Hertha Sponer: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Hertha Sponer''' (* [[1. September]] [[1895]] in [[Nysa|Neisse]], [[Schlesien]]; † [[27. Februar]] [[1968]] in [[Ilten]] bei [[Hannover]]) war eine deutsche [[Physikerin]].
'''Hertha Dorothea Elisabeth Sponer''' (* [[1. September]] [[1895]] in [[Nysa|Neisse]], [[Schlesien]]; † [[17. Februar]] [[1968]] in [[Ilten]] bei [[Hannover]]) war eine deutsche [[Physikerin]]. Als zweite Frau nach [[Emmy Noether]] [[habilitiert]]e sie sich an der [[Universität Göttingen]]. Sie emigrierte 1936 in die USA und lehrte als Professorin bis zu ihrer [[Emeritierung]] an der [[Duke University]]. Wissenschaftlich bedeutsam sind ihre Beiträge zur Anwendung quantentheoretischer Methoden in der [[Atomphysik|Atom]]- und [[Molekülphysik]].


== Leben ==
== Leben ==
Hertha Sponer wuchs in einer Kaufmannsfamilie mit zwei Schwestern und zwei Brüdern auf. Sie absolvierte zunächst eine damals für Frauen akzeptierte Ausbildung als [[Erzieherin]] und [[Volksschullehrer]]in in Hannover und Heidelberg, die sie 1913 abschloss. Bis 1915 arbeitete sie als Erzieherin, dann bis 1916 als Kriegsvertretung an einer [[Volksschule]]. 1917 legte sie an einem [[Realgymnasium]] die Reifeprüfung ab.
[[Datei:Berliner Physiker u Chemiker 1920.jpg|mini|Hertha Sponer (unten links) mit Physikern und Chemikern beim Abschied von James Franck (unten Mitte) 1921 vom Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin<ref name="duke">[https://physics.duke.edu/about/history/historical-faculty/HerthaSponer ''Hertha Sponer'', Duke University]</ref>]]
Sie studierte von 1917 bis 1918 Physik in Tübingen, anschließend in Göttingen, wo sie 1920 nach nur sechs Semestern bei [[Peter Debye]] [[Promotion (Doktor)|promovierte]]. Ihre Dissertation ''Über ultrarote Absorption zweiatomiger Gase'' gehört zu den ersten Arbeiten, in denen durch [[Molekül]]-[[Rotation (Physik)|Rotation]] hervorgerufene [[Spektralbande]]n mit [[Quantentheorie|quantentheoretischen]] Methoden behandelt wurden. Am [[Kaiser-Wilhelm-Institut]] für [[Physikalische Chemie]] in Berlin war sie Mitarbeiterin des [[Nobelpreis]]trägers [[James Franck]] und bildete sich bei [[Arthur Wehnelt]] experimentell weiter. 1921 ging sie mit Franck an die Universität Göttingen zurück, wo sie ihre Untersuchungen zum [[Elektronenstoß]] fortsetzte. Gegen den Widerstand der Fakultät habilitierte sie sich 1925<ref>Anikó Szabó: ''Vertreibung, Rückkehr, Wiedergutmachung. Göttinger Hochschullehrer im Schatten des Nationalsozialismus'', Wallstein-Verlag, Göttingen 2000, ISBN 978-3-89244-381-0, S. 17</ref> mit der Schrift ''Anregungspotentiale der Bandenspektren des Stickstoffs'' und erhielt die [[Venia legendi]]. Sie ist damit die zweite Frau nach der Mathematikerin [[Emmy Noether]] mit einer Habilitation an der Universität Göttingen und gehört mit [[Lise Meitner]] 1922 in Berlin und [[Hedwig Kohn]] 1930 in Breslau zu den ersten drei im Fach Physik habilitierten Frauen in Deutschland.<ref>[https://www.dpg-physik.de/vereinigungen/fachuebergreifend/ak/akc/sponerpreis/wer-war-hertha-sponer ''Wer war Hertha Sponer?'' Arbeitskreis Chancengleichheit der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG)]</ref> Ein [[Rockefeller-Stipendium]] ermöglichte ihr 1925/26 einen einjährigen Forschungsaufenthalt in [[Berkeley]], Kalifornien.<ref>[http://www.aleph99.org/etusci/ks/t1a4.pdf Im „Mekka der Mathematiker“] (pdf; 139&nbsp;kB), S. 62</ref>


