Infraschall: Unterschied zwischen den Versionen

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(Interessant ist der Weblink im Kontext mit der Studie - hier unter Weblinks solen aber nur solche stehen, die direkt auf das Lemma bezogen passend sind (vgl. WP:WEB))
 
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'''Infraschall''' ist [[Schall]], dessen [[Frequenz]] unterhalb der menschlichen [[Hörschwelle]] von etwa 16–20&nbsp;[[Hertz (Einheit)|Hz]] liegt. Infraschall kommt überall in der natürlichen Umgebung vor, wird aber auch künstlich erzeugt, beispielsweise im Verkehrswesen oder durch technische Geräte.<ref name="LUBW 2016" />
'''Infraschall''' ist [[Schall]], dessen [[Frequenz]] unterhalb der menschlichen [[Hörfläche]], also unterhalb von 16&nbsp;[[Hertz (Einheit)|Hz]] liegt. Infraschall kommt überall in der natürlichen Umgebung vor, wird aber auch künstlich erzeugt, beispielsweise im Verkehrswesen oder durch technische Geräte.<ref name="LUBW 2016" />


Manche Tiere wie etwa [[Elefanten]], [[Giraffe]]n und [[Blauwal]]e (im Wasser haben Infraschallwellen eine besonders hohe Reichweite) können Schall in einem Teil dieses [[Frequenzspektrum]]s wahrnehmen und nutzen diese Laute wahrscheinlich auch zur [[Kommunikation]].
Manche Tiere wie etwa [[Elefanten]], [[Giraffe]]n und [[Blauwal]]e (im Wasser haben Infraschallwellen eine besonders hohe Reichweite) können Schall in einem Teil dieses [[Frequenzspektrum]]s wahrnehmen und nutzen diese Laute wahrscheinlich auch zur [[Kommunikation]].
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== Physische und psychische Wirkung ==
== Physische und psychische Wirkung ==
Auch wenn Menschen Infraschall kaum ohne Hilfsmittel hören können, ist er bei hohen Schalldrücken wahrnehmbar. Die Wahrnehmungsschwelle liegt allerdings sehr hoch und ist zudem frequenzabhängig. Zusätzlich können insbesondere die tieffrequenten [[Vibration]]en des Körpers bei hohen Schalldrücken gefühlt werden.
Auch wenn Menschen Infraschall kaum ohne Hilfsmittel hören können, ist er bei hohem Schalldruck wahrnehmbar. Die Wahrnehmungsschwelle steigt mit sinkender Frequenz von etwa 90&nbsp;dB bei 10&nbsp;Hz auf über 120&nbsp;dB bei 1&nbsp;Hz.<ref>Robert Kühler, Johannes Hensel: ''Schallquelle für die objektive Untersuchung der auditorischen Wahrnehmung von Infraschall mittels Magnetoenzephalographie (MEG) und Magnetresonanztomographie (MRT)'' ([https://www.ptb.de/cms/de/presseaktuelles/zeitschriften-magazine/ptb-jahresbericht/nicht-in-navigation/fruehere-jahresberichte/jahresbericht-2014/aus-den-abteilungen/nachrichten-aus-abteilung-1/nachricht-abteilung-1.html?tx_news_pi1%5Bnews%5D=4705&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&tx_news_pi1%5Bday%5D=31&tx_news_pi1%5Bmonth%5D=7&tx_news_pi1%5Byear%5D=2014&cHash=475ec15424522ded4d43e2e0a4d72ee0 Online] auf der Website der [[Physikalisch-Technische Bundesanstalt|PTB]], abgerufen am 28. Dezember 2017)</ref> Wegen der unterschiedlichen Lage der Hörschwelle bei verschiedenen Menschen kann ein für manche unhörbarer tiefer Ton anderen Personen lästig erscheinen. Zusätzlich können insbesondere die tieffrequenten [[Vibration]]en (Erschütterungen) bei hohem Schalldruck gefühlt werden.


Eine schädigende Wirkung auf Gehör, Gleichgewichtsorgane, Lunge oder innere Organe konnte –&nbsp;obwohl oft behauptet&nbsp;– bislang in einschlägigen Experimenten unterhalb eines [[Schalldruckpegel]]s von 170&nbsp;[[Bel (Einheit)|dB]] nicht nachgewiesen werden.<ref name="Altmann">Jürgen Altmann: ''Acoustic Weapons. A Prospective Assessment.'' In: ''Science & Global Security.'' Band 9, 2001, S. 165–234</ref> Bei tieffrequenten Vibrationen, die zusammen mit Infraschall auftreten können, besteht bei längerer Einwirkzeit und sehr hohen Schwingbeschleunigungen, das heißt, wenn die [[Amplitude]] der [[Schwingbeschleunigung]] die der [[Erdbeschleunigung]] übersteigt, die Möglichkeit vereinzelter Blutungen an inneren Organen.
Eine schädigende Wirkung auf Gehör, Gleichgewichtsorgane, Lunge oder innere Organe ist unterhalb eines [[Schalldruckpegel]]s von 170&nbsp;[[Bel (Einheit)|dB]] strittig,<ref name="Altmann">Jürgen Altmann: ''Acoustic Weapons. A Prospective Assessment.'' In: ''Science & Global Security.'' Band 9, 2001, S. 165–234</ref> zumal die [[Schmerzgrenze]]<ref>Peter Plath: ''Das Hörorgan und seine Funktionen'', Marhold, Berlin 1988, ISBN 978-3786432111</ref> individuell verschieden ist.


Auch unterhalb dieser extrem hohen Pegel sind, wie bei jeder Schalleinwirkung, [[psychisch]]e Auswirkungen (insbesondere Abnahme der [[Konzentration (Psychologie)|Konzentrationsfähigkeit]] oder erhöhte Blutdruckwerte) möglich.<ref>[http://www.bsafb.de/fileadmin/downloads/pa_9_9_2007/pa9_9_2007_biologische_wirkungen_von_tieffrequentem_schall_infraschall.pdf Biologische Wirkungen von tieffrequentem Schall/Infraschall], Silvester Siegmann und Uwe Nigmann, (PDF, 591KB)</ref> Wegen der unterschiedlichen Lage der Hörschwelle bei verschiedenen Menschen kann ein für manche unhörbarer tiefer Ton anderen Personen laut erscheinen.
Auch unterhalb dieser extrem hohen Pegel sind, wie bei jeder Schalleinwirkung, [[psychisch]]e Auswirkungen (insbesondere Abnahme der [[Konzentration (Psychologie)|Konzentrationsfähigkeit]] oder erhöhte Blutdruckwerte) möglich.<ref>Silvester Siegmann und Uwe Nigmann: [http://bsafb.de/media/pa9_9_2007_biologische_wirkungen_von_tieffrequentem_schall_infraschall.pdf Biologische Wirkungen von tieffrequentem Schall/Infraschall] (PDF, 591KB)</ref>


Dass Infraschall bei Menschen Ehrfurchtsgefühle oder Angst hervorruft, wird immer wieder berichtet.<ref>[http://www.borderlands.com/newstuff/research/infra.htm John D. Cody. ''Infrasound''] Borderland Science Research Foundation</ref><ref>V. Tandy, T. Lawrence: ''The ghost in the machine.'' Journal of the Society for Psychical Research #62, S. 360–364. 1998 und S. Angliss, GeNIA, C. O’Keeffe, R. Wiseman, R. Lord: ''Soundless music.'' In B. Arends, D. Thackara (Hrsg.): ''Experiments: Conversations in art and science.'' S. 139–171. The Wellcome Trust, London 2003. Quote from R. Wiseman, „Quirkology – How We Discover the Big Truths in Small Things“, Basic Books, 2007</ref> Da er nicht bewusst wahrgenommen wird, kann er beim Menschen den diffusen Eindruck vermitteln, übernatürliche Ereignisse seien im Gange.
Dass Infraschall bei Menschen unbestimmte Angst hervorruft, wird immer wieder berichtet und ist im folgenden Abschnitt belegt.<!--ungeeignete Quellen und TF auskomment.--<ref>[http://www.borderlands.com/newstuff/research/infra.htm John D. Cody. ''Infrasound''] Borderland Science Research Foundation</ref><ref>V. Tandy, T. Lawrence: ''The ghost in the machine.'' Journal of the Society for Psychical Research #62, S. 360–364. 1998 und S. Angliss, GeNIA, C. O’Keeffe, R. Wiseman, R. Lord: ''Soundless music.'' In B. Arends, D. Thackara (Hrsg.): ''Experiments: Conversations in art and science.'' S. 139–171. The Wellcome Trust, London 2003. Quote from R. Wiseman, „Quirkology – How We Discover the Big Truths in Small Things“, Basic Books, 2007</ref> Da er nicht bewusst wahrgenommen wird, kann er beim Menschen den diffusen Eindruck vermitteln, übernatürliche Ereignisse seien im Gange.-->


;''Infrasonic'' – Das 17-Hz-Infraschallexperiment
;''Infrasonic'' – Das 17-Hz-Infraschallexperiment


Am 31. Mai 2003 führte eine Gruppe von britischen Wissenschaftlern um [[Richard Wiseman]]<ref>http://www.sarahangliss.com/extras/Infrasonic/experiment.htm</ref> ein Massenexperiment durch, bei dem sie 700 Menschen mit Musik beschallten. Diese war mit einer 17-[[Hertz (Einheit)|Hz]]-[[Sinusschwingung]] von 90 dB<ref>[http://www.sarahangliss.com/extras/Infrasonic/infrasonicPlots.htm#PLOT Graph]: Bei 17 Hz laute 90 [[Schalldruck#Tabelle: Schalldruck und Schalldruckpegel diverser Schallquellen|dB]], gemittelt über 60 Sekunden.</ref> angereichert und von einem [[Subwoofer]] mit einer Langhubmembran erzeugt. Dies entspricht in etwa der 10.000-fachen Schallintensität im Umkreis einer Windkraftanlage und liegt auch deutlich über der menschlichen Wahrnehmbarkeitsschwelle, die bei dieser Frequenz bei 77 dB liegt. Durch die laute Musik wurde die Wahrnehmbarkeit abgemildert, wobei dennoch viele Teilnehmer den Infraschall erkennen konnten.<ref>[http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/229962/ ''Windenergie und Schallenergie'']. Website des [[Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg|LUBW]]. Abgerufen am 9. Oktober 2015.</ref> Der Subwoofer wurde in einer sieben Meter langen Kunststoffröhre, wie sie im Kanalisationsbau verwendet wird, so aufgestellt, dass er die Gesamtlänge der Röhre im Verhältnis 1:2 teilte. Das experimentelle Konzert (mit dem Titel ''Infrasonic''), aufgeführt in der Londoner Konzerthalle [[Purcell Room]], bestand aus zwei Aufführungen mit je vier Musikstücken. Je zwei der Musikstücke waren mit dem beschriebenen 17-Hz-Ton unterlegt. Um die Testresultate von den Musikstücken unabhängig zu machen, wurde der 17-Hz-Ton in der zweiten Aufführung gerade unter diejenigen zwei Stücke gelegt, die in der ersten Aufführung frei davon waren. Den Teilnehmern wurde nicht mitgeteilt, welche der Stücke den Ton enthielten. Wurde der Ton gespielt, berichtete eine signifikante Zahl von Befragten (22 %) von Beklemmung, Unbehagen, extremer Traurigkeit, Reizbarkeit verbunden mit Übelkeit oder Furcht, einem „Kalt den Rücken runterlaufen“ und Druck auf der Brust.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.pussy-cat.nl/ | wayback=20150420130400| text=Infrasonic – the experiment}} concert, Purcell Room, London, 31 May, 2003, sponsored by the ''sciart Consortium'' with additional support by the [[National Physical Laboratory]]</ref><ref>[http://www.smh.com.au/articles/2003/09/08/1062901994082.html?oneclick=true ''Sounds like terror in the air''], Sydney Morning Herald, 9. September 2003.</ref> Als diese Ergebnisse der ''British Association for the Advancement of Science'' präsentiert wurden, sagte einer der verantwortlichen Wissenschaftler: „Diese Ergebnisse legen nahe, dass Klänge niedriger Frequenz bei Menschen ungewöhnliche Erfahrungen auslösen können, selbst wenn sie Infraschall nicht bewusst wahrzunehmen vermögen.“
Am 31. Mai 2003 führte eine Gruppe von britischen Wissenschaftlern um [[Richard Wiseman]]<ref>http://www.sarahangliss.com/extras/Infrasonic/experiment.htm</ref> ein Massenexperiment durch, bei dem sie 700 Menschen mit Musik beschallten. Diese war mit einer 17-[[Hertz (Einheit)|Hz]]-[[Sinusschwingung]] von 90 dB<ref>[http://www.sarahangliss.com/extras/Infrasonic/infrasonicPlots.htm#PLOT Graph]: Bei 17 Hz laute 90 [[Schalldruck#Tabelle: Schalldruck und Schalldruckpegel diverser Schallquellen|dB]], gemittelt über 60 Sekunden.</ref> angereichert und von einem [[Subwoofer]] mit einer Langhubmembran erzeugt. Dies entspricht in etwa der 10.000-fachen Schallintensität im Umkreis einer Windkraftanlage und liegt auch deutlich über der menschlichen Wahrnehmbarkeitsschwelle, die bei dieser Frequenz bei 77 dB liegt. Durch die laute Musik wurde die Wahrnehmbarkeit abgemildert, wobei dennoch viele Teilnehmer den Infraschall erkennen konnten.<ref>[https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/erneuerbare-energien/windenergie-und-schall ''Windenergie und Schallenergie'']. Website der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, abgerufen am 9. Oktober 2015.</ref> Der Subwoofer wurde in einer sieben Meter langen Kunststoffröhre, wie sie im Kanalisationsbau verwendet wird, so aufgestellt, dass er die Gesamtlänge der Röhre im Verhältnis 1:2 teilte. Das experimentelle Konzert (mit dem Titel ''Infrasonic''), aufgeführt in der Londoner Konzerthalle [[Purcell Room]], bestand aus zwei Aufführungen mit je vier Musikstücken. Je zwei der Musikstücke waren mit dem beschriebenen 17-Hz-Ton unterlegt. Um die Testresultate von den Musikstücken unabhängig zu machen, wurde der 17-Hz-Ton in der zweiten Aufführung gerade unter diejenigen zwei Stücke gelegt, die in der ersten Aufführung frei davon waren. Den Teilnehmern wurde nicht mitgeteilt, welche der Stücke den Ton enthielten. Wurde der Ton gespielt, berichtete eine signifikante Zahl von Befragten (22 %) von Beklemmung, Unbehagen, extremer Traurigkeit, Reizbarkeit verbunden mit Übelkeit oder Furcht, einem „Kalt den Rücken runterlaufen“ und Druck auf der Brust.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.pussy-cat.nl/ | wayback=20150420130400| text=Infrasonic – the experiment}} concert, Purcell Room, London, 31 May, 2003, sponsored by the ''sciart Consortium'' with additional support by the [[National Physical Laboratory]]</ref><ref>[http://www.smh.com.au/articles/2003/09/08/1062901994082.html?oneclick=true ''Sounds like terror in the air''], Sydney Morning Herald, 9. September 2003.</ref> Als diese Ergebnisse der ''British Association for the Advancement of Science'' präsentiert wurden, sagte einer der verantwortlichen Wissenschaftler: „Diese Ergebnisse legen nahe, dass Klänge niedriger Frequenz bei Menschen ungewöhnliche Erfahrungen auslösen können, selbst wenn sie Infraschall nicht bewusst wahrzunehmen vermögen.“


