Johannes Jaumann: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Johannes Jaumann''' (* [[1902]]; † [[1971]]) war ein deutscher [[Physiker]] und [[Hochschullehrer]].<ref>{{Literatur | Autor=Leo Haupts | Titel=Die Universität zu Köln im Übergang vom Nationalsozialismus zur Bundesrepublik | Auflage=  | Verlag=Böhlau Verlag | Ort=Köln, Weimar | Jahr=2007 | ISBN=9783412178062 | Seiten=360}}</ref>  
'''Johannes Jaumann''' (* 6. September [[1902]] in [[Brünn]]; † [[1971]]) war ein deutscher [[Physiker]] und [[Hochschullehrer]].<ref>{{Literatur |Autor=Leo Haupts |Titel=Die Universität zu Köln im Übergang vom Nationalsozialismus zur Bundesrepublik |Verlag=Böhlau Verlag |Ort=Köln, Weimar |Datum=2007 |ISBN=978-3-412-17806-2 |Seiten=360}}</ref><ref name=":0" />


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Nach [[Bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht|Kriegsende]] im Jahr 1945 gehörte er zu einer Kommission, die von ehemaligen Prager Professoren (dem ''Collegium Carolinum'') eingesetzt wurde, um sudetendeutsche Ansprüche deutscher Wissenschaftler aus dem Bereich [[Böhmen]] gegenüber der bayerischen Regierung geltend zu machen.<ref>{{Literatur | Autor=Tobias Weger | Titel="Volkstumskampf" ohne Ende?: sudetendeutsche Organisationen, 1945-1955  | Auflage=  | Verlag=Peter Lang GmbH Internationaler Verlag der Wissenschaften  | Ort=Frankfurt am Main | Jahr=2008 | ISBN=9783631571040  | Seiten=265}}</ref> 1945 hielt er sich zunächst als Gastprofessor an der [[Technische Hochschule Stuttgart|Technischen Hochschule Stuttgart]] auf, um 1950 schließlich auf den ordentlichen Lehrstuhl für [[Experimentalphysik|Experimental-Physik]] an die Universität Köln berufen zu werden. Von 1951 bis 1970, also ein Jahr vor seinem Tod, lehrte er dort am Physikalischen Institut.
Während des Krieges entwickelte er ab 1943 in Zusammenarbeit mit der IG Farben [[Tarnkappentechnik|Tarnkappen]]<nowiki/>anstriche für U-Boote, die die gegnerische Funkmessortung erschweren sollten (Projekt ''Schornsteinfeger'').<ref>{{Literatur |Autor=G. G. Macfarlane |Titel=The Schornsteinfeger project |Hrsg=Combined intelligence objectives sub-committee |Sammelwerk= |Sprache=en |Online=sites.duke.edu/wiwisamsul/files/2019/09/The-Schornsteinfeger-Project.pdf}}</ref> Das dabei realisierte Konzept war ab 1944 einsatztauglich und beruhte auf einer mehrlagigen Abfolge unterschiedlich leitfähiger Schichten, die zu einer „Versumpfung“ der Radarstrahlen und die Umwandlung von deren Energie in Wärme führen. Dieses Prinzip wurde nach dem Krieg international aufgegriffen und gilt bis heute unter dem Namen ''Jaumann-Absorber'' als eine der Standardtechnologien auf dem Gebiet der Radar-Abschirmtechnik.<ref>{{Internetquelle |url=https://sites.duke.edu/wiwisamsul/research/maximally-flat-and-genetic-algorithm-solutions-to-achieve-wideband-jaumann-absorbers/ |titel=Jaumann Absorbers and Genetic Algorithm |werk=Wiwi Samsul |hrsg=The Duke University |sprache=en |abruf=2021-07-10}}</ref>
 
Während des Krieges ging Jaumann auf Veranlassung [[Walther Gerlach]]s an dessen Institut für [[Experimentalphysik]] an der [[Ludwig-Maximilians-Universität München|Ludwig-Maximilians-Universität]] in München und arbeitete dort auch eng mit dem (eigentlich schon emeritierten) [[Arnold Sommerfeld]] wissenschaftlich zusammen. Sommerfeld schätzte ihn hoch und bezeichnete es als „unbegreiflich und widersinnig“, dass Jaumann wegen seiner seinerzeitigen Mitgliedschaft in der [[Sudetendeutsche Partei|Sudetendeutschen Partei]] (die später eine automatische Mitgliedschaft in der NSDAP nach sich zog) von den Alliierten als „Mitläufer“ des Nationalsozialismus eingestuft wurde; diese Einstufung bereitete Jaumann nach dem Krieg vorübergehend Probleme bei der Arbeitsplatzsuche.<ref name=":0" />
 
