Karl Friedrich Küstner

Karl Friedrich Küstner

Karl Friedrich Küstner

Karl Friedrich Küstner (* 22. August 1856 in Görlitz; † 15. Oktober 1936 in Mehlem (heute Ortsteil von Bonn)) war Astronomie-Professor in Bonn. Er gilt als der Entdecker der Polbewegung des Erdkörpers.

Leben

Küstner arbeitete als Observator an der Hamburger Sternwarte und seit 1884 an der Berliner Sternwarte. Von 1891 bis 1925 war er Direktor der königlichen Sternwarte Bonn. Als solcher sorgte er für die Anschaffung eines Refraktors mit 5 m Brennweite und leitete den Wechsel von der visuellen zur fotografischen Astronomie ein. Mit dem Refraktor nahm er von 1900 bis 1922 etwa 600 Fotoplatten von Sternhaufen auf. Durch ihre hohe Qualität dienten diese Platten noch Jahrzehnte später als Grundlage für die Bonner Eigenbewegungs-Studien. 1911/12 amtierte er als Rektor der Universität.

Schon vor seiner Bonner Zeit stellte Küstner 1885/1888 fest, dass in längeren Messreihen der Polhöhe (geografische Breite) ein kleiner periodischer Einfluss von etwa 0,3" (10 Meter) zutage tritt. Er macht nur etwa ein Millionstel des Erdradius aus, lag also damals an der Grenze der Nachweisbarkeit. Nach heutigen Erkenntnissen verläuft die Polbewegung in Form einer Spiralen-Schwingung von 5–10 m Amplitude und etwa 430 Tagen (Chandler-Periode).

Aufgrund der Entdeckung Küstners, die u. a. Seth Carlo Chandler und Richard Schumann näher untersuchten, gründeten die Astronomen den Internationalen Breitendienst mit weltweit fünf Observatorien auf 39° Breite (später International Polar Motion Service (IPMS) und International Earth Rotation and Reference Systems Service (IERS, Internationaler Erdrotationsdienst)).

Küstner ermittelte 1905 die Sonnenparallaxe und die Aberrationskonstante aus spektrografischen Messungen. Auch erstellte er 1908 einen Sternkatalog mit 10.663 genauen Sternörtern.

Ehrungen

  • 1910 erhielt Küstner die Goldmedaille der Royal Astronomical Society.
  • Im selben Jahr wurde er zum Mitglied der Leopoldina und zum korrespondierenden Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften gewählt.
  • 1917 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[1]
  • Zumindest in den 1930er-Jahren gab es in Görlitz (Zgorzelec) eine Friedrich-Küstner-Straße.

Literatur

  • Josef Hopmann: Küstner, Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S. 240 (Digitalisat).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 142.