Georg Bednorz: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Johannes Georg Bednorz''' (* [[16. Mai]] [[1950]] in [[Neuenkirchen (Kreis Steinfurt)|Neuenkirchen]] im [[Kreis Steinfurt]]) ist ein deutscher [[Physik]]er. Er erhielt 1987 den [[Nobelpreis für Physik]].<ref>nobelprize.org: [http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/1987/ The Nobel Prize in Physics 1987]</ref>
'''Johannes Georg Bednorz''' (* [[16. Mai]] [[1950]] in [[Neuenkirchen (Kreis Steinfurt)|Neuenkirchen]] im [[Kreis Steinfurt]]) ist ein deutscher [[Mineralogie|Mineraloge]] und [[Physik]]er. Er erhielt 1987 mit [[Karl Alexander Müller]] den [[Nobelpreis für Physik]] für die Entdeckung von [[Hochtemperatursupraleiter]]n.<ref>nobelprize.org: [http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/1987/ The Nobel Prize in Physics 1987].</ref>


== Leben ==
== Leben ==
Die Familie Anton und Elisabeth Bednorz stammte aus [[Schlesien]] und war am Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] aus ihrer Heimat vertrieben. Die Mutter mit drei Kindern kam nach Neuenkirchen, wo der Vater sie 1949 wiederfand. Der Vater leitete als Lehrer die Dorfbauerschaft-Schule und die Mutter betätigte sich als Klavierlehrerin. Im Jahr 1950 wurde Georg Bednorz dann als viertes und letztes Kind der Familie im Neuenkirchener Ortsteil [[St. Arnold]] geboren. Die Eltern versuchten ihren Sohn für [[Klassische Musik]] zu begeistern, allerdings zunächst mit wenig Erfolg. Georg Bednorz interessierte sich mehr für praktische Arbeiten an Motorrädern und Autos seiner Brüder. In der Schule förderte sein Kunstlehrer die praktischen Fähigkeiten, Kreativität und Teamgeist. Im Alter von 13 Jahren entdeckte Bednorz dann doch seine Liebe zur Klassischen Musik und spielte [[Violine]] und [[Trompete]] im Schulorchester.
Die Familie Anton und Elisabeth Bednorz stammte aus [[Schlesien]] und war am Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] aus ihrer Heimat vertrieben. Die Mutter mit drei Kindern kam nach Neuenkirchen, wo der Vater sie 1949 wiederfand. Der Vater leitete als Lehrer die Dorfbauerschaft-Schule und die Mutter betätigte sich als Klavierlehrerin. Im Jahr 1950 wurde Georg Bednorz dann als viertes und letztes Kind der Familie im Neuenkirchener Ortsteil [[St. Arnold]] geboren. Die Eltern versuchten ihren Sohn für [[Klassische Musik]] zu begeistern, allerdings zunächst mit wenig Erfolg. Georg Bednorz interessierte sich mehr für praktische Arbeiten an Motorrädern und Autos seiner Brüder. In der Schule förderte sein Kunstlehrer die praktischen Fähigkeiten, Kreativität und Teamgeist. Im Alter von 13 Jahren entdeckte Bednorz dann doch seine Liebe zur Klassischen Musik und spielte [[Violine]] und [[Trompete]] im Schulorchester.


