Elektromagnetische Induktion: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Magnet in Spule.svg|mini|Ein bewegter Permanentmagnet erzeugt an den Klemmen einer Spule eine elektrische Spannung.]]
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Unter '''elektromagnetischer Induktion''' (auch Faradaysche Induktion, nach [[Michael Faraday]], kurz '''Induktion''') versteht man das Entstehen eines [[Elektrisches Feld|elektrischen Feldes]] bei einer Änderung der [[magnetische Flussdichte|magnetischen Flussdichte]].
Unter '''elektromagnetischer Induktion''' (auch '''Faradaysche Induktion''', nach [[Michael Faraday]], kurz '''Induktion''') versteht man das Entstehen eines [[Elektrisches Feld|elektrischen Feldes]] bei einer Änderung des [[Magnetischer Fluss|magnetischen Flusses]].


In vielen Fällen lässt sich das elektrische Feld durch Messung einer [[Elektrische Spannung|elektrischen Spannung]] direkt nachweisen. Ein typisches Beispiel hierfür zeigt das nebenstehende Bild: Durch die Bewegung des Magneten wird eine elektrische Spannung induziert, die an den Klemmen der Spule messbar ist und für weitere Anwendungen bereitsteht.
In vielen Fällen lässt sich das elektrische Feld durch Messung einer [[Elektrische Spannung|elektrischen Spannung]] mit einer [[Spule (Elektrotechnik)|Spule]] direkt nachweisen. Ein typisches Beispiel hierfür zeigt das nebenstehende Bild: Durch die Bewegung des Magneten wird eine elektrische Spannung induziert, die an den Klemmen der Spule messbar ist und für weitere Anwendungen bereitsteht.


Die elektromagnetische Induktion wurde 1831 von Michael Faraday bei dem Bemühen entdeckt, die Funktionsweise eines [[Elektromagnet]]en („Strom erzeugt Magnetfeld“) umzukehren („Magnetfeld erzeugt Strom“). Der Zusammenhang ist eine der vier [[Maxwellsche Gleichungen|Maxwellschen Gleichungen]]. Die Induktionswirkung wird technisch vor allem bei [[Elektrische Maschine|elektrischen Maschinen]] wie [[Elektrischer Generator|Generatoren]], [[Elektromotor]]en und [[Transformator]]en genutzt. Bei diesen Anwendungen treten stets [[Wechselspannung]]en auf.
Die elektromagnetische Induktion wurde 1831 von Michael Faraday bei dem Bemühen entdeckt, die Funktionsweise eines [[Elektromagnet]]en (Strom erzeugt Magnetfeld) umzukehren (Magnetfeld erzeugt Strom). Der Zusammenhang ist eine der vier [[Maxwellsche Gleichungen|Maxwellschen Gleichungen]]. Die Induktionswirkung wird technisch vor allem bei [[Elektrische Maschine|elektrischen Maschinen]] wie [[Elektrischer Generator|Generatoren]], [[Elektromotor]]en und [[Transformator]]en genutzt. Bei diesen Anwendungen treten stets [[Wechselspannung]]en auf.


== Geschichtliche Entwicklung ==
== Geschichtliche Entwicklung ==
[[Datei:Faraday emf experiment.svg|mini|Zeichnung von Faradays historischem Experimentalaufbau: Eine Änderung des magnetischen Flusses in der linken Spule induziert einen Strom in der rechten Spule.<ref name="Giancoli">{{cite book|last=Giancoli|first=Douglas C.|title=Physics: Principles with Applications|year=1998|pages=623–624|edition=Fifth edition}}</ref>]]
[[Datei:Faraday emf experiment.svg|mini|Prinzip von Faradays historischem Experimentalaufbau: Eine Änderung des magnetischen Flusses in der linken Spule induziert eine Spannung in der rechten Spule.<ref name="Giancoli" />]]
[[Datei:Michael Faraday - Project Gutenberg eText 13103.jpg|mini|[[Michael Faraday]] – Entdecker der Induktion]]
[[Datei:Michael Faraday - Project Gutenberg eText 13103.jpg|mini|[[Michael Faraday]] – Entdecker der Induktion]]


Die elektromagnetische Induktion als Teil der [[Maxwellsche Gleichungen|Maxwellschen Gleichungen]] und der [[Elektrodynamik|klassischen Elektrodynamik]] spiegelt den Kenntnisstand zum Ende des 19.&nbsp;Jahrhunderts wider. Zum damaligen Zeitpunkt wurden teilweise andere Begriffe und Formelzeichen benutzt, die grundlegenden Vorstellungen über den Induktionsvorgang wurden jedoch zu dieser Zeit geschaffen.
Die elektromagnetische Induktion als Teil der [[Maxwellsche Gleichungen|Maxwellschen Gleichungen]] und der [[Elektrodynamik|klassischen Elektrodynamik]] spiegelt den Kenntnisstand zum Ende des 19.&nbsp;Jahrhunderts wider. Zum damaligen Zeitpunkt wurden teilweise andere Begriffe und Formelzeichen benutzt, die grundlegenden Vorstellungen über den Induktionsvorgang wurden jedoch zu dieser Zeit geschaffen.


Als Entdecker des Induktionsgesetzes gelten [[Michael Faraday]], [[Joseph Henry]] und [[Hans Christian Ørsted]], die das Induktionsgesetz im Jahr 1831 unabhängig voneinander formulierten, wobei Faraday seine Ergebnisse als Erster veröffentlichte.<ref>{{cite book |last=Ulaby |first=Fawwaz |title=Fundamentals of applied electromagnetics |edition=5th |year=2007 |publisher=Pearson:Prentice Hall |isbn=0-13-241326-4 |page=255}}</ref><ref>{{cite web |url=http://www.nas.edu/history/members/henry.html |title=Joseph Henry |accessdate=2006-11-30 |work=Distinguished Members Gallery, National Academy of Sciences |offline=yes |archiveurl=https://web.archive.org/web/20131213121232/http://www.nas.edu/history/members/henry.html |archivedate=2013-12-13 }}</ref>
Als Entdecker des '''Induktionsgesetzes''' gelten [[Michael Faraday]], [[Joseph Henry]] und [[Hans Christian Ørsted]], die das Induktionsgesetz im Jahr 1831 unabhängig voneinander formulierten, wobei Faraday seine Ergebnisse als Erster veröffentlichte.<ref>{{Literatur |Autor=Fawwaz Ulaby |Titel=Fundamentals of applied electromagnetics |Auflage=5 |Verlag=Pearson Prentice Hall |Datum=2007 |ISBN=978-0-13-241326-8 |Seiten=255}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.nas.edu/history/members/henry.html |titel=Joseph Henry |werk=Distinguished Members Gallery, National Academy of Sciences |archiv-url=https://web.archive.org/web/20131213121232/http://www.nas.edu/history/members/henry.html |archiv-datum=2013-12-13 |offline=1 |abruf=2006-11-30}}</ref>


In Faradays erstem Demonstrationsaufbau zur Induktion vom 29.&nbsp;August 1831<ref>{{Literatur| Autor = Bence Jones| Titel = The Life And Letters Of Faraday: Volume II| ISBN = 978-1-4437-1530-0| Jahr = 2008| Online = {{Google Buch | BuchID = 7UeGSNU1GX0C | Seite = 2}}}}</ref> wickelte er zwei Leiterdrähte auf die gegenüberliegenden Seiten eines Eisenkerns; eine Anordnung, die modernen Ringkerntransformatoren ähnelt. Er erwartete aufgrund seiner Kenntnisse über Permanentmagnete, dass sich – sobald in einer der beiden Leitungen ein Strom zu fließen beginnt – eine Welle entlang des Rings ausbreitet und zu einem Stromfluss in der Leitung auf der anderen Seite des Rings führt. Im Experiment schloss er an einer der beiden Leitungen ein [[Galvanometer]] an und beobachtete einen kurzzeitigen Zeigerausschlag, sooft er den anderen Draht an eine Batterie anschloss.<ref>{{Literatur | Autor=[[:en:L. Pearce Williams|Leslie Pearce Williams]] | Titel=Michael Faraday: a biography | Verlag=Chapman and Hall | Ort=London | Jahr=1965| Sprache=en |Seiten=182–183}}</ref> Die Ursache dieser Induktionserscheinung war die Änderung des magnetischen Flusses in der von der Leiterschleife aufgespannten Fläche. In der folgenden Zeit identifizierte Faraday weitere Beispiele elektromagnetischer Induktion. So beobachtete er Ströme wechselnder Richtung, wenn er einen Permanentmagneten rasch in eine Spule hinein und wieder heraus bewegte. Aus den historischen Untersuchungen ging auch die sogenannte [[Unipolarinduktion#Unipolarinduktion bei der Faradayscheibe|Faradayscheibe]], ein Gleichstromgenerator, hervor,<ref>{{Literatur | Autor=Leslie Pearce Williams | Titel=Michael Faraday: a biography | Verlag=Chapman and Hall | Ort=London | Jahr=1965| Sprache=en |Seiten=191–195}}</ref> die aus heutiger Sicht als sogenannte ''Bewegungsinduktion'' beschrieben wird und ihre Ursache in der Bewegung des Leiters und der mitgeführten Ladungen im magnetischen Feld hat. Faraday veröffentlichte das Gesetz, beginnend mit {{"-en|Text=The relation which holds between the magnetic pole, the moving wire or metal, and the direction of the current evolved, i.&nbsp;e. the law which governs the evolution of electricity by magneto-electric induction, is very simple, although rather difficult to express.|Autor=Michael Faraday|Quelle={{Literatur | Autor=Michael Faraday | Herausgeber=Royal Society of London | Titel=Experimental Researches in Electricity | Sammelwerk=Philosophical Transactions of the Royal Society of London for the Year MDCCCXXXII | Band=V | Verlag=Richard Taylor | Ort=London | Jahr=1832| Seiten=154| Online={{Google Buch|BuchID=8U5FAAAAcAAJ|Seite=154}}| Zugriff=2012-07-04}}|ref=ja|Übersetzung=Die Beziehung, die zwischen dem magnetischen Pol, dem sich bewegenden Draht oder Metall und der Richtung des fließenden Stroms besteht, d.&nbsp;h. das Gesetz, das die Entstehung der Elektrizität durch magnetisch-elektrische Induktion beherrscht, ist sehr einfach, jedoch ziemlich schwer auszudrücken.}}
In Faradays erstem Demonstrationsaufbau zur Induktion vom 29.&nbsp;August 1831<ref>{{Literatur |Autor=Bence Jones |Titel=The Life And Letters Of Faraday |Band=Volume II |Datum=2008 |ISBN=978-1-4437-1530-0 |Online={{Google Buch |BuchID=7UeGSNU1GX0C |Seite=2}}}}</ref> wickelte er zwei Leiterdrähte auf die gegenüberliegenden Seiten eines Eisenkerns; eine Anordnung, die modernen Ringkerntransformatoren ähnelt. Er erwartete aufgrund seiner Kenntnisse über Permanentmagnete, dass sich –&nbsp;sobald in einer der beiden Leitungen ein Strom zu fließen beginnt&nbsp;– eine Welle entlang des Rings ausbreitet und zu einem Stromfluss in der Leitung auf der anderen Seite des Rings führt. Im Experiment schloss er an einer der beiden Leitungen ein [[Galvanometer]] an und beobachtete jedes Mal einen kurzen Zeigerausschlag, wenn er den anderen Draht an eine Batterie anschloss.<ref>{{Literatur |Autor=[[:en:L. Pearce Williams|Leslie Pearce Williams]] |Titel=Michael Faraday. A biography |Verlag=Chapman and Hall |Ort=London |Datum=1965 |Seiten=182–183 |Sprache=en}}</ref> Die Ursache dieser Induktionserscheinung war die Änderung des magnetischen Flusses in der von der Leiterschleife aufgespannten Fläche. In der folgenden Zeit identifizierte Faraday weitere Beispiele elektromagnetischer Induktion. So beobachtete er Ströme wechselnder Richtung, wenn er einen Permanentmagneten rasch in eine Spule hinein und wieder heraus bewegte. Aus den historischen Untersuchungen ging auch die sogenannte [[Unipolarinduktion#Unipolarinduktion bei der Faradayscheibe|Faradayscheibe]], ein Gleichstromgenerator, hervor,<ref>{{Literatur |Autor=Leslie Pearce Williams |Titel=Michael Faraday: A biography |Verlag=Chapman and Hall |Ort=London |Datum=1965 |Seiten=191–195 |Sprache=en}}</ref> die aus heutiger Sicht als sogenannte ''Bewegungsinduktion'' beschrieben wird und ihre Ursache in der Bewegung des Leiters und der mitgeführten Ladungen im magnetischen Feld hat. Faraday veröffentlichte das Gesetz, beginnend mit {{" |Sprache=en |Text=The relation which holds between the magnetic pole, the moving wire or metal, and the direction of the current evolved, i.&nbsp;e. the law which governs the evolution of electricity by magneto-electric induction, is very simple, although rather difficult to express. |ref=<ref>{{Literatur |Autor=Michael Faraday |Hrsg=Royal Society of London |Titel=Experimental Researches in Electricity |Sammelwerk=Philosophical Transactions of the Royal Society of London for the Year MDCCCXXXII |Band=V |Verlag=Richard Taylor |Ort=London |Datum=1832 |Seiten=154 |Online={{Google Buch |BuchID=8U5FAAAAcAAJ |Seite=154}} |Abruf=2012-07-04}}</ref> |Übersetzung=Die Beziehung, die zwischen dem magnetischen Pol, dem sich bewegenden Draht oder Metall und der Richtung des fließenden Stroms besteht, d.&nbsp;h., das Gesetz, das die Entstehung der Elektrizität durch magnetisch-elektrische Induktion beherrscht, ist sehr einfach, jedoch ziemlich schwer auszudrücken.}}


Bedeutende Beiträge stammten auch von [[Emil Lenz]] ([[Lenzsche Regel]]), [[Franz Ernst Neumann (Physiker)|Franz Ernst Neumann]] und [[Riccardo Felici]].
Bedeutende Beiträge stammten auch von [[Emil Lenz]] ([[Lenzsche Regel]]), [[Franz Ernst Neumann]] und [[Riccardo Felici]].


Anfang des 20.&nbsp;Jahrhunderts erfolgte die relativistische Eingliederung des Induktionsgesetzes im Rahmen der [[Spezielle Relativitätstheorie|speziellen Relativitätstheorie]]. Anders als in der Mechanik, bei der sich die spezielle Relativitätstheorie erst bei Geschwindigkeiten nahe der Lichtgeschwindigkeit merklich auswirkt, sind relativistische Effekte in der Elektrodynamik schon bei sehr kleinen Geschwindigkeiten zu beobachten. So konnte im Rahmen der Relativitätstheorie beschrieben werden, wie sich beispielsweise die Beträge der elektrischen und magnetischen Feldkomponenten in Abhängigkeit von der Bewegung zwischen einem Beobachter und einer beobachteten elektrischen Ladung verändern. Diese Abhängigkeiten in der relativen Bewegung zueinander zwischen verschiedenen Bezugssystemen werden durch die [[Lorentz-Transformation]] beschrieben. Dabei zeigt sich, dass das Induktionsgesetz in Kombination mit den restlichen Maxwellschen Gleichungen „lorentzinvariant“ ist. Das heißt, die Struktur der Gleichungen wird durch die Lorentztransformation zwischen verschiedenen Bezugssystemen nicht verändert. Dabei wird deutlich, dass die elektrischen und magnetischen Felder nur zwei Erscheinungsformen desselben Phänomens sind.
Anfang des 20.&nbsp;Jahrhunderts erfolgte die relativistische Eingliederung des Induktionsgesetzes im Rahmen der [[Spezielle Relativitätstheorie|speziellen Relativitätstheorie]]. Anders als in der Mechanik, bei der sich die spezielle Relativitätstheorie erst bei Geschwindigkeiten nahe der Lichtgeschwindigkeit merklich auswirkt, sind relativistische Effekte in der Elektrodynamik schon bei sehr kleinen Geschwindigkeiten zu beobachten. So konnte im Rahmen der Relativitätstheorie beschrieben werden, wie sich beispielsweise die Beträge der elektrischen und magnetischen Feldkomponenten in Abhängigkeit von der Bewegung zwischen einem Beobachter und einer beobachteten elektrischen Ladung verändern. Diese Abhängigkeiten in der relativen Bewegung zueinander zwischen verschiedenen Bezugssystemen werden durch die [[Lorentz-Transformation]] beschrieben. Dabei zeigt sich, dass das Induktionsgesetz in Kombination mit den restlichen Maxwellschen Gleichungen „lorentzinvariant“ ist. Das heißt, die Struktur der Gleichungen wird durch die Lorentztransformation zwischen verschiedenen Bezugssystemen nicht verändert. Dabei wird deutlich, dass die elektrischen und magnetischen Felder nur zwei Erscheinungsformen desselben Phänomens sind.


== Allgemeines ==
== Allgemeines ==
Bei der durch Induktion infolge einer magnetischen Flussdichteänderung entstehenden elektrischen Spannung handelt es sich um eine sogenannte ''Umlaufspannung'' oder ''Induktionsspannung''. Diese ist dadurch gekennzeichnet, dass sie durch geschlossene elektrische Feldlinien dargestellt wird ([[Feldtheorie (Physik)#Wirbelfeld|Wirbelfeld]]). Hierdurch unterscheidet sich die Induktionsspannung von Spannungen, wie sie beispielsweise bei einer [[Batterie (Elektrotechnik)|Batterie]] vorkommen ([[Potentialfeld]]). Die Feldlinien der sog. Urspannungsquellen EMK einer Batterie (siehe [[Elektromotorische Kraft|elektromotorische Kräfte]])<ref>Zum Thema [[Batterie (Elektrotechnik)|Batterie]] siehe auch W. Döring: ''Einführung in die Theoretische Physik.'' Band&nbsp;2, Berlin 1965.</ref> verlaufen stets von positiven zu negativen Ladungen und sind daher niemals geschlossen.
Bei der durch Induktion infolge einer magnetischen Flussdichteänderung entstehenden elektrischen Spannung handelt es sich um eine sogenannte '''Umlaufspannung.''' Eine solche Umlaufspannung tritt nur in Feldern mit einem sogenannten [[Feldtheorie (Physik)#Wirbelfeld|Wirbelanteil]] auf, d.&nbsp;h. in Feldern, bei denen Feldlinien nicht an einem bestimmten Punkt im Raum enden, sondern sich beispielsweise im Kreis drehen oder „im Unendlichen“ verschwinden.
Hierdurch unterscheidet sich die '''Induktionsspannung''' von Spannungen, wie sie beispielsweise bei einer [[Batterie (Elektrotechnik)|Batterie]] vorkommen ([[Potentialfeld]]). Die Feldlinien der sog. Urspannungsquellen EMK einer Batterie (siehe [[Elektromotorische Kraft|elektromotorische Kräfte]])<ref>Zum Thema [[Batterie (Elektrotechnik)|Batterie]] siehe auch W. Döring: ''Einführung in die Theoretische Physik.'' Band&nbsp;2, Berlin 1965.</ref> verlaufen stets von positiven zu negativen Ladungen und sind daher niemals geschlossen.


In mathematischer Form lässt sich das Induktionsgesetz durch jede der folgenden drei gleichbedeutenden Gleichungen beschreiben:
In mathematischer Form lässt sich das Induktionsgesetz durch jede der folgenden drei Gleichungen beschreiben:
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|+'''Induktionsgesetz in SI-Einheiten'''
|+'''Induktionsgesetz in SI-Einheiten'''
! style="background:#cdcdcd;"|differentielle Form
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! style="background:#cdcdcd;"|Integralform I
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! style="background:#cdcdcd;"|Integralform II
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|-
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|style="background:#efefef; text-align:center"| <math>\operatorname{rot}\vec E = -\frac{\partial \vec B}{\partial t}</math>
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|style="background:#efefef; text-align:center"| <math>\oint\limits_{\partial A(t)}{\vec E \cdot \text{d}\vec s}= -\int\limits_{A(t)}{\frac{\partial \vec B}{\partial t} \cdot \text{d}\vec A}</math>
|style="background:#efefef; text-align:center"| <math>\,\,\oint\limits_{\partial{\mathcal {\mathcal A}}(t)}{\vec E \cdot \text{d}\vec s}= -\int\limits_{{\mathcal A}(t)}{\frac{\partial \vec B}{\partial t} \cdot \text{d}\vec A}</math>
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|}
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In den Gleichungen steht <math>\vec E</math> für die [[Elektrisches Feld|elektrische Feldstärke]] und <math>\vec B</math> für die [[magnetische Flussdichte]]. Die Größe <math>\text{d}\vec A</math> ist das orientierte Flächenelement und <math>\partial A</math> der Rand (die Konturlinie) der betrachteten Integrationsfläche <math>A</math>; <math>\vec u</math> ist die lokale Geschwindigkeit der Konturlinie in Bezug auf das zugrundeliegende Bezugssystem. Das auftretende [[Linienintegral]] führt entlang einer geschlossenen Linie <math>\partial A</math> und endet daher am Startpunkt. Ein Multiplikationspunkt zwischen zwei Vektoren markiert deren [[Skalarprodukt]].
In den Gleichungen steht <math>\vec E</math> für die [[Elektrisches Feld|elektrische Feldstärke]] und <math>\vec B</math> für die [[magnetische Flussdichte]]. Die Größe <math>\text{d}\vec A</math> ist das orientierte Flächenelement und <math>\partial{\mathcal A}</math> der Rand (die Konturlinie) der betrachteten Integrationsfläche <math>{\mathcal A}</math>; <math>\vec u</math> ist die lokale Geschwindigkeit der Konturlinie in Bezug auf das zugrundeliegende Bezugssystem. Das auftretende [[Linienintegral]] führt entlang einer geschlossenen Linie <math>\partial{\mathcal A}</math> und endet daher am Startpunkt. Ein Multiplikationspunkt zwischen zwei Vektoren markiert deren [[Skalarprodukt]].
 
Alle Größen müssen sich auf dasselbe Bezugssystem beziehen.


== Grundlegende Experimente ==
== Grundlegende Experimente ==
Im Folgenden werden mehrere beliebte Experimente zur Demonstration der elektromagnetischen Induktion beschrieben, deren Bedeutung vor allem im schulischen und universitären Unterricht liegt. Ein grundlegendes Induktionsexperiment wird schon im Einleitungstext aufgegriffen. Bewegt man den im Einleitungstext dargestellten Permanentmagneten in der Spule auf und ab, so lässt sich an den Klemmen der Spule mit dem Oszilloskop eine elektrische Spannung abgreifen.
[[Datei:42. Електромагнетна индукција.ogv|mini|Experiment mit Permanentmagnet und Spule]]
[[Datei:Faraday emf experiment.svg|mini|250px|Transformatorprinzip: Das von der linken Wicklung verursachte, sich verändernde Magnetfeld bewirkt in der rechten Wicklung eine elektrische Spannung.<ref name="Giancoli">{{Literatur |Autor=Douglas C. Giancoli |Titel=Physics: Principles with Applications |Auflage=5 |Datum=1998 |Seiten=623–624}}</ref> ]]
 
Im Folgenden werden mehrere beliebte Experimente zur Demonstration der elektromagnetischen Induktion beschrieben.
 
Ein grundlegendes Induktionsexperiment wird schon im Einleitungstext aufgegriffen. Bewegt man den im Einleitungstext dargestellten Permanentmagneten in der Spule auf und ab, so lässt sich an den Klemmen der Spule mit dem Oszilloskop eine elektrische Spannung abgreifen.


Ganz entsprechend lässt sich an den Klemmen einer Leiterschleife oder einer Spule eine elektrische [[Wechselspannung]] abgreifen, wenn man die Leiterschleife in einem zeitlich konstanten Magnetfeld dreht, wie im Abschnitt ''[[#Beispiel: Leiterschleife im Magnetfeld|Leiterschleife im Magnetfeld]]'' gezeigt. Nach dem dort gezeigten Prinzip (aber einer grundlegend verbesserten Anordnung) funktionieren die in [[Kraftwerk]]en eingesetzten [[Generator]]en zur Bereitstellung elektrischer Energie im Stromversorgungsnetz. In dem gezeigten Experiment kann die Wirkungsrichtung grundsätzlich umgedreht werden: legt man an die Klemmen der drehbar gelagerten Leiterschleife eine elektrische Wechselspannung, so dreht sich die Leiterschleife um ihre Achse im magnetischen Feld ([[Synchronmotor]]).
Dieses Prinzip wird beim [[Transformator]] genutzt, dessen Funktionsprinzip im nebenstehenden Bild skizziert wird: Schließt man den Batteriestromkreis in der linken Wicklung (Primärwicklung), so entstehen kurzzeitig im Eisenkern ein sich veränderndes magnetisches Feld und in der rechten Wicklung (Sekundärwicklung) eine elektrische Spannung, die beispielsweise mithilfe eines Voltmeters oder einer Glühlampe nachgewiesen werden kann.
Öffnet man den Batteriestromkreis auf der linken Seite wieder, entsteht in der rechten Wicklung erneut eine elektrische Spannung. Diese hat jedoch ein umgekehrtes Vorzeichen.


Die Bewegung eines Leiters im Magnetfeld kann auch genutzt werden, um eine elektrische [[Gleichspannung]] zu erzeugen. Dies ist beispielhaft im Abschnitt ''[[#Bewegter Leiterstab im Magnetfeld|Bewegter Leiterstab im Magnetfeld]]'' gezeigt. Bewegt man den Leiterstab entlang der Schienen, die durch einen Schleifkontakt oder durch Räder elektrisch mit dem Leiterstab verbunden sind, so lässt sich am Voltmeter eine Gleichspannung messen, die von der Geschwindigkeit des Leiterstabes, der magnetischen Flussdichte und dem Abstand der Schienen abhängt.
[[Datei:Induction heating of bar crop.jpg|mini|links|[[Induktive Erwärmung]]]]
Sofern der Eisenkern elektrisch leitfähig ist, können schon im Kern elektrische Ströme induziert werden, die den Eisenkern erhitzen (siehe Bild „Erhitzung einer Metallstange“). Dies versucht man bei Transformatoren zu vermeiden, indem man geblechte Kerne verwendet, die dem Strom einen höheren Widerstand entgegensetzen.


[[Datei:faradayscheibe.svg|mini|Faradayscheibe: Bei Drehung der Aluminiumscheibe lässt sich am Voltmeter zufolge der [[Unipolarinduktion]] eine Gleichspannung abgreifen. Dreht man hingegen nur den Magneten, bleibt die Spannungsanzeige bei null. Dreht man gleichermaßen den Magneten und die Aluminiumscheibe, ist wiederum eine Spannung messbar.]]
Die Erzeugung einer elektrischen Spannung lässt sich auch durch Bewegung der Leiter erzeugen. So lässt sich an den Klemmen einer Leiterschleife oder einer Spule eine elektrische [[Wechselspannung]] abgreifen, wenn man die Leiterschleife in einem zeitlich konstanten Magnetfeld dreht, wie im Abschnitt ''[[#Induktionsbeispiel: Leiterschleife im Magnetfeld|Leiterschleife im Magnetfeld]]'' gezeigt. Nach dem dort gezeigten Prinzip (aber einer grundlegend verbesserten Anordnung) funktionieren die in [[Kraftwerk]]en eingesetzten [[Generator]]en zur Bereitstellung elektrischer Energie im Stromversorgungsnetz. In dem gezeigten Experiment kann die Wirkungsrichtung grundsätzlich umgedreht werden: Legt man an die Klemmen der drehbar gelagerten Leiterschleife eine elektrische Wechselspannung, so dreht sich die Leiterschleife um ihre Achse im magnetischen Feld ([[Synchronmotor]]).
 
Die Bewegung eines Leiters im Magnetfeld kann auch genutzt werden, um eine elektrische [[Gleichspannung]] zu erzeugen. Dies ist beispielhaft im Abschnitt ''[[#Beispiel: Induktion durch Bewegung des Leiters|Induktion durch Bewegung des Leiters]]'' gezeigt. Bewegt man den Leiterstab entlang der Schienen, die durch einen Schleifkontakt oder durch Räder elektrisch mit dem Leiterstab verbunden sind, so lässt sich am Voltmeter eine Gleichspannung messen, die von der Geschwindigkeit des Leiterstabes, der magnetischen Flussdichte und dem Abstand der Schienen abhängt.
 
[[Datei:faradayscheibe.svg|mini|Faradayscheibe: Bei Drehung der Aluminiumscheibe lässt sich am Voltmeter infolge der [[Unipolarinduktion]] eine Gleichspannung abgreifen. Dreht man hingegen nur den Magneten, bleibt die Spannungsanzeige bei null. Dreht man gleichermaßen den Magneten und die Aluminiumscheibe, ist wiederum eine Spannung messbar.]]


Anstelle einer Linearbewegung lässt sich das Experiment auch mit einer Drehbewegung demonstrieren, wie am Beispiel der Faradayscheibe (Bild rechts) gezeigt. Im dargestellten Experiment übernimmt die Aluminiumscheibe die Funktion des bewegten Leiterstabes aus dem Experiment mit dem bewegten Leiterstab im Magnetfeld.
Anstelle einer Linearbewegung lässt sich das Experiment auch mit einer Drehbewegung demonstrieren, wie am Beispiel der Faradayscheibe (Bild rechts) gezeigt. Im dargestellten Experiment übernimmt die Aluminiumscheibe die Funktion des bewegten Leiterstabes aus dem Experiment mit dem bewegten Leiterstab im Magnetfeld.
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Dreht man die Aluminiumscheibe im magnetischen Feld, so lässt sich zwischen Schleifkontakt am äußeren Rand der Aluminiumscheibe und der Drehachse eine elektrische Spannung nachweisen, mit der sich beispielsweise auch eine Glühlampe betreiben lässt. Die Spannung an den Klemmen hängt dabei von der Stärke der magnetischen Flussdichte, der Drehgeschwindigkeit <math>\omega_1</math> und dem Durchmesser der Scheibe ab.
Dreht man die Aluminiumscheibe im magnetischen Feld, so lässt sich zwischen Schleifkontakt am äußeren Rand der Aluminiumscheibe und der Drehachse eine elektrische Spannung nachweisen, mit der sich beispielsweise auch eine Glühlampe betreiben lässt. Die Spannung an den Klemmen hängt dabei von der Stärke der magnetischen Flussdichte, der Drehgeschwindigkeit <math>\omega_1</math> und dem Durchmesser der Scheibe ab.


Zum großen Erstaunen Faradays weist ein solcher [[Unipolarmaschine|Unipolargenerator]] jedoch unerwartete Eigenschaften auf, die in der Literatur noch lange nach Faradays Entdeckung diskutiert wurden und zu einer lange anhaltenden Kontroverse um die Frage führte, ob man dem Magnetfeld gleichsam wie einem materiellen Objekt eine Geschwindigkeit zuordnen könne und konkret, ob sich das Magnetfeld mit dem Magneten mitdreht.<ref>Thomas Valone: ''The Homopolar Handbook. A Definitive Guide to Faraday Disk and N-Machine Technologies.'' Abschnitt: Historical Development of the Field Rotation Paradox. ({{Google Buch|BuchID=8cs7Zb-5gF8C&pg=PA2|Linktext=Auszug}})</ref> Die wesentliche Entdeckung war, dass die Spannung entgegen einer naheliegenden intuitiven Annahme nachweislich nicht von der Relativbewegung zwischen dem Permanentmagneten und der Aluminiumscheibe abhängt. Denn dreht man im dargestellten Experiment beispielsweise nur den Permanentmagneten und lässt die Aluminiumscheibe ruhen (<math>\omega_1=0,\, \omega_2 \ne 0</math>), so ist trotz der vorhandenen Relativbewegung zwischen Magnet und Leiter keine Spannung zu beobachten. Dreht man hingegen beide Scheiben mit der gleichen Geschwindigkeit (<math>\omega_1=\omega_2\ne 0</math>), so zeigt sich eine Spannung an, obwohl die beiden Scheiben sich relativ zueinander nicht bewegen. Ebenso ist eine Spannungsanzeige zu beobachten, wenn man die Spannung anstelle an der Aluminiumscheibe direkt an dem als elektrisch leitfähig angenommenen Permanentmagneten abgreift.
Zum großen Erstaunen Faradays weist ein solcher [[Unipolarmaschine|Unipolargenerator]] jedoch unerwartete Eigenschaften auf, die in der Literatur noch lange nach Faradays Entdeckung diskutiert wurden und zu einer lange anhaltenden Kontroverse um die Frage führte, ob man dem Magnetfeld gleichsam wie einem materiellen Objekt eine Geschwindigkeit zuordnen könne und konkret, ob sich das Magnetfeld mit dem Magneten mitdreht.<ref>Thomas Valone: ''The Homopolar Handbook. A Definitive Guide to Faraday Disk and N-Machine Technologies.'' Abschnitt: Historical Development of the Field Rotation Paradox. ({{Google Buch |BuchID=8cs7Zb-5gF8C&pg=PA2 |Linktext=Auszug}})</ref> Die wesentliche Entdeckung war, dass die Spannung entgegen einer naheliegenden intuitiven Annahme nachweislich nicht von der Relativbewegung zwischen dem Permanentmagneten und der Aluminiumscheibe abhängt. Denn dreht man im dargestellten Experiment beispielsweise nur den Permanentmagneten und lässt die Aluminiumscheibe ruhen (<math>\omega_1=0,\, \omega_2 \ne 0</math>), so ist trotz der vorhandenen Relativbewegung zwischen Magnet und Leiter keine Spannung zu beobachten. Dreht man hingegen beide Scheiben mit der gleichen Geschwindigkeit (<math>\omega_1=\omega_2\ne 0</math>), so zeigt sich eine Spannung an, obwohl die beiden Scheiben sich relativ zueinander nicht bewegen. Ebenso ist eine Spannungsanzeige zu beobachten, wenn man die Spannung anstelle an der Aluminiumscheibe direkt an dem als elektrisch leitfähig angenommenen Permanentmagneten abgreift.
 
