Stoß (Physik): Unterschied zwischen den Versionen

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Die grundlegenden Stoßgesetze und ihre mathematische Beschreibung wurden in der Zeit zwischen 1651 und 1655 von [[Christiaan Huygens]] aufgestellt unter Verwendung des Galileischen [[Relativitätsprinzip]]s (siehe [[Galilei-Transformation]]). Ihre [[Empirie|empirische]] Gültigkeit ist wesentlich für den Begriff der [[Träge Masse|trägen Masse]].
Die grundlegenden Stoßgesetze und ihre mathematische Beschreibung wurden in der Zeit zwischen 1651 und 1655 von [[Christiaan Huygens]] aufgestellt unter Verwendung des Galileischen [[Relativitätsprinzip]]s (siehe [[Galilei-Transformation]]). Ihre [[Empirie|empirische]] Gültigkeit ist wesentlich für den Begriff der [[Träge Masse|trägen Masse]].
[[Datei:Newtons cradle animation book 2.gif|miniatur|Das [[Kugelstoßpendel]] veranschaulicht den elastischen Stoß.]]


[[Datei:Newtons cradle animation book 2.gif|mini|Das Verhalten des [[Kugelstoßpendel]]s erklärt sich als schnelle Abfolge von elastischen Stößen zwischen je zwei Kugeln gleicher Masse. [[Impulserhaltungssatz|Impulserhalt]] und [[Energieerhaltungssatz|Erhaltung]] der [[Bewegungsenergie]] des Gesamtsystems reichen als Ansatz nicht aus, um dessen Verhalten zu bestimmen.]]
== Einteilung mechanischer Stoßprozesse ==
== Einteilung mechanischer Stoßprozesse ==
Am Berührpunkt der zwei Körper lässt sich eine [[Tangentialebene]] anlegen, die als ''Berührebene'' bezeichnet wird. Die zugehörige [[Normalenvektor|Normalgerade]] bildet die ''Stoßlinie.'' Die [[Masse (Physik)|Massen]] der beiden Körper seien <math>m_1</math> und <math>m_2</math>, ihre Anfangs[[geschwindigkeit]]en <math>\vec{v}_1</math> und <math>\vec{v}_2</math>, die Ausgangsgeschwindigkeiten <math>\vec{v}\,'_{1}</math> und <math>\vec{v}\,'_{2}</math>. Die gemeinsame Geschwindigkeit zum Zeitpunkt der Berührung sei <math>\vec u</math>.
Am Berührpunkt der zwei Körper lässt sich eine [[Tangentialebene]] anlegen, die als ''Berührebene'' bezeichnet wird. Die zugehörige [[Normalenvektor|Normalgerade]] bildet die ''Stoßlinie.'' Die [[Masse (Physik)|Massen]] der beiden Körper seien <math>m_1</math> und <math>m_2</math>, ihre Anfangs[[geschwindigkeit]]en <math>\vec{v}_1</math> und <math>\vec{v}_2</math>, die Endgeschwindigkeiten <math>\vec{v}\,'_{1}</math> und <math>\vec{v}\,'_{2}</math>. Die Geschwindigkeit des Schwerpunktes der beiden Massen sei <math>\vec u</math>. Sie bleibt vor, bei und nach dem Stoß konstant.


Man unterscheidet zwei ideale Grenzfälle, den ''elastischen Stoß'' und den ''[[plastische Verformung|plastischen]] Stoß'' (auch ''inelastisch'' oder ''unelastisch''). Beim elastischen Stoß wird [[kinetische Energie]] von Körper zu Körper weitergegeben, bleibt aber insgesamt als kinetische Energie erhalten, denn sie stoßen sich voneinander weg. Beim plastischen Stoß geht dagegen ein Teil der kinetischen Energie in [[innere Energie]] über und die Körper stoßen sich nicht voneinander ab. Darum besitzen am Ende beide dieselbe Geschwindigkeit. Alle Zwischenstufen nennt man ''realer Stoß.''
Man unterscheidet zwei ideale Grenzfälle, den ''elastischen Stoß'' und den ''[[Plastische Verformung|plastischen]] Stoß'' (auch ''inelastisch'' oder ''unelastisch''). Beim elastischen Stoß wird [[kinetische Energie]] von Körper zu Körper weitergegeben, bleibt aber insgesamt als kinetische Energie erhalten, denn sie stoßen sich voneinander weg. Beim plastischen Stoß geht dagegen ein Teil der kinetischen Energie in [[innere Energie]] über und die Körper stoßen sich nicht voneinander ab. Darum besitzen am Ende beide dieselbe Geschwindigkeit. Alle Zwischenstufen nennt man ''realer Stoß.''


Bei einem ''geraden Stoß'' verlaufen die beiden Impulsvektoren parallel zur Stoßlinie, ansonsten handelt es sich um einen ''schiefen Stoß.'' Liegt der gemeinsame [[Massenmittelpunkt|Schwerpunkt]] der beiden Körper auf der Stoßlinie, so spricht man von einem ''zentralen Stoß,'' andernfalls von einem ''exzentrischen Stoß.''
Bei einem ''geraden Stoß'' verlaufen die beiden Impulsvektoren parallel zur Stoßlinie, ansonsten handelt es sich um einen ''schiefen Stoß.'' Liegt der gemeinsame [[Massenmittelpunkt|Schwerpunkt]] der beiden Körper auf der Stoßlinie, so spricht man von einem ''zentralen Stoß,'' andernfalls von einem ''exzentrischen Stoß.''


Darüber hinaus grenzt sich der ''glatte Stoß'' vom ''unglatten Stoß'' (auch ''rauer Stoß oder Reibungsstoß'') ab. Eine Entwicklungsgeschichte des Reibungsstoßes sowie eine Erweiterung der energetischen Analyse des ebenen Reibungsstoßes gibt Karl-Eugen Kurrer.<ref>{{Literatur |Autor=Karl-Eugen Kurrer |Titel=Zur Darstellung der Energietransformation beim ebenen gekoppelten Reibungsstoß mit Hilfe des Energieentwertungsdiagramms |Herausgeber=Cassius Alexandru, Günter Gödert, Uwe Görn, Roland Parchem, Joachim Villwock |Sammelwerk=Beiträge zur Mechanik. Festschrift zum 65.&nbsp;Geburtstag von Prof. Dr. Rudolf Trostel |Verlag=Universitätsbibliothek der TU Berlin, Abt. Publikation |Ort=Berlin |Datum=1993 |Seiten=148–169 |ISBN=3-7983-1581-7}}</ref> Beim Reibungsstoß treten [[Reibung]]skräfte an der Berührungsfläche auf und die Impulsübertragung erfolgt nicht mehr senkrecht zur Berührebene. Zur weiteren Analyse –&nbsp;unter Betrachtung auch der Rotationsenergie und des [[Drehimpuls]]es&nbsp;– eignet sich eine [[Vektor]]zerlegung in die Tangential- und Normalkomponente.
Darüber hinaus grenzt sich der ''glatte Stoß'' vom ''unglatten Stoß'' (auch ''rauer Stoß oder Reibungsstoß'') ab. Beim Reibungsstoß treten [[Reibung]]skräfte an der Berührungsfläche auf und die Impulsübertragung erfolgt nicht mehr senkrecht zur Berührebene. Zur weiteren Analyse –&nbsp;unter Betrachtung auch der Rotationsenergie und des [[Drehimpuls]]es&nbsp;– eignet sich eine [[Vektor]]zerlegung in die Tangential- und Normalkomponente.<ref>{{Literatur |Autor=[[Karl-Eugen Kurrer]] |Hrsg=Cassius Alexandru, Günter Gödert, Uwe Görn, Roland Parchem, Joachim Villwock |Titel=Zur Darstellung der Energietransformation beim ebenen gekoppelten Reibungsstoß mit Hilfe des Energieentwertungsdiagramms |Sammelwerk=Beiträge zur Mechanik. Festschrift zum 65.&nbsp;Geburtstag von Prof. Dr. [[Rudolf Trostel]] |Verlag=Universitätsbibliothek der TU Berlin, Abt. Publikation |Ort=Berlin |Datum=1993 |ISBN=3-7983-1581-7 |Seiten=148–169}}</ref>


