Carl August von Steinheil: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Grab-Carl-Steinheil-Alter-Suedl-Friedhof-Muenchen-GF-34-1-20-21.jpg|mini|Grab von Carl Steinheil auf dem [[Alter Südfriedhof (München)|Alten Südlichen Friedhof]] in München {{Coordinate|text=Standort|name=Grab von Carl Steinheil|NS=48/7/33.10/N |EW=11/33/47.90/E|type=landmark|region=DE-BY}}]]
[[Datei:Die Gartenlaube (1887) b 605 2.jpg|mini|Steinheils Schreibtelegraph (1837)]]
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[[Datei:Die Gartenlaube (1887) b 606.jpg|mini|Vergleich der [[Steinheilschrift]] mit dem Morse-Alphabet]]
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[[Datei:Frauenkirche 06.jpg|mini|Fotografie der Münchner Frauenkirche nach dem Steinheil-Verfahren (1839)]]
[[Datei:Frauenkirche 06.jpg|mini|Fotografie der Münchner Frauenkirche nach dem Steinheil-Verfahren (1839)]]
'''Carl August von Steinheil''' (* [[12. Oktober]] [[1801]] in [[Ribeauvillé|Rappoltsweiler]], [[Elsass]]; † [[12. September]] [[1870]] in [[München]]) war ein deutscher [[Physiker]], [[Astronom]], [[Optik|Optiker]] und Unternehmer.
 
'''Carl August von Steinheil''' (* [[12. Oktober]] [[1801]] in [[Ribeauvillé|Rappoltsweiler]], [[Elsass]]; † [[12. September]] [[1870]] in [[München]]) war ein deutscher [[Physiker]], [[Astronom]], [[Optik]]er und Unternehmer.


== Herkunft ==
== Herkunft ==
Seine Eltern waren ''Carl Philipp Steinheil'' (1747–1830) und dessen Ehefrau ''Christiane Maria Franziska von Biasowski''. Sein Vater war General-Rentmeister des Pfalzgrafen [[Maximilian I. Joseph (Bayern)|Max Josef von Bayern]] in der Grafschaft Rappoltstein. Die Familie gehörte zum Pfälzer Adel, aber schon Carl Philipp Steinheil hatte den Adel nicht in Bayern eintragen lassen und das ''von'' selten verwendet.
Seine Eltern waren Carl Philipp Steinheil (1747–1830) und dessen Ehefrau Christiane Maria Franziska von Biasowski. Sein Vater war General-Rentmeister des Pfalzgrafen [[Maximilian I. Joseph (Bayern)|Max Josef von Bayern]] in der Grafschaft Rappoltstein. Die Familie gehörte zum Pfälzer Adel, aber schon Carl Philipp Steinheil hatte den Adel nicht in Bayern eintragen lassen und das ''von'' selten verwendet.


== Leben und Wirken ==
== Leben und Wirken ==


Steinheil studierte seit 1821 an der [[Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg|Friedrich-Alexander-Universität]] in  Erlangen die [[Recht]]e, anschließend in [[Georg-August-Universität Göttingen|Göttingen]] und bei [[Friedrich Wilhelm Bessel]] in [[Albertus-Universität Königsberg|Königsberg]] [[Astronomie]] und [[Physik]]. In Erlangen war Steinheil Mitglied der offiziell verbotenen Burschenschaft.<ref>Friedrich Reuter: ''Die Erlanger Burschenschaft 1816–1833. Ein Beitrag zur inneren Geschichte der Restaurationszeit.'' Erlangen 1896</ref>  
Steinheil studierte ab 1821 an der [[Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg|Friedrich-Alexander-Universität]] in  Erlangen die [[Recht]]e, anschließend in [[Georg-August-Universität Göttingen|Göttingen]] und bei [[Friedrich Wilhelm Bessel]] in [[Albertus-Universität Königsberg|Königsberg]] [[Astronomie]] und [[Physik]]. In Erlangen war Steinheil Mitglied der offiziell verbotenen Burschenschaft.<ref>Friedrich Reuter: ''Die Erlanger Burschenschaft 1816–1833. Ein Beitrag zur inneren Geschichte der Restaurationszeit.'' Erlangen 1896</ref>


Nach Abschluss des Studiums 1825 lebte er als Privatgelehrter auf dem väterlichen Gut zu [[Ramersdorf-Perlach|Perlachseck]], beschäftigt mit astronomischen, physikalischen und mechanischen Arbeiten (Entwicklung seines Prismenkreises). 1833 wurde ein von Steinheil erstelltes Blatt des [[Sternkarte]]nwerks der [[Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften|Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften]] zu Berlin veröffentlicht.<ref>[[Jürgen Hamel]]: ''Bessels Projekt der Berliner Akademischen Sternkarten.'' In: ''Die Sterne.'' Band 65 (1989), S. 11–19.</ref>  Er wurde 1835 zum Konservator der mathematisch-physikalischen Sammlung des Staates ernannt und gleichzeitig als Professor für Mathematik und Physik an die [[Ludwig-Maximilians-Universität München|Universität München]] berufen.
Nach Abschluss des Studiums 1825 lebte er als Privatgelehrter auf dem väterlichen Gut zu [[Ramersdorf-Perlach|Perlachseck]], beschäftigt mit astronomischen, physikalischen und mechanischen Arbeiten (Entwicklung seines Prismenkreises). 1833 wurde ein von Steinheil erstelltes Blatt des [[Sternkarte]]nwerks der [[Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften|Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften]] zu Berlin veröffentlicht.<ref>[[Jürgen Hamel]]: ''Bessels Projekt der Berliner Akademischen Sternkarten.'' In: ''Die Sterne.'' Band 65 (1989), S. 11–19.</ref>  Er wurde 1835 zum Konservator der mathematisch-physikalischen Sammlung des Staates ernannt und gleichzeitig als Professor für Mathematik und Physik an die [[Ludwig-Maximilians-Universität München|Universität München]] berufen.