Das Prinzip ist ebenfalls umkehrbar und lässt stromdurchflossene Magnetscheiben kreiseln,<ref>''[http://www.experimentis.de/experimente-versuche/elektrizitaet-magnetismus/kleinster-elektromotor-der-welt/ Kleinster Elektromotor der Welt.]'' Bei: ''experimentis.de.''</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://www.magnetladen.de/media/images/Unipolarmotor%20deutsch.pdf |text=''Unipolarmotor – der einfachste Elektromotor der Welt.'' |wayback=20160112151723}} Bei: ''magnetladen.de.'' (PDF; 154&nbsp;kB).</ref> siehe [[Homopolarmotor]].
 
Obwohl die Kontroverse um diese Frage im Rahmen der speziellen Relativitätstheorie Einsteins aufgeklärt werden kann<ref>Die Kontroverse lässt sich auflösen, wenn man die Geschwindigkeiten konsequent auf das zugrundegelegte Bezugssystem bezieht, die Lorentztransformation für die mechanischen und elektromagnetischen Feldgrößen berücksichtigt und zudem eine ggf. vorhandene Geschwindigkeit des Voltmeters mit in die Überlegungen einbezieht.</ref> und es erwiesenermaßen nicht auf die Relativgeschwindigkeit zwischen Magnet und Leiter ankommt, wird im schulischen Unterricht auch heute teilweise noch das sogenannte Igelmodell des Magnetfeldes verwendet, dem zufolge die magnetischen Feldlinien wie Igelstacheln an dem Magneten befestigt seien. Induktion trete dem Modell entsprechend immer dann ein, wenn der Leiter die Feldlinien „schneide“ (Relativbewegung zwischen Leiter und Magnetfeld). Im Rahmen der Seminarlehrertagung „Physik“ in Dillingen 2002 wies Hübel<ref>Horst Hübel: ''Was ist elektromagnetische Induktion? Eine physikalisch-didaktische Analyse.'' [http://www.forphys.de/Website/induktion/induktion.html Website.]</ref> ausdrücklich auf die mit dem Igelmodell verbundenen Schwierigkeiten hin und betonte, das Igelmodell solle nicht als kausale Erklärung der Induktion missverstanden werden; es sei vielmehr nicht haltbar und könne zu falschen Vorstellungen führen.
 
[[Datei:Induktion Leiterschleife.svg|mini|Induktion Leiterschleife]]
Eine ähnlich häufige Fehlvorstellung wie das Igelstachelmodell betrifft die Annahme, induktive Vorgänge ließen sich mit der [[Kirchhoffsche Regeln|Kirchhoff'schen Maschengleichung]] erklären. Diese besagt, dass die Summe aller Spannungen in einem Stromkreis "einmal im Kreis herum" immer null ergibt. Aus dem Induktionsgesetz lässt sich für ruhende Stromkreise hingegen folgern, dass die Summe aller Spannungen "einmal im Kreis herum" der Änderung des magnetischen Flusses entspricht, die in der vom Stromkreis aufgespannten Fläche auftritt.
 
Das nebenstehende Bild zeigt zur Verdeutlichung eine Leiterschleife bestehend aus einem guten Leiter (schwarze Linie) und einem Widerstand R, der zur Messung der Spannung zwischen den Klemmen A und B genutzt wird.
Im Bereich innerhalb des Rechtecks (bestehend aus dem Leiter und der gestrichelten Verbindung zwischen den Punkten A und B) existiert ein Magnetfeld, dessen zeitliche Ableitung <math>\frac{\partial \vec B}{\partial t}</math> eine Zeitlang homogen und zeitlich konstant ist.
 
Misst man die Spannung zwischen den Klemmen A und B entlang einer Strecke durch die Luft, so ergibt sich ein von Null verschiedener Wert, der von der Flussänderung der umschlossenen Fläche abhängt:
<math>u_\mathrm{AB,Luft} \ne 0</math>


Das Prinzip ist ebenfalls umkehrbar und lässt stromdurchflossene Magnetscheiben kreiseln<ref>http://www.experimentis.de/experimente-versuche/elektrizitaet-magnetismus/kleinster-elektromotor-der-welt/</ref><ref>http://www.magnetladen.de/media/images/Unipolarmotor%20deutsch.pdf</ref>, siehe [[Homopolarmotor]].
Misst man die Spannung zwischen den Klemmen A und B hingegen entlang einer Strecke durch den Draht, so ergibt sich der Wert null:
<math>u_\mathrm{AB,Draht} = u_1 + u_2 + \dotsb + u_{15} = 0</math>,
da im Draht aufgrund des geringen Stromflusses und der guten Leitfähigkeit ein verschwindendes E-Feld herrscht und somit gilt:
<math>u_1 = u_2 = \dotsb = u_{15} = 0</math>


Obwohl die Kontroverse um diese Frage im Rahmen der speziellen Relativitätstheorie Einsteins aufgeklärt werden kann<ref>Die Kontroverse lässt sich auflösen, wenn man die Geschwindigkeiten konsequent auf das zugrundegelegte Bezugssystem bezieht, die Lorentztransformation für die mechanischen und elektromagnetischen Feldgrößen berücksichtigt und zudem eine ggf. vorhandene Geschwindigkeit des Voltmeters mit in die Überlegungen einbezieht.</ref> und es erwiesenermaßen nicht auf die Relativgeschwindigkeit zwischen Magnet und Leiter ankommt, wird im schulischen Unterricht auch heute teilweise noch das sogenannte Igelmodell des Magnetfeldes verwendet, dem zufolge die magnetischen Feldlinien wie Igelstacheln an dem Magneten befestigt seien. Induktion trete dem Modell entsprechend immer dann ein, wenn der Leiter die Feldlinien „schneide“ (Relativbewegung zwischen Leiter und Magnetfeld). Im Rahmen der Seminarlehrertagung „Physik“ in Dillingen 2002 wies Hübel<ref>Horst Hübel: ''Was ist elektromagnetische Induktion? Eine physikalisch-didaktische Analyse.'' [http://www.forphys.de/Website/induktion/induktion.html Website]</ref> ausdrücklich auf die mit dem Igelmodell verbundenen Schwierigkeiten hin und betonte, das Igelmodell solle nicht als kausale Erklärung der Induktion missverstanden werden; es sei vielmehr nicht haltbar und könne zu falschen Vorstellungen führen.
Der Begriff der „Spannung zwischen zwei Punkten“ ist bei Induktion nicht mehr eindeutig und muss durch die Angabe des Weges ergänzt werden (vgl. [[Feldtheorie (Physik)#Wirbelfeld|Wirbelfeld]]).


== Induktion bei einer Leiterschleife ==
== Induktion bei einer Leiterschleife ==
=== Allgemeine Formulierung des Induktionsgesetzes für eine Leiterschleife ===
[[Datei:Area Faraday's law.svg|mini|Die zeitliche Änderung des durch eine Leiterschleife eingeschlossenen magnetischen Flusses ist an den Enden der Leiterschleife als Spannung messbar.]]
[[Datei:Area Faraday's law.svg|mini|Die zeitliche Änderung des durch eine Leiterschleife eingeschlossenen magnetischen Flusses ist an den Enden der Leiterschleife als Spannung messbar.]]


Obwohl die allgemeine Formulierung des Induktionsgesetzes keine Leiterschleife erfordert, soll zunächst wie in vielen einführenden Lehrbüchern üblich die Induktion an einer aus dünnem, gut leitfähigem Draht bestehenden Leiterschleife betrachtet werden. Hierdurch lassen sich eine große Anzahl technischer Anwendungen wie beispielsweise Motoren und Generatoren für Dreh- und Wechselstrom beschreiben und verstehen, ohne dass dazu eine Behandlung der relativistischen Aspekte der Feldtheorie oder die Anwendung der [[Lorentztransformation]] erforderlich wäre.
Obwohl die allgemeine Formulierung des Induktionsgesetzes keine Leiterschleife erfordert, soll zunächst wie in vielen einführenden Lehrbüchern üblich die Induktion an einer aus dünnem, gut leitfähigem Draht bestehenden Leiterschleife betrachtet werden. Hierdurch lassen sich eine große Anzahl technischer Anwendungen wie beispielsweise Motoren und Generatoren für Dreh- und Wechselstrom beschreiben und verstehen, ohne dass dazu eine Behandlung der relativistischen Aspekte der Feldtheorie oder die Anwendung der [[Lorentztransformation]] erforderlich wäre.


Für die zwischen beiden Drahtenden mit einem im Laborsystem ruhenden Messgerät (beispielsweise mit einem [[Oszilloskop]]) messbare elektrische Spannung <math>U</math> ergibt sich unter diesen Voraussetzungen:
Für die zwischen beiden Drahtenden mit einem im Laborsystem ruhenden oder auch bewegten Messgerät (beispielsweise mit einem [[Oszilloskop]]) messbare elektrische Spannung <math>U</math> ergibt sich unter den Voraussetzungen, die im nebenstehenden Bild gekennzeichnet sind:
:<math>U = +\frac{\mathrm{d}\Phi}{\mathrm{d}t},</math>
:<math>U = +\frac{\text{d}\Phi}{\text{d}t}.</math>
wobei <math>\Phi</math> der [[Magnetischer Fluss|magnetische Fluss]]
Hierbei ist <math>\Phi</math> der [[Magnetischer Fluss|magnetische Fluss]]
:<math>\Phi = \int\limits_{A}\vec B \cdot \text{d}\vec A</math>
:<math>\Phi = \int\limits_{\mathcal{A}(t)}\vec B \cdot \text{d}\vec A,</math>
ist, der durch eine (beliebige) von der Leiterschleife, den Zuleitungen zum Messgerät und den Leitungen im Messgerät begrenzte Fläche hindurchtritt. Es kann gezeigt werden, dass es bei der Berechnung des Flusses nicht auf die genaue Form der Fläche, sondern ausschließlich auf deren Berandung ankommt.
der durch eine (beliebige) von der Leiterschleife, den Zuleitungen zum Messgerät und den Leitungen im Messgerät begrenzte Fläche <math>\mathcal{A}(t)</math> hindurchtritt. Es kann gezeigt werden, dass es bei der Berechnung des Flusses nicht auf die Form der Fläche, sondern ausschließlich auf deren Berandung ankommt.
Ebenso ist es bei der Rechnung nicht notwendig zu unterscheiden, ob die elektrische Spannung der Anordnung durch eine Änderung der Flussdichte oder durch eine Bewegung des Leiters erzeugt wird.


Das angegebene positive Vorzeichen gilt für den Fall, dass die Orientierung der Fläche (angedeutet durch den Pfeil mit der Beschriftung <math>d\vec A</math>) und die Richtung des zur Spannung <math>U</math> zugehörigen Pfeiles wie im nebenstehenden Bild entsprechend einer "Linke-Hand-Regel" zueinander stehen<ref>Bei der Darstellung in integraler Form sind einer üblichen Konvention der Mathematik folgend die Umlaufrichtungen der Randlinie [latex]\partial A[/latex] und die zugehörige Fläche [latex]A[/latex] rechtshändig zueinander orientiert. In diesem Fall ist das Minuszeichen richtig.</ref>.
Bei der Festlegung des Vorzeichens in der Gleichung <math>U = \tfrac{\text{d}\Phi}{\text{d}t}</math> ist zu beachten, dass das Vorzeichen sowohl von der Einbaurichtung des Messgerätes, als auch von der Flächenorientierung abhängt<ref>Bei der Darstellung des Induktionsgesetzes in integraler Form am Artikelbeginn sind einer üblichen Konvention der Mathematik folgend die Umlaufrichtungen der Randlinie <math>\partial \mathcal A</math> und die zugehörige Fläche <math>\mathcal A</math> rechtshändig zueinander orientiert. Es ergibt sich dann ein negatives Vorzeichen im Induktionsgesetz.</ref> und daher immer zusammen mit dem zugehörigen Schaltbild gelesen werden muss.


Bei der Rechnung ist es nicht notwendig zu unterscheiden, ob die elektrische Spannung der Anordnung durch eine Änderung der Flussdichte oder durch eine Bewegung des Leiters erzeugt wird.
Die Flächenorientierung ist im Schaltbild durch den eingezeichneten Pfeil beim Flächenelement <math>\text{d}\vec A</math> gekennzeichnet. Der [[Zählpfeil|Pfeil]] bei der Spannungsangabe <math>U</math> definiert wiederum die Einbaurichtung des Messgerätes. Die vorliegende Bepfeilung bei der Spannung (Pfeil zeigt von oben nach unten) bedeutet, dass an der oberen Anschlussklemme das ''rote'' Anschlusskabel des Digitalvoltmeters<ref>… bzw. die Messspitze des Oszilloskops</ref> und an der unteren Anschlussklemme das ''schwarze'' Anschlusskabel des Digitalvoltmeters<ref>… bzw. der Masseanschluss des Oszilloskops</ref> angeschlossen wird. Würde man das Messgerät herumdrehen (Spannungspfeil von unten nach oben) oder die Flächenorientierung umgekehrt wählen, so würde sich in der Gleichung ein negatives Vorzeichen ergeben. Ein positives Vorzeichen ergäbe sich hingegen wiederum, wenn man sowohl die Orientierung des Spannungspfeils als auch die Flächenorientierung herumdrehen würde.


=== Beispiel: Bewegter Leiterstab im Magnetfeld ===
=== Beispiel: Induktion durch Bewegung des Leiters ===
[[Datei:Bewegter Leiter im Feld-Feldlinienbild.svg|mini|Wird der Leiterstab bewegt, zeigt das Messgerät die Spannung <math>\textstyle U=vLB_0</math> an. Aus Sicht eines im Laborsystem ruhenden Beobachters ergibt sich im bewegten Leiterstab eine von Null verschiedene elektrische Feldstärke. Das Feldlinienbild zeigt ein reines Quellenfeld, d.&nbsp;h. ein elektrostatisches Feld. Die beiden Schienen laden sich wie ein Kondensator gegeneinander auf. Die Wirbelstärke des E-Feldes ist überall gleich Null.]]
[[Datei:Bewegter Leiter im Feld-Feldlinienbild.svg|mini|Wird der Leiterstab bewegt, zeigt das Messgerät die Spannung <math>\textstyle U=vLB_0</math> an. Aus Sicht eines im Laborsystem ruhenden Beobachters ergibt sich im bewegten Leiterstab eine von null verschiedene elektrische Feldstärke. Das Feldlinienbild zeigt ein reines Quellenfeld, d.&nbsp;h. ein elektrostatisches Feld. Die beiden Schienen laden sich wie ein Kondensator gegeneinander auf. Die Wirbelstärke des E-Feldes ist überall gleich null.]]
Der im nebenstehenden Bild skizzierte Messaufbau besteht aus einer ruhenden elektrisch leitfähigen Schienenanordnung, über die mit der Geschwindigkeit <math>v</math> ein Leiterstab gleitet. Die Anordnung befindet sich in einem örtlich und zeitlich konstanten magnetischen Feld mit der Flussdichte <math>\vec B_0</math>, das durch einen ruhenden [[Permanentmagnet]]en oder eine ruhende mit [[Gleichstrom]] betriebene Spulenanordnung hervorgerufen wird. Die Spannung zwischen den beiden Schienen wird mit einem [[Voltmeter]] gemessen.
Der im nebenstehenden Bild skizzierte Messaufbau besteht aus einer ruhenden elektrisch leitfähigen Schienenanordnung, über die mit der Geschwindigkeit <math>v</math> ein Leiterstab gleitet. Die Anordnung befindet sich in einem örtlich und zeitlich konstanten magnetischen Feld mit der Flussdichte <math>\vec B_0</math>, das durch einen ruhenden [[Permanentmagnet]]en oder eine ruhende mit [[Gleichstrom]] betriebene Spulenanordnung hervorgerufen wird. Die Spannung zwischen den beiden Schienen wird mit einem [[Voltmeter]] gemessen.


Die Spannung <math>U</math> hängt von der Stärke der magnetischen Flussdichte <math>B</math>, der Geschwindigkeit <math>v</math> und dem Schienenabstand <math>L</math> ab:
Die Spannung <math>U</math> hängt von der Stärke der magnetischen Flussdichte <math>B</math>, der Geschwindigkeit <math>v</math> und dem Schienenabstand <math>L</math> ab:
:<math>U=vLB_0</math>
:<math>U = L \cdot B_0 \cdot v</math>


Dieses soll im Folgenden mit dem Induktionsgesetz für die Leiterschleife erklärt werden:<ref>Mit Differentialen lautet die Argumentation folgendermaßen: Im Zeitintervall <math>\mathrm{d}t</math> bewegt sich der Leiterstab um das Wegstück <math>v \mathrm{d}t</math> nach rechts. Der Stromkreis umschließt damit einen zusätzlichen magnetischen Fluss von <math>\mathrm{d}\Phi = v \mathrm{dt} L B_0</math>, sodass gilt: <math>U = \frac{\mathrm{d}\Phi}{\mathrm{d}t}= vLB_0</math></ref>
Diese Spannung kann mithilfe des zuvor formulierten Induktionsgesetzes für eine Leiterschleife verstanden werden. Da die magnetischen Feldlinien die aufgespannte Fläche senkrecht durchstoßen, kann der magnetische Fluss berechnet werden als
*In der Zeichnung wird der Leiter von links nach rechts bewegt. Das schwachgraue Muster im Hintergrund des Bildes symbolisiert Feldlinien des Magnetfeldes <math>\vec B_0</math>, die senkrecht zur Ebene der Schienenanordnung vom Betrachter weg verlaufen. Daher bewegt eine Induktion im gezeichneten Leiterstab positive Ladungsträger von unten nach oben; ihre Richtung lässt sich mit der UVW-Regel oder der Rechte-Hand-Regel nachvollziehen. Beim Voltmeter links im Bild weist der nach unten gerichtete Zählpfeil den oberen Pol als Pluspol aus. Daher haben in der Gleichung <math>U=\mathrm{d}\Phi/\mathrm{d}t</math> beide Seiten das gleiche Vorzeichen. Zu zeigen bleibt, dass <math>\mathrm{d}\Phi/\mathrm{d}t</math> die als rechte Seite der Gleichung angegebene Form hat.
:<math>\Phi = B_0 \cdot A,</math>
*Die durch den Leiter und das Messgerät eingeschlossene Fläche ist eben und hat den Flächeninhalt <math>A=x\cdot L</math>. Da die magnetischen Flusslinien diese Fläche senkrecht durchstoßen, gilt <math>\Phi = B_0 \cdot A = B_0 \cdot x \cdot L</math>.
wobei die Fläche eine rechteckige Fläche mit dem Flächeninhalt
*Die Spannung wird mit Hilfe des Induktionsgesetzes für die Leiterschleife berechnet. Der erste Term wird durch die Änderung der Flussdichte hervorgerufen und wird auch ''Ruheinduktion'' genannt. Da die magnetische Flussdichte sich mit der Zeit nicht ändert, ist der erste Term in diesem Beispiel gleich Null. Der zweite Term wird durch die Bewegung des Leiterstabes und der damit einhergehenden Vergrößerung der Fläche verursacht. Dieser Term wird auch ''Bewegungsinduktion'' genannt. Er beträgt <math>vLB_0</math> und ist in diesem Fall für die Spannung an den Klemmen maßgeblich. Mithilfe der [[Produktregel]] für Ableitungen ergibt sich:
:<math>A = L \cdot x</math>
::<math>U = \frac{\mathrm{d}\Phi}{\mathrm{d}t} = \underbrace{\frac{\partial B_0}{\partial t}}_{=0} \cdot A + B_0 \cdot \underbrace{\frac{\partial A}{\partial t}}_{=vL} = vLB_0</math>
ist.


=== Beispiel: Bewegter Leiterstab im Magnetfeld (mit Stromfluss) ===
Der von den Leitern eingeschlossene magnetische Fluss beträgt folglich:
[[Datei:Bewegter Leiter im Feld Res.svg|mini|Ist die Leiterschleife geschlossen und bewegt sich der Stab im Magnetfeld, kommt es zu einem Stromfluss im Stromkreis.]]
:<math>\Phi = B_0 \cdot A = B_0 \underbrace{L x}_{=A} = B_0 \cdot L \cdot x</math>


Weist der Stromkreis einen endlichen Widerstand auf, so kommt es bei der Bewegung des Leiterstabes im Magnetfeld zu einem Stromfluss. Für die Stromstärke gilt:
Da die [[Geschwindigkeit]] definiert ist als
::<math>I = \frac{U}{R} = \frac{\frac{\mathrm{d}\Phi}{\mathrm{d}t}}{R}</math>
:<math>v = \frac{\text{d}x}{\text{d}t},</math>
kann man auch schreiben:
:<math>U = \frac{\text{d}\Phi}{\text{d}t} = B_0 \cdot L \cdot \frac{\text{d}x}{\text{d}t} = B_0 \cdot L \cdot v</math>


Hierbei wird die gesamte Flussänderung in der Leiterschleife betrachtet. Da aber die [[Induktivität]] <math>L_\Phi\approx 0</math> für eine Leiteranordnung wie hier genähert werden kann, ist auch der stromabhängige magnetische Fluss <math>\Phi_L=L_\Phi I\approx 0</math> und die dazugehörige Flussänderung <math>\frac{\mathrm{d}\Phi_L}{\mathrm{d}t}=L_\Phi\frac{\mathrm{d}I}{\mathrm{d}t}\approx 0</math> vernachlässigbar. Die induzierte Stromstärke ist damit:
Man spricht in diesem Fall von der sogenannten '''Bewegungsinduktion,''' da die Spannung einzig durch die Bewegung des Leiters entstanden ist und die zeitliche Änderung der Flussdichte keine Rolle spielte.
::<math> I = \frac{vLB_0}{R}</math>


Wird der Leiterstab mit der konstanten Geschwindigkeit <math>v</math> bewegt, wird mechanische Arbeit verrichtet. Die Kraft ist die [[Lorentzkraft]] auf einen stromdurchflossenen Leiter der Länge <math>L</math> im Magnetfeld der Flussdichte <math>B_0</math>:
Bei Bewegungsinduktion lässt sich die Entstehung der Spannung immer als Folge der Lorentzkraft auf die im Leiterstab vorhandenen Leitungselektronen verstehen. Im vorliegenden Beispiel erklärt sich die Entstehung der Spannung wie folgt:
::<math>\vec{F}=I\vec{L}\times\vec{B}_0</math> hier: <math>F=ILB_0</math>
* Die Lorentzkraft übt auf die Elektronen eine Kraft <math>\vec F_\mathrm{L} = q \cdot \left(\vec v \times \vec B_0\right)</math> aus, wobei <math>q=-1{,}602 \cdot 10^{-19}\ \mathrm{C}</math> die Ladung eines Elektrons und <math>\vec v</math> die Geschwindigkeit des Elektrons ist.
Für die [[elektrische Leistung]] die im Widerstand umgesetzt wird gilt <math>P=UI</math> und für die [[mechanische Leistung]] einer solchen gleichförmigen Bewegung gilt <math>P=vF=vILB_0=\frac{U}{LB_0}ILB_0=UI</math>, nachdem man die entsprechenden Größen von oben eingesetzt hat. Es wird also mechanische Arbeit in elektrische umgewandelt.
* Die Richtung der Kraft lässt sich mit der UVW-Regel oder der Rechte-Hand-Regel nachvollziehen. In der Zeichnung wird der Leiter von links nach rechts bewegt (<math>\Rightarrow</math> Daumen der rechten Hand zeigt nach rechts). Das schwachgraue Muster im Hintergrund des Bildes symbolisiert Feldlinien des Magnetfeldes <math>\vec B_0</math>, die senkrecht zur Ebene der Schienenanordnung vom Betrachter weg verlaufen (<math>\Rightarrow</math> Zeigefinger zeigt in die Zeichenebene hinein). Der Mittelfinger zeigt dementsprechend in Richtung der Kraftrichtung, die auf positive Ladungsträger ausgeübt würde (<math>\Rightarrow</math> Mittelfinger zeigt von der unteren Schiene auf die obere Schiene). Folglich werden negativ geladene Elektronen zur unteren Schiene hin verschoben.
* Aufgrund der Lorentzkraft verschieben sich die Elektronen so, dass auf der oberen Schiene ein Elektronenmangel und auf der unteren Schiene ein Elektronenüberschuss entsteht.
* Aus der ungleichmäßigen Ladungsverteilung ergibt sich ein elektrisches Feld, das der Lorentzkraft entgegenwirkt.
* Im Gleichgewichtsfall sind die Lorentzkraft <math>\vec F_\mathrm{L}</math> und die Coulombkraft <math>\vec F_\mathrm{C}</math> entgegengesetzt gleich, und es gilt:
:<math>\vec E=-\vec v \times \vec B_0</math>
Die elektrische Feldstärke zeigt in Richtung auf die untere Schiene und erklärt die auftretende Klemmenspannung.


=== Beispiel: Leiterschleife im Magnetfeld ===
=== Beispiel: Induktion durch Flussdichteänderung ===
[[Datei:Leiterschleife.svg|mini|Eine Leiterschleife dreht sich im Magnetfeld.]]
[[Datei:Flux Change.svg|mini|Ändert sich die Flussdichte im Leiterkreis, so zeigt das Voltmeter eine Spannung an.]]
Dreht sich eine Leiterschleife mit der [[Winkelgeschwindigkeit]] <math>\omega = 2 \pi f</math> in einem aus dem Laborsystem betrachtet zeitlich konstanten Magnetfeld, so verändert sich aus Sicht der Leiterschleife die magnetische Flussdichte ständig, und es ergibt sich ein veränderter magnetischer Fluss durch die Leiterschleife.
Eine Änderung des magnetischen Flusses lässt sich auch dadurch erreichen, dass man die magnetische Flussdichte ändert. Dies geschieht im nebenstehenden Beispiel dadurch, dass man einen Magneten von links kommend unter der Leiterschleife hindurchschiebt. Die Darstellung wurde so gewählt, dass sich die gleiche Flussänderung wie beim Beispiel „[[#Beispiel: Induktion durch Bewegung des Leiters|Induktion durch Bewegung des Leiters]]“ ergibt. Folglich ergibt sich an den Klemmen der Anordnung auch die gleiche Spannung:
:<math>U = -\frac{\text{d}\Phi}{\text{d}t} = -B_0 \cdot L \frac{\text{d}x}{\text{d}t} = -B_0 \cdot L \cdot v</math>


Die an den Klemmen im sich drehenden System gemessene Spannung kann folgendermaßen berechnet werden:
Obwohl bei beiden Experimenten die gleiche Flussänderung und die gleiche Spannung auftreten, unterscheiden sich beide Experimente ansonsten sehr stark. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf das elektrische Feld: Beim Beispiel „[[#Beispiel: Induktion durch Bewegung des Leiters|Induktion durch Bewegung des Leiters]]“ liegt ein elektrostatisches Feld vor, während beim Beispiel „[[#Beispiel: Induktion durch Flussdichteänderung|Induktion durch Flussdichteänderung]]“ ein elektrisches Feld mit starken Wirbelanteilen vorliegt.
*Die durch die Leiterschleife berandete ebene Fläche hat den Flächeninhalt <math>A=l_1 \cdot l_2</math>.
*Die magnetische Flussdichte ändert im Koordinatensystem des mitbewegten Beobachters ständig ihren Betrag und ihre Richtung. Nimmt man an, dass das Bild die Fläche zum Zeitpunkt <math>t=0</math> zeigt, so beträgt der senkrecht auf die Fläche auftretende Anteil der Flussdichte <math>B_\mathrm{senkr}(t) = \cos(2 \pi f t) \cdot B</math>.
*Der durch die Fläche <math>A</math> hindurchstoßende magnetische Fluss beträgt dementsprechend <math>\Phi(t) = B \cdot A \cdot \cos(2 \pi f t)</math>.
*Für die Spannung <math>U</math> folgt somit mit Hilfe der [[Kettenregel]]:
::<math>U = \frac{\mathrm{d}\Phi}{\mathrm{d}t} = B \cdot A \cdot (-2 \pi f) \cdot \sin(2 \pi f t)</math>


=== Induktion bei einer elektrischen Spule mit mehreren Windungen ===
=== Technische Anwendungen ===
==== Beschreibung mithilfe der Ableitung des magnetischen Flusses ====
[[Datei:Induktionsapparat hg.jpg|mini|Historischer Induktionsapparat aus dem Physikunterricht]]
[[Datei:Spulenflaeche.jpg|mini|rechts|Fläche einer Spule mit drei Windungen]]
In der Technik findet das Induktionsgesetz in vielfacher Hinsicht Anwendung. Allen Beispielen ist gemein, dass durch Änderung des magnetischen Flusses eine stromtreibende Wirkung erzielt wird. Dies geschieht entweder durch Bewegung eines Leiters in einem magnetischen Feld (Bewegungsinduktion) oder durch Änderungen des Magnetfeldes:
Das Induktionsgesetz ist auch für elektrische Spulen mit mehreren Windungen anwendbar. Die zur Berechnung des magnetischen Flusses erforderliche Fläche wird im nebenstehenden Bild veranschaulicht.<ref>Herman A. Haus: ''Electromagnetic fields and Energy.'' Kap.&nbsp;8.4 [http://web.mit.edu/6.013_book/www/book.html Internetlink]</ref> Das Induktionsgesetz in seiner allgemeinen Form erfordert daher keinen Faktor <math>N</math> für die Windungszahl der Spule, auch wenn der Spulendraht im konkreten Fall einen Zylinder mehrfach umläuft.
* [[Induktionsschleife]] für Kfz zur Steuerung von Verkehrsampelanlagen und Schranken
* [[Dynamisches Mikrofon]]
* Dynamisches (Magnet-)[[Tonabnehmer#Tonabnehmer für Schallplatten|Tonabnehmersystem]] für Plattenspieler
* [[Tonabnehmer]] für elektrische Saiteninstrumente (z.&nbsp;B. E-Gitarre und E-Bass)
* Tonkopf zur Abtastung von Magnetbändern
* [[Generator]] = [[Elektrischer Generator|Dynamo]] = [[Lichtmaschine]]
* [[RFID]]-Tag (beispielsweise Ski-Pass)
* [[Transkranielle Magnetstimulation]]
* [[Induktionsgeber]] (auch induktiver Impulsgeber) als Drehzahlsensor (z.&nbsp;B. im Kfz-Bereich)
* [[Induktionshärten]]
* [[Induktionslampe]]
* [[Induktionssender]]
* [[Transformator]]
* [[Ringschleifenanlage]] für die Übertragung von Audiosignalen in Hörgeräte
* [[Aufwärtswandler]]
* [[Betatron]]
* [[Linearbeschleuniger#Induktions-Linearbeschleuniger|Induktions-Linearbeschleuniger]]
* Induktive Erwärmung durch [[Wirbelstrom|Wirbelströme]]: [[Induktionsofen]], [[Induktionshärten]], das [[Nahfeld und Fernfeld (Antennen)|Induktionsfeld]], [[Induktionskochfeld]]


In den meisten Veröffentlichungen zur elektromagnetischen Induktion bei elektrischen Spulen wird der Einfachheit halber der Faktor <math>N</math> für die Windungszahl eingeführt, und das Induktionsgesetz wird in der Form
=== Erkennen der Flussänderung ===
:<math>U = \frac{\text{d} \Psi}{\text{d} t} \approx N \frac{\text{d} \Phi_\text{w}}{\text{d} t}</math>
Wenn an den Klemmen einer starren Leiterschleife eine Spannung abgreifbar ist, so kann diese dem Induktionsgesetz für Leiterschleifen entsprechend immer auf eine Flussänderung in der Leiterschleife zurückgeführt werden.
angegeben. Hierbei bezeichnet <math>\Psi</math> den Fluss durch eine von dem Spulendraht und den Anschlüssen berandete Fläche, <math>\Phi_\text{w}</math> den von einer einzelnen Windung umschlossenen magnetischen Fluss, und <math>U</math> ist die gemessene Spannung.


