Dunkle Energie: Unterschied zwischen den Versionen

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Als '''Dunkle Energie''' wird in der [[Kosmologie]] eine hypothetische Form der [[Energie]] bezeichnet. Die Dunkle Energie wurde als eine Verallgemeinerung der [[Kosmologische Konstante|kosmologischen Konstanten]] eingeführt, um die beobachtete beschleunigte [[Expansion des Universums]] zu erklären. Der Begriff wurde 1998 von [[Michael S. Turner]] geprägt.
Als '''Dunkle Energie''' wird in der [[Kosmologie]] eine hypothetische Form der [[Energie]] bezeichnet. Die Dunkle Energie wurde als eine Verallgemeinerung der [[Kosmologische Konstante|kosmologischen Konstanten]] eingeführt, um die beobachtete beschleunigte [[Expansion des Universums]] zu erklären. Der Begriff wurde 1998 von [[Michael S. Turner]] geprägt.


Die physikalische Interpretation der Dunklen Energie ist weitgehend ungeklärt und ihre Existenz ist experimentell nicht nachgewiesen. Die gängigsten Modelle bringen sie mit [[Vakuumfluktuation]]en in Verbindung, es wird aber auch eine Reihe weiterer Modelle diskutiert. Die physikalischen Eigenschaften der Dunklen Energie lassen sich durch großräumige Kartierung der Strukturen im Universum, beispielsweise die Verteilung von [[Galaxie]]n und [[Galaxienhaufen]], untersuchen; entsprechende astronomische Großprojekte befinden sich in Vorbereitung.
Die physikalische Interpretation der Dunklen Energie ist weitgehend ungeklärt und ihre Existenz ist experimentell nicht direkt nachgewiesen. Die gängigsten Modelle bringen sie mit [[Vakuumfluktuation]]en in Verbindung. Die physikalischen Eigenschaften der Dunklen Energie lassen sich durch großräumige Kartierung der Strukturen im [[Universum]] untersuchen, beispielsweise durch die Verteilung von [[Galaxie]]n und [[Galaxienhaufen]]. Entsprechende astronomische Großprojekte befinden sich in Vorbereitung.


== Beobachtung ==
== Beobachtung ==
[[Datei:WMAP 2008 universe content de.png|thumb|Materie- bzw. Energie-Anteil des Universums zum jetzigen Zeitpunkt (oben) und zur Entkopplungszeit (unten), 380.000 Jahre nach dem Urknall. (Beobachtungen der [[WMAP]]-Mission u.&nbsp;a.).<ref>Nach den Daten des [[Planck-Weltraumteleskop|PLANCK-Weltraumteleskops]] ([[ESA]], 21.&nbsp;März 2013) ergeben sich im Vergleich zu [[WMAP]] leicht korrigierte Werte: Sichtbare Materie: 4,9 %, Dunkle Materie: 26,8 %, Dunkle Energie: 68,3 %, Alter des Weltalls: 13,82&nbsp;Milliarden Jahre, ''[http://www.esa.int/Our_Activities/Space_Science/Planck/Planck_reveals_an_almost_perfect_Universe Planck reveals an almost perfect Universe.]'' Abgerufen am 9.&nbsp;Oktober 2013.</ref> Die Bezeichnung „Atome“ steht für „normale Materie“.]]
{{Anker|Verteilung}}[[Datei:WMAP 2008 universe content de.png|mini|Materie- und Energie-Anteil des Universums zum jetzigen Zeitpunkt (oben) und zur Entkopplungszeit (unten), 380.000 Jahre nach dem Urknall. (Beobachtungen der [[Wilkinson Microwave Anisotropy Probe|WMAP]]-Mission u.&nbsp;a.).<ref>Nach den Daten des [[Planck-Weltraumteleskop|PLANCK-Weltraumteleskops]] ([[ESA]], 21.&nbsp;März 2013) ergeben sich im Vergleich zu WMAP leicht korrigierte Werte: Sichtbare Materie: 4,9 %, Dunkle Materie: 26,8 %, Dunkle Energie: 68,3 %, Alter des Weltalls: 13,82&nbsp;Milliarden Jahre, ''[http://www.esa.int/Our_Activities/Space_Science/Planck/Planck_reveals_an_almost_perfect_Universe Planck reveals an almost perfect Universe.]'' Abgerufen am 9.&nbsp;Oktober 2013.</ref> Die Bezeichnung „Atome“ steht für „normale Materie“.]]
Nachdem die [[Expansion des Universums]] durch die Beobachtung der [[Rotverschiebung]] der Galaxien als etabliert galt, wurden detailliertere Messungen durchgeführt, um die Geschwindigkeit der Expansion und ihre Veränderung über die Lebenszeit des Universums zu bestimmen. Traditionelle Modelle besagten, dass die Expansion aufgrund der Materie und der durch sie wirkenden [[Gravitation]]sanziehung verlangsamt wird; Messungen sollten diese Verlangsamung quantifizieren.
 
Nachdem die Expansion des Universums durch die Beobachtung der [[Rotverschiebung]] der Galaxien als etabliert galt, wurden detailliertere Messungen durchgeführt, um die Geschwindigkeit der Expansion und ihre Veränderung über die Lebenszeit des Universums zu bestimmen. Traditionelle Modelle besagten, dass die Expansion aufgrund der Materie und der durch sie wirkenden [[Gravitation]] verlangsamt wird; Messungen sollten diese Verlangsamung quantifizieren.
 