Steinheil konstruierte 1836 den ersten [[Schreibtelegraf]]en (s. [[Steinheilschrift]]), der indes keinen Eingang in die Praxis fand. 1838 entdeckte er bei Versuchen an den Gleisen der [[Ludwigseisenbahn]] in [[Fürth]] die elektrische [[Erdung|„Erdrückleitung“]]. Dies bedeutete für die [[Telegrafie]] eine wesentliche Vereinfachung.<ref>Carl August von Steinheil: ''Benutzung der Eisenbahn bey Anlage galvanischer Telegraphie.'' Bericht an das Kgl. General-Conservatorium in München 1838; Archiv für Post und Telegraphie: ''Zum Andenken Steinheils.'' Berlin, Juli 1888, No. 13; Abdruck beider Schriften in: ''Rundfunk und Museum. Zeitschrift des Rundfunkmuseums der Stadt Fürth.'' Heft 72, März 2010. S. 25 ff..</ref>
Steinheil konstruierte und baute 1836 den ersten brauchbaren [[Schreibtelegraf]]en (s. [[Steinheilschrift]]). Es war der erste Telegraf mit Magnetinduktor als Geber. Aber unter den damaligen deutschen Verhältnissen erregte das Gerät nur ein akademisches Interesse. Im Jahr 1838 führte er elektrische Versuche an den Gleisen der [[Ludwigseisenbahn]] in [[Fürth]] durch. Dabei kam es zu einer praxisbezogenen Wiederentdeckung der elektrischen Leitfähigkeit des Erdbodens (Erdrückleitung). Die prinzipielle Leitfähigkeit des Erdbodens wurde bereits im Jahr 1803 von [[Friedrich Heinrich Basse]] entdeckt. Die Wiederentdeckung bedeutete für die [[Telegrafie]] eine wesentliche Vereinfachung.<ref>Carl August von Steinheil: ''Benutzung der Eisenbahn bey Anlage galvanischer Telegraphie.'' Bericht an das Kgl. General-Conservatorium in München 1838; Archiv für Post und Telegraphie: ''Zum Andenken Steinheils.'' Berlin, Juli 1888, No. 13; Abdruck beider Schriften in: ''Rundfunk und Museum. Zeitschrift des Rundfunkmuseums der Stadt Fürth.'' Heft 72, März 2010. S. 25 ff.</ref>


1839 konstruierte er eine tubusförmige Kamera aus verschiebbaren Pappröhren und fotografierte damit gemeinsam mit seinem Kollegen [[Franz von Kobell|Franz Ritter von Kobell]] in München unter anderem die [[Glyptothek (München)|Glyptothek]] und die Türme der [[Frauenkirche (München)|Frauenkirche]]. Sie verwendeten dazu als lichtempfindliches Material [[Silberchlorid|Chlorsilberpapier]]. Die aufgenommenen Negative fotografierten sie nochmals ab und erhielten dadurch Positive. Diese runden Fotos hatten einen Durchmesser von etwa 4&nbsp;cm. Das Verfahren nannten sie ''Steinheil-Verfahren''.<ref>Fotonexus: [http://fotonexus.org/geschichte_der_fotografie/papier_als_fotografischer_bildspeicher Papier als fotografischer Bildspeicher]</ref> Sie veröffentlichten ihr neues Verfahren vier Monate vor [[Louis Jacques Mandé Daguerre]].<ref>[[Kurt Wilhelm]]: ''Wo Gott auf Erden leben würde'', Paul Neff Verlag, Wien 1987, ISBN 3-7014-0247-7</ref>
1839 konstruierte er eine tubusförmige Kamera aus verschiebbaren Pappröhren und fotografierte damit gemeinsam mit seinem Kollegen [[Franz von Kobell|Franz Ritter von Kobell]] in München unter anderem die [[Glyptothek (München)|Glyptothek]] und die Türme der [[Frauenkirche (München)|Frauenkirche]]. Sie verwendeten dazu als lichtempfindliches Material [[Silberchlorid|Chlorsilberpapier]]. Die aufgenommenen Negative fotografierten sie nochmals ab und erhielten dadurch Positive. Diese runden Fotos hatten einen Durchmesser von etwa 4&nbsp;cm. Das Verfahren nannten sie ''Steinheil-Verfahren''.<ref>Fotonexus: {{Webarchiv|url=http://fotonexus.org/geschichte_der_fotografie/papier_als_fotografischer_bildspeicher |wayback=20140826023237 |text=Papier als fotografischer Bildspeicher |archiv-bot=2019-03-09 05:50:26 InternetArchiveBot }}</ref> Sie veröffentlichten ihr neues Verfahren vier Monate vor [[Louis Jacques Mandé Daguerre]].<ref>[[Kurt Wilhelm]]: ''Wo Gott auf Erden leben würde'', Paul Neff Verlag, Wien 1987, ISBN 3-7014-0247-7</ref>


