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'''Guido Dessauer''' (* [[7. November]] [[1915]] in [[Aschaffenburg]]; † [[13. Januar]] [[2012]] in [[Tutzing]]) war ein deutscher [[Physiker]], Buntpapierfabrikant, [[Honorarprofessor]], [[Kunstmäzen]] und -[[Kunstsammler|sammler]]. | '''Guido Dessauer''' (* [[7. November]] [[1915]] in [[Aschaffenburg]]; † [[13. Januar]] [[2012]] in [[Tutzing]]) war ein deutscher [[Physiker]], [[Buntpapier|Buntpapierfabrikant]], [[Honorarprofessor]], [[Kunstmäzen]] und -[[Kunstsammler|sammler]]. | ||
== Leben == | == Leben == | ||
Guido Dessauer stammte aus einer Aschaffenburger Gelehrten- und Industriellenfamilie, die im Besitz der traditionsreichen [[Philipp Dessauer|Aschaffenburger Buntpapierfabrik]] ([[Alois Dessauer]]) war. Seine Eltern waren [[Hans Dessauer sen.]] und seine Ehefrau Bertha, geb. Thywissen, sein Bruder war [[Hans Dessauer]], sein Onkel [[Friedrich Dessauer]]. | Guido Dessauer stammte aus einer Aschaffenburger Gelehrten- und Industriellenfamilie, die im Besitz der traditionsreichen [[Philipp Dessauer (Unternehmer)|Aschaffenburger Buntpapierfabrik]] ([[Alois Dessauer]]) war. Seine Eltern waren [[Hans Dessauer sen.]] und seine Ehefrau Bertha, geb. Thywissen, sein Bruder war [[Hans Dessauer]], sein Onkel [[Friedrich Dessauer]]. | ||
Vielseitig interessiert und talentiert, studierte er in [[München]] Physik, beschäftigte sich darüber hinaus aber auch intensiv mit Kunst und Geschichte. Während des Zweiten Weltkriegs war Dessauer in der Flugzeugindustrie-Forschung tätig, später leistete er in der Papiertechnik Pionierarbeit und erwarb über 30 Patente. Seit 1945 arbeitete Dessauer in der Geschäftsführung der Aschaffenburger Buntpapierfabrik, deren Technik-Vorstand er 1951 wurde. | Vielseitig interessiert und talentiert, studierte er in [[München]] Physik, beschäftigte sich darüber hinaus aber auch intensiv mit Kunst und Geschichte. Während des Zweiten Weltkriegs war Dessauer in der Flugzeugindustrie-Forschung tätig, später leistete er in der Papiertechnik Pionierarbeit und erwarb über 30 Patente. Seit 1945 arbeitete Dessauer in der Geschäftsführung der Aschaffenburger Buntpapierfabrik, deren Technik-Vorstand er 1951 wurde. | ||
[[Datei:Gabrielle und Guido Dessauer 2007.JPG| | [[Datei:Gabrielle und Guido Dessauer 2007.JPG|mini|Gabrielle und Guido Dessauer, 2007]] | ||
1985 wurde Dessauer zum Honorarprofessor am Institut für Papier-, Zellstoff- und Fasertechnik der [[Technische Universität Graz|Technischen Universität Graz]] berufen, wo er 1972 promoviert hatte. Zeitgleich hatte er ab 1970 eine Tätigkeit als Forschungs- und Entwicklungsleiter bei der [[Feldmühle (Unternehmen)|Feldmühle AG]] in [[Düsseldorf]] inne. | 1985 wurde Dessauer zum Honorarprofessor am Institut für Papier-, Zellstoff- und Fasertechnik der [[Technische Universität Graz|Technischen Universität Graz]] berufen, wo er 1972 promoviert hatte. Zeitgleich hatte er ab 1970 eine Tätigkeit als Forschungs- und Entwicklungsleiter bei der [[Feldmühle (Unternehmen)|Feldmühle AG]] in [[Düsseldorf]] inne. | ||