<gallery caption="Einteilung">
<gallery caption="Einteilung">
   Datei:Gerader-zentraler-elastischer-Stoss.svg|Gerader, zentraler, elastischer Stoß
   Gerader-zentraler-elastischer-Stoss.svg|gerader, zentraler, elastischer Stoß
   Datei:Schiefer-zentraler-elastischer-Stoss.svg|Dito, Schwerpunkt bewegt sich quer zur Stoßrichtung
   Schiefer-zentraler-elastischer-Stoss.svg|dito, Schwerpunkt bewegt sich quer zur Stoßrichtung
   Datei:Exzentrischer-elastischer-Stoss.svg|exzentrischer Stoß
   Exzentrischer-elastischer-Stoss.svg|exzentrischer Stoß
   Datei:Rauher-Stoss.svg|Rauer Stoß
   Rauher-Stoss.svg|rauer Stoß
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== Elastischer Stoß ==
== Elastischer Stoß ==
[[Datei:Elastischer stoß.gif|miniatur|400px|Elastischer Stoß zweier Körper gleicher Masse]]
[[Datei:Elastischer stoß.gif|mini|400px|Elastischer Stoß zweier Körper gleicher Masse]]


Beim ideal elastischen oder vollelastischen Stoß stoßen zwei Körper aufeinander, ohne dass dabei [[Energie]] in innere Energie, beispielsweise [[Wärmeenergie|Wärme]] oder [[Deformation]], umgewandelt wird. Nach dem [[Energieerhaltungssatz]] ist die Summe der [[Bewegungsenergie]]n (=&nbsp;der kinetischen Energien) vor dem Stoß genau so groß wie nach dem Stoß. Dasselbe gilt nach dem [[Impulserhaltungssatz]] auch für die [[vektor]]ielle Summe der Impulse.
Beim ideal elastischen oder vollelastischen Stoß stoßen zwei Körper aufeinander, ohne dass dabei [[Energie]] in innere Energie, beispielsweise [[Wärmeenergie|Wärme]] oder [[Verformung|Deformation]], umgewandelt wird. Nach dem [[Energieerhaltungssatz]] ist die Summe der [[Bewegungsenergie]]n (=&nbsp;der kinetischen Energien) vor dem Stoß genau so groß wie nach dem Stoß. Dasselbe gilt nach dem [[Impulserhaltungssatz]] auch für die [[vektor]]ielle Summe der Impulse.


Bei [[makroskopisch]]en Objekten ist der ideale elastische Stoß eine Modellvorstellung, die in der Realität nicht erreicht wird. Aufgrund von [[Reibung]] und ähnlichen Einflüssen geht kinetische Energie verloren. Sehr nahe am Modell sind jedoch beispielsweise [[Billardkugel]]n oder ein [[Gummiball]], da diese im Regelfall so gut wie keine plastische Verformung erfahren.
Bei [[makroskopisch]]en Objekten ist der ideale elastische Stoß eine Modellvorstellung, die in der Realität nicht erreicht wird. Aufgrund von [[Reibung]] und ähnlichen Einflüssen geht kinetische Energie verloren. Sehr nahe am Modell sind jedoch beispielsweise [[Billardkugel]]n oder ein [[Gummiball]], da diese im Regelfall so gut wie keine plastische Verformung erfahren.
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Bei [[Atom]]en und/oder [[Elementarteilchen]] hingegen ist der ideale elastische Stoß häufig. Er ist sogar der einzige mögliche Prozess, wenn die kinetische Energie (im [[Schwerpunktsystem]]) kleiner ist als die Mindestenergie, die für eine innere Anregung eines der Teilchen oder eine Umwandlung der Teilchen benötigt wird (siehe auch [[Kinematik (Teilchenstoß)]]).
Bei [[Atom]]en und/oder [[Elementarteilchen]] hingegen ist der ideale elastische Stoß häufig. Er ist sogar der einzige mögliche Prozess, wenn die kinetische Energie (im [[Schwerpunktsystem]]) kleiner ist als die Mindestenergie, die für eine innere Anregung eines der Teilchen oder eine Umwandlung der Teilchen benötigt wird (siehe auch [[Kinematik (Teilchenstoß)]]).


[[Datei:Elastischer stoß2.gif|miniatur|400px|Elastische Stöße (verschiedene Anfangsgeschwindigkeiten)]]
[[Datei:Elastischer stoß2.gif|mini|400px|Elastische Stöße (verschiedene Anfangsgeschwindigkeiten)]]
[[Datei:Elastischer stoß3.gif|miniatur|400px|Elastischer Stoß (verschiedene Massen)]]
[[Datei:Elastischer stoß3.gif|mini|400px|Elastischer Stoß (verschiedene Massen)]]


Es folgt die Berechnung des elastischen Stoßes nach der [[klassische Mechanik|klassischen Mechanik]], d.&nbsp;h., die Geschwindigkeiten <math>v_1, v_2, v_1', v_2'</math> vor bzw. nach dem Stoß liegen weit unterhalb der Lichtgeschwindigkeit. Nach der Definition von „elastisch“ muss die Summe der kinetischen Energie vor und nach dem Stoß gleich hoch sein:
Es folgt die Berechnung des elastischen Stoßes nach der [[Klassische Mechanik|klassischen Mechanik]], d.&nbsp;h., die Geschwindigkeiten <math>v_1, v_2, v_1', v_2'</math> vor bzw. nach dem Stoß liegen weit unterhalb der Lichtgeschwindigkeit. Nach der Definition von „elastisch“ muss die Summe der kinetischen Energie vor und nach dem Stoß gleich hoch sein:
:<math>\begin{align}
:<math>\begin{align}
  \sum E_\mathrm{kin} & = \sum E'_\mathrm{kin} \\
  \sum E_\mathrm{kin} & = \sum E'_\mathrm{kin} \\
  \frac{m_1}{2} v_1^2 + \frac{m_2}{2} v_2 ^2 & = \frac{m_1}{2} v_1'^2 + \frac{m_2}{2} v_2'^2 \\
  \frac{m_1}{2} v_1^2 + \frac{m_2}{2} v_2 ^2 & = \frac{m_1}{2} v_1'^2 + \frac{m_2}{2} v_2'^2 \\
  \frac{m_1}{2} (v_1^2 - v_1'^2) & = \frac{m_2}{2} (v_2'^2 - v_2 ^2)\qquad (1) \\
  \frac{m_1}{2} \left(v_1^2 - v_1'^2\right) & = \frac{m_2}{2} \left(v_2'^2 - v_2 ^2\right)\qquad (1) \\
\end{align}</math>
\end{align}</math>


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  \sum \vec p & = \sum \vec {p'} \\
  \sum \vec p & = \sum \vec {p'} \\
  m_1 \vec{v_1} + m_2 \vec{v_2} & = m_1 \vec{v_1'} + m_2 \vec{v_2'} \\
  m_1 \vec{v_1} + m_2 \vec{v_2} & = m_1 \vec{v_1'} + m_2 \vec{v_2'} \\
  m_1 \,(\vec{v_1} - \vec{v_1'}) & = m_2 \,(\vec{v_2'} - \vec{v_2})\\
  m_1 \,\left(\vec{v_1} - \vec{v_1'}\right) & = m_2 \,\left(\vec{v_2'} - \vec{v_2}\right)\\
\end{align}</math>
\end{align}</math>


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:<math>\vec{v_1} - \vec{v_1'} = \frac{m_2}{m_1} \,(\vec{v_2'} - \vec{v_2}) \qquad (2)</math>
:<math>\vec{v_1} - \vec{v_1'} = \frac{m_2}{m_1} \,(\vec{v_2'} - \vec{v_2}) \qquad (2)</math>


Im Folgenden werden nur die Geschwindigkeitskomponenten in Richtung des Impulsübertrags betrachtet und mit <math>v_1, v_1', v_2, v_2'</math> bezeichnet. Die dazu [[orthogonal]]en Komponenten der Anfangsimpulse und -geschwindigkeiten können unbeachtet bleiben, denn sie ändern sich durch den Stoß nicht. Die obigen Gleichungen (1) und (2) werden dann zu den folgenden Gleichungen (1’) und (2’), aus denen man durch Einsetzen Gleichung (3) erhält:
Im Folgenden werden nur die Geschwindigkeitskomponenten in Richtung des Impulsübertrags betrachtet und mit <math>v_1, v_1', v_2, v_2'</math> bezeichnet. Die dazu [[orthogonal]]en Komponenten der Anfangsimpulse und -geschwindigkeiten können unbeachtet bleiben, denn sie ändern sich durch den Stoß nicht. So wird das ganze Problem auf den eindimensionalen Stoß zurückgeführt. Die obigen Gleichungen (1) und (2) werden dann zu den folgenden Gleichungen (1’) und (2’), aus denen man durch Einsetzen Gleichung (3) erhält:
:<math>\begin{align}
:<math>\begin{align}
  \frac{m_1}{2}(v_1-v_1')&(v_1+v_1') &= &\quad \frac{m_2}{2}(v_2'-v_2)&\cdot(v_2'+v_2) &\qquad (1')\\
  \frac{m_1}{2}(v_1-v_1')&(v_1+v_1') &= &\quad \frac{m_2}{2}(v_2'-v_2)&\cdot(v_2'+v_2) &\qquad (1')\\
                     m_1 (v_1-v_1') &&= &\quad m_2 (v_2'-v_2) &&\qquad (2')\\
                     m_1 (v_1-v_1') &&= &\quad m_2 (v_2'-v_2) &&\qquad (2')\\
                         &(v_1+v_1') &=&&\quad (v_2+v_2') &\qquad (3)\\
                         &(v_1+v_1') &=&&\quad (v_2+v_2') &\qquad (3)\\
\end{align}</math>
\end{align}</math>                        