== Nachweis und Messung ==
== Nachweis und Messung ==
Infraschall mit Frequenzen oberhalb von etwa 5 bis 10 Hz lässt sich bei Pegeln >20dB gar mit normaler Messtechnik visualisieren.<ref>{{Internetquelle|url=http://stroemungsakustik.de/old.mv.fh-duesseldorf.de/d_pers/Kameier_Frank/c_veroeffentlichungen/DAGA_2015_kameier_stand120515.pdf|autor=Frank Kameier|titel= Messung und Darstellung von Infraschall – abweichend von der DIN 45680|zugriff=2017-10-06 }}</ref> Starke Quellen von Infraschall mit sehr tiefen Frequenzen lassen sich häufig durch im Hörbereich liegende [[Oberwelle]]n lokalisieren. Weniger starke Quellen erfordern jedoch spezielle Sensoren: Herkömmliche [[Mikrofon]]e reichen aufgrund ihrer unteren [[Grenzfrequenz]] nicht in den Infraschallbereich für Frequenzen <5 Hz hinein, während übliche [[Drucksensor]]en für die meisten Anwendungen zu unempfindlich sind bzw. nicht genügend schnell reagieren (5 Hz erfordern eine Auflösung von weniger als 0,2 Sekunden).
Infraschall mit Frequenzen oberhalb von etwa 5 bis 10 Hz lässt sich bei Pegeln >20&nbsp;dB mit normaler Messtechnik visualisieren.<ref>{{Internetquelle|url=http://pub.dega-akustik.de/DAGA_2015/data/articles/000036.pdf|autor=Frank Kameier|titel= Messung und Darstellung von Infraschall – abweichend von der DIN 45680|hrsg=[[Deutsche Jahrestagung für Akustik|DAGA]], 41. Jahrestagung für Akustik|datum=18. März 2015|zugriff=2018-10-10}}</ref> Starke Quellen von Infraschall mit sehr tiefen Frequenzen lassen sich häufig durch im Hörbereich liegende [[Oberwelle]]n lokalisieren. Weniger starke Quellen erfordern jedoch spezielle Sensoren: Herkömmliche [[Mikrofon]]e reichen aufgrund ihrer unteren [[Grenzfrequenz]] nicht in den Infraschallbereich für Frequenzen <5 Hz hinein, während übliche [[Drucksensor]]en für die meisten Anwendungen zu unempfindlich sind bzw. nicht genügend schnell reagieren (5 Hz erfordern eine Auflösung von weniger als 0,1 Sekunden). In der Regel wird der Bereich von 8 Hz bis etwa 40 Hz betrachtet.<ref>[https://pudi.lubw.de/detailseite/-/publication/84558 ''Tieffrequente Geräusche inkl. Infraschall von Windkraftanlagen und anderen Quellen''], Seite 90. Website der [[Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg]], abgerufen am 10. Oktober 2018</ref>


Die Infraschalluntersuchung der Atmosphäre und der Meere ist ein junges Forschungsgebiet, welches sich insbesondere durch die Möglichkeiten, Atomwaffentests und Schiffsbewegungen zu registrieren, entwickelt hat. Geringste Schalldruckpegel ferner Quellen erfordern nicht nur entsprechende Empfindlichkeit, sondern auch Maßnahmen zur Abschirmung lokaler Quellen.
Infraschallmessmethoden wurden beispielsweise auch entwickelt, um Atomwaffentests zu registrieren (siehe [[Organisation_des_Vertrages_über_das_umfassende_Verbot_von_Nuklearversuchen#Aufgaben|IMS-Überwachungsnetz]]).<!--se talk-- Geringste Schalldruckpegel ferner Quellen erfordern nicht nur entsprechende Empfindlichkeit, sondern auch Maßnahmen zur Abschirmung lokaler Quellen.-->


[[Mikrobarometer]] unterscheiden sich von [[Barometer]]n dadurch, dass sie durch eine Überströmöffnung vor Überlastung durch meteorologische Schwankungen des Luftdrucks geschützt sind. Dafür messen sie schnellere Druckänderungen ab 0,01 bis 0,1&nbsp;Hz umso empfindlicher. Über sternförmig ausgelegte Schläuche werden mehrere Messpunkte kombiniert, um durch Mittelwertbildung Störungen zu kompensieren. Das funktioniert über Bereiche, die kleiner sind als die halbe Wellenlänge. Über größere Bereiche lassen sich Signale kombinieren, indem von der Einfallsrichtung abhängige Laufzeitunterschiede per elektronischer Datenverarbeitung berücksichtigt werden, siehe [[Phased-Array-Antenne]].
Spezielle Geräte für Untersuchungen in der [[Erdatmosphäre]] sind [[Mikrobarometer]]. Sie unterscheiden sich von [[Barometer]]n insofern, als sie durch eine Überströmöffnung vor Überlastung durch meteorologische Schwankungen des Luftdrucks geschützt sind. Dafür messen sie schnellere Druckänderungen ab 0,01 bis 0,1&nbsp;Hz umso empfindlicher. Über sternförmig ausgelegte Schläuche werden mehrere Messpunkte kombiniert, um durch Mittelwertbildung Störungen zu kompensieren. Das funktioniert über Bereiche, die kleiner sind als die halbe Wellenlänge. Über größere Bereiche lassen sich Signale kombinieren, indem von der Einfallsrichtung abhängige Laufzeitunterschiede per elektronischer Datenverarbeitung berücksichtigt werden, siehe [[Phased-Array-Antenne]].


=== IMS-Überwachungsnetz ===
=== IMS-Überwachungsnetz ===
Im Rahmen der Überwachung des [[Kernwaffenteststopp-Vertrag]]s (CTBT) soll ein weltweites, international betriebenes Netz von Stationen ([[International_Monitoring_System|IMS]]) dafür sorgen, dass keine nukleare Sprengung unter der Erde, unter Wasser, in der [[Erdatmosphäre]] oder im [[Weltraum]] unentdeckt bleibt. Zu diesem System sollen auch 60 Stationen zur Messung von Infraschall gehören.
{{Quelle}}
Im Rahmen der Überwachung des [[Kernwaffenteststopp-Vertrag]]s (CTBT) soll ein weltweites, international betriebenes Netz von Stationen ([[International Monitoring System|IMS]]) dafür sorgen, dass keine nukleare Sprengung unter der Erde, unter Wasser, in der [[Erdatmosphäre]] oder im [[Weltraum]] unentdeckt bleibt. Zu diesem System sollen auch 60 Stationen zur Messung von Infraschall gehören. Die mit diesen Stationen gewonnenen Daten eröffnen ein neues Aufgaben- und Forschungsgebiet, dessen Schwerpunkt auf der Detektion, Lokalisierung und Identifizierung von Infraschallquellen liegt.


Die mit diesen Stationen gewonnenen Daten eröffnen ein neues Aufgaben- und Forschungsgebiet, dessen Schwerpunkt auf der Detektion, Lokalisierung und Identifizierung von Infraschallquellen liegt. Um aus den Daten genaue und zuverlässige Informationen über die Quelle zu erhalten, sind grundlegende Untersuchungen der Infraschallsignale und ihrer Ausbreitung in der durch Wind und Wetter sich ständig verändernden Atmosphäre unerlässlich.
Für die Bundesrepublik ist die [[Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe]] (BGR) für den Betrieb von zwei dieser Infraschall-Messanlagen verantwortlich, die zu dem internationalen Überwachungsnetz gehören: Die [[IS26]] im [[Bayerischer Wald|Bayerischen Wald]] und [[IS27]] in der [[Antarktis]] in der Nähe der Polarforschungsstation [[Neumayer-Station III|Neumayer III]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.awi.de/fileadmin/user_upload/AWI/Ueber_uns/Publikation/Dateien_Printprodukte/Factsheets-Neumayer-Jubil%C3%A4um/08_Factsheet-BGR-Infraschall-ok.pdf |titel=Infraschall-Messanlage IS27zur Überwachung des Kernwaffenteststoppvertrages |hrsg=[[Alfred-Wegener-Institut]] |datum=2018-12-17 |seiten=3 |abruf=2021-01-11 |format=[[PDF]]; 900&nbsp;kB}}</ref>
 
=== Deutsche IMS-Stationen ===
'''Fest installierte Anlagen:'''
 
Für die Bundesrepublik ist die [[Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe]] (BGR) für den Betrieb von zwei dieser Infraschall-Messanlagen verantwortlich, die zu dem internationalen Überwachungsnetz gehören:
 
Die [[IS26]] im [[Bayerischer Wald|Bayerischen Wald]] und [[IS27]] in der [[Antarktis]].