Die Messungen, die im Wesentlichen auf Entfernungsbestimmungen weit entfernter [[Supernova vom Typ Ia|Supernovae vom Typ&nbsp;Ia]] (SN I A) basierten, ergaben entgegen den Voraussagen, die sich aus den bis dahin gültigen Annahmen ableiten ließen, eine Zunahme der Expansionsgeschwindigkeit ([[High-Z Supernova Search Team]] um [[Brian P. Schmidt]], [[Supernova Cosmology Project]] von [[Saul Perlmutter]], [[Adam Riess]], beide Ende der 1990er Jahre). Schmidt, Riess und Perlmutter erhielten dafür 2011 den [[Nobelpreis für Physik]]. Diese unerwartete Beobachtung wird seither auf eine unbestimmte ''Dunkle Energie'' zurückgeführt. In den Modellen besteht das Universum zum gegenwärtigen Zeitpunkt, ca. 13,8&nbsp;Milliarden Jahre nach dem [[Urknall]], zu 68,3 % aus Dunkler Energie, 26,8 % aus [[Dunkle Materie|Dunkler Materie]] und zu 4,9 % aus der sichtbaren, [[Baryon#Baryonische Materie in der Kosmologie|baryonischen Materie]].<ref>[https://sci.esa.int/web/planck/-/51557-planck-new-cosmic-recipe Planck's new cosmic recipe], ESA, Planck, 1. September 2019.</ref><ref>[[Rüdiger Vaas]]: [https://www.wissenschaft.de/astronomie-physik/das-neue-bild-des-alten-universums/ ''Das neue Bild des alten Universums.''] Bild der Wissenschaft Online, 21. März 2013. Nach den Daten der Planck-Mission.</ref> Die [[Planck-Weltraumteleskop|Planck-Mission]] korrigierte 2019 dabei etwas die [[Wilkinson Microwave Anisotropy Probe|WMAP]]-Daten von 2012. In der Frühzeit des Universums, zum Zeitpunkt der Entkopplung der Materie von der [[Hintergrundstrahlung]], war die Zusammensetzung noch wesentlich anders (siehe [[#Verteilung|Diagramm rechts]]).<ref>[https://map.gsfc.nasa.gov/media/080998/index.html Zusammenfassung der WMAP-Daten] der NASA zu den Energie-Anteilen im Universum in einem Diagramm (2008).</ref> Die Daten der Planck-Mission ergeben aber unabhängig vom Projekt der Entfernungsbestimmung mit SN I A mit diesen konsistente Daten über den Anteil dunkler Energie.


Die Messungen, die im Wesentlichen auf Entfernungsbestimmungen weit entfernter [[Supernova vom Typ Ia|Supernovae vom Typ&nbsp;Ia]] basierten, ergaben entgegen den Voraussagen, die sich aus den bis dahin gültigen Annahmen ableiten ließen, eine Zunahme der Expansionsgeschwindigkeit. Diese unerwartete Beobachtung wird seitdem auf eine unbestimmte ''Dunkle Energie'' zurückgeführt. In den Modellen besteht das Universum zum gegenwärtigen Zeitpunkt, ca. 13,8&nbsp;Milliarden Jahre nach dem [[Urknall]], zu 68,3 % aus Dunkler Energie, 26,8 % aus [[Dunkle Materie|Dunkler Materie]] und zu 4,9 % aus der sichtbaren, [[Baryon#Baryonische Materie in der Kosmologie|baryonischen Materie]]. In der Frühzeit des Universums, zum Zeitpunkt der Entkopplung der Materie von der [[Kosmischer Mikrowellenhintergrund|Hintergrundstrahlung]], war die Zusammensetzung noch wesentlich anders.<ref>''[http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/316949.html Das neue Bild des alten Universums.]''</ref>
Die Existenz einer Dunklen Energie könnte auch eine Erklärung für die [[Horizontproblem|Flachheit des Universums]] sein. Es ist bekannt, dass die normale Materie nicht ausreicht, um dem Universum eine flache, das heißt im Wesentlichen [[Euklidische Geometrie|euklidische]], Geometrie zu geben; sie stellt nur 2–5 % der notwendigen Masse. Aus Beobachtungen der gravitativen Anziehung zwischen den Galaxien ergibt sich zwar, dass Dunkle Materie vorhanden sein muss, die allerdings auch nur maximal 30 % der erforderlichen Materie sein kann. Daher ergibt es sich, dass die Dunkle Energie heutzutage mit knapp 70 % zur Gesamtmasse im Universum beiträgt.


Die Existenz einer Dunklen Energie könnte auch eine Erklärung für die Flachheit des Universums sein. Es ist bekannt, dass die normale Materie nicht ausreicht, um dem Universum eine flache, das heißt im Wesentlichen [[Euklidische Geometrie|euklidische]], Geometrie zu geben; sie stellt nur 2–5 % der notwendigen Masse. Aus Beobachtungen der gravitativen Anziehung zwischen den Galaxien ergibt sich aber, dass Dunkle Materie maximal 30 % der erforderlichen Materie sein kann.
Es ergeben sich aus den Messdaten folgende Werte für die Kosmologische Konstante ''Λ'', und mit der [[Kappa|Einsteinkonstante]] ''κ'' ihre Dichte und ihr Druck:


Dunkle Energie ist auch ein wichtiger Parameter in Modellen zur Strukturbildung im Universum.
:<math>\Lambda = 1{,}088\cdot 10^{-52}\, 1/\text {m}^2</math>
:<math>\rho_\Lambda = \Lambda/\kappa = 5{,}83\cdot 10^{-27}\, \text{kg/m}^3</math>
:<math>p_\Lambda = -c^2\rho_\Lambda = -5{,}239\cdot 10^{-10}\, \text{Pa} .</math>


== Theoretischer Hintergrund ==
== Theoretischer Hintergrund ==
Die heute akzeptierte Theorie zur großräumigen Entwicklung des Kosmos ist die [[allgemeine Relativitätstheorie]] (ART). In der Diskussion um die Expansion oder Kontraktion des Universums bewirkt die Materie durch ihre Gravitationswirkung eine Verlangsamung der Expansion; die [[kosmologische Konstante]] (sofern sie positiv ist) beschreibt dagegen eine beschleunigte ''Expansion'' und, sofern sie auf großen Skalen gegenüber der Krümmung dominiert, ein ''flaches'' Universum.
Die akzeptierte Theorie zur großräumigen Entwicklung des Kosmos ist die [[allgemeine Relativitätstheorie]] (ART). In der Diskussion um die Expansion oder Kontraktion des Universums bewirkt die Materie durch ihre Gravitationswirkung eine Verlangsamung der Expansion; die [[kosmologische Konstante]] (sofern sie positiv ist) beschreibt dagegen eine beschleunigte ''Expansion'' und, sofern sie auf großen Skalen gegenüber der [[Raumkrümmung|Krümmung]] dominiert, ein ''flaches'' Universum.