Nach Gleichung (3) hat für beide Massen <math>m_1</math> und <math>m_2</math> die mittlere Geschwindigkeit vor und nach dem Stoß den gleichen Wert:
Nach Gleichung (3) hat die '''mittlere Geschwindigkeit''' <math>u</math> (längs der Richtung des Impulsübertrags) vor und nach dem Stoß für beide Massen <math>m_1</math> und <math>m_2</math> den gleichen Wert:
:<math>u = \frac{v_1+v_1'}{2} = \frac{v_2+v_2'}{2}</math>
:<math>u := \frac{v_1+v_1'}{2} = \frac{v_2+v_2'}{2}   </math>                  


Multipliziert man die Gleichung (3) mit <math>m_1</math> und addiert sie zu Gleichung (2’), fällt die Größe <math>v_1'</math> heraus, und man kann nach <math>v_2'</math> auflösen. Damit erhält man aus Gleichung (2’) oder (3) dann auch die Formel für <math>v_1'</math>. Es ergibt sich:
Multipliziert man die Gleichung (3) mit <math>m_1</math> und addiert sie zu Gleichung (2’), fällt die Größe <math>v_1'</math> heraus, und man kann nach <math>v_2'</math> auflösen. Damit erhält man aus Gleichung (2’) oder (3) dann auch die Formel für <math>v_1'</math>. Es ergibt sich:
:<math>v_1' = 2 \frac{m_1 v_1 + m_2 v_2}{m_1 + m_2} - v_1</math>
:<math>v_1' = 2 \,\frac{m_1 v_1 + m_2 v_2}{m_1 + m_2} - v_1</math>         (4a)
:<math>v_2' = 2 \frac{m_1 v_1 + m_2 v_2}{m_1 + m_2} - v_2</math>
:<math>v_2' = 2 \,\frac{m_1 v_1 + m_2 v_2}{m_1 + m_2} - v_2</math>         (4b)


Aus jeder der beiden letzten Gleichungen ergibt sich <math>u</math>:
Aus jeder der beiden letzten Gleichungen ergibt sich <math>u</math>:
:<math>u = \frac{m_1 v_1 + m_2 v_2}{m_1 + m_2}</math>
:<math>u = \frac{m_1 v_1 + m_2 v_2}{m_1 + m_2}</math>                       (5)
Das ist die Geschwindigkeit des gemeinsamen Schwerpunktes (Komponente in Richtung des Impulsübertrags).
Das ist die Geschwindigkeit des gemeinsamen Schwerpunktes (Komponente in Richtung des Impulsübertrags).


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=== Zweidimensionaler elastischer Stoß ===
=== Zweidimensionaler elastischer Stoß ===
[[Datei:Elastischer stoß_2D.gif|miniatur|2-dimensionaler elastischer Stoß von zwei Münzen]]
[[Datei:Elastischer stoß 2D.gif|mini|zweidimensionaler elastischer Stoß von zwei Münzen]]
 
<small>(Schiefer, zentraler, elastischer Stoß)</small>


Der zweidimensionale elastische Stoß beruht prinzipiell auf dem oben geschilderten eindimensionalen elastischen Stoß. Zunächst muss die sogenannte Zentral[[steigung]] <math>s_z</math> berechnet werden. Diese beschreibt die Steigung der Geraden durch die Mittelpunkte der Kugeln. Die Steigung <math>s_t</math> der Tangente <math>t</math> durch den Berührpunkt der Kugeln errechnet sich dann durch:
Der zweidimensionale elastische Stoß beruht prinzipiell auf dem oben geschilderten eindimensionalen elastischen Stoß. Zunächst muss die sogenannte Zentral[[steigung]] <math>s_z</math> berechnet werden. Diese beschreibt die Steigung der Geraden durch die Mittelpunkte der Kugeln. Die Steigung <math>s_t</math> der Tangente <math>t</math> durch den Berührpunkt der Kugeln errechnet sich dann durch:
:<math>s_t = -\frac 1 {s_z}</math>
:<math>s_t = -\frac 1 {s_z}</math>


Zerlegt man die Bewegungsvektoren <math>\vec{v}_{1}</math> und <math>\vec{v}_{2}</math> nun in zwei Komponenten <math>\vec{v}_{t}</math> parallel zur Tangente und <math>\vec{v}_{z}</math> [[orthogonal]] dazu, so kann man den zweidimensionalen Stoß zu einem eindimensionalen vereinfachen. Es gilt dann die obige Formel, jedoch nur für die Komponenten in Zentralrichtung.<!--[http://www.gymnasium-walldorf.de/mathematik/elastischerstoss/billardzeichnung.gif (Zur Veranschaulichung)] Versuche doch bitte, eine Freigabe der Rechteinhaber zu erhalten oder zeichne daas Bild neu...-->
Zerlegt man die Bewegungsvektoren <math>\vec{v}_{1}=[x_{v_1}, y_{v_1}]^T</math> und <math>\vec{v}_{2} = [x_{v_2}, y_{v_2}]^T</math> nun in zwei Komponenten <math>\vec{v}_{t}=[x_{t}, y_{t}]^T</math> parallel zur Tangente und <math>\vec{v}_{z}=[x_{z}, y_{z}]^T</math> [[orthogonal]] dazu, so kann man den zweidimensionalen Stoß zu einem eindimensionalen vereinfachen. Es gilt dann die obige Formel, jedoch nur für die Komponenten in Zentralrichtung.<!--[http://www.gymnasium-walldorf.de/mathematik/elastischerstoss/billardzeichnung.gif (Zur Veranschaulichung)] Versuche doch bitte, eine Freigabe der Rechteinhaber zu erhalten oder zeichne daas Bild neu...-->


Daher müssen zunächst die Vektoren <math>\vec{v}_{t}</math> und <math>\vec{v}_{z}</math> errechnet werden. Dies geschieht anhand der Steigungen <math>s_{v1}</math>, <math>s_{v2}</math>, <math>s_t</math> und <math>s_z</math>.
Daher müssen zunächst die Vektoren <math>\vec{v}_{t}</math> und <math>\vec{v}_{z}</math> errechnet werden. Dies geschieht anhand der Steigungen <math>s_{v1}</math>, <math>s_{v2}</math>, <math>s_t</math> und <math>s_z</math>.
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Ab hier soll zugunsten einer einfacheren Darstellung auf die Indizes 1 und 2 verzichtet werden.
Ab hier soll zugunsten einer einfacheren Darstellung auf die Indizes 1 und 2 verzichtet werden.


Aus <math>\vec{v} = \vec{t} + \vec{z}</math> folgt:
Aus <math>\vec{v} = \vec{v}_{t} + \vec{v}_{z}</math> folgt:
:<math>x_v = x_t + x_z</math>
:<math>x_v = x_t + x_z</math>
:<math>y_v = y_t + y_z</math>
:<math>y_v = y_t + y_z</math>
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Für <math>y_t = x_t \cdot s_t</math> und <math>y_z = x_z \cdot s_z</math> setzt man entsprechend ein.
Für <math>y_t = x_t \cdot s_t</math> und <math>y_z = x_z \cdot s_z</math> setzt man entsprechend ein.


