Dirac-Matrizen: Unterschied zwischen den Versionen

Dirac-Matrizen: Unterschied zwischen den Versionen

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K (→‎Dirac-Gleichung: aufrechte Schreibweise der imaginären Einheit »i«)
 
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:<math>
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\begin{align}
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\gamma^0\gamma^0 &= 1\,,&\gamma^1\gamma^1 &= -1\,,&\gamma^2\gamma^2 &= -1\,,&\gamma^3\gamma^3 &= -1\,,\\
\gamma^0\gamma^0 &= I\,,&\gamma^1\gamma^1 &= -I\,,&\gamma^2\gamma^2 &= -I\,,&\gamma^3\gamma^3 &= -I\,,\\
\gamma^0\gamma^1 &= -\gamma^1\gamma^0\,, &
\gamma^0\gamma^1 &= -\gamma^1\gamma^0\,, &
\gamma^0\gamma^2 &= -\gamma^2\gamma^0\,, &
\gamma^0\gamma^2 &= -\gamma^2\gamma^0\,, &
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für Zahlen aus <math>\{0,1,2,3\}</math> stehen, schreiben sich die Bedingungen an die Dirac-Matrizen zusammenfassend als
für Zahlen aus <math>\{0,1,2,3\}</math> stehen, schreiben sich die Bedingungen an die Dirac-Matrizen zusammenfassend als
:<math> \{ \gamma^\mu , \gamma^\nu \} = \gamma^\mu \gamma^\nu + \gamma^\nu \gamma^\mu = 2\,\eta^{\mu\nu}I\,. </math>
:<math> \{ \gamma^\mu , \gamma^\nu \} = \gamma^\mu \gamma^\nu + \gamma^\nu \gamma^\mu = 2\,\eta^{\mu\nu}I\,. </math>
Dabei sind <math>\eta^{\mu\nu}</math> die Komponenten der [[Minkowski-Metrik]] mit Signatur (1,−1,−1,−1) und <math> I </math> ist die [[Einheitsmatrix]].
Dabei sind <math>\eta^{\mu\nu}</math> die Komponenten der [[Minkowski-Metrik]] mit Signatur (1,−1,−1,−1) und <math> I </math> ist die [[Einheitsmatrix]] in den Spinor-Indices der Dirac-Matrizen.


=== Die γ<sup>5</sup>-Matrix ===
=== Die γ<sup>5</sup>-Matrix ===
Zusätzlich zu den vier Gamma-Matrizen definiert man noch die Matrix  
Zusätzlich zu den vier Gamma-Matrizen definiert man noch die Matrix
:<math> \gamma^5=\mathrm i\, \gamma^0 \gamma^1 \gamma^2 \gamma^3\ .</math>
:<math> \gamma^5=\mathrm i\, \gamma^0 \gamma^1 \gamma^2 \gamma^3\ .</math>
Sie ist ihr eigenes Inverses, <math> \gamma^5 \gamma^5 = 1\,,</math> ist hermitesch, [[Antikommutator|antivertauscht]] mit den Gamma-Matrizen, <math>\gamma^5 \gamma^\mu = - \gamma^\mu \gamma^5\,,</math> und demnach mit jedem Produkt von Gamma-Matrizen mit einer ungeraden Anzahl von Faktoren.
Sie ist ihr eigenes Inverses, <math> \gamma^5 \gamma^5 = I\,,</math> ist hermitesch, [[Antikommutator|antivertauscht]] mit den Gamma-Matrizen, <math>\gamma^5 \gamma^\mu = - \gamma^\mu \gamma^5\,,</math> und demnach mit jedem Produkt von Gamma-Matrizen mit einer ungeraden Anzahl von Faktoren.


== Eigenschaften ==
== Eigenschaften ==
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Die Matrix <math>A</math> ist zur Konstruktion von Skalaren, Vektoren und [[Tensor]]en aus Spinoren wichtig, die Matrix <math>C</math> tritt bei der [[Ladungskonjugation]] auf.
Die Matrix <math>A</math> ist zur Konstruktion von Skalaren, Vektoren und [[Tensor]]en aus Spinoren wichtig, die Matrix <math>C</math> tritt bei der [[Ladungskonjugation]] auf.


Jedes Produkt mehrerer Dirac-Matrizen lässt sich bis auf ein [[Vorzeichen (Zahl)|Vorzeichen]] als Produkt verschiedener Dirac-Matrizen in lexographischer Ordnung schreiben, denn das Produkt zweier verschiedener Gamma-Matrizen kann auf Kosten eines Vorzeichens umgeordnet werden. Zudem ist das Quadrat jeder Gamma-Matrix 1 oder -1. Die Produkte verschiedener Gamma-Matrizen bilden zusammen mit der Eins-Matrix und den negativen Matrizen eine [[Gruppe (Mathematik)|Gruppe]] mit den 32 Elementen,
Jedes Produkt mehrerer Dirac-Matrizen lässt sich bis auf ein [[Vorzeichen (Zahl)|Vorzeichen]] als Produkt verschiedener Dirac-Matrizen in lexographischer Ordnung schreiben, denn das Produkt zweier verschiedener Gamma-Matrizen kann auf Kosten eines Vorzeichens umgeordnet werden. Zudem ist das Quadrat jeder Gamma-Matrix 1 oder −1. Die Produkte verschiedener Gamma-Matrizen bilden zusammen mit der Eins-Matrix und den negativen Matrizen eine [[Gruppe (Mathematik)|Gruppe]] mit den 32 Elementen,
:<math>\pm 1\,,\, \pm \gamma^\mu\,,\, \pm \gamma^\mu \gamma^\nu\,,\,\mu<\nu\,,\,  
:<math>\pm 1\,,\, \pm \gamma^\mu\,,\, \pm \gamma^\mu \gamma^\nu\,,\,\mu<\nu\,,\,  
\pm \gamma^\lambda \gamma^\mu \gamma^\nu \,,\,\lambda<\mu<\nu\,,\, \pm \gamma^0 \gamma^1 \gamma^2 \gamma^3\,,\,
\pm \gamma^\lambda \gamma^\mu \gamma^\nu \,,\,\lambda<\mu<\nu\,,\, \pm \gamma^0 \gamma^1 \gamma^2 \gamma^3\,,\,
\text{wobei}\,\lambda,\mu,\nu\in\{0,1,2,3\}\,.</math>  
\text{wobei}\,\lambda,\mu,\nu\in\{0,1,2,3\}\,.</math>