Die beobachtete Beschleunigung der Expansionsbewegung bedeutet, dass eine Beschreibung durch die kosmologische Konstante sinnvoll ist. Manche Wissenschaftler waren bislang der Meinung, dass diese Konstante ein Ad-hoc-Konstrukt sei, das keine tiefere Begründung für die zugrundeliegende Ursache liefere. Dem ist entgegenzuhalten, dass die Feldgleichungen der ART durch [[Integralrechnung|Integration]] hergeleitet wurden. Jede korrekt ausgeführte mathematische Integration fordert das Vorhandensein einer konstanten Zahl, der sog. Integrationskonstanten. Diese Integrationskonstante wird bei den Feldgleichungen der ART als [[kosmologische Konstante]] bezeichnet.
Die beobachtete Beschleunigung der Expansionsbewegung bedeutet, dass eine Beschreibung durch die kosmologische Konstante sinnvoll ist. Zuvor war sie nur eine [[Ad-hoc-Hypothese|Ad-hoc-Konstruktion]], die bei der [[Heuristik|heuristischen]] Ableitung der [[Einsteinsche Feldgleichungen|einsteinschen Feldgleichungen]] nicht ausgeschlossen werden konnte.


Eines der ersten kosmologischen Modelle, das auf Einstein zurückgeht, beschreibt ein statisches, nicht expandierendes Universum. Im Rahmen dieses Modells besitzt die kosmologische Konstante einen Wert ungleich null; die kosmologische Konstante entspricht einer Energie des Vakuums, die der Gravitation der im Universum enthaltenen Materie entgegenwirkt. Nachdem entdeckt wurde, dass das Universum nicht statisch ist, sondern expandiert, ging auch Einstein dazu über, die kosmologische Konstante gleich null zu setzen. Dennoch wurden in der Literatur auch weiterhin Modelle diskutiert, in denen die kosmologische Konstante einen von null verschiedenen Wert besitzt, z.&nbsp;B. im [[Georges Lemaître|Lemaître-Universum]] (Inflexionsmodell).
Eines der ersten kosmologischen Modelle, das auf [[Albert Einstein]] zurückgeht, beschreibt ein statisches, nicht expandierendes Universum. Im Rahmen dieses Modells besitzt die kosmologische Konstante einen Wert ungleich null. Die kosmologische Konstante entspricht einer [[Nullpunktsenergie|Energie des Vakuums]], die der Gravitation der im Universum enthaltenen Materie entgegenwirkt. Nachdem entdeckt wurde, dass das Universum nicht statisch ist, sondern expandiert, ging auch Einstein dazu über, die kosmologische Konstante gleich null zu setzen. Dennoch wurden in der Literatur auch weiterhin Modelle diskutiert, in denen die kosmologische Konstante einen von null verschiedenen Wert besitzt, beispielsweise im [[Georges Lemaître|Lemaître]]-Universum (Inflexionsmodell).
 
Ein weiteres Problem war, dass die Annahme einer Vakuumenergie in der [[Quantenfeldtheorie]] Beiträge zum [[Energie-Impuls-Tensor]] lieferte, die einem außerordentlich hohen Wert der kosmologischen Konstante entsprachen, was nicht beobachtet wurde (Problem der kosmologischen Konstante).


== Erklärungsversuche ==
== Erklärungsversuche ==
Über die genaue Natur der Dunklen Energie kann derzeit nur spekuliert werden. Die einfachste Lösung ist, einen geeigneten Wert einer kosmologischen Konstanten zu postulieren und als gegebene und grundlegende Eigenschaft des Universums hinzunehmen.
Über die genaue Natur der Dunklen Energie kann derzeit nur spekuliert werden. Die einfachste Lösung ist, einen geeigneten Wert einer kosmologischen Konstanten zu postulieren und als gegebene und grundlegende Eigenschaft des Universums hinzunehmen.


Ein Vorschlag ist, die Dunkle Energie als [[Vakuumenergie]], die in der [[Quantenfeldtheorie]] auftritt, zu verstehen. Allerdings gibt es bislang keine überzeugenden quantitativen Herleitungen.
Ein Vorschlag ist, die Dunkle Energie als Vakuumenergie des „leeren Raumes“, die in der [[Quantenfeldtheorie]] auftritt, zu verstehen. Da mit der Expansion des Universums der Raum zunimmt, wächst auch die Vakuumenergie und beschleunigt die Expansion. Dies ist die gegenwärtig bevorzugte Erklärung.<ref>[https://www.space.com/20929-dark-energy.html Nola Taylor Redd, What is dark energy ?], space.com, 1. Mai 2013. Abgerufen am 28. März 2020.</ref> Allerdings gibt es bislang (2020) keine überzeugenden quantitativen Herleitungen.
 