Seine Begeisterung für die Naturwissenschaften lag ursprünglich eher im Bereich der Chemie als in der Physik. Die Physikstunden waren mehr theoretisch angelegt, während der Chemieunterricht praktische Experimente beinhaltete mit oft unvorhergesehenen Ergebnissen.<ref>[http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/1987/bednorz-bio.html J. Georg Bednorz - Biographical] Abgerufen 17. April 2015</ref> Nach dem [[Abitur]] am [[Gymnasium]] Martinum in [[Emsdetten]] begann Bednorz 1968 ein [[Chemiestudium]] an der [[Westfälische Wilhelms-Universität|Westfälischen Wilhelms-Universität]] [[Münster]]. Da er sich unter den vielen Studenten verloren fühlte und außerdem die Eingangsklausuren zum chemischen Einführungspraktikum nicht bestanden hatte, wechselte er zum Fach [[Mineralogie]]. Seine [[Diplomarbeit]] verfasste er unter Betreuung von Wolfgang Hoffmann im Teilgebiet der [[Kristallographie]] über synthetische [[Perowskit]]e.
Seine Begeisterung für die Naturwissenschaften lag ursprünglich eher im Bereich der Chemie als in der Physik. Die Physikstunden waren mehr theoretisch angelegt, während der Chemieunterricht praktische Experimente beinhaltete mit oft unvorhergesehenen Ergebnissen.<ref>[http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/1987/bednorz-bio.html J. Georg Bednorz - Biographical] Abgerufen 17. April 2015.</ref> Nach dem [[Abitur]] am [[Gymnasium Martinum Emsdetten|Gymnasium Martinum]] in [[Emsdetten]] begann Bednorz 1968 ein [[Chemiestudium]] an der [[Westfälische Wilhelms-Universität|Westfälischen Wilhelms-Universität]] [[Münster]]. Da er sich unter den vielen Studenten verloren fühlte und außerdem die Eingangsklausuren zum chemischen Einführungspraktikum nicht bestanden hatte, wechselte er zum Fach [[Mineralogie]]. Seine [[Diplomarbeit]] verfasste er unter Betreuung von [[Wolfgang Hoffmann (Kristallograph)|Wolfgang Hoffmann]] im Teilgebiet der [[Kristallographie]] über synthetische [[Perowskit]]e.


Im Sommer 1972 arbeitete Bednorz als Sommerstudent erstmals am [[IBM Zurich Research Laboratory]] in [[Rüschlikon]]. Nach einem zweiten Besuch 1973 kam er dann 1974 für sechs Monate in die Schweiz, um dort unter der Leitung von Hans Jörg Scheel die Experimente für seine Diplomarbeit über die Charakterisierung und das Kristallwachstum von Perovskiten (SrTiO<sub>3</sub>) zu machen. Nach einem weiteren Jahr in Münster begann Bednorz 1977 mit seiner [[Promotion (Doktor)|Promotion]] am Laboratorium für Festkörperphysik der [[Eidgenössische Technische Hochschule Zürich|ETH Zürich]] unter der Anleitung von Heini Gränicher und [[Karl Alexander Müller]].
Im Sommer 1972 arbeitete Bednorz als Sommerstudent erstmals am [[IBM Zurich Research Laboratory]] in [[Rüschlikon]]. Nach einem zweiten Besuch 1973 kam er dann 1974 für sechs Monate in die Schweiz, um dort unter der Leitung von Hans Jörg Scheel die Experimente für seine Diplomarbeit über die Charakterisierung und das Kristallwachstum von Perovskiten ([[Strontiumtitanat|SrTiO<sub>3</sub>]]) zu machen. Nach einem weiteren Jahr in Münster begann Bednorz 1977 mit seiner [[Promotion (Doktor)|Promotion]] am Laboratorium für Festkörperphysik der [[Eidgenössische Technische Hochschule Zürich|ETH Zürich]] unter der Anleitung von Heini Gränicher und [[Karl Alexander Müller]].