Da jede Darstellung einer endlichen Gruppe bei geeigneter Basiswahl [[Unitäre Gruppe|unitär]] ist, ist auch jede Darstellung der Gamma-Matrizen bei geeigneter Wahl der Basis unitär. Zusammen mit der Dirac-Algebra heißt dies, dass <math>\gamma^0</math> hermitesch und die drei anderen <math>\gamma</math>-Matrizen antihermitesch sind,
Da jede Darstellung einer endlichen Gruppe bei geeigneter Basiswahl [[Unitäre Gruppe|unitär]] ist, ist auch jede Darstellung der Gamma-Matrizen bei geeigneter Wahl der Basis unitär. Zusammen mit der Dirac-Algebra heißt dies, dass <math>\gamma^0</math> hermitesch und die drei anderen <math>\gamma</math>-Matrizen antihermitesch sind,
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:<math> \gamma^0 \gamma^\mu \gamma^0=\gamma^{\mu\,\dagger}\,.</math>
:<math> \gamma^0 \gamma^\mu \gamma^0=\gamma^{\mu\,\dagger}\,.</math>


Mithilfe der Eigenschaften von <math>\gamma^5</math> kann gezeigt werden, dass die [[Spur (Mathematik)|Spur]] jedes Produktes von Gamma-Matrizen mit einer ungeraden Anzahl von Faktoren verschwindet.  
Mithilfe der Eigenschaften von <math>\gamma^5</math> kann gezeigt werden, dass die [[Spur (Mathematik)|Spur]] jedes Produktes von Gamma-Matrizen mit einer ungeraden Anzahl von Faktoren verschwindet.
:<math>
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\begin{align}
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&=
&=
  -\text{Spur}\, \bigl(\gamma^{\mu_1}\dots  \gamma^{\mu_{2n+1}}\gamma^5\gamma^5\bigr)=
  -\text{Spur}\, \bigl(\gamma^{\mu_1}\dots  \gamma^{\mu_{2n+1}}\gamma^5\gamma^5\bigr)=
  -\text{Spur}\, \bigl(\gamma^{\mu_1}\dots  \gamma^{\mu_{2n+1}}\bigr)
  -\text{Spur}\, \bigl(\gamma^{\mu_1}\dots  \gamma^{\mu_{2n+1}}\bigr)\,.
\end{align}
\end{align}
</math>
</math>
Im vorletzten Schritt haben wir dabei verwendet, dass die Spur eines Produktes sich bei [[Zyklische Permutation|zyklischer Vertauschung]] der Faktoren nicht ändert und demnach <math>\text{Spur}\,(\gamma^5\,B)= \text{Spur}\,(B\,\gamma^5)</math> gilt.
Im vorletzten Schritt wurde dabei verwendet, dass die Spur eines Produktes sich bei [[Zyklische Permutation|zyklischer Vertauschung]] der Faktoren nicht ändert und demnach <math>\text{Spur}\,(\gamma^5\,B)= \text{Spur}\,(B\,\gamma^5)</math> gilt.


Für die Spur eines Produktes von zwei Gamma-Matrizen gilt (weil die Spur zyklisch ist)
Für die Spur eines Produktes von zwei Gamma-Matrizen gilt (weil die Spur zyklisch ist)
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= \frac{2\, \eta^{\mu\nu}}{2} \text{Spur 1} = 4 \,\eta^{\mu\nu}\,.
= \frac{2\, \eta^{\mu\nu}}{2} \text{Spur 1} = 4 \,\eta^{\mu\nu}\,.
</math>
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Die Spur von vier Gamma-Matrizen reduziert man mit der Dirac-Algebra auf die Spur von zwei.
Die Spur von vier Gamma-Matrizen reduziert man mit der Dirac-Algebra auf die Spur von zwei:
:<math>
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\begin{array}{rcl}
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&=& 2\,\eta^{\kappa\lambda} \text{Spur} (\gamma^\mu\,\gamma^\nu)
&=& 2\,\eta^{\kappa\lambda} \text{Spur} (\gamma^\mu\,\gamma^\nu)
     - 2\,\eta^{\kappa\mu} \text{Spur} (\gamma^\lambda\,\gamma^\nu)
     - 2\,\eta^{\kappa\mu} \text{Spur} (\gamma^\lambda\,\gamma^\nu)
     + 2\,\eta^{\kappa\nu} \text{Spur} (\gamma^\lambda\,\gamma^\mu)
     + 2\,\eta^{\kappa\nu} \text{Spur} (\gamma^\lambda\,\gamma^\mu)\,.
\end{array}
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Daher gilt :
Daher gilt:
:<math>
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\begin{array}{rcl}
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\text{Spur} \,\gamma^\kappa\,\gamma^\lambda\,\gamma^\mu\,\gamma^\nu
\text{Spur} \,\gamma^\kappa\,\gamma^\lambda\,\gamma^\mu\,\gamma^\nu
&=& 4\,(\eta^{\kappa\lambda}\,\eta^{\mu\nu} -\eta^{\kappa\mu}\,\eta^{\lambda\nu} +\eta^{\kappa\nu}\,\eta^{\lambda\mu})
&=& 4\,(\eta^{\kappa\lambda}\,\eta^{\mu\nu} -\eta^{\kappa\mu}\,\eta^{\lambda\nu} +\eta^{\kappa\nu}\,\eta^{\lambda\mu})\,.
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Dirac führte die Gamma-Matrizen ein, um die [[Klein-Gordon-Gleichung]], die eine Differentialgleichung zweiter Ordnung ist, in eine Gleichung erster Ordnung umzuwandeln.
Dirac führte die Gamma-Matrizen ein, um die [[Klein-Gordon-Gleichung]], die eine Differentialgleichung zweiter Ordnung ist, in eine Gleichung erster Ordnung umzuwandeln.