Eine theoretische Berechnung der Vakuumenergie auf der Überlegung basierend, dass es sich dabei um Quantenfluktuationen handelt, ist bisher nicht gelungen und endet gemäß den üblichen Überlegungen in der sogenannten Vakuumkatastrophe, weil die Berechnung um 122 Größenordnungen vom Messwert abweicht. Die Vakuumenergie soll nach dieser Theorie einen negativen Druck bewirken, der gemäß der [[Allgemeine Relativitätstheorie|Allgemeinen Relativitätstheorie]] dann wie eine negative Energie gravitativ abstoßend wirkt. Da die Quantenfluktuationen des Vakuums keine ungerichtete Bewegung wie Staub oder Gas ausüben, errechnet sich dieser negative Druck mit einem Faktor von <math>w = -1</math> statt wie bei Gas üblich <math>w = 1/3</math>. Hierdurch ergibt sich eine dreifach so stark abstoßende wie anziehende gravitative Wirkung.
 
Alternativ wird Dunkle Energie als die Wirkung eines zeitlich veränderlichen [[Skalarfeld]]es, [[Quintessenz (Physik)|Quintessenz]] genannt, angesehen. Die Fluktuationen eines solchen Feldes breiten sich typischerweise fast mit [[Lichtgeschwindigkeit]] aus. Aus diesem Grund neigt ein solches Feld auch nicht zu gravitativem Klumpen: Die Fluktuationen in überdichten Regionen strömen sehr schnell in unterdichte Regionen und führen so zu einer praktisch homogenen Verteilung.
 
Die Elementarteilchen, die man einem solchen Skalarfeld zuschreibt, wären überaus leicht (ungefähr 10<sup>−82</sup> [[Elektron]]enmassen) und dürften, von der Gravitation abgesehen, praktisch nicht mit normaler (baryonischer) Materie wechselwirken.<ref>{{Internetquelle |autor=Andreas Müller |url=http://www.spektrum.de/astrowissen/lexdt_d03.html#lam |titel=Dunkle Energie |datum=2007-08 |abruf=2017-01}}</ref>


Alternativ wird Dunkle Energie als die Wirkung eines [[Skalarfeld]]es, [[Quintessenz (Physik)|„Quintessenz“]] genannt, angesehen. Die Fluktuationen eines solchen Feldes breiten sich typischerweise mit Fast-Lichtgeschwindigkeit aus. Aus diesem Grund neigt ein solches Feld auch nicht zu gravitativem Klumpen: Die Fluktuationen in überdichten Regionen strömen sehr schnell in unterdichte Regionen und führen so zu einer praktisch homogenen Verteilung.
Weitere Erklärungsversuche umfassen beispielsweise „Generic objects of dark energy“ (GEODEs) – kompakte Objekte, die den Anschein [[Schwarzes Loch|Schwarzer Löcher]] haben, aber aus dunkler Energie bestehen würden. 2020 wurde hierzu eine Theorie formalisiert, nachdem sie in den 60ern erstmals vorgeschlagen wurden. Diese Objekte würden nach dem [[Gravitationskollaps|Kollaps]] sehr früher, großer Sterne entstanden sein, könnten sich gegenseitig abstoßen und in den [[Weltraum#Intergalaktischer Raum|intergalaktischen]] [[Void (Astronomie)|Voids]] verteilt sein.<ref>{{cite news |title=Researchers predict location of novel candidate for mysterious dark energy |url=https://phys.org/news/2020-09-candidate-mysterious-dark-energy.html |work=phys.org |language=en}}</ref><ref>{{cite journal |last1=Croker |first1=K. S. |last2=Runburg |first2=J. |last3=Farrah |first3=D. |title=Implications of Symmetry and Pressure in Friedmann Cosmology. III. Point Sources of Dark Energy that Tend toward Uniformity |journal=The Astrophysical Journal |date=2020-09-01 |volume=900 |issue=1 |pages=57 |doi=10.3847/1538-4357/abad2f |url=https://iopscience.iop.org/article/10.3847/1538-4357/abad2f |issn=1538-4357}}</ref>


Die Elementarteilchen, die man einem solchen Skalarfeld zuschreibt, wären überaus leicht (ungefähr 10<sup>−82</sup> Elektronenmassen) und dürften, von der Gravitation abgesehen, praktisch nicht mit normaler (baryonischer) Materie wechselwirken.<ref>{{cite web |url=http://www.spektrum.de/astrowissen/lexdt_d03.html#lam |title=Dunkle Energie |date=2007-08 |accessdate=2017-01 |author=Andreas Müller}}</ref>
Unabhängig von der Dunklen Energie gibt es die [[Dunkle Materie]], die nicht mit dieser zu verwechseln ist. Ihre Herkunft ist ebenfalls unbekannt. Sie sorgt zum Beispiel für die Stabilität von Galaxien etwa bei Kollisionen untereinander oder bei ihrer Rotation.