Zuletzt müssen nun noch die neuen Vektoren <math>\vec {z}_{1}'</math> und <math>\vec {z}_{2}'</math> wie oben angegeben berechnet werden. Im einfachsten Falle, nämlich bei <math>m_1 = m_2</math> gilt:
Zuletzt müssen nun noch die neuen Vektoren <math>\vec {v}_{z1}'</math> und <math>\vec {v}_{z2}'</math> wie oben angegeben berechnet werden. Im einfachsten Falle, nämlich bei <math>m_1 = m_2</math> gilt:
:<math>\vec {z'}_{1} = \vec {z}_{2}</math>
:<math>\vec {v}_{z1}' = \vec {v}_{z2}</math>
:<math>\vec {z'}_{2} = \vec {z}_{1}</math>
:<math>\vec {v}_{z2}' = \vec {v}_{z1}</math>
Andernfalls muss die obige Formel angewendet werden.
Andernfalls muss die obige Formel angewendet werden.


Die neuen Geschwindigkeitsvektoren <math>\vec {v'}_{1}</math> und <math>\vec {v'}_{2}</math> werden dann durch Vektoraddition der Vektoren <math>\vec {t}_{1}</math> bzw. <math>\vec {t}_{2}</math> und <math>\vec {z'}_{1}</math> bzw. <math>\vec {z'}_{2}</math> berechnet:
Die neuen Geschwindigkeitsvektoren <math>\vec {v'}_{1}</math> und <math>\vec {v'}_{2}</math> werden dann durch Vektoraddition der Vektoren <math>\vec {v}_{t1}</math> bzw. <math>\vec {v}_{t2}</math> und <math>\vec {v'}_{z1}</math> bzw. <math>\vec {v'}_{z2}</math> berechnet:
:<math>\vec{v'}_{1} = \vec{t}_{1} + \vec{z'}_{1}</math>
:<math>\vec{v'}_{1} = \vec{v}_{t1} + \vec{v'}_{z1}</math>
:<math>\vec{v'}_{2} = \vec{t}_{2} + \vec{z'}_{2}</math>
:<math>\vec{v'}_{2} = \vec{v}_{t2} + \vec{v'}_{z2}</math>


== Unelastischer Stoß {{Anker|Unelastischer Stoß}} ==
== Unelastischer Stoß ==
Beim unelastischen Stoß (auch '''inelastischer oder plastischer Stoß''' genannt) wird ein Teil der kinetischen Energie in [[innere Energie]]&nbsp;''U'' umgewandelt. Im einfachsten Fall geschieht das durch [[Plastizitätstheorie#Die plastische Deformation|plastische Deformation]] der beteiligten Körper. Die Energie kann jedoch auch in [[Reibungswärme]] umgesetzt werden, wie beispielsweise in einem [[Stoßdämpfer]].
Beim unelastischen Stoß (auch '''inelastischer''' oder '''plastischer Stoß''' genannt) wird ein Teil der kinetischen Energie in [[innere Energie]]&nbsp;<math>U</math> umgewandelt. Die gesamte innere Energie (beider Körper zusammen) erhöht sich dabei um den Betrag <math>\Delta U</math>. Im einfachsten Fall geschieht das durch [[Plastizitätstheorie#Die plastische Deformation|plastische Deformation]] der beteiligten Körper. Die Energie kann jedoch auch in [[Reibungswärme]] umgesetzt werden, wie beispielsweise bei einem [[Stoßdämpfer]]. Der Impuls hat dagegen eine Richtung und bleibt beim unelastischen Stoß genauso erhalten, wie beim elastischen. Der Impuls kann nicht "umgewandelt" werden. Eine Anwendung der Theorie ist das [[Ballistisches Pendel|ballistische Pendel]].


Beim ''ideal'' unelastischen Stoß (auch ''vollkommen'' unelastischer oder ''voll''plastischer Stoß genannt) wird der ''maximal'' mögliche Anteil der kinetischen Energie in innere Energie umgewandelt, dabei „kleben“ die beiden Massen nach dem Stoß aneinander und bewegen sich mit derselben Geschwindigkeit <math>v'</math> weiter (<math>v_1' = v_2' = v'</math>). Ein Beispiel sind zwei [[Plastilin]]<nowiki/>kugeln, die nach dem Stoß aneinander haften.
Beim ''ideal'' unelastischen Stoß (auch ''vollkommen'' unelastischer oder ''voll''plastischer Stoß genannt) wird der ''maximal'' mögliche Anteil der kinetischen Energie in innere Energie umgewandelt, dabei „kleben“ die beiden Massen nach dem Stoß aneinander und bewegen sich mit derselben Geschwindigkeit <math>v'</math> weiter (<math>v_1' = v_2' = v'</math>). Ein Beispiel sind zwei [[Plastilin]]<nowiki />kugeln, die nach dem Stoß aneinander haften.


[[Datei:inelastischer_stoß.gif|gerahmt|Ideal unelastischer Stoß.<br />Für den Spezialfall <math>m_1 = m_2 = m</math> und <math>v_2 = 0</math> gilt:<br /><math>v' = \frac{v_1}{2} = \frac{v}{2}</math><br /><math>U = E_\mathrm{kin}' = \frac{1}{2} E_\mathrm{kin} = \frac{m \cdot v^2}{4}</math>]]
[[Datei:inelastischer stoß.gif|gerahmt|'''Ideal unelastischer Stoß:''' Für den Spezialfall <math>m_1 = m_2 = m</math> und <math>v_2 = 0</math> gilt:<br /><math>\quad v' = \tfrac{v_1}{2} = \tfrac{v}{2}</math><br /><math>\quad \Delta U = E_\mathrm{kin}' = \tfrac{1}{2} E_\mathrm{kin} = \tfrac{m \cdot v^2}{4}</math>]]


Die folgenden Formeln beschreiben einen ideal bzw. vollkommen unelastischen Stoß. Wiederum gelten die beiden Erhaltungssätze:
Die folgenden Formeln beschreiben einen vollkommen unelastischen Stoß. Wiederum gelten die beiden Erhaltungssätze:


:<math>\begin{align}
:<math>\begin{align}
               \sum p &= \sum p' \\
               \sum p &= \sum p' \\
  \sum E_\mathrm{kin} &= \sum E'_\mathrm{kin} + U
  \sum E_\mathrm{kin} &= \sum E'_\mathrm{kin} + \Delta U
\end{align}
\end{align}
</math>
</math>
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Aus dem Energieerhaltungssatz lässt sich die innere Energie <math>U</math> berechnen:
Aus dem Energieerhaltungssatz lässt sich die innere Energie <math>U</math> berechnen:
:<math>U = \sum E_\mathrm{kin} - \sum E'_\mathrm{kin}= \frac{1}{2} \cdot \frac{m_1 \cdot m_2}{m_1 + m_2} \cdot (v_1 - v_2)^2</math>
:<math>\Delta U = \sum E_\mathrm{kin} - \sum E'_\mathrm{kin}= \frac{1}{2} \cdot \frac{m_1 \cdot m_2}{m_1 + m_2} \cdot (v_1 - v_2)^2</math>


== Realer Stoß ==
== Realer Stoß ==
[[Datei:Bouncing ball strobe edit.jpg|miniatur|Ein hüpfender Ball:<br />Jeder Aufschlag des Balls ist ein teilplastischer Stoß, deshalb wird die mechanische Energie des Balls mit jedem Aufschlag geringer.]]
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Ein realer Stoß zwischen zwei Massen stellt immer eine Mischform aus ideal elastischem und ideal plastischem Stoß dar, deshalb wird er auch '''teilelastischer oder teilplastischer Stoß''' genannt. Die Mischform wird dargestellt durch die '''Stoßzahl'''&nbsp;''k,'' die auch '''Restitutionskoeffizient''' genannt wird:
Ein realer Stoß zwischen zwei Massen stellt immer eine Mischform aus ideal elastischem und ideal plastischem Stoß dar, deshalb wird er auch '''teilelastischer''' oder '''teilplastischer Stoß''' genannt. Die Mischform wird dargestellt durch die '''Stoßzahl'''&nbsp;''k,'' die auch '''Restitutionskoeffizient''' genannt wird:


:<math>k = \frac{v_2' - v_1'}{v_1 - v_2}</math>
:<math>k = \frac{v_2' - v_1'}{v_1 - v_2}</math>       (6)


Die Stoßzahl lässt sich auch über einen [[Fallversuch]] bestimmen. Wegen <math>v_2 = v_2' = 0</math> gilt:
Die Stoßzahl lässt sich auch über einen [[Fallversuch]] bestimmen. Wegen <math>v_2 = v_2' = 0</math> gilt:
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Es gilt:
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:''k'' = 0: Vollkommen plastischer Stoß
: <math>k = 0</math>: Vollkommen plastischer Stoß
:''k'' = 1: Vollkommen elastischer Stoß
: <math>k = 1</math>: Vollkommen elastischer Stoß