In [[Natürliche_Einheiten|natürlichen Einheiten]] kann die Dirac-Gleichung wie folgt geschrieben werden
In [[Natürliche Einheiten|natürlichen Einheiten]] kann die Dirac-Gleichung wie folgt geschrieben werden
:<math> (i \gamma^\mu \partial_\mu -m) \psi = 0</math>
:<math> (\mathrm i \gamma^\mu \partial_\mu -m) \psi = 0</math>
wobei <math> \psi </math> ein Dirac-[[Spinor]] ist.  
wobei <math> \psi </math> ein Dirac-[[Spinor]] ist.


Multipliziert man beide Seiten mit <math> -(i \gamma^\nu \partial_\nu + m) </math> erhält man
Multipliziert man beide Seiten mit <math> -(\mathrm i \gamma^\nu \partial_\nu + m) </math> erhält man
:<math> (\eta^{\mu\nu}\partial_\mu \partial_\nu + m^2) \psi = (\partial^2 + m^2) \psi = 0, </math>
:<math> (\eta^{\mu\nu}\partial_\mu \partial_\nu + m^2) \psi = (\partial^2 + m^2) \psi = 0, </math>
also gerade die Klein-Gordon-Gleichung für ein Teilchen der Masse <math>m</math>.
also gerade die Klein-Gordon-Gleichung für ein Teilchen der Masse <math>m</math>.


== Zusammenhang zu Lorentz-Transformationen ==
== Zusammenhang zu Lorentz-Transformationen ==
Die sechs Matrizen  
Die sechs Matrizen
:<math>\Sigma ^{\mu\nu} = \frac{1}{4}\bigl( \gamma^\mu \gamma^\nu - \gamma^\nu \gamma^\mu\bigr)</math>
:<math>\Sigma ^{\mu\nu} = \frac{1}{4}\bigl( \gamma^\mu \gamma^\nu - \gamma^\nu \gamma^\mu\bigr)</math>
bilden die Basis einer [[Lie-Algebra]], die der [[Lorentz-Gruppe#Lie-Algebra|Lie-Algebra der Lorentztransformationen]] [[isomorph]] ist. Sie erzeugen die zu Lorentztransformationen (die stetig mit der 1 zusammenhängen) gehörigen Transformationen der Spinoren <math>\psi</math>.  
bilden die Basis einer [[Lie-Algebra]], die der [[Lorentz-Gruppe#Lie-Algebra|Lie-Algebra der Lorentztransformationen]] [[isomorph]] ist. Sie erzeugen die zu Lorentztransformationen (die stetig mit der 1 zusammenhängen) gehörigen Transformationen der Spinoren <math>\psi</math>.


=== Chiralität ===
=== Chiralität ===
Aus <math>(\gamma^5)^2=1</math> und <math>\text{Spur}\,\gamma^5=0</math> folgt, dass die Matrizen  
Aus <math>(\gamma^5)^2=1</math> und <math>\text{Spur}\,\gamma^5=0</math> folgt, dass die Matrizen
:<math>
:<math>
P_L = \frac{1-\gamma^5}{2}\,,\quad
P_L = \frac{1-\gamma^5}{2}\,,\quad
P_R = \frac{1+\gamma^5}{2} </math>
P_R = \frac{1+\gamma^5}{2} </math>


Projektoren sind,  
Projektoren sind,
:<math>(P_L)^2=P_L\,,\,(P_R)^2=P_R\,,</math>
:<math>(P_L)^2=P_L\,,\,(P_R)^2=P_R\,,</math>
die auf zueinander komplementäre, zweidimensionale Unterräume projizieren,  
die auf zueinander komplementäre, zweidimensionale Unterräume projizieren,
:<math>P_L\,P_R=0\,,\ \text{Spur}\,P_L=\text{Spur}\,P_R=2\,,\quad P_L+P_R=1\,.</math>
:<math>P_L\,P_R=0\,,\ \text{Spur}\,P_L=\text{Spur}\,P_R=2\,,\quad P_L+P_R=1\,.</math>
Diese Unterräume unterscheiden Teilchen verschiedener [[Chiralität (Physik)|Chiralität]].
Diese Unterräume unterscheiden Teilchen verschiedener [[Chiralität (Physik)|Chiralität]].


Weil <math>\gamma^5</math> mit den Erzeugenden von Spinortransformationen vertauscht,  
Weil <math>\gamma^5</math> mit den Erzeugenden von Spinortransformationen vertauscht,
:<math>\gamma^5 \Sigma^{\mu\nu}= \Sigma^{\mu\nu}\gamma^5\,,</math>  
:<math>\gamma^5 \Sigma^{\mu\nu}= \Sigma^{\mu\nu}\gamma^5\,,</math>
 
sind die Unterräume, auf die <math>P_L</math> und <math>P_R</math> projizieren, invariant unter den von <math>\Sigma^{\mu\nu}</math> erzeugten Lorentztransformationen, mit anderen Worten: Die links- und rechtshändigen Anteile, <math>\psi_L = P_L \psi</math> und <math>\psi_R = P_R \psi</math>, eines Spinors <math>\psi</math> transformieren getrennt voneinander.
sind die Unterräume, auf die <math>P_L</math> und <math>P_R</math> projizieren, invariant unter den von <math>\Sigma^{\mu\nu}</math> erzeugten Lorentztransformationen, mit anderen Worten: Die links- und rechtshändigen Anteile, <math>\psi_L = P_L \psi</math> und <math>\psi_R = P_R \psi</math>, eines Spinors <math>\psi</math> transformieren getrennt voneinander.
Da <math>P_L </math> und <math>P_R</math> hermitesch sind, weil <math>\gamma^5</math> hermitesch ist, gilt für
:<math>\bar{\psi}_L= (P_L\, \psi)^\dagger\gamma^0=\psi^\dagger P_L^\dagger\gamma^0=\psi^\dagger P_L \gamma^0 = \psi^\dagger \gamma^0 P_R = \bar{\psi}\, P_R</math>,
wobei <math>\bar{\psi}</math> allgemein definiert wird als <math>\bar{\psi} = \psi^\dagger \gamma^0</math>. Die Änderung <math>P_L \rightarrow P_R</math> ergibt sich aus der Vertauschung von <math>\gamma^5</math> mit <math>\gamma^0</math>. Da <math>\gamma^5</math> mit <math>\gamma^0</math> antikommutiert, ändert sich das Vorzeichen vor <math>\gamma^5</math> im Projektionsoperator <math>P_L = \frac{1-\gamma^5}{2} \rightarrow P_R = \frac{1+\gamma^5}{2}</math>. Ganz analog erhält man für <math>\bar{\psi}_R = \bar{\psi}\, P_L</math>.


