auf einen Felsen bei Cuttyhunk Island (Elizabeth Islands) auf. Der Absunk wurde von der Schiffsführung nicht genügend berücksichtigt und die verfügbare Karte enthielt ungenaue Angaben zur Wassertiefe.[5]