== Forschung zur Hochtemperatur-Supraleitung ==
== Forschung zur Hochtemperatur-Supraleitung ==
[[Datei:Magnet 4.jpg|miniatur|links|Ein Magnet schwebt über einem Hochtemperatur-Supraleiter ([[Meißner-Ochsenfeld-Effekt]])]]
[[Datei:Magnet 4.jpg|miniatur|links|Ein Magnet schwebt über einem Hochtemperatur-Supraleiter ([[Meißner-Ochsenfeld-Effekt]])]]
Nachdem Bednorz 1982 seine Arbeit bei IBM aufgenommen hatte, begann er 1983 gemeinsam mit Karl Alexander Müller seine Forschung zu [[Hochtemperatursupraleiter|Hochtemperatur-Supraleitung]] in [[Keramik|Keramiken]] aus Kupferoxiden. Eine Veröffentlichung von ''A.W. Sleight'', ''J.L. Gillson'' und ''P.E. Bierstedt'' gab Hinweise darauf, dass sich unter Oxiden potentielle Supraleiter befinden.<ref>[http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/0038109875903270 High-temperature superconductivity in the BaPb1-xBixO3 systems] ''A.W. Sleight, J.L. Gillson, P.E. Bierstedt'' vom 10. Februar 1975</ref> Dies war zu der Zeit eine unkonventionelle Idee, da diese Materialien nur als [[Isolator (Elektrotechnik)|Isolatoren]] oder [[Halbleiter]] bekannt waren. Supraleitung war damals nur bei einigen Metallen bekannt. Die bis dahin höchste [[Sprungtemperatur]] von 23 [[Kelvin]] hatte eine Legierung aus [[Germanium]] und [[Niob]]. Im Jahr 1986 konnten Bednorz und Müller erstmals eine Sprungtemperatur von 35 Kelvin bei einem Barium-Lanthan-Cuprat (La<sub>1,85</sub>Ba<sub>0,15</sub>CuO<sub>4</sub>) nachweisen. Dieses war zu dem Zeitpunkt die höchste je gemessene Temperatur für die Supraleitung.
Nachdem Bednorz 1982 seine Arbeit bei IBM aufgenommen hatte, begann er 1983 gemeinsam mit Karl Alexander Müller seine Forschung zu [[Hochtemperatursupraleiter|Hochtemperatur-Supraleitung]] in [[Keramik]]en aus Kupferoxiden. Eine Veröffentlichung von ''A.W. Sleight'', ''J.L. Gillson'' und ''P.E. Bierstedt'' gab Hinweise darauf, dass sich unter Oxiden potentielle Supraleiter befinden.<ref>{{cite journal |title=High-temperature superconductivity in the BaPb<sub>1-x</sub>Bi<sub>x</sub>O<sub>3</sub> systems |author= A.W. Sleight, J.L. Gillson, P.E. Bierstedt |journal=Solid State Communications |volume=17 |pages=27–28 |year=1975 |doi=10.1016/0038-1098(75)90327-0 }}</ref> Dies war zu der Zeit eine unkonventionelle Idee, da diese Materialien nur als [[Isolator (Elektrotechnik)|Isolatoren]] oder [[Halbleiter]] bekannt waren. Supraleitung war damals nur bei einigen Metallen bekannt. Die bis dahin höchste [[Sprungtemperatur]] von 23 [[Kelvin]] hatte eine Legierung aus [[Germanium]] und [[Niob]]. Im Jahr 1986 konnten Bednorz und Müller erstmals eine Sprungtemperatur von 35 Kelvin bei einem Barium-Lanthan-Cuprat (La<sub>1,85</sub>Ba<sub>0,15</sub>CuO<sub>4</sub>) nachweisen. Dieses war zu dem Zeitpunkt die höchste je gemessene Temperatur für die Supraleitung.


== Physik-Nobelpreis 1987 ==
== Physik-Nobelpreis 1987 ==
Im April 1986 veröffentlichten Bednorz und Müller ihre Ergebnisse, die in der Folge von anderen Wissenschaftlern mehrfach bestätigt wurden. Für ihre bahnbrechende Entdeckung der Supraleitung in keramischen Materialien erhielten beide, bereits im folgenden Jahr (1987) den [[Nobelpreis für Physik]]. Dies war der kürzeste zeitliche Abstand zwischen einer Entdeckung und der Verleihung eines Nobelpreises.  
Im April 1986 veröffentlichten Bednorz und Müller ihre Ergebnisse, die in der Folge von anderen Wissenschaftlern mehrfach bestätigt wurden. Für ihre bahnbrechende Entdeckung der Supraleitung in keramischen Materialien erhielten beide, bereits im folgenden Jahr (1987) den [[Nobelpreis für Physik]]. Dies war der kürzeste zeitliche Abstand zwischen einer Entdeckung und der Verleihung eines Nobelpreises – dicht gefolgt vom experimentellen Nachweis der [[Gravitationswellen]], welcher im Februar 2016 veröffentlicht und ebenfalls im folgenden Jahr (2017) mit dem Nobelpreis bedacht wurde.