=== Parität ===
=== Parität ===
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Allgemein folgen Größen, die man aus <math>\overline{\psi}=\psi^\dagger A=\psi^\dagger \gamma^0</math>, Gamma-Matrizen und einem eventuell von <math>\psi</math> verschiedenen Spinor <math>\chi</math> zusammensetzt, einem Transformationsgesetz, das am Indexbild ablesbar ist. Es transformieren
Allgemein folgen Größen, die man aus <math>\overline{\psi}=\psi^\dagger A=\psi^\dagger \gamma^0</math>, Gamma-Matrizen und einem eventuell von <math>\psi</math> verschiedenen Spinor <math>\chi</math> zusammensetzt, einem Transformationsgesetz, das am Indexbild ablesbar ist. Es transformieren
* <math> \overline \psi \chi </math> wie ein Skalar,  
* <math> \overline \psi \chi </math> wie ein Skalar,
* <math> \overline \psi\gamma^\mu \chi </math> wie die Komponenten eines [[Vierervektor]]s,
* <math> \overline \psi\gamma^\mu \chi </math> wie die Komponenten eines [[Vierervektor]]s,
* <math> \overline \psi\Sigma^{\mu\nu} \chi </math> wie die Komponenten eines antisymmetrischen Tensors,
* <math> \overline \psi\Sigma^{\mu\nu} \chi </math> wie die Komponenten eines antisymmetrischen Tensors,
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Dadurch kann z.&nbsp;B. die [[Dirac-Gleichung]] sehr übersichtlich geschrieben werden als
Dadurch kann z.&nbsp;B. die [[Dirac-Gleichung]] sehr übersichtlich geschrieben werden als
:<math>\Bigl( i \partial \!\!\!/\ - \frac{mc}{\hbar} \Bigr)\, \psi(x) = 0\ ,</math>
:<math>\Bigl( \mathrm i \partial \!\!\!/\ - \frac{mc}{\hbar} \Bigr)\, \psi(x) = 0\ ,</math>
oder in natürlichen Einheiten
oder in natürlichen Einheiten
:<math>\Bigl( i \partial \!\!\!/\ - m \Bigr)\, \psi(x) = 0\ .</math>
:<math>\Bigl( \mathrm i \partial \!\!\!/\ - m \Bigr)\, \psi(x) = 0\ .</math>


== Dirac-Darstellung ==
== Dirac-Darstellung ==


In einer geeigneten Basis haben die Gamma-Matrizen die auf Dirac zurückgehende Form (wir schreiben verschwindende Matrixelemente nicht aus)
In einer geeigneten Basis haben die Gamma-Matrizen die auf Dirac zurückgehende Form (verschwindende Matrixelemente nicht ausgeschrieben)
:<math>
:<math>
\begin{array}{c c}
\begin{array}{c c}
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Die Diracmatrizen lassen sich mit Hilfe des [[Kronecker-Produkt]]es auch folgendermaßen generieren:
Die Diracmatrizen lassen sich mit Hilfe des [[Kronecker-Produkt]]es auch folgendermaßen generieren:
:<math>
:<math>
\gamma^0=\sigma^3\otimes 1,\quad \gamma^i=\mathrm i \sigma^2\otimes\sigma^i, \;i\in\{1,2,3\} , \quad \gamma^5=\sigma^1\otimes1
\gamma^0=\sigma^3\otimes 1,\quad \gamma^i=\mathrm i \sigma^2\otimes\sigma^i, \;i\in\{1,2,3\} , \quad \gamma^5=\sigma^1\otimes1\,.
</math>
</math>


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\gamma^i = \begin{pmatrix}
\gamma^i = \begin{pmatrix}
   & \sigma^i \\
   & \sigma^i \\
  - \sigma^i &  
  -\sigma^i &
\end{pmatrix}\,,\quad
\end{pmatrix}\,,\quad
\gamma^5 = \begin{pmatrix}
\gamma^5 = \begin{pmatrix}
  -1 &  \\
  -1 &  \\
   & 1
   & 1
\end{pmatrix}
\end{pmatrix}.
</math>
</math>
Die Weyldarstellung ergibt sich durch einen unitären Basiswechsel aus der Dirac-Darstellung,
Die Weyldarstellung ergibt sich durch einen unitären Basiswechsel aus der Dirac-Darstellung,
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* [[Michael Peskin]] and Daniel V. Schroeder: ''An Introduction to Quantum Field Theory'', Addison-Wesley Publishing Co., New York, 1995, ISBN 0-201-50397-2
* [[Michael Peskin]] and Daniel V. Schroeder: ''An Introduction to Quantum Field Theory'', Addison-Wesley Publishing Co., New York, 1995, ISBN 0-201-50397-2
* [[Josef-Maria Jauch]] and [[Fritz Rohrlich]]: ''The theory of photons and electrons'', Addison-Wesley Publishing Co., New York, 1955
* [[Josef-Maria Jauch]] and [[Fritz Rohrlich]]: ''The theory of photons and electrons'', Addison-Wesley Publishing Co., New York, 1955
* Ferdinando Gliozzi, Joel Sherk and David Olive, ''Supersymmetry, Supergravity Theories and the Dual Spinor Model'', Nucl. Phys. B122, 253-290, 1977. (Dirac-Algebra in höheren Dimensionen)
* Ferdinando Gliozzi, Joel Sherk and David Olive, ''Supersymmetry, Supergravity Theories and the Dual Spinor Model'', Nucl. Phys. B122, 253–290, 1977. (Dirac-Algebra in höheren Dimensionen)
* Franz Schwabl, ''Quantenmechanik für Fortgeschrittene (QM II)'', Springer, Heidelberg, ISBN 978-3-540-85076-2


[[Kategorie:Quantenphysik]]
[[Kategorie:Quantenphysik]]
[[Kategorie:Darstellungstheorie]]
[[Kategorie:Darstellungstheorie von Lie-Gruppen]]
[[Kategorie:Matrix]]
[[Kategorie:Matrix]]

Aktuelle Version vom 27. Juni 2021, 05:57 Uhr

Die Dirac-Matrizen (nach dem britischen Physiker Paul Dirac), auch Gamma-Matrizen genannt, sind vier Matrizen, die der Dirac-Algebra genügen. Sie treten in der Dirac-Gleichung auf.