Ebenfalls 1839 erfand und verwirklichte er das bis heute übliche Prinzip einer [[Uhrenanlage]] mit [[Hauptuhr]] („Normaluhr“) und mehreren [[Nebenuhr]]en.<ref>VDE-Ausschuss „Geschichte der Elektrotechnik“: [https://www2.vde.com/wiki/chronik2016/Wiki-Seiten/Begriff_Steinheil.aspx ''Chronik der Elektrotechnik, Stichwort: Steinheil''] www.vde.com, Abgerufen am 8. Mai 2016</ref><ref>J. E. Bosschieter: [http://www.electric-clocks.nl/clocks/de/Seite04.htm ''Die Entwicklungsgeschichte der elektrischen Uhren – B. Die ersten Erfinder''] www.electric-clocks.nl, Abgerufen am 8. Mai 2016</ref>
Ebenfalls 1839 erfand und verwirklichte er das bis heute übliche Prinzip einer [[Uhrenanlage]] mit [[Hauptuhr]] („Normaluhr“) und mehreren [[Nebenuhr]]en.<ref>VDE-Ausschuss „Geschichte der Elektrotechnik“: {{Webarchiv|text=''Chronik der Elektrotechnik, Stichwort: Steinheil'' |url=https://www2.vde.com/wiki/chronik2016/Wiki-Seiten/Begriff_Steinheil.aspx |wayback=20170107024345 |archiv-bot=2018-04-03 11:26:14 InternetArchiveBot }} www.vde.com, Abgerufen am 8. Mai 2016</ref><ref>J. E. Bosschieter: [http://www.electric-clocks.nl/clocks/de/Seite04.htm ''Die Entwicklungsgeschichte der elektrischen Uhren – B. Die ersten Erfinder''] www.electric-clocks.nl, Abgerufen am 8. Mai 2016</ref>


1842 wurde er von der bayerischen Regierung beauftragt, die bayerischen Maße und Gewichte zu regulieren. Im Zusammenhang mit diesen Arbeiten erwarb er sich Verdienste um die Verbesserung der Bier- und Spirituswaagen. Steinheil wurde 1846 von der [[Königreich beider Sizilien|neapolitanischen]] Regierung zur Regulierung des dortigen Maß- und Gewichtssystems berufen.
1842 wurde er von der bayerischen Regierung beauftragt, die bayerischen Maße und Gewichte zu regulieren. Im Zusammenhang mit diesen Arbeiten erwarb er sich Verdienste um die Verbesserung der Bier- und Spirituswaagen. Steinheil wurde 1846 von der [[Königreich beider Sizilien|neapolitanischen]] Regierung zur Regulierung des dortigen Maß- und Gewichtssystems berufen.


1849 trat er als Vorstand des Departements für [[Telegrafie]] im Handelsministerium in österreichische Dienste ein und erneuerte und erweiterte das Telegraphensystem für alle [[Kronland (Österreich)|Kronländer]]. Er beteiligte sich 1850 auch an der Gründung des [[Telegrafenkongress|Deutsch-Österreichischen Telegraphenvereins]]. 1851 folgte er einem Ruf der Schweizer Regierung zur Einrichtung des Telegraphenwesens in diesem Land.
Steinheil bemühte sich immer wieder, in Deutschland elektrische Telegrafenlinien anlegen zu lassen. 1849 unternahm er im Auftrag der bayrischen Regierung eine Inspektionsreise durch die deutschen Länder. Er gab einen Bericht mit Beschreibung der bestehenden elektrischen Telegrafenanlagen. Aus nicht feststellbaren Gründen überging man ihn jedoch bei der Organisation des bayrischen Telegrafenwesens. Deshalb nahm er die Aufforderung der österreichischen Regierung an, das dortige Telegrafenwesen aufzubauen.<ref>Alfons Kauffeldt: Deutsche Techniker aus sechs Jahrhunderten, Verlag Enzyklopädie Leipzig, 1963, S. 66</ref> Er trat als Vorstand des Departements für [[Telegrafie]] im Handelsministerium in österreichische Dienste ein und erneuerte und erweiterte das Telegraphensystem für alle [[Kronland (Österreich)|Kronländer]]. Er beteiligte sich 1850 auch an der Gründung des [[Telegrafenkongress|Deutsch-Österreichischen Telegraphenvereins]] in Dresden. 1851 folgte er einem Ruf der Schweizer Regierung zur Einrichtung des Telegraphenwesens in diesem Land.


1852 kehrte er nach München in seine alte Stellung als [[Konservator]] der mathematisch-physikalischen Sammlungen des Staates Bayern zurück. Mit dieser Rückkehr war eine Beförderung zum [[Ministerialrat]] im Handelsministerium (bei entsprechender Gehaltserhöhung) verbunden.
1852 kehrte er nach München in seine alte Stellung als [[Konservator]] der mathematisch-physikalischen Sammlungen des Staates Bayern zurück. Mit dieser Rückkehr war eine Beförderung zum [[Ministerialrat]] im Handelsministerium (bei entsprechender Gehaltserhöhung) verbunden.
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Im Jahr seiner Rückkehr nach München erfand Steinheil zusammen mit [[Léon Foucault]] eine Methode zur Verspiegelung von Glasoberflächen mittels einer dünnen Silberschicht. Damit war ein entscheidender Schritt für die Entwicklung großer [[Spiegelteleskop]]e frei, die bald die [[Fernrohr|Refraktoren]] als leistungsfähigste astronomische Instrumente ablösen sollten. Eine Grundlage für diese Erfindung waren seine wissenschaftlichen Arbeiten zu den Gesetzen der [[Galvanoplastik]].
Im Jahr seiner Rückkehr nach München erfand Steinheil zusammen mit [[Léon Foucault]] eine Methode zur Verspiegelung von Glasoberflächen mittels einer dünnen Silberschicht. Damit war ein entscheidender Schritt für die Entwicklung großer [[Spiegelteleskop]]e frei, die bald die [[Fernrohr|Refraktoren]] als leistungsfähigste astronomische Instrumente ablösen sollten. Eine Grundlage für diese Erfindung waren seine wissenschaftlichen Arbeiten zu den Gesetzen der [[Galvanoplastik]].