1949 ehelichte Dessauer Gabrielle von Keller (* 20. Dezember 1916), eine Tochter von [[Friedrich von Keller (Diplomat)|Friedrich von Keller]], mit der er bis zu ihrem Tode am 22. Februar 2010 verheiratet blieb. Das Ehepaar hatte drei Töchter, Irene, Franziska und Friederike, und einen Sohn, [[Gabriel Dessauer]], der in [[St. Bonifatius (Wiesbaden)|St. Bonifatius, Wiesbaden]], Kantor ist. Die Familie lebte in [[Tutzing]]. | 1949 ehelichte Dessauer Gabrielle von Keller (* 20. Dezember 1916), eine Tochter von [[Friedrich von Keller (Diplomat)|Friedrich von Keller]], mit der er bis zu ihrem Tode am 22. Februar 2010 verheiratet blieb. Das Ehepaar hatte drei Töchter, Irene, Franziska ([[Psychologin]] und vereidigte [[Sachverständige]] von Uhren und Kunstwerken; bekannt aus der [[Fernsehsendung|TV]]-Sendung des [[Bayerischer Rundfunk|Bayerischen Rundfunks]] [[Kunst und Krempel]]),<ref>[https://www.main-echo.de/regional/stadt-kreis-aschaffenburg/art11846,522279?_FRAME=33&_FORMAT=PRINT ''Papier-Pionier und Physiker Guido Dessauer''.] Main-Echo: Stadt & Kreis Aschaffenburg, 27. September 2008; abgerufen am 19. Oktober 2018</ref> Friederike, und einen Sohn, [[Gabriel Dessauer]], der in [[St. Bonifatius (Wiesbaden)|St. Bonifatius, Wiesbaden]], Kantor ist. Die Familie lebte in [[Tutzing]]. | ||
== Sammler == | == Sammler == | ||
Guido Dessauer trug eine Buntpapiersammlung zusammen<ref>[[Albert Haemmerle]]: ''Die Buntpapiersammlung Guido Dessauer, Aschaffenburg''. Antiquariat Hartung & Karl, München 1976.</ref> | Guido Dessauer trug eine Buntpapiersammlung zusammen,<ref>[[Albert Haemmerle]]: ''Die Buntpapiersammlung Guido Dessauer, Aschaffenburg''. Antiquariat Hartung & Karl, München 1976.</ref> die anschließend an die [[Königliche Bibliothek der Niederlande]] in [[Den Haag]] verkauft wurde und dort einen wichtigen Teilbestand der Papierhistorischen Sammlungen darstellt.<ref>Henk Voorn: ''Buntpapiersammlung Dr. Guido Dessauer.'' In: ''IPH-Information'', N.F. 11, 1977, Nr. 3/4, S. 105.</ref> | ||
Guido Dessauer brachte eine der bedeutendsten Privatsammlungen barocker [[Skulptur|Kleinskulpturen]] zusammen. Die Auswahl umfasst Arbeiten italienischer, französischer, flämischer Bildhauer sowie Werke von Künstlern aus deutschsprachigen Ländern. Zahlreiche [[Bozzetto|Bozzetti]] (Bildhauerentwürfe) und [[Modelletto|Modelletti]] (Ausführungs- oder Präsentationsmodelle) gewähren Einblick in den Entstehungsprozess von Skulpturen sowie die Arbeitsweise eines Bildhauers und seines Ateliers. Eine Auswahl von ungefähr 70 Werken des europäischen Barock und Klassizismus wurde 2001/02 unter dem Titel "Kleine Ekstasen" mit einem ausführlichen Katalog in mehreren Museen gezeigt, darunter waren das [[Germanisches Nationalmuseum|Germanische Nationalmuseum]] und das [[Landesmuseum Joanneum]].<ref>{{cite web|url=https://www.welt.de/print-wams/article112851/Der-Ton-der-ersten-Idee.html |author=Regina Voges |title=Der Ton der ersten Idee / Skizzen in der dritten Dimension: Die Modelle barocker Bildhauer sind ein kleines, feines Sammelgebiet |publisher=[[Wiener Zeitung]] |date=5. Januar 2003 |accessdate=17. Januar 2012}}</ref> Sie enthielt Werke von [[Antonio Canova]], [[François Duquesnoy]], [[Etienne-Maurice Falconet]], [[Jean-Antoine Houdon]], [[Camillo Rusconi]] und [[Philipp Jakob Straub]].<ref>{{cite web|url=http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/english_news/202810_Kleine-Ekstasen-in-Alte-Galerie-in-Graz.html |title=Kleine Ekstasen in Alte Galerie in Graz |publisher=[[Wiener Zeitung]] |date=14. August 2001 |language=englisch |accessdate=18. Januar 2012}}</ref> | Guido Dessauer brachte eine der bedeutendsten Privatsammlungen barocker [[Skulptur|Kleinskulpturen]] zusammen. Die Auswahl umfasst Arbeiten italienischer, französischer, flämischer Bildhauer sowie Werke von Künstlern aus deutschsprachigen Ländern. Zahlreiche [[Bozzetto|Bozzetti]] (Bildhauerentwürfe) und [[Modelletto|Modelletti]] (Ausführungs- oder Präsentationsmodelle) gewähren Einblick in den Entstehungsprozess von Skulpturen sowie die Arbeitsweise eines Bildhauers und seines Ateliers. Eine Auswahl von ungefähr 70 Werken des europäischen Barock und Klassizismus wurde 2001/02 unter dem Titel "Kleine Ekstasen" mit einem ausführlichen Katalog in mehreren Museen gezeigt, darunter waren das [[Germanisches Nationalmuseum|Germanische Nationalmuseum]] und das [[Landesmuseum Joanneum]].