Definition

Die Dirac-Matrizen $ \gamma ^{0},\,\gamma ^{1}\,,\gamma ^{2}\, $ und $ \,\gamma ^{3}\, $ erfüllen definitionsgemäß die Dirac-Algebra, das heißt, die algebraischen Bedingungen

$ {\begin{aligned}\gamma ^{0}\gamma ^{0}&=I\,,&\gamma ^{1}\gamma ^{1}&=-I\,,&\gamma ^{2}\gamma ^{2}&=-I\,,&\gamma ^{3}\gamma ^{3}&=-I\,,\\\gamma ^{0}\gamma ^{1}&=-\gamma ^{1}\gamma ^{0}\,,&\gamma ^{0}\gamma ^{2}&=-\gamma ^{2}\gamma ^{0}\,,&\gamma ^{0}\gamma ^{3}&=-\gamma ^{3}\gamma ^{0}\,,&&\\\gamma ^{1}\gamma ^{2}&=-\gamma ^{2}\gamma ^{1}\,,&\gamma ^{1}\gamma ^{3}&=-\gamma ^{3}\gamma ^{1}\,,&\gamma ^{2}\gamma ^{3}&=-\gamma ^{3}\gamma ^{2}\,.&&\end{aligned}} $

Diese Bedingungen betreffen Antikommutatoren, also die Summe der Produkte zweier Matrizen in beiden Reihenfolgen,

$ \{A,B\}=A\,B+B\,A\,. $

In Indexnotation, in der $ \mu $ und $ \nu $ für Zahlen aus $ \{0,1,2,3\} $ stehen, schreiben sich die Bedingungen an die Dirac-Matrizen zusammenfassend als

$ \{\gamma ^{\mu },\gamma ^{\nu }\}=\gamma ^{\mu }\gamma ^{\nu }+\gamma ^{\nu }\gamma ^{\mu }=2\,\eta ^{\mu \nu }I\,. $

Dabei sind $ \eta ^{\mu \nu } $ die Komponenten der Minkowski-Metrik mit Signatur (1,−1,−1,−1) und $ I $ ist die Einheitsmatrix in den Spinor-Indices der Dirac-Matrizen.

Die γ5-Matrix

Zusätzlich zu den vier Gamma-Matrizen definiert man noch die Matrix

$ \gamma ^{5}=\mathrm {i} \,\gamma ^{0}\gamma ^{1}\gamma ^{2}\gamma ^{3}\ . $

Sie ist ihr eigenes Inverses, $ \gamma ^{5}\gamma ^{5}=I\,, $ ist hermitesch, antivertauscht mit den Gamma-Matrizen, $ \gamma ^{5}\gamma ^{\mu }=-\gamma ^{\mu }\gamma ^{5}\,, $ und demnach mit jedem Produkt von Gamma-Matrizen mit einer ungeraden Anzahl von Faktoren.

Eigenschaften

Die Gamma-Matrizen erzeugen eine Clifford-Algebra. Jede irreduzible Darstellung dieser Algebra durch Matrizen besteht aus $ 4\times 4 $-Matrizen. Die Elemente des Vektorraumes, auf den sie wirken, heißen Spinoren. Verschiedene Darstellungen der Dirac-Algebra sind einander äquivalent, das heißt, sie unterscheiden sich nur durch die gewählte Basis. Insbesondere sind die negativen transponierten Matrizen $ -\gamma ^{\mu \,{\text{T}}} $ und die hermitesch adjungierten Matrizen $ \gamma ^{\mu \,\dagger } $ den Matrizen $ \,\gamma ^{\mu }\, $ äquivalent, denn sie erfüllen ebenfalls die Dirac-Algebra. Es gibt daher eine Matrix $ A $ und eine Matrix $ C $, so dass

$ C\gamma ^{\mu }C^{-1}=-\gamma ^{\mu \,{\text{T}}}\ ,\quad A\gamma ^{\mu }A^{-1}=\gamma ^{\mu \,\dagger }\,. $

Die Matrix $ A $ ist zur Konstruktion von Skalaren, Vektoren und Tensoren aus Spinoren wichtig, die Matrix $ C $ tritt bei der Ladungskonjugation auf.

Jedes Produkt mehrerer Dirac-Matrizen lässt sich bis auf ein Vorzeichen als Produkt verschiedener Dirac-Matrizen in lexographischer Ordnung schreiben, denn das Produkt zweier verschiedener Gamma-Matrizen kann auf Kosten eines Vorzeichens umgeordnet werden. Zudem ist das Quadrat jeder Gamma-Matrix 1 oder −1. Die Produkte verschiedener Gamma-Matrizen bilden zusammen mit der Eins-Matrix und den negativen Matrizen eine Gruppe mit den 32 Elementen,

$ \pm 1\,,\,\pm \gamma ^{\mu }\,,\,\pm \gamma ^{\mu }\gamma ^{\nu }\,,\,\mu <\nu \,,\,\pm \gamma ^{\lambda }\gamma ^{\mu }\gamma ^{\nu }\,,\,\lambda <\mu <\nu \,,\,\pm \gamma ^{0}\gamma ^{1}\gamma ^{2}\gamma ^{3}\,,\,{\text{wobei}}\,\lambda ,\mu ,\nu \in \{0,1,2,3\}\,. $