Steinheil konstruierte außerdem ein Pyroskop sowie ein Zentrifugalwurfgeschütz.
Steinheil konstruierte außerdem ein [[Pyroskop]] sowie ein Zentrifugalwurfgeschütz.


1855 kam Steinheil einem persönlichen Wunsch des bayrischen Königs [[Maximilian II. Joseph (Bayern)|Maximilian II.]] nach und gründete eine optische Werkstätte in [[Schwabing]]<ref>Voigt, E. (1906), S. 183ff</ref>, die spätere ''Optisch-astronomische Anstalt [[C. A. Steinheil & Söhne]].'' Er wurde dabei von seinem Sohn [[Hugo Adolph Steinheil]] unterstützt. 1860 trat auch sein zweiter Sohn [[Eduard Steinheil]] in die Firma ein. Die Firma wurde ab 1862 von [[Hugo Adolph Steinheil]] weitergeführt. Der Betrieb war zeitweise im [[Schloss Suresnes]] beheimatet.
1855 kam Steinheil einem persönlichen Wunsch des bayrischen Königs [[Maximilian II. Joseph (Bayern)|Maximilian II.]] nach und gründete eine optische Werkstätte in [[Schwabing]]<ref>Voigt, E. (1906), S. 183ff</ref>, die spätere ''Optisch-astronomische Anstalt [[C. A. Steinheil & Söhne]].'' Er wurde dabei von seinem Sohn [[Hugo Adolph Steinheil]] unterstützt. 1860 trat auch sein zweiter Sohn [[Eduard Steinheil]] in die Firma ein. Die Firma wurde ab 1862 von Hugo Adolph Steinheil weitergeführt. Der Betrieb war zeitweise im [[Schloss Suresnes]] beheimatet.


Aus dem Unternehmen gingen ausgezeichnete [[Teleskop]]e, [[Spektroskop]]e und ein erstes [[Fotometer]] hervor, das zur Helligkeitsmessung von Sternen taugte. Das Interesse an der [[Fotometrie]] verband C.A. Steinheil mit [[Philipp Ludwig von Seidel|Ludwig Seidel]], der auch nach dem Tode des Gründers als wissenschaftlicher Berater des Unternehmens fungierte.
Aus dem Unternehmen gingen ausgezeichnete [[Teleskop]]e, [[Spektroskop]]e und ein erstes [[Fotometer]] hervor, das zur Helligkeitsmessung von Sternen taugte. Das Interesse an der [[Fotometrie]] verband C.A. Steinheil mit [[Philipp Ludwig von Seidel|Ludwig Seidel]], der auch nach dem Tode des Gründers als wissenschaftlicher Berater des Unternehmens fungierte.


Er wurde 1835 zum außerordentlichen, 1837 zum ordentlichen Mitglied der [[Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]] gewählt. Im Dezember 1835 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die [[Russische Akademie der Wissenschaften]] in [[Sankt Petersburg]] aufgenommen.<ref>{{Internetquelle| hrsg=Russische Akademie der Wissenschaften
Er wurde 1835 zum außerordentlichen, 1837 zum ordentlichen Mitglied der [[Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]] gewählt. Im Dezember 1835 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die [[Russische Akademie der Wissenschaften]] in [[Sankt Petersburg]] aufgenommen.<ref>{{Internetquelle| hrsg=Russische Akademie der Wissenschaften
| url=http://www.ras.ru/win/db/show_per.asp?P=.id-52827.ln-ru| sprache=russisch| titel=Ausländische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften| titelerg=Carl August Steinheil| zugriff=2015-11-09}}</ref> 1837 wurde er auch zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger [[Akademie der Wissenschaften zu Göttingen|Akademie der Wissenschaften]] gewählt.<ref>{{Literatur|Autor=Holger Krahnke|Titel=Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001|Verlag=Vandenhoeck & Ruprecht|Ort=Göttingen|Datum=2001|Seiten=232|ISBN=3-525-82516-1}}</ref> 1846 wurde er Mitglied der [[Leopoldina]].<ref>{{Leopoldina|5260|Name=Carl August von Steinheil|Kommentar=|Datum=18. September 2017}}</ref> 1866 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der [[Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften|Preußischen Akademie der Wissenschaften]] gewählt.
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== Grabstätte ==
[[Datei:Grab-Carl-Steinheil-Alter-Suedl-Friedhof-Muenchen-GF-34-1-20-21.jpg|mini|Grab von Carl Steinheil auf dem [[Alter Südfriedhof (München)|Alten Südlichen Friedhof]] in München {{Coordinate|text=Standort|name=Grab von Carl Steinheil|NS=48/7/33.10/N |EW=11/33/47.90/E|type=landmark|region=DE-BY}}]]
Die Grabstätte von Carl Steinheil befindet sich auf dem [[Alter Südfriedhof (München)|Alten Südlichen Friedhof]] in München (Gräberfeld 34 – Reihe 1 – Platz 20/21) {{Coordinate|text=Standort|name=Grab von Carl Steinheil|NS=48/7/33.10/N |EW=11/33/47.90/E|type=landmark|region=DE-BY}}.
Die Grabstätte von Carl Steinheil befindet sich auf dem [[Alter Südfriedhof (München)|Alten Südlichen Friedhof]] in München (Gräberfeld 34 – Reihe 1 – Platz 20/21) {{Coordinate|text=Standort|name=Grab von Carl Steinheil|NS=48/7/33.10/N |EW=11/33/47.90/E|type=landmark|region=DE-BY}}.