Im Bayerischen Wald, nahe der Grenze zu Österreich und zur Tschechischen Republik, ging im Oktober 1999 die erste Messanlage (IS26) mit insgesamt fünf Stationen in Betrieb, die alle technischen Spezifikationen einer Infraschallstation des weltweiten Überwachungsnetzes erfüllt. Bei der Auswahl des Standorts wurde berücksichtigt, dass sich in diesem Gebiet bereits die aus 25 Einzelstationen bestehende seismische Messanlage PS19 befindet, die zum internationalen seismischen Kontrollnetz gehört.
Im Bayerischen Wald, nahe der Grenze zu Österreich und zur Tschechischen Republik, ging im Oktober 1999 die erste Messanlage (IS26) mit insgesamt fünf Stationen in Betrieb, die alle technischen Spezifikationen einer Infraschallstation des weltweiten Überwachungsnetzes erfüllt. Bei der Auswahl des Standorts wurde berücksichtigt, dass sich in diesem Gebiet bereits die aus 25 Einzelstationen bestehende seismische Messanlage PS19 befindet, die zum internationalen seismischen Kontrollnetz gehört.


'''Mobile Anlagen:'''
Zusätzlich zu den fest installierten Infraschallstationen stehen vier mobile Infraschall-Messanlagen zur Verfügung, um an beliebigen Orten Infraschallmessungen durchführen zu können. Eine erste Bewährungsprobe bestanden diese Systeme im Mai 2002 bei einem Einsatz bei Blaubeuren, als es um die Klärung des Zusammenhangs zwischen Infraschall und dem [[Brummton-Phänomen]] ging.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.bgr.bund.de/EN/Themen/Seismologie/Kernwaffenteststopp_en/Verifikation_en/Infraschall/Quellen_Phaenomene/Feldmessungen/brummton.html|autor=[[Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe]]|titel=Erzeugen Infraschallquellen den Brummton?|zugriff=2011-02-19|archiv-url=https://web.archive.org/web/20130506025411/http://www.bgr.bund.de/EN/Themen/Seismologie/Kernwaffenteststopp_en/Verifikation_en/Infraschall/Quellen_Phaenomene/Feldmessungen/brummton.html|archiv-datum=2013-05-06|offline=ja|archiv-bot=2018-12-01 17:11:57 InternetArchiveBot}}</ref>
 
Zusätzlich zu den fest installierten Infraschallstationen stehen vier mobile Infraschall-Messanlagen zur Verfügung, um an beliebigen Orten Infraschallmessungen durchführen zu können. Eine erste Bewährungsprobe bestanden diese Systeme im Mai 2002 bei einem Einsatz bei Blaubeuren, als es um die Klärung des Zusammenhangs zwischen Infraschall und dem [[Brummton-Phänomen]] ging.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.bgr.bund.de/EN/Themen/Seismologie/Kernwaffenteststopp_en/Verifikation_en/Infraschall/Quellen_Phaenomene/Feldmessungen/brummton.html|autor=[[Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe]]|titel= Erzeugen Infraschallquellen den Brummton?|zugriff=2011-02-19 }}</ref>


== Natürliche Infraschallquellen ==
== Natürliche Infraschallquellen ==
Niederfrequente Wellen, die zum Beispiel bei [[Erdbeben]], [[Vulkan]]eruptionen, [[Meteorit]]enfall, extremen Wetterlagen oder durch hohen Seegang entstehen, können sich in der Luft über große Entfernungen bis zu mehreren tausend Kilometern ausbreiten.
[[Datei:Infraschall - Wie Elefanten kommunizieren.webm|mini|Video: Elefanten kommunizieren per Infraschall]]
Niederfrequente Wellen, die zum Beispiel bei [[Erdbeben]], [[Vulkan]]eruptionen, [[Meteorit]]enfall, [[Polarlicht]]ern oder durch hohen Seegang entstehen, können sich in der Luft über große Entfernungen bis zu mehreren tausend Kilometern ausbreiten.


Infraschallereignisse im Zusammenhang mit Wettererscheinungen und Seegang werden [[Mikrobarome]] genannt.
Infraschallereignisse im Zusammenhang mit Wettererscheinungen und Seegang werden [[Mikrobarome]] genannt.
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Wind erzeugt Infraschall, wenn er böig oder verwirbelt ist.
Wind erzeugt Infraschall, wenn er böig oder verwirbelt ist.


=== Föhn ===
Der Fallwind in den Alpen, genannt [[Föhn]], ist eine Infraschallquelle im Bereich von 0,01 bis 0,1&nbsp;Hz. Für Auswirkungen des damit verbundenen Infraschalls auf den Menschen gibt es keine Beweise.<ref>{{Literatur |Autor=Norbert Lossau |Titel=Eine Minute Physik : Die Töne der Meteoriten und Föhnwinde |Sammelwerk=DIE WELT |Datum=2014-04-30 |Online=https://www.welt.de/wissenschaft/article127462984/Die-Toene-der-Meteoriten-und-Foehnwinde.html |Abruf=2018-01-02}}</ref>
Der Fallwind in den Alpen, genannt [[Föhn]], ist eine starke Infraschallquelle im Bereich von 0,01 bis 0,1&nbsp;Hz. Die Auswirkungen auf den Menschen werden unterschiedlich diskutiert.


=== Gewitter ===
Der [[Donner]] bei Gewittern kann von Infraschallwellen begleitet sein. Eine Besonderheit sind [[Sprite (Wetterphänomen)|Sprites]] im Zusammenhang mit nächtlichen Sommergewittern: Hier ist in mehr als 70 Prozent der Fälle Infraschall festgestellt worden.<ref>[http://www.faz.net/aktuell/wissen/erde/atmosphaere-donnernde-sprites-1232192.html ''Donnernde Sprites'']. In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]'', 8. Juni 2005, abgerufen am 9. Oktober 2015.</ref>
Der [[Donner]] bei Gewittern kann von Infraschallwellen begleitet sein. Eine Besonderheit sind [[Sprite (Wetterphänomen)|Sprite]]s im Zusammenhang mit nächtlichen Sommergewittern: Hier ist in mehr als 70 Prozent der Fälle Infraschall beobachtet worden.<ref>[http://www.faz.net/aktuell/wissen/erde/atmosphaere-donnernde-sprites-1232192.html ''Donnernde Sprites'']. In: ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]'', 8. Juni 2005, abgerufen am 9. Oktober 2015.</ref>


== Künstliche Quellen ==
== Künstliche Quellen ==
=== Windkraftanlagen ===
=== Windkraftanlagen ===


[[Windkraftanlage]]n strahlen ein breites Spektrum von Schallemissionen ab, neben Schall im hörbaren Frequenzbereich zählt hierzu auch für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbare niederfrequenter Infraschall hinzu. Insgesamt liegt die akustisch wirksame Schallleistung bei wenigen Milliwatt, wobei nur ein geringer Anteil Infraschall ist. Verglichen mit anderen künstlichen Quellen wie [[Automobil|Autos]] oder [[Flugzeug]]en geben Windkraftanlagen nur geringe Mengen Infraschall ab.<ref>[http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/229951/ ''Windenergie und Schallenergie'']. Website des [[Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg|LUBW]], abgerufen am 9. Oktober 2015.</ref> Infraschall entsteht vor allem bei Windkraftanlagen mit [[Strömungsabriss]]-Regelung („Stall“); diese sind technisch veraltet und werden deshalb<!-- Seit wann etwa? --> nicht mehr errichtet. In geringem Maße erzeugen auch moderne Anlagen mit [[Pitch (Aerodynamik)|Pitch-Regelung]] Infraschall; dieser ist bereits in geringer Entfernung von den Anlagen nicht mehr wahrnehmbar.<ref name="Hau S. 654">Erich Hau: ''Windkraftanlagen – Grundlagen, Technik, Einsatz, Wirtschaftlichkeit.'' 5. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 2014, S. 654.</ref> Diese Entfernung ist deutlich geringer als die Entfernung, die die [[TA Lärm]] zwischen Windkraftanlagen und Bebauung festlegt.<ref>[[Martin Kaltschmitt]], Wolfgang Streicher, Andreas Wiese (Hrsgs.): ''Erneuerbare Energien. Systemtechnik, Wirtschaftlichkeit, Umweltaspekte.'' Berlin/Heidelberg 2013, S. 536.</ref> Bei PKWs liegen die gemessenen Infraschall-Pegel im Innenraum bei einer Geschwindigkeit von 130 km/h um mehrere Größenordnungen über den an Windkraftanlagen gemessenen Werten.<ref name="LUBW 2016">[http://www4.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/257896/tieffrequente_geraeusche_inkl_infraschall.pdf?command=downloadContent&filename=tieffrequente_geraeusche_inkl_infraschall.pdf ''Tieffrequente Geräusche inkl. Infraschall von Windkraftanlagen und anderen Quellen''].  Website der [[Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg|LUBW]]. Abgerufen am 27. Februar 2016.</ref>  
[[Windkraftanlage]]n strahlen ein breites Schallspektrum ab. Die emittierte Leistung beträgt einige Watt, von denen etwa 20 bis 50 Milliwatt auf den hörbaren Schallanteil entfallen.<ref name="LUBW" /> Infraschall entsteht vor allem bei Windkraftanlagen mit [[Strömungsabriss]]-Regelung („Stall“ und „Active-Stall“). In geringem Maße erzeugen auch moderne Anlagen mit [[Pitch (Aerodynamik)|Pitch]]-Regelung Infraschall; dieser ist bereits in geringer Entfernung von den Anlagen nicht mehr wahrnehmbar.<ref name="Hau S. 654">Erich Hau: ''Windkraftanlagen – Grundlagen, Technik, Einsatz, Wirtschaftlichkeit.'' 5. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 2014, S. 654.</ref> Diese Entfernung ist deutlich geringer als die Entfernung, die die [[TA Lärm]] in [[Deutschland]] zwischen Windkraftanlagen und Bebauung festlegt.<ref>[[Martin Kaltschmitt]], Wolfgang Streicher, Andreas Wiese (Hrsgs.): ''Erneuerbare Energien. Systemtechnik, Wirtschaftlichkeit, Umweltaspekte.'' Berlin/Heidelberg 2013, S. 536.</ref> Seit Mitte der 1990er Jahre gingen Hersteller von der Stall-Regelung zur Pitchregelung über, seit ca. 2009 werden in Deutschland praktisch ausschließlich pitch-geregelte Anlagen installiert.<ref>[[Robert Gasch]], Jochen Twele (Hrsg.): ''Windkraftanlagen. Grundlagen, Entwurf, Planung und Betrieb''. Springer, Wiesbaden 2013, S. 119.</ref> Verglichen mit anderen künstlichen Quellen wie Autos oder Flugzeugen geben Windkraftanlagen nur wenig Infraschall ab.<ref name="LUBW">[http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/229951/ ''Windenergie und Schallenergie'']. Website der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, abgerufen am 9. Oktober 2015.</ref> Bei PKWs liegen die gemessenen Infraschall-Pegel im Innenraum bei einer Geschwindigkeit von 130 km/h um mehrere Größenordnungen über den an Windkraftanlagen gemessenen Werten.<ref name="LUBW 2016">''[https://pudi.lubw.de/detailseite/-/publication/84558 Tieffrequente Geräusche inkl. Infraschall von Windkraftanlagen und anderen Quellen]''.  Website der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, abgerufen am 5. Januar 2019.</ref>
 
Windkraftanlagen liefern keinen wesentlichen Beitrag zum Vorkommen von Infraschall in der Umwelt; die von ihnen erzeugten Infraschallpegel liegen deutlich unterhalb der menschlichen Wahrnehmungsschwellen. Es existieren keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, die vermuten lassen, dass von Infraschall in diesem Pegelbereich schädliche Wirkungen ausgehen.<ref name="LUBW 2016" /> Wissenschaftlicher Konsens ist, dass der von Windkraftanlagen ausgehende schwache Infraschall keinen gesundheitsschädlichen Einfluss hat. Für bisweilen geäußerte Befürchtungen, dass von Infraschall Gesundheitsgefahren ausgehen, gibt es keine wissenschaftlich belastbaren Belege.<ref>Stephan Gerstner (Hrsg.): ''Grundzüge des Recht der erneuerbaren Energien'', Berlin Boston 2013, S. 74.</ref><ref name="Hau S. 654" /> In der öffentlichen und medialen Debatte werden verschiedene Krankheitsbilder wie „Wind Turbine Syndrome“, „Vibro Acoustic Disease“ oder „Visceral Vibratory Vestibular Disturbance“ benutzt, von denen aber keines wissenschaftlich bzw. diagnostisch anerkannt ist.<ref name="Chapman PLOS ONE" />
 