=== Weitere Forschung und Anwendungen ===
=== Weitere Forschung und Anwendungen ===
Nach den Veröffentlichungen und der Nobelpreis-Verleihung beschäftigten sich viele Wissenschaftler mit Forschungen zu dem entdeckten Phänomen. Viele neue Materialmischungen wurden untersucht und immer höhere Sprungtemperaturen erreicht, sodass bald preiswerter [[Flüssigstickstoff]] zur Kühlung für die Supraleiter ausreichte. Verlustfreie Stromübertragung konnte so praktisch erprobt werden. In der Stadt Essen ist seit April 2014 eine supraleitende 10 kV Hochspannungsleitung erfolgreich in Betrieb.<ref>[http://www.dw.de/warum-hochtemperatur-supraleiter-funktionieren-wissen-wir-selbst-nicht/a-18025478 "Warum Hochtemperatur-Supraleiter funktionieren, wissen wir selbst nicht."]Interview von Fabian Schmidt (Deutsche Welle) mit Georg Bednorz (28. Oktober 2014)</ref><ref>[http://www.rwe.com/web/cms/de/1301026/rwe-deutschland-ag/energiewende/intelligente-netze/ampacity/ AmpaCity – technologische Weltpremiere in Essen] {{Webarchiv|url=http://www.rwe.com/web/cms/de/1301026/rwe-deutschland-ag/energiewende/intelligente-netze/ampacity/ |wayback=20150124035651 }} Abgerufen 17. April 2015</ref> Gegenstand weiterer Forschung sind supraleitende Motoren und Generatoren, ebenso wie [[Supraleitendes Magnetlager|supraleitende Magnetlager]] und [[Supraleitender Magnetischer Energiespeicher|supraleitende magnetische Energiespeicher]].
Nach den Veröffentlichungen und der Nobelpreis-Verleihung beschäftigten sich viele Wissenschaftler mit Forschungen zu dem entdeckten Phänomen. Nach seiner Forschungstätigkeit bei IBM ist er beratend tätig für Anwendungen von Supraleitern.<ref>[https://futurezone.at/science/stromleitungen-und-schwebebahnen-supraleiter-erobern-die-welt/400118537  Stromleitungen und Schwebebahnen: Supraleiter erobern die Welt], Interview von Bednorz mit Markus Keßler, 17. September 2018, futurezone</ref> Seit dem Durchbruch von Bednorz und Müller wurden viele neue Materialmischungen untersucht und immer höhere Sprungtemperaturen erreicht, sodass bald preiswerter [[Flüssigstickstoff]] zur Kühlung für die Supraleiter ausreichte. Verlustfreie Stromübertragung konnte so praktisch erprobt werden. In der Stadt Essen ist seit April 2014 eine supraleitende 10-kV-Hochspannungsleitung erfolgreich in Betrieb.<ref>[http://www.dw.de/warum-hochtemperatur-supraleiter-funktionieren-wissen-wir-selbst-nicht/a-18025478 "Warum Hochtemperatur-Supraleiter funktionieren, wissen wir selbst nicht."] Interview von Fabian Schmidt (Deutsche Welle) mit Georg Bednorz (28. Oktober 2014).</ref><ref>[http://www.rwe.com/web/cms/de/1301026/rwe-deutschland-ag/energiewende/intelligente-netze/ampacity/ AmpaCity – technologische Weltpremiere in Essen] {{Webarchiv|url=http://www.rwe.com/web/cms/de/1301026/rwe-deutschland-ag/energiewende/intelligente-netze/ampacity/ |wayback=20150124035651 }} Abgerufen 17. April 2015.</ref> Gegenstand weiterer Forschung sind supraleitende Motoren und Generatoren, ebenso wie [[Supraleitendes Magnetlager|supraleitende Magnetlager]] und [[Supraleitender Magnetischer Energiespeicher|supraleitende magnetische Energiespeicher]].


==Ehrungen ==
== Ehrungen ==
Im Jahr 1987 wurde Bednorz zum [[IBM Fellow]] berufen. 1998 wurde er Fellow der [[American Physical Society]].
Im Jahr 1987 wurde Bednorz zum [[IBM Fellow]] berufen. 1998 wurde er Fellow der [[American Physical Society]],<ref>{{Internetquelle |url= https://www.aps.org/programs/honors/fellowships/archive-all.cfm?initial=&year=1998 |titel=APS Fellow Archive |zugriff=2020-02-11}}</ref> 2018 in die [[National Academy of Sciences]] gewählt.