[[Datei:Sponer,Herta Studienreise 1925.jpg|miniatur|hochkant=1.4|Artikel in Göttinger Zeitung, 25. Oktober 1925]]
Bis 1932 war Sponer Privatdozentin und danach bis 1934 außerordentliche Professorin in Göttingen. Die Arbeitsgruppe um Franck, der jüdischer Abstammung war, wurde aufgelöst, nachdem dieser gegen die [[NS-Staat|NS]]-[[Rassentheorie|Rassenpolitik]] protestiert hatte und am 17.&nbsp;April 1933 sein Professorenamt niederlegte. Durch den Einfluss von [[Robert Wichard Pohl]] hatte Sponer in Göttingen keine Chance mehr, da dieser Frauen in akademischer Stellung nicht duldete.<ref>[[Renate Tobies]]: ''Einführung: Einflußfaktoren auf die Karriere von Frauen in Mathematik und Naturwissenschaften.'' In: Renate Tobies (Hrsg.): ''„Aller Männerkultur zum Trotz“. Frauen in Mathematik und Naturwissenschaften.'' Mit einem Geleitwort von [[Knut Radbruch]]. Campus, Frankfurt am Main u. a. 1997, ISBN 3-593-35749-6, S. 17–67, hier S. 50.</ref> Im Herbst 1933 nahm Herta Sponer mit Hilfe der Rockefeller Foundation eine Professur am Institut für Physik in [[Oslo]] an, wo sie von 1934 bis 1936 lehrte. Sie emigrierte 1936 in die USA. Dort half ihr der ebenfalls emigrierte Mineraloge [[Viktor Moritz Goldschmidt]].
Nach dem Studium in [[Tübingen]] und [[Göttingen]] [[Promotion (Doktor)|promovierte]] sie 1920 bei [[Peter Debye]] (''Über ultrarote Absorption zweiatomiger Gase''). Von 1921 bis 1925 war sie Assistentin, 1925/26 ermöglichte ein [[Rockefeller-Stipendium]] ihr einen einjährigen Forschungsaufenthalt in [[Berkeley]], Kalifornien.<ref>[http://www.aleph99.org/etusci/ks/t1a4.pdf Im „Mekka der Mathematiker“] (pdf; 139&nbsp;kB), S. 62</ref>


Aus Anlass dieser Studienreise von Hertha Sponer erlaubten sich die jungen Göttinger Physiker einen Scherz mit der Zeitung, die nebenstehenden ihr zugespielten Bericht am 25. Oktober 1925 veröffentlichte.<ref>[https://av.tib.eu/media/11594  Film]: ''Quantenmechanik im Aufbruch - [[Friedrich Hund]] berichtet aus seinem Leben, Göttingen 1988 - Gesprächspartner: [[Helmut Rechenberg]]''. Institut für den Wissenschaftlichen Film, zur Verfügung gestellt von der Technischen Informationsbibliothek, {{DOI|10.3203/IWF/G-239}}.</ref>
Von 1936 bis zu ihrer [[Emeritierung]] mit 70 Jahren lehrte sie als [[Ordentliche Professorin]] an der [[Duke University]], [[Durham (North Carolina)|Durham]], [[North Carolina]].<ref>Anikó Szabó: ''Vertreibung, Rückkehr, Wiedergutmachung. Göttinger Hochschullehrer im Schatten des Nationalsozialismus'', Wallstein-Verlag, Göttingen 2000, ISBN 978-3-89244-381-0, S. 262</ref> Einer ihrer ersten Assistenten war der Physiker [[Edward Teller]]. 1939 gelang es ihr zur Rettung von [[Hedwig Kohn]] aus Nazi-Deutschland beizutragen. 1946 heiratete sie ihren früheren Mentor und Freund, James Franck, der Professor in Chicago war. Sie hatte 1952/53 eine Gastprofessur an der [[Universität Uppsala]] und unternahm 1962 eine Vortragsreise in Japan und Indien.


