KASCADE-Grande: Unterschied zwischen den Versionen

KASCADE-Grande: Unterschied zwischen den Versionen

imported>BrackiBot
K (→‎top: Bot: geschütztes Leerzeichen eingefügt)
 
imported>Starkiller3010
(Weblink aus Fließtext entfernt (WP:WEB); im Abschnitt Weblinks vorhanden.)
 
Zeile 1: Zeile 1:
'''KASCADE-Grande''' ([[Akronym]] für '''KA'''rlsruhe '''S'''hower '''C'''ore and '''A'''rray '''DE'''tector-Grande) ist ein Experiment des [[Forschungszentrum Karlsruhe|Forschungszentrums Karlsruhe]] (heute [[Karlsruher Institut für Technologie]]). Es besteht aus einem bodengebundenen Netz von 252&nbsp;Detektorstationen, mit dem ausgedehnte [[Luftschauer]] vermessen werden, die durch die Reaktion von hochenergetischer kosmischer Strahlung mit unserer [[Erdatmosphäre]] entstehen. Ziel des Experimentes ist die indirekte Vermessung des [[Energie]]- und Masse-Spektrums der kosmischen Strahlen im Energiebereich von 10<sup>16</sup>–10<sup>18</sup>&nbsp;[[Elektronenvolt|eV]].
'''KASCADE-Grande''' ([[Akronym]] für '''KA'''rlsruhe '''S'''hower '''C'''ore and '''A'''rray '''DE'''tector-Grande) war ein Experiment auf dem Gebiet der [[Astroteilchenphysik]] des [[Forschungszentrum Karlsruhe|Forschungszentrums Karlsruhe]] (heute [[Karlsruher Institut für Technologie]]). Es bestand aus einem bodengebundenen Netz von 252&nbsp;Detektorstationen, mit dem ausgedehnte [[Luftschauer]] vermessen wurden, die durch die Reaktion von hochenergetischer [[Kosmische Strahlung|kosmischer Strahlung]] mit unserer [[Erdatmosphäre]] entstehen. Ziel des Experimentes war die indirekte Vermessung des [[Energie]]- und Masse-Spektrums der kosmischen Strahlung im Energiebereich von 10<sup>14</sup>–10<sup>18</sup>&nbsp;[[Elektronenvolt|eV]].


KASCADE-Grande ist die Erweiterung des ursprünglichen, 1996 gestarteten KASCADE-Experiments.
KASCADE-Grande war die Erweiterung des ursprünglichen, 1996 gestarteten KASCADE-Experiments.
Die Datenaufnahme des KASCADE-Grande-Experiments begann 2003 und endete offiziell am 30. März 2009. Im Jahr 2013 wurde das Experiment abgebaut. Ein Teil der Detektoren wird nun an anderen Experimenten für Luftschauer verwendete, z.&nbsp;B. bei [[LOFAR]] oder [[Tunka-Experiment|Tunka]].
Die Datenaufnahme des KASCADE-Grande-Experiments begann 2003 und endete offiziell am 30. März 2009. Im Jahr 2013 wurde das Experiment abgebaut. Ein Teil der Detektoren wird nun an anderen Experimenten für Luftschauer verwendete, z.&nbsp;B. bei [[LOFAR]] oder [[Tunka-Experiment|Tunka]].
Im KASCADE Cosmic-Ray Data Center (KCDC) wurden die Messdaten des Experiments mittlerweile öffentlich zugänglich gemacht.


== Übersicht ==
== Übersicht ==
Das Experiment ist auf dem Grundstück des Forschungszentrums aufgebaut. Es gibt ein dicht bestücktes, rechteckiges Kernfeld, das aus dem Vorgänger-Experiment KASCADE besteht. Es ist eingebettet in ein größeres rechteckiges Feld mit größeren Abständen zwischen den einzelnen Detektorstationen.
Das Experiment war auf dem Grundstück des Forschungszentrums aufgebaut. Es gab ein dicht bestücktes, rechteckiges Kernfeld, das aus dem Vorgänger-Experiment KASCADE bestand. Es war eingebettet in ein größeres rechteckiges Feld mit größeren Abständen zwischen den einzelnen Detektorstationen.


