Schottky-Defekt: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Naclschottkydefect.svg|miniatur|Schottky-Defekt in einem [[Natriumchlorid|Kochsalz]]-Kristall]]
'''Schottky-Defekte''' (auch: '''Schottky-Fehlordnung''') gehören zu den [[Gitterfehler]]n in [[Kristallgitter]]n. Sie sind [[Gitterfehler|Punktdefekte]], bei denen Paare von [[Leerstelle]]n in einem [[Ionengitter]] auftreten. Im einfachsten Fall fehlt jeweils im [[Anion]]enteilgitter und im [[Kation]]enteilgitter ein Ion. Die Fehlordnung ist nach [[Walter Schottky]] benannt. Gelegentlich wird auch eine einzelne Leerstelle in einem Ionengitter schon als Schottky-Defekt bezeichnet. Bei einem [[Frenkel-Defekt]] hat sich ein Ion von einem regulären Gitterplatz auf einen Zwischengitterplatz begeben und dabei eine Leerstelle zurückgelassen. Frenkel- und Schottky-Defekte werden als Eigendefekte bezeichnet, welche die Stöchiometrie eines Kristalls nicht verändern.<ref>{{Literatur |Autor=Walter J. Moore |Titel=Grundlagen der Physikalischen Chemie |Verlag=Walter de Gruyter |Ort= |Datum=1990 |Seiten=753 |ISBN=978-3-11-009941-6 |Online=[https://books.google.de/books?id=u6rSCjFRtoAC&pg=PA753 books.google.de]}}</ref>
'''Schottky-Defekte''' (auch: '''Schottky-Fehlordnung''', nach [[Walter Schottky]]) gehören zu den [[Gitterfehler]]n in [[Kristallgitter]]n. Sie sind [[intrinsisch]]e [[Punktdefekt]]e, bei denen Paare von [[Leerstelle]]n in einem [[Ionengitter]] auftreten. Im einfachsten Fall fehlt jeweils im [[Anion]]en- und im [[Kation]]en<nowiki></nowiki>teilgitter ein [[Ion]]. Gelegentlich wird auch eine ''einzelne'' Leerstelle in einem Ionengitter schon als Schottky-Defekt bezeichnet.
 
Dagegen hat sich bei einem [[Frenkel-Defekt]] ein Ion von einem regulären Gitterplatz auf einen [[Zwischengitteratom|Zwischengitterplatz]] begeben und dabei eine Leerstelle zurückgelassen.
 
Frenkel- und Schottky-Defekte werden als Eigendefekte bezeichnet, welche die [[Stöchiometrie]] eines Kristalls ''nicht'' verändern.<ref>{{Literatur |Autor=Walter J. Moore |Titel=Grundlagen der Physikalischen Chemie |Verlag=Walter de Gruyter |Ort= |Datum=1990 |Seiten=753 |ISBN=978-3-11-009941-6 |Online=[https://books.google.de/books?id=u6rSCjFRtoAC&pg=PA753 books.google.de]}}</ref>


== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
Die Schottky-Fehlordnung wird dadurch erzeugt, dass oberflächennahe [[Ion]]en ihren Gitterplatz verlassen, an die Oberfläche des Kristalls abwandern und sich dort anlagern. Die entstehenden Leerstellen können sich durch Leerstellenwanderung im Kristall bewegen. Sie können daher wesentlich zum Stofftransport und zur Reaktivität eines Festkörpers beitragen.<ref>C. Kittel: ''Einführung in die Festkörperphysik.'' 7. Auflage, Oldenbourg, 1986, ISBN 3-486-20240-5, S. 584 ff.</ref>  
Die Schottky-Fehlordnung wird dadurch erzeugt, dass oberflächennahe Ionen ihren Gitterplatz verlassen, an die Oberfläche des Kristalls abwandern und sich dort anlagern. Die entstehenden Leerstellen können sich durch Leerstellenwanderung im Kristall bewegen. Sie können daher wesentlich zum Stofftransport und zur [[Reaktivität (Chemie)|Reaktivität]] eines Festkörpers beitragen.<ref>C. Kittel: ''Einführung in die Festkörperphysik.'' 7. Auflage, Oldenbourg, 1986, ISBN 3-486-20240-5, S. 584 ff.</ref>  
 
Schottky-Defekte sind eine natürliche Eigenschaft vieler Ionenkristalle, d.&nbsp;h. sie liegen im [[Chemisches Gleichgewicht|chemischen Gleichgewicht]] vor. Sie treten vorwiegend in [[Chemische Verbindung|Verbindung]]en auf, in denen aufgrund des Fehlens passender Zwischengitterplätze eine Frenkel-Fehlordnung nur schwer möglich ist.<ref>{{Holleman-Wiberg|Auflage=101.|Startseite=1621}}</ref> Beispiele für solche Kristalle sind die [[Alkalihalogenid]]e wie [[Natriumchlorid]] und [[Kaliumchlorid]].
 