==== Zeitlich integrierte Form, Spannungszeitfläche ====
<gallery mode="packed">
[[Datei:Sinus-integral.svg|mini|Die schraffierte Fläche stellt eine beispielhafte Spannungszeitfläche über die Dauer einer Viertelperiode der Sinusschwingung dar. (100 % bei 325&nbsp;V Scheitelspannung).]]
Induktion Hufeisenmagnet1.svg|Bei der Bewegung der Leiterschleife tritt eine Flussänderung auf.
Durch Integration über die Zeit lässt sich die angegebene Gleichung folgendermaßen umformen:
Induktion Hufeisenmagnet2.svg|Bei der Bewegung der Leiterschleife tritt ebenfalls eine Flussänderung auf, die aber oft nicht erkannt wird.
:<math>\Phi_\text{w}(t)=\Phi_\text{w}(0) + \frac{1}{N} \cdot \int\limits_{0}^t U_\mathrm{i}(\tau)\,\text{d}\tau</math>
Induktion Hufeisenmagnet3.svg|Die magnetische Flussdichte in den Schenkeln des Hufeisenmagneten ist nicht konstant.
Diese Beziehung beschreibt den Flussverlauf als Integralfunktion des Spannungsverlaufs.
</gallery>


Betrachtet man den Vorgang in einem Zeitintervall von ''0'' bis ''T'' bei konstanter Fläche, durch die der magnetische Fluss tritt –&nbsp;das Zeitintervall kann sich beispielsweise über eine Halbperiode einer Wechselspannung erstrecken&nbsp;, so folgt daraus für den sich dann ergebenden Fluss
Hübel<ref>Horst Hübel: ''Was ist elektromagnetische Induktion? Eine physikalisch-didaktische Analyse.'' S.&nbsp;6–7, [http://www.forphys.de/Website/induktion/induktion.pdf Link zum Lehrtext] (PDF; 1,3&nbsp;MB), [http://www.forphys.de/ Link zur Internetseite.]</ref> weist unter dem Stichwort „Hufeisenparadoxon“ darauf hin, dass diese Flussänderung in manchen Fällen dem ungeübten Auge verborgen bleibt und diskutiert die Probleme anhand verschiedener Anordnungen mit Hufeisenmagneten, wie sie typischerweise im Schulunterricht verwendet werden (vgl. nebenstehende Bilder).
:<math>\Phi_\mathrm{w}(T)-\Phi_\mathrm{w}(0)=\frac{1}{N} \cdot \int_0 ^T U_\mathrm{i}(\tau)\,\mathrm{d}\tau.</math>
Für den Fall <math>\Phi_\mathrm{w}(0)=0</math> bedeutet das, dass der magnetische Fluss durch eine Leiterschleife bzw. eine Flussänderung in dieser, wie sie sich durch Anlegen einer Spannung nach der gegebenen Zeit ''T'' dort einstellt, immer von dem Spannungszeitintegral in den angegebenen Grenzen ''0'' bis ''T'' verursacht sein und diesem auch entsprechen muss. Die dafür relevante Spannung ist jeweils die induzierte Spannung <math>U_\mathrm{i}</math>. Diese entspricht der angelegten Spannung abzüglich ohmscher Spannungsabfälle (''I''·''R''), soweit diese nicht zu vernachlässigen sind.


Zu veranschaulichen ist das Spannungszeitintegral auch als Fläche zwischen dem Spannungsgraphen und der Zeitachse über dem Intervall [''0'';&nbsp;''T''], weshalb man es bisweilen auch als Spannungszeit''fläche'' oder Spannungszeit''summe''<ref>Grimsehl: ''Lehrbuch der Physik, Bd.&nbsp;II.'' Leipzig 1954, S.&nbsp;321–323.</ref> bezeichnet, in meist älterer Literatur in Anlehnung an den Begriff des ''[[Kraftstoß]]es'' auch als ''Spannungsstoß.''<ref>[[Christian Gerthsen]]: ''Physik.'' 4.&nbsp;Auflage, Springer, Berlin 1956, S.&nbsp;258.</ref><ref>Adalbert Prechtl: ''Vorlesungen über die Grundlagen der Elektrotechnik, Band&nbsp;2.'' Springer-Verlag 2007, S.&nbsp;121.</ref> (Ursächlich hierfür ist der Umstand, dass messtechnisch früher die Integration von induzierten Spannungsimpulsen mittels ballistischer [[Galvanometer]] durchgeführt wurde, vgl. auch [[Magnetischer Fluss#Veranschaulichung des magnetischen Kraftflusses|Veranschaulichung des magnetischen Kraftflusses]]!)
Während die Flussänderung in der Leiterschleife in der ersten Anordnung für Anfänger normalerweise leicht erkennbar ist, misslingt dies vielen Lernenden bei dem zweiten Bild. Die Lernenden konzentrieren sich auf den mit Luft erfüllten Bereich der Anordnung und berücksichtigen nicht, dass die Flussdichte zum Pol des Permanentmagneten hin nur im Innenbereich  kontinuierlich zunimmt, während sie maßgeblich zu den Polen hin im Magneten abnimmt (siehe drittes Bild).


Beispiel für 50&nbsp;Hz bei ''U''<sub>eff</sub>=230&nbsp;V: Auf grafische Weise durch Auszählen der kleinen Quadrate ermittelt, erhält man das Ergebnis von ca. 1,05&nbsp;Voltsekunden zum Bild rechts oben, für eine Sinushalbschwingung folglich 2,1&nbsp;Voltsekunden. Das ist die Spannungszeitfläche, welche die Induktion im Eisenkern eines Transformators von einem Ende der Hysteresekurve zum anderen Ende transportiert. Wenn ein Transformator passend zu den 230&nbsp;V bei 50&nbsp;Hz ausgelegt ist, läuft die Induktion im Dauerbetrieb hauptsächlich im senkrechten Bereich der Hysteresekurve. Höhere Spannung oder niedrigere Frequenz führt zum Übersteuern der Hysteresekurve in die waagerecht verlaufenden Bereiche, zur Kernsättigung, was dann auch in der Praxis durch den Anstieg des Magnetisierungsstromes anschaulich beobachtbar ist.
=== Anordnung mit Rollkontakten – Versuch von Hering ===
[[Datei:Hering.svg|mini|Ein Permanentmagnet wird in die Leiterschleife hineinbewegt. Obwohl in der betrachteten Fläche eine Flussänderung auftritt, schlägt das Voltmeter nicht aus.]]
Das nebenstehend dargestellte Experiment zum '''Heringschen Paradoxon''',<ref>Proc. Am. J. E. F., März 1908, S. 339.</ref><ref>''El. World.'' Nr. 11, 14. März 1908, S. 558.</ref><ref>''The Electrician.'' 3. April 1908, S. 946.</ref> benannt nach [[Carl Hering (Ingenieur)|Carl Hering]], zeigt, dass am Spannungsmessgerät kein Ausschlag stattfindet, obwohl bei einer bestimmten Betrachtung eine Flussänderung vorliegt.<ref>{{Literatur |Autor=H. Grabinski |Titel=Der Heringsche Versuch: Mythen und Fakten |Band=Band 80 |Verlag=Springer |Datum=1997 |Seiten=285–290 |DOI=10.1007/BF01370965}}</ref>


Als weiteres Beispiel kann ein vielfach praktiziertes Messprinzip für den magnetischen Fluss dienen: Hier wird der zu messende Fluss von einer Messspule erfasst, und die Spannung an der Spule auf einen Integrator gegeben, der an seinem Ausgang als Ergebnis unmittelbar den Fluss anzeigt.
Anordnung:
Ein elektrisch ideal leitfähiger Permanentmagnet wird mit der Geschwindigkeit <math>v</math> in eine Leiterschleife hineinbewegt. Die obere und untere Kontaktfläche des Magneten sind über feststehende Rollen elektrisch leitend mit den eingezeichneten Leiterdrähten verbunden.


=== Erkennen der Flussänderung ===
Paradoxon:
[[Datei:Induktion Hufeisenmagnet1.svg|mini|rechts|Bei der Bewegung der Leiterschleife tritt eine Flussänderung auf.]]
Der scheinbare Widerspruch des Experimentes zum Induktionsgesetz ist durch eine formale Betrachtung auflösbar. Dabei führen Form&nbsp;I und Form&nbsp;II mit ruhender oder auch konvektiver (im Magneten mitwandernder) Umlaufkurve zum (gemessenen) Ergebnis, dass keine Spannung induziert wird.
[[Datei:Induktion Hufeisenmagnet2.svg|mini|rechts|Bei der Bewegung der Leiterschleife tritt ebenfalls eine Flussänderung auf, die aber oft nicht erkannt wird.]]
Die Tabelle gibt exemplarisch die Terme an, die bei Form&nbsp;II anfallen.
[[Datei:Induktion Hufeisenmagnet3.svg|mini|rechts|Die magnetische Flussdichte in den Schenkeln des Hufeisenmagneten ist nicht konstant.]]
{| class="wikitable"
|+ '''Anordnung von C. Hering – Zwei Varianten der Spannungsberechnung'''


Wenn an den Klemmen einer starren Leiterschleife eine Spannung abgreifbar ist, so kann diese dem Induktionsgesetz für Leiterschleifen entsprechend immer auf eine Flussänderung in der Leiterschleife zurückgeführt werden.
|- class="hintergrundfarbe5"
| Induktionsgesetz Form II
| <math>\textstyle\partial\mathcal{A}</math>
| <math>\textstyle \vec u</math>
| <math>\textstyle\int_{\mathrm CDAB}\vec E \cdot \text{d}\vec s</math>
| <math>\textstyle\int_{\mathrm BC}\vec E \cdot \text{d}\vec s</math>
| <math>\textstyle\int\limits_{\mathrm BC}\vec u \times \vec B \cdot \text{d}\vec s</math>
| <math>\textstyle-\frac{\text{d}}{\text{d}t }\int\limits_{{\mathcal A}(t)} \vec B \cdot \text{d}\vec A</math>


Hübel<ref>Horst Hübel: ''Was ist elektromagnetische Induktion? Eine physikalisch-didaktische Analyse.'' Seite&nbsp;6–7, [http://www.forphys.de/Website/induktion/induktion.pdf Link zum Lehrtext] (PDF; 773&nbsp;kB) [http://www.forphys.de/ Link zur Internetseite]</ref> weist unter dem Stichwort „Hufeisenparadoxon“ darauf hin, dass diese Flussänderung in manchen Fällen dem ungeübten Auge verborgen bleibt und diskutiert die Probleme anhand verschiedener Anordnungen mit Hufeisenmagneten, wie sie typischerweise im Schulunterricht verwendet werden (vgl. nebenstehende Bilder). Während die Flussänderung in der Leiterschleife in der ersten Anordnung für Anfänger normalerweise leicht erkennbar ist, misslingt dies vielen Lernenden bei dem zweiten Bild. Die Lernenden konzentrieren sich auf den mit Luft erfüllten Bereich der Anordnung und berücksichtigen nicht, dass die Flussdichte im Pol des Permanentmagneten zum Außenbereich hin kontinuierlich abnimmt (siehe drittes Bild).
|-
|<math>\textstyle \oint\limits_{\partial{\mathcal A}}{(\vec E+\vec u \times \vec B) \cdot \text{d}\vec s}= -\frac{\text{d}}{\text{d}t }\int\limits_{{\mathcal A}} \vec B \cdot \text{d}\vec A\quad\quad</math>
|ruhend
|0
|<math>\textstyle U</math>
|<math>\textstyle-vBL</math>
|0
|<math>\textstyle-vBL</math>


Interessanterweise werden zwei verschiedene Beobachter, die nach der Ursache der Spannung gefragt werden, je nach ihrem Bezugssystem verschiedene Antworten geben:
|-
*Ein Beobachter, für den der Hufeisenmagnet ruht („Beobachter sitzt auf dem Magneten“), sieht bei vernachlässigbarem Strom in der Leiterschleife ein zeitlich konstantes Feld der magnetischen Flussdichte (<math>\operatorname{rot} \vec E = -\dot{\vec B} = 0</math>). Man sagt auch, dass aus der Sicht dieses Beobachters ein elektrisches [[Potentialfeld]] existiert. Die an den Klemmen der Leiterschleife messbare Spannung wird er folgerichtig auf die Wirkung der [[Lorentzkraft]] zurückführen.
|<math>\textstyle \oint\limits_{\partial{\mathcal A}(t)}{(\vec E+\vec u \times \vec B) \cdot \text{d}\vec s}= -\frac{\text{d}}{\text{d}t }\int\limits_{{\mathcal A}(t)} \vec B \cdot \text{d}\vec A\quad\quad</math>
*Ein Beobachter, für den die Leiterschleife ruht („Beobachter sitzt auf der Leiterschleife“), sieht hingegen, dass sich die magnetische Flussdichte in der Leiterschleife ändert, denn aus seiner Sicht bewegt sich der Hufeisenmagnet in die Leiterschleife hinein bzw. aus ihr heraus. Dieser Beobachter erklärt sich die an den Klemmen abgreifbare Spannung somit durch ein elektrisches [[Wirbelfeld]], das von der Änderung der magnetischen Flussdichte herrührt. Da die Leiterschleife aus seiner Sicht ihre Position nicht ändert (<math>v=0</math>), kann er schließlich keine Lorentzkraft erkennen.
|konvektiv
|<math>\textstyle \vec v</math>
|<math>\textstyle U</math>
|<math>\textstyle -vBL</math>
|<math>\textstyle +vBL</math>
|0
|}


Obwohl die Fragestellung nach dem ''Bezugssystem'' ([[Inertialsystem]]), aus dem heraus eine Beobachtung getätigt wird, im Zusammenhang mit dem Spezialfall „Induktionsgesetz für eine Leiterschleife“ keine wesentliche Rolle spielt, muss es bei der Anwendung des allgemeinen Gesetzes strikt beachtet werden. Der Grund ist, dass elektromagnetische Größen (insbesondere die elektrische Feldstärke und damit die Spannung) vom Bezugssystem abhängen, in dem sie gemessen werden. Die Umrechnung erfolgt jeweils mithilfe der [[Lorentztransformation]].
Gegenüber dem hohen Innenwiderstand des Spannungsmessers sind die auf die ruhende Messleitung und den bewegten Magneten entfallenden Widerstände vernachlässigbar. Deshalb kann im ruhenden Teil CDAB nur im Spannungsmesser eine elektrische Feldstärke existieren, sodass dort der Beitrag zum Umlaufintegral von <math>\textstyle\vec E</math> gleich <math>\textstyle U</math> ist (4.&nbsp;Spalte der Tabelle). Der Term <math>\textstyle -vLB</math> in der 5.&nbsp;Spalte rührt daher, dass der bewegte magnetisierte Körper im Laborsystem elektrisch polarisiert erscheint.<ref>Fritz Sauter (Hrsg.): Richard Becker: ''Theorie der Elektrizität 1.'' 21. Auflage. B. G. Teubner, Stuttgart 1973, ISBN 3-519-23006-2, Abschn.&nbsp;11.3</ref> Der Term gibt die entsprechende elektrische Spannung an. Zum gleichen Resultat führt auch die [[Spezielle Lorentz-Transformation|Transformationsbeziehung]] zwischen elektrischer Feldstärke und magnetischer Flussdichte <math>\textstyle \vec E'=\vec E + \vec v\times\vec B</math> nach Lorentz bei <math>\textstyle \vec E'=0</math>. In den magnetischen Schwund in der Spalte rechts außen geht die Bewegung der Randlinie ein. Bei bewegtem Abschnitt BC bleibt der Fluss konstant. Ruhende oder bewegte Randlinie führen mit den angegebenen Termen zum (auch gemessenen) Resultat <math>\textstyle U=0</math>.
 
=== Flussregel ===
Die Flussregel stellt eine mögliche Verallgemeinerung des Induktionsgesetzes für eine Leiterschleife dar. Man betrachtet dabei einen Stromkreis, der durch die Kurve <math>\partial A</math> dargestellt wird und die Randkurve einer Fläche <math>A</math> bildet. Trennt man den Stromkreis an einer Stelle auf, so misst man dort die Spannung
<math>\begin{align}
U = \oint\limits_{\partial A}{{{\vec{E}}'}}\text{d}\vec{s} = -\int\limits_{A}{\frac{\partial \vec{B}}{\partial t}}\text{d}\vec{A}+\oint_{\partial A}{{\vec{v}}}\times \vec{B}\ \text{d}\vec{s}=-\frac{\text{d}}{\text{d}t}\int_{A}{{\vec{B}}}\cdot \text{d}\vec{A}.
\end{align}</math>
 
Hierbei ist die Größe <math>\vec{E}'</math> die Feldstärke, die im Ruhesystem des mit der Geschwindigkeit <math>\vec v</math> mitbewegten Wegelementes <math>\text{d}\vec{s}</math> herrscht (d.&nbsp;h. im mitbewegten System). Die Gleichung gilt in der angegebenen Form ausschließlich für nichtrelativistische Geschwindigkeiten <math>v\ll c</math>. Da in nahezu allen technischen Anwendungen die Objekte vergleichsweise langsam bewegt werden,<ref>Eine sehr bekannte Ausnahme ist jedoch die Elektronenstrahlröhre, wie sie beispielsweise in älteren Fernsehgeräten verwendet wird. Die Elektronen können hierbei Geschwindigkeiten erreichen, die eine relativistische Rechnung erforderlich machen.</ref> ist dies normalerweise keine relevante Nebenbedingung.


== Allgemeines Induktionsgesetz in differentieller Form und in Integralform ==
== Allgemeines Induktionsgesetz in differentieller Form und in Integralform ==
Das Gesetz der elektromagnetischen Induktion, kurz Induktionsgesetz, beschreibt den Zusammenhang zwischen elektrischen und magnetischen Feldern. Es besagt, dass bei einer Änderung des magnetischen Flusses durch eine Fläche am Rand dieser Fläche eine Ringspannung entsteht. In besonders häufig verwendeten Formulierungen wird das Induktionsgesetz beschrieben, indem die Randlinie der Fläche als unterbrochene Leiterschleife dargestellt wird, an deren offenen Enden die Spannung gemessen werden kann.
Das Gesetz der elektromagnetischen Induktion, kurz Induktionsgesetz, beschreibt einen Zusammenhang zwischen elektrischen und magnetischen Feldern (der andere ist das [[Ampèresches Gesetz]]). Es besagt, dass bei einer Änderung des magnetischen Flusses durch eine Fläche am Rand dieser Fläche eine Ringspannung entsteht. In besonders häufig verwendeten Formulierungen wird das Induktionsgesetz beschrieben, indem die Randlinie der Fläche als unterbrochene Leiterschleife dargestellt wird, an deren offenen Enden die Spannung gemessen werden kann.


Die zum Verständnis sinnvolle Beschreibung gliedert sich in zwei mögliche Darstellungsformen:
Die zum Verständnis sinnvolle Beschreibung gliedert sich in zwei mögliche Darstellungsformen:
#Die Integralform oder auch ''globale Form'' des Induktionsgesetzes: Dabei werden die globalen Eigenschaften eines räumlich ausgedehnten Feldgebietes (über den Integrationsweg) beschrieben.
# Die Integralform oder auch ''globale Form'' des Induktionsgesetzes: Dabei werden die globalen Eigenschaften eines räumlich ausgedehnten Feldgebietes (über den Integrationsweg) beschrieben.
#Die differentielle Form oder auch ''lokale Form'' des Induktionsgesetzes: Dabei werden die Eigenschaften einzelner lokaler Feldpunkte in Form von Dichten beschrieben. Die Volumina der globalen Form streben gegen Null, und die auftretenden Feldstärken werden differenziert.
# Die differentielle Form oder auch ''lokale Form'' des Induktionsgesetzes: Dabei werden die Eigenschaften einzelner lokaler Feldpunkte in Form von Dichten beschrieben. Die Volumina der globalen Form streben gegen null, und die auftretenden Feldstärken werden differenziert.


Beide Darstellungsformen beschreiben denselben Sachverhalt. Je nach konkretem Anwendungsfall und Problemstellung kann es sinnvoll sein, die eine oder die andere Form zu benutzen.
Beide Darstellungsformen beschreiben denselben Sachverhalt. Je nach konkretem Anwendungsfall und Problemstellung kann es sinnvoll sein, die eine oder die andere Form zu benutzen.


Bei der Anwendung des Induktionsgesetzes ist zu beachten, dass alle in den Gleichungen auftretenden Größen, d.&nbsp;h. die [[Elektrisches Feld|elektrische Feldstärke]] <math>\vec E</math>, die magnetische Flussdichte <math>\vec B</math>, die orientierte Fläche <math>\vec A</math>, die Konturlinie <math>\partial A</math> dieser Fläche und <math>\vec u</math> die lokale Geschwindigkeit eines Punktes auf der Fläche bzw. deren Randlinie von einem beliebigen, aber für alle Größen gleichen, Bezugssystem ([[Inertialsystem]]) aus beschrieben werden.
Bei der Anwendung des Induktionsgesetzes ist zu beachten, dass alle in den Gleichungen auftretenden Größen, d.&nbsp;h. die [[Elektrisches Feld|elektrische Feldstärke]] <math>\vec E</math>, die magnetische Flussdichte <math>\vec B</math>, die orientierte Fläche <math>\mathcal A</math>, die Konturlinie <math>\partial \mathcal A</math> dieser Fläche und die lokale Geschwindigkeit <math>\vec u</math> eines Punktes auf der Konturlinie von einem beliebigen, aber für alle Größen gleichen, Bezugssystem ([[Inertialsystem]]) aus beschrieben werden.


Führt die Konturlinie durch Materie, ist zudem zu beachten:
Führt die Konturlinie durch Materie, ist zudem zu beachten:
*Die Konturlinie <math>\partial A</math> ist eine gedachte Linie. Da sie keine physikalische Entsprechung hat, hat eine eventuelle zeitliche Bewegung der Konturlinie grundsätzlich keinen Einfluss auf die stattfindenden physikalischen Prozesse. Insbesondere verändert eine Bewegung der Konturlinie nicht die Feldgrößen <math>\vec E</math> und <math>\vec B</math>. In der Integralform I wird die Bewegung der Konturlinie daher überhaupt nicht berücksichtigt. In der Integralform II beeinflusst die Bewegung der gedachten Konturlinie beide Seiten der Gleichung in gleichem Maße, sodass man bei der Berechnung beispielsweise einer elektrischen Spannung mit Integralform&nbsp;I zu dem gleichen Ergebnis kommt wie bei der Berechnung derselben Spannung mithilfe von Integralform&nbsp;II.
* Die Konturlinie <math>\partial\mathcal A</math> ist eine gedachte Linie. Da sie keine physikalische Entsprechung hat, hat eine eventuelle zeitliche Bewegung der Konturlinie grundsätzlich keinen Einfluss auf die stattfindenden physikalischen Prozesse. Insbesondere verändert eine Bewegung der Konturlinie nicht die Feldgrößen <math>\vec E</math> und <math>\vec B</math>. In der Integralform&nbsp;I wird die Bewegung der Konturlinie daher überhaupt nicht berücksichtigt. In der Integralform&nbsp;II beeinflusst die Bewegung der gedachten Konturlinie beide Seiten der Gleichung in gleichem Maße, sodass man bei der Berechnung beispielsweise einer elektrischen Spannung mit Integralform&nbsp;I zu dem gleichen Ergebnis kommt wie bei der Berechnung derselben Spannung mithilfe von Integralform&nbsp;II.
*Grundsätzlich darf die Geschwindigkeit der Konturlinie von der Geschwindigkeit der im Experiment verwendeten Körper (z.&nbsp;B. Leiterschleife, Magnete) abweichen. Die Geschwindigkeit der Konturlinie in Bezug auf den Beobachter wird im Rahmen des Artikels mit <math>\vec u</math> gekennzeichnet, während die Geschwindigkeit von Objekten mit dem Buchstaben <math>\vec v</math> beschrieben wird.
* Grundsätzlich darf die Geschwindigkeit der Konturlinie von der Geschwindigkeit der im Experiment verwendeten Körper (z.&nbsp;B. Leiterschleife, Magnete) abweichen. Die Geschwindigkeit der Konturlinie in Bezug auf den Beobachter wird im Rahmen des Artikels mit <math>\vec u</math> gekennzeichnet, während die Geschwindigkeit von Objekten mit dem Buchstaben <math>\vec v</math> beschrieben wird.
*Im Gegensatz zur Bewegung der Konturlinie hat die Geschwindigkeit der Körper im Allgemeinen einen Einfluss auf die stattfindenden physikalischen Vorgänge. Das gilt insbesondere für die Feldgrößen <math>\vec E</math> und <math>\vec B</math>, die der jeweilige Beobachter misst.
* Im Gegensatz zur Bewegung der Konturlinie hat die Geschwindigkeit der Körper im Allgemeinen einen Einfluss auf die stattfindenden physikalischen Vorgänge. Das gilt insbesondere für die Feldgrößen <math>\vec E</math> und <math>\vec B</math>, die der jeweilige Beobachter misst.


=== Induktionsgesetz in differentieller Form ===
=== Induktionsgesetz in differentieller Form ===
<!--[[Datei:Electromagnetic induction.svg|mini|rechts|Grundvorstellung zur elektromagnetischen Induktion: Ändert sich die Flächendichte B des magnetischen Flusses durch eine Fläche, wird es dadurch von einem elektrischen Wirbelfeld E umgeben, das (wenn möglich) einen der Flussänderung entgegenwirkenden Strom induziert. Die Zeichnungen zeigen einen möglichen Momentanwert der Feldgrößen. Dabei wird<math>\dot{\vec B}, \vec E >0</math> angenommen.]]-->
<!--[[Datei:Electromagnetic induction.svg|mini|rechts|Grundvorstellung zur elektromagnetischen Induktion: Ändert sich die Flächendichte <math>B</math> des magnetischen Flusses durch eine Fläche, wird es dadurch von einem elektrischen Wirbelfeld <math>E</math> umgeben, das (wenn möglich) einen der Flussänderung entgegenwirkenden Strom induziert. Die Zeichnungen zeigen einen möglichen Momentanwert der Feldgrößen. Dabei wird <math>\dot{\vec B}, \vec E >0</math> angenommen.]]-->
Das Induktionsgesetz in differentieller Form lautet:
Das Induktionsgesetz in differentieller Form lautet:
:<math>\operatorname{rot}\vec E = - \dot{\vec{B}}</math>
:<math>\operatorname{rot}\vec E = -\dot{\vec{B}}</math>
Das Vorhandensein von elektrischen Wirbeln bzw. einer zeitveränderlichen magnetischen Flussdichte ist das wesentliche Kennzeichen von Induktion. In elektrischen Feldern ohne Induktion (z.&nbsp;B. in dem Feld unbewegter Ladungen) existieren keine geschlossenen Feldlinien der elektrischen Feldstärke <math>E</math>, und das Umlaufintegral der elektrischen Feldstärke ergibt immer Null.
Das Vorhandensein von elektrischen Wirbeln bzw. einer zeitveränderlichen magnetischen Flussdichte ist das wesentliche Kennzeichen von Induktion. In elektrischen Feldern ohne Induktion (z.&nbsp;B. in dem Feld unbewegter Ladungen) existieren keine geschlossenen Feldlinien der elektrischen Feldstärke <math>E</math>, und das Umlaufintegral der elektrischen Feldstärke ergibt immer null.


Seine Hauptanwendung findet das Induktionsgesetz in differentieller Form einerseits bei theoretischen Herleitungen und in der numerischen Feldberechnung, andererseits (jedoch seltener) in der analytischen Berechnung konkreter technischer Fragestellungen.
Seine Hauptanwendung findet das Induktionsgesetz in differentieller Form einerseits bei theoretischen Herleitungen und in der numerischen Feldberechnung, andererseits (jedoch seltener) in der analytischen Berechnung konkreter technischer Fragestellungen.