== Sonstiges ==
== Sonstiges ==
In Berlin befinden sich am [[Postfuhramt]] an der Fassade des Erdgeschosses zwischen den Rundbögen der Fenster 25 Medaillons von Persönlichkeiten, die sich Verdienste um das Postwesen erworben haben. Die Nr.&nbsp;24 ist Steinheil aufgrund seiner Begründung der elektromagnetischen Telegraphie und Konstruktion des ersten Drucktelegraphen gewidmet.
In Berlin befinden sich am [[Postfuhramt]] an der Fassade des Erdgeschosses zwischen den Rundbögen der Fenster 25 Medaillons von Persönlichkeiten, die sich Verdienste um das Postwesen erworben haben. Die Nr.&nbsp;24 ist Steinheil aufgrund seiner Begründung der elektromagnetischen Telegraphie und Konstruktion des ersten Drucktelegraphen gewidmet.


Es gibt einen Asteroiden [[(30837) Steinheil]] sowie einen Mondkrater [[Steinheil (Mondkrater)|Steinheil]],  der zusammen mit dem Krater [[Watt (Mondkrater)|Watt]] einen Doppelkrater am südöstlichen Rand des Mondes bildet.  
Es gibt einen Asteroiden [[(30837) Steinheil]] sowie einen Mondkrater [[Steinheil (Mondkrater)|Steinheil]],  der zusammen mit dem Krater [[Watt (Mondkrater)|Watt]] einen Doppelkrater am südöstlichen Rand des Mondes bildet.


Nach ihm benannt sind Straßen in der [[Maxvorstadt]] in [[München]], in [[Erlangen-Bruck]], Ingolstadt, Würzburg und Nürnberg, die ''Steinheilgasse'' in [[Wien]]-[[Floridsdorf]] sowie der ''Steinheilpfad'' in [[Berlin-Lichterfelde]].
Nach ihm benannt sind Straßen in der [[Maxvorstadt]] in [[München]], in [[Erlangen-Bruck]], Ingolstadt, Würzburg und Nürnberg, die ''Steinheilgasse'' in [[Wien]]-[[Floridsdorf]] sowie der ''Steinheilpfad'' in [[Berlin-Lichterfelde]].


Im Ortsteil ''Stöttham'' der Gemeinde [[Chieming]] gibt es den ''Steinheilhof,'' der der Familie als Sommersitz dient.
Im Ortsteil [[Stöttham]] der Gemeinde [[Chieming]] gibt es den ''Steinheilhof,'' der der Familie als Sommersitz dient.


== Familie ==
== Familie ==
Er heiratete am 2. September 1827 in [[Frankfurt am Main]] ''Magaretha Amalie Steinheil'', eine Tochter des Kaufmanns ''Friedrich Christian Jakob Steinheil''. Das Paar wohnte auf dem Gut Perlachseck bei München und hatte mehrere Kinder, darunter:
Er heiratete am 2. September 1827 in [[Frankfurt am Main]] ''Magaretha Amalie Steinheil'', eine Tochter des Kaufmanns ''Friedrich Christian Jakob Steinheil''. Das Paar wohnte auf dem Gut Perlachseck bei München und hatte mehrere Kinder, darunter:
* Wilhelm Eduard (1830–1878) 1863 Charlotte Johanna Müller
* Wilhelm Eduard (1830–1878) 1863 Charlotte Johanna Müller
* [[Hugo Adolph Steinheil|Hugo Adolph]] (1832–1893) 1858 Ida Erdinger
* [[Hugo Adolph Steinheil|Hugo Adolph]] (1832–1893) 1858 Ida Erdinger
* Sophie Luise Marie (* 20. Oktober 1833; † 10. Februar 1859)
* Sophie Luise Marie (* 20. Oktober 1833; † 10. Februar 1859)
* Karl Friedrich (* 3. Juli 1836)
* Karl Friedrich (* 3. Juli 1836)
* Sophie Caroline Eugenie (* 1. Juli 1838)
* Sophie Caroline Eugenie (* 1. Juli 1838)
* Charlotte Klara Amalie (* 26. April 1841) 1860 [[Herman Schultz]] (1823–1890), Professor für Astronomie in Uppsala  
* Charlotte Klara Amalie (* 26. April 1841) 1860 [[Herman Schultz (Astronom)|Herman Schultz]] (1823–1890), Professor für Astronomie in Uppsala
* Amalie Franziska Monika (* 17. April 1843)
* Amalie Franziska Monika (* 17. April 1843)


