Erwin Madelung: Unterschied zwischen den Versionen

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== Leben und Werk ==
== Leben und Werk ==
Erwin Madelung wuchs in Bonn, Rostock und Straßburg auf, wo sein Vater [[Otto Madelung]] (1846–1926) Direktor der chirurgischen Universitätsklinik war, bevor das [[Elsass]] 1918 wieder französisch wurde. Sein Abitur machte er am renommierten [[Universität Straßburg|Protestantischen Gymnasium]] zu [[Straßburg]], das zahlreiche spätere Hochschullehrer hervorbrachte, wie der Absolvent und 1914 Träger des [[Nobelpreis]]es für Physik [[Max von Laue]] (1879–1960) in seiner Autobiographie berichtet. Erwin Madelung ist jüngerer Bruder des Chemikers [[Walter Madelung]] (1879–1963) und älterer des Flugzeugingenieurs [[Georg Madelung]] (1889–1972). Seine Halbschwester Tussa (eigentlich: Auguste Eleonore) Madelung heiratete 1922 seinen Göttinger Kollegen, den Experimentalphysiker [[Robert Wichard Pohl]] (1884–1976).
Erwin Madelung wuchs in [[Bonn]], [[Rostock]] und [[Straßburg]] auf, wo sein Vater [[Otto Madelung]] (1846–1926) Direktor der chirurgischen [[Universität Straßburg|Universitätsklinik]] war, bevor das [[Elsass]] 1918 wieder französisch wurde. Sein Abitur machte er am renommierten Protestantischen Gymnasium in Straßburg, das zahlreiche spätere Hochschullehrer hervorbrachte. Erwin Madelung ist jüngerer Bruder des Chemikers [[Walter Madelung]] (1879–1963) und älterer des Flugzeugingenieurs [[Georg Madelung]] (1889–1972). Seine Halbschwester Tussa (eigentlich: Auguste Eleonore) Madelung heiratete 1922 seinen Göttinger Kollegen, den Experimentalphysiker [[Robert Wichard Pohl]] (1884–1976).


Erwin Madelung studierte Physik in Kiel, Zürich und Straßburg und promovierte 1905 in Göttingen bei [[Hermann Theodor Simon]] (1870–1918) zum Dr. phil. Nach einer fast einjährigen Weltreise kehrte er an die [[Universität Göttingen]] zurück und beschäftigte sich vor allem mit der [[Kristallstruktur]] von Festkörpern. 1908 wurde er Assistent von [[Eduard Riecke]]. 1912 habilitierte er sich in Göttingen. In dieser Zeit entwickelte er die nach ihm benannte [[Madelung-Konstante]] für [[Ionengitter]], die für jeden Typ von Kristallgitter die elektrostatischen Wechselwirkungen mit allen Ionen des Kristalls charakterisiert. 1918 wurde er zum Professor ernannt, nachdem er während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] im [[Pionierregiment 35]] gedient hatte.<ref name="SzöllösiJanze">[[Margit Szöllösi-Janze]], ''Fritz Haber: 1868–1934; eine Biographie'', Beck-Verlag, München 1998, S. 327–329 ([https://books.google.co.uk/books?isbn=3406435483 online]), Zugriff 26. Januar 2015</ref>
Erwin Madelung studierte Physik in [[Christian-Albrechts-Universität zu Kiel|Kiel]], [[Universität Zürich|Zürich]] und Straßburg und promovierte 1905 in [[Georg-August-Universität Göttingen|Göttingen]] bei [[Hermann Theodor Simon]] (1870–1918) zum Dr. phil. Nach einer fast einjährigen Weltreise kehrte er an die Universität Göttingen zurück und beschäftigte sich vor allem mit der [[Kristallstruktur]] von Festkörpern. 1908 wurde er Assistent von [[Eduard Riecke]]. 1912 habilitierte er sich in Göttingen. In dieser Zeit entwickelte er die nach ihm benannte [[Madelung-Konstante]] für [[Ionengitter]], die für jeden Typ von Kristallgitter die elektrostatischen Wechselwirkungen mit allen Ionen des Kristalls charakterisiert. 1918 wurde er zum Professor ernannt, nachdem er während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] im [[Pionierregiment 35]] gedient hatte.<ref name="SzöllösiJanze">[[Margit Szöllösi-Janze]], ''Fritz Haber: 1868–1934; eine Biographie'', Beck-Verlag, München 1998, S. 327–329 ([https://books.google.co.uk/books?isbn=3406435483 online]), Zugriff 26. Januar 2015</ref>