Wie in Einsteins erstem Werk über die spezielle Relativitätstheorie<ref>Albert Einstein: ''Zur Elektrodynamik bewegter Körper.'' Annalen der Physik und Chemie 17, 30.&nbsp;Juni 1905, Seiten&nbsp;891–921.</ref> gezeigt wurde, stehen die Maxwellgleichungen in differentieller Form in Übereinstimmung mit der speziellen Relativitätstheorie. Eine an den heutigen Sprachgebrauch angepasste Herleitung hierzu findet sich in dem inzwischen vergriffenen Lehrbuch von Simonyi.<ref>K. Simonyi: ''Theoretische Elektrotechnik.'' 9.&nbsp;Auflage, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin, 1989, Kap.&nbsp;5.2.2.</ref>
Wie in Einsteins erstem Werk über die spezielle Relativitätstheorie<ref>Albert Einstein: ''Zur Elektrodynamik bewegter Körper.'' In: ''Annalen der Physik und Chemie.'' 17, 30.&nbsp;Juni 1905, S.&nbsp;891–921.</ref> gezeigt wurde, stehen die Maxwellgleichungen in differentieller Form in Übereinstimmung mit der speziellen Relativitätstheorie. Eine an den heutigen Sprachgebrauch angepasste Herleitung hierzu findet sich in dem inzwischen vergriffenen Lehrbuch von Simonyi.<ref>K. Simonyi: ''Theoretische Elektrotechnik.'' 9. Auflage. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1989, Kap.&nbsp;5.2.2.</ref>


=== Übergang von der differentiellen Form zur Integralform ===
=== Übergang von der differentiellen Form zur Integralform ===
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:<math>\operatorname{rot}\vec E = -\frac{\partial \vec B}{\partial t}</math>
:<math>\operatorname{rot}\vec E = -\frac{\partial \vec B}{\partial t}</math>
Zur Überführung in die integrale Form wird der Satz von Stokes verwendet, der aus naheliegenden Gründen mit der Variablen <math>\vec E</math> formuliert wird:
Zur Überführung in die integrale Form wird der Satz von Stokes verwendet, der aus naheliegenden Gründen mit der Variablen <math>\vec E</math> formuliert wird:
:<math>\oint\limits_{\partial A} \vec E \,\text{d}\vec s=\int\limits_{A}\operatorname{rot}\vec E \,\text{d}\vec A</math>
:<math>\oint\limits_{\partial {\mathcal A}} \vec E \,\text{d}\vec s=\int\limits_{\mathcal A}\operatorname{rot}\vec E \,\text{d}\vec A</math>


Ersetzt man im rechten Term des Stokesschen Gesetzes das Vektorfeld <math>\vec E</math> entsprechend dem Induktionsgesetz in differentieller Form durch den Term <math>-\frac{\partial \vec B}{\partial t}</math>, so ergibt sich
Ersetzt man im rechten Term des Stokesschen Gesetzes das Vektorfeld <math>\vec E</math> entsprechend dem Induktionsgesetz in differentieller Form durch den Term <math>-\tfrac{\partial \vec B}{\partial t}</math>, so ergibt sich:
:<math>\oint\limits_{\partial A} \vec E \,\text{d}\vec s=-\int\limits_{A}\frac{\partial \vec B}{\partial t} \,\text{d}\vec A.</math>
:<math>\oint\limits_{\partial {\mathcal A}} \vec E \,\text{d}\vec s=-\int\limits_{\mathcal A}\frac{\partial \vec B}{\partial t} \,\text{d}\vec A</math>


Dieses ist eine mögliche allgemeine Form des Induktionsgesetzes in Integralform,<ref>Klaus W. Kark: ''Antennen und Strahlungsfelder. Elektromagnetische Wellen auf Leitungen im Freiraum und ihre Abstrahlung.'' 3.&nbsp;Auflage, Vieweg+Teubner, Wiesbaden, 2010, Kap.&nbsp;3.8.3, S.&nbsp;47.</ref> die entgegen vielen anderslautenden Behauptungen sowohl für Konturlinien in ruhenden Körpern als auch in bewegten Körpern angewendet werden kann.<ref>R. Kröger, R. Unbehauen: ''Zur Theorie der Bewegungsinduktion.'' Mitteilung des Lehrstuhls für Allgemeine und Theoretische Elektrotechnik, Universität Erlangen-Nürnberg, AEÜ, Band&nbsp;36, Heft&nbsp;9, 1982. Die Autoren erklären: „Umgekehrt gelten insbesondere die Gl.&nbsp;(17a,&nbsp;b) (das sind das Induktionsgesetz in differentieller Form und das vorgenannte Induktionsgesetz in Integralform, Anm.) entgegen allen anders lautenden Behauptungen auch für bewegte Leiter (allgemein für bewegte Medien).“</ref>
Das ist eine mögliche allgemeine Form des Induktionsgesetzes in Integralform,<ref>Klaus W. Kark: ''Antennen und Strahlungsfelder. Elektromagnetische Wellen auf Leitungen im Freiraum und ihre Abstrahlung.'' 3. Auflage. Vieweg+Teubner, Wiesbaden 2010, Kap.&nbsp;3.8.3, S.&nbsp;47.</ref> die entgegen vielen anderslautenden Behauptungen sowohl für Konturlinien in ruhenden Körpern als auch in bewegten Körpern angewendet werden kann.<ref>R. Kröger, R. Unbehauen: ''Zur Theorie der Bewegungsinduktion.'' Mitteilung des Lehrstuhls für Allgemeine und Theoretische Elektrotechnik, Universität Erlangen-Nürnberg, AEÜ, Band&nbsp;36, Heft&nbsp;9, 1982. Die Autoren erklären: „Umgekehrt gelten insbesondere die Gl.&nbsp;(17a,&nbsp;b) (das sind das Induktionsgesetz in differentieller Form und das vorgenannte Induktionsgesetz in Integralform, Anm.) entgegen allen anders lautenden Behauptungen auch für bewegte Leiter (allgemein für bewegte Medien).“</ref>


Um eine Formulierung zu erhalten, die den magnetischen Fluss <math>\Phi = \int\limits_{A}\vec B \text{d}\vec A</math> enthält, addiert man auf beiden Seiten der Gleichung den Term <math>\oint\limits_{\partial A}(\vec u \times \vec B)\text{d}\vec s</math>. Dabei ergibt sich:
Um eine Formulierung zu erhalten, die den magnetischen Fluss <math>\Phi = \int\limits_{\mathcal A}\vec B \,\text{d}\vec A</math> enthält, addiert man auf beiden Seiten der Gleichung den Term <math>\oint\limits_{\partial {\mathcal A}}(\vec u \times \vec B)\,\text{d}\vec s</math>. Dabei ergibt sich:
:<math>\oint\limits_{\partial A} \left(\vec E + \vec u \times \vec B\right) \,\text{d}\vec s=-\int\limits_{A}\frac{\partial \vec B}{\partial t} \,\text{d}\vec A +\oint\limits_{\partial A}(\vec u \times \vec B)\text{d}\vec s</math>
:<math>\oint\limits_{\partial {\mathcal A}} \left(\vec E + \vec u \times \vec B\right) \,\text{d}\vec s=-\int\limits_{\mathcal A}\frac{\partial \vec B}{\partial t} \,\text{d}\vec A +\oint\limits_{\partial {\mathcal A}}(\vec u \times \vec B)\,\text{d}\vec s</math>


Der rechte Teil der Gleichung entspricht wegen <math>\operatorname{div}\vec B=0</math> der negativen zeitlichen Änderung des magnetischen Flusses,<ref>K. Simonyi: ''Theoretische Elektrotechnik.'' 9.&nbsp;Auflage, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin, 1989, Kap.&nbsp;1.5.3, bewegte Medien.</ref><ref>H. Flanders: ''Differentiation under the integral sign.'' American Mathematical Monthly (6), S.&nbsp;615–627:
Der rechte Teil der Gleichung entspricht wegen <math>\operatorname{div}\vec B=0</math> der negativen zeitlichen Änderung des magnetischen Flusses,<ref>K. Simonyi: ''Theoretische Elektrotechnik.'' 9. Auflage. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1989, Kap.&nbsp;1.5.3, bewegte Medien.</ref><ref>H. Flanders: ''Differentiation under the integral sign.'' In: ''American Mathematical Monthly.'' 80 (6), Juni–Juli 1973, S.&nbsp;615–627:
: <math>\frac{\mathrm{d}}{\mathrm{d}t} \int \limits_{A}\vec{B}\cdot \mathrm{d}\vec{A}=\int \limits_{A} \frac{\partial \vec{B}}{\partial t} \cdot \mathrm{d}\vec{A} + \oint \limits_{\partial A}(\vec{B} \times \vec{u}) \cdot \mathrm{d}\vec{s} + \int \limits_A (\nabla \cdot \vec{B}) \cdot \vec{u} \cdot \mathrm{d}\vec{A}.</math>
:<math>\frac{\text{d}}{\text{d}t} \int \limits_{\mathcal A}\vec{B}\cdot \text{d}\vec{A}=\int \limits_{\mathcal A} \frac{\partial \vec{B}}{\partial t} \cdot \text{d}\vec{A} + \oint \limits_{\partial {\mathcal A}}(\vec{B} \times \vec{u}) \cdot \text{d}\vec{s} + \int \limits_{\mathcal A} (\nabla \cdot \vec{B}) \cdot \vec{u} \cdot \text{d}\vec{A}</math>
Wegen <math>\nabla \cdot \mathbf{B}=0</math> (Nichtexistenz von magnetischen Monopolen) ist der letzte Term im Zusammenhang mit B-Feldern gleich Null und kann damit entfallen.</ref> sodass das Induktionsgesetz in Integralform in voller Allgemeingültigkeit auch folgendermaßen notiert werden kann:
Wegen <math>\nabla \cdot \mathbf{B}=0</math> (Nichtexistenz von magnetischen Monopolen) ist der letzte Term im Zusammenhang mit <math>B</math>-Feldern gleich null und kann damit entfallen.</ref> sodass das Induktionsgesetz in Integralform in voller Allgemeingültigkeit auch folgendermaßen notiert werden kann:
:<math>\oint\limits_{\partial A} \left(\vec E + \vec u \times \vec B\right) \,\text{d}\vec s=-\frac{\text{d}}{\text{d}t} \int\limits_{A} \vec B \text{d}\vec A</math>
:<math>\oint\limits_{\partial {\mathcal A}} \left(\vec E + \vec u \times \vec B\right) \,\text{d}\vec s=-\frac{\text{d}}{\text{d}t} \int\limits_{\mathcal A} \vec B \,\text{d}\vec A</math>


In vielen Lehrbüchern werden diese Zusammenhänge leider nicht richtig notiert, was daran erkennbar ist, dass der auf der linken Gleichungsseite notierte Term <math>\vec u \times \vec B</math> fehlt.<ref>Albrecht Lindner: ''Grundkurs theoretische Physik.'' 2.&nbsp;erw. Auflage, ISBN 3-519-13095-5 ({{Google Buch|BuchID=P8a2_XDTZSgC&pg=PA218|Linktext=Auszug}}).</ref><ref>E. Hering, K.-H. Modler: ''Grundwissen des Ingenieurs.'' 14.&nbsp;Auflage, ISBN 978-3-446-22814-6 ({{Google Buch|BuchID=frk-cW8CC6UC&pg=PA164|Linktext=Auszug}}).</ref><ref>W. Nerreter: ''Grundlagen der Elektrotechnik.'' Hanser-Verlag, ISBN 3-446-40414-7 ({{Google Buch|BuchID=uiTAHdAwRHAC&pg=PA144|Linktext=Auszug}}).</ref> Richtig notiert wird das Induktionsgesetz hingegen beispielsweise bei Fließbach.<ref>Torsten Fließbach: ''Elektrodynamik. Lehrbuch zur Theoretischen Physik&nbsp;II.'' 6.&nbsp;Auflage Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 2012, Gl.&nbsp;16.8, Gl.&nbsp; 16.12, ISBN 978-3-8274-3035-9.</ref><ref>[http://homepage.univie.ac.at/Gerhard.Ecker/t3skript.pdf Skript zur Theoretischen Physik an der Universität Wien]</ref><ref>{{Webarchiv|url=http://einrichtungen.ph.tum.de/T37/WS0910/EDyn/Ring-Skript-Elektrodynamik.pdf |text=Skript der TU München zur Elektrodynamik |wayback=20130303000244 }}</ref>
In vielen Lehrbüchern werden diese Zusammenhänge leider nicht richtig notiert, was daran erkennbar ist, dass der auf der linken Gleichungsseite notierte Term <math>\vec u \times \vec B</math> fehlt.<ref>Albrecht Lindner: ''Grundkurs theoretische Physik.'' 2.&nbsp;erw. Auflage, ISBN 3-519-13095-5 ({{Google Buch |BuchID=P8a2_XDTZSgC&pg=PA218 |Linktext=Auszug}}).</ref><ref>E. Hering, K.-H. Modler: ''Grundwissen des Ingenieurs.'' 14. Auflage. 2007, ISBN 978-3-446-22814-6 ({{Google Buch |BuchID=frk-cW8CC6UC&pg=PA164 |Linktext=Auszug}}).</ref><ref>W. Nerreter: ''Grundlagen der Elektrotechnik.'' Hanser-Verlag, 2006, ISBN 3-446-40414-7 ({{Google Buch |BuchID=uiTAHdAwRHAC&pg=PA144 |Linktext=Auszug}}).</ref> In der neuen Auflage ist der Fehler behoben.<ref>W. Nerreter: ''Grundlagen der Elektrotechnik.'' Hanser-Verlag, 2020, ISBN 978-3-446-46456-8.</ref> Richtig notiert wird das Induktionsgesetz hingegen beispielsweise bei Fließbach.<ref>Torsten Fließbach: ''Elektrodynamik. Lehrbuch zur Theoretischen Physik&nbsp;II.'' 6. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2012, Gl.&nbsp;16.8, Gl.&nbsp;16.12, ISBN 978-3-8274-3035-9.</ref><ref>[http://homepage.univie.ac.at/Gerhard.Ecker/t3skript.pdf Skript zur Theoretischen Physik an der Universität Wien.]</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://einrichtungen.ph.tum.de/T37/WS0910/EDyn/Ring-Skript-Elektrodynamik.pdf |text=''Skript der TU München zur Elektrodynamik.'' |wayback=20130303000244}}.</ref>


Der Irrtum besteht wahrscheinlich darin, dass der fehlende Term irrtümlich der elektrischen Feldstärke zugeschlagen wird. (Manche Autoren sprechen in diesem Zusammenhang auch von einer ''effektiven'' elektrischen Feldstärke.<ref>Hier ist auch die in diesem Artikel bereits genannte Analogie mit einer Batterie nützlich: im Zusammenhang mit Batterien spricht man statt von elektrischen Feldern von sog. ''elektromotorischen Kräften'', und es tritt auch hier das bereits angesprochene Vorzeichenproblem auf (der elektrische Strom ist parallel, nicht antiparallel zu diesen Kräften).</ref>) In seiner Konsequenz führt das Weglassen des Terms <math>\vec u \times \vec B</math> dazu, dass die Größe ''E'' inkonsistent verwendet wird und je nach Zusammenhang eine unterschiedliche Bedeutung hat.<ref>R. Kröger, R. Unbehauen: ''Zur Theorie der Bewegungsinduktion.'' Mitteilung des Lehrstuhls für Allgemeine und Theoretische Elektrotechnik, Universität Erlangen-Nürnberg, AEÜ, Band&nbsp;36, Heft&nbsp;9, 1982. Die Autoren kritisieren, dass die Bedeutung des Buchstaben <math>\vec E</math> für die elektrische Feldstärke dadurch inkonsistent verwendet wird und bekräftigen, dass die im Ruhesystem beobachtete magnetische Kraft nicht auf eine elektrische Feldstärke (gemessen im Ruhesystem) zurückgeführt werden kann. Wörtlich heißt es: „Die Größe <math>\vec E_1 = \vec u \times \vec B</math> ist also im Laborsystem keine legitime elektrische Feldstärke. Sie hätte als solche in der Situation von Bild&nbsp;1 auch eine seltsame stets übersehene Eigenschaft, nämlich Quellen bei negativen und Senken bei positiven Ladungen! Man kann eben nicht alles, was die Dimension der elektrischen Feldstärke hat, als solche bezeichnen. Es sei denn, man verzichtet darauf, ''überall'' in der Elektrodynamik unter ‚E‘ das gleiche zu verstehen.“</ref>
Der Irrtum besteht wahrscheinlich darin, dass der fehlende Term irrtümlich der elektrischen Feldstärke zugeschlagen wird. (Manche Autoren sprechen in diesem Zusammenhang auch von einer ''effektiven'' elektrischen Feldstärke.)<ref>Hier ist auch die in diesem Artikel bereits genannte Analogie mit einer Batterie nützlich: Im Zusammenhang mit Batterien spricht man statt von elektrischen Feldern von sog. ''elektromotorischen Kräften,'' und es tritt auch hier das bereits angesprochene Vorzeichenproblem auf (der elektrische Strom ist parallel, nicht antiparallel zu diesen Kräften).</ref> In seiner Konsequenz führt das Weglassen des Terms <math>\vec u \times \vec B</math> dazu, dass die Größe <math>E</math> inkonsistent verwendet wird und je nach Zusammenhang eine unterschiedliche Bedeutung hat.<ref>R. Kröger, R. Unbehauen: ''Zur Theorie der Bewegungsinduktion.'' Mitteilung des Lehrstuhls für Allgemeine und Theoretische Elektrotechnik, Universität Erlangen-Nürnberg, AEÜ, Band&nbsp;36, Heft&nbsp;9, 1982. Die Autoren kritisieren, dass die Bedeutung des Buchstaben <math>\vec E</math> für die elektrische Feldstärke dadurch inkonsistent verwendet wird und bekräftigen, dass die im Ruhesystem beobachtete magnetische Kraft nicht auf eine elektrische Feldstärke (gemessen im Ruhesystem) zurückgeführt werden kann. Wörtlich heißt es: „Die Größe <math>\vec E_1 = \vec u \times \vec B</math> ist also im Laborsystem keine legitime elektrische Feldstärke. Sie hätte als solche in der Situation von Bild&nbsp;1 auch eine seltsame stets übersehene Eigenschaft, nämlich Quellen bei negativen und Senken bei positiven Ladungen! Man kann eben nicht alles, was die Dimension der elektrischen Feldstärke hat, als solche bezeichnen. Es sei denn, man verzichtet darauf, ''überall'' in der Elektrodynamik unter ‚E‘ das gleiche zu verstehen.“</ref>


<div style="clear:both;"></div>
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=== Induktionsgesetz in Integralform ===
=== Induktionsgesetz in Integralform ===
[[Datei:Spannungsdefinition.svg|mini|rechts|Die Spannung zwischen den beiden Punkten A und B entlang des eingezeichneten Weges ist die Summe der Produkte<math>-\vec E \cdot \text{d} \vec r</math> aus der elektrischen Feldstärke <math>\vec E</math> und dem Wegstückchen <math>\text{d}\vec r.</math>]]
[[Datei:Spannungsdefinition.svg|mini|Die Spannung zwischen den beiden Punkten A und B entlang des eingezeichneten Wegs ist die Summe der Produkte <math>\vec E \cdot \text{d} \vec r</math> aus der elektrischen Feldstärke <math>\vec E</math> und dem Wegstückchen <math>\text{d}\vec r.</math>]]


Im folgenden Abschnitt wird die erste Integralform des Induktionsgesetzes betrachtet:
Im folgenden Abschnitt wird die erste Integralform des Induktionsgesetzes betrachtet:
:<math>\oint\limits_{\partial A} \vec E \text{d}\vec s = -\int_{A} \frac{\partial \vec B}{\partial t} \, \text{d}\vec A</math>
:<math>\oint\limits_{\partial {\mathcal A}} \vec E \,\mathrm{d}\vec s = -\int\limits_{\mathcal A} \frac{\partial \vec B}{\partial t} \, \mathrm{d}\vec A</math>


Entsprechend der mathematischen Formulierung des Integrals wird die Fläche <math>A</math> zu einem konstanten Zeitpunkt betrachtet und deren zeitliche Änderung nicht berücksichtigt.
Entsprechend der mathematischen Formulierung des Integrals wird die Fläche <math>\mathcal A</math> zu einem konstanten Zeitpunkt betrachtet und deren zeitliche Änderung nicht berücksichtigt.


Im Hinblick auf den Begriff der induzierten Spannung –&nbsp;das Integral über die elektrische Feldstärke&nbsp;– wird zunächst die im nebenstehenden Bild eingezeichnete Verbindungslinie zwischen den Punkten A und B in einem elektrischen Feld betrachtet.
Im Hinblick auf den Begriff der induzierten Spannung –&nbsp;das Integral über die elektrische Feldstärke&nbsp;– wird zunächst die im nebenstehenden Bild eingezeichnete Verbindungslinie zwischen den Punkten A und B in einem elektrischen Feld betrachtet.


Die Spannung zwischen den Punkten A und B („äußerer Pole“ einer „Steckdose“) kann man näherungsweise berechnen, indem man den Weg in viele kleine Wegelemente <math>\text{d}\vec r</math> unterteilt. Da man aufgrund der nur geringen Länge näherungsweise von einer konstanten elektrischen Feldstärke entlang eines solchen Wegstückes ausgehen kann, ergibt sich für die Teilspannung entlang eines Wegelementes im Innern der Wert
Die Spannung zwischen den Punkten A und B („äußerer Pole“ einer „Steckdose“) kann man näherungsweise berechnen, indem man den Weg in viele kleine Wegelemente <math>\text{d}\vec r</math> unterteilt. Da man aufgrund der nur geringen Länge näherungsweise von einer konstanten elektrischen Feldstärke entlang eines solchen Wegstückes ausgehen kann, ergibt sich für die Teilspannung entlang eines Wegelementes im Innern der Wert
:<math> \mathrm{d}U\approx +\vec{E}(x,y,z)\cdot \text{d}\vec{r}={+{E}_{\text{tan}}}\, \text{d}r.</math>
:<math>\text{d}U\approx +\vec{E}(x,y,z)\cdot \text{d}\vec{r}={+{E}_{\text{tan}}}\, \text{d}r.</math>


Als Gesamtspannung zwischen beiden Punkten ergibt sich somit
Als Gesamtspannung zwischen beiden Punkten ergibt sich somit
:<math>\Delta U\approx +\vec{E}({{x}_{1}},{{y}_{1}},{{z}_{1}})\cdot \text{d}{{{\vec{r}}}_{1}}+\vec{E}({{x}_{2}},{{y}_{2}},{{z}_{2}})\cdot \text{d}{{{\vec{r}}}_{2}}+\ldots +\vec{E}({{x}_{n}},{{y}_{n}},{{z}_{n}})\cdot \text{d}{{{\vec{r}}}_{n}}.</math>
:<math>\Delta U\approx +\vec{E}({{x}_{1}},{{y}_{1}},{{z}_{1}})\cdot \text{d}{{{\vec{r}}}_{1}}+\vec{E}({{x}_{2}},{{y}_{2}},{{z}_{2}})\cdot \text{d}{{{\vec{r}}}_{2}}+\dotsb +\vec{E}({{x}_{n}},{{y}_{n}},{{z}_{n}})\cdot \text{d}{{{\vec{r}}}_{n}}.</math>


Die exakte Darstellung wird mithilfe eines Integrals definiert. Dieses kann man sich als Grenzwert für unendlich viele Wegstücke mit unendlich kleiner Länge <math>\left| \text{d}\vec{r} \right|\to 0</math> vorstellen. Zur Berechnung definiert man i.&nbsp;A. eine von einem Parameter <math>\xi</math> abhängige Funktion <math>\vec r(\xi)</math>, die im Bereich <math>\xi=0 \dots 1</math> die Punkte entlang der Wegstrecke beschreibt (im Innern also ''in''&nbsp;Pfeilrichtung). Die Spannung zwischen beiden Punkten kann dann über ein Kurvenintegral formal erfasst werden:
Die exakte Darstellung wird mithilfe eines Integrals definiert. Dieses kann man sich als Grenzwert für unendlich viele Wegstücke mit unendlich kleiner Länge <math>\left| \text{d}\vec{r} \right|\to 0</math> vorstellen. Zur Berechnung definiert man i.&nbsp;A. eine von einem Parameter <math>\xi</math> abhängige Funktion <math>\vec r(\xi)</math>, die im Bereich <math>\xi=0 \dots 1</math> die Punkte entlang der Wegstrecke beschreibt (im Innern also ''in''&nbsp;Pfeilrichtung). Die Spannung zwischen beiden Punkten kann dann über ein Kurvenintegral formal erfasst werden:
:<math>\Delta U=\int_{\xi =0}^{1}{\vec{E}(}\vec{r})\cdot\frac{\partial \vec r(\xi )}{\partial \xi }\text{d}\xi =:\int_{A}^{B}{{\vec{E}}}\cdot\text{d}\vec{r}\,,</math> berechnet in Pfeilrichtung
:<math>\Delta U=\int_{\xi =0}^{1}{\vec{E}(}\vec{r})\cdot\frac{\partial \vec r(\xi )}{\partial \xi }\text{d}\xi =:\int_{A}^{B}{{\vec{E}}}\cdot\text{d}\vec{r}\,,</math> berechnet in Pfeilrichtung


Lässt man nun den Punkt entlang der Kontur <math>C=\partial A</math> eines Gesamtumlaufes weiterwandern, bis er die eingeschlossene Fläche genau einmal umrundet hat und wieder mit Ausgangspunkt identisch wird (B=A), ergibt sich als Gesamtwert die in der geschlossenen Leiterschleife induzierte Umlaufspannung <math>U_\text{ind}</math>:
Lässt man nun den Punkt entlang der Kontur <math>C=\partial \mathcal A</math> eines Gesamtumlaufes weiterwandern, bis er die eingeschlossene Fläche genau einmal umrundet hat und wieder mit Ausgangspunkt identisch wird <math>(B=A),</math> ergibt sich als Gesamtwert die in der geschlossenen Leiterschleife induzierte Umlaufspannung <math>U_\text{ind}</math>:
:<math>U_\text{ind} = \oint_{C} E_\text{tan} \mathrm{d}r = \oint_{C} \vec{E} \cdot \mathrm{d} \vec{r}</math>
:<math>U_\text{ind} = \oint_{C} E_\text{tan} \text{d}r = \oint_{C} \vec{E} \cdot \text{d} \vec{r}</math>


Hinsichtlich des Vorzeichens ist zu berücksichtigen, dass die Kontur die Fläche dabei im Sinne der Rechte-Hand-Regel umrundet.
Hinsichtlich des Vorzeichens ist zu berücksichtigen, dass die Kontur die Fläche dabei im Sinne der Rechte-Hand-Regel umrundet.


Der dritte Ausdruck obiger Gleichungen ist dabei die dem zweiten Ausdruck gleichwertige vektorielle Darstellung des tangentialen Feldstärkeanteils mithilfe des [[Skalarprodukt]]es, und die beiden Integrale sind sogenannte [[Ringintegral]]e, die immer dann verwendet werden, wenn (wie hier) längs eines geschlossenen Weges integriert wird, in diesem Fall entlang der Kontur der Leiterschleife ''C''.
Der dritte Ausdruck obiger Gleichungen ist dabei die dem zweiten Ausdruck gleichwertige vektorielle Darstellung des tangentialen Feldstärkeanteils mithilfe des [[Skalarprodukt]]es, und die beiden Integrale sind sogenannte [[Ringintegral]]e, die immer dann verwendet werden, wenn (wie hier) längs eines geschlossenen Weges integriert wird, in diesem Fall entlang der Kontur der Leiterschleife <math>C.</math>


Die induzierte Spannung lässt sich bei einer nichtbewegten Leiterschleife näherungsweise als Spannungsabfall mit einem [[Spannungsmessgerät]] messen, wenn man entlang der geschlossenen Linie eine Leiterschleife anbringt und diese an einer Stelle auftrennt. Da über dem Leiterdraht nahezu keine elektrische Spannung abfällt, liegt die ganze induzierte Spannung zwischen den Klemmen.
Die induzierte Spannung lässt sich bei einer nichtbewegten Leiterschleife näherungsweise als Spannungsabfall mit einem [[Spannungsmessgerät]] messen, wenn man entlang der geschlossenen Linie eine Leiterschleife anbringt und diese an einer Stelle auftrennt. Da über dem Leiterdraht nahezu keine elektrische Spannung abfällt, liegt die ganze induzierte Spannung zwischen den Klemmen.


=== Herleitung des Induktionsgesetzes für eine Leiterschleife ===
== Relativistische Aspekte ==
Um das Induktionsgesetz für die Leiterschleife
In Messsystemen mit bewegten Komponenten treten auch schon bei kleinen Geschwindigkeiten <math>v\ll c</math> relativistische Effekte auf. Diese grundsätzliche Tatsache wird durch ein einfaches Gedankenexperiment deutlich:
:<math>U = \frac{\mathrm{d}\Phi}{\mathrm{d}t}</math>
* Ein Beobachter, der eine (relativ zu ihm nicht bewegte) Ladung beobachtet, wird ein elektrisches Feld messen, jedoch aufgrund des fehlenden Stromflusses kein magnetisches Feld.
herzuleiten, soll das Induktionsgesetz in Integralform&nbsp;II verwendet werden. Für eine wie im Induktionsgesetz für die Leiterschleife (ausnahmsweise) linkshändige Verknüpfung von Flächennormale und Umlaufrichtung entfällt das negative Vorzeichen, und das Induktionsgesetz lautet:
* Bewegt sich der Beobachter hingegen auf die Ladung zu oder von ihr weg, so wird er einerseits bemerken, dass sich aufgrund der Bewegung das elektrische Feld verändert. Das bedeutet, dass der Beobachter bei gleicher Entfernung von der Ladung, aber anderer Relativgeschwindigkeit zur Ladung ein unterschiedliches <math>E</math>-Feld misst. Andererseits interpretiert der Beobachter die Ladung aber auch als einen Strom, der sich von ihm fort oder auf ihn zubewegt. Der Beobachter wird also zusätzlich zum elektrischen Feld ein magnetisches Feld erkennen.
:<math>\oint\limits_{\partial A} \left(\vec E + \vec u \times \vec B\right) \,\text{d}\vec s=\frac{\text{d}}{\text{d}t} \int\limits_{A} \vec B \text{d}\vec A</math>
Die Konturlinie <math>\partial A</math> soll dabei den Weg des Leiterdrahtes nachzeichnen und durch den kurzen Weg im Messgerät zu einem kompletten Umlauf vervollständigt werden. Aus diesem Grund sind die Geschwindigkeit <math>\vec u</math> der Konturlinie und die Geschwindigkeit <math>\vec v</math> der Leiterschleife immer identisch.


Zunächst soll gezeigt werden, dass das Integral über <math>\vec E + \vec u \times \vec B=\vec E + \vec v \times \vec B</math> innerhalb des Drahtes zu Null wird. Ohne Beschränkung der Allgemeinheit kann angenommen werden, dass sich das Leiterelement in die positive <math>x</math>-Richtung bewegt. Um diese differentielle Spannung in das Bezugssystem des als ruhend angenommenen Voltmeters zu transformieren, wird die [[Lorentztransformation]] angewendet. Für eine Bewegung des gestrichenen Bezugssystems mit der Geschwindigkeit <math>v</math> in die positive x-Richtung lautet diese:
Damit bei Messungen mit bewegten Komponenten keine Missverständnisse auftreten, ist die Angabe des Bezugssystems, relativ zu dem die Beobachtungen beschrieben werden, unbedingt erforderlich.
:<math>E'_x = E_x ~~~~~ E'_y = \gamma(E_y-v B_z) ~~~~~ E'_z = \gamma(E_z + v B_y)</math>
Ebenso ist es erforderlich, Größen, die in einem anderen als dem zugrunde gelegten Bezugssystem gemessen werden, mithilfe der [[Spezielle Lorentz-Transformation|Lorentztransformation]] umzurechnen.
Da der metallische Draht vereinbarungsgemäß sehr gut leitfähig ist, gilt dem ohmschen Gesetz entsprechend für die Feldstärke im bewegten System <math>E'_x = E'_y=E'_z=0</math>. Mithilfe der Lorentztransformation folgt daraus
:<math>E_x = 0 ~~~~~ E_y=v B_z ~~~~~ E_z = -v B_y.</math>
Der Term <math>\vec E + \vec v \times \vec B</math> ergibt sich somit für einen Punkt innerhalb des Leiterdrahtes zu:
:<math>
\begin{pmatrix}
0 \\
v \cdot B_z \\
-v \cdot B_y
\end{pmatrix}
+
\begin{pmatrix}
v \\
0 \\
0
\end{pmatrix}
\times
\begin{pmatrix}
B_x \\
B_y \\
B_z
\end{pmatrix}
=
\begin{pmatrix}
0 \\
v \cdot B_z \\
-v \cdot B_y
\end{pmatrix}
+
\begin{pmatrix}
0 \\
-v \cdot B_z \\
v \cdot B_y
\end{pmatrix}
=
\begin{pmatrix}
0 \\
0 \\
0
\end{pmatrix}
</math>


Das Ringintegral <math>\oint (\vec E + \vec v \times \vec B) \, \mathrm{d}\vec s=\frac{\mathrm{d}\Phi}{\mathrm{d}t}</math> wird aus diesem Grund vollständig in Form der Spannung <math>U=\frac{\mathrm{d}\Phi}{\mathrm{d}t}</math> an den Klemmen der Anordnung sichtbar.
Besonders wichtig ist die Anwendung der Lorentztransformation bei der Betrachtung elektrischer Feldstärken. Dies ist entgegen einer weit verbreiteten Ansicht schon bei Geschwindigkeiten weit unterhalb der Lichtgeschwindigkeit (beispielsweise einige mm/s) erforderlich und in praktisch allen Experimenten mit bewegten Leitern von Bedeutung.


=== Ohmsches Gesetz für bewegte Leiter ===
[[Datei:Bewegter Leiter im Feld-Feldlinienbild.svg|mini|Experiment mit einem bewegten Leiterstab im zeitlich konstanten <math>B</math>-Feld]]
Im Unterschied zu einem ruhenden Leiter, bei dem ausschließlich die elektrische Feldstärke stromtreibend wirkt, wirkt auf die Ladungen in einem bewegten Leiter die komplette Lorentzkraft
Zur Erläuterung betrachten wir erneut den bewegten Leiterstab im zeitlich konstanten <math>B</math>-Feld.
:<math>\vec F_L = q (\vec E + \vec v \times \vec B).</math>


Für nichtrelativistische Geschwindigkeiten <math>v \ll c</math> ist die im ruhenden Bezugssystem gemessene Lorentzkraft gleich groß wie die Kraft, die die Ladung im mitbewegten System erfährt.
Da die Leiterschleife geöffnet ist, beträgt die stromtreibende Kraft <math>\vec F</math> auf eine Ladung <math>q</math>
:<math>\vec F = q\cdot (\vec E + \vec v \times \vec B_0)=0.</math>
In dem mit der Geschwindigkeit <math>\vec v</math> bewegten Leiterstab ergibt sich somit aus Sicht eines Beobachters im Laborsystem die Feldstärke
:<math>\vec E = -\vec v \times \vec B_0 \ne 0,</math>
während im Bereich des ruhenden Leiters mit <math>\vec v=0</math> eine Feldstärke von
:<math>\vec E = 0</math>
herrscht.