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{wikisource|C. A. Steinheil und der erste Schreibtelegraph|''C. A. Steinheil und der erste Schreibtelegraph'', in: Die Gartenlaube, 1887.}}
* {{BLKÖ|Steinheil, Karl August|38|97|99}}
* {{BLKÖ|Steinheil, Karl August|38|97|99}}
* {{NDB|25|195||Steinheil, Carl Ritter von|[[Wilhelm Füßl]]|11900755X}}
* {{ADB|35|720|724|Steinheil, Karl August|Robert Knott|ADB:Steinheil, Karl August}}
* {{ADB|35|720|724|Steinheil, Karl August|Robert Knott|ADB:Steinheil, Karl August}}
* [[Handwörterbuch des elektrischen Fernmeldewesens]], 2. Auflage, 3. Band; S. 1594
* [[Handwörterbuch des elektrischen Fernmeldewesens]], 2. Auflage, 3. Band; S. 1594
* E.E. von Georgii-Georgenau, ''Biographisch-genealogische Blatter aus und über Schwaben'', [https://books.google.de/books?id=tg0WAwAAQBAJ&pg=PA970 S.970f]
* E.E. von Georgii-Georgenau, ''Biographisch-genealogische Blatter aus und über Schwaben'', [https://books.google.de/books?id=tg0WAwAAQBAJ&pg=PA970 S. 970 f.]
* [[Johann Adolf Repsold]]: [http://articles.adsabs.harvard.edu/full/1916AN....203..165R ''Carl August Steinheil.''] In: ''[[Astronomische Nachrichten]].'' Band 203 (1916), Sp. 165–192.
* [[Johann Adolf Repsold]]: [http://articles.adsabs.harvard.edu/full/1916AN....203..165R ''Carl August Steinheil.''] In: ''[[Astronomische Nachrichten]].'' Band 203 (1916), Sp. 165–192.
* Königliche Akademien der Wissenschaften zu Berlin und München (Hrsg.): ''Briefwechsel zwischen Bessel und Steinheil.'' Leipzig/Berlin 1913.
* Königliche Akademien der Wissenschaften zu Berlin und München (Hrsg.): ''Briefwechsel zwischen Bessel und Steinheil.'' Leipzig/Berlin 1913.
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* {{DNB-Portal|11900755X}}
* {{DNB-Portal|11900755X}}
* [http://dingler.culture.hu-berlin.de/person/pnd/11900755X Artikel von/über Karl August Steinheil] im [[Polytechnisches Journal|Polytechnischen Journal]]
* {{Worldcat id|LCCN=nb200717507}}
* {{Polytechnisches Journal |Dokumentencode=11900755X |Name=Karl August Steinheil }}
* [http://adsabs.harvard.edu/cgi-bin/nph-abs_connect?db_key=AST&db_key=PHY&db_key=PRE&qform=AST&arxiv_sel=astro-ph&arxiv_sel=cond-mat&arxiv_sel=cs&arxiv_sel=gr-qc&arxiv_sel=hep-ex&arxiv_sel=hep-lat&arxiv_sel=hep-ph&arxiv_sel=hep-th&arxiv_sel=math&arxiv_sel=math-ph&arxiv_sel=nlin&arxiv_sel=nucl-ex&arxiv_sel=nucl-th&arxiv_sel=physics&arxiv_sel=quant-ph&arxiv_sel=q-bio&sim_query=YES&ned_query=YES&adsobj_query=YES&aut_logic=OR&obj_logic=OR&author=von+Steinheil&object=&start_mon=&start_year=&end_mon=&end_year=&ttl_logic=OR&title=&txt_logic=OR&text=&nr_to_return=200&start_nr=1&jou_pick=ALL&ref_stems=&data_and=ALL&group_and=ALL&start_entry_day=&start_entry_mon=&start_entry_year=&end_entry_day=&end_entry_mon=&end_entry_year=&min_score=&sort=SCORE&data_type=SHORT&aut_syn=YES&ttl_syn=YES&txt_syn=YES&aut_wt=1.0&obj_wt=1.0&ttl_wt=0.3&txt_wt=3.0&aut_wgt=YES&obj_wgt=YES&ttl_wgt=YES&txt_wgt=YES&ttl_sco=YES&txt_sco=YES&version=1 Veröffentlichungen von C.A. von Steinheil] im [[Astrophysics Data System]]
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* Cornelia Meyer-Stoll: [https://www.badw.de/fileadmin/pub/akademieAktuell/2005/15/07_Meyer_Stoll.pdf Die Regulierung der bayerischen Landesmaße] (PDF; 294&nbsp;kB), Akademie Aktuell 3/2005
* Cornelia Meyer-Stoll: [https://www.badw.de/fileadmin/pub/akademieAktuell/2005/15/07_Meyer_Stoll.pdf Die Regulierung der bayerischen Landesmaße] (PDF; 294&nbsp;kB), Akademie Aktuell 3/2005
* Video bei ARD-Alpha, 16 Min. (Online bis 27. April 2022) [https://www.br.de/mediathek/video/geschichten-grosser-geister-justus-von-liebig-carl-august-von-steinheil-luise-von-kobell-av:58ca86952bcb510012e5c745 ''Geschichten Großer Geister: Freude am Experiment''] Justus von Liebig (1803-1873/Begründer von organischer Chemie), Carl August von Steinheil (1801-1870/Fotopionier) und Luise von Kobell (1828-1901/Schriftstellerin) diskutieren auf dem einer Bühne im alten Südlichen Friedhof.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften]]
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Aktuelle Version vom 28. Februar 2022, 12:54 Uhr

Carl August von Steinheil (Lichtdruck nach einem Porträt von Ludwig Thiersch)
Steinheils Schreibtelegraph (1837)
Vergleich der Steinheilschrift mit dem Morse-Alphabet
Fotografie der Münchner Frauenkirche nach dem Steinheil-Verfahren (1839)

Carl August von Steinheil (* 12. Oktober 1801 in Rappoltsweiler, Elsass; † 12. September 1870 in München) war ein deutscher Physiker, Astronom, Optiker und Unternehmer.

Herkunft

Seine Eltern waren Carl Philipp Steinheil (1747–1830) und dessen Ehefrau Christiane Maria Franziska von Biasowski. Sein Vater war General-Rentmeister des Pfalzgrafen Max Josef von Bayern in der Grafschaft Rappoltstein. Die Familie gehörte zum Pfälzer Adel, aber schon Carl Philipp Steinheil hatte den Adel nicht in Bayern eintragen lassen und das von selten verwendet.