<ref>{{cite web|url=https://www.welt.de/print-wams/article112851/Der-Ton-der-ersten-Idee.html |author=Regina Voges |title=Der Ton der ersten Idee / Skizzen in der dritten Dimension: Die Modelle barocker Bildhauer sind ein kleines, feines Sammelgebiet |publisher=[[Wiener Zeitung]] |date=5. Januar 2003 |accessdate=17. Januar 2012}}</ref> Sie enthielt Werke von [[Antonio Canova]], [[François Duquesnoy]], [[Etienne-Maurice Falconet]], [[Jean-Antoine Houdon]], [[Camillo Rusconi]] und [[Philipp Jakob Straub]].<ref>{{cite web|url=http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/english_news/202810_Kleine-Ekstasen-in-Alte-Galerie-in-Graz.html |title=Kleine Ekstasen in Alte Galerie in Graz |publisher=[[Wiener Zeitung]] |date=14. August 2001 |language=englisch |accessdate=18. Januar 2012}}</ref> | ||
Anfang der 1950er Jahre erteilte Dessauer einen Auftrag an [[Horst Janssen]], den Schwiegervater Dessauers zu porträtieren, worauf viele weitere Gemälde der | Anfang der 1950er Jahre erteilte Dessauer einen Auftrag an [[Horst Janssen]], den Schwiegervater Dessauers zu porträtieren, worauf viele weitere Gemälde der Dessauer’schen Familie folgten. Mit Hilfe der in Aschaffenburg zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten entstanden auch Janssens erste [[Lithografie]]n. | ||
== Ehrungen und Auszeichnungen == | == Ehrungen und Auszeichnungen == | ||
Guido Dessauer war ab 1957 Mitglied im [[Rotary International|Rotary Club]], zunächst in [[Würzburg]]. Als Gründungsmitglied des Clubs in Aschaffenburg 1958 wurde ihm anlässlich des 50. Jubiläums die Ehrenmitgliedschaft verliehen. | Guido Dessauer war ab 1957 Mitglied im [[Rotary International|Rotary Club]], zunächst in [[Würzburg]]. Als Gründungsmitglied des Clubs in Aschaffenburg 1958 wurde ihm anlässlich des 50. Jubiläums die Ehrenmitgliedschaft verliehen. | ||
Für seine Verdienste um die steirische Papierindustrie sowie Kunstförderung wurde ihm 2002 das Große Goldene [[Ehrenzeichen des Landes Steiermark]] verliehen.<ref>{{cite web|url=http://www.landtag.steiermark.at/cms/dokumente/10550611_5076210/a2900919/880_2_Antwort.pdf |title=Alle verliehenen Großen Goldenen Ehrenzeichen seit 01.01.1970 mit Stichtag: 05.12.2006 |publisher=[[Landtag Steiermark]] |date=5. Dezember 2006 |page=49 |accessdate=16. Januar 2012 |format=PDF; 4,6 MB}}</ref> 2008 wurde er mit dem [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Bundesverdienstkreuz am Bande]] ausgezeichnet. | Für seine Verdienste um die steirische Papierindustrie sowie Kunstförderung wurde ihm 2002 das Große Goldene [[Ehrenzeichen des Landes Steiermark]] verliehen.<ref>{{cite web |url=http://www.landtag.steiermark.at/cms/dokumente/10550611_5076210/a2900919/880_2_Antwort.pdf |title=Alle verliehenen Großen Goldenen Ehrenzeichen seit 01.01.1970 mit Stichtag: 05.12.2006 |publisher=[[Landtag Steiermark]] |date=5. Dezember 2006 |page=49 |accessdate=16. Januar 2012 |format=PDF; 4,6 MB |archiveurl=https://web.archive.org/web/20120307224153/http://www.landtag.steiermark.at/cms/dokumente/10550611_5076210/a2900919/880_2_Antwort.pdf |archivedate=2012-03-07 }}</ref> 2008 wurde er mit dem [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Bundesverdienstkreuz am Bande]] ausgezeichnet. | ||