Für bewegte Materialien, für die das [[Ohmsches Gesetz|ohmsche Gesetz]] gilt, kann die spezifische Leitfähigkeit <math>\kappa</math> durch die Gleichung
Die Unterschiede in der Feldstärke zwischen den bewegten und den ruhenden Leiterabschnitten ergeben sich direkt aus der Lorentztransformation für die elektrische Feldstärke:
:<math>\vec J = \kappa (\vec E + \vec v \times \vec B)</math>
Ein Beobachter, der sich mit dem bewegten Leiterstab mitbewegt, wird innerhalb des Leiterstabes eine (Eigen-)Feldstärke von
mit der elektrischen Feldstärke <math>\vec E</math>, der Geschwindigkeit <math>\vec v</math> des jeweiligen Leiterelements und der magnetischen Flussdichte <math>\vec B</math> definiert werden. Das ohmsche Gesetz lautet dann wie im Falle unbewegter Materialien
:<math>\vec E' = \vec 0</math>
:<math>\begin{align}\kappa = \text{konstant}\end{align}.</math>
messen.
Setzt man die (gestrichene) Eigenfeldstärke in die passende [[Spezielle Lorentz-Transformation|Transformationsgleichung]] ein, so ergibt sich für die entsprechende Größe im Laborsystem:
:<math>{\vec{E}}'=\gamma \left( \vec{E}+\vec{v}\times \vec{B}_0 \right)+(1-\gamma )\frac{\vec{E} \cdot \vec{v} }{{{v}^{2}}}\vec{v} = \vec 0</math>
Wegen <math>\vec v \perp \vec E</math> entfällt der gesamte rechte Term und damit auch die Relevanz des Faktors <math>\gamma</math>, der gewissermaßen „in die Null hineindividiert“ werden kann. Wie erwartet ergibt sich dabei für die elektrische Feldstärke aus Sicht des Laborsystems der Wert
:<math>\vec{E} = -\vec{v}\times \vec{B}.</math>


== Anwendungen des allgemeinen Induktionsgesetzes ==
Mithilfe dieses Experimentes kann man demzufolge Relativitätstheorie mit einfachen Vorlesungsexperimenten demonstrieren. Da das genannte Experiment in vielen Darstellungen als ein Beispiel für elektromagnetische Induktion dargestellt wird, soll ausdrücklich bekräftigt werden, dass die Klemmenspannung nicht auf Wirbel des elektrischen Feldes zurückgeführt werden kann, da wegen <math>\operatorname{rot}\vec E = \dot{\vec B}=0</math> keine solchen vorhanden sind. Wie das Feldlinienbild zeigt, liegt ein reines Potentialfeld vor. Diese zeigen von positiven Ladungen auf der Oberfläche der oberen Schiene zu negativen Ladungen auf der Oberfläche der unteren Schienen. In diesem Sinne kann der physikalische Vorgang, der bei diesem Experiment stattfindet, mit dem Aufladen eines Kondensators verglichen werden.
Bei Anwendungen des Induktionsgesetzes muss strikt darauf geachtet werden, in welchem Bezugssystem die zugehörigen Vorgänge beschrieben werden. Denn die elektromagnetischen Feldgrößen ändern sich bei einer Änderung des Bezugssystems. Dies soll an einem Beispiel erläutert werden:
*Ein Beobachter betrachtet eine Ladung <math>q</math>, die sich relativ zu ihm nicht bewegt. Er stellt fest, dass ein elektrisches Feld <math>\vec E</math> existiert, die magnetische Flussdichte aber an allen Orten gleich Null ist: <math>\vec B=0</math>
*Bewegt sich der Beobachter von der Ladung weg, so erkennt er in der relativ zu ihm bewegten Ladung einen elektrischen Strom, der ein magnetisches Feld mit sich führt. Er wird also ein elektrisches Feld und ein magnetisches Feld beobachten.


Die gegenseitige Umwandlung der Felder ineinander wird durch die sogenannte [[Lorentztransformation]] beschrieben, die aus der [[Spezielle Relativitätstheorie|speziellen Relativitätstheorie]] hervorgeht.
== Betrachtungen spezieller Fragestellungen ==
=== Induktionsbeispiel: Bewegter Leiterstab im Magnetfeld (mit Stromfluss) ===
[[Datei:Bewegter Leiter im Feld Res.svg|mini|Ist die Leiterschleife geschlossen und bewegt sich der Stab im Magnetfeld, kommt es zu einem Stromfluss im Stromkreis.]]


Bewegen sich die Ladungen relativ zum Beobachter nur mit kleinen Geschwindigkeiten <math>v \ll c</math>, so wird der Beobachter in jedem solchen Bezugssystem die gleiche Größe der Lorentzkraft
In Abänderung des weiter oben diskutierten Beispiels eines „bewegten Leiterstabes im homogenen Magnetfeld“ wird hier ein Stromkreis mit endlichem Widerstand betrachtet, sodass es bei der Bewegung des Leiterstabes im Magnetfeld zu einem Stromfluss kommt. Für die Stromstärke gilt:
:<math>\vec F_L = q (\vec E + \vec v \times \vec B)</math>
:<math>I = \frac{U}{R} = \frac{\frac{\text{d}\Phi}{\text{d}t}}{R}</math>
messen. Das kann man so interpretieren, dass bei einer Änderung des Bezugssystems elektrische und magnetische Anteile der Kraft ineinander übergehen.


Bei relativistischen Geschwindigkeiten ist zu berücksichtigen, dass der Begriff der (dreikomponentigen) Kraft aus der klassischen (nichtrelativistischen) Mechanik stammt und zwei sehr schnell gegeneinander bewegte Beobachter bei dem gleichen physikalischen Vorgang stets unterschiedliche Kräfte beobachten. Zur korrekten Beschreibung relativistischer Kräfte eignen sich die sogenannten [[Viererkraft|Viererkräfte]], die Elemente eines [[Minkowski-Raum]]es sind.
Hierbei wird die gesamte Flussänderung in der Leiterschleife betrachtet. Da aber die [[Induktivität]] <math>L_\Phi\approx 0</math> für eine Leiteranordnung wie hier genähert werden kann, ist auch der stromabhängige magnetische Fluss <math>\Phi_L=L_\Phi I\approx 0</math> und die dazugehörige Flussänderung <math>\tfrac{\text{d}\Phi_L}{\text{d}t}=L_\Phi\tfrac{\text{d}I}{\text{d}t}\approx 0</math> vernachlässigbar. Die induzierte Stromstärke ist damit:
:<math>I = \frac{vLB_0}{R}</math>


=== Induktion in ruhenden Systemen ===
Wird der Leiterstab mit der konstanten Geschwindigkeit <math>v</math> bewegt, wird mechanische Arbeit verrichtet. Die Kraft ist die [[Lorentzkraft]] auf einen stromdurchflossenen Leiter der Länge <math>L</math> im Magnetfeld der Flussdichte <math>B_0</math>:
Einleitend sollen zwei Beispiele mit ruhenden Komponenten betrachtet werden. Da sich bei einer ruhenden Anordnung die Position der elektrischen Leitungen und Bauelemente mit der Zeit nicht ändert (<math>v=0</math>), ist es zweckmäßig, das Induktionsgesetz für eine ruhende Flächenkontur (<math>\vec u=0</math>) zu wählen. In diesem Spezialfall sind das Flächenintegral über die zeitliche Ableitung der Flussdichte und die totale Flussänderung identisch, und es gilt:
:<math>\vec{F}=I\vec{L}\times\vec{B}_0,</math> hier: <math>F=ILB_0</math>
:<math>\int_A \frac{\partial \vec B}{\partial t} \cdot\text{d} \vec A = \frac{\text{d}}{\text{d} t}\int_A\vec B\;\cdot \mathrm d\vec A</math>
Für die [[elektrische Leistung]], die im Widerstand umgesetzt wird, gilt <math>P=UI</math> und für die [[mechanische Leistung]] einer solchen gleichförmigen Bewegung gilt <math>P=vF=vILB_0=\frac{U}{LB_0}ILB_0=UI</math>, nachdem man die entsprechenden Größen von oben eingesetzt hat. Es wird also mechanische Arbeit in elektrische umgewandelt.


==== Unterbrochene metallische Leiterschleife ====
=== Induktionsbeispiel: Leiterschleife im Magnetfeld ===
[[Datei:Induktionsgesetz1.png|mini|Fast geschlossene Leiterschleife im [[Magnetismus|Magnetfeld]] <math>\vec B(t)</math>]]
[[Datei:Leiterschleife.svg|mini|Eine Leiterschleife dreht sich im Magnetfeld.]]
Im einfachsten Fall liegt eine metallische Leiterschleife mit Unterbrechung vor. Da das Innere eines Leiters bei vernachlässigbarem Stromfluss bzw. hoher elektrischer Leitfähigkeit feldfrei ist (<math>\vec E= 0</math>), tritt die gesamte Umlaufspannung an den Klemmen als Spannung
Dreht sich eine Leiterschleife mit der [[Winkelgeschwindigkeit]] <math>\omega = 2 \pi f</math> in einem aus dem Laborsystem betrachtet zeitlich konstanten Magnetfeld, so verändert sich aus Sicht der Leiterschleife die magnetische Flussdichte ständig, und es ergibt sich ein veränderter magnetischer Fluss durch die Leiterschleife.
:<math>u_{11'}=-\frac{\text{d}}{\text{d} t}\int_A\vec B\;\cdot \mathrm d\vec A=-\frac{\text{d}\Phi}{\text{d}t}</math>
auf.


Bei Zunahme des B-Felds während des Zeitschrittes <math>\text{d} t</math> liegt eine Vergrößerung des magnetischen Flusses
Die an den Klemmen im sich drehenden System gemessene Spannung kann folgendermaßen berechnet werden:
:<math>\Phi = \int_A\vec B\;\cdot \mathrm d\vec A</math>
* Die durch die Leiterschleife berandete ebene Fläche hat den Flächeninhalt <math>A=l_1 l_2</math>.
vor, da das B-Feld und die Flächennormale von <math>A</math> in die gleiche Richtung zeigen. Dem Minuszeichen im Induktionsgesetz entsprechend ist die Spannung <math>u_{11'}</math> negativ. Bei Abnahme des B-Felds während des Zeitschrittes <math>\text{d}t</math> liegt eine Verringerung des Flusses vor. Dem Minuszeichen im Induktionsgesetz entsprechend ist die Spannung <math>u_{11'}</math> positiv.
* Die magnetische Flussdichte ändert im Koordinatensystem des mitbewegten Beobachters ständig ihren Betrag und ihre Richtung. Nimmt man an, dass das Bild die Fläche zum Zeitpunkt <math>t=0</math> zeigt, so beträgt der senkrecht auf die Fläche auftretende Anteil der Flussdichte <math>B_\mathrm{senkr}(t) = \cos(2 \pi f t) B</math>.
* Der durch die Fläche <math>A</math> hindurchstoßende magnetische Fluss beträgt dementsprechend <math>\Phi(t) = B A \cos(2 \pi f t)</math>.
* Für die Spannung <math>U</math> folgt somit mit Hilfe der [[Kettenregel]]:
::<math>U = \frac{\text{d}\Phi}{\text{d}t} = B A (-2 \pi f) \sin(2 \pi f t)</math>


==== Geschlossene ideal-leitende Leiterschleife ====
=== Induktionsbeispiel: Induktion bei einer elektrischen Spule mit mehreren Windungen ===
[[Datei:Induktionsgesetz2.png|mini|Kurzschlussschleife]]
[[Datei:Spulenflaeche.jpg|mini|Fläche einer Spule mit drei Windungen]]
Eine geschlossene Leiterschleife mit idealer Leitfähigkeit verhindert, dass sich der magnetische Fluss durch die von der Leiterschleife aufgespannte Fläche ändert, denn wegen der idealen Leitfähigkeit des Metalls ist das Umlaufintegral des elektrischen Feldes gleich Null, und es gilt:
Das Induktionsgesetz ist auch für elektrische Spulen mit mehreren Windungen anwendbar. Die zur Berechnung des magnetischen Flusses erforderliche Fläche wird im nebenstehenden Bild veranschaulicht.<ref>Herman A. Haus: ''Electromagnetic fields and Energy.'' Kap.&nbsp;8.4, [http://web.mit.edu/6.013_book/www/book.html Internetlink.]</ref> Das Induktionsgesetz in seiner allgemeinen Form erfordert daher keinen Faktor <math>N</math> für die Windungszahl der Spule, auch wenn der Spulendraht im konkreten Fall einen Zylinder mehrfach umläuft.
:<math>0 = -\frac{\text{d}}{\text{d} t}\int_A\vec B\;\cdot \mathrm d\vec A</math>
Das Entstehen der Flussänderung wird durch die in der Leiterschleife induzierten Ströme verhindert, was i.&nbsp;A. eine lokale Änderung der Flussdichte erzeugt, da das magnetische Feld der induzierten Ströme in Leiternähe am größten ist und somit in der Nähe der Leiter die größte Kompensationswirkung stattfindet. Der Gesamtfluss, das heißt die über die gesamte Schleifenfläche integrierte Flussdichte, ändert sich dabei jedoch nicht.


==== Leiterschleife mit endlichem Widerstand ====
In den meisten Veröffentlichungen zur elektromagnetischen Induktion bei elektrischen Spulen wird der Einfachheit halber der Faktor <math>N</math> für die Windungszahl eingeführt, und das Induktionsgesetz wird in der Form
In der Praxis ist der elektrische Widerstand einer Leiterschleife stets größer als Null. Ist ''R'' der elektrische Widerstand des Leiters, so gilt
:<math>U = \frac{\text{d} \Psi}{\text{d} t} \approx N \frac{\text{d} \Phi_\text{w}}{\text{d} t}</math>
:<math>R \cdot i(t) = -\frac{\text{d}}{\text{d} t}\int_A\vec B\;\cdot \mathrm d\vec A.</math>
angegeben. Hierbei bezeichnet <math>\Psi</math> den Fluss durch eine von dem Spulendraht und den Anschlüssen berandete Fläche, <math>\Phi_\text{w}</math> den von einer einzelnen Windung umschlossenen magnetischen Fluss, und <math>U</math> ist die gemessene Spannung.
Wegen des Widerstands des elektrischen Leiters fließt ein elektrischer Strom, der dem magnetischen Feld die Momentanleistung <math>P(t)=R \cdot i^2(t)</math> entzieht und die Leiterschleife erwärmt. Nach diesem Prinzip arbeiten u.&nbsp;a. [[Induktionsherd]]e, wobei die Energie zur ständigen Änderung des Magnetfeldes aus dem Haushaltsnetz stammt.


Die Aussage, dass der Strom <math>i(t)</math> seiner Ursache entgegenwirkt, ist im Sinne des gewählten Beschreibungsmodells problematisch. Tatsächlich fließt bei steigendem magnetischen Fluss wegen des Minuszeichens im Induktionsgesetz ein Strom entgegen der eingezeichneten positiven Stromrichtung. Dieser Strom erzeugt gemäß dem Durchflutungssatz eine magnetische Feldstärke ''H'', die andersherum zeigt als das B-Feld. Es ist jedoch zu beachten, dass das Induktionsgesetz nicht zwischen Selbsterregung und Fremderregung unterscheidet. Insofern ist die Kompensationswirkung des induzierten Stromes schon im magnetischen Fluss <math>\Phi</math>, der bei der Berechnung verwendet wird, enthalten.
=== Formulierungsvariante: ohmsches Gesetz für bewegte Leiter ===
Die Zusammenhänge bei Bewegungsinduktion lassen sich relativ leicht auch über das ohmsche Gesetz für bewegte Leiter erfassen. Im Unterschied zu einem ruhenden Leiter, bei dem ausschließlich die elektrische Feldstärke stromtreibend wirkt, wirkt auf die Ladungen in einem bewegten Leiter die komplette Lorentzkraft
:<math>\vec F_\mathrm{L} = q (\vec E + \vec v \times \vec B).</math>


=== Induktion in bewegten Systemen ===
Für nichtrelativistische Geschwindigkeiten <math>v \ll c</math> ist die im ruhenden Bezugssystem gemessene Lorentzkraft gleich groß wie die Kraft, die die Ladung im mitbewegten System erfährt.
In Messsystemen mit bewegten Komponenten treten auch schon bei kleinen Geschwindigkeiten <math>v\ll c</math> relativistische Effekte auf. Diese grundsätzliche Tatsache wird durch ein einfaches Gedankenexperiment deutlich:
*Ein Beobachter, der eine (relativ zu ihm nicht bewegte) Ladung beobachtet, wird ein elektrisches Feld messen, jedoch aufgrund des fehlenden Stromflusses kein magnetisches Feld.
*Bewegt sich der Beobachter hingegen auf die Ladung zu oder von ihr weg, so wird er einerseits bemerken, dass sich aufgrund der Bewegung das elektrische Feld verändert. Das bedeutet, dass der Beobachter bei gleicher Entfernung von der Ladung, aber anderer Relativgeschwindigkeit zur Ladung ein unterschiedliches E-Feld misst. Andererseits interpretiert der Beobachter die Ladung aber auch als einen Strom, der sich von ihm fort oder auf ihn zubewegt. Der Beobachter wird also zusätzlich zum elektrischen Feld ein magnetisches Feld erkennen.


Damit bei Messungen mit bewegten Komponenten keine Missverständnisse auftreten, ist die Angabe des Bezugssystems, relativ zu dem die Beobachtungen beschrieben werden, unbedingt erforderlich.
Für bewegte Materialien, für die das [[Ohmsches Gesetz|ohmsche Gesetz]] gilt, kann die spezifische Leitfähigkeit <math>\kappa</math> durch die Gleichung
:<math>\vec J = \kappa (\vec E + \vec v \times \vec B)</math>
mit der elektrischen Feldstärke <math>\vec E</math>, der Geschwindigkeit <math>\vec v</math> des jeweiligen Leiterelements und der magnetischen Flussdichte <math>\vec B</math> definiert werden. Das ohmsche Gesetz lautet dann wie im Falle unbewegter Materialien
:<math>\begin{align}\kappa = \text{konstant}\end{align}.</math>


==== Bewegter Leiterstab im Magnetfeld ====
=== {{Anker|Zeitlich integrierte Form, Spannungszeitfläche}} Formulierungsvariante: Zeitlich integrierte Form, Spannungszeitfläche ===
[[Datei:Bewegter_Leiter_im_Feld-Feldlinienbild.svg|mini| Experiment mit einem bewegten Leiterstab im zeitl. konstanten B-Feld]]
[[Datei:Sinus-integral.svg|mini|Die schraffierte Fläche stellt eine beispielhafte Spannungszeitfläche über die Dauer einer Viertelperiode der Sinusschwingung dar (100 % bei 325&nbsp;V Scheitelspannung).]]
Es herrschen die gleichen Bedingungen wie im Absatz 2.1.
Durch Integration über die Zeit lässt sich das Induktionsgesetz für Leiterschleifen folgendermaßen umformen:
:<math>\Phi_\text{w}(t)=\Phi_\text{w}(0) + \frac{1}{N} \cdot \int\limits_{0}^t U_\mathrm{i}(\tau)\,\text{d}\tau</math>
Diese Beziehung beschreibt den Flussverlauf als Integralfunktion des Spannungsverlaufs.


Betrachtet wird der nebenstehende Leiterstab im Magnetfeld. Da die Leiterschleife geöffnet ist, gilt <math>I=0</math> und daher:
Betrachtet man den Vorgang in einem Zeitintervall von <math>0</math> bis <math>T</math> bei konstanter Fläche, durch die der magnetische Fluss tritt –&nbsp;das Zeitintervall kann sich beispielsweise über eine Halbperiode einer Wechselspannung erstrecken&nbsp;–, so folgt daraus für den sich dann ergebenden Fluss
:<math>\vec J = \kappa (\vec E + \vec v \times \vec B_0)=0</math>
:<math>\Phi_\mathrm{w}(T)-\Phi_\mathrm{w}(0)=\frac{1}{N} \cdot \int_0 ^T U_\mathrm{i}(\tau)\,\mathrm{d}\tau.</math>
In dem mit der Geschwindigkeit <math>\vec v</math> bewegten Leiterstab ergibt sich somit aus Sicht eines Beobachters im Ruhesystem die Feldstärke
Für den Fall <math>\Phi_\mathrm{w}(0)=0</math> bedeutet das, dass der magnetische Fluss durch eine Leiterschleife bzw. eine Flussänderung in dieser, wie sie sich durch Anlegen einer Spannung nach der gegebenen Zeit <math>T</math> dort einstellt, immer von dem Spannungszeitintegral in den angegebenen Grenzen <math>0</math> bis <math>T</math> verursacht sein und diesem auch entsprechen muss. Die dafür relevante Spannung ist jeweils die induzierte Spannung <math>U_\mathrm{i}</math>. Diese entspricht der angelegten Spannung abzüglich ohmscher Spannungsabfälle <math>(I\cdot R),</math> soweit diese nicht zu vernachlässigen sind.
:<math>\vec E = -\vec v \times \vec B_0 \ne 0,</math>
während im Bereich des ruhenden Leiters mit <math>\vec v=0</math> eine Feldstärke von
:<math>\vec E = 0</math>
herrscht.


Berechnet man das Ringintegral über die elektrische Feldstärke entlang des gesamten Stromkreises im Uhrzeigersinn, so ergibt sich
Zu veranschaulichen ist das Spannungszeitintegral auch als Fläche zwischen dem Spannungsgraphen und der Zeitachse über dem Intervall <math>[0;T],</math> weshalb man es bisweilen auch als '''Spannungszeit''fläche''''' oder '''Spannungszeit''summe'''''<ref>Grimsehl: ''Lehrbuch der Physik.'' Band&nbsp;II, Leipzig 1954, S.&nbsp;321–323.</ref> bezeichnet, in meist älterer Literatur in Anlehnung an den Begriff des ''[[Kraftstoß]]es'' auch als ''Spannungsstoß.''<ref>[[Christian Gerthsen]]: ''Physik.'' 4. Auflage. Springer, Berlin 1956, S.&nbsp;258.</ref><ref>Adalbert Prechtl: ''Vorlesungen über die Grundlagen der Elektrotechnik.'' Band&nbsp;2, Springer, 2007, S.&nbsp;121.</ref> Ursächlich hierfür ist der Umstand, dass messtechnisch früher die Integration von induzierten Spannungsimpulsen mittels ballistischer [[Galvanometer]] durchgeführt wurde, vgl. auch [[Magnetischer Fluss#Veranschaulichung des magnetischen Kraftflusses|Veranschaulichung des magnetischen Kraftflusses]].
:<math>\oint\limits_{\partial A} \vec E \text{d}\vec s = -U + vLB_0 </math>
Das Ringintegral lässt sich jedoch auch über das Induktionsgesetz in der Integralform I
:<math>\oint\limits_{\partial A} \vec E \text{d}\vec s = -\int\limits_{A} \frac{\partial \vec B}{\partial t} \text{d}\vec A</math>
formulieren, was sich wegen <math>\dot{\vec{B}} = 0</math> zu
:<math>\oint\limits_{\partial A} \vec E \text{d}\vec s = 0 </math>
vereinfacht.


Das Ergebnis für die an den Klemmen messbare Spannung lautet dementsprechend
Beispiel für 50&nbsp;Hz bei <math>U_\text{eff}=230\,\text{V}</math>: Auf grafische Weise durch Auszählen der kleinen Quadrate ermittelt, erhält man das Ergebnis von ca. 1,05&nbsp;Voltsekunden zum Bild rechts oben, für eine Sinushalbschwingung folglich 2,1&nbsp;Voltsekunden. Das ist die Spannungszeitfläche, welche die Induktion im Eisenkern eines Transformators von einem Ende der Hysteresekurve zum anderen Ende transportiert. Wenn ein Transformator passend zu den 230&nbsp;V bei 50&nbsp;Hz ausgelegt ist, läuft die Induktion im Dauerbetrieb hauptsächlich im senkrechten Bereich der Hysteresekurve. Höhere Spannung oder niedrigere Frequenz führt zum Übersteuern der Hysteresekurve in die waagerecht verlaufenden Bereiche, zur Kernsättigung, was dann auch in der Praxis durch den Anstieg des Magnetisierungsstromes anschaulich beobachtbar ist.
:<math>\begin{align}U = vLB_0\end{align}.</math>


Da das genannte Beispiel in vielen Darstellungen als ein Beispiel für elektromagnetische Induktion dargestellt wird, soll ausdrücklich bekräftigt werden, dass die Klemmenspannung nicht auf Wirbel des elektrischen Feldes zurückgeführt werden kann, da wegen <math>\operatorname{rot}\vec E = \dot{\vec B}=0</math> keine solchen vorhanden sind. Wie das Feldlinienbild zeigt, liegt ein reines Potentialfeld vor. Diese zeigen von positiven Ladungen auf der Oberfläche der oberen Schiene zu negativen Ladungen auf der Oberfläche der unteren Schienen. In diesem Sinne kann der physikalische Vorgang, der bei diesem Experiment stattfindet, mit dem Aufladen eines Kondensators verglichen werden.
Als weiteres Beispiel kann ein vielfach praktiziertes Messprinzip für den magnetischen Fluss dienen: Hier wird der zu messende Fluss von einer Messspule erfasst und die Spannung an der Spule auf einen Integrator gegeben, der an seinem Ausgang als Ergebnis unmittelbar den Fluss anzeigt.


==== Heringsches Paradoxon ====
=== Formulierungsvariante: Flussregel ===
[[Datei:Induktion ohne Spannungsanzeige.svg|mini|Ein Permanentmagnet wird in die Leiterschleife hineinbewegt. Obwohl in der betrachteten Fläche eine Flussänderung auftritt, schlägt das Voltmeter nicht aus.]]
Die '''Flussregel''' <math>U_i=-\dot \Phi</math> formuliert das Induktionsgesetz in Integralform für den Spezialfall einer Leiterschleife: Sie gilt für geschlossene Umlaufwege, die ganz in elektrisch leitendem (auch bewegtem) Material im (auch zeit- und ortsveränderlichen) Magnetfeld verlaufen, vorzugsweise in Leiterschleifen mit geringem Querschnitt. Im Fall bewegter Leiterschleifen muss sich die festgelegte Umlaufkurve zeitlich stetig und ''konvektiv'' (s.&nbsp;u.) ohne Unterbrechungen entwickeln. Die Geschwindigkeiten in der Anordnung müssen deutlich kleiner als die Lichtgeschwindigkeit sein.
Das nebenstehend dargestellte Experiment zum Heringschen Paradoxon, benannt nach [[Carl Hering (Ingenieur)|Carl Hering]], zeigt, dass am Spannungsmessgerät kein Ausschlag stattfindet, obwohl eine Flussänderung vorliegt.<ref>{{Literatur | Autor = H. Grabinski | Titel = Der Heringsche Versuch: Mythen und Fakten | Verlag = Springer | Jahr = 1997 | Band = Band 80 | Seiten = 285–290 | DOI = 10.1007/BF01370965}}</ref>


Anordnung:
'''Herleitung:''' Über den Umlaufweg im Induktionsgesetz Form&nbsp;II kann weitgehend frei verfügt werden. Im zur Flussregel führenden Ansatz wird allen Elementen <math>\text{d}\vec s</math> des Umlaufwegs die lokale Stoffgeschwindigkeit <math>\vec v</math> vorgegeben (konvektive Linienelemente, <math>\vec u=\vec v</math>). Damit gilt:
Ein elektrisch ideal leitfähiger Permanentmagnet wird mit der Geschwindigkeit <math>v</math> in eine Leiterschleife hineinbewegt. Die obere und untere Kontaktfläche des Magneten sind über feststehende Rollen elektrisch leitend mit den eingezeichneten Leiterdrähten verbunden.
:<math>\oint\limits_{\partial{\mathcal A}(t)}{(\vec E+\vec v \times \vec B) \cdot \text{d}\vec s}= -\frac{\text{d}}{\text{d}t }\int\limits_{{\mathcal A}(t)} \vec B \cdot \text{d}\vec A</math>.
Der Integrand des Linksterms ist nach den [[Spezielle Lorentz-Transformation|Transformationsgleichungen]] von Lorentz gleich der elektrischen Feldstärke <math>\vec E'</math> im Ruhesystem jedes Linienelements, sodass auch
:<math>\oint\limits_{\partial{\mathcal A}(t)}{\vec E' \cdot \text{d}\vec s}= -\frac{\text{d}}{\text{d}t }\int\limits_{{\mathcal A}(t)} \vec B(t) \cdot \text{d}\vec A\quad(*)</math>
oder kürzer
:<math>U_i=-\dot \Phi</math>
geschrieben werden kann. Die letzten beiden gleichwertigen Gleichungen sind zunächst für die oben genannten Voraussetzungen zugeschnittene Formen des Induktionsgesetzes. Die letzte Gleichung wird als ''Flussregel''<ref>R. P. Feynman: ''[http://www.feynmanlectures.caltech.edu/II_16.html Lectures on Physics.]'' Vol.&nbsp;II, Chpt.&nbsp;16.</ref><ref>R. P. Feynman: ''[http://www.feynmanlectures.caltech.edu/II_17.html Lectures on Physics.]'' Vol.&nbsp;II, Chpt.&nbsp;17.</ref> bezeichnet, wenn sie auf einen unverzweigten Stromkreis angewandt wird.<ref>Bei der Bildung der zeitlichen Ableitung des magnetischen Flusses ist darauf zu achten, dass sich der Flächenrand (d.&nbsp;h. die Umlaufkurve) überall nach Maßgabe der konvektiven Randelemente ''verschiebt.''</ref>
Die als ''induzierte Spannung''<ref>DIN 1324, Teil 1, Abschn. 7.3: ''Induzierte Spannung.''</ref><ref>''DKE-IEV'' Deutsche Online-Ausgabe des IEV: ''[https://www2.dke.de/de/Online-Service/DKE-IEV/Seiten/IEV-Woerterbuch.aspx?search=121-11 Induzierte Spannung.]''</ref> bezeichnete stromtreibend wirkende elektromagnetische Größe <math>U_i</math> –&nbsp;ihrer Definition nach eine Ringspannung&nbsp;– erweist sich als wertgleich mit dem ''magnetischen Schwund'' <math>-\dot \Phi</math>. Ein irgendwo im Leiterkreis eingebauter Spannungsmesser, dessen Innenwiderstand groß gegen den Widerstand des restlichen Kreises ist, zeigt den Wert von <math>U_i</math> an.<ref><math>U_i</math> wurde früher als ''elektromotorische Kraft (EMK)'' bezeichnet. Im angelsächsischen Raum, z.&nbsp;B. bei R.&nbsp;P.&nbsp;Feynman (s.&nbsp;o.) heißt die induzierte Spannung „(induced) electromotive force (EMF <math>\mathcal E</math>)“.</ref>


Intuitive Herangehensweise:
Dass der magnetische Schwund <math>-\dot\Phi</math> (in Gl. (<math>*</math>) der Rechtsterm) einen elektrischen Strom durch den elektrischen Widerstand in der Leiterschleife antreiben kann, illustriert die Form des Linksterms: Dort steht die ladungsbezogene Arbeit, welche die [[Lorentzkraft]] an der Ladung bei einem Schleifenumlauf verrichtet. Der Anwendungskomfort der Flussregel liegt darin, dass die stromtreibende induzierte Spannung <math>U_i</math> in einer ruhenden oder auch bewegten Leiterschleife allein aus dem Magnetfeld bestimmt werden kann: Die elektrische Feldstärke im Laborsystem <math>\vec E</math> und jene im Ruhesystem der Linienelemente <math>\vec E'</math> kommt in der Formel nicht vor.
Außerhalb einer formalen Betrachtung ist die Klemmenspannung <math>U=0</math> unmittelbar einleuchtend. Denn letztlich besteht die Anordnung aus einer von einem Voltmeter unterbrochenen ruhenden Leiterschleife im feldfreien Raum. Die Tatsache, dass die zwei Enden der Leiterschleife mit einem bewegten Permanentmagneten in Kontakt kommen, ändert daran nichts, da die Ladung des Permanentmagneten diesen erfahrungsgemäß nicht ohne Einwirkung einer äußeren Kraft verlässt.


Paradoxon:
Die Wicklungen von Transformatoren, Elektromotoren und Generatoren zur Stromerzeugung sind Leiterschleifen im Sinne der Flussregel.
Der scheinbare Widerspruch des Experimentes wird bei einer formalen Betrachtung deutlich. Hierzu ist es günstig, sich in das Bezugssystem zu versetzen, in dem das Voltmeter ruht (Laborsystem). Es soll untersucht werden, ob das experimentelle Ergebnis dem Induktionsgesetz widerspricht. Zur Anwendung des Induktionsgesetzes muss zunächst ein geschlossener Integrationsweg gewählt werden. Es soll vereinbart werden, dass dieser durch das Voltmeter und entlang der Leiterschleife verläuft und durch die rote (feststehende) Linie komplettiert wird, die durch den Magneten geht. Die Fläche, durch die der magnetische Fluss definiert wird, wird von diesem Umlaufweg berandet und soll sich zeitlich nicht verändern.


Offensichtlich führt die Bewegung des Permanentmagneten zu einer Flussänderung in der aufgespannten Fläche, denn vor dem Einbringen des Magneten durchdringt keine Flusslinie die Fläche, danach aber schon. Aufgrund der Gültigkeit des Induktionsgesetzes
==== Beispiel Atmende Leiterschleife ====
:<math>\oint\limits_{\partial A(t)}{\vec E \cdot \text{d}\vec s}= -\int\limits_{A(t)}{\frac{\partial \vec B}{\partial t} \cdot \text{d}\vec A} \ne 0</math>
[[Datei:AtmendeLeiterschleife.svg|mini|'''Leiterschleife''' mit zeitveränder&shy;lichem Radius (atmend) im zeitveränderlichen Magnetfeld]]
könnte man nun glauben, dass das Voltmeter eine Spannung der Größe <math>\oint\limits_{\partial A(t)}{\vec E \text{d}\vec s}</math> anzeigen müsste. Denn schließlich, so die falsche Überlegung, kann weder im gut leitenden Magneten, noch im Leiterdraht ein E-Feld vorliegen; das vom Induktionsgesetz vorausgesagte elektrische Feld muss sich also zwischen den Klemmen des Voltmeters befinden und vom Voltmeter angezeigt werden. Im Experiment zeigt das Voltmeter überraschenderweise jedoch zu keinem Zeitpunkt einen Ausschlag. Diesen scheinbaren Widerspruch beschreibt das Heringsche Paradoxon.
Die rechts skizzierte kreisringförmige (elastisch gedachte) Leiterschleife mit zeitveränderlichem Radius <math>r(t)</math> befindet sich in einem homogenen, zeitabhängigen Magnetfeld <math>\vec B=B(t)\vec e_z</math>. Der Leiterquerschnitt <math>A</math> und die elektrische Leitfähigkeit <math>\kappa</math> können längs des Umfangs variieren. Die zeitliche Ableitung <math>\dot r=v</math> des Radius <math>r</math> erweist sich als die lokale, radial gerichtete Geschwindigkeit <math>v</math> der Ringelemente. Die Schleifenebene liegt normal zur <math>z</math>-Achse und bleibt parallel zu sich selbst. In der Skizze bezeichnen die Pfeile für den radialen, peripheren und axialen Einheitsvektor <math>\vec e_\rho</math>, <math>\vec e_\varphi</math> bzw. <math>\vec e_z</math> auch die Bezugsrichtungen für die in Frage kommenden skalaren Größen. Alle im Folgenden angegebenen Feldgrößen sind zeitabhängig, was die Notation nicht jedes Mal wiederholt.