Die einzelnen Stationen enthalten jeweils verschiedene [[Teilchendetektor]]en ([[Szintillationszähler|Plastik- bzw. Flüssigszintillatoren]] mit [[Photomultiplier]]n), die für die [[myon]]ische und elektromagnetische Komponente eines ausgedehnten Luftschauers sensibel sind. Von jeder Station vermessen werden jeweils Teile eines Luftschauers, die [[Messwert]]e werden in [[Echtzeit]] zentral zusammengeführt und auf interessante Ereignisse gefiltert. Wichtige lokale [[Messgröße]]n sind die [[Teilchendichte]], die Ankunftszeit und das Myon-zu-[[Elektron]]en-Verhältnis.
Die einzelnen Stationen enthielten jeweils verschiedene [[Teilchendetektor]]en ([[Szintillationszähler|Plastik- bzw. Flüssigszintillatoren]] mit [[Photomultiplier]]n), die für die [[myon]]ische und elektromagnetische Komponente eines ausgedehnten Luftschauers sensibel sind. Von jeder Station vermessen wurden jeweils Teile eines Luftschauers, die [[Messwert]]e wurden in [[Echtzeit]] zentral zusammengeführt und auf interessante Ereignisse gefiltert. Wichtige lokale [[Messgröße]]n waren die [[Teilchendichte]], die Ankunftszeit und das Myon-zu-[[Elektron]]en-Verhältnis.


Auf dem gleichen Gelände befindet sich außerdem das [[LOPES]]-Experiment. LOPES misst die Radioemission von Luftschauern mit Antennen, die innerhalb des KASCADE-Grande-Experiments aufgebaut sind.
Auf dem gleichen Gelände befand sich außerdem das [[LOPES]]-Experiment. LOPES maß die Radioemission von Luftschauern mit Antennen, die innerhalb des KASCADE-Grande-Experiments aufgebaut waren.


== Masse- und Energie-Bestimmung der kosmischen Strahlung ==
== Masse- und Energie-Bestimmung der kosmischen Strahlung ==
Mit dem Experiment lässt sich die Energie und Masse der kosmischen Strahlung nur indirekt über ihren Einfluss auf die Schauerentwicklung und -form bestimmen. Ein wichtiges Standbein der dazu nötigen [[Rekonstruktion]] sind detaillierte [[Computersimulation]]en der in der [[Erdatmosphäre]] ablaufenden Vorgänge, die zur Ausbildung eines spezifischen Schauers führen. Da die Schauer von Natur aus selbst für identische Teilchen stark fluktuieren, ist die Rekonstruktion nur auf statistischer Basis möglich.
Mit dem Experiment ließ sich die Energie und Masse der kosmischen Strahlung nur indirekt über ihren Einfluss auf die Schauerentwicklung und -form bestimmen. Ein wichtiges Standbein der dazu nötigen [[Rekonstruktion]] sind detaillierte [[Computersimulation]]en der in der [[Erdatmosphäre]] ablaufenden Vorgänge, die zur Ausbildung eines spezifischen Schauers führen. Da die Schauer von Natur aus selbst für identische Teilchen stark fluktuieren, ist die Rekonstruktion nur auf statistischer Basis möglich.


=== Computer-Simulationen ===
=== Computer-Simulationen ===
Zeile 25: Zeile 27:
== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [https://web.ikp.kit.edu/KASCADE/ Karlsruher Institut für Technologie: KASCADE-Grande ]
* [https://web.ikp.kit.edu/KASCADE/ Karlsruher Institut für Technologie: KASCADE-Grande ]
* [https://kcdc.ikp.kit.edu/ KASCADE Cosmic-Ray Data Center (KCDC)]
* [http://www-ik.fzk.de/corsika/ Schauersimulation CORSIKA]
* [http://www-ik.fzk.de/corsika/ Schauersimulation CORSIKA]
* [http://www.astro.ru.nl/lopes/ LOPES-Experiment (englisch)]
* [http://www.astro.ru.nl/lopes/ LOPES-Experiment (englisch)]

Aktuelle Version vom 10. Juni 2020, 22:23 Uhr

KASCADE-Grande (Akronym für KArlsruhe Shower Core and Array DEtector-Grande) war ein Experiment auf dem Gebiet der Astroteilchenphysik des Forschungszentrums Karlsruhe (heute Karlsruher Institut für Technologie). Es bestand aus einem bodengebundenen Netz von 252 Detektorstationen, mit dem ausgedehnte Luftschauer vermessen wurden, die durch die Reaktion von hochenergetischer kosmischer Strahlung mit unserer Erdatmosphäre entstehen. Ziel des Experimentes war die indirekte Vermessung des Energie- und Masse-Spektrums der kosmischen Strahlung im Energiebereich von 1014–1018 eV.