== Inflation ==
== Inflation ==
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== Aktuelle Forschungsprojekte ==
== Aktuelle Forschungsprojekte ==
Neuere Forschungsprogramme werden unter anderem mit der ''Hyper Suprime-Cam'' des [[Subaru-Teleskop]]s und im Rahmen der ''{{lang|en|[[Dark Energy Survey]]}}'' mit der ''DECam'' des [[Cerro Tololo Inter-American Observatory#Forschungsprojekte|Victor-M.-Blanco-Teleskops]] durchgeführt.<ref>''[http://phys.org/news/2012-09-instrument-subaru-telescope-field-view.html New instrument increases Subaru Telescope’s field of view sevenfold.]'' Bei: ''Phys.org.'' {{Datum|13|9|2012}} (englisch).</ref><ref>''[http://www.nature.com/news/cameras-to-focus-on-dark-energy-1.11391 Cameras to focus on dark energy.]'' Bei: ''[[Nature|Nature.com.]]'' {{Datum|12|9|2012}} (englisch).</ref><ref>''[[:en:The Dark Energy Survey|The Dark Energy Survey.]]'' Englische Wikipedia, abgerufen am {{Datum|14|9|2012}}.</ref><ref>''[http://www.darkenergysurvey.org/DECam/DECam_add_tech.shtml Additional Information about DECam.]'' Bei: ''DarkEnergySurvey.org.'' {{Datum|||2012}} (englisch).</ref> Der Start des Weltraumteleskops [[Euclid (Weltraumteleskop)|Euclid]] war für {{Datum|||2019}} geplant,<ref>''[http://www.dlr.de/dlr/desktopdefault.aspx/tabid-10212/332_read-3987/year-all/ Auf der Suche nach Dunkler Energie: Das neue Weltraumteleskop Euclid.]'' Bei: ''[[Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt|DLR.de.]]'' {{Datum|20|6|2012}}.</ref> wurde aber auf {{Datum|||2020}} verschoben.<ref>''[http://www.handelsblatt.com/technik/forschung-innovation/spaeheinsatz-im-all-esa-genehmigt-weltraumteleskop-euclid/6778228.html Späheinsatz im All: Esa genehmigt Weltraumteleskop Euclid.]'' Bei: ''[[Handelsblatt|Handelsblatt.com.]]'' {{Datum|20|6|2012}}.</ref><ref>Franziska Konitzer: ''[https://www.spektrum.de/news/die-anderen-96-prozent/1180532 Dunkler Kosmos. Die anderen 96 Prozent.]'' Bei: ''[[Spektrum der Wissenschaft|Spektrum.de.]]'' {{Datum|9|1|2013}}.</ref> Das Hauptinstrument des russischen SRG-Satelliten, der 2017 ins All gestartet werden soll, ist [[eROSITA]], entwickelt vom [[Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik]]. Mit den geplanten Experimenten hoffen die Forscher, der Natur der Dunklen Energie auf die Spur zu kommen.<ref>{{cite web |title=EROSITA |url=http://www.mpe.mpg.de/450415/eROSITA |author=Hochenergie-Astrophysik Gruppe am MPE |date=2016 |accessdate=2017-01}}</ref>
Neuere Forschungsprogramme werden unter anderem mit der ''Hyper Suprime-Cam'' des [[Subaru-Teleskop]]s und im Rahmen des ''{{lang|en|[[Dark Energy Survey]]}}'' mit der ''DECam'' des [[Cerro Tololo Inter-American Observatory#Forschungsprojekte|Victor-M.-Blanco-Teleskops]] durchgeführt.<ref>''[http://phys.org/news/2012-09-instrument-subaru-telescope-field-view.html New instrument increases Subaru Telescope’s field of view sevenfold.]'' Bei: ''Phys.org.'' 13. September 2012 (englisch).</ref><ref>''[http://www.nature.com/news/cameras-to-focus-on-dark-energy-1.11391 Cameras to focus on dark energy.]'' Bei: ''[[Nature|Nature.com.]]'' 12. September 2012 (englisch).</ref><ref>''[[:en:The Dark Energy Survey|The Dark Energy Survey.]]'' Englische Wikipedia, abgerufen am 14. September 2012.</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://www.darkenergysurvey.org/DECam/DECam_add_tech.shtml |text=''Additional Information about DECam.'' |wayback=20120924050221}} Bei: ''DarkEnergySurvey.org.'' 2012 (englisch).</ref> Der Start des Weltraumteleskops [[Euclid (Weltraumteleskop)|Euclid]] war für 2019 geplant,<ref>''[http://www.dlr.de/dlr/desktopdefault.aspx/tabid-10212/332_read-3987/year-all/ Auf der Suche nach Dunkler Energie: Das neue Weltraumteleskop Euclid.]'' Bei: ''[[Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt|DLR.de.]]'' 20. Juni 2012.</ref> wurde aber auf 2022 verschoben.<ref>''[https://sci.esa.int/web/euclid/-/fact-sheet Euclid Fact Sheet].'' ESA Science & Technology, abgerufen am 7. Dezember 2020.</ref><ref>Franziska Konitzer: ''[https://www.spektrum.de/news/die-anderen-96-prozent/1180532 Dunkler Kosmos. Die anderen 96 Prozent.]'' Bei: ''[[Spektrum der Wissenschaft|Spektrum.de.]]'' 9. Januar 2013.</ref> Das Hauptinstrument ist das vom [[Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik]] entwickelte [[eROSITA]], das am 13. Juli 2019<ref>[https://www.dlr.de/rd/desktopdefault.aspx/tabid-2448/3635_read-24151/ ''eROSITA – Die Jagd nach der Dunklen Energie'']</ref> im russischen [[Satellit (Raumfahrt)|Satelliten]] Spektr-RG mit einer Proton-Rakete gestartet ist. Mit den geplanten Experimenten hoffen die Forscher, der Natur der Dunklen Energie auf die Spur zu kommen.<ref>{{Internetquelle |autor=Hochenergie-Astrophysik Gruppe am MPE |url=http://www.mpe.mpg.de/450415/eROSITA |titel=EROSITA |datum=2016 |abruf=2017-01}}</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Gerhard Börner]], Matthias Bartelmann: ''Astronomen entziffern das Buch der Schöpfung.'' In: ''Physik in unserer Zeit.'' Weinheim 33.2002,3, S.&nbsp;114–120. {{ISSN|0031-9252}}.
* [[Gerhard Börner]], Matthias Bartelmann: ''Astronomen entziffern das Buch der Schöpfung.'' In: ''Physik in unserer Zeit.'' Band 33, Nr. 3, 2002, S.&nbsp;114–120. {{ISSN|0031-9252}}.
* [[Harald Lesch]], Jörn Müller: ''Kosmologie für helle Köpfe&nbsp;– Die dunklen Seiten des Universums.'' Wilhelm Goldmann, München 2006. ISBN 3-442-15382-4.
* [[Harald Lesch]], Jörn Müller: ''Kosmologie für helle Köpfe&nbsp;– Die dunklen Seiten des Universums.'' Wilhelm Goldmann, München 2006, ISBN 3-442-15382-4.
* ''Welt der Wunder.'' Stuttgart 2008, 2, S.&nbsp;24.
* ''Welt der Wunder.'' Stuttgart 2008, 2, S.&nbsp;24.
* Sidney C. Wolff, Tod R. Lauer: ''Observing dark energy.'' Astronomical Soc. of the Pacific conference series. Bd&nbsp;339. San Francisco Calif. 2005. ISBN 1-58381-206-7.
* Sidney C. Wolff, Tod R. Lauer: ''Observing dark energy.'' (= ''Astronomical Soc. of the Pacific conference series.'' Band&nbsp;339). San Francisco Calif. 2005, ISBN 1-58381-206-7.
* Luca Amendola u. a.: ''Dark energy – theory and observations.'' Cambridge Univ. Pr., Cambridge 2010, ISBN 978-0-521-51600-6.
* Luca Amendola u. a.: ''Dark energy – theory and observations.'' Cambridge Univ. Pr., Cambridge 2010, ISBN 978-0-521-51600-6.
* [[Helge Kragh]], James M. Overduin: ''The weight of the vacuum – a scientific history of dark energy.'' Springer, Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-55089-8.
* [[Helge Kragh]], James M. Overduin: ''The weight of the vacuum – a scientific history of dark energy.'' Springer, Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-55089-8.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Dark energy|Dunkle Energie}}
{{Wiktionary}}
* {{Alpha Centauri|89}}
* {{Alpha Centauri|89}}
* Granett, Neyrinck, Szapudi: ''[http://www.ifa.hawaii.edu/cosmowave/supervoids Cosmic imprints of supervoids and superclusters from dark energy.]'' 30. Juli 2008 (englisch).
* Granett, Neyrinck, Szapudi: ''[http://www.ifa.hawaii.edu/cosmowave/supervoids Cosmic imprints of supervoids and superclusters from dark energy.]'' 30. Juli 2008 (englisch).
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* ''[https://www.darkenergysurvey.org/ The Dark Energy Survey.]'' Bei: ''DarkEnergySurvey.org.''
* ''[https://www.darkenergysurvey.org/ The Dark Energy Survey.]'' Bei: ''DarkEnergySurvey.org.''
* ''[http://jdem.gsfc.nasa.gov/ The Joint Dark Energy Mission.]'' Bei: ''jdem.gsfc.nasa.gov.'' Abgerufen am 14.&nbsp;September 2012.
* ''[http://jdem.gsfc.nasa.gov/ The Joint Dark Energy Mission.]'' Bei: ''jdem.gsfc.nasa.gov.'' Abgerufen am 14.&nbsp;September 2012.
* [[Spektrum.de|Spektrum]].de: ''[https://www.spektrum.de/news/ist-die-dunkle-energie-ein-gigantischer-irrtum/1692212 Ist die Dunkle Energie ein gigantischer Irrtum?]'' 12. Dezember 2019