Da jede Darstellung einer endlichen Gruppe bei geeigneter Basiswahl unitär ist, ist auch jede Darstellung der Gamma-Matrizen bei geeigneter Wahl der Basis unitär. Zusammen mit der Dirac-Algebra heißt dies, dass $ \gamma ^{0} $ hermitesch und die drei anderen $ \gamma $-Matrizen antihermitesch sind,

$ \gamma ^{0\,\dagger }=\gamma ^{0}\,,\,\gamma ^{1\,\dagger }=-\gamma ^{1}\,,\,\gamma ^{2\,\dagger }=-\gamma ^{2}\,,\,\gamma ^{3\,\dagger }=-\gamma ^{3}\,. $

In unitären Darstellungen bewirkt $ A=\gamma ^{0} $ die Äquivalenztransformation zu den adjungierten Matrizen

$ \gamma ^{0}\gamma ^{\mu }\gamma ^{0}=\gamma ^{\mu \,\dagger }\,. $

Mithilfe der Eigenschaften von $ \gamma ^{5} $ kann gezeigt werden, dass die Spur jedes Produktes von Gamma-Matrizen mit einer ungeraden Anzahl von Faktoren verschwindet.

$ {\begin{aligned}{\text{Spur}}\,{\bigl (}\gamma ^{\mu _{1}}\dots \gamma ^{\mu _{2n+1}}{\bigr )}&={\text{Spur}}\,{\bigl (}\gamma ^{\mu _{1}}\dots \gamma ^{\mu _{2n+1}}\gamma ^{5}\gamma ^{5}{\bigr )}=-{\text{Spur}}\,{\bigl (}\gamma ^{5}\gamma ^{\mu _{1}}\dots \gamma ^{\mu _{2n+1}}\gamma ^{5}{\bigr )}\\&=-{\text{Spur}}\,{\bigl (}\gamma ^{\mu _{1}}\dots \gamma ^{\mu _{2n+1}}\gamma ^{5}\gamma ^{5}{\bigr )}=-{\text{Spur}}\,{\bigl (}\gamma ^{\mu _{1}}\dots \gamma ^{\mu _{2n+1}}{\bigr )}\,.\end{aligned}} $

Im vorletzten Schritt wurde dabei verwendet, dass die Spur eines Produktes sich bei zyklischer Vertauschung der Faktoren nicht ändert und demnach $ {\text{Spur}}\,(\gamma ^{5}\,B)={\text{Spur}}\,(B\,\gamma ^{5}) $ gilt.

Für die Spur eines Produktes von zwei Gamma-Matrizen gilt (weil die Spur zyklisch ist)

$ {\text{Spur}}\,\gamma ^{\mu }\,\gamma ^{\nu }={\frac {1}{2}}{\text{Spur}}(\,\gamma ^{\mu }\,\gamma ^{\nu }+\gamma ^{\nu }\,\gamma ^{\mu })={\frac {2\,\eta ^{\mu \nu }}{2}}{\text{Spur 1}}=4\,\eta ^{\mu \nu }\,. $

Die Spur von vier Gamma-Matrizen reduziert man mit der Dirac-Algebra auf die Spur von zwei:

$ {\begin{array}{rcl}2\,{\text{Spur}}\,\gamma ^{\kappa }\,\gamma ^{\lambda }\,\gamma ^{\mu }\,\gamma ^{\nu }&=&{\text{Spur}}(\,\gamma ^{\kappa }\,\gamma ^{\lambda }\,\gamma ^{\mu }\,\gamma ^{\nu }+\gamma ^{\lambda }\,\gamma ^{\mu }\,\gamma ^{\nu }\,\gamma ^{\kappa })\\&=&{\text{Spur}}(\,\gamma ^{\kappa }\,\gamma ^{\lambda }\,\gamma ^{\mu }\,\gamma ^{\nu }+\gamma ^{\lambda }\,\gamma ^{\kappa }\,\gamma ^{\mu }\,\gamma ^{\nu }\\&&\ \ \ \ -\gamma ^{\lambda }\,\gamma ^{\kappa }\,\gamma ^{\mu }\,\gamma ^{\nu }-\gamma ^{\lambda }\,\gamma ^{\mu }\,\gamma ^{\kappa }\,\gamma ^{\nu }\\&&\ \ \ \ +\gamma ^{\lambda }\,\gamma ^{\mu }\,\gamma ^{\kappa }\,\gamma ^{\nu }+\gamma ^{\lambda }\,\gamma ^{\mu }\,\gamma ^{\nu }\,\gamma ^{\kappa })\\&=&2\,\eta ^{\kappa \lambda }{\text{Spur}}(\gamma ^{\mu }\,\gamma ^{\nu })-2\,\eta ^{\kappa \mu }{\text{Spur}}(\gamma ^{\lambda }\,\gamma ^{\nu })+2\,\eta ^{\kappa \nu }{\text{Spur}}(\gamma ^{\lambda }\,\gamma ^{\mu })\,.\end{array}} $

Daher gilt:

$ {\begin{array}{rcl}{\text{Spur}}\,\gamma ^{\kappa }\,\gamma ^{\lambda }\,\gamma ^{\mu }\,\gamma ^{\nu }&=&4\,(\eta ^{\kappa \lambda }\,\eta ^{\mu \nu }-\eta ^{\kappa \mu }\,\eta ^{\lambda \nu }+\eta ^{\kappa \nu }\,\eta ^{\lambda \mu })\,.\end{array}} $

Falls also verschiedene Dirac-Matrizen in einem Produkt nicht paarweise auftauchen, verschwindet die Spur des Produktes. Daraus folgt unter anderem, dass die sechzehn Matrizen, die man als Produkt von Null bis vier verschiedenen Gamma-Matrizen erhält, linear unabhängig sind.

Dirac-Gleichung

Dirac führte die Gamma-Matrizen ein, um die Klein-Gordon-Gleichung, die eine Differentialgleichung zweiter Ordnung ist, in eine Gleichung erster Ordnung umzuwandeln.

