Der Stirling-Kreisprozess besteht aus zwei isothermen Zustandsänderungen und zwei isochoren Zustandsänderungen und wird üblicherweise mit dem pV- und TS-Diagramm dargestellt. Der Stirling-Kreisprozess lässt sich durch eine Maschine mit zwei Kolben und einem Regenerator verwirklichen. Das nebenstehende Schema zeigt eine denkbare Anordnung. Die mit (1,2,3,4) gekennzeichneten Kolbenstellungen sind die Diagrammeckpunkte im pV- und im TS-Diagramm.
Der Stirlingmotor setzt diesen Kreisprozess näherungsweise um.
Der ideale Stirling-Kreisprozess lässt sich durch vier Zustandsänderungen beschreiben, die im nebenstehenden pV-Diagramm dargestellt sind. Die rote Linie entspricht einem heißen Volumen, die blaue Linien einem kalten Volumen. Es handelt sich um einen Kreisprozess aus zwei Isothermen und zwei Isochoren bei der das Arbeitsmedium periodisch expandiert und komprimiert wird. Die von der Maschine verrichtete Arbeit entspricht im pV-Diagramm der von den Linien umschlossenen Fläche.
Im Weiteren sind die einzelnen Prozessschritte I
bis IV
erläutert.
Prozessschritt I
– Linie 1→2: Die isotherme Expansion von Volumen V1 auf V2 erfolgt mit konstanter Temperatur TH, wobei die Wärme Q12 aufgenommen und Arbeit W12 abgegeben wird. Das Gasvolumen wird größer, der Druck sinkt, aber die Temperatur wird durch die Heizung konstant gehalten. Dabei verrichtet das Gas Arbeit durch Verschieben des Arbeitskolbens.
Prozessschritt II
– Linie 2→3: Die isochore Abkühlung geschieht bei konstantem Volumen (V2 = V3) bei der die Wärme Q23 vom Gas an den Regenerator abgegeben wird. Bei gleichbleibendem Volumen ändern sich Temperatur und Druck des Gases und der Regenerator speichert die Wärme. Das Verschieben der Kolben erfordert keine Arbeit, da auf beide der gleiche Druck wirkt.
Prozessschritt III
– Linie 3→4: Die isotherme Kompression von Volumen V3 auf V4 erfolgt bei konstanter Temperatur TK, wobei die Wärme Q34 abgegeben und die Arbeit W34 zugeführt wird. Das Gasvolumen wird kleiner, der Druck steigt aber die Temperatur wird durch die Kühlung konstant gehalten. Das Verschieben des Kolben erfordert Arbeit.
Prozessschritt IV
– Linie 4→1: Die isochore Erwärmung geschieht bei konstantem Volumen (V2 = V3), bei der die Wärme Q41 vom Gas aufgenommen und vom Regenerator abgegeben wird. Bei gleichbleibendem Volumen ändern sich Temperatur und Druck des Gases und der Regenerator gibt seine in Schritt I
gespeicherte Wärme ab. Das Verschieben der Kolben erfordert keine Arbeit, da auf beide der gleiche Druck wirkt.
Die gesamte Prozessbeschreibung gilt für den unaufgeladenen Stirlingmotor. Der Druck hinter den Arbeitskolben ist also immer geringer als im Zylinder.
Warum kann der Stirlingmotor Arbeit abgeben? Man braucht ein Wärmegefälle. In der Expansionsphase muss ein Auskühlen des Gases verhindert werden und in der Kompressionsphase muss das Erhitzen des Gases unterdrückt werden. Der Wirkungsgrad entspricht dabei dem thermischen Wirkungsgrad.
In Prozessschritt I
, der isothermen Expansion bei der hohen Temperatur TH, nimmt das Gas im geschlossenen Zylinder Wärme auf und wandelt sie vollständig in Arbeit um. Der Druck p des Gases erzeugt auf die Fläche A des Arbeitskolbens eine Kraft F (= p*A). Bewegt sich dieser Kolben nun um den Weg Δs nach oben, so beträgt die dabei abgegebene Arbeit:
Im pV-Diagramm des idealen Stirlingprozesses erkennt man anschaulich die verrichtete Arbeit als die Fläche unter der Linie 1→2, der Isothermen bei der Temperatur TH, wieder.
Während Prozessschritt III
, der isothermen Kompression bei niedriger Temperatur TK, muss weniger Arbeit zugeführt werden, die Fläche unter der Linie 3→4, der Isothermen bei der Temperatur TK, ist kleiner. Bei einer Umdrehung des Motors ist daher die vom Kreislauf umschlossene Fläche 1234 gerade die Arbeit Wab, die insgesamt abgegeben wird.
Je größer die dargestellte Fläche 1234 ist, desto mehr Arbeit kann der Motor bei einer Umdrehung abgeben. Je größer das Verhältnis von W12 zu W34 umso besser der Wirkungsgrad.
Der ideale Stirlingprozess ist, wie auch alle anderen ideale Kreisprozesse, nicht genau zu realisieren. Das nachstehende pv-Diagramm zeigt mit der Fläche (gelb) die reale Leistung die zur Nutzung verbleibt im Vergleich zum vorstehenden idealen Prozess-Diagramm.
Die folgenden Auflistung der Gründe dafür ist gleichzeitig auch eine Einführung in die Problematik des Stirlingmotors.
Einige Gründe, warum der reale Prozess vom idealen abweicht:
Um den Wirkungsgrad zu verbessern (der Prozess wird in den Ecken besser ausgefahren) und den Totraum so klein wie möglich zu halten, ist eine diskontinuierliche Kolbensteuerung sinnvoll. Der Nachteil ist höherer Verschleiß durch mechanische Belastung und die Geräuschentwicklung.
Im Idealfall befindet sich das gesamte Arbeitsmedium (Gas) im Expansions- und Kompressionsraum. Für noch bis 1999 realisierte Motoren beträgt der Totraum etwa 30 bis 50 % des Gesamtvolumens. Meistens befinden sich in diesen Toträumen (auch Schadräume genannt) die Wärmetauscheraggregate wie Erhitzer, Regeneratoren, Kühler. Dadurch geänderte Volumenverhältnisse bringen auch veränderte Druckverhältnisse mit sich, die sich sehr ungünstig auf den Gesamtwirkungsgrad auswirken.
Dieser Wärmeverlust entsteht durch den Wärmestrom entlang des Zylinders nach außen in Richtung Temperaturgefälle.
Dieser Verlust tritt bei Stirlingmaschinen mit einer Nenndrehzahl von mehr als 200/min verstärkt auf. Die Kompression und Expansion laufen dabei so schnell ab, dass der Wärmefluss, der für eine Isothermie nötig wäre, nicht mehr Schritt halten kann. Ergebnis ist der Druckanstieg bei der Kompression bzw. ein steiler Druckabfall bei der Expansion.
fr:Cycle de stirling