Nach kurzen Professuren in Kiel und Münster wurde er 1921 als Nachfolger von [[Max Born]] an die [[Universität Frankfurt am Main]] berufen, wo er bis 1949 den Lehrstuhl für Theoretische Physik innehatte und bis 1953 Vorlesungen hielt. Dort befasste er sich vor allem mit Themen der Atomphysik und Quantenmechanik. Hier entwickelte er die [[Madelunggleichungen]].
Nach kurzen Professuren in Kiel und [[Westfälische Wilhelms-Universität|Münster]] wurde er 1921 als Nachfolger von [[Max Born]] an die [[Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main|Universität Frankfurt]] berufen, wo er bis 1949 den Lehrstuhl für Theoretische Physik innehatte und bis 1953 Vorlesungen hielt. Dort befasste er sich vor allem mit Themen der [[Atomphysik]] und [[Quantenmechanik]]. Hier entwickelte er die [[Madelunggleichungen]].


1923 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger [[Akademie der Wissenschaften zu Göttingen|Akademie der Wissenschaften]] gewählt.<ref>{{Literatur |Autor=Holger Krahnke |Titel=Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 |Verlag=Vandenhoeck & Ruprecht |Ort=Göttingen |Datum=2001 |ISBN=3-525-82516-1 |Seiten=158}}</ref> Seit 1942 war er Mitglied der [[Heidelberger Akademie der Wissenschaften]].<ref>{{Internetquelle |url=http://www.haw.uni-heidelberg.de/akademie/member.en.html?id=535 |titel=Mitglieder der HAdW seit ihrer Gründung im Jahr 1909 |titelerg=Erwin Madelung |hrsg=Heidelberger Akademie der Wissenschaften |zugriff=2016-06-19}}</ref>
1923 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger [[Akademie der Wissenschaften zu Göttingen|Akademie der Wissenschaften]] gewählt.<ref>Holger Krahnke: ''Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001'' (= ''Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse.'' Folge 3, Bd. 246 = ''Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse.'' Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 158.</ref> Seit 1942 war er Mitglied der [[Heidelberger Akademie der Wissenschaften]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.haw.uni-heidelberg.de/akademie/member.en.html?id=535 |titel=Mitglieder der HAdW seit ihrer Gründung im Jahr 1909 |titelerg=Erwin Madelung |hrsg=Heidelberger Akademie der Wissenschaften |zugriff=2016-06-19}}</ref>


Sein Sohn [[Otfried Madelung]] war ebenfalls Professor für theoretische Physik (in Marburg).
Sein Sohn [[Otfried Madelung]] war ebenfalls Professor für theoretische Physik (in Marburg).
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== Literatur ==
== Literatur ==
* Anne Hardy[-Vennen]: ''Die Universität Frankfurt – eine der Geburtsstätten der theoretischen Physik in Deutschland: Hier lehrte und forschte die Physik-Elite Deutschlands.'' In: ''[[Forschung Frankfurt]]'' 3–4/2004, S. 67–69, [http://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/36050294/Universit-t-Frankfurt-Geburtsst-tte-theoretischer-Physik-12-14.pdf Internet-Ausg. (PDF)].
* Anne Hardy[-Vennen]: ''Die Universität Frankfurt – eine der Geburtsstätten der theoretischen Physik in Deutschland: Hier lehrte und forschte die Physik-Elite Deutschlands.'' In: ''[[Forschung Frankfurt]]'' 3–4/2004, S. 67–69, [https://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/36050294/Universit-t-Frankfurt-Geburtsst-tte-theoretischer-Physik-12-14.pdf Internet-Ausg. (PDF)].
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Aktuelle Version vom 12. Juli 2021, 07:49 Uhr

Grab von Erwin Madelung

Erwin Madelung (* 18. Mai 1881 in Bonn; † 1. August 1972 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Physiker.