Die Universitäten [[Universität Salzburg|Salzburg]], Regensburg, Tbilisi und Katowice haben ihm die Ehrendoktorwürde verliehen.<ref>[http://www.uni-muenster.de/Hochschulrat/bednorz.html Universität Münster Hochschulrat] Abgerufen 10. Februar 2015</ref>  
Die Universitäten [[Universität Salzburg|Salzburg]], Regensburg, Tbilisi und Katowice haben ihm die Ehrendoktorwürde verliehen,<ref>{{Webarchiv|url=http://www.uni-muenster.de/Hochschulrat/bednorz.html |wayback=20150210234743 |text=Universität Münster Hochschulrat |archiv-bot=2019-04-13 06:13:39 InternetArchiveBot }} Abgerufen 10. Februar 2015.</ref> 2018 die [[Westfälische Wilhelms-Universität|Westfälische Wilhelms-Universität Münster]].<ref>{{IDW-online|ID=699411|Autor=Christina Heimken|Titel=Fachbereich Physik der WWU Münster verleiht Ehrendoktorwürde an Dr. Johannes Georg Bednorz|Institution=Westfälische Wilhelms-Universität Münster|Datum=13. Juli 2018|Zugriff=13. Juli 2018}}</ref>


Bednorz ist [[Ehrenbürger]] von Emsdetten. In seinem Geburtsort Neuenkirchen ist die ''Georg-Bednorz-Straße'' nach ihm benannt. Im Ortsteil [[St. Arnold]] hat die Gemeinde eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus anbringen lassen.
Bednorz ist [[Ehrenbürger]] von Emsdetten. In seinem Geburtsort Neuenkirchen ist die ''Georg-Bednorz-Straße'' nach ihm benannt. Im Ortsteil [[St. Arnold]] hat die Gemeinde eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus anbringen lassen.
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== Wissenschaftliche Auszeichnungen ==
== Wissenschaftliche Auszeichnungen ==
Neben dem Nobelpreis erhielt Bednorz folgende Auszeichnungen:
Neben dem Nobelpreis erhielt Bednorz folgende Auszeichnungen:
* Marcel Benoist Preis (1986)
* [[Marcel-Benoist-Preis]] (1986)
* Minnie Rosen Award (1986)
* Minnie Rosen Award (1986)
* Viktor Moritz Goldschmidt Preis (1986)
* Viktor Moritz Goldschmidt Preis (1986)
* [[Klung-Wilhelmy-Weberbank-Preis]] (1987)
* [[Klung-Wilhelmy-Wissenschafts-Preis|Klung-Wilhelmy-Weberbank-Preis]] (1987)
* [[Fritz London Memorial Prize]] (1987)
* [[Fritz London Memorial Prize]] (1987)
* [[Dannie-Heineman-Preis (Göttingen)|Dannie-Heineman-Preis]] der Göttinger Akademie der Wissenschaften (1987)
* [[Dannie-Heineman-Preis (Göttingen)|Dannie-Heineman-Preis]] der Göttinger Akademie der Wissenschaften (1987)
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* Hewlett-Packard Europhysics Prize (1988)
* Hewlett-Packard Europhysics Prize (1988)
* APS International Prize for Materials Research (1988)
* APS International Prize for Materials Research (1988)
* [[Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen]] (2020)<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.land.nrw/de/termin/verleihung-des-landesverdienstordens-0 |titel=Verleihung des Landesverdienstordens |werk= |hrsg=Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen |datum=2020-08-19 |abruf=2020-12-08 |sprache=de}}</ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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[[Kategorie:Nobelpreisträger für Physik]]
[[Kategorie:Nobelpreisträger für Physik]]
[[Kategorie:Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband]]
[[Kategorie:Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband]]
[[Kategorie:Träger des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen]]
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[[Kategorie:Ehrendoktor der Universität Salzburg]]
[[Kategorie:Ehrendoktor der Westfälischen Wilhelms-Universität]]
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[[Kategorie:IBM Fellow]]
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[[Kategorie:Fellow der American Physical Society]]
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Aktuelle Version vom 15. April 2021, 16:12 Uhr

Johannes Georg Bednorz (2009)