Bis 1932 war Sponer Privatdozentin und danach bis 1934 außerordentliche Professorin in Göttingen. Sie war Mitarbeiterin von [[James Franck]] und arbeitete u.&nbsp;a. mit [[Edward Teller]] zusammen. Die Arbeitsgruppe um James Franck wurde aufgelöst, nachdem er am 17. April 1933 zurücktrat. Als Frau hatte Hertha Sponer durch den Einfluss von [[Robert Wichard Pohl]] in Göttingen keine Chance mehr. Nachdem die Universität ihre Stelle zum 1. Oktober 1934 kündigte, gelang ihr die Emigration nach [[Oslo]]. Dort half ihr der ebenfalls emigrierte Mineraloge [[Viktor Moritz Goldschmidt]]. Von 1936 bis 1966 war sie Professorin an der [[Duke University]], [[Durham (North Carolina)|Durham]], [[North Carolina]]. 1946 heiratete Hertha Sponer [[James Franck]] und 1948 entstand in Durham ein von [[Marianne Manasse]] gemaltes Porträt von ihr, das sich im Besitz der Duke University befindet.<ref>[https://www.phy.duke.edu/history/DistinguishedFaculty/HerthaSponer Marianne Manasse: Porträt Hertha Sponer] Dieses Porträt befindet sich auch auf der Titelseite des eBooks von M.A. Maushart: Hertha Sponer: ''A Women's Life as a Physicist in the 20th Century'', das ebenfalls über die Webseite der Duke University zugänglich ist: [https://www.phy.duke.edu/history/DistinguishedFaculty/HerthaSponer Hertha Sponer]</ref> 1966 kehrte Hertha Sponer nach Deutschland zurück.
Nach dem Tod von James Franck im Mai 1964 kehrte Hertha Sponer an [[Alzheimer-Krankheit|Alzheimer]] erkrankt 1966 allein nach Deutschland zurück und wurde von der Familie ihrer jüngsten Schwester Charlotte Schönbach in [[Celle]] aufgenommen. Sie starb am 17. Februar 1968 in den [[Wahrendorffsche Anstalten|Wahrendorffschen Krankenanstalten]] in Ilten/Hannover.<ref>[[Annette Vogt|Annette B. Vogt]]: ''Hertha (Herta) Sponer (1895–1968)'', in: Jan Apotheker et al. (Hrsg.): ''European Women in Chemistry'', Wiley-VCH, 2011, ISBN 978-3-527-32956-4, S. 99–102</ref> Die Beisetzung fand am 23. Februar 1968 in Celle statt.


== Leistungen ==
== Leistungen ==
Hertha Sponer leistete wichtige Beiträge zur [[Molekülphysik]] und [[Spektroskopie]]. Bekannt ist z.&nbsp;B. die Birge-Sponer-Auftragung zur Bestimmung der [[Dissoziationsenergie]] von [[Molekül]]en aus [[Spektroskopie|spektroskopischen]] Daten. Nach ihr ist auch der [[Hertha-Sponer-Preis]] benannt, der alljährlich an junge, wissenschaftlich erfolgreiche Physikerinnen vergeben wird.
Hertha Sponer leistete umfassende Beiträge zur Anwendung [[Quantenfeldtheorie|quantentheoretischer]] Methoden in der [[Atomphysik|Atom]]- und [[Molekülphysik]]. Bekannt ist z.&nbsp;B. die Birge-Sponer-Auftragung zur Bestimmung der [[Dissoziationsenergie]] von [[Molekül]]en aus [[Spektroskopie|spektroskopischen]] Daten. Als ihr bedeutendster Beitrag zur Molekülphysik gilt ihr zweibändiges Werk ''Molekülspektren und ihre Anwendung auf chemische Probleme''.


