Hohenberg-Kohn-Theorem: Unterschied zwischen den Versionen

Hohenberg-Kohn-Theorem: Unterschied zwischen den Versionen

imported>Claude J
 
imported>Bleckneuhaus
(→‎Beweis: etwas flüssiger so)
 
Zeile 1: Zeile 1:
Das '''Hohenberg-Kohn-Theorem''' (nach [[Walter Kohn]] und [[Pierre Hohenberg]]) besagt, dass zu einer gegebenen Grundzustands-[[Elektronendichte|Elektronendichteverteilung]] <math>n(\vec r)</math>, das [[Elektrostatik#Potential_und_Spannung|Potential]] <math>V(\vec r)</math> eindeutig definiert ist und damit auch die Grundzustands[[wellenfunktion]] <math>\Psi</math>.
Das '''Hohenberg-Kohn-Theorem''' (von [[Walter Kohn]] und [[Pierre Hohenberg]]) besagt in der [[Quantenmechanik]], dass die Eigenschaften eines Systems von [[Elektron]]en im [[Grundzustand]] (z.&nbsp;B. ein einzelnes [[Atom]], [[Molekül]] oder [[Festkörper]]) vollständig von der [[Elektronendichte]] des Systems bestimmt sind. Das Theorem ist die Grundlage der [[Dichtefunktionaltheorie (Quantenphysik)|Dichtefunktionaltheorie]] (DFT), die u.&nbsp;a in der [[Quantenchemie]] ein wichtiges Werkzeug zur Berechnung von Moleküleigenschaften ist.
In dieser Formulierung gilt das '''Hohenberg-Kohn-Theorem''' nur für einen nicht [[Entartung (Quantenmechanik)|entarteten]] Grundzustand.


Dadurch ergibt sich eine Vereinfachung, da man statt mit 3N Variablen (der Wellenfunktion) nur noch mit 3 Variablen (der Elektronendichte) rechnen muss. Das '''Hohenberg-Kohn-Theorem''' ist eine wichtige Grundlage der [[Dichtefunktionaltheorie (Quantenphysik)|Dichtefunktionaltheorie]] (DFT), die z.&nbsp;B. Anwendung in [[Quantenchemie|quantenchemischen]] Berechnungen von [[Molekül]]en und [[Festkörper]]n findet.
Das Theorem besteht aus zwei Teilen (manchmal als ''Hohenberg-Kohn-Theoreme'', ''HK1'' und ''HK2'' bezeichnet). Der erste Teil besagt, dass von der Elektronendichte im [[Grundzustand]] des Systems eindeutig (bis auf eine additive [[Parameter (Mathematik)|Konstante]]) auf das [[Elektrisches Potential|elektrische Potential]] geschlossen werden kann, das auf alle Elektronen wirkt. Das bedeutet, dass der [[Hamiltonoperator]] in der [[Schrödingergleichung]] des Systems und damit alle seine weiteren Eigenschaften festgelegt sind. Der zweite Teil besagt, dass bei Variation der Elektronendichte in einem gegebenen System nur Zustände mit höherer Energie als der Energie des Grundzustandes gebildet werden können. Mithin kann man durch systematische Variation der Elektronendichte den Grundzustand und seine Energie näherungsweise bestimmen.<ref>Wolfram Koch, Max C. Holthausen: Density Functional Theory for Chemists; Wiley-VCH, 2001</ref>


Eine Verallgemeinerung auf den zeitabhängigen Fall der DFT ist das [[Runge-Gross-Theorem]].
In dieser einfachen Formulierung gelten die Theoreme nur, wenn der Grundzustand des Systems nicht [[Entartung (Quantenmechanik)|entartet]] ist – für diesen Fall können sie allerdings erweitert werden. Der Fall von zeitlich veränderlichen Elektronendichten wird vom [[Runge-Gross-Theorem]] abgedeckt.


{{Lückenhaft|Theorem für einen entarteten Grundzustand|Artikel}}
== Beweis ==
==Beweis ([[reductio ad absurdum]])==


Annahme: Grundzustand <math>\Psi_1</math> nicht entartet mit Hamiltonoperator <math>\hat H_1</math> und Potential <math>V_1(\vec r)</math>
Der folgende  [[reductio ad absurdum|Widerspruchsbeweis]] für den Teil 1 des Theorems gilt für einen nicht entarteten Grundzustand. Das System habe den Hamiltonoperator <math>\hat H_1 = \hat V_1 + \hat U + \hat T</math> und im Grundzustand die Wellenfunktion <math>\Psi_1</math>. Darin bezeichnet
* <math>\hat V_1 </math> die potentielle Energie der Elektronen aufgrund des Potentials <math>V_1(\vec r) </math>,
* <math>\hat T </math> die kinetische Energie der Elektronen,
* <math>\hat U</math> die elektrostatische Abstoßung der Elektronen untereinander.