Lösung:
Die in der Schleife induzierte Spannung <math>U_i=-\dot\Phi=-\tfrac{\text{d}}{\text{d}t}(B\vec e_z\cdot \pi r^2\vec e_z)=-\dot B\pi r^2-B\pi 2 rv</math> treibt darin einen elektrischen Strom <math>I=U_i/R</math> an mit <math>R=\oint_{\partial\mathcal A}\tfrac{\text{d}s}{\kappa A}</math>. Dessen felderzeugende Wirkung ist als vernachlässigbar oder schon in <math>\vec B(t)</math> enthalten vorausgesetzt.
Die Überlegung, die zu dem scheinbaren (paradoxen) Widerspruch führt, berücksichtigt nicht die Lorentztransformation für die elektrische Feldstärke und kommt daher zu einem falschen Ergebnis. Die folgende Darstellung dient dazu zu zeigen, dass das Problem bei richtiger Anwendung der Lorentztransformation nicht zu einem Widerspruch führt:


Wie zuvor betrachten wir die Vorgänge aus Sicht eines Beobachters beim Voltmeter. Der Integrationsweg führt entlang der Leiterschleife und wird durch die rote Linie komplettiert. Für die elektrische Feldstärke gilt Folgendes:
Die elektrischen Feldgrößen, die aus der Flussregel eliminiert sind, werden im Folgenden nur zur Information angegeben.
:#In der unbewegten Drahtschleife wirkt aufgrund der hohen Leitfähigkeit eine elektrische Feldstärke von <math>E=0.</math>
Für die Stromdichte und die elektrische Feldstärke im Ruhesystem der Ringelemente gilt
:#Im Voltmeter herrscht offenbar ebenfalls keine elektrische Feldstärke (Beweis: das Voltmeter zeigt <math>U=0</math> an).
<math>\vec S=\vec e_\varphi I/A</math> bzw. <math>\vec E'=\vec S/\kappa</math>.
:#Im Bereich des sich bewegenden Magneten gilt aus Sicht eines mit dem Magneten mitbewegten Beobachters <math>\vec E'=0,</math> da der Magnet voraussetzungsgemäß eine gute elektrische Leitfähigkeit aufweisen soll. Entsprechend der Lorentztransformation für die elektrische Feldstärke ergibt sich daraus für den Beobachter im Laborsystem eine Feldstärke <math>\vec E=-\vec v \times \vec B.</math> (Diese elektrische Feldstärke wurde bei der Erklärung, die zu dem scheinbaren Widerspruch führt, übersehen!)
Für die elektrische Feldstärke im Ruhesystem des Schleifenzentrums erhält man mit <math>\vec E=\vec E'-\vec v\times\vec B</math> das Resultat
<math>\vec E=(S/\kappa+vB)\vec e_\varphi</math>. Die letzte Gleichung folgt mit <math>\vec v \times\vec B=v\vec e_\rho\times B\vec e_z=-Bv\vec e_\varphi</math>.
Für den Fall, dass der Leiterquerschnitt und die Leitfähigkeit am Umfang konstant sind, spiegelt sich die Rotationssymmetrie der Anordnung auch in den Feldgrößen. Man erhält dann die Feldkoordinaten
<math>E'=U_i/(2\pi r)=-\dot Br/2-Bv</math> und <math>E=-\dot Br/2</math>.


Wir setzen das Induktionsgesetz in der zweiten Integralform
==== Beispiel Spannung im Wirbelfeld ====
:<math>\oint\limits_{\partial A}{(\vec E+\vec u \times \vec B(t)) \text{d}\vec s}= -\frac{\text{d}\Phi}{\text{d}t }</math>
[[Datei:Leiter5Eck2Voltmeter.svg|mini|300px|'''Mehrdeutigkeit der elektrischen Spannung''' im zeitveränderlichen Magnetfeld. Die Zeichen + und − sind Gravuren auf den Voltmetergehäusen.]]Die Anordnung rechts illustriert auf Basis der Flussregel, dass die an einer (mit einem zeitveränderlichen Magnetfeld verketteten) Leiterschleife abgegriffene Spannung von der Platzierung der Messleitungen abhängt. Die ''Spannung zwischen zwei Punkten'' ist dann kein eindeutiger Begriff mehr.
an. Da sich der Integrationsweg zeitlich nicht ändert (<math>\vec u=0</math>), kann es auch als
:<math>\oint\limits_{\partial A}{\vec E \text{d}\vec s}= -\frac{\text{d}\Phi}{\text{d}t }</math>
geschrieben werden.


Die induzierte Spannung <math>\oint \vec E \text{d}\vec s</math> setzt sich aus der Klemmenspannung am Voltmeter und der über die Länge <math>L</math> im Magneten integrierten elektrischen Feldstärke zusammen. Entsprechend der Gleichung <math>\vec E=-\vec v \times \vec B</math> für die Lorentztransformation zeigt die elektrische Feldstärke im Magneten „nach oben“. Wird das Ringintegral über die elektrische Feldstärke wie üblich rechtshändig zur Flächennormalen durchgeführt (d.&nbsp;h. hier: im Uhrzeigersinn), so ergibt sich
In dem Messaufbau kontaktieren zwei gleich gepolte Spannungsmesser die Punkte A und B eines leitenden Rahmens in der Form eines regelmäßigen Fünfecks. Sein ohmscher Widerstand beträgt <math>5R</math>. In der Leiterschleife treibt die induzierte Spannung <math>U_i=-\dot\Phi</math> den Strom <math>I=U_i/(5R)</math> an. Mit dem Umlaufweg durch das Messgerät&nbsp;1 und die Rahmenseite AB ist kein Fluss verkettet. Der Spannungsmesser&nbsp;1 zeigt entsprechend der Spannungsgleichung <math>-U_1-RI=0</math> den Wert <math>U_1=-U_i/5</math> an. Mit dem alternativen Umlauf A–C–B–Voltmeter1 zur Berechnung von <math>U_1</math> ist der zeitveränderliche magnetische Fluss <math>\Phi(t)</math> verkettet, sodass die Spannungsgleichung <math>4RI-U_1=U_i\,(=-\dot\Phi)</math> gilt. Daraus folgt mit <math>RI=U_i/5</math> wieder <math>U_1=-U_i/5</math>.
:<math>\oint\limits_{\partial A}{\vec E \text{d}\vec s}= (-U) - LvB.</math>


In der Zeit <math>\text{d}t</math> vergrößert sich die vom Integrationsweg eingeschlossene Fläche des Magneten um <math>\text{d}A_{\Phi} = L v \text{d}t</math> und der magnetische Fluss somit um <math>\text{d}\Phi = L v B \text{d}t.</math> Der rechte Teil der Gleichung ergibt somit
Für den Spannungsmesser&nbsp;2 gelten entsprechende Gleichungen: Jene ohne verketteten Fluss entlang A–Voltmeter2–B–C–A lautet <math>U_2-4RI=0</math>. Der alternative Umlauf A–Voltmeter2–B–A mit der Spannungsgleichung <math>U_2+RI=U_i</math> ist mit dem Fluss <math>\Phi(t)</math> verkettet. Aus beiden Umläufen errechnet man <math>U_2=(4/5)U_i</math>.
:<math>\frac{\text{d} \Phi}{\text{d}t} = LvB.</math>
Setzt man diese Größen in das Induktionsgesetz ein, so ergibt sich <math>-U-LvB=-LvB,</math> d.&nbsp;h.
:<math> U = 0 \frac{}{}.</math>
Das elektrische Feld, das man eigentlich im Voltmeter zu finden erwartet hätte, befindet sich Permanentmagneten. Das bereitet vielen Lernenden Verständnisprobleme, da sie in einem Analogieschluss zum ''Induktionsgesetz für eine Leiterschleife'' implizit davon ausgehen, dass die zeitliche Änderung des magnetischen Flusses immer an den Klemmen abgreifbar ist. Der wesentliche Unterschied zum ''Induktionsgesetz für eine Leiterschleife'' besteht darin, dass im vorliegenden Fall die Geschwindigkeit <math>\vec u</math> der Konturlinie der Schleife, die rote Linie im Magneten und die Geschwindigkeit <math>\vec v</math> des Leiters (hier: des Magneten) sich voneinander unterscheiden. Das Heringsche Paradoxon zeigt keine Ausnahme vom Induktionsgesetz, sondern es ist –&nbsp;wie gezeigt&nbsp;– problemlos mit dem Induktionsgesetz vereinbar.


=== Technische Anwendungen ===
Der kein Rahmenteil durchlaufende (Vergleichs-)Umlauf nur über die beiden Spannungsmesser liefert die Gleichung <math>-U_1+U_2=U_i</math>, die mit den oben angegebenen Termen für <math>U_1</math> und <math>U_2</math> erfüllt ist.
[[Datei:Induktionsapparat hg.jpg|mini|Historischer Induktionsapparat aus dem Physikunterricht]]
* [[Induktionsschleife]] für Kfz zur Steuerung von Verkehrsampelanlagen und Schranken
* [[dynamisches Mikrofon]]
* dynamisches (Magnet-) [[Tonabnehmer#Tonabnehmer für Schallplatten|Tonabnehmersystem]] für Plattenspieler
* [[Tonabnehmer]] für elektrische Saiteninstrumente (z.&nbsp;B. E-Gitarre und E-Bass)
* Tonkopf zur Abtastung von Magnetbändern
* [[Generator]] = [[Elektrischer Generator|Dynamo]] = [[Lichtmaschine]]
* [[RFID]]-Tag (beispielsweise Ski-Pass)
* [[Transkranielle Magnetstimulation]]
* [[Induktionsgeber]] (auch induktiver Impulsgeber) als Drehzahlsensor (z.&nbsp;B. im Kfz–Bereich)
* [[Induktionshärten]]
* [[Induktionslampe]]
* [[Induktionssender]]
* [[Transformator]]
* [[Ringschleifenanlage]] für die Übertragung von Audiosignalen in Hörgeräte
* [[Aufwärtswandler]]
* [[Betatron]]
* [[Linearbeschleuniger#Induktions-Linearbeschleuniger|Induktions-Linearbeschleuniger]]
 
Eine elektromagnetische Kraft (EMK), d.&nbsp;h. eine an den Klemmen messbare Spannung, ist immer dann vorhanden, wenn sich der magnetische Fluss durch die Spule ändert: Da der Fluss das Produkt aus Flussdichte und Fläche ist, kann sich dazu entweder die Flussdichte ''B'' oder die Fläche ''A'' ändern; oder beides geschieht. Eine Änderung der Fläche wird erreicht, indem man z.&nbsp;B. die Spule in einem konstanten Magnetfeld oder einen Magneten in einer Spule dreht. Die vom Magnetfeld durchsetzte Fläche ist Null, wenn die Spule quer zum Magnetfeld steht, sie ist maximal, wenn das Feld die Spule axial durchsetzt. Nach diesem Prinzip wird in einem Generator (Dynamomaschine) Strom erzeugt, der z.&nbsp;B. an nicht mitrotierenden Kontaktschleifen abgegriffen werden kann.
 
Eine Änderung der Flussdichte erreicht man u.&nbsp;a. durch ein veränderliches Magnetfeld. Nach diesem Prinzip wird in der Sekundärwicklung eines Transformators bei Speisung der Primärwicklung mit einer Wechselspannung eine Wechselspannung induziert, deren Höhe proportional zum Verhältnis der Windungszahlen ist.
 
Hierunter fallen auch alle Arten der induktiven Erwärmung durch [[Wirbelstrom]]: der [[Induktionsofen]], [[Induktionshärten]], das [[Nahfeld und Fernfeld (Antennen)|Induktionsfeld]] usw.
 
[[Induktive Erwärmung]] von Werkstoffen: [[Induktionsofen|Induktionsöfen]] werden vorwiegend in der Industrie zum Härten, Löten, Schmelzen usw. eingesetzt. Diese Technik kommt aber zunehmend auch in der privaten Anwendung vor, beispielsweise in der Küche als [[Induktionskochfeld]].


== Selbstinduktion ==
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== Literatur ==
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.leifiphysik.de/themenbereiche/elektromagnetische-induktion ''Elektromagnetische Induktion.''] Induktion auf Schülerniveau bei LeiFi-Physik.
* [https://www.leifiphysik.de/elektrizitaetslehre/elektromagnetische-induktion ''Elektromagnetische Induktion.''] Induktion auf Schülerniveau bei LeiFi-Physik.
* Helmut Haase: {{Webarchiv | url=http://hslmg.de/Wikipedia/Spannungsinduktion.pdf | wayback=20140829230546 | text=''Spannungsinduktion und Flussregel.''}} (PDF, 21&nbsp;Seiten, 2,5&nbsp;MB).
* Helmut Haase: {{Webarchiv |url=http://hslmg.de/Wikipedia/Spannungsinduktion.pdf |text=''Spannungsinduktion und Flussregel.'' |wayback=20140829230546}}. (PDF; 21&nbsp;Seiten; 2,5&nbsp;MB).
* {{TIBAV |10879 |Linktext=Induktion in ruhenden Leitern |Herausgeber=IWF |Jahr=2004 |DOI=10.3203/IWF/C-14868 }}
* {{TIBAV |10879 |Linktext=Induktion in ruhenden Leitern |Herausgeber=IWF |Jahr=2004 |DOI=10.3203/IWF/C-14868}}
* {{TIBAV |10880 |Linktext=Induktion in bewegten Leitern |Herausgeber=IWF |Jahr=2004 |DOI=10.3203/IWF/C-14869 }}
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== Einzelnachweise und Fußnoten ==
== Einzelnachweise und Fußnoten ==
<references />


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[[Kategorie:Magnetismus]]
[[Kategorie:Magnetismus]]
[[it:Induzione elettromagnetica]]
[[tr:İndüksiyon (Elektromanyetik indüksiyon)]]

Aktuelle Version vom 18. Februar 2022, 11:18 Uhr

Ein bewegter Permanentmagnet erzeugt an den Klemmen einer Spule eine elektrische Spannung U(t).

Unter elektromagnetischer Induktion (auch Faradaysche Induktion, nach Michael Faraday, kurz Induktion) versteht man das Entstehen eines elektrischen Feldes bei einer Änderung des magnetischen Flusses.

In vielen Fällen lässt sich das elektrische Feld durch Messung einer elektrischen Spannung mit einer Spule direkt nachweisen. Ein typisches Beispiel hierfür zeigt das nebenstehende Bild: Durch die Bewegung des Magneten wird eine elektrische Spannung induziert, die an den Klemmen der Spule messbar ist und für weitere Anwendungen bereitsteht.

Die elektromagnetische Induktion wurde 1831 von Michael Faraday bei dem Bemühen entdeckt, die Funktionsweise eines Elektromagneten (Strom erzeugt Magnetfeld) umzukehren (Magnetfeld erzeugt Strom). Der Zusammenhang ist eine der vier Maxwellschen Gleichungen. Die Induktionswirkung wird technisch vor allem bei elektrischen Maschinen wie Generatoren, Elektromotoren und Transformatoren genutzt. Bei diesen Anwendungen treten stets Wechselspannungen auf.

Geschichtliche Entwicklung

Prinzip von Faradays historischem Experimentalaufbau: Eine Änderung des magnetischen Flusses in der linken Spule induziert eine Spannung in der rechten Spule.[1]
Michael Faraday – Entdecker der Induktion

Die elektromagnetische Induktion als Teil der Maxwellschen Gleichungen und der klassischen Elektrodynamik spiegelt den Kenntnisstand zum Ende des 19. Jahrhunderts wider. Zum damaligen Zeitpunkt wurden teilweise andere Begriffe und Formelzeichen benutzt, die grundlegenden Vorstellungen über den Induktionsvorgang wurden jedoch zu dieser Zeit geschaffen.

Als Entdecker des Induktionsgesetzes gelten Michael Faraday, Joseph Henry und Hans Christian Ørsted, die das Induktionsgesetz im Jahr 1831 unabhängig voneinander formulierten, wobei Faraday seine Ergebnisse als Erster veröffentlichte.[2][3]

In Faradays erstem Demonstrationsaufbau zur Induktion vom 29. August 1831[4] wickelte er zwei Leiterdrähte auf die gegenüberliegenden Seiten eines Eisenkerns; eine Anordnung, die modernen Ringkerntransformatoren ähnelt. Er erwartete aufgrund seiner Kenntnisse über Permanentmagnete, dass sich – sobald in einer der beiden Leitungen ein Strom zu fließen beginnt – eine Welle entlang des Rings ausbreitet und zu einem Stromfluss in der Leitung auf der anderen Seite des Rings führt. Im Experiment schloss er an einer der beiden Leitungen ein Galvanometer an und beobachtete jedes Mal einen kurzen Zeigerausschlag, wenn er den anderen Draht an eine Batterie anschloss.[5] Die Ursache dieser Induktionserscheinung war die Änderung des magnetischen Flusses in der von der Leiterschleife aufgespannten Fläche. In der folgenden Zeit identifizierte Faraday weitere Beispiele elektromagnetischer Induktion. So beobachtete er Ströme wechselnder Richtung, wenn er einen Permanentmagneten rasch in eine Spule hinein und wieder heraus bewegte. Aus den historischen Untersuchungen ging auch die sogenannte Faradayscheibe, ein Gleichstromgenerator, hervor,[6] die aus heutiger Sicht als sogenannte Bewegungsinduktion beschrieben wird und ihre Ursache in der Bewegung des Leiters und der mitgeführten Ladungen im magnetischen Feld hat. Faraday veröffentlichte das Gesetz, beginnend mit Lua-Fehler in Modul:Text, Zeile 56: attempt to index field 'wikibase' (a nil value) (deutsch: „Die Beziehung, die zwischen dem magnetischen Pol, dem sich bewegenden Draht oder Metall und der Richtung des fließenden Stroms besteht, d. h., das Gesetz, das die Entstehung der Elektrizität durch magnetisch-elektrische Induktion beherrscht, ist sehr einfach, jedoch ziemlich schwer auszudrücken.“)[7]

Bedeutende Beiträge stammten auch von Emil Lenz (Lenzsche Regel), Franz Ernst Neumann und Riccardo Felici.

Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgte die relativistische Eingliederung des Induktionsgesetzes im Rahmen der speziellen Relativitätstheorie. Anders als in der Mechanik, bei der sich die spezielle Relativitätstheorie erst bei Geschwindigkeiten nahe der Lichtgeschwindigkeit merklich auswirkt, sind relativistische Effekte in der Elektrodynamik schon bei sehr kleinen Geschwindigkeiten zu beobachten. So konnte im Rahmen der Relativitätstheorie beschrieben werden, wie sich beispielsweise die Beträge der elektrischen und magnetischen Feldkomponenten in Abhängigkeit von der Bewegung zwischen einem Beobachter und einer beobachteten elektrischen Ladung verändern. Diese Abhängigkeiten in der relativen Bewegung zueinander zwischen verschiedenen Bezugssystemen werden durch die Lorentz-Transformation beschrieben. Dabei zeigt sich, dass das Induktionsgesetz in Kombination mit den restlichen Maxwellschen Gleichungen „lorentzinvariant“ ist. Das heißt, die Struktur der Gleichungen wird durch die Lorentztransformation zwischen verschiedenen Bezugssystemen nicht verändert. Dabei wird deutlich, dass die elektrischen und magnetischen Felder nur zwei Erscheinungsformen desselben Phänomens sind.

Allgemeines

Bei der durch Induktion infolge einer magnetischen Flussdichteänderung entstehenden elektrischen Spannung handelt es sich um eine sogenannte Umlaufspannung. Eine solche Umlaufspannung tritt nur in Feldern mit einem sogenannten Wirbelanteil auf, d. h. in Feldern, bei denen Feldlinien nicht an einem bestimmten Punkt im Raum enden, sondern sich beispielsweise im Kreis drehen oder „im Unendlichen“ verschwinden. Hierdurch unterscheidet sich die Induktionsspannung von Spannungen, wie sie beispielsweise bei einer Batterie vorkommen (Potentialfeld). Die Feldlinien der sog. Urspannungsquellen EMK einer Batterie (siehe elektromotorische Kräfte)[8] verlaufen stets von positiven zu negativen Ladungen und sind daher niemals geschlossen.

In mathematischer Form lässt sich das Induktionsgesetz durch jede der folgenden drei Gleichungen beschreiben:

Induktionsgesetz in SI-Einheiten
Differentielle Form Integralform I Integralform II
$ \operatorname {rot} {\vec {E}}=-{\frac {\partial {\vec {B}}}{\partial t}} $ $ \,\,\oint \limits _{\partial {\mathcal {\mathcal {A}}}(t)}{{\vec {E}}\cdot {\text{d}}{\vec {s}}}=-\int \limits _{{\mathcal {A}}(t)}{{\frac {\partial {\vec {B}}}{\partial t}}\cdot {\text{d}}{\vec {A}}} $ $ \,\,\oint \limits _{\partial {\mathcal {A}}(t)}{({\vec {E}}+{\vec {u}}\times {\vec {B}}(t))\cdot {\text{d}}{\vec {s}}}=-{\frac {\text{d}}{{\text{d}}t}}\int \limits _{{\mathcal {A}}(t)}{\vec {B}}(t)\cdot {\text{d}}{\vec {A}} $

In den Gleichungen steht $ {\vec {E}} $ für die elektrische Feldstärke und $ {\vec {B}} $ für die magnetische Flussdichte. Die Größe $ {\text{d}}{\vec {A}} $ ist das orientierte Flächenelement und $ \partial {\mathcal {A}} $ der Rand (die Konturlinie) der betrachteten Integrationsfläche $ {\mathcal {A}} $; $ {\vec {u}} $ ist die lokale Geschwindigkeit der Konturlinie in Bezug auf das zugrundeliegende Bezugssystem. Das auftretende Linienintegral führt entlang einer geschlossenen Linie $ \partial {\mathcal {A}} $ und endet daher am Startpunkt. Ein Multiplikationspunkt zwischen zwei Vektoren markiert deren Skalarprodukt.

Alle Größen müssen sich auf dasselbe Bezugssystem beziehen.

Grundlegende Experimente

Experiment mit Permanentmagnet und Spule
Transformatorprinzip: Das von der linken Wicklung verursachte, sich verändernde Magnetfeld bewirkt in der rechten Wicklung eine elektrische Spannung.[1]

Im Folgenden werden mehrere beliebte Experimente zur Demonstration der elektromagnetischen Induktion beschrieben.

Ein grundlegendes Induktionsexperiment wird schon im Einleitungstext aufgegriffen. Bewegt man den im Einleitungstext dargestellten Permanentmagneten in der Spule auf und ab, so lässt sich an den Klemmen der Spule mit dem Oszilloskop eine elektrische Spannung abgreifen.

Dieses Prinzip wird beim Transformator genutzt, dessen Funktionsprinzip im nebenstehenden Bild skizziert wird: Schließt man den Batteriestromkreis in der linken Wicklung (Primärwicklung), so entstehen kurzzeitig im Eisenkern ein sich veränderndes magnetisches Feld und in der rechten Wicklung (Sekundärwicklung) eine elektrische Spannung, die beispielsweise mithilfe eines Voltmeters oder einer Glühlampe nachgewiesen werden kann. Öffnet man den Batteriestromkreis auf der linken Seite wieder, entsteht in der rechten Wicklung erneut eine elektrische Spannung. Diese hat jedoch ein umgekehrtes Vorzeichen.

Sofern der Eisenkern elektrisch leitfähig ist, können schon im Kern elektrische Ströme induziert werden, die den Eisenkern erhitzen (siehe Bild „Erhitzung einer Metallstange“). Dies versucht man bei Transformatoren zu vermeiden, indem man geblechte Kerne verwendet, die dem Strom einen höheren Widerstand entgegensetzen.

Die Erzeugung einer elektrischen Spannung lässt sich auch durch Bewegung der Leiter erzeugen. So lässt sich an den Klemmen einer Leiterschleife oder einer Spule eine elektrische Wechselspannung abgreifen, wenn man die Leiterschleife in einem zeitlich konstanten Magnetfeld dreht, wie im Abschnitt Leiterschleife im Magnetfeld gezeigt. Nach dem dort gezeigten Prinzip (aber einer grundlegend verbesserten Anordnung) funktionieren die in Kraftwerken eingesetzten Generatoren zur Bereitstellung elektrischer Energie im Stromversorgungsnetz. In dem gezeigten Experiment kann die Wirkungsrichtung grundsätzlich umgedreht werden: Legt man an die Klemmen der drehbar gelagerten Leiterschleife eine elektrische Wechselspannung, so dreht sich die Leiterschleife um ihre Achse im magnetischen Feld (Synchronmotor).

Die Bewegung eines Leiters im Magnetfeld kann auch genutzt werden, um eine elektrische Gleichspannung zu erzeugen. Dies ist beispielhaft im Abschnitt Induktion durch Bewegung des Leiters gezeigt. Bewegt man den Leiterstab entlang der Schienen, die durch einen Schleifkontakt oder durch Räder elektrisch mit dem Leiterstab verbunden sind, so lässt sich am Voltmeter eine Gleichspannung messen, die von der Geschwindigkeit des Leiterstabes, der magnetischen Flussdichte und dem Abstand der Schienen abhängt.

Faradayscheibe: Bei Drehung der Aluminiumscheibe lässt sich am Voltmeter infolge der Unipolarinduktion eine Gleichspannung abgreifen. Dreht man hingegen nur den Magneten, bleibt die Spannungsanzeige bei null. Dreht man gleichermaßen den Magneten und die Aluminiumscheibe, ist wiederum eine Spannung messbar.

Anstelle einer Linearbewegung lässt sich das Experiment auch mit einer Drehbewegung demonstrieren, wie am Beispiel der Faradayscheibe (Bild rechts) gezeigt. Im dargestellten Experiment übernimmt die Aluminiumscheibe die Funktion des bewegten Leiterstabes aus dem Experiment mit dem bewegten Leiterstab im Magnetfeld.

Dreht man die Aluminiumscheibe im magnetischen Feld, so lässt sich zwischen Schleifkontakt am äußeren Rand der Aluminiumscheibe und der Drehachse eine elektrische Spannung nachweisen, mit der sich beispielsweise auch eine Glühlampe betreiben lässt. Die Spannung an den Klemmen hängt dabei von der Stärke der magnetischen Flussdichte, der Drehgeschwindigkeit $ \omega _{1} $ und dem Durchmesser der Scheibe ab.

Zum großen Erstaunen Faradays weist ein solcher Unipolargenerator jedoch unerwartete Eigenschaften auf, die in der Literatur noch lange nach Faradays Entdeckung diskutiert wurden und zu einer lange anhaltenden Kontroverse um die Frage führte, ob man dem Magnetfeld gleichsam wie einem materiellen Objekt eine Geschwindigkeit zuordnen könne und konkret, ob sich das Magnetfeld mit dem Magneten mitdreht.[9] Die wesentliche Entdeckung war, dass die Spannung entgegen einer naheliegenden intuitiven Annahme nachweislich nicht von der Relativbewegung zwischen dem Permanentmagneten und der Aluminiumscheibe abhängt. Denn dreht man im dargestellten Experiment beispielsweise nur den Permanentmagneten und lässt die Aluminiumscheibe ruhen ($ \omega _{1}=0,\,\omega _{2}\neq 0 $), so ist trotz der vorhandenen Relativbewegung zwischen Magnet und Leiter keine Spannung zu beobachten. Dreht man hingegen beide Scheiben mit der gleichen Geschwindigkeit ($ \omega _{1}=\omega _{2}\neq 0 $), so zeigt sich eine Spannung an, obwohl die beiden Scheiben sich relativ zueinander nicht bewegen. Ebenso ist eine Spannungsanzeige zu beobachten, wenn man die Spannung anstelle an der Aluminiumscheibe direkt an dem als elektrisch leitfähig angenommenen Permanentmagneten abgreift.

Das Prinzip ist ebenfalls umkehrbar und lässt stromdurchflossene Magnetscheiben kreiseln,[10][11] siehe Homopolarmotor.

Obwohl die Kontroverse um diese Frage im Rahmen der speziellen Relativitätstheorie Einsteins aufgeklärt werden kann[12] und es erwiesenermaßen nicht auf die Relativgeschwindigkeit zwischen Magnet und Leiter ankommt, wird im schulischen Unterricht auch heute teilweise noch das sogenannte Igelmodell des Magnetfeldes verwendet, dem zufolge die magnetischen Feldlinien wie Igelstacheln an dem Magneten befestigt seien. Induktion trete dem Modell entsprechend immer dann ein, wenn der Leiter die Feldlinien „schneide“ (Relativbewegung zwischen Leiter und Magnetfeld). Im Rahmen der Seminarlehrertagung „Physik“ in Dillingen 2002 wies Hübel[13] ausdrücklich auf die mit dem Igelmodell verbundenen Schwierigkeiten hin und betonte, das Igelmodell solle nicht als kausale Erklärung der Induktion missverstanden werden; es sei vielmehr nicht haltbar und könne zu falschen Vorstellungen führen.

Induktion Leiterschleife

Eine ähnlich häufige Fehlvorstellung wie das Igelstachelmodell betrifft die Annahme, induktive Vorgänge ließen sich mit der Kirchhoff'schen Maschengleichung erklären. Diese besagt, dass die Summe aller Spannungen in einem Stromkreis "einmal im Kreis herum" immer null ergibt. Aus dem Induktionsgesetz lässt sich für ruhende Stromkreise hingegen folgern, dass die Summe aller Spannungen "einmal im Kreis herum" der Änderung des magnetischen Flusses entspricht, die in der vom Stromkreis aufgespannten Fläche auftritt.

Das nebenstehende Bild zeigt zur Verdeutlichung eine Leiterschleife bestehend aus einem guten Leiter (schwarze Linie) und einem Widerstand R, der zur Messung der Spannung zwischen den Klemmen A und B genutzt wird. Im Bereich innerhalb des Rechtecks (bestehend aus dem Leiter und der gestrichelten Verbindung zwischen den Punkten A und B) existiert ein Magnetfeld, dessen zeitliche Ableitung $ {\frac {\partial {\vec {B}}}{\partial t}} $ eine Zeitlang homogen und zeitlich konstant ist.

Misst man die Spannung zwischen den Klemmen A und B entlang einer Strecke durch die Luft, so ergibt sich ein von Null verschiedener Wert, der von der Flussänderung der umschlossenen Fläche abhängt: $ u_{\mathrm {AB,Luft} }\neq 0 $

Misst man die Spannung zwischen den Klemmen A und B hingegen entlang einer Strecke durch den Draht, so ergibt sich der Wert null: $ u_{\mathrm {AB,Draht} }=u_{1}+u_{2}+\dotsb +u_{15}=0 $, da im Draht aufgrund des geringen Stromflusses und der guten Leitfähigkeit ein verschwindendes E-Feld herrscht und somit gilt: $ u_{1}=u_{2}=\dotsb =u_{15}=0 $

Der Begriff der „Spannung zwischen zwei Punkten“ ist bei Induktion nicht mehr eindeutig und muss durch die Angabe des Weges ergänzt werden (vgl. Wirbelfeld).

Induktion bei einer Leiterschleife

Allgemeine Formulierung des Induktionsgesetzes für eine Leiterschleife

Die zeitliche Änderung des durch eine Leiterschleife eingeschlossenen magnetischen Flusses ist an den Enden der Leiterschleife als Spannung messbar.

Obwohl die allgemeine Formulierung des Induktionsgesetzes keine Leiterschleife erfordert, soll zunächst wie in vielen einführenden Lehrbüchern üblich die Induktion an einer aus dünnem, gut leitfähigem Draht bestehenden Leiterschleife betrachtet werden. Hierdurch lassen sich eine große Anzahl technischer Anwendungen wie beispielsweise Motoren und Generatoren für Dreh- und Wechselstrom beschreiben und verstehen, ohne dass dazu eine Behandlung der relativistischen Aspekte der Feldtheorie oder die Anwendung der Lorentztransformation erforderlich wäre.