Für einen teilelastischen Stoß mit der Stoßzahl&nbsp;''k'' ergeben sich folgende Geschwindigkeiten:
Für einen '''teilelastischen Stoß''' mit der Stoßzahl&nbsp;''k'' ergeben sich mithilfe der Impulserhaltung folgende Geschwindigkeiten (, die für den unelastischen/plastischen Stoß (k = 0) in Gl. 4a und 4b übergehen):


:<math>v_1' = \frac{m_1 v_1 + m_2 v_2 - m_2(v_1 - v_2)k}{m_1 + m_2}</math>
: <math>v_1' = \frac{m_1 v_1 + m_2 v_2 - m_2(v_1 - v_2)k}{m_1 + m_2}</math>   (7a)
:<math>v_2' = \frac{m_1 v_1 + m_2 v_2 - m_1(v_2 - v_1)k}{m_1 + m_2}</math>
: <math>v_2' = \frac{m_1 v_1 + m_2 v_2 - m_1(v_2 - v_1)k}{m_1 + m_2}</math>   (7b)


Die [[Formänderungsarbeit]] = Umwandlung der kinetischen Energie lässt sich bestimmen aus:
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Mit den Grenzwerten&nbsp;0 und&nbsp;1 für die Stoßzahl lassen sich die Gleichungen der Geschwindigkeiten nach dem Stoß sowie die Gleichung zur Formänderungsarbeit zu den Gleichungen vereinfachen, wie sie in den Abschnitten elastischer und plastischer Stoß stehen.
Mit den Grenzwerten&nbsp;0 und&nbsp;1 für die Stoßzahl lassen sich die Gleichungen der Geschwindigkeiten nach dem Stoß sowie die Gleichung zur Formänderungsarbeit zu den Gleichungen vereinfachen, wie sie in den Abschnitten elastischer und plastischer Stoß stehen.


== Impulsübertragung bei realen Körpern ==
== Zeitlicher Verlauf bei realen Körpern{{Anker|Impulsübertragung}} ==
Bei einem realen Körper verläuft die Impulsübertragung nicht mehr sprunghaft. Trifft ein Gummiball auf den Boden, so [[Verformung|verformt]] er sich zunächst und stößt sich anschließend wieder ab, da er sich wegen seiner [[Elastizität (Physik)|Elastizität]] wieder zurück formt. Der gesamte Ablauf entspricht einem [[Kraftstoß]], bei dem nur ein Stoßpartner betrachtet wird. Weiterhin gilt das dritte Newtonsche Gesetz {{Zeile|1=[[Actio und Reactio|actio = reactio]]:}}
Beim Stoß realer Körper erfolgt die '''Impulsübertragung''' nicht momentan, sondern über eine kleine Zeitspanne verteilt. Die Geschwindigkeit, mit der  der Impuls eines Körpers sich ändert, ist nach dem 2. Newtonschen Gesetz (<math>\dot \vec p = \vec F </math>) durch die zwischen den Körpern wirkende Kraft  gegeben. Fällt z.&nbsp;B. ein [[Elastizität (Physik)|elastischer]] Ball auf den Boden, so entsteht durch seine [[Verformung]] eine nach oben gerichtete Kraft, die ihn zuerst verzögert, bis er momentan die Geschwindigkeit Null erreicht, und dann wieder aufwärts beschleunigt, bis er sich vom Boden löst. Der gesamte Ablauf entspricht einem [[Kraftstoß]]. Weiterhin gilt das dritte Newtonsche Gesetz {{nowrap|1=[[Actio und Reactio|actio = reactio]]:}}


:<math>\int \vec F_{21}(t) \cdot \mathrm{d}t = -\int \vec F_{12}(t) \cdot \mathrm{d}t</math>
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mit der Kraft ''F'' und der Zeit ''t.''
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Bei einem Stoß erfahren also beide Stoßpartner einen Kraftstoß in entgegengesetzten Richtungen.
Während eines Stoßes erfahren beide Stoßpartner einen gleich großen Kraftstoß in entgegengesetzter Richtung. Ein Experiment, um die Impulsübertragung zu visualisieren, ist der [[Doppelball-Versuch]], in dem spektakulär kinetische Energie von einem Stoßpartner auf den anderen übertragen wird.


== Superelastischer Stoß ==
== Superelastischer Stoß ==
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== Reaktiver Stoß ==
== Reaktiver Stoß ==
Beim reaktiven Stoß kommt es zu Reaktionen, wie z.&nbsp;B. [[chemische Reaktion|chemischen Reaktionen]], oder zur Erzeugung neuer [[Teilchen]] durch Stöße hochenergetischer Teilchen in der [[Elementarteilchenphysik]]. Dabei muss berücksichtigt werden, dass vor und nach dem Stoß unterschiedliche Teilchen zu Energie und Impuls beitragen. Es ändern sich also neben der Geschwindigkeit auch die Massen und unter Umständen die Anzahl der Teilchen.
Beim reaktiven Stoß kommt es zu Reaktionen, wie z.&nbsp;B. [[Chemische Reaktion|chemischen Reaktionen]], oder zur Erzeugung neuer [[Teilchen]] durch Stöße hochenergetischer Teilchen in der [[Elementarteilchenphysik]]. Dabei muss berücksichtigt werden, dass vor und nach dem Stoß unterschiedliche Teilchen zu Energie und Impuls beitragen. Es ändern sich also neben der Geschwindigkeit auch die Massen und unter Umständen die Anzahl der Teilchen.


Eine Art des reaktiven Stoßes ist z.&nbsp;B. der '''Ladungsaustausch,''' ein [[atomphysik]]alischer Prozess, bei dem während eines Stoßes zwischen [[Atom]]en, [[Molekül]]en oder [[Ion]]en ein oder mehrere [[Elektron]]en ausgetauscht werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden dabei die Elektronen auf den Stoßpartner mit der positiveren Ladung übergehen. So können z.&nbsp;B. im [[Sonnenwind]] enthaltene positive Ionen (siehe auch [[hochgeladenes Ion]]) beim Durchgang durch die einen [[Komet]]en umgebende dünne Gasatmosphäre Elektronen einfangen und dabei Strahlung, u.&nbsp;a. im [[Röntgen]]bereich, emittieren.
Eine Art des reaktiven Stoßes ist z.&nbsp;B. der '''Ladungsaustausch,''' ein [[atomphysik]]alischer Prozess, bei dem während eines Stoßes zwischen [[Atom]]en, [[Molekül]]en oder [[Ion]]en ein oder mehrere [[Elektron]]en ausgetauscht werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden dabei die Elektronen auf den Stoßpartner mit der positiveren Ladung übergehen. So können z.&nbsp;B. im [[Sonnenwind]] enthaltene positive Ionen (siehe auch [[hochgeladenes Ion]]) beim Durchgang durch die einen [[Komet]]en umgebende dünne Gasatmosphäre Elektronen einfangen und dabei Strahlung, u.&nbsp;a. im [[Röntgen]]bereich, emittieren.
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== Streuung ==
== Streuung ==
In der [[Teilchenphysik]], [[Atomphysik]], [[Kernphysik]] oder wenn [[Photon]]en beteiligt sind, spricht man auch von [[Streuung (Physik)|Streuung]]. Auch hier bedeutet inelastische Streuung (inelastischer Stoß), dass die kinetische Energie nicht als solche erhalten bleibt, sondern teilweise z.&nbsp;B. in [[Angeregter Zustand|Anregungsenergie]] verwandelt oder zum Aufbrechen von [[Chemische Bindung|Bindungen]] verwendet wird. Wenn ein Photon an einer inelastischen Streuung beteiligt ist, ändert sich im Allgemeinen seine [[Wellenlänge]]. Näheres siehe [[Streutheorie]].
In der [[Teilchenphysik]], [[Atomphysik]], [[Kernphysik]] oder wenn [[Photon]]en beteiligt sind, spricht man auch von [[Streuung (Physik)|Streuung]]. Auch hier bedeutet inelastische Streuung (inelastischer Stoß), dass die kinetische Energie nicht als solche erhalten bleibt, sondern teilweise z.&nbsp;B. in [[Angeregter Zustand|Anregungsenergie]] verwandelt oder zum Aufbrechen von [[Chemische Bindung|Bindungen]] verwendet wird. Wenn ein Photon an einer inelastischen Streuung beteiligt ist, ändert sich im Allgemeinen seine [[Wellenlänge]]. Näheres siehe [[Streutheorie]].
== Siehe auch ==
* [[Drehstoß]]