Leben und Werk

Erwin Madelung wuchs in Bonn, Rostock und Straßburg auf, wo sein Vater Otto Madelung (1846–1926) Direktor der chirurgischen Universitätsklinik war, bevor das Elsass 1918 wieder französisch wurde. Sein Abitur machte er am renommierten Protestantischen Gymnasium in Straßburg, das zahlreiche spätere Hochschullehrer hervorbrachte. Erwin Madelung ist jüngerer Bruder des Chemikers Walter Madelung (1879–1963) und älterer des Flugzeugingenieurs Georg Madelung (1889–1972). Seine Halbschwester Tussa (eigentlich: Auguste Eleonore) Madelung heiratete 1922 seinen Göttinger Kollegen, den Experimentalphysiker Robert Wichard Pohl (1884–1976).

Erwin Madelung studierte Physik in Kiel, Zürich und Straßburg und promovierte 1905 in Göttingen bei Hermann Theodor Simon (1870–1918) zum Dr. phil. Nach einer fast einjährigen Weltreise kehrte er an die Universität Göttingen zurück und beschäftigte sich vor allem mit der Kristallstruktur von Festkörpern. 1908 wurde er Assistent von Eduard Riecke. 1912 habilitierte er sich in Göttingen. In dieser Zeit entwickelte er die nach ihm benannte Madelung-Konstante für Ionengitter, die für jeden Typ von Kristallgitter die elektrostatischen Wechselwirkungen mit allen Ionen des Kristalls charakterisiert. 1918 wurde er zum Professor ernannt, nachdem er während des Ersten Weltkriegs im Pionierregiment 35 gedient hatte.[1]

Nach kurzen Professuren in Kiel und Münster wurde er 1921 als Nachfolger von Max Born an die Universität Frankfurt berufen, wo er bis 1949 den Lehrstuhl für Theoretische Physik innehatte und bis 1953 Vorlesungen hielt. Dort befasste er sich vor allem mit Themen der Atomphysik und Quantenmechanik. Hier entwickelte er die Madelunggleichungen.

1923 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[2] Seit 1942 war er Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.[3]

Sein Sohn Otfried Madelung war ebenfalls Professor für theoretische Physik (in Marburg).

Werke

  • Magnetisierung durch schnell verlaufende Stromvorgänge mit Rücksicht auf Marconis Wellendetektor. Göttingen, Univ., Phil. Fak., Diss., 1905.
  • Die mathematischen Hilfsmittel des Physikers, Springer Verlag, Berlin 1922, ISBN 978-3-662-41679-2. Weitere Auflagen: 1925, 1935, 1950, 1953, 1957, 1964.

Literatur

  • Anne Hardy[-Vennen]: Die Universität Frankfurt – eine der Geburtsstätten der theoretischen Physik in Deutschland: Hier lehrte und forschte die Physik-Elite Deutschlands. In: Forschung Frankfurt 3–4/2004, S. 67–69, Internet-Ausg. (PDF).
  • Schubert, Helmut: Madelung, Erwin. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 628 (Digitalisat).

Einzelnachweise

  1. Margit Szöllösi-Janze, Fritz Haber: 1868–1934; eine Biographie, Beck-Verlag, München 1998, S. 327–329 (online), Zugriff 26. Januar 2015
  2. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 158.
  3. Mitglieder der HAdW seit ihrer Gründung im Jahr 1909. Erwin Madelung. Heidelberger Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 19. Juni 2016.

Weblinks

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