Leben und Wirken

Steinheil studierte ab 1821 an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen die Rechte, anschließend in Göttingen und bei Friedrich Wilhelm Bessel in Königsberg Astronomie und Physik. In Erlangen war Steinheil Mitglied der offiziell verbotenen Burschenschaft.[1]

Nach Abschluss des Studiums 1825 lebte er als Privatgelehrter auf dem väterlichen Gut zu Perlachseck, beschäftigt mit astronomischen, physikalischen und mechanischen Arbeiten (Entwicklung seines Prismenkreises). 1833 wurde ein von Steinheil erstelltes Blatt des Sternkartenwerks der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin veröffentlicht.[2] Er wurde 1835 zum Konservator der mathematisch-physikalischen Sammlung des Staates ernannt und gleichzeitig als Professor für Mathematik und Physik an die Universität München berufen.

Steinheil konstruierte und baute 1836 den ersten brauchbaren Schreibtelegrafen (s. Steinheilschrift). Es war der erste Telegraf mit Magnetinduktor als Geber. Aber unter den damaligen deutschen Verhältnissen erregte das Gerät nur ein akademisches Interesse. Im Jahr 1838 führte er elektrische Versuche an den Gleisen der Ludwigseisenbahn in Fürth durch. Dabei kam es zu einer praxisbezogenen Wiederentdeckung der elektrischen Leitfähigkeit des Erdbodens (Erdrückleitung). Die prinzipielle Leitfähigkeit des Erdbodens wurde bereits im Jahr 1803 von Friedrich Heinrich Basse entdeckt. Die Wiederentdeckung bedeutete für die Telegrafie eine wesentliche Vereinfachung.[3]

1839 konstruierte er eine tubusförmige Kamera aus verschiebbaren Pappröhren und fotografierte damit gemeinsam mit seinem Kollegen Franz Ritter von Kobell in München unter anderem die Glyptothek und die Türme der Frauenkirche. Sie verwendeten dazu als lichtempfindliches Material Chlorsilberpapier. Die aufgenommenen Negative fotografierten sie nochmals ab und erhielten dadurch Positive. Diese runden Fotos hatten einen Durchmesser von etwa 4 cm. Das Verfahren nannten sie Steinheil-Verfahren.[4] Sie veröffentlichten ihr neues Verfahren vier Monate vor Louis Jacques Mandé Daguerre.[5]

Ebenfalls 1839 erfand und verwirklichte er das bis heute übliche Prinzip einer Uhrenanlage mit Hauptuhr („Normaluhr“) und mehreren Nebenuhren.[6][7]

1842 wurde er von der bayerischen Regierung beauftragt, die bayerischen Maße und Gewichte zu regulieren. Im Zusammenhang mit diesen Arbeiten erwarb er sich Verdienste um die Verbesserung der Bier- und Spirituswaagen. Steinheil wurde 1846 von der neapolitanischen Regierung zur Regulierung des dortigen Maß- und Gewichtssystems berufen.

Steinheil bemühte sich immer wieder, in Deutschland elektrische Telegrafenlinien anlegen zu lassen. 1849 unternahm er im Auftrag der bayrischen Regierung eine Inspektionsreise durch die deutschen Länder. Er gab einen Bericht mit Beschreibung der bestehenden elektrischen Telegrafenanlagen. Aus nicht feststellbaren Gründen überging man ihn jedoch bei der Organisation des bayrischen Telegrafenwesens. Deshalb nahm er die Aufforderung der österreichischen Regierung an, das dortige Telegrafenwesen aufzubauen.[8] Er trat als Vorstand des Departements für Telegrafie im Handelsministerium in österreichische Dienste ein und erneuerte und erweiterte das Telegraphensystem für alle Kronländer. Er beteiligte sich 1850 auch an der Gründung des Deutsch-Österreichischen Telegraphenvereins in Dresden. 1851 folgte er einem Ruf der Schweizer Regierung zur Einrichtung des Telegraphenwesens in diesem Land.

1852 kehrte er nach München in seine alte Stellung als Konservator der mathematisch-physikalischen Sammlungen des Staates Bayern zurück. Mit dieser Rückkehr war eine Beförderung zum Ministerialrat im Handelsministerium (bei entsprechender Gehaltserhöhung) verbunden.

Im Jahr seiner Rückkehr nach München erfand Steinheil zusammen mit Léon Foucault eine Methode zur Verspiegelung von Glasoberflächen mittels einer dünnen Silberschicht. Damit war ein entscheidender Schritt für die Entwicklung großer Spiegelteleskope frei, die bald die Refraktoren als leistungsfähigste astronomische Instrumente ablösen sollten. Eine Grundlage für diese Erfindung waren seine wissenschaftlichen Arbeiten zu den Gesetzen der Galvanoplastik.

Steinheil konstruierte außerdem ein Pyroskop sowie ein Zentrifugalwurfgeschütz.

1855 kam Steinheil einem persönlichen Wunsch des bayrischen Königs Maximilian II. nach und gründete eine optische Werkstätte in Schwabing[9], die spätere Optisch-astronomische Anstalt C. A. Steinheil & Söhne. Er wurde dabei von seinem Sohn Hugo Adolph Steinheil unterstützt. 1860 trat auch sein zweiter Sohn Eduard Steinheil in die Firma ein. Die Firma wurde ab 1862 von Hugo Adolph Steinheil weitergeführt. Der Betrieb war zeitweise im Schloss Suresnes beheimatet.

Aus dem Unternehmen gingen ausgezeichnete Teleskope, Spektroskope und ein erstes Fotometer hervor, das zur Helligkeitsmessung von Sternen taugte. Das Interesse an der Fotometrie verband C.A. Steinheil mit Ludwig Seidel, der auch nach dem Tode des Gründers als wissenschaftlicher Berater des Unternehmens fungierte.