Johannes Georg Bednorz (* 16. Mai 1950 in Neuenkirchen im Kreis Steinfurt) ist ein deutscher Mineraloge und Physiker. Er erhielt 1987 mit Karl Alexander Müller den Nobelpreis für Physik für die Entdeckung von Hochtemperatursupraleitern.[1]

Leben

Die Familie Anton und Elisabeth Bednorz stammte aus Schlesien und war am Ende des Zweiten Weltkrieges aus ihrer Heimat vertrieben. Die Mutter mit drei Kindern kam nach Neuenkirchen, wo der Vater sie 1949 wiederfand. Der Vater leitete als Lehrer die Dorfbauerschaft-Schule und die Mutter betätigte sich als Klavierlehrerin. Im Jahr 1950 wurde Georg Bednorz dann als viertes und letztes Kind der Familie im Neuenkirchener Ortsteil St. Arnold geboren. Die Eltern versuchten ihren Sohn für Klassische Musik zu begeistern, allerdings zunächst mit wenig Erfolg. Georg Bednorz interessierte sich mehr für praktische Arbeiten an Motorrädern und Autos seiner Brüder. In der Schule förderte sein Kunstlehrer die praktischen Fähigkeiten, Kreativität und Teamgeist. Im Alter von 13 Jahren entdeckte Bednorz dann doch seine Liebe zur Klassischen Musik und spielte Violine und Trompete im Schulorchester.

Seine Begeisterung für die Naturwissenschaften lag ursprünglich eher im Bereich der Chemie als in der Physik. Die Physikstunden waren mehr theoretisch angelegt, während der Chemieunterricht praktische Experimente beinhaltete mit oft unvorhergesehenen Ergebnissen.[2] Nach dem Abitur am Gymnasium Martinum in Emsdetten begann Bednorz 1968 ein Chemiestudium an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Da er sich unter den vielen Studenten verloren fühlte und außerdem die Eingangsklausuren zum chemischen Einführungspraktikum nicht bestanden hatte, wechselte er zum Fach Mineralogie. Seine Diplomarbeit verfasste er unter Betreuung von Wolfgang Hoffmann im Teilgebiet der Kristallographie über synthetische Perowskite.

Im Sommer 1972 arbeitete Bednorz als Sommerstudent erstmals am IBM Zurich Research Laboratory in Rüschlikon. Nach einem zweiten Besuch 1973 kam er dann 1974 für sechs Monate in die Schweiz, um dort unter der Leitung von Hans Jörg Scheel die Experimente für seine Diplomarbeit über die Charakterisierung und das Kristallwachstum von Perovskiten (SrTiO3) zu machen. Nach einem weiteren Jahr in Münster begann Bednorz 1977 mit seiner Promotion am Laboratorium für Festkörperphysik der ETH Zürich unter der Anleitung von Heini Gränicher und Karl Alexander Müller.

Forschung zur Hochtemperatur-Supraleitung

Ein Magnet schwebt über einem Hochtemperatur-Supraleiter (Meißner-Ochsenfeld-Effekt)

Nachdem Bednorz 1982 seine Arbeit bei IBM aufgenommen hatte, begann er 1983 gemeinsam mit Karl Alexander Müller seine Forschung zu Hochtemperatur-Supraleitung in Keramiken aus Kupferoxiden. Eine Veröffentlichung von A.W. Sleight, J.L. Gillson und P.E. Bierstedt gab Hinweise darauf, dass sich unter Oxiden potentielle Supraleiter befinden.[3] Dies war zu der Zeit eine unkonventionelle Idee, da diese Materialien nur als Isolatoren oder Halbleiter bekannt waren. Supraleitung war damals nur bei einigen Metallen bekannt. Die bis dahin höchste Sprungtemperatur von 23 Kelvin hatte eine Legierung aus Germanium und Niob. Im Jahr 1986 konnten Bednorz und Müller erstmals eine Sprungtemperatur von 35 Kelvin bei einem Barium-Lanthan-Cuprat (La1,85Ba0,15CuO4) nachweisen. Dieses war zu dem Zeitpunkt die höchste je gemessene Temperatur für die Supraleitung.