== Schriften (Auswahl) == | == Schriften (Auswahl) == | ||
* ''Memorabilia. Gott gebe Gnade.'' Privatdruck, Tutzing 2008. | |||
* ''Horst Janssen und Aschaffenburg.'' Beiträge von Horst Janssen, Brigitte Schad, Guido Dessauer, Reiner Meyer. Aschaffenburg 2002, ISBN 3-87707-593-2. | * ''Horst Janssen und Aschaffenburg.'' Beiträge von Horst Janssen, Brigitte Schad, Guido Dessauer, Reiner Meyer. Aschaffenburg 2002, ISBN 3-87707-593-2. | ||
* ''Wolkenkleister, Marmor und Brokat. Historische Buntpapiere.'' Beiträge von Gisela Reschke, Guido Dessauer. Berlin 1997, ISBN 3-89500-013-2. | * ''Wolkenkleister, Marmor und Brokat. Historische Buntpapiere.'' Beiträge von [[Gisela Reschke]], Guido Dessauer. Berlin 1997, ISBN 3-89500-013-2. | ||
* [http://www.uni-muenster.de/Forum-Bestandserhaltung/grundlagen/herst-dessauer2.html ''Papierzerfall: Ursachen und Konsequenzen.''] In: ''Forum Bestandserhaltung'' der [[Westfälische Wilhelms-Universität|Universität Münster]] 2001. | * ''Das Buntpapier im 19. Jahrhundert.'' In: ''Gebunden in der Dampfbuchbinderei. Buchbinden im Wandel des 19. Jahrhunderts.'' Harrassowitz, Wiesbaden 1994, S. 115–118. | ||
* ''Die endogenen und exogenen Alterungsursachen des Papiers und Möglichkeiten des Papiermachers, alterungsbeständige Papiere zu erzeugen.'' In: ''Das Papier'' 32 (1978), Nr. 10A, S. V32 – V38. | |||
* [https://web.archive.org/web/20070730120845/http://www.uni-muenster.de/Forum-Bestandserhaltung/grundlagen/herst-dessauer2.html ''Papierzerfall: Ursachen und Konsequenzen.''] In: ''Forum Bestandserhaltung'' der [[Westfälische Wilhelms-Universität|Universität Münster]] 2001. | |||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* Frank Matthias Kammel (Bearb.): ''Kleine Ekstasen – Barocke Meisterwerke aus der Sammlung Dessauer.'' Beiträge von Saskia Durian-Ress, Annette Scherer, Beatrize Söding, Ulrich Söding. Nürnberg 2001, ISBN 3-926982-73-X. | * [[Gisela Reschke]]: ''Guido Dessauer – Ein sehr persönlicher Nachruf.'' In: ''Arbeitskreis Bild Druck Papier''. Tagungsband Berlin 2012, S. 215–218. | ||
* [[Frank Matthias Kammel]] (Bearb.): ''Kleine Ekstasen – Barocke Meisterwerke aus der Sammlung Dessauer.'' Beiträge von Saskia Durian-Ress, Annette Scherer, Beatrize Söding, Ulrich Söding. Nürnberg 2001, ISBN 3-926982-73-X. | |||
* {{Der Spiegel |ID=46275523 |Titel=Graphik / Janssen / Zwei Zentner Talent |Jahr=1965 |Nr=52 |Seiten= |Kommentar=auch als PDF mit Illustrationen von Janssen}} | |||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* {{DNB-Portal|123142172}} | * {{DNB-Portal|123142172}} | ||
* [http://www.main-netz.de/nachrichten/region/aschaffenburg/aschaffenburg-stadt/stadt/art11846,522279 Papier-Pionier und Physiker] Main-Netz, 27. September 2008 | * [http://www.main-netz.de/nachrichten/region/aschaffenburg/aschaffenburg-stadt/stadt/art11846,522279 Papier-Pionier und Physiker.] Main-Netz, 27. September 2008 | ||
* [http://www.hamburger-kunsthalle.de/archiv/seiten/janssen3.htm Horst Janssen Frühe Lithographien] [[Hamburger Kunsthalle]] 2000 | * [http://www.hamburger-kunsthalle.de/archiv/seiten/janssen3.htm Horst Janssen Frühe Lithographien.] [[Hamburger Kunsthalle]] 2000 | ||
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Guido Dessauer (* 7. November 1915 in Aschaffenburg; † 13. Januar 2012 in Tutzing) war ein deutscher Physiker, Buntpapierfabrikant, Honorarprofessor, Kunstmäzen und -sammler.