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 20. September 2021, 11:02 Uhr

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Als Dunkle Energie wird in der Kosmologie eine hypothetische Form der Energie bezeichnet. Die Dunkle Energie wurde als eine Verallgemeinerung der kosmologischen Konstanten eingeführt, um die beobachtete beschleunigte Expansion des Universums zu erklären. Der Begriff wurde 1998 von Michael S. Turner geprägt.

Die physikalische Interpretation der Dunklen Energie ist weitgehend ungeklärt und ihre Existenz ist experimentell nicht direkt nachgewiesen. Die gängigsten Modelle bringen sie mit Vakuumfluktuationen in Verbindung. Die physikalischen Eigenschaften der Dunklen Energie lassen sich durch großräumige Kartierung der Strukturen im Universum untersuchen, beispielsweise durch die Verteilung von Galaxien und Galaxienhaufen. Entsprechende astronomische Großprojekte befinden sich in Vorbereitung.

Beobachtung

Materie- und Energie-Anteil des Universums zum jetzigen Zeitpunkt (oben) und zur Entkopplungszeit (unten), 380.000 Jahre nach dem Urknall. (Beobachtungen der WMAP-Mission u. a.).[1] Die Bezeichnung „Atome“ steht für „normale Materie“.

Nachdem die Expansion des Universums durch die Beobachtung der Rotverschiebung der Galaxien als etabliert galt, wurden detailliertere Messungen durchgeführt, um die Geschwindigkeit der Expansion und ihre Veränderung über die Lebenszeit des Universums zu bestimmen. Traditionelle Modelle besagten, dass die Expansion aufgrund der Materie und der durch sie wirkenden Gravitation verlangsamt wird; Messungen sollten diese Verlangsamung quantifizieren.

Die Messungen, die im Wesentlichen auf Entfernungsbestimmungen weit entfernter Supernovae vom Typ Ia (SN I A) basierten, ergaben entgegen den Voraussagen, die sich aus den bis dahin gültigen Annahmen ableiten ließen, eine Zunahme der Expansionsgeschwindigkeit (High-Z Supernova Search Team um Brian P. Schmidt, Supernova Cosmology Project von Saul Perlmutter, Adam Riess, beide Ende der 1990er Jahre). Schmidt, Riess und Perlmutter erhielten dafür 2011 den Nobelpreis für Physik. Diese unerwartete Beobachtung wird seither auf eine unbestimmte Dunkle Energie zurückgeführt. In den Modellen besteht das Universum zum gegenwärtigen Zeitpunkt, ca. 13,8 Milliarden Jahre nach dem Urknall, zu 68,3 % aus Dunkler Energie, 26,8 % aus Dunkler Materie und zu 4,9 % aus der sichtbaren, baryonischen Materie.[2][3] Die Planck-Mission korrigierte 2019 dabei etwas die WMAP-Daten von 2012. In der Frühzeit des Universums, zum Zeitpunkt der Entkopplung der Materie von der Hintergrundstrahlung, war die Zusammensetzung noch wesentlich anders (siehe Diagramm rechts).[4] Die Daten der Planck-Mission ergeben aber unabhängig vom Projekt der Entfernungsbestimmung mit SN I A mit diesen konsistente Daten über den Anteil dunkler Energie.