Er wurde 1835 zum außerordentlichen, 1837 zum ordentlichen Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Im Dezember 1835 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die Russische Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg aufgenommen.[10] 1837 wurde er auch zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[11] 1846 wurde er Mitglied der Leopoldina.[12] 1866 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften gewählt.

Grabstätte

Grab von Carl Steinheil auf dem Alten Südlichen Friedhof in München Standort

Die Grabstätte von Carl Steinheil befindet sich auf dem Alten Südlichen Friedhof in München (Gräberfeld 34 – Reihe 1 – Platz 20/21) Standort.

Sonstiges

In Berlin befinden sich am Postfuhramt an der Fassade des Erdgeschosses zwischen den Rundbögen der Fenster 25 Medaillons von Persönlichkeiten, die sich Verdienste um das Postwesen erworben haben. Die Nr. 24 ist Steinheil aufgrund seiner Begründung der elektromagnetischen Telegraphie und Konstruktion des ersten Drucktelegraphen gewidmet.

Es gibt einen Asteroiden (30837) Steinheil sowie einen Mondkrater Steinheil, der zusammen mit dem Krater Watt einen Doppelkrater am südöstlichen Rand des Mondes bildet.

Nach ihm benannt sind Straßen in der Maxvorstadt in München, in Erlangen-Bruck, Ingolstadt, Würzburg und Nürnberg, die Steinheilgasse in Wien-Floridsdorf sowie der Steinheilpfad in Berlin-Lichterfelde.

Im Ortsteil Stöttham der Gemeinde Chieming gibt es den Steinheilhof, der der Familie als Sommersitz dient.

Familie

Er heiratete am 2. September 1827 in Frankfurt am Main Magaretha Amalie Steinheil, eine Tochter des Kaufmanns Friedrich Christian Jakob Steinheil. Das Paar wohnte auf dem Gut Perlachseck bei München und hatte mehrere Kinder, darunter:

  • Wilhelm Eduard (1830–1878) ⚭ 1863 Charlotte Johanna Müller
  • Hugo Adolph (1832–1893) ⚭ 1858 Ida Erdinger
  • Sophie Luise Marie (* 20. Oktober 1833; † 10. Februar 1859)
  • Karl Friedrich (* 3. Juli 1836)
  • Sophie Caroline Eugenie (* 1. Juli 1838)
  • Charlotte Klara Amalie (* 26. April 1841) ⚭ 1860 Herman Schultz (1823–1890), Professor für Astronomie in Uppsala
  • Amalie Franziska Monika (* 17. April 1843)

Literatur

  •  Wikisource: C. A. Steinheil und der erste Schreibtelegraph, in: Die Gartenlaube, 1887. – Quellen und Volltexte
  • Constantin von Wurzbach: Steinheil, Karl August. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 38. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1879, S. 97–99 (Digitalisat).
  • Wilhelm Füßl: Steinheil, Carl Ritter von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 25, Duncker & Humblot, Berlin 2013, ISBN 978-3-428-11206-7, S. 195 (Digitalisat).
  • Robert Knott: Steinheil, Karl August. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 35, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 720–724.
  • Handwörterbuch des elektrischen Fernmeldewesens, 2. Auflage, 3. Band; S. 1594
  • E.E. von Georgii-Georgenau, Biographisch-genealogische Blatter aus und über Schwaben, S. 970 f.
  • Johann Adolf Repsold: Carl August Steinheil. In: Astronomische Nachrichten. Band 203 (1916), Sp. 165–192.
  • Königliche Akademien der Wissenschaften zu Berlin und München (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Bessel und Steinheil. Leipzig/Berlin 1913.

Weblinks

Commons: Carl August von Steinheil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Friedrich Reuter: Die Erlanger Burschenschaft 1816–1833. Ein Beitrag zur inneren Geschichte der Restaurationszeit. Erlangen 1896
  2. Jürgen Hamel: Bessels Projekt der Berliner Akademischen Sternkarten. In: Die Sterne. Band 65 (1989), S. 11–19.
  3. Carl August von Steinheil: Benutzung der Eisenbahn bey Anlage galvanischer Telegraphie. Bericht an das Kgl. General-Conservatorium in München 1838; Archiv für Post und Telegraphie: Zum Andenken Steinheils. Berlin, Juli 1888, No. 13; Abdruck beider Schriften in: Rundfunk und Museum. Zeitschrift des Rundfunkmuseums der Stadt Fürth. Heft 72, März 2010. S. 25 ff.
  4. Fotonexus: Papier als fotografischer Bildspeicher (Memento des Originals vom 26. August 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/fotonexus.org
  5. Kurt Wilhelm: Wo Gott auf Erden leben würde, Paul Neff Verlag, Wien 1987, ISBN 3-7014-0247-7
  6. VDE-Ausschuss „Geschichte der Elektrotechnik“: Chronik der Elektrotechnik, Stichwort: Steinheil (Memento des Originals vom 7. Januar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www2.vde.com www.vde.com, Abgerufen am 8. Mai 2016
  7. J. E. Bosschieter: Die Entwicklungsgeschichte der elektrischen Uhren – B. Die ersten Erfinder www.electric-clocks.nl, Abgerufen am 8. Mai 2016
  8. Alfons Kauffeldt: Deutsche Techniker aus sechs Jahrhunderten, Verlag Enzyklopädie Leipzig, 1963, S. 66
  9. Voigt, E. (1906), S. 183ff
  10. Ausländische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften. Carl August Steinheil. Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 9. November 2015 (russisch).
  11. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 232.
  12. Mitgliedseintrag von Carl August von Steinheil bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 18. September 2017.


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