== Literatur ==
== Literatur ==
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
* ''[http://www.hakenberg.de/diffgeo/elastischer_stoss.htm Elastischer Stoß.]'' Der elastische Stoß in drei Dimensionen einschließlich Herleitung unter Benutzung der Impuls- und Energieerhaltung.
* ''[http://www.hakenberg.de/diffgeo/elastischer_stoss.htm Elastischer Stoß.]'' Der elastische Stoß in drei Dimensionen einschließlich Herleitung unter Benutzung der Impuls- und Energieerhaltung.
* {{TIBAV |40454 |Linktext=Inelastischer Stoß und Impulserhaltungssatz|Herausgeber=Lauth |Jahr=2019 |DOI=10.5446/40454}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 12. Februar 2022, 22:57 Uhr

Ein Stoß ist ein Vorgang, bei dem zwei oder mehr Körper kurzzeitig Kraft aufeinander ausüben. Als Folge ändern die Körper ihren Bewegungszustand, möglicherweise auch ihre Form und Zusammensetzung. In einem Inertialsystem gilt für alle Stöße der Impulserhaltungssatz – die Summe aller Impulsvektoren bleibt konstant. Auch die Energieerhaltung spielt eine Rolle; sie umfasst aber nicht nur die mechanischen Energieformen, wie inelastische und reaktive Stöße zeigen.

Die grundlegenden Stoßgesetze und ihre mathematische Beschreibung wurden in der Zeit zwischen 1651 und 1655 von Christiaan Huygens aufgestellt unter Verwendung des Galileischen Relativitätsprinzips (siehe Galilei-Transformation). Ihre empirische Gültigkeit ist wesentlich für den Begriff der trägen Masse.

Das Verhalten des Kugelstoßpendels erklärt sich als schnelle Abfolge von elastischen Stößen zwischen je zwei Kugeln gleicher Masse. Impulserhalt und Erhaltung der Bewegungsenergie des Gesamtsystems reichen als Ansatz nicht aus, um dessen Verhalten zu bestimmen.

Einteilung mechanischer Stoßprozesse

Am Berührpunkt der zwei Körper lässt sich eine Tangentialebene anlegen, die als Berührebene bezeichnet wird. Die zugehörige Normalgerade bildet die Stoßlinie. Die Massen der beiden Körper seien $ m_{1} $ und $ m_{2} $, ihre Anfangsgeschwindigkeiten $ {\vec {v}}_{1} $ und $ {\vec {v}}_{2} $, die Endgeschwindigkeiten $ {\vec {v}}\,'_{1} $ und $ {\vec {v}}\,'_{2} $. Die Geschwindigkeit des Schwerpunktes der beiden Massen sei $ {\vec {u}} $. Sie bleibt vor, bei und nach dem Stoß konstant.

Man unterscheidet zwei ideale Grenzfälle, den elastischen Stoß und den plastischen Stoß (auch inelastisch oder unelastisch). Beim elastischen Stoß wird kinetische Energie von Körper zu Körper weitergegeben, bleibt aber insgesamt als kinetische Energie erhalten, denn sie stoßen sich voneinander weg. Beim plastischen Stoß geht dagegen ein Teil der kinetischen Energie in innere Energie über und die Körper stoßen sich nicht voneinander ab. Darum besitzen am Ende beide dieselbe Geschwindigkeit. Alle Zwischenstufen nennt man realer Stoß.

Bei einem geraden Stoß verlaufen die beiden Impulsvektoren parallel zur Stoßlinie, ansonsten handelt es sich um einen schiefen Stoß. Liegt der gemeinsame Schwerpunkt der beiden Körper auf der Stoßlinie, so spricht man von einem zentralen Stoß, andernfalls von einem exzentrischen Stoß.

Darüber hinaus grenzt sich der glatte Stoß vom unglatten Stoß (auch rauer Stoß oder Reibungsstoß) ab. Beim Reibungsstoß treten Reibungskräfte an der Berührungsfläche auf und die Impulsübertragung erfolgt nicht mehr senkrecht zur Berührebene. Zur weiteren Analyse – unter Betrachtung auch der Rotationsenergie und des Drehimpulses – eignet sich eine Vektorzerlegung in die Tangential- und Normalkomponente.[1]

Vereinfachend wird für die folgenden Berechnungen angenommen, dass der Stoß in unendlich kurzer Zeit abläuft und sich währenddessen die Positionen der Stoßpartner nicht verändern. Die Geschwindigkeiten der Stoßpartner ändern sich sprunghaft. Des Weiteren wird die freie Beweglichkeit der Stoßpartner vorausgesetzt, sodass nur geradlinige Bewegungen stattfinden.

Elastischer Stoß

Elastischer Stoß zweier Körper gleicher Masse

Beim ideal elastischen oder vollelastischen Stoß stoßen zwei Körper aufeinander, ohne dass dabei Energie in innere Energie, beispielsweise Wärme oder Deformation, umgewandelt wird. Nach dem Energieerhaltungssatz ist die Summe der Bewegungsenergien (= der kinetischen Energien) vor dem Stoß genau so groß wie nach dem Stoß. Dasselbe gilt nach dem Impulserhaltungssatz auch für die vektorielle Summe der Impulse.

Bei makroskopischen Objekten ist der ideale elastische Stoß eine Modellvorstellung, die in der Realität nicht erreicht wird. Aufgrund von Reibung und ähnlichen Einflüssen geht kinetische Energie verloren. Sehr nahe am Modell sind jedoch beispielsweise Billardkugeln oder ein Gummiball, da diese im Regelfall so gut wie keine plastische Verformung erfahren.

Bei Atomen und/oder Elementarteilchen hingegen ist der ideale elastische Stoß häufig. Er ist sogar der einzige mögliche Prozess, wenn die kinetische Energie (im Schwerpunktsystem) kleiner ist als die Mindestenergie, die für eine innere Anregung eines der Teilchen oder eine Umwandlung der Teilchen benötigt wird (siehe auch Kinematik (Teilchenstoß)).

Elastische Stöße (verschiedene Anfangsgeschwindigkeiten)
Elastischer Stoß (verschiedene Massen)

Es folgt die Berechnung des elastischen Stoßes nach der klassischen Mechanik, d. h., die Geschwindigkeiten $ v_{1},v_{2},v_{1}',v_{2}' $ vor bzw. nach dem Stoß liegen weit unterhalb der Lichtgeschwindigkeit. Nach der Definition von „elastisch“ muss die Summe der kinetischen Energie vor und nach dem Stoß gleich hoch sein:

$ {\begin{aligned}\sum E_{\mathrm {kin} }&=\sum E'_{\mathrm {kin} }\\{\frac {m_{1}}{2}}v_{1}^{2}+{\frac {m_{2}}{2}}v_{2}^{2}&={\frac {m_{1}}{2}}v_{1}'^{2}+{\frac {m_{2}}{2}}v_{2}'^{2}\\{\frac {m_{1}}{2}}\left(v_{1}^{2}-v_{1}'^{2}\right)&={\frac {m_{2}}{2}}\left(v_{2}'^{2}-v_{2}^{2}\right)\qquad (1)\\\end{aligned}} $

Zugleich gilt für alle Arten von Stößen der vektorielle Impulserhaltungssatz:

$ {\begin{aligned}\sum {\vec {p}}&=\sum {\vec {p'}}\\m_{1}{\vec {v_{1}}}+m_{2}{\vec {v_{2}}}&=m_{1}{\vec {v_{1}'}}+m_{2}{\vec {v_{2}'}}\\m_{1}\,\left({\vec {v_{1}}}-{\vec {v_{1}'}}\right)&=m_{2}\,\left({\vec {v_{2}'}}-{\vec {v_{2}}}\right)\\\end{aligned}} $

Die letzte Zeile bedeutet, dass die vektoriellen Impulsänderungen entgegengesetzt gleich sind. Daraus folgt, dass auch die Geschwindigkeitsänderungen entgegengesetzte Richtung haben, ihre Beträge aber vom Massenverhältnis abhängen:

$ {\vec {v_{1}}}-{\vec {v_{1}'}}={\frac {m_{2}}{m_{1}}}\,({\vec {v_{2}'}}-{\vec {v_{2}}})\qquad (2) $