Die Existenz einer Dunklen Energie könnte auch eine Erklärung für die Flachheit des Universums sein. Es ist bekannt, dass die normale Materie nicht ausreicht, um dem Universum eine flache, das heißt im Wesentlichen euklidische, Geometrie zu geben; sie stellt nur 2–5 % der notwendigen Masse. Aus Beobachtungen der gravitativen Anziehung zwischen den Galaxien ergibt sich zwar, dass Dunkle Materie vorhanden sein muss, die allerdings auch nur maximal 30 % der erforderlichen Materie sein kann. Daher ergibt es sich, dass die Dunkle Energie heutzutage mit knapp 70 % zur Gesamtmasse im Universum beiträgt.

Es ergeben sich aus den Messdaten folgende Werte für die Kosmologische Konstante Λ, und mit der Einsteinkonstante κ ihre Dichte und ihr Druck:

$ \Lambda =1{,}088\cdot 10^{-52}\,1/{\text{m}}^{2} $
$ \rho _{\Lambda }=\Lambda /\kappa =5{,}83\cdot 10^{-27}\,{\text{kg/m}}^{3} $
$ p_{\Lambda }=-c^{2}\rho _{\Lambda }=-5{,}239\cdot 10^{-10}\,{\text{Pa}}. $

Theoretischer Hintergrund

Die akzeptierte Theorie zur großräumigen Entwicklung des Kosmos ist die allgemeine Relativitätstheorie (ART). In der Diskussion um die Expansion oder Kontraktion des Universums bewirkt die Materie durch ihre Gravitationswirkung eine Verlangsamung der Expansion; die kosmologische Konstante (sofern sie positiv ist) beschreibt dagegen eine beschleunigte Expansion und, sofern sie auf großen Skalen gegenüber der Krümmung dominiert, ein flaches Universum.

Die beobachtete Beschleunigung der Expansionsbewegung bedeutet, dass eine Beschreibung durch die kosmologische Konstante sinnvoll ist. Zuvor war sie nur eine Ad-hoc-Konstruktion, die bei der heuristischen Ableitung der einsteinschen Feldgleichungen nicht ausgeschlossen werden konnte.

Eines der ersten kosmologischen Modelle, das auf Albert Einstein zurückgeht, beschreibt ein statisches, nicht expandierendes Universum. Im Rahmen dieses Modells besitzt die kosmologische Konstante einen Wert ungleich null. Die kosmologische Konstante entspricht einer Energie des Vakuums, die der Gravitation der im Universum enthaltenen Materie entgegenwirkt. Nachdem entdeckt wurde, dass das Universum nicht statisch ist, sondern expandiert, ging auch Einstein dazu über, die kosmologische Konstante gleich null zu setzen. Dennoch wurden in der Literatur auch weiterhin Modelle diskutiert, in denen die kosmologische Konstante einen von null verschiedenen Wert besitzt, beispielsweise im Lemaître-Universum (Inflexionsmodell).

Ein weiteres Problem war, dass die Annahme einer Vakuumenergie in der Quantenfeldtheorie Beiträge zum Energie-Impuls-Tensor lieferte, die einem außerordentlich hohen Wert der kosmologischen Konstante entsprachen, was nicht beobachtet wurde (Problem der kosmologischen Konstante).

Erklärungsversuche

Über die genaue Natur der Dunklen Energie kann derzeit nur spekuliert werden. Die einfachste Lösung ist, einen geeigneten Wert einer kosmologischen Konstanten zu postulieren und als gegebene und grundlegende Eigenschaft des Universums hinzunehmen.

Ein Vorschlag ist, die Dunkle Energie als Vakuumenergie des „leeren Raumes“, die in der Quantenfeldtheorie auftritt, zu verstehen. Da mit der Expansion des Universums der Raum zunimmt, wächst auch die Vakuumenergie und beschleunigt die Expansion. Dies ist die gegenwärtig bevorzugte Erklärung.[5] Allerdings gibt es bislang (2020) keine überzeugenden quantitativen Herleitungen.

Eine theoretische Berechnung der Vakuumenergie auf der Überlegung basierend, dass es sich dabei um Quantenfluktuationen handelt, ist bisher nicht gelungen und endet gemäß den üblichen Überlegungen in der sogenannten Vakuumkatastrophe, weil die Berechnung um 122 Größenordnungen vom Messwert abweicht. Die Vakuumenergie soll nach dieser Theorie einen negativen Druck bewirken, der gemäß der Allgemeinen Relativitätstheorie dann wie eine negative Energie gravitativ abstoßend wirkt. Da die Quantenfluktuationen des Vakuums keine ungerichtete Bewegung wie Staub oder Gas ausüben, errechnet sich dieser negative Druck mit einem Faktor von $ w=-1 $ statt wie bei Gas üblich $ w=1/3 $. Hierdurch ergibt sich eine dreifach so stark abstoßende wie anziehende gravitative Wirkung.

Alternativ wird Dunkle Energie als die Wirkung eines zeitlich veränderlichen Skalarfeldes, Quintessenz genannt, angesehen. Die Fluktuationen eines solchen Feldes breiten sich typischerweise fast mit Lichtgeschwindigkeit aus. Aus diesem Grund neigt ein solches Feld auch nicht zu gravitativem Klumpen: Die Fluktuationen in überdichten Regionen strömen sehr schnell in unterdichte Regionen und führen so zu einer praktisch homogenen Verteilung.