In natürlichen Einheiten kann die Dirac-Gleichung wie folgt geschrieben werden

$ (\mathrm {i} \gamma ^{\mu }\partial _{\mu }-m)\psi =0 $

wobei $ \psi $ ein Dirac-Spinor ist.

Multipliziert man beide Seiten mit $ -(\mathrm {i} \gamma ^{\nu }\partial _{\nu }+m) $ erhält man

$ (\eta ^{\mu \nu }\partial _{\mu }\partial _{\nu }+m^{2})\psi =(\partial ^{2}+m^{2})\psi =0, $

also gerade die Klein-Gordon-Gleichung für ein Teilchen der Masse $ m $.

Zusammenhang zu Lorentz-Transformationen

Die sechs Matrizen

$ \Sigma ^{\mu \nu }={\frac {1}{4}}{\bigl (}\gamma ^{\mu }\gamma ^{\nu }-\gamma ^{\nu }\gamma ^{\mu }{\bigr )} $

bilden die Basis einer Lie-Algebra, die der Lie-Algebra der Lorentztransformationen isomorph ist. Sie erzeugen die zu Lorentztransformationen (die stetig mit der 1 zusammenhängen) gehörigen Transformationen der Spinoren $ \psi $.

Chiralität

Aus $ (\gamma ^{5})^{2}=1 $ und $ {\text{Spur}}\,\gamma ^{5}=0 $ folgt, dass die Matrizen

$ P_{L}={\frac {1-\gamma ^{5}}{2}}\,,\quad P_{R}={\frac {1+\gamma ^{5}}{2}} $

Projektoren sind,

$ (P_{L})^{2}=P_{L}\,,\,(P_{R})^{2}=P_{R}\,, $

die auf zueinander komplementäre, zweidimensionale Unterräume projizieren,

$ P_{L}\,P_{R}=0\,,\ {\text{Spur}}\,P_{L}={\text{Spur}}\,P_{R}=2\,,\quad P_{L}+P_{R}=1\,. $

Diese Unterräume unterscheiden Teilchen verschiedener Chiralität.

Weil $ \gamma ^{5} $ mit den Erzeugenden von Spinortransformationen vertauscht,

$ \gamma ^{5}\Sigma ^{\mu \nu }=\Sigma ^{\mu \nu }\gamma ^{5}\,, $

sind die Unterräume, auf die $ P_{L} $ und $ P_{R} $ projizieren, invariant unter den von $ \Sigma ^{\mu \nu } $ erzeugten Lorentztransformationen, mit anderen Worten: Die links- und rechtshändigen Anteile, $ \psi _{L}=P_{L}\psi $ und $ \psi _{R}=P_{R}\psi $, eines Spinors $ \psi $ transformieren getrennt voneinander.

Da $ P_{L} $ und $ P_{R} $ hermitesch sind, weil $ \gamma ^{5} $ hermitesch ist, gilt für

$ {\bar {\psi }}_{L}=(P_{L}\,\psi )^{\dagger }\gamma ^{0}=\psi ^{\dagger }P_{L}^{\dagger }\gamma ^{0}=\psi ^{\dagger }P_{L}\gamma ^{0}=\psi ^{\dagger }\gamma ^{0}P_{R}={\bar {\psi }}\,P_{R} $,

wobei $ {\bar {\psi }} $ allgemein definiert wird als $ {\bar {\psi }}=\psi ^{\dagger }\gamma ^{0} $. Die Änderung $ P_{L}\rightarrow P_{R} $ ergibt sich aus der Vertauschung von $ \gamma ^{5} $ mit $ \gamma ^{0} $. Da $ \gamma ^{5} $ mit $ \gamma ^{0} $ antikommutiert, ändert sich das Vorzeichen vor $ \gamma ^{5} $ im Projektionsoperator $ P_{L}={\frac {1-\gamma ^{5}}{2}}\rightarrow P_{R}={\frac {1+\gamma ^{5}}{2}} $. Ganz analog erhält man für $ {\bar {\psi }}_{R}={\bar {\psi }}\,P_{L} $.

Parität

Wegen $ \gamma ^{0}\gamma ^{5}\gamma ^{0}=-\gamma ^{5} $ ändert ein Term, der $ \gamma ^{5} $ enthält, unter der Paritätstransformation sein Vorzeichen, es macht also aus Skalaren Pseudoskalare und aus Vektoren Pseudovektoren.

Allgemein folgen Größen, die man aus $ {\overline {\psi }}=\psi ^{\dagger }A=\psi ^{\dagger }\gamma ^{0} $, Gamma-Matrizen und einem eventuell von $ \psi $ verschiedenen Spinor $ \chi $ zusammensetzt, einem Transformationsgesetz, das am Indexbild ablesbar ist. Es transformieren

  • $ {\overline {\psi }}\chi $ wie ein Skalar,
  • $ {\overline {\psi }}\gamma ^{\mu }\chi $ wie die Komponenten eines Vierervektors,
  • $ {\overline {\psi }}\Sigma ^{\mu \nu }\chi $ wie die Komponenten eines antisymmetrischen Tensors,
  • $ {\overline {\psi }}\gamma ^{\mu }\gamma ^{5}\chi $ wie die Komponenten eines axialen Vierervektors,
  • $ {\overline {\psi }}\gamma ^{5}\chi $ wie ein Pseudoskalar.

Feynman-Slash-Notation

Richard Feynman erfand die nach ihm benannte Slash-Notation (auch Feynman-Dolch oder Feynman-Dagger). In dieser Notation wird das Skalarprodukt eines Lorentzvektors mit dem Vektor der Gamma-Matrizen $ \textstyle \sum _{\mu =0}^{3}\,\gamma ^{\mu }A_{\mu } $ abgekürzt geschrieben als

$ A\!\!\!/\ {\stackrel {\mathrm {def} }{=}}\ \sum _{\mu =0}^{3}\gamma ^{\mu }A_{\mu } $.