Im Folgenden werden nur die Geschwindigkeitskomponenten in Richtung des Impulsübertrags betrachtet und mit $ v_{1},v_{1}',v_{2},v_{2}' $ bezeichnet. Die dazu orthogonalen Komponenten der Anfangsimpulse und -geschwindigkeiten können unbeachtet bleiben, denn sie ändern sich durch den Stoß nicht. So wird das ganze Problem auf den eindimensionalen Stoß zurückgeführt. Die obigen Gleichungen (1) und (2) werden dann zu den folgenden Gleichungen (1’) und (2’), aus denen man durch Einsetzen Gleichung (3) erhält:

$ {\begin{aligned}{\frac {m_{1}}{2}}(v_{1}-v_{1}')&(v_{1}+v_{1}')&=&\quad {\frac {m_{2}}{2}}(v_{2}'-v_{2})&\cdot (v_{2}'+v_{2})&\qquad (1')\\m_{1}(v_{1}-v_{1}')&&=&\quad m_{2}(v_{2}'-v_{2})&&\qquad (2')\\&(v_{1}+v_{1}')&=&&\quad (v_{2}+v_{2}')&\qquad (3)\\\end{aligned}} $

Nach Gleichung (3) hat die mittlere Geschwindigkeit $ u $ (längs der Richtung des Impulsübertrags) vor und nach dem Stoß für beide Massen $ m_{1} $ und $ m_{2} $ den gleichen Wert:

$ u:={\frac {v_{1}+v_{1}'}{2}}={\frac {v_{2}+v_{2}'}{2}} $

Multipliziert man die Gleichung (3) mit $ m_{1} $ und addiert sie zu Gleichung (2’), fällt die Größe $ v_{1}' $ heraus, und man kann nach $ v_{2}' $ auflösen. Damit erhält man aus Gleichung (2’) oder (3) dann auch die Formel für $ v_{1}' $. Es ergibt sich:

$ v_{1}'=2\,{\frac {m_{1}v_{1}+m_{2}v_{2}}{m_{1}+m_{2}}}-v_{1} $ (4a)
$ v_{2}'=2\,{\frac {m_{1}v_{1}+m_{2}v_{2}}{m_{1}+m_{2}}}-v_{2} $ (4b)

Aus jeder der beiden letzten Gleichungen ergibt sich $ u $:

$ u={\frac {m_{1}v_{1}+m_{2}v_{2}}{m_{1}+m_{2}}} $ (5)

Das ist die Geschwindigkeit des gemeinsamen Schwerpunktes (Komponente in Richtung des Impulsübertrags).

Für den Sonderfall $ m_{1}=m_{2} $ ergibt sich:

$ v_{1}'=v_{2} $
$ v_{2}'=v_{1} $

Für den Sonderfall $ m_{1}\ll m_{2} $ („$ m_{1} $ ist sehr viel kleiner als $ m_{2} $“) und $ v_{2}=0 $ (z. B. „Ball gegen Wand“) ergibt sich:

$ {\vec {v_{1}}}'\approx -{\vec {v_{1}}} $ und $ {\vec {v_{2}}}'\approx 0 $

Zweidimensionaler elastischer Stoß

zweidimensionaler elastischer Stoß von zwei Münzen

Der zweidimensionale elastische Stoß beruht prinzipiell auf dem oben geschilderten eindimensionalen elastischen Stoß. Zunächst muss die sogenannte Zentralsteigung $ s_{z} $ berechnet werden. Diese beschreibt die Steigung der Geraden durch die Mittelpunkte der Kugeln. Die Steigung $ s_{t} $ der Tangente $ t $ durch den Berührpunkt der Kugeln errechnet sich dann durch:

$ s_{t}=-{\frac {1}{s_{z}}} $

Zerlegt man die Bewegungsvektoren $ {\vec {v}}_{1}=[x_{v_{1}},y_{v_{1}}]^{T} $ und $ {\vec {v}}_{2}=[x_{v_{2}},y_{v_{2}}]^{T} $ nun in zwei Komponenten $ {\vec {v}}_{t}=[x_{t},y_{t}]^{T} $ parallel zur Tangente und $ {\vec {v}}_{z}=[x_{z},y_{z}]^{T} $ orthogonal dazu, so kann man den zweidimensionalen Stoß zu einem eindimensionalen vereinfachen. Es gilt dann die obige Formel, jedoch nur für die Komponenten in Zentralrichtung.

Daher müssen zunächst die Vektoren $ {\vec {v}}_{t} $ und $ {\vec {v}}_{z} $ errechnet werden. Dies geschieht anhand der Steigungen $ s_{v1} $, $ s_{v2} $, $ s_{t} $ und $ s_{z} $.

Ab hier soll zugunsten einer einfacheren Darstellung auf die Indizes 1 und 2 verzichtet werden.

Aus $ {\vec {v}}={\vec {v}}_{t}+{\vec {v}}_{z} $ folgt:

$ x_{v}=x_{t}+x_{z} $
$ y_{v}=y_{t}+y_{z} $

Für $ y_{v}=s_{v}\cdot x_{v} $ (Entsprechendes gilt für $ y_{t} $ und $ y_{z} $) kann die zweite Gleichung vereinfacht werden:

$ s_{v}\cdot x_{v}=s_{t}\cdot x_{t}+s_{z}\cdot x_{z} $

Man erhält also das Gleichungssystem:

$ s_{v}\cdot x_{v}=s_{t}\cdot x_{t}+s_{z}\cdot x_{z} $
$ x_{v}=x_{t}+x_{z} $

Durch Umformen erhält man:

$ x_{t}=x_{v}\cdot {\frac {s_{z}-s_{v}}{s_{z}-s_{t}}} $
$ x_{z}=x_{v}\cdot {\frac {s_{t}-s_{v}}{s_{t}-s_{z}}} $

Für $ y_{t}=x_{t}\cdot s_{t} $ und $ y_{z}=x_{z}\cdot s_{z} $ setzt man entsprechend ein.

Zuletzt müssen nun noch die neuen Vektoren $ {\vec {v}}_{z1}' $ und $ {\vec {v}}_{z2}' $ wie oben angegeben berechnet werden. Im einfachsten Falle, nämlich bei $ m_{1}=m_{2} $ gilt:

$ {\vec {v}}_{z1}'={\vec {v}}_{z2} $
$ {\vec {v}}_{z2}'={\vec {v}}_{z1} $

Andernfalls muss die obige Formel angewendet werden.

Die neuen Geschwindigkeitsvektoren $ {\vec {v'}}_{1} $ und $ {\vec {v'}}_{2} $ werden dann durch Vektoraddition der Vektoren $ {\vec {v}}_{t1} $ bzw. $ {\vec {v}}_{t2} $ und $ {\vec {v'}}_{z1} $ bzw. $ {\vec {v'}}_{z2} $ berechnet:

$ {\vec {v'}}_{1}={\vec {v}}_{t1}+{\vec {v'}}_{z1} $
$ {\vec {v'}}_{2}={\vec {v}}_{t2}+{\vec {v'}}_{z2} $

Unelastischer Stoß

Beim unelastischen Stoß (auch inelastischer oder plastischer Stoß genannt) wird ein Teil der kinetischen Energie in innere Energie $ U $ umgewandelt. Die gesamte innere Energie (beider Körper zusammen) erhöht sich dabei um den Betrag $ \Delta U $. Im einfachsten Fall geschieht das durch plastische Deformation der beteiligten Körper. Die Energie kann jedoch auch in Reibungswärme umgesetzt werden, wie beispielsweise bei einem Stoßdämpfer. Der Impuls hat dagegen eine Richtung und bleibt beim unelastischen Stoß genauso erhalten, wie beim elastischen. Der Impuls kann nicht "umgewandelt" werden. Eine Anwendung der Theorie ist das ballistische Pendel.

Beim ideal unelastischen Stoß (auch vollkommen unelastischer oder vollplastischer Stoß genannt) wird der maximal mögliche Anteil der kinetischen Energie in innere Energie umgewandelt, dabei „kleben“ die beiden Massen nach dem Stoß aneinander und bewegen sich mit derselben Geschwindigkeit $ v' $ weiter ($ v_{1}'=v_{2}'=v' $). Ein Beispiel sind zwei Plastilinkugeln, die nach dem Stoß aneinander haften.