== Werke ==
== Ehrungen ==
* ''Molekülspektren und ihre Anwendung auf chemische Probleme.'' Band I: ''Tabellen.'' Band II: ''Text.'' Berlin 1935/1936.
Nach ihr ist der [[Hertha-Sponer-Preis]] benannt, der seit 2002 alljährlich von der [[Deutsche Physikalische Gesellschaft|Deutschen Physikalischen Gesellschaft]] an junge, wissenschaftlich erfolgreiche Physikerinnen vergeben wird. Die Duke University etablierte 2007 die Vorlesungsreihe „Hertha Sponer Presidential Lectureship“ für angesehene Wissenschaftlerinnen. Die erste Vorlesung hielt die amerikanische Physikerin [[Margaret Murnane]].<ref name="duke" />
* H. Sponer, T. Birge: ''The Heat of Dissociation of Non-Polar Molecules.'' In: ''Physical Review.'' 28, 1926, S. 259–283.
* J. Franck, H. Sponer, E. Teller: ''Bemerkungen über die Prädissoziation dreiatomiger Moleküle.'' In: ''Zeitschrift für physikalische Chemie.'' 18, 1932, S. 88–101.


Die Stadt Göttingen benannte nach ihr 2003 die ''Hertha-Sponer-Straße''.<ref>[https://gleichstellung.goettingen.de/wp-content/uploads/2019/12/Broschu%CC%88re-frauen-auf-die-g%C3%B6ttinger-stra%C3%9Fenschilder.pdf ''frauen auf die göttinger straßen(schilder)'', Broschüre (pdf) des Gleichstellungsbüros der Stadt Göttingen]</ref>
== Familie ==
Eine ihrer beiden Schwestern war die promovierte [[Romanistik|Romanistin]] und Widerstandskämpferin gegen das [[Nazi-Regime]] [[Margot Sponer]] (1898–1945).<ref>[https://zflprojekte.de/sprachforscher-im-exil/index.php/catalog/s/441-sponer-margot ''Sponer, Margot. Geb. 10.2.1898 Neisse (Schlesien), gest. (hingerichtet) 27.4.1945 Berlin''. In: ''Verfolgung und Auswanderung deutschsprachiger Sprachforscher 1933-1945''], hrsg. von [[Utz Maas]]</ref>
== Trivia ==
1948 entstand in Durham ein von [[Marianne Manasse]] gemaltes Porträt von ihr, das sich im Besitz der Duke University befindet.<ref>[https://physics.duke.edu/about/history/historical-faculty/HerthaSponer Hertha Sponer oil portrait by Marianne Manasse ca 1948 (Property of Duke University)]</ref>
== Schriften ==
* ''Molekülspektren und ihre Anwendung auf chemische Probleme'' (= ''Struktur und Eigenschaften der Materie in Einzeldarstellungen.'' 15–16, {{ZDB|527570-2}}). 2 Bände (Band 1: ''Tabellen.'' Band 2: ''Text.''). Springer, Berlin 1935–1936.
* mit Raymond T. Birge: ''The Heat of Dissociation of Non-Polar Molecules.'' In: ''[[Physical Review]].'' Bd. 28, Nr. 2, 1926, S. 259–283, [[doi:10.1103/PhysRev.28.259]].
* mit [[James Franck]] und [[Edward Teller]]: ''Bemerkungen über Prädissoziationsspektren dreiatomiger Moleküle.'' In: ''[[Zeitschrift für Physikalische Chemie]].'' Abt. B: ''Chemie der Elementarprozesse, Aufbau der Materie.'' Bd. 18, 1932, S. 88–101, [[doi:10.1515/zpch-1932-1809]].
== Stipendien und Mitgliedschaften ==
* 1925–26 Rockefeller Foundation Fellow
* 1952–53 [[Guggenheim Fellow]]
* [[Fellow]], [[New York Academy of Sciences]]
* Fellow, [[Optical Society of America]]
* Fellow, [[American Physical Society]]
== Literatur ==
== Literatur ==