Für die zwischen beiden Drahtenden mit einem im Laborsystem ruhenden oder auch bewegten Messgerät (beispielsweise mit einem Oszilloskop) messbare elektrische Spannung $ U $ ergibt sich unter den Voraussetzungen, die im nebenstehenden Bild gekennzeichnet sind:

$ U=+{\frac {{\text{d}}\Phi }{{\text{d}}t}}. $

Hierbei ist $ \Phi $ der magnetische Fluss

$ \Phi =\int \limits _{{\mathcal {A}}(t)}{\vec {B}}\cdot {\text{d}}{\vec {A}}, $

der durch eine (beliebige) von der Leiterschleife, den Zuleitungen zum Messgerät und den Leitungen im Messgerät begrenzte Fläche $ {\mathcal {A}}(t) $ hindurchtritt. Es kann gezeigt werden, dass es bei der Berechnung des Flusses nicht auf die Form der Fläche, sondern ausschließlich auf deren Berandung ankommt. Ebenso ist es bei der Rechnung nicht notwendig zu unterscheiden, ob die elektrische Spannung der Anordnung durch eine Änderung der Flussdichte oder durch eine Bewegung des Leiters erzeugt wird.

Bei der Festlegung des Vorzeichens in der Gleichung $ U={\tfrac {{\text{d}}\Phi }{{\text{d}}t}} $ ist zu beachten, dass das Vorzeichen sowohl von der Einbaurichtung des Messgerätes, als auch von der Flächenorientierung abhängt[14] und daher immer zusammen mit dem zugehörigen Schaltbild gelesen werden muss.

Die Flächenorientierung ist im Schaltbild durch den eingezeichneten Pfeil beim Flächenelement $ {\text{d}}{\vec {A}} $ gekennzeichnet. Der Pfeil bei der Spannungsangabe $ U $ definiert wiederum die Einbaurichtung des Messgerätes. Die vorliegende Bepfeilung bei der Spannung (Pfeil zeigt von oben nach unten) bedeutet, dass an der oberen Anschlussklemme das rote Anschlusskabel des Digitalvoltmeters[15] und an der unteren Anschlussklemme das schwarze Anschlusskabel des Digitalvoltmeters[16] angeschlossen wird. Würde man das Messgerät herumdrehen (Spannungspfeil von unten nach oben) oder die Flächenorientierung umgekehrt wählen, so würde sich in der Gleichung ein negatives Vorzeichen ergeben. Ein positives Vorzeichen ergäbe sich hingegen wiederum, wenn man sowohl die Orientierung des Spannungspfeils als auch die Flächenorientierung herumdrehen würde.

Beispiel: Induktion durch Bewegung des Leiters

Wird der Leiterstab bewegt, zeigt das Messgerät die Spannung $ \textstyle U=vLB_{0} $ an. Aus Sicht eines im Laborsystem ruhenden Beobachters ergibt sich im bewegten Leiterstab eine von null verschiedene elektrische Feldstärke. Das Feldlinienbild zeigt ein reines Quellenfeld, d. h. ein elektrostatisches Feld. Die beiden Schienen laden sich wie ein Kondensator gegeneinander auf. Die Wirbelstärke des E-Feldes ist überall gleich null.

Der im nebenstehenden Bild skizzierte Messaufbau besteht aus einer ruhenden elektrisch leitfähigen Schienenanordnung, über die mit der Geschwindigkeit $ v $ ein Leiterstab gleitet. Die Anordnung befindet sich in einem örtlich und zeitlich konstanten magnetischen Feld mit der Flussdichte $ {\vec {B}}_{0} $, das durch einen ruhenden Permanentmagneten oder eine ruhende mit Gleichstrom betriebene Spulenanordnung hervorgerufen wird. Die Spannung zwischen den beiden Schienen wird mit einem Voltmeter gemessen.

Die Spannung $ U $ hängt von der Stärke der magnetischen Flussdichte $ B $, der Geschwindigkeit $ v $ und dem Schienenabstand $ L $ ab:

$ U=L\cdot B_{0}\cdot v $

Diese Spannung kann mithilfe des zuvor formulierten Induktionsgesetzes für eine Leiterschleife verstanden werden. Da die magnetischen Feldlinien die aufgespannte Fläche senkrecht durchstoßen, kann der magnetische Fluss berechnet werden als

$ \Phi =B_{0}\cdot A, $

wobei die Fläche eine rechteckige Fläche mit dem Flächeninhalt

$ A=L\cdot x $

ist.

Der von den Leitern eingeschlossene magnetische Fluss beträgt folglich:

$ \Phi =B_{0}\cdot A=B_{0}\underbrace {Lx} _{=A}=B_{0}\cdot L\cdot x $

Da die Geschwindigkeit definiert ist als

$ v={\frac {{\text{d}}x}{{\text{d}}t}}, $

kann man auch schreiben:

$ U={\frac {{\text{d}}\Phi }{{\text{d}}t}}=B_{0}\cdot L\cdot {\frac {{\text{d}}x}{{\text{d}}t}}=B_{0}\cdot L\cdot v $

Man spricht in diesem Fall von der sogenannten Bewegungsinduktion, da die Spannung einzig durch die Bewegung des Leiters entstanden ist und die zeitliche Änderung der Flussdichte keine Rolle spielte.

Bei Bewegungsinduktion lässt sich die Entstehung der Spannung immer als Folge der Lorentzkraft auf die im Leiterstab vorhandenen Leitungselektronen verstehen. Im vorliegenden Beispiel erklärt sich die Entstehung der Spannung wie folgt:

  • Die Lorentzkraft übt auf die Elektronen eine Kraft $ {\vec {F}}_{\mathrm {L} }=q\cdot \left({\vec {v}}\times {\vec {B}}_{0}\right) $ aus, wobei $ q=-1{,}602\cdot 10^{-19}\ \mathrm {C} $ die Ladung eines Elektrons und $ {\vec {v}} $ die Geschwindigkeit des Elektrons ist.
  • Die Richtung der Kraft lässt sich mit der UVW-Regel oder der Rechte-Hand-Regel nachvollziehen. In der Zeichnung wird der Leiter von links nach rechts bewegt ($ \Rightarrow $ Daumen der rechten Hand zeigt nach rechts). Das schwachgraue Muster im Hintergrund des Bildes symbolisiert Feldlinien des Magnetfeldes $ {\vec {B}}_{0} $, die senkrecht zur Ebene der Schienenanordnung vom Betrachter weg verlaufen ($ \Rightarrow $ Zeigefinger zeigt in die Zeichenebene hinein). Der Mittelfinger zeigt dementsprechend in Richtung der Kraftrichtung, die auf positive Ladungsträger ausgeübt würde ($ \Rightarrow $ Mittelfinger zeigt von der unteren Schiene auf die obere Schiene). Folglich werden negativ geladene Elektronen zur unteren Schiene hin verschoben.
  • Aufgrund der Lorentzkraft verschieben sich die Elektronen so, dass auf der oberen Schiene ein Elektronenmangel und auf der unteren Schiene ein Elektronenüberschuss entsteht.
  • Aus der ungleichmäßigen Ladungsverteilung ergibt sich ein elektrisches Feld, das der Lorentzkraft entgegenwirkt.
  • Im Gleichgewichtsfall sind die Lorentzkraft $ {\vec {F}}_{\mathrm {L} } $ und die Coulombkraft $ {\vec {F}}_{\mathrm {C} } $ entgegengesetzt gleich, und es gilt:
$ {\vec {E}}=-{\vec {v}}\times {\vec {B}}_{0} $

Die elektrische Feldstärke zeigt in Richtung auf die untere Schiene und erklärt die auftretende Klemmenspannung.

Beispiel: Induktion durch Flussdichteänderung

Ändert sich die Flussdichte im Leiterkreis, so zeigt das Voltmeter eine Spannung an.

Eine Änderung des magnetischen Flusses lässt sich auch dadurch erreichen, dass man die magnetische Flussdichte ändert. Dies geschieht im nebenstehenden Beispiel dadurch, dass man einen Magneten von links kommend unter der Leiterschleife hindurchschiebt. Die Darstellung wurde so gewählt, dass sich die gleiche Flussänderung wie beim Beispiel „Induktion durch Bewegung des Leiters“ ergibt. Folglich ergibt sich an den Klemmen der Anordnung auch die gleiche Spannung:

$ U=-{\frac {{\text{d}}\Phi }{{\text{d}}t}}=-B_{0}\cdot L{\frac {{\text{d}}x}{{\text{d}}t}}=-B_{0}\cdot L\cdot v $

Obwohl bei beiden Experimenten die gleiche Flussänderung und die gleiche Spannung auftreten, unterscheiden sich beide Experimente ansonsten sehr stark. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf das elektrische Feld: Beim Beispiel „Induktion durch Bewegung des Leiters“ liegt ein elektrostatisches Feld vor, während beim Beispiel „Induktion durch Flussdichteänderung“ ein elektrisches Feld mit starken Wirbelanteilen vorliegt.

Technische Anwendungen

Historischer Induktionsapparat aus dem Physikunterricht

In der Technik findet das Induktionsgesetz in vielfacher Hinsicht Anwendung. Allen Beispielen ist gemein, dass durch Änderung des magnetischen Flusses eine stromtreibende Wirkung erzielt wird. Dies geschieht entweder durch Bewegung eines Leiters in einem magnetischen Feld (Bewegungsinduktion) oder durch Änderungen des Magnetfeldes:

  • Induktionsschleife für Kfz zur Steuerung von Verkehrsampelanlagen und Schranken
  • Dynamisches Mikrofon
  • Dynamisches (Magnet-)Tonabnehmersystem für Plattenspieler
  • Tonabnehmer für elektrische Saiteninstrumente (z. B. E-Gitarre und E-Bass)
  • Tonkopf zur Abtastung von Magnetbändern
  • Generator = Dynamo = Lichtmaschine
  • RFID-Tag (beispielsweise Ski-Pass)
  • Transkranielle Magnetstimulation
  • Induktionsgeber (auch induktiver Impulsgeber) als Drehzahlsensor (z. B. im Kfz-Bereich)
  • Induktionshärten
  • Induktionslampe
  • Induktionssender
  • Transformator
  • Ringschleifenanlage für die Übertragung von Audiosignalen in Hörgeräte
  • Aufwärtswandler
  • Betatron
  • Induktions-Linearbeschleuniger
  • Induktive Erwärmung durch Wirbelströme: Induktionsofen, Induktionshärten, das Induktionsfeld, Induktionskochfeld

Erkennen der Flussänderung

Wenn an den Klemmen einer starren Leiterschleife eine Spannung abgreifbar ist, so kann diese dem Induktionsgesetz für Leiterschleifen entsprechend immer auf eine Flussänderung in der Leiterschleife zurückgeführt werden.

Hübel[17] weist unter dem Stichwort „Hufeisenparadoxon“ darauf hin, dass diese Flussänderung in manchen Fällen dem ungeübten Auge verborgen bleibt und diskutiert die Probleme anhand verschiedener Anordnungen mit Hufeisenmagneten, wie sie typischerweise im Schulunterricht verwendet werden (vgl. nebenstehende Bilder).

Während die Flussänderung in der Leiterschleife in der ersten Anordnung für Anfänger normalerweise leicht erkennbar ist, misslingt dies vielen Lernenden bei dem zweiten Bild. Die Lernenden konzentrieren sich auf den mit Luft erfüllten Bereich der Anordnung und berücksichtigen nicht, dass die Flussdichte zum Pol des Permanentmagneten hin nur im Innenbereich kontinuierlich zunimmt, während sie maßgeblich zu den Polen hin im Magneten abnimmt (siehe drittes Bild).

Anordnung mit Rollkontakten – Versuch von Hering

Ein Permanentmagnet wird in die Leiterschleife hineinbewegt. Obwohl in der betrachteten Fläche eine Flussänderung auftritt, schlägt das Voltmeter nicht aus.

Das nebenstehend dargestellte Experiment zum Heringschen Paradoxon,[18][19][20] benannt nach Carl Hering, zeigt, dass am Spannungsmessgerät kein Ausschlag stattfindet, obwohl bei einer bestimmten Betrachtung eine Flussänderung vorliegt.[21]

Anordnung: Ein elektrisch ideal leitfähiger Permanentmagnet wird mit der Geschwindigkeit $ v $ in eine Leiterschleife hineinbewegt. Die obere und untere Kontaktfläche des Magneten sind über feststehende Rollen elektrisch leitend mit den eingezeichneten Leiterdrähten verbunden.

Paradoxon: Der scheinbare Widerspruch des Experimentes zum Induktionsgesetz ist durch eine formale Betrachtung auflösbar. Dabei führen Form I und Form II mit ruhender oder auch konvektiver (im Magneten mitwandernder) Umlaufkurve zum (gemessenen) Ergebnis, dass keine Spannung induziert wird. Die Tabelle gibt exemplarisch die Terme an, die bei Form II anfallen.

Anordnung von C. Hering – Zwei Varianten der Spannungsberechnung
Induktionsgesetz Form II $ \textstyle \partial {\mathcal {A}} $ $ \textstyle {\vec {u}} $ $ \textstyle \int _{\mathrm {C} DAB}{\vec {E}}\cdot {\text{d}}{\vec {s}} $ $ \textstyle \int _{\mathrm {B} C}{\vec {E}}\cdot {\text{d}}{\vec {s}} $ $ \textstyle \int \limits _{\mathrm {B} C}{\vec {u}}\times {\vec {B}}\cdot {\text{d}}{\vec {s}} $ $ \textstyle -{\frac {\text{d}}{{\text{d}}t}}\int \limits _{{\mathcal {A}}(t)}{\vec {B}}\cdot {\text{d}}{\vec {A}} $
$ \textstyle \oint \limits _{\partial {\mathcal {A}}}{({\vec {E}}+{\vec {u}}\times {\vec {B}})\cdot {\text{d}}{\vec {s}}}=-{\frac {\text{d}}{{\text{d}}t}}\int \limits _{\mathcal {A}}{\vec {B}}\cdot {\text{d}}{\vec {A}}\quad \quad $ ruhend 0 $ \textstyle U $ $ \textstyle -vBL $ 0 $ \textstyle -vBL $
$ \textstyle \oint \limits _{\partial {\mathcal {A}}(t)}{({\vec {E}}+{\vec {u}}\times {\vec {B}})\cdot {\text{d}}{\vec {s}}}=-{\frac {\text{d}}{{\text{d}}t}}\int \limits _{{\mathcal {A}}(t)}{\vec {B}}\cdot {\text{d}}{\vec {A}}\quad \quad $ konvektiv $ \textstyle {\vec {v}} $ $ \textstyle U $ $ \textstyle -vBL $ $ \textstyle +vBL $ 0

Gegenüber dem hohen Innenwiderstand des Spannungsmessers sind die auf die ruhende Messleitung und den bewegten Magneten entfallenden Widerstände vernachlässigbar. Deshalb kann im ruhenden Teil CDAB nur im Spannungsmesser eine elektrische Feldstärke existieren, sodass dort der Beitrag zum Umlaufintegral von $ \textstyle {\vec {E}} $ gleich $ \textstyle U $ ist (4. Spalte der Tabelle). Der Term $ \textstyle -vLB $ in der 5. Spalte rührt daher, dass der bewegte magnetisierte Körper im Laborsystem elektrisch polarisiert erscheint.[22] Der Term gibt die entsprechende elektrische Spannung an. Zum gleichen Resultat führt auch die Transformationsbeziehung zwischen elektrischer Feldstärke und magnetischer Flussdichte $ \textstyle {\vec {E}}'={\vec {E}}+{\vec {v}}\times {\vec {B}} $ nach Lorentz bei $ \textstyle {\vec {E}}'=0 $. In den magnetischen Schwund in der Spalte rechts außen geht die Bewegung der Randlinie ein. Bei bewegtem Abschnitt BC bleibt der Fluss konstant. Ruhende oder bewegte Randlinie führen mit den angegebenen Termen zum (auch gemessenen) Resultat $ \textstyle U=0 $.

Allgemeines Induktionsgesetz in differentieller Form und in Integralform

Das Gesetz der elektromagnetischen Induktion, kurz Induktionsgesetz, beschreibt einen Zusammenhang zwischen elektrischen und magnetischen Feldern (der andere ist das Ampèresches Gesetz). Es besagt, dass bei einer Änderung des magnetischen Flusses durch eine Fläche am Rand dieser Fläche eine Ringspannung entsteht. In besonders häufig verwendeten Formulierungen wird das Induktionsgesetz beschrieben, indem die Randlinie der Fläche als unterbrochene Leiterschleife dargestellt wird, an deren offenen Enden die Spannung gemessen werden kann.

Die zum Verständnis sinnvolle Beschreibung gliedert sich in zwei mögliche Darstellungsformen:

  1. Die Integralform oder auch globale Form des Induktionsgesetzes: Dabei werden die globalen Eigenschaften eines räumlich ausgedehnten Feldgebietes (über den Integrationsweg) beschrieben.
  2. Die differentielle Form oder auch lokale Form des Induktionsgesetzes: Dabei werden die Eigenschaften einzelner lokaler Feldpunkte in Form von Dichten beschrieben. Die Volumina der globalen Form streben gegen null, und die auftretenden Feldstärken werden differenziert.

Beide Darstellungsformen beschreiben denselben Sachverhalt. Je nach konkretem Anwendungsfall und Problemstellung kann es sinnvoll sein, die eine oder die andere Form zu benutzen.

Bei der Anwendung des Induktionsgesetzes ist zu beachten, dass alle in den Gleichungen auftretenden Größen, d. h. die elektrische Feldstärke $ {\vec {E}} $, die magnetische Flussdichte $ {\vec {B}} $, die orientierte Fläche $ {\mathcal {A}} $, die Konturlinie $ \partial {\mathcal {A}} $ dieser Fläche und die lokale Geschwindigkeit $ {\vec {u}} $ eines Punktes auf der Konturlinie von einem beliebigen, aber für alle Größen gleichen, Bezugssystem (Inertialsystem) aus beschrieben werden.

Führt die Konturlinie durch Materie, ist zudem zu beachten:

  • Die Konturlinie $ \partial {\mathcal {A}} $ ist eine gedachte Linie. Da sie keine physikalische Entsprechung hat, hat eine eventuelle zeitliche Bewegung der Konturlinie grundsätzlich keinen Einfluss auf die stattfindenden physikalischen Prozesse. Insbesondere verändert eine Bewegung der Konturlinie nicht die Feldgrößen $ {\vec {E}} $ und $ {\vec {B}} $. In der Integralform I wird die Bewegung der Konturlinie daher überhaupt nicht berücksichtigt. In der Integralform II beeinflusst die Bewegung der gedachten Konturlinie beide Seiten der Gleichung in gleichem Maße, sodass man bei der Berechnung beispielsweise einer elektrischen Spannung mit Integralform I zu dem gleichen Ergebnis kommt wie bei der Berechnung derselben Spannung mithilfe von Integralform II.
  • Grundsätzlich darf die Geschwindigkeit der Konturlinie von der Geschwindigkeit der im Experiment verwendeten Körper (z. B. Leiterschleife, Magnete) abweichen. Die Geschwindigkeit der Konturlinie in Bezug auf den Beobachter wird im Rahmen des Artikels mit $ {\vec {u}} $ gekennzeichnet, während die Geschwindigkeit von Objekten mit dem Buchstaben $ {\vec {v}} $ beschrieben wird.
  • Im Gegensatz zur Bewegung der Konturlinie hat die Geschwindigkeit der Körper im Allgemeinen einen Einfluss auf die stattfindenden physikalischen Vorgänge. Das gilt insbesondere für die Feldgrößen $ {\vec {E}} $ und $ {\vec {B}} $, die der jeweilige Beobachter misst.

Induktionsgesetz in differentieller Form

Das Induktionsgesetz in differentieller Form lautet:

$ \operatorname {rot} {\vec {E}}=-{\dot {\vec {B}}} $

Das Vorhandensein von elektrischen Wirbeln bzw. einer zeitveränderlichen magnetischen Flussdichte ist das wesentliche Kennzeichen von Induktion. In elektrischen Feldern ohne Induktion (z. B. in dem Feld unbewegter Ladungen) existieren keine geschlossenen Feldlinien der elektrischen Feldstärke $ E $, und das Umlaufintegral der elektrischen Feldstärke ergibt immer null.

Seine Hauptanwendung findet das Induktionsgesetz in differentieller Form einerseits bei theoretischen Herleitungen und in der numerischen Feldberechnung, andererseits (jedoch seltener) in der analytischen Berechnung konkreter technischer Fragestellungen.

Wie in Einsteins erstem Werk über die spezielle Relativitätstheorie[23] gezeigt wurde, stehen die Maxwellgleichungen in differentieller Form in Übereinstimmung mit der speziellen Relativitätstheorie. Eine an den heutigen Sprachgebrauch angepasste Herleitung hierzu findet sich in dem inzwischen vergriffenen Lehrbuch von Simonyi.[24]

Übergang von der differentiellen Form zur Integralform

Der Zusammenhang zwischen der Integralform und der differentiellen Form kann mithilfe des Satzes von Stokes mathematisch beschrieben werden. Dabei werden die globalen Wirbel- und Quellenstärken in lokale, diskrete Wirbel- bzw. Quellendichten, die einzelnen Raumpunkten (Punkten eines Vektorfeldes) zugeordnet sind, übergeführt.

Ausgangspunkt ist das Induktionsgesetz in differentieller Form:

$ \operatorname {rot} {\vec {E}}=-{\frac {\partial {\vec {B}}}{\partial t}} $

Zur Überführung in die integrale Form wird der Satz von Stokes verwendet, der aus naheliegenden Gründen mit der Variablen $ {\vec {E}} $ formuliert wird:

$ \oint \limits _{\partial {\mathcal {A}}}{\vec {E}}\,{\text{d}}{\vec {s}}=\int \limits _{\mathcal {A}}\operatorname {rot} {\vec {E}}\,{\text{d}}{\vec {A}} $

Ersetzt man im rechten Term des Stokesschen Gesetzes das Vektorfeld $ {\vec {E}} $ entsprechend dem Induktionsgesetz in differentieller Form durch den Term $ -{\tfrac {\partial {\vec {B}}}{\partial t}} $, so ergibt sich:

$ \oint \limits _{\partial {\mathcal {A}}}{\vec {E}}\,{\text{d}}{\vec {s}}=-\int \limits _{\mathcal {A}}{\frac {\partial {\vec {B}}}{\partial t}}\,{\text{d}}{\vec {A}} $

Das ist eine mögliche allgemeine Form des Induktionsgesetzes in Integralform,[25] die entgegen vielen anderslautenden Behauptungen sowohl für Konturlinien in ruhenden Körpern als auch in bewegten Körpern angewendet werden kann.[26]

Um eine Formulierung zu erhalten, die den magnetischen Fluss $ \Phi =\int \limits _{\mathcal {A}}{\vec {B}}\,{\text{d}}{\vec {A}} $ enthält, addiert man auf beiden Seiten der Gleichung den Term $ \oint \limits _{\partial {\mathcal {A}}}({\vec {u}}\times {\vec {B}})\,{\text{d}}{\vec {s}} $. Dabei ergibt sich:

$ \oint \limits _{\partial {\mathcal {A}}}\left({\vec {E}}+{\vec {u}}\times {\vec {B}}\right)\,{\text{d}}{\vec {s}}=-\int \limits _{\mathcal {A}}{\frac {\partial {\vec {B}}}{\partial t}}\,{\text{d}}{\vec {A}}+\oint \limits _{\partial {\mathcal {A}}}({\vec {u}}\times {\vec {B}})\,{\text{d}}{\vec {s}} $

Der rechte Teil der Gleichung entspricht wegen $ \operatorname {div} {\vec {B}}=0 $ der negativen zeitlichen Änderung des magnetischen Flusses,[27][28] sodass das Induktionsgesetz in Integralform in voller Allgemeingültigkeit auch folgendermaßen notiert werden kann:

$ \oint \limits _{\partial {\mathcal {A}}}\left({\vec {E}}+{\vec {u}}\times {\vec {B}}\right)\,{\text{d}}{\vec {s}}=-{\frac {\text{d}}{{\text{d}}t}}\int \limits _{\mathcal {A}}{\vec {B}}\,{\text{d}}{\vec {A}} $

In vielen Lehrbüchern werden diese Zusammenhänge leider nicht richtig notiert, was daran erkennbar ist, dass der auf der linken Gleichungsseite notierte Term $ {\vec {u}}\times {\vec {B}} $ fehlt.[29][30][31] In der neuen Auflage ist der Fehler behoben.[32] Richtig notiert wird das Induktionsgesetz hingegen beispielsweise bei Fließbach.[33][34][35]

Der Irrtum besteht wahrscheinlich darin, dass der fehlende Term irrtümlich der elektrischen Feldstärke zugeschlagen wird. (Manche Autoren sprechen in diesem Zusammenhang auch von einer effektiven elektrischen Feldstärke.)[36] In seiner Konsequenz führt das Weglassen des Terms $ {\vec {u}}\times {\vec {B}} $ dazu, dass die Größe $ E $ inkonsistent verwendet wird und je nach Zusammenhang eine unterschiedliche Bedeutung hat.[37]

Induktionsgesetz in Integralform

Die Spannung zwischen den beiden Punkten A und B entlang des eingezeichneten Wegs ist die Summe der Produkte $ {\vec {E}}\cdot {\text{d}}{\vec {r}} $ aus der elektrischen Feldstärke $ {\vec {E}} $ und dem Wegstückchen $ {\text{d}}{\vec {r}}. $

Im folgenden Abschnitt wird die erste Integralform des Induktionsgesetzes betrachtet:

$ \oint \limits _{\partial {\mathcal {A}}}{\vec {E}}\,\mathrm {d} {\vec {s}}=-\int \limits _{\mathcal {A}}{\frac {\partial {\vec {B}}}{\partial t}}\,\mathrm {d} {\vec {A}} $

Entsprechend der mathematischen Formulierung des Integrals wird die Fläche $ {\mathcal {A}} $ zu einem konstanten Zeitpunkt betrachtet und deren zeitliche Änderung nicht berücksichtigt.

Im Hinblick auf den Begriff der induzierten Spannung – das Integral über die elektrische Feldstärke – wird zunächst die im nebenstehenden Bild eingezeichnete Verbindungslinie zwischen den Punkten A und B in einem elektrischen Feld betrachtet.

Die Spannung zwischen den Punkten A und B („äußerer Pole“ einer „Steckdose“) kann man näherungsweise berechnen, indem man den Weg in viele kleine Wegelemente $ {\text{d}}{\vec {r}} $ unterteilt. Da man aufgrund der nur geringen Länge näherungsweise von einer konstanten elektrischen Feldstärke entlang eines solchen Wegstückes ausgehen kann, ergibt sich für die Teilspannung entlang eines Wegelementes im Innern der Wert

$ {\text{d}}U\approx +{\vec {E}}(x,y,z)\cdot {\text{d}}{\vec {r}}={+{E}_{\text{tan}}}\,{\text{d}}r. $

Als Gesamtspannung zwischen beiden Punkten ergibt sich somit

$ \Delta U\approx +{\vec {E}}({{x}_{1}},{{y}_{1}},{{z}_{1}})\cdot {\text{d}}{{\vec {r}}_{1}}+{\vec {E}}({{x}_{2}},{{y}_{2}},{{z}_{2}})\cdot {\text{d}}{{\vec {r}}_{2}}+\dotsb +{\vec {E}}({{x}_{n}},{{y}_{n}},{{z}_{n}})\cdot {\text{d}}{{\vec {r}}_{n}}. $

Die exakte Darstellung wird mithilfe eines Integrals definiert. Dieses kann man sich als Grenzwert für unendlich viele Wegstücke mit unendlich kleiner Länge $ \left|{\text{d}}{\vec {r}}\right|\to 0 $ vorstellen. Zur Berechnung definiert man i. A. eine von einem Parameter $ \xi $ abhängige Funktion $ {\vec {r}}(\xi ) $, die im Bereich $ \xi =0\dots 1 $ die Punkte entlang der Wegstrecke beschreibt (im Innern also in Pfeilrichtung). Die Spannung zwischen beiden Punkten kann dann über ein Kurvenintegral formal erfasst werden:

$ \Delta U=\int _{\xi =0}^{1}{{\vec {E}}(}{\vec {r}})\cdot {\frac {\partial {\vec {r}}(\xi )}{\partial \xi }}{\text{d}}\xi =:\int _{A}^{B}{\vec {E}}\cdot {\text{d}}{\vec {r}}\,, $ berechnet in Pfeilrichtung

Lässt man nun den Punkt entlang der Kontur $ C=\partial {\mathcal {A}} $ eines Gesamtumlaufes weiterwandern, bis er die eingeschlossene Fläche genau einmal umrundet hat und wieder mit Ausgangspunkt identisch wird $ (B=A), $ ergibt sich als Gesamtwert die in der geschlossenen Leiterschleife induzierte Umlaufspannung $ U_{\text{ind}} $:

$ U_{\text{ind}}=\oint _{C}E_{\text{tan}}{\text{d}}r=\oint _{C}{\vec {E}}\cdot {\text{d}}{\vec {r}} $

Hinsichtlich des Vorzeichens ist zu berücksichtigen, dass die Kontur die Fläche dabei im Sinne der Rechte-Hand-Regel umrundet.

Der dritte Ausdruck obiger Gleichungen ist dabei die dem zweiten Ausdruck gleichwertige vektorielle Darstellung des tangentialen Feldstärkeanteils mithilfe des Skalarproduktes, und die beiden Integrale sind sogenannte Ringintegrale, die immer dann verwendet werden, wenn (wie hier) längs eines geschlossenen Weges integriert wird, in diesem Fall entlang der Kontur der Leiterschleife $ C. $

Die induzierte Spannung lässt sich bei einer nichtbewegten Leiterschleife näherungsweise als Spannungsabfall mit einem Spannungsmessgerät messen, wenn man entlang der geschlossenen Linie eine Leiterschleife anbringt und diese an einer Stelle auftrennt. Da über dem Leiterdraht nahezu keine elektrische Spannung abfällt, liegt die ganze induzierte Spannung zwischen den Klemmen.

Relativistische Aspekte

In Messsystemen mit bewegten Komponenten treten auch schon bei kleinen Geschwindigkeiten $ v\ll c $ relativistische Effekte auf. Diese grundsätzliche Tatsache wird durch ein einfaches Gedankenexperiment deutlich:

  • Ein Beobachter, der eine (relativ zu ihm nicht bewegte) Ladung beobachtet, wird ein elektrisches Feld messen, jedoch aufgrund des fehlenden Stromflusses kein magnetisches Feld.
  • Bewegt sich der Beobachter hingegen auf die Ladung zu oder von ihr weg, so wird er einerseits bemerken, dass sich aufgrund der Bewegung das elektrische Feld verändert. Das bedeutet, dass der Beobachter bei gleicher Entfernung von der Ladung, aber anderer Relativgeschwindigkeit zur Ladung ein unterschiedliches $ E $-Feld misst. Andererseits interpretiert der Beobachter die Ladung aber auch als einen Strom, der sich von ihm fort oder auf ihn zubewegt. Der Beobachter wird also zusätzlich zum elektrischen Feld ein magnetisches Feld erkennen.

Damit bei Messungen mit bewegten Komponenten keine Missverständnisse auftreten, ist die Angabe des Bezugssystems, relativ zu dem die Beobachtungen beschrieben werden, unbedingt erforderlich. Ebenso ist es erforderlich, Größen, die in einem anderen als dem zugrunde gelegten Bezugssystem gemessen werden, mithilfe der Lorentztransformation umzurechnen.

Besonders wichtig ist die Anwendung der Lorentztransformation bei der Betrachtung elektrischer Feldstärken. Dies ist entgegen einer weit verbreiteten Ansicht schon bei Geschwindigkeiten weit unterhalb der Lichtgeschwindigkeit (beispielsweise einige mm/s) erforderlich und in praktisch allen Experimenten mit bewegten Leitern von Bedeutung.

Experiment mit einem bewegten Leiterstab im zeitlich konstanten $ B $-Feld

Zur Erläuterung betrachten wir erneut den bewegten Leiterstab im zeitlich konstanten $ B $-Feld.