Ideal unelastischer Stoß: Für den Spezialfall $ m_{1}=m_{2}=m $ und $ v_{2}=0 $ gilt:
$ \quad v'={\tfrac {v_{1}}{2}}={\tfrac {v}{2}} $
$ \quad \Delta U=E_{\mathrm {kin} }'={\tfrac {1}{2}}E_{\mathrm {kin} }={\tfrac {m\cdot v^{2}}{4}} $

Die folgenden Formeln beschreiben einen vollkommen unelastischen Stoß. Wiederum gelten die beiden Erhaltungssätze:

$ {\begin{aligned}\sum p&=\sum p'\\\sum E_{\mathrm {kin} }&=\sum E'_{\mathrm {kin} }+\Delta U\end{aligned}} $
  • Vor dem Stoß:
$ {\begin{aligned}\sum p&=m_{1}\cdot v_{1}+m_{2}\cdot v_{2}\\\sum E_{\mathrm {kin} }&={\frac {m_{1}\cdot v_{1}^{2}}{2}}+{\frac {m_{2}\cdot v_{2}^{2}}{2}}\end{aligned}} $


  • Nach dem Stoß:
$ {\begin{aligned}\sum p'&=(m_{1}+m_{2})\cdot v'\\\sum E'_{\mathrm {kin} }&={\frac {(m_{1}+m_{2})\cdot v'^{2}}{2}}\end{aligned}} $

Aus dem Impulserhaltungssatz kann man Folgendes ableiten:

$ {\begin{aligned}m_{1}\cdot v_{1}+m_{2}\cdot v_{2}&=(m_{1}+m_{2})\cdot v'\\\Leftrightarrow v'&={\frac {m_{1}\cdot v_{1}+m_{2}\cdot v_{2}}{m_{1}+m_{2}}}\end{aligned}} $

Aus dem Energieerhaltungssatz lässt sich die innere Energie $ U $ berechnen:

$ \Delta U=\sum E_{\mathrm {kin} }-\sum E'_{\mathrm {kin} }={\frac {1}{2}}\cdot {\frac {m_{1}\cdot m_{2}}{m_{1}+m_{2}}}\cdot (v_{1}-v_{2})^{2} $

Realer Stoß

Ein hüpfender Ball:
Jeder Aufschlag des Balls ist ein teilplastischer Stoß, deshalb wird die mechanische Energie des Balls mit jedem Aufschlag geringer.

Ein realer Stoß zwischen zwei Massen stellt immer eine Mischform aus ideal elastischem und ideal plastischem Stoß dar, deshalb wird er auch teilelastischer oder teilplastischer Stoß genannt. Die Mischform wird dargestellt durch die Stoßzahl k, die auch Restitutionskoeffizient genannt wird:

$ k={\frac {v_{2}'-v_{1}'}{v_{1}-v_{2}}} $ (6)

Die Stoßzahl lässt sich auch über einen Fallversuch bestimmen. Wegen $ v_{2}=v_{2}'=0 $ gilt:

$ k={\sqrt {\frac {h_{1}'}{h_{1}}}} $

Es gilt:

$ k=0 $: Vollkommen plastischer Stoß
$ k=1 $: Vollkommen elastischer Stoß

Für einen teilelastischen Stoß mit der Stoßzahl k ergeben sich mithilfe der Impulserhaltung folgende Geschwindigkeiten (, die für den unelastischen/plastischen Stoß (k = 0) in Gl. 4a und 4b übergehen):

$ v_{1}'={\frac {m_{1}v_{1}+m_{2}v_{2}-m_{2}(v_{1}-v_{2})k}{m_{1}+m_{2}}} $ (7a)
$ v_{2}'={\frac {m_{1}v_{1}+m_{2}v_{2}-m_{1}(v_{2}-v_{1})k}{m_{1}+m_{2}}} $ (7b)

Die Formänderungsarbeit = Umwandlung der kinetischen Energie lässt sich bestimmen aus:

$ \Delta E=U={\frac {m_{1}\cdot m_{2}}{2(m_{1}+m_{2})}}(v_{1}-v_{2})^{2}\cdot (1-k^{2}) $

Mit den Grenzwerten 0 und 1 für die Stoßzahl lassen sich die Gleichungen der Geschwindigkeiten nach dem Stoß sowie die Gleichung zur Formänderungsarbeit zu den Gleichungen vereinfachen, wie sie in den Abschnitten elastischer und plastischer Stoß stehen.

Zeitlicher Verlauf bei realen Körpern

Beim Stoß realer Körper erfolgt die Impulsübertragung nicht momentan, sondern über eine kleine Zeitspanne verteilt. Die Geschwindigkeit, mit der der Impuls eines Körpers sich ändert, ist nach dem 2. Newtonschen Gesetz ($ {\dot {\vec {p}}}={\vec {F}} $) durch die zwischen den Körpern wirkende Kraft gegeben. Fällt z. B. ein elastischer Ball auf den Boden, so entsteht durch seine Verformung eine nach oben gerichtete Kraft, die ihn zuerst verzögert, bis er momentan die Geschwindigkeit Null erreicht, und dann wieder aufwärts beschleunigt, bis er sich vom Boden löst. Der gesamte Ablauf entspricht einem Kraftstoß. Weiterhin gilt das dritte Newtonsche Gesetz actio = reactio:

$ \int {\vec {F}}_{21}(t)\cdot \mathrm {d} t=-\int {\vec {F}}_{12}(t)\cdot \mathrm {d} t $

mit der Kraft F und der Zeit t.

Während eines Stoßes erfahren beide Stoßpartner einen gleich großen Kraftstoß in entgegengesetzter Richtung. Ein Experiment, um die Impulsübertragung zu visualisieren, ist der Doppelball-Versuch, in dem spektakulär kinetische Energie von einem Stoßpartner auf den anderen übertragen wird.

Superelastischer Stoß

Beim superelastischen Stoß geht innere Energie von mindestens einem der Stoßpartner in kinetische Energie über. Die kinetische Energie ist nach diesem Stoß größer als vor dem Stoß. Die mathematische Behandlung erfolgt wie beim allgemeinen inelastischen Stoß, nur ist $ U<0 $.

Reaktiver Stoß

Beim reaktiven Stoß kommt es zu Reaktionen, wie z. B. chemischen Reaktionen, oder zur Erzeugung neuer Teilchen durch Stöße hochenergetischer Teilchen in der Elementarteilchenphysik. Dabei muss berücksichtigt werden, dass vor und nach dem Stoß unterschiedliche Teilchen zu Energie und Impuls beitragen. Es ändern sich also neben der Geschwindigkeit auch die Massen und unter Umständen die Anzahl der Teilchen.

Eine Art des reaktiven Stoßes ist z. B. der Ladungsaustausch, ein atomphysikalischer Prozess, bei dem während eines Stoßes zwischen Atomen, Molekülen oder Ionen ein oder mehrere Elektronen ausgetauscht werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden dabei die Elektronen auf den Stoßpartner mit der positiveren Ladung übergehen. So können z. B. im Sonnenwind enthaltene positive Ionen (siehe auch hochgeladenes Ion) beim Durchgang durch die einen Kometen umgebende dünne Gasatmosphäre Elektronen einfangen und dabei Strahlung, u. a. im Röntgenbereich, emittieren.

Streuung

In der Teilchenphysik, Atomphysik, Kernphysik oder wenn Photonen beteiligt sind, spricht man auch von Streuung. Auch hier bedeutet inelastische Streuung (inelastischer Stoß), dass die kinetische Energie nicht als solche erhalten bleibt, sondern teilweise z. B. in Anregungsenergie verwandelt oder zum Aufbrechen von Bindungen verwendet wird. Wenn ein Photon an einer inelastischen Streuung beteiligt ist, ändert sich im Allgemeinen seine Wellenlänge. Näheres siehe Streutheorie.

Siehe auch

  • Drehstoß

Literatur

  • Felix Hausdorff (Hrsg.), Christiaan Huygens: Christiaan Huygens’ nachgelassene Abhandlungen: Über die Bewegung der Körper durch den Stoss: Über die Centrifugalkraft. Akademische Verlagsgesellschaft, Leipzig um 1921.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Karl-Eugen Kurrer: Zur Darstellung der Energietransformation beim ebenen gekoppelten Reibungsstoß mit Hilfe des Energieentwertungsdiagramms. In: Cassius Alexandru, Günter Gödert, Uwe Görn, Roland Parchem, Joachim Villwock (Hrsg.): Beiträge zur Mechanik. Festschrift zum 65. Geburtstag von Prof. Dr. Rudolf Trostel. Universitätsbibliothek der TU Berlin, Abt. Publikation, Berlin 1993, ISBN 3-7983-1581-7, S. 148–169.

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