Es gilt <math>E_1 = \langle \Psi_1|\hat H_1|\Psi_1 \rangle = \int V_1(\vec r) n(\vec r) \, \mathrm{d^3}r + \langle \Psi_1|(\hat T + \hat U)|\Psi_1 \rangle</math>
Dann gilt für die gesamte elektronische Energie des Systems <math>E_1</math>, in [[Dirac-Notation]],
: <math>E_1 = \langle \Psi_1|\hat H_1|\Psi_1 \rangle = \int V_1(\vec r) \rho(\vec r) \, \mathrm{d^3}r + \langle \Psi_1|(\hat T + \hat U)|\Psi_1 \rangle</math>
darin ist
* <math>\rho(\vec r)</math> die gesamte Elektronendichte am Ort <math>\vec r</math>.


mit <math>\hat T </math>: kinetische Energie, <math>\hat U</math> beschreibt die Wechselwirkung der Elektronen
Nun wird angenommen, dieselbe Elektronendichte <math>\rho(\vec r)</math> würde auch für eine andere Wellenfunktion <math>\Psi_2</math> gelten, die den Grundzustand bei einem anderen Potential <math>\hat V_2 </math> im selben Hamiltonoperator beschreibt. Damit <math>\Psi_2 \ne \Psi_1</math>gilt, dürfen <math>\hat V_1 </math> und <math>\hat V_2 </math> sich nicht nur durch eine additive Konstante unterscheiden. Der Hamiltonoperator mit dem geänderten Potential ist <math>\hat H_2 = \hat V_2 + \hat U + \hat T</math>.


Zu widerlegende Behauptung: Es gibt ein Potential <math>V_2(\vec r) \ne V_1(\vec r)</math>, das zur selben Dichte führt.
Da der Energieerwartungswert bei jeder anderen Wellenfunktion als der des Grundzustandes über der Grundzustandsenergie <math>E_1</math> liegt ([[Rayleigh-Ritz-Prinzip]]), folgt die (echte) Ungleichung


Mit dem [[Rayleigh-Ritz-Prinzip]] folgt, wenn sich die Systeme nur durch das Potential unterscheiden:
: <math>E_1 < \langle \Psi_2|\hat H_1|\Psi_2 \rangle = \langle \Psi_2|\hat H_2|\Psi_2 \rangle + \langle \Psi_2|\hat H_1 - \hat H_2|\Psi_2 \rangle =
E_2 + \int (V_1(\vec r) - V_2(\vec r)) \rho(\vec r) \, \mathrm{d^3}r</math>


<math>E_1 < \langle \Psi_2|\hat H_1|\Psi_2 \rangle = \langle \Psi_2|\hat H_2|\Psi_2 \rangle + \langle \Psi_2|\hat H_1 - \hat H_2|\Psi_2 \rangle =
Umgekehrt folgt genauso für <math>E_2</math>:
E_2 + \int (V_1(\vec r) - V_2(\vec r)) n(\vec r) \, \mathrm{d^3}r</math>


Dabei ist <math>\Psi_2</math> die Grundzustandswellenfunktion zum Hamiltonoperator <math>\hat H_2</math>.
: <math>E_2 < \langle \Psi_1|\hat H_2|\Psi_1 \rangle = E_1 + \int ( V_2(\vec r)-V_1(\vec r) ) \rho(\vec r)\, \mathrm{d^3}r</math>
 
Analog ergibt sich:
 
<math>E_2 < \langle \Psi_1|\hat H_2|\Psi_1 \rangle = E_1 + \int ( V_2(\vec r)-V_1(\vec r) ) n(\vec r)\, \mathrm{d^3}r</math>


Durch Addition der beiden Ungleichungen folgt:
Durch Addition der beiden Ungleichungen folgt:


<math>E_1 + E_2 < E_1 + E_2</math>
: <math>E_1 + E_2 < E_1 + E_2</math>


Die Annahme war also falsch und das '''Hohenberg-Kohn-Theorem''' ist damit bewiesen.
Die Annahme war also falsch und das Theorem ist damit bewiesen.


==Zwei Theoreme==
== Literatur ==
Es handelt sich eigentlich um zwei H-K Theoreme. Das erste zeigt die Existenz einer eineindeutigen Abbildung zwischen der Grundzustands-Elektronendichte und der Grundzustands-Wellenfunktion des Vielteilchen-Systems für einen nicht entarteten Grundzustand. Das zweite Theorem beweist, dass die Grundzustandsdichte die Gesamtenergie des Systems minimiert.
* P. Hohenberg and W. Kohn: ''Inhomogeneous Electron Gas''. Phys. Rev. 136 (1964) B864-B871,  {{doi|10.1103/PhysRev.136.B864}}


==Literatur==
== Einzelnachweise ==
* P. Hohenberg and W. Kohn: ''Inhomogeneous Electron Gas''. Phys. Rev. 136 (1964) B864-B871,  {{doi|10.1103/PhysRev.136.B864}}
<references />


[[Kategorie:Quantenmechanik]]
[[Kategorie:Quantenmechanik]]
[[Kategorie:Atomphysik]]
[[Kategorie:Atomphysik]]
[[Kategorie:Theoretische Chemie]]
[[Kategorie:Theoretische Chemie]]

Aktuelle Version vom 18. November 2021, 11:13 Uhr

Das Hohenberg-Kohn-Theorem (von Walter Kohn und Pierre Hohenberg) besagt in der Quantenmechanik, dass die Eigenschaften eines Systems von Elektronen im Grundzustand (z. B. ein einzelnes Atom, Molekül oder Festkörper) vollständig von der Elektronendichte des Systems bestimmt sind. Das Theorem ist die Grundlage der Dichtefunktionaltheorie (DFT), die u. a in der Quantenchemie ein wichtiges Werkzeug zur Berechnung von Moleküleigenschaften ist.