Die Konzentration der Leerstellen („[[Defektkonzentration]]“) kann formal über eine Art [[Massenwirkungsgesetz]] beschrieben werden. Die Anzahl der Schottky-Defekte nimmt mit steigender Temperatur zu, weil durch sie die [[Entropie (Thermodynamik)|Entropie]] erhöht wird (energetisch sind sie ungünstig). Für die Konzentration bzw. Dichte der Schottky-Defekte in einem Kristall gilt folgende [[Proportional]]ität:


Schottky-Defekte sind eine natürliche Eigenschaft vieler Ionenkristalle, das heißt, sie liegen im [[Chemisches Gleichgewicht|chemischen Gleichgewicht]] vor. Sie treten vorwiegend in Verbindungen auf, in denen aufgrund des Fehlens passender Zwischengitterplätze eine [[Frenkel-Defekt|Frenkel-Fehlordnung]] nur schwer möglich ist.<ref>{{Holleman-Wiberg|Auflage=101.|Startseite=1621}}</ref>
:<math>\textrm{Dichte}_{SD} \propto \mathrm{e}^{-\tfrac{W}{kT}}</math>


Beispiele für solche Kristalle sind die Alkalihalogenide, wie [[Natriumchlorid]] und [[Kaliumchlorid]]. Die Konzentration („[[Defektkonzentration]]“) der Leerstellen kann formal über eine Art [[Massenwirkungsgesetz]] beschrieben werden. Die Anzahl der Schottky-Defekte nimmt mit steigender Temperatur zu, weil durch sie die [[Entropie (Thermodynamik)|Entropie]] erhöht wird (energetisch sind sie ungünstig). Die Dichte der Schottky-Defekte in einem Kristall ist proportional zu <math>\mathrm{e}^{-\tfrac{W}{kT}}</math>, mit <math>k</math> als [[Boltzmann-Konstante]] und <math>W</math> als materialabhängige [[Bildungsenergie]] der Schottky-Defekte.
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* <math>W</math> als materialabhängiger [[Bildungsenergie]] der Schottky-Defekte
* <math>k</math> als [[Boltzmann-Konstante]]
* <math>T</math> als [[absolute Temperatur|absoluter Temperatur]].


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 27. Januar 2022, 12:08 Uhr

Schottky-Defekt in einem Kochsalz-Kristall

Schottky-Defekte (auch: Schottky-Fehlordnung, nach Walter Schottky) gehören zu den Gitterfehlern in Kristallgittern. Sie sind intrinsische Punktdefekte, bei denen Paare von Leerstellen in einem Ionengitter auftreten. Im einfachsten Fall fehlt jeweils im Anionen- und im Kationenteilgitter ein Ion. Gelegentlich wird auch eine einzelne Leerstelle in einem Ionengitter schon als Schottky-Defekt bezeichnet.

Dagegen hat sich bei einem Frenkel-Defekt ein Ion von einem regulären Gitterplatz auf einen Zwischengitterplatz begeben und dabei eine Leerstelle zurückgelassen.

Frenkel- und Schottky-Defekte werden als Eigendefekte bezeichnet, welche die Stöchiometrie eines Kristalls nicht verändern.[1]

Beschreibung

Die Schottky-Fehlordnung wird dadurch erzeugt, dass oberflächennahe Ionen ihren Gitterplatz verlassen, an die Oberfläche des Kristalls abwandern und sich dort anlagern. Die entstehenden Leerstellen können sich durch Leerstellenwanderung im Kristall bewegen. Sie können daher wesentlich zum Stofftransport und zur Reaktivität eines Festkörpers beitragen.[2]

Schottky-Defekte sind eine natürliche Eigenschaft vieler Ionenkristalle, d. h. sie liegen im chemischen Gleichgewicht vor. Sie treten vorwiegend in Verbindungen auf, in denen aufgrund des Fehlens passender Zwischengitterplätze eine Frenkel-Fehlordnung nur schwer möglich ist.[3] Beispiele für solche Kristalle sind die Alkalihalogenide wie Natriumchlorid und Kaliumchlorid.

Die Konzentration der Leerstellen („Defektkonzentration“) kann formal über eine Art Massenwirkungsgesetz beschrieben werden. Die Anzahl der Schottky-Defekte nimmt mit steigender Temperatur zu, weil durch sie die Entropie erhöht wird (energetisch sind sie ungünstig). Für die Konzentration bzw. Dichte der Schottky-Defekte in einem Kristall gilt folgende Proportionalität:

$ {\textrm {Dichte}}_{SD}\propto \mathrm {e} ^{-{\tfrac {W}{kT}}} $

mit

Einzelnachweise

  1. Walter J. Moore: Grundlagen der Physikalischen Chemie. Walter de Gruyter, 1990, ISBN 978-3-11-009941-6, S. 753 (books.google.de).
  2. C. Kittel: Einführung in die Festkörperphysik. 7. Auflage, Oldenbourg, 1986, ISBN 3-486-20240-5, S. 584 ff.
  3. A. F. Holleman, E. Wiberg, N. Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 101. Auflage. de Gruyter, Berlin 1995, ISBN 3-11-012641-9, S. 1621 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

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