* Ein ausführliches Porträt von Hertha Sponer befindet sich auf einer Webseite der Duke University: [https://www.phy.duke.edu/history/DistinguishedFaculty/HerthaSponer Hertha Sponer]
* Marie-Ann Maushart: ''„Um mich nicht zu vergessen“. Hertha Sponer Ein Frauenleben für die Physik im 20. Jahrhundert.'' Verlag für Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik, Bassum 1997, ISBN 3-928186-37-X (In englischer Sprache ist es als eBook unter dem Titel ''Hertha Sponer: A Women's Life as a Physicist in the 20th Century'' auf der vorstehend genannten Portrait-Webseite der Duke University abrufbar und zeigt auf der Titelseite das 1948 von [[Marianne Manasse]] gemalte Porträt [https://phy.duke.edu/about/history/historical-faculty/HerthaSponer Hertha Sponers]).
* Marie-Ann Maushart: ''"Um mich nicht zu vergessen": Hertha Sponer - Ein Frauenleben für die Physik im 20. Jahrhundert.'' Verlag für Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik, Stuttgart/ Bassum 1997, ISBN 3-928186-37-X. In englischer Sprache ist es als eBook unter dem Titel ''Hertha Sponer: A Women's Life as a Physicist in the 20th Century'' über die Webseite der Duke University abrufbar und zeigt auf der Titelseite das 1948 von [[Marianne Manasse]] gemalte Porträt: [https://www.phy.duke.edu/history/DistinguishedFaculty/HerthaSponer Hertha Sponer]
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* Ein ausführliches Porträt von Hertha Sponer befindet sich auf einer Webseite der Duke University: [https://phy.duke.edu/about/history/historical-faculty/HerthaSponer Hertha Sponer]
* [http://www.quantum-chemistry-history.com/Sponer1.htm Lebenslauf von Hertha Sponer, englisch]
* [http://www.quantum-chemistry-history.com/Sponer1.htm Lebenslauf von Hertha Sponer, englisch]
* [https://www.dpg-physik.de/dpg/gliederung/ak/akc/sponerpreis/sponer.html Website des Hertha-Sponer-Preises]
* [http://www.phy.duke.edu/history/DistinguishedFaculty/HerthaSponer/ Biografie von Hertha Sponer, englisch]
* [http://www.phy.duke.edu/history/DistinguishedFaculty/HerthaSponer/ Biografie von Hertha Sponer, englisch]


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Aktuelle Version vom 3. Januar 2022, 09:16 Uhr

Hertha Sponer (1913)

Hertha Dorothea Elisabeth Sponer (* 1. September 1895 in Neisse, Schlesien; † 17. Februar 1968 in Ilten bei Hannover) war eine deutsche Physikerin. Als zweite Frau nach Emmy Noether habilitierte sie sich an der Universität Göttingen. Sie emigrierte 1936 in die USA und lehrte als Professorin bis zu ihrer Emeritierung an der Duke University. Wissenschaftlich bedeutsam sind ihre Beiträge zur Anwendung quantentheoretischer Methoden in der Atom- und Molekülphysik.

Leben

Hertha Sponer wuchs in einer Kaufmannsfamilie mit zwei Schwestern und zwei Brüdern auf. Sie absolvierte zunächst eine damals für Frauen akzeptierte Ausbildung als Erzieherin und Volksschullehrerin in Hannover und Heidelberg, die sie 1913 abschloss. Bis 1915 arbeitete sie als Erzieherin, dann bis 1916 als Kriegsvertretung an einer Volksschule. 1917 legte sie an einem Realgymnasium die Reifeprüfung ab.