KASCADE-Grande war die Erweiterung des ursprünglichen, 1996 gestarteten KASCADE-Experiments. Die Datenaufnahme des KASCADE-Grande-Experiments begann 2003 und endete offiziell am 30. März 2009. Im Jahr 2013 wurde das Experiment abgebaut. Ein Teil der Detektoren wird nun an anderen Experimenten für Luftschauer verwendete, z. B. bei LOFAR oder Tunka.

Im KASCADE Cosmic-Ray Data Center (KCDC) wurden die Messdaten des Experiments mittlerweile öffentlich zugänglich gemacht.

Übersicht

Das Experiment war auf dem Grundstück des Forschungszentrums aufgebaut. Es gab ein dicht bestücktes, rechteckiges Kernfeld, das aus dem Vorgänger-Experiment KASCADE bestand. Es war eingebettet in ein größeres rechteckiges Feld mit größeren Abständen zwischen den einzelnen Detektorstationen.

Die einzelnen Stationen enthielten jeweils verschiedene Teilchendetektoren (Plastik- bzw. Flüssigszintillatoren mit Photomultipliern), die für die myonische und elektromagnetische Komponente eines ausgedehnten Luftschauers sensibel sind. Von jeder Station vermessen wurden jeweils Teile eines Luftschauers, die Messwerte wurden in Echtzeit zentral zusammengeführt und auf interessante Ereignisse gefiltert. Wichtige lokale Messgrößen waren die Teilchendichte, die Ankunftszeit und das Myon-zu-Elektronen-Verhältnis.

Auf dem gleichen Gelände befand sich außerdem das LOPES-Experiment. LOPES maß die Radioemission von Luftschauern mit Antennen, die innerhalb des KASCADE-Grande-Experiments aufgebaut waren.

Masse- und Energie-Bestimmung der kosmischen Strahlung

Mit dem Experiment ließ sich die Energie und Masse der kosmischen Strahlung nur indirekt über ihren Einfluss auf die Schauerentwicklung und -form bestimmen. Ein wichtiges Standbein der dazu nötigen Rekonstruktion sind detaillierte Computersimulationen der in der Erdatmosphäre ablaufenden Vorgänge, die zur Ausbildung eines spezifischen Schauers führen. Da die Schauer von Natur aus selbst für identische Teilchen stark fluktuieren, ist die Rekonstruktion nur auf statistischer Basis möglich.

Computer-Simulationen

Durch ausgiebige Computersimulationen mit dem Karlsruher Schauersimulator CORSIKA lassen sich Beziehungen zwischen der gemessenen Schauerform auf dem Erdboden und der Masse und Energie des erzeugenden Primärteilchens herstellen. Ein Problem ist hierbei, dass die Computersimulation dabei die Reaktion von Teilchen mit so hoher Energie berechnen muss, dass sie von noch keinem Hochenergie-Experiment der Welt bisher vermessen worden sind. Um die Simulation trotzdem durchzuführen, wird eine Auswahl von extrapolierten Reaktions-Modellen benutzt, die jedoch alle auf unterschiedlichen Annahmen aufbauen und in ihren Vorhersagen leicht variieren. Aufgrund dieser Unterschiede in den Modellen trägt die rekonstruierte Energie und Masse zusätzlich zur statistischen Unsicherheit und Messunsicherheit auch noch eine systematische Unsicherheit.

Rekonstruktion der Schauerform

In einem ersten Schritt wird mit den lokalen Daten der einzelnen Stationen die Form des Schauers rekonstruiert. Aus den leicht variierenden Ankunftszeiten der einzelnen Stationen lässt sich bereits die Richtung des Primärteilchens bestimmen, da die Schauerfront senkrecht zur Flugrichtung des Primärteilchens steht. Die Front ist zudem leicht gekrümmt: auch diese Krümmung wird aus den Ankunftszeiten rekonstruiert. Die an den Netzpunkten aufgenommene Teilchendichte wird an eine vom Schauerzentrum ausgehende, radiale Dichte-Funktion angepasst, deren Form aus Computersimulationen bestimmt wurde.

Rekonstruktion des Primärteilchens

Aus den rekonstruierten Schauerdaten lässt sich nun die Energie und Masse des erzeugenden kosmischen Teilchens ableiten. Die Energie wird über die radiale Dichte-Funktion bestimmt, wobei die Umrechnung wiederum von den Simulationsergebnissen abhängt. Um die Masse zu rekonstruieren wird das Myonen-zu-Elektronen-Verhältnis und die Frontkrümmung herangezogen.

Weblinks

Koordinaten: 49° 5′ 58″ N, 8° 26′ 15″ O

Die News der letzten Tage