Krankheitssymptome, die dem Infraschall von Windkraftanlagen zugeschrieben werden, gelten als „[[Hypochondrie|kommunizierte Krankheit]]“, die von wenigen Ausnahmen abgesehen erst nach 2008 gemeldet wurden, als Anti-Windkraft-Gruppen damit begonnen hatten, Windkraftanlagen als gesundheitsschädlich darzustellen.<ref name="Chapman PLOS ONE">[[Simon Chapman]] et al.: ''The Pattern of Complaints about Australian Wind Farms Does Not Match the Establishment and Distribution of Turbines: Support for the Psychogenic, ‚Communicated Disease‘ Hypothesis''. In: ''[[PLOS ONE]]'' 2013, {{DOI|10.1371/journal.pone.0076584}}.</ref> In diesem Jahr wurde von der Kinderärztin Nina Pierpont in einem im [[Selbstverlag]] herausgegebenen Buch ein „Windturbinensyndrom“ postuliert, das anschließend in der Öffentlichkeit z.&nbsp;T. stark rezipiert wurde.<ref name="Chapman PLOS ONE" /> In der wissenschaftlichen Debatte wird diese Arbeit sowie die darin aufgestellte Hypothese wegen gravierender methodischer Fehler verworfen. So basiert die Untersuchung auf Angaben von 38 Anwohnern von Windkraftanlagen, die von Pierpont übers Internet angeworben wurden. Es fanden nur 23 Telefongespräche statt; die Symptome von 15 weiteren Personen wurden ausschließlich durch Dritte telefonisch übermittelt.<ref>[http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/229961/ ''Das „Windturbinen-Syndrom“'']. [[Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg]]. Abgerufen am 7. September 2014.</ref><ref>[https://d3n8a8pro7vhmx.cloudfront.net/energyandpolicy/pages/170/attachments/original/1408198825/Wind-Health-Impacts-Dismissed-In-Court.pdf?1408198825 ''Wind Health Impacts dismissed in Court'']. Website des Energy and Policy Institute. Abgerufen am 7. September 2014.</ref><ref>Jennifer Taylor, Carol Eastwick, Robin Wilson, Claire Lawrence: ''The influence of negative oriented personality traits on the effects of wind turbine noise.'' In: ''Personality and Individual Differences.'' 54, (2013), S. 338–343, {{DOI|10.1016/j.paid.2012.09.018}}.</ref>
 
Unter anderem die [[Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg]] weist darauf hin, dass die Emissionen einer einzelnen Großanlage bereits nach 300 bis 500 Metern die menschliche Wahrnehmungsschwelle unterschreiten, die ihrerseits mehrere Größenordnungen unterhalb von gefährlichen Schallleistungen liegt.<ref name="Altmann" /><ref>{{Internetquelle |autor=Landesamt für Umwelt Baden-Württemberg |url=https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/erneuerbare-energien/infraschall |titel=Infraschall |sprache=de |abruf=2021-10-26}}</ref> Das [[Bayerisches Landesamt für Umwelt|Bayerische Landesamt für Umwelt]] veröffentlichte 2014 ein Papier zu dem Thema.<ref>[http://www.lfu.bayern.de/umweltwissen/doc/uw_117_windkraftanlagen_infraschall_gesundheit.pdf Windenergieanlagen – beeinträchtigt Infraschall die Gesundheit?] (PDF; 1,1&nbsp;MB)</ref>


Windkraftanlagen liefern keinen wesentlichen Beitrag zum Vorkommen von Infraschall in der Umwelt; die von ihnen erzeugten Infraschallpegel liegen deutlich unterhalb der menschlichen Wahrnehmungsschwellen. Es existieren keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, die vermuten lassen, dass von Infraschall in diesem Pegelbereich schädliche Wirkungen ausgehen.<ref name="LUBW 2016" /> Wissenschaftlicher Konsens ist, dass der von Windkraftanlagen ausgehende schwache Infraschall keinen gesundheitsschädlichen Einfluss hat. Für bisweilen geäußerte Befürchtungen, dass von Infraschall Gesundheitsgefahren ausgehen, gibt es keine wissenschaftlich belastbaren Belege.<ref>Stephan Gerstner (Hrsg.): ''Grundzüge des Recht der erneuerbaren Energien'', Berlin Boston 2013, S. 74.</ref><ref name="Hau S. 654" /> In der öffentlichen und medialen Debatte werden verschiedene Krankheitsbilder wie „Wind Turbine Syndrome“, „Vibro Acoustic Disease“ oder „Visceral Vibratory Vestibular Disturbance“ benutzt, von denen aber keines wissenschaftlich bzw. diagnostisch anerkannt ist.<ref name="Chapman PLOS ONE" />  
Die [[Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg]] (LUBW) führte von 2013 bis 2015 in einem Langzeitprojekt systematische Messungen an gängigen modernen Windkraftanlagen mit [[Nennleistung]]en zwischen 1,8&nbsp;MW und 3,2&nbsp;MW sowie weiteren technischen und natürlichen Infraschallquellen durch. Im Februar 2015 wurde ein Zwischenbericht hierzu publiziert. Demnach liegt der Infraschall auch im Nahbereich der Anlagen mit Abständen von 150&nbsp;m bis 300&nbsp;m deutlich unterhalb der Wahrnehmungsschwelle. Bei laufenden Anlagen lag der Infraschallpegel bei 55&nbsp;dB(G) bis 80&nbsp;dB(G), während der Infraschallpegel bei abgeschalteten Anlagen nur durch natürliche Quellen bei 50&nbsp;dB(G) bis 75&nbsp;dB(G) lag. Die Frequenzbewertung in dB(G) bezeichnet einen [[Bewerteter Schalldruckpegel|bewerteten Schalldruckpegel]] mit einer Filterfunktion G und ist in ISO 7196 (1995) festgelegt. Die Filterfunktion G nimmt eine [[Frequenzbewertung]] im Spektralbereich von etwa 10&nbsp;Hz bis 25&nbsp;Hz vor.<ref>[http://www4.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/257896/tieffrequente_geraeusche_inkl_infraschall.pdf?command=downloadContent&filename=tieffrequente_geraeusche_inkl_infraschall.pdf ''Tieffrequente Geräusche inkl. Infraschall von Windkraftanlagen und anderen Quellen''], Seite 90. Website der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, abgerufen am 10. Oktober 2018</ref>


Infraschall zugeschriebene Krankheitssymptome gelten als [[Hypochondrie|kommunizierte Krankheit]]“, die von wenigen Ausnahmen abgesehen erst nach 2008 gemeldet wurden, als Anti-Windkraft-Gruppen damit begonnen hatten, Windkraftanlagen als gesundheitsschädlich darzustellen.<ref name="Chapman PLOS ONE">[[Simon Chapman]] et al: ''The Pattern of Complaints about Australian Wind Farms Does Not Match the Establishment and Distribution of Turbines: Support for the Psychogenic, ‚Communicated Disease‘ Hypothesis''. In: ''[[PLOS ONE]]'' 2013, {{DOI|10.1371/journal.pone.0076584}}.</ref> In diesem Jahr wurde von Nina Pierpont, einer Kinderärztin, die mit einem Anti-Windkraftaktivisten verheiratet ist, in einem nichtwissenschaftlichen und im [[Selbstverlag]] herausgegebenen Buch ein sog. „Windturbinensyndrom“ postuliert, das anschließend in der Öffentlichkeit z.&nbsp;T. stark rezipiert wurde.<ref name="Chapman PLOS ONE" /> In der wissenschaftlichen Debatte wird diese Arbeit sowie die darin aufgestellte Hypothese wegen gravierender methodischer Fehler verworfen. So basiert die Untersuchung auf Angaben von 38 Anwohnern von Windkraftanlagen, die gesundheitliche Probleme auf Windkraftanlagen zurückführten und von Pierpont zuvor via Internet angeworben wurden. Darüber hinaus fanden weder Infraschallmessungen noch persönliche Untersuchungen statt, sondern nur 23 Telefongespräche; die Symptome von 15 weiteren Personen wurden ausschließlich durch Dritte telefonisch übermittelt.<ref>[http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/229961/ ''Das „Windturbinen-Syndrom“'']. [[Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg]]. Abgerufen am 7. September 2014.</ref><ref>[https://d3n8a8pro7vhmx.cloudfront.net/energyandpolicy/pages/170/attachments/original/1408198825/Wind-Health-Impacts-Dismissed-In-Court.pdf?1408198825 ''Wind Health Impacts dismissed in Court'']. Website des Energy and Policy Institute. Abgerufen am 7. September 2014.</ref><ref>Jennifer Taylor, Carol Eastwick, Robin Wilson, Claire Lawrence: ''The influence of negative oriented personality traits on the effects of wind turbine noise.'' In: ''Personality and Individual Differences.'' 54, (2013), S. 338–343, {{DOI|10.1016/j.paid.2012.09.018}}.</ref>
Bei 700&nbsp;m Abstand ist der Infraschallpegel bei eingeschalteten Anlagen nur unwesentlich höher als bei ausgeschalteten Anlagen, da der Großteil des Infraschalls durch den [[Wind]] selbst verursacht wird. Zudem ergaben die Messungen, dass nachts der Infraschallpegel deutlich absank, da wichtige Infraschallquellen wie der Verkehr abnahmen. Der vom [[Verkehr]] verursachte Infraschallpegel lag im Bereich der Wohnbebauung mit 55&nbsp;dB(G) bis 80&nbsp;dB(G) und damit auf genau dem gleichen Niveau wie der Infraschallpegel von Windkraftanlagen, die im Abstand von 150&nbsp;m bis 300&nbsp;m gemessen wurden.<ref>''[http://www4.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/257896/ Tieffrequente Geräusche und Infraschall von Windkraftanlagen und anderen Quellen]''. Website der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, abgerufen am 5. März 2015.</ref><ref name="LUBW 2016" /> Zudem ergaben die Messungen, dass Windkraftanlagen wie auch andere Schallquellen gemäß [[TA Lärm]] beurteilt werden können. Wenn die Genehmigungsgrundlagen eingehalten werden, sind von Windkraftanlagen keine negativen Auswirkungen durch Schallemissionen zu erwarten.<ref name="LUBW 2016" />


Im Sommer 2004 wurde mit den vier mobilen Messanlagen der [[Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe|BGR]] die Infraschallemission einer 200-kW-Windkraftanlage untersucht.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Erdbeben-Gefaehrdungsanalysen/Seismologie/Downloads/infraschall_WKA.pdf?__blob=publicationFile&v=2|autor=Lars Ceranna, Gernot Hartmann, Manfred Henger|titel=Der unhörbare Lärm von Windkraftanlagen – Infraschallmessungen an einem Windrad nördlich von Hannover |seiten=15 |format=pdf |datum=2006-12-00 |zugriff=2011-08-09 }}</ref> Die Messungen führten zu dem Ergebnis, Schallemissionen von (damaligen) Windenergieanlagen seien oberhalb von 600&nbsp;kW Leistung im Frequenzbereich um 1&nbsp;Hz in Entfernungen von über 10&nbsp;km nachweisbar. Experten weisen darauf hin, dass die Emissionen einer einzelnen Großanlage bereits nach 300 bis 500 Metern die menschliche Wahrnehmungsschwelle unterschreiten, die ihrerseits mehrere Größenordnungen unterhalb von gefährlichen Schallleistungen liegt.<ref name="Altmann" /> Das [[Bayerisches Landesamt für Umwelt|Bayerische Landesamt für Umwelt]] veröffentlichte 2014 ein Papier zu dem Thema.<ref>[http://www.lfu.bayern.de/umweltwissen/doc/uw_117_windkraftanlagen_infraschall_gesundheit.pdf Windenergieanlagen – beeinträchtigt Infraschall die Gesundheit?] (PDF)</ref>  
=== Studie der BGR (2009) ===
Öffentliche Aufmerksamkeit erlangte eine 2009 auf Basis älterer Messdaten publizierten Studie der [[Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe]] (BGR): In dieser 2021 zur Korrektur zurückgezogenen Arbeit kamen die Autoren zu dem Ergebnis, die Schallemissionen von (damaligen) Windenergieanlagen seien oberhalb von 600&nbsp;kW Leistung im Frequenzbereich um 1&nbsp;Hz in Entfernungen von über 10&nbsp;km nachweisbar.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Erdbeben-Gefaehrdungsanalysen/Seismologie/Downloads/infraschall_WKA.pdf?__blob=publicationFile&v=2|autor=Lars Ceranna, Gernot Hartmann, Manfred Henger|titel=Der unhörbare Lärm von Windkraftanlagen – Infraschallmessungen an einem Windrad nördlich von Hannover |seiten=15 |format=pdf |datum=5. Dezember 2006 |zugriff=23. November 2017 }}</ref> Zudem ermittelten die Autoren Infraschallpegel von mehr als 100 Dezibel und damit weitaus höhere Werte als andere Untersuchungen wie z.&nbsp;B. von der [[Physikalisch-Technische Bundesanstalt|Physikalisch-Technischen Bundesanstalt]], die im Bereich von 60 Dezibel liegen. Diese Zahlen wurden wiederholt von verschiedenen Medien aufgegriffen und insbesondere häufig von Gegnern der Windenergie als Beleg für eine Gesundheitsschädlichkeit von Windkraftanlagen angeführt.<ref name="Lärm um nichts">[[Susanne Götze]], [[Annika Joeres]]: [https://www.zeit.de/2021/17/windraeder-infraschall-studie-bgr-fehler-forschung-klimaschutz/komplettansicht ''Viel Lärm um nichts'']. In: ''[[Die Zeit]]'', 21. April 2021. Abgerufen am 22. April 2021.</ref><ref>[https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/123185/Behoerde-raeumt-Fehler-bei-angeblichen-Schallbelastungen-durch-Windraeder-ein ''Behörde räumt Fehler bei angeblichen Schallbelastungen durch Windräder ein'']. In: ''[[Ärzteblatt]]'', 21. April 2021. Abgerufen am 22. April 2021.</ref>