Physik-Nobelpreis 1987

Im April 1986 veröffentlichten Bednorz und Müller ihre Ergebnisse, die in der Folge von anderen Wissenschaftlern mehrfach bestätigt wurden. Für ihre bahnbrechende Entdeckung der Supraleitung in keramischen Materialien erhielten beide, bereits im folgenden Jahr (1987) den Nobelpreis für Physik. Dies war der kürzeste zeitliche Abstand zwischen einer Entdeckung und der Verleihung eines Nobelpreises – dicht gefolgt vom experimentellen Nachweis der Gravitationswellen, welcher im Februar 2016 veröffentlicht und ebenfalls im folgenden Jahr (2017) mit dem Nobelpreis bedacht wurde.

Weitere Forschung und Anwendungen

Nach den Veröffentlichungen und der Nobelpreis-Verleihung beschäftigten sich viele Wissenschaftler mit Forschungen zu dem entdeckten Phänomen. Nach seiner Forschungstätigkeit bei IBM ist er beratend tätig für Anwendungen von Supraleitern.[4] Seit dem Durchbruch von Bednorz und Müller wurden viele neue Materialmischungen untersucht und immer höhere Sprungtemperaturen erreicht, sodass bald preiswerter Flüssigstickstoff zur Kühlung für die Supraleiter ausreichte. Verlustfreie Stromübertragung konnte so praktisch erprobt werden. In der Stadt Essen ist seit April 2014 eine supraleitende 10-kV-Hochspannungsleitung erfolgreich in Betrieb.[5][6] Gegenstand weiterer Forschung sind supraleitende Motoren und Generatoren, ebenso wie supraleitende Magnetlager und supraleitende magnetische Energiespeicher.

Ehrungen

Im Jahr 1987 wurde Bednorz zum IBM Fellow berufen. 1998 wurde er Fellow der American Physical Society,[7] 2018 in die National Academy of Sciences gewählt.

Die Universitäten Salzburg, Regensburg, Tbilisi und Katowice haben ihm die Ehrendoktorwürde verliehen,[8] 2018 die Westfälische Wilhelms-Universität Münster.[9]

Bednorz ist Ehrenbürger von Emsdetten. In seinem Geburtsort Neuenkirchen ist die Georg-Bednorz-Straße nach ihm benannt. Im Ortsteil St. Arnold hat die Gemeinde eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus anbringen lassen.

Geburtshaus in Neuenkirchen
Gedenktafel am Geburtshaus

Wissenschaftliche Auszeichnungen

Neben dem Nobelpreis erhielt Bednorz folgende Auszeichnungen:

Weblinks

Commons: Georg Bednorz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. nobelprize.org: The Nobel Prize in Physics 1987.
  2. J. Georg Bednorz - Biographical Abgerufen 17. April 2015.
  3. A.W. Sleight, J.L. Gillson, P.E. Bierstedt: High-temperature superconductivity in the BaPb1-xBixO3 systems. In: Solid State Communications. 17. Jahrgang, 1975, S. 27–28, doi:10.1016/0038-1098(75)90327-0.
  4. Stromleitungen und Schwebebahnen: Supraleiter erobern die Welt, Interview von Bednorz mit Markus Keßler, 17. September 2018, futurezone
  5. "Warum Hochtemperatur-Supraleiter funktionieren, wissen wir selbst nicht." Interview von Fabian Schmidt (Deutsche Welle) mit Georg Bednorz (28. Oktober 2014).
  6. AmpaCity – technologische Weltpremiere in Essen http://www.rwe.com/web/cms/de/1301026/rwe-deutschland-ag/energiewende/intelligente-netze/ampacity/ (Memento vom 24. Januar 2015 im Internet Archive) Abgerufen 17. April 2015.
  7. APS Fellow Archive. Abgerufen am 11. Februar 2020.
  8. Universität Münster Hochschulrat (Memento des Originals vom 10. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.uni-muenster.de Abgerufen 10. Februar 2015.
  9. Christina Heimken: Fachbereich Physik der WWU Münster verleiht Ehrendoktorwürde an Dr. Johannes Georg Bednorz. Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Pressemitteilung vom 13. Juli 2018 beim Informationsdienst Wissenschaft (idw-online.de), abgerufen am 13. Juli 2018.
  10. Verleihung des Landesverdienstordens. Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, 19. August 2020, abgerufen am 8. Dezember 2020.

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