Hertha Sponer (unten links) mit Physikern und Chemikern beim Abschied von James Franck (unten Mitte) 1921 vom Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin[1]

Sie studierte von 1917 bis 1918 Physik in Tübingen, anschließend in Göttingen, wo sie 1920 nach nur sechs Semestern bei Peter Debye promovierte. Ihre Dissertation Über ultrarote Absorption zweiatomiger Gase gehört zu den ersten Arbeiten, in denen durch Molekül-Rotation hervorgerufene Spektralbanden mit quantentheoretischen Methoden behandelt wurden. Am Kaiser-Wilhelm-Institut für Physikalische Chemie in Berlin war sie Mitarbeiterin des Nobelpreisträgers James Franck und bildete sich bei Arthur Wehnelt experimentell weiter. 1921 ging sie mit Franck an die Universität Göttingen zurück, wo sie ihre Untersuchungen zum Elektronenstoß fortsetzte. Gegen den Widerstand der Fakultät habilitierte sie sich 1925[2] mit der Schrift Anregungspotentiale der Bandenspektren des Stickstoffs und erhielt die Venia legendi. Sie ist damit die zweite Frau nach der Mathematikerin Emmy Noether mit einer Habilitation an der Universität Göttingen und gehört mit Lise Meitner 1922 in Berlin und Hedwig Kohn 1930 in Breslau zu den ersten drei im Fach Physik habilitierten Frauen in Deutschland.[3] Ein Rockefeller-Stipendium ermöglichte ihr 1925/26 einen einjährigen Forschungsaufenthalt in Berkeley, Kalifornien.[4]

Bis 1932 war Sponer Privatdozentin und danach bis 1934 außerordentliche Professorin in Göttingen. Die Arbeitsgruppe um Franck, der jüdischer Abstammung war, wurde aufgelöst, nachdem dieser gegen die NS-Rassenpolitik protestiert hatte und am 17. April 1933 sein Professorenamt niederlegte. Durch den Einfluss von Robert Wichard Pohl hatte Sponer in Göttingen keine Chance mehr, da dieser Frauen in akademischer Stellung nicht duldete.[5] Im Herbst 1933 nahm Herta Sponer mit Hilfe der Rockefeller Foundation eine Professur am Institut für Physik in Oslo an, wo sie von 1934 bis 1936 lehrte. Sie emigrierte 1936 in die USA. Dort half ihr der ebenfalls emigrierte Mineraloge Viktor Moritz Goldschmidt.

Von 1936 bis zu ihrer Emeritierung mit 70 Jahren lehrte sie als Ordentliche Professorin an der Duke University, Durham, North Carolina.[6] Einer ihrer ersten Assistenten war der Physiker Edward Teller. 1939 gelang es ihr zur Rettung von Hedwig Kohn aus Nazi-Deutschland beizutragen. 1946 heiratete sie ihren früheren Mentor und Freund, James Franck, der Professor in Chicago war. Sie hatte 1952/53 eine Gastprofessur an der Universität Uppsala und unternahm 1962 eine Vortragsreise in Japan und Indien.

Nach dem Tod von James Franck im Mai 1964 kehrte Hertha Sponer an Alzheimer erkrankt 1966 allein nach Deutschland zurück und wurde von der Familie ihrer jüngsten Schwester Charlotte Schönbach in Celle aufgenommen. Sie starb am 17. Februar 1968 in den Wahrendorffschen Krankenanstalten in Ilten/Hannover.[7] Die Beisetzung fand am 23. Februar 1968 in Celle statt.