Die Elementarteilchen, die man einem solchen Skalarfeld zuschreibt, wären überaus leicht (ungefähr 10−82 Elektronenmassen) und dürften, von der Gravitation abgesehen, praktisch nicht mit normaler (baryonischer) Materie wechselwirken.[6]

Weitere Erklärungsversuche umfassen beispielsweise „Generic objects of dark energy“ (GEODEs) – kompakte Objekte, die den Anschein Schwarzer Löcher haben, aber aus dunkler Energie bestehen würden. 2020 wurde hierzu eine Theorie formalisiert, nachdem sie in den 60ern erstmals vorgeschlagen wurden. Diese Objekte würden nach dem Kollaps sehr früher, großer Sterne entstanden sein, könnten sich gegenseitig abstoßen und in den intergalaktischen Voids verteilt sein.[7][8]

Unabhängig von der Dunklen Energie gibt es die Dunkle Materie, die nicht mit dieser zu verwechseln ist. Ihre Herkunft ist ebenfalls unbekannt. Sie sorgt zum Beispiel für die Stabilität von Galaxien etwa bei Kollisionen untereinander oder bei ihrer Rotation.

Inflation

Dunkle Energie und die damit verbundenen Felder sind ebenfalls eine denkbare Ursache der Inflation in der Frühzeit des Kosmos. Allerdings ist unklar, ob zwischen einer derartigen Dunklen Energie und derjenigen, die für die derzeit beobachtete Expansion vorgeschlagen wird, ein Zusammenhang besteht.

Aktuelle Forschungsprojekte

Neuere Forschungsprogramme werden unter anderem mit der Hyper Suprime-Cam des Subaru-Teleskops und im Rahmen des {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value) mit der DECam des Victor-M.-Blanco-Teleskops durchgeführt.[9][10][11][12] Der Start des Weltraumteleskops Euclid war für 2019 geplant,[13] wurde aber auf 2022 verschoben.[14][15] Das Hauptinstrument ist das vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik entwickelte eROSITA, das am 13. Juli 2019[16] im russischen Satelliten Spektr-RG mit einer Proton-Rakete gestartet ist. Mit den geplanten Experimenten hoffen die Forscher, der Natur der Dunklen Energie auf die Spur zu kommen.[17]

Literatur

  • Gerhard Börner, Matthias Bartelmann: Astronomen entziffern das Buch der Schöpfung. In: Physik in unserer Zeit. Band 33, Nr. 3, 2002, S. 114–120. ISSN 0031-9252.
  • Harald Lesch, Jörn Müller: Kosmologie für helle Köpfe – Die dunklen Seiten des Universums. Wilhelm Goldmann, München 2006, ISBN 3-442-15382-4.
  • Welt der Wunder. Stuttgart 2008, 2, S. 24.
  • Sidney C. Wolff, Tod R. Lauer: Observing dark energy. (= Astronomical Soc. of the Pacific conference series. Band 339). San Francisco Calif. 2005, ISBN 1-58381-206-7.
  • Luca Amendola u. a.: Dark energy – theory and observations. Cambridge Univ. Pr., Cambridge 2010, ISBN 978-0-521-51600-6.
  • Helge Kragh, James M. Overduin: The weight of the vacuum – a scientific history of dark energy. Springer, Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-55089-8.

Weblinks

Commons: Dunkle Energie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Dunkle Energie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Nach den Daten des PLANCK-Weltraumteleskops (ESA, 21. März 2013) ergeben sich im Vergleich zu WMAP leicht korrigierte Werte: Sichtbare Materie: 4,9 %, Dunkle Materie: 26,8 %, Dunkle Energie: 68,3 %, Alter des Weltalls: 13,82 Milliarden Jahre, Planck reveals an almost perfect Universe. Abgerufen am 9. Oktober 2013.
  2. Planck's new cosmic recipe, ESA, Planck, 1. September 2019.
  3. Rüdiger Vaas: Das neue Bild des alten Universums. Bild der Wissenschaft Online, 21. März 2013. Nach den Daten der Planck-Mission.
  4. Zusammenfassung der WMAP-Daten der NASA zu den Energie-Anteilen im Universum in einem Diagramm (2008).
  5. Nola Taylor Redd, What is dark energy ?, space.com, 1. Mai 2013. Abgerufen am 28. März 2020.
  6. Andreas Müller: Dunkle Energie. August 2007, abgerufen im Januar 2017.
  7. Researchers predict location of novel candidate for mysterious dark energy (en). In: phys.org. 
  8. K. S. Croker, J. Runburg, D. Farrah: Implications of Symmetry and Pressure in Friedmann Cosmology. III. Point Sources of Dark Energy that Tend toward Uniformity. In: The Astrophysical Journal. 900. Jahrgang, Nr. 1, 1. September 2020, ISSN 1538-4357, S. 57, doi:10.3847/1538-4357/abad2f (iop.org).
  9. New instrument increases Subaru Telescope’s field of view sevenfold. Bei: Phys.org. 13. September 2012 (englisch).
  10. Cameras to focus on dark energy. Bei: Nature.com. 12. September 2012 (englisch).
  11. The Dark Energy Survey. Englische Wikipedia, abgerufen am 14. September 2012.
  12. Additional Information about DECam. (Memento vom 24. September 2012 im Internet Archive) Bei: DarkEnergySurvey.org. 2012 (englisch).
  13. Auf der Suche nach Dunkler Energie: Das neue Weltraumteleskop Euclid. Bei: DLR.de. 20. Juni 2012.
  14. Euclid Fact Sheet. ESA Science & Technology, abgerufen am 7. Dezember 2020.
  15. Franziska Konitzer: Dunkler Kosmos. Die anderen 96 Prozent. Bei: Spektrum.de. 9. Januar 2013.
  16. eROSITA – Die Jagd nach der Dunklen Energie
  17. Hochenergie-Astrophysik Gruppe am MPE: EROSITA. 2016, abgerufen im Januar 2017.

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