Da die Leiterschleife geöffnet ist, beträgt die stromtreibende Kraft $ {\vec {F}} $ auf eine Ladung $ q $

$ {\vec {F}}=q\cdot ({\vec {E}}+{\vec {v}}\times {\vec {B}}_{0})=0. $

In dem mit der Geschwindigkeit $ {\vec {v}} $ bewegten Leiterstab ergibt sich somit aus Sicht eines Beobachters im Laborsystem die Feldstärke

$ {\vec {E}}=-{\vec {v}}\times {\vec {B}}_{0}\neq 0, $

während im Bereich des ruhenden Leiters mit $ {\vec {v}}=0 $ eine Feldstärke von

$ {\vec {E}}=0 $

herrscht.

Die Unterschiede in der Feldstärke zwischen den bewegten und den ruhenden Leiterabschnitten ergeben sich direkt aus der Lorentztransformation für die elektrische Feldstärke: Ein Beobachter, der sich mit dem bewegten Leiterstab mitbewegt, wird innerhalb des Leiterstabes eine (Eigen-)Feldstärke von

$ {\vec {E}}'={\vec {0}} $

messen. Setzt man die (gestrichene) Eigenfeldstärke in die passende Transformationsgleichung ein, so ergibt sich für die entsprechende Größe im Laborsystem:

$ {\vec {E}}'=\gamma \left({\vec {E}}+{\vec {v}}\times {\vec {B}}_{0}\right)+(1-\gamma ){\frac {{\vec {E}}\cdot {\vec {v}}}{{v}^{2}}}{\vec {v}}={\vec {0}} $

Wegen $ {\vec {v}}\perp {\vec {E}} $ entfällt der gesamte rechte Term und damit auch die Relevanz des Faktors $ \gamma $, der gewissermaßen „in die Null hineindividiert“ werden kann. Wie erwartet ergibt sich dabei für die elektrische Feldstärke aus Sicht des Laborsystems der Wert

$ {\vec {E}}=-{\vec {v}}\times {\vec {B}}. $

Mithilfe dieses Experimentes kann man demzufolge Relativitätstheorie mit einfachen Vorlesungsexperimenten demonstrieren. Da das genannte Experiment in vielen Darstellungen als ein Beispiel für elektromagnetische Induktion dargestellt wird, soll ausdrücklich bekräftigt werden, dass die Klemmenspannung nicht auf Wirbel des elektrischen Feldes zurückgeführt werden kann, da wegen $ \operatorname {rot} {\vec {E}}={\dot {\vec {B}}}=0 $ keine solchen vorhanden sind. Wie das Feldlinienbild zeigt, liegt ein reines Potentialfeld vor. Diese zeigen von positiven Ladungen auf der Oberfläche der oberen Schiene zu negativen Ladungen auf der Oberfläche der unteren Schienen. In diesem Sinne kann der physikalische Vorgang, der bei diesem Experiment stattfindet, mit dem Aufladen eines Kondensators verglichen werden.

Betrachtungen spezieller Fragestellungen

Induktionsbeispiel: Bewegter Leiterstab im Magnetfeld (mit Stromfluss)

Ist die Leiterschleife geschlossen und bewegt sich der Stab im Magnetfeld, kommt es zu einem Stromfluss im Stromkreis.

In Abänderung des weiter oben diskutierten Beispiels eines „bewegten Leiterstabes im homogenen Magnetfeld“ wird hier ein Stromkreis mit endlichem Widerstand betrachtet, sodass es bei der Bewegung des Leiterstabes im Magnetfeld zu einem Stromfluss kommt. Für die Stromstärke gilt:

$ I={\frac {U}{R}}={\frac {\frac {{\text{d}}\Phi }{{\text{d}}t}}{R}} $

Hierbei wird die gesamte Flussänderung in der Leiterschleife betrachtet. Da aber die Induktivität $ L_{\Phi }\approx 0 $ für eine Leiteranordnung wie hier genähert werden kann, ist auch der stromabhängige magnetische Fluss $ \Phi _{L}=L_{\Phi }I\approx 0 $ und die dazugehörige Flussänderung $ {\tfrac {{\text{d}}\Phi _{L}}{{\text{d}}t}}=L_{\Phi }{\tfrac {{\text{d}}I}{{\text{d}}t}}\approx 0 $ vernachlässigbar. Die induzierte Stromstärke ist damit:

$ I={\frac {vLB_{0}}{R}} $

Wird der Leiterstab mit der konstanten Geschwindigkeit $ v $ bewegt, wird mechanische Arbeit verrichtet. Die Kraft ist die Lorentzkraft auf einen stromdurchflossenen Leiter der Länge $ L $ im Magnetfeld der Flussdichte $ B_{0} $:

$ {\vec {F}}=I{\vec {L}}\times {\vec {B}}_{0}, $ hier: $ F=ILB_{0} $

Für die elektrische Leistung, die im Widerstand umgesetzt wird, gilt $ P=UI $ und für die mechanische Leistung einer solchen gleichförmigen Bewegung gilt $ P=vF=vILB_{0}={\frac {U}{LB_{0}}}ILB_{0}=UI $, nachdem man die entsprechenden Größen von oben eingesetzt hat. Es wird also mechanische Arbeit in elektrische umgewandelt.

Induktionsbeispiel: Leiterschleife im Magnetfeld

Eine Leiterschleife dreht sich im Magnetfeld.

Dreht sich eine Leiterschleife mit der Winkelgeschwindigkeit $ \omega =2\pi f $ in einem aus dem Laborsystem betrachtet zeitlich konstanten Magnetfeld, so verändert sich aus Sicht der Leiterschleife die magnetische Flussdichte ständig, und es ergibt sich ein veränderter magnetischer Fluss durch die Leiterschleife.

Die an den Klemmen im sich drehenden System gemessene Spannung kann folgendermaßen berechnet werden:

  • Die durch die Leiterschleife berandete ebene Fläche hat den Flächeninhalt $ A=l_{1}l_{2} $.
  • Die magnetische Flussdichte ändert im Koordinatensystem des mitbewegten Beobachters ständig ihren Betrag und ihre Richtung. Nimmt man an, dass das Bild die Fläche zum Zeitpunkt $ t=0 $ zeigt, so beträgt der senkrecht auf die Fläche auftretende Anteil der Flussdichte $ B_{\mathrm {senkr} }(t)=\cos(2\pi ft)B $.
  • Der durch die Fläche $ A $ hindurchstoßende magnetische Fluss beträgt dementsprechend $ \Phi (t)=BA\cos(2\pi ft) $.
  • Für die Spannung $ U $ folgt somit mit Hilfe der Kettenregel:
$ U={\frac {{\text{d}}\Phi }{{\text{d}}t}}=BA(-2\pi f)\sin(2\pi ft) $

Induktionsbeispiel: Induktion bei einer elektrischen Spule mit mehreren Windungen

Fläche einer Spule mit drei Windungen

Das Induktionsgesetz ist auch für elektrische Spulen mit mehreren Windungen anwendbar. Die zur Berechnung des magnetischen Flusses erforderliche Fläche wird im nebenstehenden Bild veranschaulicht.[38] Das Induktionsgesetz in seiner allgemeinen Form erfordert daher keinen Faktor $ N $ für die Windungszahl der Spule, auch wenn der Spulendraht im konkreten Fall einen Zylinder mehrfach umläuft.

In den meisten Veröffentlichungen zur elektromagnetischen Induktion bei elektrischen Spulen wird der Einfachheit halber der Faktor $ N $ für die Windungszahl eingeführt, und das Induktionsgesetz wird in der Form

$ U={\frac {{\text{d}}\Psi }{{\text{d}}t}}\approx N{\frac {{\text{d}}\Phi _{\text{w}}}{{\text{d}}t}} $

angegeben. Hierbei bezeichnet $ \Psi $ den Fluss durch eine von dem Spulendraht und den Anschlüssen berandete Fläche, $ \Phi _{\text{w}} $ den von einer einzelnen Windung umschlossenen magnetischen Fluss, und $ U $ ist die gemessene Spannung.

Formulierungsvariante: ohmsches Gesetz für bewegte Leiter

Die Zusammenhänge bei Bewegungsinduktion lassen sich relativ leicht auch über das ohmsche Gesetz für bewegte Leiter erfassen. Im Unterschied zu einem ruhenden Leiter, bei dem ausschließlich die elektrische Feldstärke stromtreibend wirkt, wirkt auf die Ladungen in einem bewegten Leiter die komplette Lorentzkraft

$ {\vec {F}}_{\mathrm {L} }=q({\vec {E}}+{\vec {v}}\times {\vec {B}}). $

Für nichtrelativistische Geschwindigkeiten $ v\ll c $ ist die im ruhenden Bezugssystem gemessene Lorentzkraft gleich groß wie die Kraft, die die Ladung im mitbewegten System erfährt.

Für bewegte Materialien, für die das ohmsche Gesetz gilt, kann die spezifische Leitfähigkeit $ \kappa $ durch die Gleichung

$ {\vec {J}}=\kappa ({\vec {E}}+{\vec {v}}\times {\vec {B}}) $

mit der elektrischen Feldstärke $ {\vec {E}} $, der Geschwindigkeit $ {\vec {v}} $ des jeweiligen Leiterelements und der magnetischen Flussdichte $ {\vec {B}} $ definiert werden. Das ohmsche Gesetz lautet dann wie im Falle unbewegter Materialien

$ {\begin{aligned}\kappa ={\text{konstant}}\end{aligned}}. $

Formulierungsvariante: Zeitlich integrierte Form, Spannungszeitfläche

Die schraffierte Fläche stellt eine beispielhafte Spannungszeitfläche über die Dauer einer Viertelperiode der Sinusschwingung dar (100 % bei 325 V Scheitelspannung).

Durch Integration über die Zeit lässt sich das Induktionsgesetz für Leiterschleifen folgendermaßen umformen:

$ \Phi _{\text{w}}(t)=\Phi _{\text{w}}(0)+{\frac {1}{N}}\cdot \int \limits _{0}^{t}U_{\mathrm {i} }(\tau )\,{\text{d}}\tau $

Diese Beziehung beschreibt den Flussverlauf als Integralfunktion des Spannungsverlaufs.

Betrachtet man den Vorgang in einem Zeitintervall von $ 0 $ bis $ T $ bei konstanter Fläche, durch die der magnetische Fluss tritt – das Zeitintervall kann sich beispielsweise über eine Halbperiode einer Wechselspannung erstrecken –, so folgt daraus für den sich dann ergebenden Fluss

$ \Phi _{\mathrm {w} }(T)-\Phi _{\mathrm {w} }(0)={\frac {1}{N}}\cdot \int _{0}^{T}U_{\mathrm {i} }(\tau )\,\mathrm {d} \tau . $

Für den Fall $ \Phi _{\mathrm {w} }(0)=0 $ bedeutet das, dass der magnetische Fluss durch eine Leiterschleife bzw. eine Flussänderung in dieser, wie sie sich durch Anlegen einer Spannung nach der gegebenen Zeit $ T $ dort einstellt, immer von dem Spannungszeitintegral in den angegebenen Grenzen $ 0 $ bis $ T $ verursacht sein und diesem auch entsprechen muss. Die dafür relevante Spannung ist jeweils die induzierte Spannung $ U_{\mathrm {i} } $. Diese entspricht der angelegten Spannung abzüglich ohmscher Spannungsabfälle $ (I\cdot R), $ soweit diese nicht zu vernachlässigen sind.

Zu veranschaulichen ist das Spannungszeitintegral auch als Fläche zwischen dem Spannungsgraphen und der Zeitachse über dem Intervall $ [0;T], $ weshalb man es bisweilen auch als Spannungszeitfläche oder Spannungszeitsumme[39] bezeichnet, in meist älterer Literatur in Anlehnung an den Begriff des Kraftstoßes auch als Spannungsstoß.[40][41] Ursächlich hierfür ist der Umstand, dass messtechnisch früher die Integration von induzierten Spannungsimpulsen mittels ballistischer Galvanometer durchgeführt wurde, vgl. auch Veranschaulichung des magnetischen Kraftflusses.

Beispiel für 50 Hz bei $ U_{\text{eff}}=230\,{\text{V}} $: Auf grafische Weise durch Auszählen der kleinen Quadrate ermittelt, erhält man das Ergebnis von ca. 1,05 Voltsekunden zum Bild rechts oben, für eine Sinushalbschwingung folglich 2,1 Voltsekunden. Das ist die Spannungszeitfläche, welche die Induktion im Eisenkern eines Transformators von einem Ende der Hysteresekurve zum anderen Ende transportiert. Wenn ein Transformator passend zu den 230 V bei 50 Hz ausgelegt ist, läuft die Induktion im Dauerbetrieb hauptsächlich im senkrechten Bereich der Hysteresekurve. Höhere Spannung oder niedrigere Frequenz führt zum Übersteuern der Hysteresekurve in die waagerecht verlaufenden Bereiche, zur Kernsättigung, was dann auch in der Praxis durch den Anstieg des Magnetisierungsstromes anschaulich beobachtbar ist.

Als weiteres Beispiel kann ein vielfach praktiziertes Messprinzip für den magnetischen Fluss dienen: Hier wird der zu messende Fluss von einer Messspule erfasst und die Spannung an der Spule auf einen Integrator gegeben, der an seinem Ausgang als Ergebnis unmittelbar den Fluss anzeigt.

Formulierungsvariante: Flussregel

Die Flussregel $ U_{i}=-{\dot {\Phi }} $ formuliert das Induktionsgesetz in Integralform für den Spezialfall einer Leiterschleife: Sie gilt für geschlossene Umlaufwege, die ganz in elektrisch leitendem (auch bewegtem) Material im (auch zeit- und ortsveränderlichen) Magnetfeld verlaufen, vorzugsweise in Leiterschleifen mit geringem Querschnitt. Im Fall bewegter Leiterschleifen muss sich die festgelegte Umlaufkurve zeitlich stetig und konvektiv (s. u.) ohne Unterbrechungen entwickeln. Die Geschwindigkeiten in der Anordnung müssen deutlich kleiner als die Lichtgeschwindigkeit sein.

Herleitung: Über den Umlaufweg im Induktionsgesetz Form II kann weitgehend frei verfügt werden. Im zur Flussregel führenden Ansatz wird allen Elementen $ {\text{d}}{\vec {s}} $ des Umlaufwegs die lokale Stoffgeschwindigkeit $ {\vec {v}} $ vorgegeben (konvektive Linienelemente, $ {\vec {u}}={\vec {v}} $). Damit gilt:

$ \oint \limits _{\partial {\mathcal {A}}(t)}{({\vec {E}}+{\vec {v}}\times {\vec {B}})\cdot {\text{d}}{\vec {s}}}=-{\frac {\text{d}}{{\text{d}}t}}\int \limits _{{\mathcal {A}}(t)}{\vec {B}}\cdot {\text{d}}{\vec {A}} $.

Der Integrand des Linksterms ist nach den Transformationsgleichungen von Lorentz gleich der elektrischen Feldstärke $ {\vec {E}}' $ im Ruhesystem jedes Linienelements, sodass auch

$ \oint \limits _{\partial {\mathcal {A}}(t)}{{\vec {E}}'\cdot {\text{d}}{\vec {s}}}=-{\frac {\text{d}}{{\text{d}}t}}\int \limits _{{\mathcal {A}}(t)}{\vec {B}}(t)\cdot {\text{d}}{\vec {A}}\quad (*) $

oder kürzer

$ U_{i}=-{\dot {\Phi }} $

geschrieben werden kann. Die letzten beiden gleichwertigen Gleichungen sind zunächst für die oben genannten Voraussetzungen zugeschnittene Formen des Induktionsgesetzes. Die letzte Gleichung wird als Flussregel[42][43] bezeichnet, wenn sie auf einen unverzweigten Stromkreis angewandt wird.[44] Die als induzierte Spannung[45][46] bezeichnete stromtreibend wirkende elektromagnetische Größe $ U_{i} $ – ihrer Definition nach eine Ringspannung – erweist sich als wertgleich mit dem magnetischen Schwund $ -{\dot {\Phi }} $. Ein irgendwo im Leiterkreis eingebauter Spannungsmesser, dessen Innenwiderstand groß gegen den Widerstand des restlichen Kreises ist, zeigt den Wert von $ U_{i} $ an.[47]

Dass der magnetische Schwund $ -{\dot {\Phi }} $ (in Gl. ($ * $) der Rechtsterm) einen elektrischen Strom durch den elektrischen Widerstand in der Leiterschleife antreiben kann, illustriert die Form des Linksterms: Dort steht die ladungsbezogene Arbeit, welche die Lorentzkraft an der Ladung bei einem Schleifenumlauf verrichtet. Der Anwendungskomfort der Flussregel liegt darin, dass die stromtreibende induzierte Spannung $ U_{i} $ in einer ruhenden oder auch bewegten Leiterschleife allein aus dem Magnetfeld bestimmt werden kann: Die elektrische Feldstärke im Laborsystem $ {\vec {E}} $ und jene im Ruhesystem der Linienelemente $ {\vec {E}}' $ kommt in der Formel nicht vor.

Die Wicklungen von Transformatoren, Elektromotoren und Generatoren zur Stromerzeugung sind Leiterschleifen im Sinne der Flussregel.

Beispiel Atmende Leiterschleife

Leiterschleife mit zeitveränder­lichem Radius (atmend) im zeitveränderlichen Magnetfeld

Die rechts skizzierte kreisringförmige (elastisch gedachte) Leiterschleife mit zeitveränderlichem Radius $ r(t) $ befindet sich in einem homogenen, zeitabhängigen Magnetfeld $ {\vec {B}}=B(t){\vec {e}}_{z} $. Der Leiterquerschnitt $ A $ und die elektrische Leitfähigkeit $ \kappa $ können längs des Umfangs variieren. Die zeitliche Ableitung $ {\dot {r}}=v $ des Radius $ r $ erweist sich als die lokale, radial gerichtete Geschwindigkeit $ v $ der Ringelemente. Die Schleifenebene liegt normal zur $ z $-Achse und bleibt parallel zu sich selbst. In der Skizze bezeichnen die Pfeile für den radialen, peripheren und axialen Einheitsvektor $ {\vec {e}}_{\rho } $, $ {\vec {e}}_{\varphi } $ bzw. $ {\vec {e}}_{z} $ auch die Bezugsrichtungen für die in Frage kommenden skalaren Größen. Alle im Folgenden angegebenen Feldgrößen sind zeitabhängig, was die Notation nicht jedes Mal wiederholt.

Die in der Schleife induzierte Spannung $ U_{i}=-{\dot {\Phi }}=-{\tfrac {\text{d}}{{\text{d}}t}}(B{\vec {e}}_{z}\cdot \pi r^{2}{\vec {e}}_{z})=-{\dot {B}}\pi r^{2}-B\pi 2rv $ treibt darin einen elektrischen Strom $ I=U_{i}/R $ an mit $ R=\oint _{\partial {\mathcal {A}}}{\tfrac {{\text{d}}s}{\kappa A}} $. Dessen felderzeugende Wirkung ist als vernachlässigbar oder schon in $ {\vec {B}}(t) $ enthalten vorausgesetzt.

Die elektrischen Feldgrößen, die aus der Flussregel eliminiert sind, werden im Folgenden nur zur Information angegeben. Für die Stromdichte und die elektrische Feldstärke im Ruhesystem der Ringelemente gilt $ {\vec {S}}={\vec {e}}_{\varphi }I/A $ bzw. $ {\vec {E}}'={\vec {S}}/\kappa $. Für die elektrische Feldstärke im Ruhesystem des Schleifenzentrums erhält man mit $ {\vec {E}}={\vec {E}}'-{\vec {v}}\times {\vec {B}} $ das Resultat $ {\vec {E}}=(S/\kappa +vB){\vec {e}}_{\varphi } $. Die letzte Gleichung folgt mit $ {\vec {v}}\times {\vec {B}}=v{\vec {e}}_{\rho }\times B{\vec {e}}_{z}=-Bv{\vec {e}}_{\varphi } $. Für den Fall, dass der Leiterquerschnitt und die Leitfähigkeit am Umfang konstant sind, spiegelt sich die Rotationssymmetrie der Anordnung auch in den Feldgrößen. Man erhält dann die Feldkoordinaten $ E'=U_{i}/(2\pi r)=-{\dot {B}}r/2-Bv $ und $ E=-{\dot {B}}r/2 $.

Beispiel Spannung im Wirbelfeld

Mehrdeutigkeit der elektrischen Spannung im zeitveränderlichen Magnetfeld. Die Zeichen + und − sind Gravuren auf den Voltmetergehäusen.

Die Anordnung rechts illustriert auf Basis der Flussregel, dass die an einer (mit einem zeitveränderlichen Magnetfeld verketteten) Leiterschleife abgegriffene Spannung von der Platzierung der Messleitungen abhängt. Die Spannung zwischen zwei Punkten ist dann kein eindeutiger Begriff mehr.

In dem Messaufbau kontaktieren zwei gleich gepolte Spannungsmesser die Punkte A und B eines leitenden Rahmens in der Form eines regelmäßigen Fünfecks. Sein ohmscher Widerstand beträgt $ 5R $. In der Leiterschleife treibt die induzierte Spannung $ U_{i}=-{\dot {\Phi }} $ den Strom $ I=U_{i}/(5R) $ an. Mit dem Umlaufweg durch das Messgerät 1 und die Rahmenseite AB ist kein Fluss verkettet. Der Spannungsmesser 1 zeigt entsprechend der Spannungsgleichung $ -U_{1}-RI=0 $ den Wert $ U_{1}=-U_{i}/5 $ an. Mit dem alternativen Umlauf A–C–B–Voltmeter1 zur Berechnung von $ U_{1} $ ist der zeitveränderliche magnetische Fluss $ \Phi (t) $ verkettet, sodass die Spannungsgleichung $ 4RI-U_{1}=U_{i}\,(=-{\dot {\Phi }}) $ gilt. Daraus folgt mit $ RI=U_{i}/5 $ wieder $ U_{1}=-U_{i}/5 $.

Für den Spannungsmesser 2 gelten entsprechende Gleichungen: Jene ohne verketteten Fluss entlang A–Voltmeter2–B–C–A lautet $ U_{2}-4RI=0 $. Der alternative Umlauf A–Voltmeter2–B–A mit der Spannungsgleichung $ U_{2}+RI=U_{i} $ ist mit dem Fluss $ \Phi (t) $ verkettet. Aus beiden Umläufen errechnet man $ U_{2}=(4/5)U_{i} $.

Der kein Rahmenteil durchlaufende (Vergleichs-)Umlauf nur über die beiden Spannungsmesser liefert die Gleichung $ -U_{1}+U_{2}=U_{i} $, die mit den oben angegebenen Termen für $ U_{1} $ und $ U_{2} $ erfüllt ist.

Selbstinduktion

Literatur

  • Karl Küpfmüller, Gerhard Kohn: Theoretische Elektrotechnik und Elektronik. 14. Auflage. Springer, 1993, ISBN 3-540-56500-0.
  • Adolf J. Schwab: Begriffswelt der Feldtheorie. Elektromagnetische Felder, Maxwell-Gleichungen, Gradient, Rotation, Divergenz. 6. Auflage. Springer, 2002, ISBN 3-540-42018-5.
  • Heinrich Frohne, Karl-Heinz Löcherer, Hans Müller, Thomas Marienhausen, Dieter Schwarzenau: Moeller Grundlagen der Elektrotechnik (Studium). 22. Auflage. Vieweg + Teubner Verlag, Springer Fachmedien, Berlin/ Offenbach 2011, ISBN 978-3-8348-0898-1, S. 252 ff.

Weblinks

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. 1,0 1,1 Douglas C. Giancoli: Physics: Principles with Applications. 5. Auflage. 1998, S. 623–624.
  2. Fawwaz Ulaby: Fundamentals of applied electromagnetics. 5. Auflage. Pearson Prentice Hall, 2007, ISBN 978-0-13-241326-8, S. 255.
  3. Joseph Henry. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Distinguished Members Gallery, National Academy of Sciences. Archiviert vom Original am 13. Dezember 2013; abgerufen am 30. November 2006.
  4. Bence Jones: The Life And Letters Of Faraday. Volume II, 2008, ISBN 978-1-4437-1530-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Michael Faraday: Experimental Researches in Electricity. In: Royal Society of London (Hrsg.): Philosophical Transactions of the Royal Society of London for the Year MDCCCXXXII. Band V. Richard Taylor, London 1832, S. 154 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 4. Juli 2012]).
  6. Zum Thema Batterie siehe auch W. Döring: Einführung in die Theoretische Physik. Band 2, Berlin 1965.
  7. Thomas Valone: The Homopolar Handbook. A Definitive Guide to Faraday Disk and N-Machine Technologies. Abschnitt: Historical Development of the Field Rotation Paradox. (Auszug in der Google-Buchsuche)
  8. Kleinster Elektromotor der Welt. Bei: experimentis.de.
  9. Unipolarmotor – der einfachste Elektromotor der Welt. (Memento vom 12. Januar 2016 im Internet Archive) Bei: magnetladen.de. (PDF; 154 kB).
  10. Die Kontroverse lässt sich auflösen, wenn man die Geschwindigkeiten konsequent auf das zugrundegelegte Bezugssystem bezieht, die Lorentztransformation für die mechanischen und elektromagnetischen Feldgrößen berücksichtigt und zudem eine ggf. vorhandene Geschwindigkeit des Voltmeters mit in die Überlegungen einbezieht.
  11. Horst Hübel: Was ist elektromagnetische Induktion? Eine physikalisch-didaktische Analyse. Website.
  12. Bei der Darstellung des Induktionsgesetzes in integraler Form am Artikelbeginn sind einer üblichen Konvention der Mathematik folgend die Umlaufrichtungen der Randlinie $ \partial {\mathcal {A}} $ und die zugehörige Fläche $ {\mathcal {A}} $ rechtshändig zueinander orientiert. Es ergibt sich dann ein negatives Vorzeichen im Induktionsgesetz.
  13. … bzw. die Messspitze des Oszilloskops
  14. … bzw. der Masseanschluss des Oszilloskops
  15. Horst Hübel: Was ist elektromagnetische Induktion? Eine physikalisch-didaktische Analyse. S. 6–7, Link zum Lehrtext (PDF; 1,3 MB), Link zur Internetseite.
  16. Proc. Am. J. E. F., März 1908, S. 339.
  17. El. World. Nr. 11, 14. März 1908, S. 558.
  18. The Electrician. 3. April 1908, S. 946.
  19. H. Grabinski: Der Heringsche Versuch: Mythen und Fakten. Band 80. Springer, 1997, S. 285–290, doi:10.1007/BF01370965.
  20. Fritz Sauter (Hrsg.): Richard Becker: Theorie der Elektrizität 1. 21. Auflage. B. G. Teubner, Stuttgart 1973, ISBN 3-519-23006-2, Abschn. 11.3
  21. Albert Einstein: Zur Elektrodynamik bewegter Körper. In: Annalen der Physik und Chemie. 17, 30. Juni 1905, S. 891–921.
  22. K. Simonyi: Theoretische Elektrotechnik. 9. Auflage. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1989, Kap. 5.2.2.
  23. Klaus W. Kark: Antennen und Strahlungsfelder. Elektromagnetische Wellen auf Leitungen im Freiraum und ihre Abstrahlung. 3. Auflage. Vieweg+Teubner, Wiesbaden 2010, Kap. 3.8.3, S. 47.
  24. R. Kröger, R. Unbehauen: Zur Theorie der Bewegungsinduktion. Mitteilung des Lehrstuhls für Allgemeine und Theoretische Elektrotechnik, Universität Erlangen-Nürnberg, AEÜ, Band 36, Heft 9, 1982. Die Autoren erklären: „Umgekehrt gelten insbesondere die Gl. (17a, b) (das sind das Induktionsgesetz in differentieller Form und das vorgenannte Induktionsgesetz in Integralform, Anm.) entgegen allen anders lautenden Behauptungen auch für bewegte Leiter (allgemein für bewegte Medien).“
  25. K. Simonyi: Theoretische Elektrotechnik. 9. Auflage. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1989, Kap. 1.5.3, bewegte Medien.
  26. H. Flanders: Differentiation under the integral sign. In: American Mathematical Monthly. 80 (6), Juni–Juli 1973, S. 615–627:
    $ {\frac {\text{d}}{{\text{d}}t}}\int \limits _{\mathcal {A}}{\vec {B}}\cdot {\text{d}}{\vec {A}}=\int \limits _{\mathcal {A}}{\frac {\partial {\vec {B}}}{\partial t}}\cdot {\text{d}}{\vec {A}}+\oint \limits _{\partial {\mathcal {A}}}({\vec {B}}\times {\vec {u}})\cdot {\text{d}}{\vec {s}}+\int \limits _{\mathcal {A}}(\nabla \cdot {\vec {B}})\cdot {\vec {u}}\cdot {\text{d}}{\vec {A}} $
    Wegen $ \nabla \cdot \mathbf {B} =0 $ (Nichtexistenz von magnetischen Monopolen) ist der letzte Term im Zusammenhang mit $ B $-Feldern gleich null und kann damit entfallen.
  27. Albrecht Lindner: Grundkurs theoretische Physik. 2. erw. Auflage, ISBN 3-519-13095-5 (Auszug in der Google-Buchsuche).
  28. E. Hering, K.-H. Modler: Grundwissen des Ingenieurs. 14. Auflage. 2007, ISBN 978-3-446-22814-6 (Auszug in der Google-Buchsuche).
  29. W. Nerreter: Grundlagen der Elektrotechnik. Hanser-Verlag, 2006, ISBN 3-446-40414-7 (Auszug in der Google-Buchsuche).
  30. W. Nerreter: Grundlagen der Elektrotechnik. Hanser-Verlag, 2020, ISBN 978-3-446-46456-8.
  31. Torsten Fließbach: Elektrodynamik. Lehrbuch zur Theoretischen Physik II. 6. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2012, Gl. 16.8, Gl. 16.12, ISBN 978-3-8274-3035-9.
  32. Skript zur Theoretischen Physik an der Universität Wien.
  33. Skript der TU München zur Elektrodynamik. (Memento vom 3. März 2013 im Internet Archive).
  34. Hier ist auch die in diesem Artikel bereits genannte Analogie mit einer Batterie nützlich: Im Zusammenhang mit Batterien spricht man statt von elektrischen Feldern von sog. elektromotorischen Kräften, und es tritt auch hier das bereits angesprochene Vorzeichenproblem auf (der elektrische Strom ist parallel, nicht antiparallel zu diesen Kräften).
  35. R. Kröger, R. Unbehauen: Zur Theorie der Bewegungsinduktion. Mitteilung des Lehrstuhls für Allgemeine und Theoretische Elektrotechnik, Universität Erlangen-Nürnberg, AEÜ, Band 36, Heft 9, 1982. Die Autoren kritisieren, dass die Bedeutung des Buchstaben $ {\vec {E}} $ für die elektrische Feldstärke dadurch inkonsistent verwendet wird und bekräftigen, dass die im Ruhesystem beobachtete magnetische Kraft nicht auf eine elektrische Feldstärke (gemessen im Ruhesystem) zurückgeführt werden kann. Wörtlich heißt es: „Die Größe $ {\vec {E}}_{1}={\vec {u}}\times {\vec {B}} $ ist also im Laborsystem keine legitime elektrische Feldstärke. Sie hätte als solche in der Situation von Bild 1 auch eine seltsame stets übersehene Eigenschaft, nämlich Quellen bei negativen und Senken bei positiven Ladungen! Man kann eben nicht alles, was die Dimension der elektrischen Feldstärke hat, als solche bezeichnen. Es sei denn, man verzichtet darauf, überall in der Elektrodynamik unter ‚E‘ das gleiche zu verstehen.“
  36. Herman A. Haus: Electromagnetic fields and Energy. Kap. 8.4, Internetlink.
  37. Grimsehl: Lehrbuch der Physik. Band II, Leipzig 1954, S. 321–323.
  38. Christian Gerthsen: Physik. 4. Auflage. Springer, Berlin 1956, S. 258.
  39. Adalbert Prechtl: Vorlesungen über die Grundlagen der Elektrotechnik. Band 2, Springer, 2007, S. 121.
  40. R. P. Feynman: Lectures on Physics. Vol. II, Chpt. 16.
  41. R. P. Feynman: Lectures on Physics. Vol. II, Chpt. 17.
  42. Bei der Bildung der zeitlichen Ableitung des magnetischen Flusses ist darauf zu achten, dass sich der Flächenrand (d. h. die Umlaufkurve) überall nach Maßgabe der konvektiven Randelemente verschiebt.
  43. DIN 1324, Teil 1, Abschn. 7.3: Induzierte Spannung.
  44. DKE-IEV Deutsche Online-Ausgabe des IEV: Induzierte Spannung.
  45. $ U_{i} $ wurde früher als elektromotorische Kraft (EMK) bezeichnet. Im angelsächsischen Raum, z. B. bei R. P. Feynman (s. o.) heißt die induzierte Spannung „(induced) electromotive force (EMF $ {\mathcal {E}} $)“.

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