Leistungen

Hertha Sponer leistete umfassende Beiträge zur Anwendung quantentheoretischer Methoden in der Atom- und Molekülphysik. Bekannt ist z. B. die Birge-Sponer-Auftragung zur Bestimmung der Dissoziationsenergie von Molekülen aus spektroskopischen Daten. Als ihr bedeutendster Beitrag zur Molekülphysik gilt ihr zweibändiges Werk Molekülspektren und ihre Anwendung auf chemische Probleme.

Ehrungen

Nach ihr ist der Hertha-Sponer-Preis benannt, der seit 2002 alljährlich von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft an junge, wissenschaftlich erfolgreiche Physikerinnen vergeben wird. Die Duke University etablierte 2007 die Vorlesungsreihe „Hertha Sponer Presidential Lectureship“ für angesehene Wissenschaftlerinnen. Die erste Vorlesung hielt die amerikanische Physikerin Margaret Murnane.[1]

Die Stadt Göttingen benannte nach ihr 2003 die Hertha-Sponer-Straße.[8]

Familie

Eine ihrer beiden Schwestern war die promovierte Romanistin und Widerstandskämpferin gegen das Nazi-Regime Margot Sponer (1898–1945).[9]

Trivia

1948 entstand in Durham ein von Marianne Manasse gemaltes Porträt von ihr, das sich im Besitz der Duke University befindet.[10]

Schriften

Stipendien und Mitgliedschaften

Literatur

  • Marie-Ann Maushart: „Um mich nicht zu vergessen“. Hertha Sponer – Ein Frauenleben für die Physik im 20. Jahrhundert. Verlag für Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik, Bassum 1997, ISBN 3-928186-37-X (In englischer Sprache ist es als eBook unter dem Titel Hertha Sponer: A Women's Life as a Physicist in the 20th Century auf der vorstehend genannten Portrait-Webseite der Duke University abrufbar und zeigt auf der Titelseite das 1948 von Marianne Manasse gemalte Porträt Hertha Sponers).
  • Renate Tobies: Sponer, Hertha Dorothea Elisabeth. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 737 f. (Digitalisat).

Weblinks

Commons: Hertha Sponer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Hertha Sponer, Duke University
  2. Anikó Szabó: Vertreibung, Rückkehr, Wiedergutmachung. Göttinger Hochschullehrer im Schatten des Nationalsozialismus, Wallstein-Verlag, Göttingen 2000, ISBN 978-3-89244-381-0, S. 17
  3. Wer war Hertha Sponer? Arbeitskreis Chancengleichheit der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG)
  4. Im „Mekka der Mathematiker“ (pdf; 139 kB), S. 62
  5. Renate Tobies: Einführung: Einflußfaktoren auf die Karriere von Frauen in Mathematik und Naturwissenschaften. In: Renate Tobies (Hrsg.): „Aller Männerkultur zum Trotz“. Frauen in Mathematik und Naturwissenschaften. Mit einem Geleitwort von Knut Radbruch. Campus, Frankfurt am Main u. a. 1997, ISBN 3-593-35749-6, S. 17–67, hier S. 50.
  6. Anikó Szabó: Vertreibung, Rückkehr, Wiedergutmachung. Göttinger Hochschullehrer im Schatten des Nationalsozialismus, Wallstein-Verlag, Göttingen 2000, ISBN 978-3-89244-381-0, S. 262
  7. Annette B. Vogt: Hertha (Herta) Sponer (1895–1968), in: Jan Apotheker et al. (Hrsg.): European Women in Chemistry, Wiley-VCH, 2011, ISBN 978-3-527-32956-4, S. 99–102
  8. frauen auf die göttinger straßen(schilder), Broschüre (pdf) des Gleichstellungsbüros der Stadt Göttingen
  9. Sponer, Margot. Geb. 10.2.1898 Neisse (Schlesien), gest. (hingerichtet) 27.4.1945 Berlin. In: Verfolgung und Auswanderung deutschsprachiger Sprachforscher 1933-1945, hrsg. von Utz Maas
  10. Hertha Sponer oil portrait by Marianne Manasse ca 1948 (Property of Duke University)

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