Die [[Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg|LUBW]] führte von 2013 bis 2015 in einem Langzeitprojekt systematische Messungen an gängigen modernen Windkraftanlagen mit [[Nennleistung]]en zwischen 1,8&nbsp;MW und 3,2&nbsp;MW sowie weiteren technischen und natürlichen Infraschallquellen durch. Im Februar 2015 wurde ein Zwischenbericht hierzu publiziert. Demnach liegt der Infraschall auch im Nahbereich der Anlagen mit Abständen von 150&nbsp;m bis 300&nbsp;m deutlich unterhalb der Wahrnehmungsschwelle. Bei laufenden Anlagen lag der Infraschallpegel bei 55&nbsp;dB(G) bis 80&nbsp;dB(G), während der Infraschallpegel bei abgeschalteten Anlagen nur durch natürliche Quellen bei 50&nbsp;dB(G) bis 75&nbsp;dB(G) lag. Die Frequenzbewertung in dB(G) bezeichnet einen [[Bewerteter Schalldruckpegel|bewerteten Schalldruckpegel]] mit einer Filterfunktion G und ist in ISO 7196 (1995) festgelegt. Die Filterfunktion G nimmt eine [[Frequenzbewertung]] im Spektralbereich von ca. 16&nbsp;Hz bis 20&nbsp;Hz vor.  
Im April 2021 gab die BGR bekannt, dass es in der Arbeit einen „systematischen Fehler“ gebe und deshalb die Infraschallwerte tatsächlich um 36 [[Dezibel]] niedriger als ursprünglich angegeben seien. Dies entspricht einer Korrektur um mehrere [[Zehnerpotenz]]en, da jeder Anstieg um 10 Dezibel eine Verzehnfachung der Schallenergie bedeutet. Aufgefallen sei der Fehler „in der Folge eines fachlichen Austausches mit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB)“ im März 2021, worauf eine interne Überprüfung eingeleitet worden sei.<ref name="Lärm um nichts" /> Drei Monate zuvor hatte die BGR die Überprüfung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt noch als Bestätigung für die sachliche Korrektheit ihre eigene Arbeit angeführt.<ref>[https://www.nordkurier.de/politik-und-wirtschaft/windraeder-sind-gar-nicht-so-laut-2243241204.html ''Windräder sind gar nicht so laut'']. In: ''[[Nordkurier]]'', 22. April 2021. Abgerufen am 23. April 2021.</ref> Im Februar 2021 wies die BGR die immer lautere Kritik an der Studie erneut zurück und teilte der taz mit, dass die Abweichungen um das Mehrtausendfache bei den Ergebnissen der BGR und anderen Organisationen auf „unterschiedliche Herangehensweisen bei den Messungen und Auswertungen“ schließen lasse.<ref name="taz verrechnet">[[Bernward Janzing]]: [https://taz.de/Windkraftanlagen-mit-weniger-Dezibel/!5762506/ ''Beim Infraschall verrechnet'']. In: ''[[taz]]'', 22. April 2021. Abgerufen am 23. April 2021.</ref>


Bei 700&nbsp;m Abstand ist der Infraschallpegel bei eingeschalteten Anlagen nur unwesentlich höher als bei ausgeschalteten Anlagen, da der Großteil des Infraschalls durch den [[Wind]] selbst verursacht wird. Zudem ergaben die Messungen, dass nachts der Infraschallpegel deutlich absank, da wichtige Infraschallquellen wie der Verkehr abnahmen. Der vom [[Verkehr]] verursachte Infraschallpegel lag im Bereich der Wohnbebauung mit 55&nbsp;dB(G) bis 80&nbsp;dB(G) und damit auf genau dem gleichen Niveau wie der Infraschallpegel von Windkraftanlagen, die im Abstand von 150&nbsp;m bis 300&nbsp;m gemessen wurden.<ref>[http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/223895/2015-02-04_Zwischenbericht_final.pdf?command=downloadContent&filename=2015-02-04_Zwischenbericht_final.pdf ''Tieffrequente Geräusche und Infraschall von Windkraftanlagen und anderen Quellen'']. Website der [[Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg]]. Abgerufen am 5. März 2015.</ref><ref name="LUBW 2016" /> Zudem ergaben die Messungen, dass Windkraftanlagen wie auch andere Schallquellen gemäß [[TA Lärm]] beurteilt werden können. Wenn die Genehmigungsgrundlagen eingehalten werden, sind von Windkraftanlagen keine negativen Auswirkungen durch Schallemissionen zu erwarten.<ref name="LUBW 2016" />
Martin Hundhausen, Professor für [[Physik]] an der [[Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg|Universität Erlangen]] kritisierte, dass die BGR zudem eine deutlich leistungsstärkere Windkraftanlage vermessen habe als angegeben und die Umrechnung in Frequenzspektren fehlerhaft sei. Insgesamt gebe die BGR um Faktor 10.000 zu hohe Infraschallwerte an. Diesen Fehler hätte die BGR bemerken müssen, denn eine derart große Diskrepanz sei „physikalisch absolut ausgeschlossen“.<ref name="Lärm um nichts" /> Gemäß taz seien die ermittelten Zahlen der BGR schlicht physikalisch unmöglich gewesen, denn dies hätte bedeutet, dass Windkraftanlagen mehr Energie in Form von Infraschall abstrahlen würden als insgesamt über das gesamte Schallspektrum (Infraschall inklusive).<ref name="taz verrechnet" /> Weitere Kritik äußerte der Bayreuther Umweltwissenschaftler Stefan Holzheu. Nachdem ihm Ungereimtheiten aufgefallen seien, habe er seit dem Frühling 2020 insgesamt 18 [[E-Mail]]s an den Erstautoren der Studie verschickt, um die Ergebnisse von Forscher zu Forscher zu klären. Daraufhin habe die BGR erst ausweichend geantwortet, dann den Kontakt abgebrochen und schließlich bei Holzheus Vorgesetztem mit rechtlichen Schritten gedroht. Diese seien letztendlich aber nicht eingeleitet worden.<ref name="Lärm um nichts" /> Nach Aufdeckung des Fehlers entschuldigte sich der zuständige Bundesminister [[Peter Altmaier]] öffentlich für die von der BGR verbreiteten Falschinformationen, auch die BGR gab schließlich den Fehler zu.<ref>{{Literatur |Titel=Peter Altmaier entschuldigt sich für Rechenfehler bei Windkraft-Schallbelastung |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2021-04-27 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/wirtschaft/altmaier-entschuldigt-sich-fuer-rechenfehler-bei-windkraft-schallbelastung-a-9d8ed560-395e-4fd9-8c58-e0d4c3ecd011 |Abruf=2021-10-26}}</ref>


=== Industrie und Verkehr ===
=== Industrie und Verkehr ===
Eine wichtige Infraschallquelle ist ebenfalls der Verkehr (s.&nbsp;o.). Insbesondere im Innenraum von PKWs treten hohe Infraschallpegel von 100 bis 105&nbsp;dB auf, was die höchsten Werte in einer 2013 bis 2015 durchgeführten Langzeitstudie waren und andere Infraschallquellen um mehrere Größenordnungen übertraf.<ref name="LUBW 2016" /> Interessant ist, dass Personen, die empfindlich auf Infraschall von Industrieanlagen reagieren, sich nicht durch die tieffrequenten Motorordnungen (Drehzahl und ihre Harmonischen) gesundheitlich belastet fühlen. Vermutlich spielt die zeitliche Variation der Frequenzen hinsichtlich eines unangenehmen Empfindens eine beachtliche Rolle. Variieren die Frequenzen, stört das Signal weniger als wenn permanent dieselbe Frequenz abgestrahlt wird.
Eine wichtige Infraschallquelle ist ebenfalls der Verkehr (s.&nbsp;o.). Insbesondere im Innenraum von PKW<ref>{{ Internetquelle| url=https://www.researchgate.net/profile/August_Schick/publication/262295261_Zur_Geschichte_der_Bewertung_von_Innengerauschen_in_Personenwagen/links/00b7d5373887c3f6d6000000/Zur-Geschichte-der-Bewertung-von-Innengeraeuschen-in-Personenwagen.pdf|autor=August Schick|titel= Zur Geschichte der Bewertung von Innengeräuschen in Personenwagen, Zeitschrift für Lärmbekämpfung, Heft 41(1994)S. 61–68, Springer-Verlag|zugriff=2017-11-23 }}</ref> treten hohe Infraschallpegel von 100 bis 105&nbsp;dB auf, was die höchsten Werte in einer 2013 bis 2015 durchgeführten Langzeitstudie waren und andere Infraschallquellen um mehrere Größenordnungen übertraf.<ref name="LUBW 2016" /> Interessant ist, dass Personen, die empfindlich auf Infraschall von Industrieanlagen reagieren, sich nicht durch die tieffrequenten Motorgeräusche gesundheitlich belastet fühlen. Vermutlich spielt die zeitliche Variation der Frequenzen hinsichtlich eines unangenehmen Empfindens eine beachtliche Rolle. Variieren die Frequenzen, stört das Signal weniger als wenn permanent dieselbe Frequenz abgestrahlt wird.


Auch Industrieanlagen erzeugen (permanent oder bei bestimmten Vorgängen) tieffrequente Geräusche. Rüttelmaschinen, Mahlwerke, Webstühle oder Luftauslässe mit langen Rohren oder angeschlossenen Kanälen sind nachweisliche Infraschallquellen. Wenn sich langwellige Schallwellen als [[stehende Welle]] in einem geschlossenen Raum aufschaukeln oder wenn Gebäudebauteile (etwa eine weitgespannte Geschossdecke) in [[Resonanz (Physik)|Resonanz]] geraten, kann dies gar sehr deutlich wahrnehmbar sein und bei lang anhaltender Einwirkung auch gesundheitliche Probleme bei einer sensiblen Personengruppe verursachen.<ref>{{Internetquelle|url=http://stroemungsakustik.de/old.mv.fh-duesseldorf.de/d_pers/Kameier_Frank/c_veroeffentlichungen/daga_2015_infraschall_150315.pdf|autor=Frank Kameier|titel= Vortrag zu Messung und Darstellung von Infraschall – abweichend von der DIN 45680|zugriff=2017-10-06 }}</ref>
Auch Industrieanlagen erzeugen (permanent oder bei bestimmten Vorgängen) tieffrequente Geräusche. Rüttelmaschinen, Mahlwerke, Webstühle oder Luftauslässe mit langen Rohren oder angeschlossenen Kanälen sind nachweisliche Infraschallquellen. Wenn sich langwellige Schallwellen als [[stehende Welle]] in einem geschlossenen Raum aufschaukeln oder wenn Gebäudebauteile (etwa eine weitgespannte Geschossdecke) in [[Resonanz (Physik)|Resonanz]] geraten, kann dies gar sehr deutlich wahrnehmbar sein und bei lang anhaltender Einwirkung auch gesundheitliche Probleme bei einer sensiblen Personengruppe verursachen.<ref>{{Internetquelle|url=http://stroemungsakustik.de/old.mv.fh-duesseldorf.de/d_pers/Kameier_Frank/c_veroeffentlichungen/daga_2015_infraschall_150315.pdf|autor=Frank Kameier|titel= Vortrag zu Messung und Darstellung von Infraschall – abweichend von der DIN 45680|zugriff=2017-10-06 }}</ref>
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Ober- und unterirdische [[Explosion]]en sowie Raketenstarts erzeugen Infraschall, der über weite Entfernung zum Nachweis und zur [[Ortung]] verwendet werden kann.
Ober- und unterirdische [[Explosion]]en sowie Raketenstarts erzeugen Infraschall, der über weite Entfernung zum Nachweis und zur [[Ortung]] verwendet werden kann.