Guido Dessauer stammte aus einer Aschaffenburger Gelehrten- und Industriellenfamilie, die im Besitz der traditionsreichen Aschaffenburger Buntpapierfabrik (Alois Dessauer) war. Seine Eltern waren Hans Dessauer sen. und seine Ehefrau Bertha, geb. Thywissen, sein Bruder war Hans Dessauer, sein Onkel Friedrich Dessauer.
Vielseitig interessiert und talentiert, studierte er in München Physik, beschäftigte sich darüber hinaus aber auch intensiv mit Kunst und Geschichte. Während des Zweiten Weltkriegs war Dessauer in der Flugzeugindustrie-Forschung tätig, später leistete er in der Papiertechnik Pionierarbeit und erwarb über 30 Patente. Seit 1945 arbeitete Dessauer in der Geschäftsführung der Aschaffenburger Buntpapierfabrik, deren Technik-Vorstand er 1951 wurde.
1985 wurde Dessauer zum Honorarprofessor am Institut für Papier-, Zellstoff- und Fasertechnik der Technischen Universität Graz berufen, wo er 1972 promoviert hatte. Zeitgleich hatte er ab 1970 eine Tätigkeit als Forschungs- und Entwicklungsleiter bei der Feldmühle AG in Düsseldorf inne.
1949 ehelichte Dessauer Gabrielle von Keller (* 20. Dezember 1916), eine Tochter von Friedrich von Keller, mit der er bis zu ihrem Tode am 22. Februar 2010 verheiratet blieb. Das Ehepaar hatte drei Töchter, Irene, Franziska (Psychologin und vereidigte Sachverständige von Uhren und Kunstwerken; bekannt aus der TV-Sendung des Bayerischen Rundfunks Kunst und Krempel),[1] Friederike, und einen Sohn, Gabriel Dessauer, der in St. Bonifatius, Wiesbaden, Kantor ist. Die Familie lebte in Tutzing.
Guido Dessauer trug eine Buntpapiersammlung zusammen,[2] die anschließend an die Königliche Bibliothek der Niederlande in Den Haag verkauft wurde und dort einen wichtigen Teilbestand der Papierhistorischen Sammlungen darstellt.[3]
Guido Dessauer brachte eine der bedeutendsten Privatsammlungen barocker Kleinskulpturen zusammen. Die Auswahl umfasst Arbeiten italienischer, französischer, flämischer Bildhauer sowie Werke von Künstlern aus deutschsprachigen Ländern. Zahlreiche Bozzetti (Bildhauerentwürfe) und Modelletti (Ausführungs- oder Präsentationsmodelle) gewähren Einblick in den Entstehungsprozess von Skulpturen sowie die Arbeitsweise eines Bildhauers und seines Ateliers. Eine Auswahl von ungefähr 70 Werken des europäischen Barock und Klassizismus wurde 2001/02 unter dem Titel "Kleine Ekstasen" mit einem ausführlichen Katalog in mehreren Museen gezeigt, darunter waren das Germanische Nationalmuseum und das Landesmuseum Joanneum.[4] Sie enthielt Werke von Antonio Canova, François Duquesnoy, Etienne-Maurice Falconet, Jean-Antoine Houdon, Camillo Rusconi und Philipp Jakob Straub.[5]
Anfang der 1950er Jahre erteilte Dessauer einen Auftrag an Horst Janssen, den Schwiegervater Dessauers zu porträtieren, worauf viele weitere Gemälde der Dessauer’schen Familie folgten. Mit Hilfe der in Aschaffenburg zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten entstanden auch Janssens erste Lithografien.
Guido Dessauer war ab 1957 Mitglied im Rotary Club, zunächst in Würzburg. Als Gründungsmitglied des Clubs in Aschaffenburg 1958 wurde ihm anlässlich des 50. Jubiläums die Ehrenmitgliedschaft verliehen.
Für seine Verdienste um die steirische Papierindustrie sowie Kunstförderung wurde ihm 2002 das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark verliehen.[6] 2008 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
Personendaten | |
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NAME | Dessauer, Guido |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker (Papierindustrie), Buntpapierfabrikant, Kunstmäzen, Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 7. November 1915 |
GEBURTSORT | Aschaffenburg |
STERBEDATUM | 13. Januar 2012 |
STERBEORT | Tutzing |