Dadurch kann z. B. die Dirac-Gleichung sehr übersichtlich geschrieben werden als

$ {\Bigl (}\mathrm {i} \partial \!\!\!/\ -{\frac {mc}{\hbar }}{\Bigr )}\,\psi (x)=0\ , $

oder in natürlichen Einheiten

$ {\Bigl (}\mathrm {i} \partial \!\!\!/\ -m{\Bigr )}\,\psi (x)=0\ . $

Dirac-Darstellung

In einer geeigneten Basis haben die Gamma-Matrizen die auf Dirac zurückgehende Form (verschwindende Matrixelemente nicht ausgeschrieben)

$ {\begin{array}{c c}\gamma ^{0}={\begin{pmatrix}1&&&\\&1&&\\&&-1&\\&&&-1\end{pmatrix}}\,,&\gamma ^{1}={\begin{pmatrix}&&&1\\&&1&\\&-1&&\\-1&&&\end{pmatrix}}\,,\\\,&\,\\\gamma ^{2}={\begin{pmatrix}&&&-\mathrm {i} \\&&\mathrm {i} &\\&\mathrm {i} &&\\-\mathrm {i} &&&\end{pmatrix}}\,,&\gamma ^{3}={\begin{pmatrix}&&1&\\&&&-1\\-1&&&\\&1&&\end{pmatrix}}\,.\end{array}} $

Diese Matrizen lassen sich kompakter mit Hilfe der Pauli-Matrizen schreiben (jeder Eintrag steht hier für eine $ 2\times 2 $-Matrix):

$ \gamma ^{0}={\begin{pmatrix}1&\\&-1\end{pmatrix}}\,,\quad \gamma ^{i}={\begin{pmatrix}&\sigma ^{i}\\-\sigma ^{i}&\end{pmatrix}}\,,\;i\in \{1,2,3\}\,,\quad \gamma ^{5}={\begin{pmatrix}&1\\1&\end{pmatrix}}\,. $

Die Diracmatrizen lassen sich mit Hilfe des Kronecker-Produktes auch folgendermaßen generieren:

$ \gamma ^{0}=\sigma ^{3}\otimes 1,\quad \gamma ^{i}=\mathrm {i} \sigma ^{2}\otimes \sigma ^{i},\;i\in \{1,2,3\},\quad \gamma ^{5}=\sigma ^{1}\otimes 1\,. $

Weyl-Darstellung

Die nach Hermann Weyl benannte Weyl-Darstellung heißt auch chirale Darstellung. In ihr ist $ \gamma ^{5} $ diagonal,

$ \gamma ^{5}={\begin{pmatrix}-1&\\&1\end{pmatrix}}\,,\quad P_{L}={\frac {1-\gamma ^{5}}{2}}={\begin{pmatrix}1&\\&0\end{pmatrix}}\,,\quad P_{R}={\frac {1+\gamma ^{5}}{2}}={\begin{pmatrix}0&\\&1\end{pmatrix}}\,. $

Im Vergleich zur Dirac-Darstellung werden $ \gamma ^{0} $ und $ \gamma ^{5} $ verändert, die räumlichen $ \gamma $-Matrizen bleiben unverändert:

$ \gamma ^{0}={\begin{pmatrix}&1\\1&\end{pmatrix}}\,,\quad \gamma ^{i}={\begin{pmatrix}&\sigma ^{i}\\-\sigma ^{i}&\end{pmatrix}}\,,\quad \gamma ^{5}={\begin{pmatrix}-1&\\&1\end{pmatrix}}. $

Die Weyldarstellung ergibt sich durch einen unitären Basiswechsel aus der Dirac-Darstellung,

$ \gamma _{\text{Weyl}}^{\mu }=U\,\gamma _{\text{Dirac}}^{\mu }U^{-1}{\text{ mit }}U={\frac {1}{\sqrt {2}}}{\begin{pmatrix}1&-1\\1&1\end{pmatrix}},\ U^{-1}=U^{\dagger }={\frac {1}{\sqrt {2}}}{\begin{pmatrix}1&1\\-1&1\end{pmatrix}}\,. $

Spinortransformationen transformieren in der Weyl-Basis die ersten beiden und die letzten beiden Komponenten des Dirac-Spinors getrennt.

Die chirale Darstellung ist von besonderer Bedeutung in der Weyl-Gleichung, der masselosen Dirac-Gleichung.

Majorana-Darstellung

In der Majorana-Darstellung sind alle Gamma-Matrizen imaginär. Dann ist die Dirac-Gleichung ein reelles Differentialgleichungssystem,

$ {\begin{aligned}\gamma ^{0}&={\begin{pmatrix}&-\sigma ^{2}\\-\sigma ^{2}&\end{pmatrix}}\,,&\gamma ^{1}&={\begin{pmatrix}&\mathrm {i} \sigma ^{3}\\\mathrm {i} \sigma ^{3}&\end{pmatrix}}\,,&\\&\,&&\\\gamma ^{2}&={\begin{pmatrix}\mathrm {i} &\\&-\mathrm {i} \end{pmatrix}}\,,&\gamma ^{3}&={\begin{pmatrix}&-\mathrm {i} \sigma ^{1}\\-\mathrm {i} \sigma ^{1}&\end{pmatrix}}\,,&\gamma ^{5}&={\begin{pmatrix}&\mathrm {i} \\-\mathrm {i} &\end{pmatrix}}\,.\end{aligned}} $

Literatur

  • James Bjorken und Sidney Drell: Relativistische Quantenmechanik, BI-Wissenschaftsverlag, Mannheim, 1990, (BI-Hochschultaschenbuch Band 98), ISBN 3-411-00098-8
  • Michael Peskin and Daniel V. Schroeder: An Introduction to Quantum Field Theory, Addison-Wesley Publishing Co., New York, 1995, ISBN 0-201-50397-2
  • Josef-Maria Jauch and Fritz Rohrlich: The theory of photons and electrons, Addison-Wesley Publishing Co., New York, 1955
  • Ferdinando Gliozzi, Joel Sherk and David Olive, Supersymmetry, Supergravity Theories and the Dual Spinor Model, Nucl. Phys. B122, 253–290, 1977. (Dirac-Algebra in höheren Dimensionen)
  • Franz Schwabl, Quantenmechanik für Fortgeschrittene (QM II), Springer, Heidelberg, ISBN 978-3-540-85076-2

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