Das Theorem besteht aus zwei Teilen (manchmal als Hohenberg-Kohn-Theoreme, HK1 und HK2 bezeichnet). Der erste Teil besagt, dass von der Elektronendichte im Grundzustand des Systems eindeutig (bis auf eine additive Konstante) auf das elektrische Potential geschlossen werden kann, das auf alle Elektronen wirkt. Das bedeutet, dass der Hamiltonoperator in der Schrödingergleichung des Systems und damit alle seine weiteren Eigenschaften festgelegt sind. Der zweite Teil besagt, dass bei Variation der Elektronendichte in einem gegebenen System nur Zustände mit höherer Energie als der Energie des Grundzustandes gebildet werden können. Mithin kann man durch systematische Variation der Elektronendichte den Grundzustand und seine Energie näherungsweise bestimmen.[1]

In dieser einfachen Formulierung gelten die Theoreme nur, wenn der Grundzustand des Systems nicht entartet ist – für diesen Fall können sie allerdings erweitert werden. Der Fall von zeitlich veränderlichen Elektronendichten wird vom Runge-Gross-Theorem abgedeckt.

Beweis

Der folgende Widerspruchsbeweis für den Teil 1 des Theorems gilt für einen nicht entarteten Grundzustand. Das System habe den Hamiltonoperator $ {\hat {H}}_{1}={\hat {V}}_{1}+{\hat {U}}+{\hat {T}} $ und im Grundzustand die Wellenfunktion $ \Psi _{1} $. Darin bezeichnet

  • $ {\hat {V}}_{1} $ die potentielle Energie der Elektronen aufgrund des Potentials $ V_{1}({\vec {r}}) $,
  • $ {\hat {T}} $ die kinetische Energie der Elektronen,
  • $ {\hat {U}} $ die elektrostatische Abstoßung der Elektronen untereinander.

Dann gilt für die gesamte elektronische Energie des Systems $ E_{1} $, in Dirac-Notation,

$ E_{1}=\langle \Psi _{1}|{\hat {H}}_{1}|\Psi _{1}\rangle =\int V_{1}({\vec {r}})\rho ({\vec {r}})\,\mathrm {d^{3}} r+\langle \Psi _{1}|({\hat {T}}+{\hat {U}})|\Psi _{1}\rangle $

darin ist

  • $ \rho ({\vec {r}}) $ die gesamte Elektronendichte am Ort $ {\vec {r}} $.

Nun wird angenommen, dieselbe Elektronendichte $ \rho ({\vec {r}}) $ würde auch für eine andere Wellenfunktion $ \Psi _{2} $ gelten, die den Grundzustand bei einem anderen Potential $ {\hat {V}}_{2} $ im selben Hamiltonoperator beschreibt. Damit $ \Psi _{2}\neq \Psi _{1} $gilt, dürfen $ {\hat {V}}_{1} $ und $ {\hat {V}}_{2} $ sich nicht nur durch eine additive Konstante unterscheiden. Der Hamiltonoperator mit dem geänderten Potential ist $ {\hat {H}}_{2}={\hat {V}}_{2}+{\hat {U}}+{\hat {T}} $.

Da der Energieerwartungswert bei jeder anderen Wellenfunktion als der des Grundzustandes über der Grundzustandsenergie $ E_{1} $ liegt (Rayleigh-Ritz-Prinzip), folgt die (echte) Ungleichung

$ E_{1}<\langle \Psi _{2}|{\hat {H}}_{1}|\Psi _{2}\rangle =\langle \Psi _{2}|{\hat {H}}_{2}|\Psi _{2}\rangle +\langle \Psi _{2}|{\hat {H}}_{1}-{\hat {H}}_{2}|\Psi _{2}\rangle =E_{2}+\int (V_{1}({\vec {r}})-V_{2}({\vec {r}}))\rho ({\vec {r}})\,\mathrm {d^{3}} r $

Umgekehrt folgt genauso für $ E_{2} $:

$ E_{2}<\langle \Psi _{1}|{\hat {H}}_{2}|\Psi _{1}\rangle =E_{1}+\int (V_{2}({\vec {r}})-V_{1}({\vec {r}}))\rho ({\vec {r}})\,\mathrm {d^{3}} r $

Durch Addition der beiden Ungleichungen folgt:

$ E_{1}+E_{2}<E_{1}+E_{2} $

Die Annahme war also falsch und das Theorem ist damit bewiesen.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Wolfram Koch, Max C. Holthausen: Density Functional Theory for Chemists; Wiley-VCH, 2001

Die News der letzten Tage