Der [[Überschallflug#Überschallknall|Überschallknall]] von Flugzeugen hat auch eine Infraschallkomponente.
Der [[Überschallflug#Überschallknall|Überschallknall]] von Flugzeugen hat auch eine Infraschallkomponente, die sich weiter ausbreitet als der hörbare Schall.<!--nicht zutreffend, siehe Disk.-- In einem Vortrag im Rahmen der A+A 2015 trug M. Vierdt zu Messungen von Infraschall vor, wo hohe Infraschallanteile (über 100 dB) im Cockpit gemessen wurden.<ref>{{Literatur| Autor=M. Vierdt| Sammelwerk= 34. Internationaler Kongress für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (27-30.10.2015)| Verlag=A+A |Ort=Düsseldorf |Datum=2015-10-27| Titel=Infraschall an Arbeitsplätzen - Stichprobenmessungen zur Exposition in verschiedenen Branchen der BG Verkehr}}</ref>-->
<!-- Großstädte, insbesondere bei hoher und dichter Bebauung, entwickeln ein Infraschallfeld, welches sich weit ausbreitet und lokal durch stehende Wellen sehr intensiv sein kann. Viele Großstädte haben zahlreiche hochaufragende Gebäude mit Fassaden aus Stein und Glas. Nahezu alle modernen Bürogebäude sind mit leistungsstarken Klima- und Lüftungsanlagen ausgestattet. Dies kann in den Sommermonaten dazu führen, dass sich in weiten Bereichen der Stadt Infraschallfelder entwickeln, in denen sich die einzelnen Luftströme der Gebläse gegenseitig in sehr niederfrequente Resonanz bringen können. Insbesondere in den ruhigen Nachtstunden ist die niederfrequente Schallkomponente von Großstädten über große Entfernungen zu hören, auch der Infraschallanteil trägt weit. < Quelle? > -->
 
Großstädte, insbesondere bei hoher und dichter Bebauung, entwickeln ein Infraschallfeld, welches sich weit ausbreitet und lokal intensiver sein kann. In der Stadt ist das Verkehrsaufkommen besonders konzentriert und zahlreiche hochaufragende Gebäude mit Fassaden aus Stein und Glas reflektieren und führen zu Interferenz. Bürogebäude sind mit Klima- und Lüftungsanlagen ausgestattet. Dies kann besonders in den Sommermonaten zusätzlich beitragen, dass sich in der Stadt Infraschall entwickelt, wobei sich die einzelnen Quellen überlagern. Insbesondere in den ruhigen Nachtstunden ist die niederfrequente Schallkomponente von Großstädten über große Entfernungen zu hören, auch der Infraschallanteil trägt weit. <!--  Quelle?... können wir nachtragen! -->


Die [[Orgelpfeife]]n eines echten (also nicht nur „akustisch“ realisierten) 64-Fuß-Registers erzeugen in der tiefsten Oktave (Subsubkontraoktave) Töne im Infraschallbereich. Bei einem voll ausgebauten 64-Fuß-Register hat der tiefste Ton, das Subsubkontra-C, eine Frequenz von 8,2&nbsp;Hz (Näheres [[Register (Orgel)#Unterscheidung nach Tonhöhe|hier]]).
Die [[Orgelpfeife]]n eines 64-Fuß-Registers einer [[Orgel]] erzeugen in der tiefsten Oktave (Subsubkontraoktave) Töne im Infraschallbereich. Bei einem voll ausgebauten 64-Fuß-Register hat der tiefste Ton, das Subsubkontra-C, eine Frequenz von 8,2&nbsp;Hz (Näheres [[Register (Orgel)#Unterscheidung nach Tonhöhe|hier]]).


Es gibt Infraschalldetektoren für Alarmanlagen, die Infraschallemissionen bei einbruchstypischen Handlungen erfassen können. <ref>Winfried Morgner: ''Nützliche Emissionen im Infraschallbereich.'' Tagungsbeitrag, [http://www.dgzfp.de/Portals/87/BB/v19.pdf PDF-Fassung]</ref>
Es gibt Infraschalldetektoren für Alarmanlagen, die Infraschallemissionen bei einbruchstypischen Handlungen erfassen können.<ref>Winfried Morgner: ''Nützliche Emissionen im Infraschallbereich.'' Tagungsbeitrag, [http://www.dgzfp.de/Portals/87/BB/v19.pdf PDF-Fassung]</ref>


=== Haushalt ===
=== Haushalt ===
Infraschallquellen im [[Privathaushalt]] sind z.B. [[Waschmaschine]], [[Kühlschrank]] und [[Gebäudeheizung|Öl- und Gasheizungen]]. Die höchsten Infraschallpegel treten bei Waschmaschinen im Schleudergang auf, wobei teilweise die Wahrnehmungsschwelle überschritten wird.<ref name="LUBW 2016" />
Infraschallquellen im [[Privathaushalt]] sind z.&nbsp;B. [[Waschmaschine]], [[Kühlschrank]] und [[Gebäudeheizung|Öl- und Gasheizungen]]. Die höchsten Infraschallpegel treten bei Waschmaschinen im Schleudergang auf, wobei teilweise die Wahrnehmungsschwelle überschritten wird.<ref name="LUBW 2016" />


== Literatur ==
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Infrasound|Infraschall}}
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* [http://www4.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/257896/tieffrequente_geraeusche_inkl_infraschall.pdf?command=downloadContent&filename=tieffrequente_geraeusche_inkl_infraschall.pdf Tieffrequente Geräusche inkl. Infraschall von Windkraftanlagen und anderen Quellen] Bericht über Ergebnisse des Messprojekts 2013–2015, Februar 2016
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* [http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/223628/windenergie_und_infraschall.pdf?command=downloadContent&filename=windenergie_und_infraschall.pdf Windenergie und Infraschall, tieffrequente Geräusche durch Windenergieanlagen] (PDF; 3,5 MB), Faltblatt der [[Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg|LUBW]] und des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg im Regierungspräsidium Stuttgart
* [https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/erneuerbare-energien/windenergie-und-schall Häufig gestellte Fragen Windkraftanlagen und Infraschall], Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW)
* [http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/229949/ Häufig gestellte Fragen Windkraftanlagen und Infraschall], LUBW
* [https://www.youtube.com/watch?v=H-8ij80vs1E Infraschallereignis] des [[Meteor von Tscheljabinsk]], @youtube.com, abgerufen am 21. Februar 2013
* [https://www.youtube.com/watch?v=H-8ij80vs1E Infraschallereignis] des [[Meteor von Tscheljabinsk]], @youtube.com, abgerufen am 21. Februar 2013


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Aktuelle Version vom 25. Januar 2022, 19:52 Uhr

Infraschall ist Schall, dessen Frequenz unterhalb der menschlichen Hörfläche, also unterhalb von 16 Hz liegt. Infraschall kommt überall in der natürlichen Umgebung vor, wird aber auch künstlich erzeugt, beispielsweise im Verkehrswesen oder durch technische Geräte.[1]

Manche Tiere wie etwa Elefanten, Giraffen und Blauwale (im Wasser haben Infraschallwellen eine besonders hohe Reichweite) können Schall in einem Teil dieses Frequenzspektrums wahrnehmen und nutzen diese Laute wahrscheinlich auch zur Kommunikation. Besonders Infraschallwellen sehr tiefer Frequenz breiten sich gut über große Entfernungen aus.

Physische und psychische Wirkung

Auch wenn Menschen Infraschall kaum ohne Hilfsmittel hören können, ist er bei hohem Schalldruck wahrnehmbar. Die Wahrnehmungsschwelle steigt mit sinkender Frequenz von etwa 90 dB bei 10 Hz auf über 120 dB bei 1 Hz.[2] Wegen der unterschiedlichen Lage der Hörschwelle bei verschiedenen Menschen kann ein für manche unhörbarer tiefer Ton anderen Personen lästig erscheinen. Zusätzlich können insbesondere die tieffrequenten Vibrationen (Erschütterungen) bei hohem Schalldruck gefühlt werden.

Eine schädigende Wirkung auf Gehör, Gleichgewichtsorgane, Lunge oder innere Organe ist unterhalb eines Schalldruckpegels von 170 dB strittig,[3] zumal die Schmerzgrenze[4] individuell verschieden ist.

Auch unterhalb dieser extrem hohen Pegel sind, wie bei jeder Schalleinwirkung, psychische Auswirkungen (insbesondere Abnahme der Konzentrationsfähigkeit oder erhöhte Blutdruckwerte) möglich.[5]

Dass Infraschall bei Menschen unbestimmte Angst hervorruft, wird immer wieder berichtet und ist im folgenden Abschnitt belegt.

Infrasonic – Das 17-Hz-Infraschallexperiment

Am 31. Mai 2003 führte eine Gruppe von britischen Wissenschaftlern um Richard Wiseman[6] ein Massenexperiment durch, bei dem sie 700 Menschen mit Musik beschallten. Diese war mit einer 17-Hz-Sinusschwingung von 90 dB[7] angereichert und von einem Subwoofer mit einer Langhubmembran erzeugt. Dies entspricht in etwa der 10.000-fachen Schallintensität im Umkreis einer Windkraftanlage und liegt auch deutlich über der menschlichen Wahrnehmbarkeitsschwelle, die bei dieser Frequenz bei 77 dB liegt. Durch die laute Musik wurde die Wahrnehmbarkeit abgemildert, wobei dennoch viele Teilnehmer den Infraschall erkennen konnten.[8] Der Subwoofer wurde in einer sieben Meter langen Kunststoffröhre, wie sie im Kanalisationsbau verwendet wird, so aufgestellt, dass er die Gesamtlänge der Röhre im Verhältnis 1:2 teilte. Das experimentelle Konzert (mit dem Titel Infrasonic), aufgeführt in der Londoner Konzerthalle Purcell Room, bestand aus zwei Aufführungen mit je vier Musikstücken. Je zwei der Musikstücke waren mit dem beschriebenen 17-Hz-Ton unterlegt. Um die Testresultate von den Musikstücken unabhängig zu machen, wurde der 17-Hz-Ton in der zweiten Aufführung gerade unter diejenigen zwei Stücke gelegt, die in der ersten Aufführung frei davon waren. Den Teilnehmern wurde nicht mitgeteilt, welche der Stücke den Ton enthielten. Wurde der Ton gespielt, berichtete eine signifikante Zahl von Befragten (22 %) von Beklemmung, Unbehagen, extremer Traurigkeit, Reizbarkeit verbunden mit Übelkeit oder Furcht, einem „Kalt den Rücken runterlaufen“ und Druck auf der Brust.[9][10] Als diese Ergebnisse der British Association for the Advancement of Science präsentiert wurden, sagte einer der verantwortlichen Wissenschaftler: „Diese Ergebnisse legen nahe, dass Klänge niedriger Frequenz bei Menschen ungewöhnliche Erfahrungen auslösen können, selbst wenn sie Infraschall nicht bewusst wahrzunehmen vermögen.“

Nachweis und Messung

Infraschall mit Frequenzen oberhalb von etwa 5 bis 10 Hz lässt sich bei Pegeln >20 dB mit normaler Messtechnik visualisieren.[11] Starke Quellen von Infraschall mit sehr tiefen Frequenzen lassen sich häufig durch im Hörbereich liegende Oberwellen lokalisieren. Weniger starke Quellen erfordern jedoch spezielle Sensoren: Herkömmliche Mikrofone reichen aufgrund ihrer unteren Grenzfrequenz nicht in den Infraschallbereich für Frequenzen <5 Hz hinein, während übliche Drucksensoren für die meisten Anwendungen zu unempfindlich sind bzw. nicht genügend schnell reagieren (5 Hz erfordern eine Auflösung von weniger als 0,1 Sekunden). In der Regel wird der Bereich von 8 Hz bis etwa 40 Hz betrachtet.[12]

Infraschallmessmethoden wurden beispielsweise auch entwickelt, um Atomwaffentests zu registrieren (siehe IMS-Überwachungsnetz).