Nach Kriegsende gehörte Jaumann zu einer Kommission, die von ehemaligen Prager Professoren (dem ''Collegium Carolinum'') eingesetzt worden war, um Ansprüche aus [[Böhmen]] stammender deutscher Wissenschaftler gegenüber der bayerischen Regierung geltend zu machen.<ref>{{Literatur |Autor=[[Tobias Weger]] |Titel=„Volkstumskampf“ ohne Ende? Sudetendeutsche Organisationen, 1945–1955 |Verlag=Lang |Ort=Frankfurt am Main |Datum=2008 |ISBN=978-3-631-57104-0 |Seiten=265}}</ref>
 
1945 arbeitete Jaumann zunächst als Gastprofessor an der [[Technische Hochschule Stuttgart|Technischen Hochschule Stuttgart]], ehe er 1950 schließlich auf den ordentlichen Lehrstuhl für [[Experimentalphysik|Experimental-Physik]] an die Universität Köln berufen wurde. Von 1951 bis 1970, also ein Jahr vor seinem Tod, lehrte er dort am Physikalischen Institut.


== Weblinks ==
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Aktuelle Version vom 30. Dezember 2021, 20:44 Uhr

Johannes Jaumann (* 6. September 1902 in Brünn; † 1971) war ein deutscher Physiker und Hochschullehrer.[1][2]

Ab 1933 bekleidete Jaumann eine außerordentliche Professur für theoretische Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Brünn.[2] Während des Krieges entwickelte er ab 1943 in Zusammenarbeit mit der IG Farben Tarnkappenanstriche für U-Boote, die die gegnerische Funkmessortung erschweren sollten (Projekt Schornsteinfeger).[3] Das dabei realisierte Konzept war ab 1944 einsatztauglich und beruhte auf einer mehrlagigen Abfolge unterschiedlich leitfähiger Schichten, die zu einer „Versumpfung“ der Radarstrahlen und die Umwandlung von deren Energie in Wärme führen. Dieses Prinzip wurde nach dem Krieg international aufgegriffen und gilt bis heute unter dem Namen Jaumann-Absorber als eine der Standardtechnologien auf dem Gebiet der Radar-Abschirmtechnik.[4]

Während des Krieges ging Jaumann auf Veranlassung Walther Gerlachs an dessen Institut für Experimentalphysik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und arbeitete dort auch eng mit dem (eigentlich schon emeritierten) Arnold Sommerfeld wissenschaftlich zusammen. Sommerfeld schätzte ihn hoch und bezeichnete es als „unbegreiflich und widersinnig“, dass Jaumann wegen seiner seinerzeitigen Mitgliedschaft in der Sudetendeutschen Partei (die später eine automatische Mitgliedschaft in der NSDAP nach sich zog) von den Alliierten als „Mitläufer“ des Nationalsozialismus eingestuft wurde; diese Einstufung bereitete Jaumann nach dem Krieg vorübergehend Probleme bei der Arbeitsplatzsuche.[2]

Nach Kriegsende gehörte Jaumann zu einer Kommission, die von ehemaligen Prager Professoren (dem Collegium Carolinum) eingesetzt worden war, um Ansprüche aus Böhmen stammender deutscher Wissenschaftler gegenüber der bayerischen Regierung geltend zu machen.[5]

1945 arbeitete Jaumann zunächst als Gastprofessor an der Technischen Hochschule Stuttgart, ehe er 1950 schließlich auf den ordentlichen Lehrstuhl für Experimental-Physik an die Universität Köln berufen wurde. Von 1951 bis 1970, also ein Jahr vor seinem Tod, lehrte er dort am Physikalischen Institut.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Leo Haupts: Die Universität zu Köln im Übergang vom Nationalsozialismus zur Bundesrepublik. Böhlau Verlag, Köln, Weimar 2007, ISBN 978-3-412-17806-2, S. 360.
  2. 2,0 2,1 2,2 „Persilschein“ für Jaumann aus dem Jahr 1946
  3. Jaumann Absorbers and Genetic Algorithm. In: Wiwi Samsul. The Duke University, abgerufen am 10. Juli 2021 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  4. Tobias Weger: „Volkstumskampf“ ohne Ende? Sudetendeutsche Organisationen, 1945–1955. Lang, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-631-57104-0, S. 265.

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