Spezielle Geräte für Untersuchungen in der Erdatmosphäre sind Mikrobarometer. Sie unterscheiden sich von Barometern insofern, als sie durch eine Überströmöffnung vor Überlastung durch meteorologische Schwankungen des Luftdrucks geschützt sind. Dafür messen sie schnellere Druckänderungen ab 0,01 bis 0,1 Hz umso empfindlicher. Über sternförmig ausgelegte Schläuche werden mehrere Messpunkte kombiniert, um durch Mittelwertbildung Störungen zu kompensieren. Das funktioniert über Bereiche, die kleiner sind als die halbe Wellenlänge. Über größere Bereiche lassen sich Signale kombinieren, indem von der Einfallsrichtung abhängige Laufzeitunterschiede per elektronischer Datenverarbeitung berücksichtigt werden, siehe Phased-Array-Antenne.

IMS-Überwachungsnetz

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Im Rahmen der Überwachung des Kernwaffenteststopp-Vertrags (CTBT) soll ein weltweites, international betriebenes Netz von Stationen (IMS) dafür sorgen, dass keine nukleare Sprengung unter der Erde, unter Wasser, in der Erdatmosphäre oder im Weltraum unentdeckt bleibt. Zu diesem System sollen auch 60 Stationen zur Messung von Infraschall gehören. Die mit diesen Stationen gewonnenen Daten eröffnen ein neues Aufgaben- und Forschungsgebiet, dessen Schwerpunkt auf der Detektion, Lokalisierung und Identifizierung von Infraschallquellen liegt.

Für die Bundesrepublik ist die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) für den Betrieb von zwei dieser Infraschall-Messanlagen verantwortlich, die zu dem internationalen Überwachungsnetz gehören: Die IS26 im Bayerischen Wald und IS27 in der Antarktis in der Nähe der Polarforschungsstation Neumayer III.[13]

Im Bayerischen Wald, nahe der Grenze zu Österreich und zur Tschechischen Republik, ging im Oktober 1999 die erste Messanlage (IS26) mit insgesamt fünf Stationen in Betrieb, die alle technischen Spezifikationen einer Infraschallstation des weltweiten Überwachungsnetzes erfüllt. Bei der Auswahl des Standorts wurde berücksichtigt, dass sich in diesem Gebiet bereits die aus 25 Einzelstationen bestehende seismische Messanlage PS19 befindet, die zum internationalen seismischen Kontrollnetz gehört.

Zusätzlich zu den fest installierten Infraschallstationen stehen vier mobile Infraschall-Messanlagen zur Verfügung, um an beliebigen Orten Infraschallmessungen durchführen zu können. Eine erste Bewährungsprobe bestanden diese Systeme im Mai 2002 bei einem Einsatz bei Blaubeuren, als es um die Klärung des Zusammenhangs zwischen Infraschall und dem Brummton-Phänomen ging.[14]

Natürliche Infraschallquellen

Video: Elefanten kommunizieren per Infraschall

Niederfrequente Wellen, die zum Beispiel bei Erdbeben, Vulkaneruptionen, Meteoritenfall, Polarlichtern oder durch hohen Seegang entstehen, können sich in der Luft über große Entfernungen bis zu mehreren tausend Kilometern ausbreiten.

Infraschallereignisse im Zusammenhang mit Wettererscheinungen und Seegang werden Mikrobarome genannt.

Wind erzeugt Infraschall, wenn er böig oder verwirbelt ist.

Der Fallwind in den Alpen, genannt Föhn, ist eine Infraschallquelle im Bereich von 0,01 bis 0,1 Hz. Für Auswirkungen des damit verbundenen Infraschalls auf den Menschen gibt es keine Beweise.[15]

Der Donner bei Gewittern kann von Infraschallwellen begleitet sein. Eine Besonderheit sind Sprites im Zusammenhang mit nächtlichen Sommergewittern: Hier ist in mehr als 70 Prozent der Fälle Infraschall festgestellt worden.[16]

Künstliche Quellen

Windkraftanlagen

Windkraftanlagen strahlen ein breites Schallspektrum ab. Die emittierte Leistung beträgt einige Watt, von denen etwa 20 bis 50 Milliwatt auf den hörbaren Schallanteil entfallen.[17] Infraschall entsteht vor allem bei Windkraftanlagen mit Strömungsabriss-Regelung („Stall“ und „Active-Stall“). In geringem Maße erzeugen auch moderne Anlagen mit Pitch-Regelung Infraschall; dieser ist bereits in geringer Entfernung von den Anlagen nicht mehr wahrnehmbar.[18] Diese Entfernung ist deutlich geringer als die Entfernung, die die TA Lärm in Deutschland zwischen Windkraftanlagen und Bebauung festlegt.[19] Seit Mitte der 1990er Jahre gingen Hersteller von der Stall-Regelung zur Pitchregelung über, seit ca. 2009 werden in Deutschland praktisch ausschließlich pitch-geregelte Anlagen installiert.[20] Verglichen mit anderen künstlichen Quellen wie Autos oder Flugzeugen geben Windkraftanlagen nur wenig Infraschall ab.[17] Bei PKWs liegen die gemessenen Infraschall-Pegel im Innenraum bei einer Geschwindigkeit von 130 km/h um mehrere Größenordnungen über den an Windkraftanlagen gemessenen Werten.[1]

Windkraftanlagen liefern keinen wesentlichen Beitrag zum Vorkommen von Infraschall in der Umwelt; die von ihnen erzeugten Infraschallpegel liegen deutlich unterhalb der menschlichen Wahrnehmungsschwellen. Es existieren keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, die vermuten lassen, dass von Infraschall in diesem Pegelbereich schädliche Wirkungen ausgehen.[1] Wissenschaftlicher Konsens ist, dass der von Windkraftanlagen ausgehende schwache Infraschall keinen gesundheitsschädlichen Einfluss hat. Für bisweilen geäußerte Befürchtungen, dass von Infraschall Gesundheitsgefahren ausgehen, gibt es keine wissenschaftlich belastbaren Belege.[21][18] In der öffentlichen und medialen Debatte werden verschiedene Krankheitsbilder wie „Wind Turbine Syndrome“, „Vibro Acoustic Disease“ oder „Visceral Vibratory Vestibular Disturbance“ benutzt, von denen aber keines wissenschaftlich bzw. diagnostisch anerkannt ist.[22]

Krankheitssymptome, die dem Infraschall von Windkraftanlagen zugeschrieben werden, gelten als „kommunizierte Krankheit“, die von wenigen Ausnahmen abgesehen erst nach 2008 gemeldet wurden, als Anti-Windkraft-Gruppen damit begonnen hatten, Windkraftanlagen als gesundheitsschädlich darzustellen.[22] In diesem Jahr wurde von der Kinderärztin Nina Pierpont in einem im Selbstverlag herausgegebenen Buch ein „Windturbinensyndrom“ postuliert, das anschließend in der Öffentlichkeit z. T. stark rezipiert wurde.[22] In der wissenschaftlichen Debatte wird diese Arbeit sowie die darin aufgestellte Hypothese wegen gravierender methodischer Fehler verworfen. So basiert die Untersuchung auf Angaben von 38 Anwohnern von Windkraftanlagen, die von Pierpont übers Internet angeworben wurden. Es fanden nur 23 Telefongespräche statt; die Symptome von 15 weiteren Personen wurden ausschließlich durch Dritte telefonisch übermittelt.[23][24][25]

Unter anderem die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg weist darauf hin, dass die Emissionen einer einzelnen Großanlage bereits nach 300 bis 500 Metern die menschliche Wahrnehmungsschwelle unterschreiten, die ihrerseits mehrere Größenordnungen unterhalb von gefährlichen Schallleistungen liegt.[3][26] Das Bayerische Landesamt für Umwelt veröffentlichte 2014 ein Papier zu dem Thema.[27]

Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) führte von 2013 bis 2015 in einem Langzeitprojekt systematische Messungen an gängigen modernen Windkraftanlagen mit Nennleistungen zwischen 1,8 MW und 3,2 MW sowie weiteren technischen und natürlichen Infraschallquellen durch. Im Februar 2015 wurde ein Zwischenbericht hierzu publiziert. Demnach liegt der Infraschall auch im Nahbereich der Anlagen mit Abständen von 150 m bis 300 m deutlich unterhalb der Wahrnehmungsschwelle. Bei laufenden Anlagen lag der Infraschallpegel bei 55 dB(G) bis 80 dB(G), während der Infraschallpegel bei abgeschalteten Anlagen nur durch natürliche Quellen bei 50 dB(G) bis 75 dB(G) lag. Die Frequenzbewertung in dB(G) bezeichnet einen bewerteten Schalldruckpegel mit einer Filterfunktion G und ist in ISO 7196 (1995) festgelegt. Die Filterfunktion G nimmt eine Frequenzbewertung im Spektralbereich von etwa 10 Hz bis 25 Hz vor.[28]

Bei 700 m Abstand ist der Infraschallpegel bei eingeschalteten Anlagen nur unwesentlich höher als bei ausgeschalteten Anlagen, da der Großteil des Infraschalls durch den Wind selbst verursacht wird. Zudem ergaben die Messungen, dass nachts der Infraschallpegel deutlich absank, da wichtige Infraschallquellen wie der Verkehr abnahmen. Der vom Verkehr verursachte Infraschallpegel lag im Bereich der Wohnbebauung mit 55 dB(G) bis 80 dB(G) und damit auf genau dem gleichen Niveau wie der Infraschallpegel von Windkraftanlagen, die im Abstand von 150 m bis 300 m gemessen wurden.[29][1] Zudem ergaben die Messungen, dass Windkraftanlagen wie auch andere Schallquellen gemäß TA Lärm beurteilt werden können. Wenn die Genehmigungsgrundlagen eingehalten werden, sind von Windkraftanlagen keine negativen Auswirkungen durch Schallemissionen zu erwarten.[1]

Studie der BGR (2009)

Öffentliche Aufmerksamkeit erlangte eine 2009 auf Basis älterer Messdaten publizierten Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR): In dieser 2021 zur Korrektur zurückgezogenen Arbeit kamen die Autoren zu dem Ergebnis, die Schallemissionen von (damaligen) Windenergieanlagen seien oberhalb von 600 kW Leistung im Frequenzbereich um 1 Hz in Entfernungen von über 10 km nachweisbar.[30] Zudem ermittelten die Autoren Infraschallpegel von mehr als 100 Dezibel und damit weitaus höhere Werte als andere Untersuchungen wie z. B. von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, die im Bereich von 60 Dezibel liegen. Diese Zahlen wurden wiederholt von verschiedenen Medien aufgegriffen und insbesondere häufig von Gegnern der Windenergie als Beleg für eine Gesundheitsschädlichkeit von Windkraftanlagen angeführt.[31][32]

Im April 2021 gab die BGR bekannt, dass es in der Arbeit einen „systematischen Fehler“ gebe und deshalb die Infraschallwerte tatsächlich um 36 Dezibel niedriger als ursprünglich angegeben seien. Dies entspricht einer Korrektur um mehrere Zehnerpotenzen, da jeder Anstieg um 10 Dezibel eine Verzehnfachung der Schallenergie bedeutet. Aufgefallen sei der Fehler „in der Folge eines fachlichen Austausches mit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB)“ im März 2021, worauf eine interne Überprüfung eingeleitet worden sei.[31] Drei Monate zuvor hatte die BGR die Überprüfung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt noch als Bestätigung für die sachliche Korrektheit ihre eigene Arbeit angeführt.[33] Im Februar 2021 wies die BGR die immer lautere Kritik an der Studie erneut zurück und teilte der taz mit, dass die Abweichungen um das Mehrtausendfache bei den Ergebnissen der BGR und anderen Organisationen auf „unterschiedliche Herangehensweisen bei den Messungen und Auswertungen“ schließen lasse.[34]

Martin Hundhausen, Professor für Physik an der Universität Erlangen kritisierte, dass die BGR zudem eine deutlich leistungsstärkere Windkraftanlage vermessen habe als angegeben und die Umrechnung in Frequenzspektren fehlerhaft sei. Insgesamt gebe die BGR um Faktor 10.000 zu hohe Infraschallwerte an. Diesen Fehler hätte die BGR bemerken müssen, denn eine derart große Diskrepanz sei „physikalisch absolut ausgeschlossen“.[31] Gemäß taz seien die ermittelten Zahlen der BGR schlicht physikalisch unmöglich gewesen, denn dies hätte bedeutet, dass Windkraftanlagen mehr Energie in Form von Infraschall abstrahlen würden als insgesamt über das gesamte Schallspektrum (Infraschall inklusive).[34] Weitere Kritik äußerte der Bayreuther Umweltwissenschaftler Stefan Holzheu. Nachdem ihm Ungereimtheiten aufgefallen seien, habe er seit dem Frühling 2020 insgesamt 18 E-Mails an den Erstautoren der Studie verschickt, um die Ergebnisse von Forscher zu Forscher zu klären. Daraufhin habe die BGR erst ausweichend geantwortet, dann den Kontakt abgebrochen und schließlich bei Holzheus Vorgesetztem mit rechtlichen Schritten gedroht. Diese seien letztendlich aber nicht eingeleitet worden.[31] Nach Aufdeckung des Fehlers entschuldigte sich der zuständige Bundesminister Peter Altmaier öffentlich für die von der BGR verbreiteten Falschinformationen, auch die BGR gab schließlich den Fehler zu.[35]

Industrie und Verkehr

Eine wichtige Infraschallquelle ist ebenfalls der Verkehr (s. o.). Insbesondere im Innenraum von PKW[36] treten hohe Infraschallpegel von 100 bis 105 dB auf, was die höchsten Werte in einer 2013 bis 2015 durchgeführten Langzeitstudie waren und andere Infraschallquellen um mehrere Größenordnungen übertraf.[1] Interessant ist, dass Personen, die empfindlich auf Infraschall von Industrieanlagen reagieren, sich nicht durch die tieffrequenten Motorgeräusche gesundheitlich belastet fühlen. Vermutlich spielt die zeitliche Variation der Frequenzen hinsichtlich eines unangenehmen Empfindens eine beachtliche Rolle. Variieren die Frequenzen, stört das Signal weniger als wenn permanent dieselbe Frequenz abgestrahlt wird.

Auch Industrieanlagen erzeugen (permanent oder bei bestimmten Vorgängen) tieffrequente Geräusche. Rüttelmaschinen, Mahlwerke, Webstühle oder Luftauslässe mit langen Rohren oder angeschlossenen Kanälen sind nachweisliche Infraschallquellen. Wenn sich langwellige Schallwellen als stehende Welle in einem geschlossenen Raum aufschaukeln oder wenn Gebäudebauteile (etwa eine weitgespannte Geschossdecke) in Resonanz geraten, kann dies gar sehr deutlich wahrnehmbar sein und bei lang anhaltender Einwirkung auch gesundheitliche Probleme bei einer sensiblen Personengruppe verursachen.[37]

Ober- und unterirdische Explosionen sowie Raketenstarts erzeugen Infraschall, der über weite Entfernung zum Nachweis und zur Ortung verwendet werden kann.

Der Überschallknall von Flugzeugen hat auch eine Infraschallkomponente, die sich weiter ausbreitet als der hörbare Schall.

Großstädte, insbesondere bei hoher und dichter Bebauung, entwickeln ein Infraschallfeld, welches sich weit ausbreitet und lokal intensiver sein kann. In der Stadt ist das Verkehrsaufkommen besonders konzentriert und zahlreiche hochaufragende Gebäude mit Fassaden aus Stein und Glas reflektieren und führen zu Interferenz. Bürogebäude sind mit Klima- und Lüftungsanlagen ausgestattet. Dies kann besonders in den Sommermonaten zusätzlich beitragen, dass sich in der Stadt Infraschall entwickelt, wobei sich die einzelnen Quellen überlagern. Insbesondere in den ruhigen Nachtstunden ist die niederfrequente Schallkomponente von Großstädten über große Entfernungen zu hören, auch der Infraschallanteil trägt weit.

Die Orgelpfeifen eines 64-Fuß-Registers einer Orgel erzeugen in der tiefsten Oktave (Subsubkontraoktave) Töne im Infraschallbereich. Bei einem voll ausgebauten 64-Fuß-Register hat der tiefste Ton, das Subsubkontra-C, eine Frequenz von 8,2 Hz (Näheres hier).

Es gibt Infraschalldetektoren für Alarmanlagen, die Infraschallemissionen bei einbruchstypischen Handlungen erfassen können.[38]

Haushalt

Infraschallquellen im Privathaushalt sind z. B. Waschmaschine, Kühlschrank und Öl- und Gasheizungen. Die höchsten Infraschallpegel treten bei Waschmaschinen im Schleudergang auf, wobei teilweise die Wahrnehmungsschwelle überschritten wird.[1]

Literatur

  • Valentina N. Tabulevich: Microseismic and infrasound waves. Springer, Berlin [u. a.] 1992, ISBN 3-540-53293-5
  • W. Tempest (Hrsg.): Infrasound and low frequency vibration. Academic Press, London 1976, ISBN 0-12-685450-5
  • David Havelock, Sonoko Kuwano, Michael Vorländer (Hrsg.): Handbook of Signal Processing in Acoustics. Springer, New York 2009, ISBN 978-0-387-77698-9
  • Alexis Le Pichon, Elisabeth Blanc, Alain Hauchecorne (Hrsg.): Infrasound Monitoring for Atmospheric Studies. Springer, 2009, ISBN 978-1-4020-9507-8

Weblinks

Commons: Infraschall – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Infraschall – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 Tieffrequente Geräusche inkl. Infraschall von Windkraftanlagen und anderen Quellen. Website der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, abgerufen am 5. Januar 2019.
  2. Robert Kühler, Johannes Hensel: Schallquelle für die objektive Untersuchung der auditorischen Wahrnehmung von Infraschall mittels Magnetoenzephalographie (MEG) und Magnetresonanztomographie (MRT) (Online auf der Website der PTB, abgerufen am 28. Dezember 2017)
  3. 3,0 3,1 Jürgen Altmann: Acoustic Weapons. A Prospective Assessment. In: Science & Global Security. Band 9, 2001, S. 165–234
  4. Peter Plath: Das Hörorgan und seine Funktionen, Marhold, Berlin 1988, ISBN 978-3786432111
  5. Silvester Siegmann und Uwe Nigmann: Biologische Wirkungen von tieffrequentem Schall/Infraschall (PDF, 591KB)
  6. http://www.sarahangliss.com/extras/Infrasonic/experiment.htm
  7. Graph: Bei 17 Hz laute 90 dB, gemittelt über 60 Sekunden.
  8. Windenergie und Schallenergie. Website der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, abgerufen am 9. Oktober 2015.
  9. Infrasonic – the experiment (Memento vom 20. April 2015 im Internet Archive) concert, Purcell Room, London, 31 May, 2003, sponsored by the sciart Consortium with additional support by the National Physical Laboratory
  10. Sounds like terror in the air, Sydney Morning Herald, 9. September 2003.
  11. Frank Kameier: Messung und Darstellung von Infraschall – abweichend von der DIN 45680. DAGA, 41. Jahrestagung für Akustik, 18. März 2015, abgerufen am 10. Oktober 2018.
  12. Tieffrequente Geräusche inkl. Infraschall von Windkraftanlagen und anderen Quellen, Seite 90. Website der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, abgerufen am 10. Oktober 2018
  13. Infraschall-Messanlage IS27zur Überwachung des Kernwaffenteststoppvertrages. (PDF; 900 kB) Alfred-Wegener-Institut, 17. Dezember 2018, S. 3, abgerufen am 11. Januar 2021.
  14. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe: Erzeugen Infraschallquellen den Brummton? (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 6. Mai 2013; abgerufen am 19. Februar 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bgr.bund.de
  15. Norbert Lossau: Eine Minute Physik : Die Töne der Meteoriten und Föhnwinde. In: DIE WELT. 30. April 2014 (welt.de [abgerufen am 2. Januar 2018]).
  16. Donnernde Sprites. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. Juni 2005, abgerufen am 9. Oktober 2015.
  17. 17,0 17,1 Windenergie und Schallenergie. Website der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, abgerufen am 9. Oktober 2015.
  18. 18,0 18,1 Erich Hau: Windkraftanlagen – Grundlagen, Technik, Einsatz, Wirtschaftlichkeit. 5. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 2014, S. 654.
  19. Martin Kaltschmitt, Wolfgang Streicher, Andreas Wiese (Hrsgs.): Erneuerbare Energien. Systemtechnik, Wirtschaftlichkeit, Umweltaspekte. Berlin/Heidelberg 2013, S. 536.
  20. Robert Gasch, Jochen Twele (Hrsg.): Windkraftanlagen. Grundlagen, Entwurf, Planung und Betrieb. Springer, Wiesbaden 2013, S. 119.
  21. Stephan Gerstner (Hrsg.): Grundzüge des Recht der erneuerbaren Energien, Berlin Boston 2013, S. 74.
  22. 22,0 22,1 22,2 Simon Chapman et al.: The Pattern of Complaints about Australian Wind Farms Does Not Match the Establishment and Distribution of Turbines: Support for the Psychogenic, ‚Communicated Disease‘ Hypothesis. In: PLOS ONE 2013, doi:10.1371/journal.pone.0076584.
  23. Das „Windturbinen-Syndrom“. Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg. Abgerufen am 7. September 2014.
  24. Wind Health Impacts dismissed in Court. Website des Energy and Policy Institute. Abgerufen am 7. September 2014.
  25. Jennifer Taylor, Carol Eastwick, Robin Wilson, Claire Lawrence: The influence of negative oriented personality traits on the effects of wind turbine noise. In: Personality and Individual Differences. 54, (2013), S. 338–343, doi:10.1016/j.paid.2012.09.018.
  26. Landesamt für Umwelt Baden-Württemberg: Infraschall. Abgerufen am 26. Oktober 2021.
  27. Windenergieanlagen – beeinträchtigt Infraschall die Gesundheit? (PDF; 1,1 MB)
  28. Tieffrequente Geräusche inkl. Infraschall von Windkraftanlagen und anderen Quellen, Seite 90. Website der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, abgerufen am 10. Oktober 2018
  29. Tieffrequente Geräusche und Infraschall von Windkraftanlagen und anderen Quellen. Website der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, abgerufen am 5. März 2015.
  30. Lars Ceranna, Gernot Hartmann, Manfred Henger: Der unhörbare Lärm von Windkraftanlagen – Infraschallmessungen an einem Windrad nördlich von Hannover. (pdf) 5. Dezember 2006, S. 15, abgerufen am 23. November 2017.
  31. 31,0 31,1 31,2 31,3 Susanne Götze, Annika Joeres: Viel Lärm um nichts. In: Die Zeit, 21. April 2021. Abgerufen am 22. April 2021.
  32. Behörde räumt Fehler bei angeblichen Schallbelastungen durch Windräder ein. In: Ärzteblatt, 21. April 2021. Abgerufen am 22. April 2021.
  33. Windräder sind gar nicht so laut. In: Nordkurier, 22. April 2021. Abgerufen am 23. April 2021.
  34. 34,0 34,1 Bernward Janzing: Beim Infraschall verrechnet. In: taz, 22. April 2021. Abgerufen am 23. April 2021.
  35. Peter Altmaier entschuldigt sich für Rechenfehler bei Windkraft-Schallbelastung. In: Der Spiegel. 27. April 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 26. Oktober 2021]).
  36. August Schick: Zur Geschichte der Bewertung von Innengeräuschen in Personenwagen, Zeitschrift für Lärmbekämpfung, Heft 41(1994)S. 61–68, Springer-Verlag. Abgerufen am 23. November 2017.
  37. Frank Kameier: Vortrag zu Messung und Darstellung von Infraschall – abweichend von der DIN 45680. Abgerufen am 6. Oktober 2017.
  38. Winfried Morgner: Nützliche Emissionen im Infraschallbereich. Tagungsbeitrag, PDF-Fassung

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