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== Leben ==
== Leben ==
DeWitt studierte an der [[Harvard University]], wo er 1943 seinen Bachelor Abschluss machte, 1947 den [[Master]]grad erwarb (nach einer Studienunterbrechung als Marineflieger im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]) und 1950 bei [[Julian Schwinger]] promoviert wurde. Er arbeitete 1949/1950 (sowie 1954, 1964, 1966) am [[Institute for Advanced Study]], war 1950 bei [[Wolfgang Pauli]] an der [[Eidgenössische Technische Hochschule Zürich|ETH Zürich]] und danach als Fulbright Stipendiat am [[Tata Institute of Fundamental Research]]. 1952 war er wieder in den USA und ging an das [[Lawrence Livermore National Laboratory]], wo er hydrodynamische Berechnungen in der Kernwaffenforschung ausführte. Später konnte er die dort gewonnene Expertise in der Astrophysik anwenden. Er war ab 1956 Professor an der [[University of North Carolina at Chapel Hill]] (am Institute for Field Physics) und ab 1972 Professor an der [[University of Texas]] in [[Austin (Texas)]], wo er 1972 bis 1986 Direktor des Center of Relativity war. 2000 emeritierte er. 2004 starb er an [[Bauchspeicheldrüse]]nkrebs.
DeWitt studierte an der [[Harvard University]], wo er 1943 seinen Bachelorabschluss machte, 1947 den [[Master]]grad erwarb (nach einer Studienunterbrechung als Marineflieger im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]) und 1950 bei [[Julian Schwinger]] promoviert wurde. Er arbeitete 1949/1950 (sowie 1954, 1964, 1966) am [[Institute for Advanced Study]], war 1950 bei [[Wolfgang Pauli]] an der [[Eidgenössische Technische Hochschule Zürich|ETH Zürich]] und danach als Fulbright-Stipendiat am [[Tata Institute of Fundamental Research]]. 1952 war er wieder in den USA und ging an das [[Lawrence Livermore National Laboratory]], wo er hydrodynamische Berechnungen in der Kernwaffenforschung ausführte. Später konnte er die dort gewonnene Expertise in der Astrophysik anwenden. Er war ab 1956 Professor an der [[University of North Carolina at Chapel Hill]] (am Institute for Field Physics) und ab 1972 Professor an der [[University of Texas]] in [[Austin (Texas)]], wo er 1972 bis 1986 Direktor des Center of Relativity war. 2000 wurde er emeritiert. 2004 starb er an [[Bauchspeicheldrüse]]nkrebs.


DeWitt arbeitete über [[Quantengravitation]], wo er schon in den 1950er (es war das Thema seiner Promotion) und 1960er Jahren ein Pionier der Methoden der Quantisierung der Gravitation und von den mit der Gravitation verwandten [[Yang-Mills-Theorie]]n war. Ende der 1950er Jahre entwickelte er den [[Greenfunktion]]s-Formalismus für gekrümmte Raumzeiten. Anfang der 1960er Jahre erweiterte er die von [[Richard Feynman]] (Warschau Konferenz 1961) gefundenen Quantisierungsregeln für Gravitations- und Yang-Mills-Theorien auf höhere Ordnung in der Störungstheorie (Feynman hatte sie für die niedrigste Ordnung, 1-Schleifennäherung, formuliert). Später arbeitete er auch über [[Supersymmetrie]] (und Super-Mannigfaltigkeiten) und der [[Supergravitation]]. DeWitt ist unter anderem für die [[Wheeler-DeWitt-Gleichung]] bekannt, eine Art [[Schrödingergleichung]] für die Wellenfunktion des Universums. In der Allgemeinen Relativitätstheorie behandelte er das Problem frei fallender elektrischer Ladungen. Er gab der ''relative state formulation'' von [[Hugh Everett]]s den Namen ''[[Viele-Welten-Interpretation]]'' und war ein eifriger Proponent dieser Interpretation der Quantenmechanik.
DeWitt arbeitete über [[Quantengravitation]], wo er schon in den 1950er (es war das Thema seiner Promotion) und 1960er Jahren ein Pionier der Methoden der Quantisierung der Gravitation und von den mit der Gravitation verwandten [[Yang-Mills-Theorie]]n war. Ende der 1950er Jahre entwickelte er den [[Greenfunktion|Formalismus der Greenschen Funktionen]] für gekrümmte Raumzeiten. Anfang der 1960er Jahre erweiterte er die von [[Richard Feynman]] (Warschau Konferenz 1961) gefundenen Quantisierungsregeln für Gravitations- und Yang-Mills-Theorien auf höhere Ordnungen der Störungstheorie (Feynman hatte sie für die niedrigste Ordnung, 1-Schleifennäherung, formuliert). Später arbeitete er auch über [[Supersymmetrie]] (und Super-Mannigfaltigkeiten) und [[Supergravitation]]. DeWitt ist unter anderem für die [[Wheeler-DeWitt-Gleichung]] bekannt, eine Art [[Schrödingergleichung]] für die Wellenfunktion des Universums. In der [[Allgemeine Relativitätstheorie|allgemeinen Relativitätstheorie]] behandelte er das Problem frei fallender elektrischer Ladungen. Er gab der ''relative state formulation'' von [[Hugh Everett]] den Namen ''[[Viele-Welten-Interpretation]]'' und war ein eifriger Proponent dieser Interpretation der Quantenmechanik.


1975/76 war er als Guggenheim Fellow. 1953 erhielt er den Preis der Gravity Research Foundation. 2002 erhielt er den [[Pomerantschuk-Preis]]. 2005 erhielt er den [[Einstein-Preis]] der [[American Physical Society]]. Er war Mitglied der [[National Academy of Sciences]] und der American Academy of Arts and Letters. 1987 erhielt er die [[Dirac-Medaille (ICTP)]].
1975/76 war er [[Guggenheim Fellow]]. 1953 erhielt er den Preis der Gravity Research Foundation. 2002 erhielt er den [[Pomerantschuk-Preis]]. 2005 erhielt er den [[Einstein-Preis]] der [[American Physical Society]]. Er war Mitglied der [[National Academy of Sciences]] und der [[American Academy of Arts and Letters]]. 1987 erhielt er die [[Dirac-Medaille (ICTP)]].


DeWitt war seit 1951 mit der Physikerin [[Cécile DeWitt-Morette]] verheiratet, die ebenfalls über Gravitationstheorie und mathematische Physik forschte und Professorin in Austin war. Mit ihr hatte er vier Töchter. 1973 leitete er mit seiner Frau eine Expedition zur Wiederholung des klassischen Tests der Allgemeinen Relativitätstheorie über Ablenkung des Lichts von Fixsternen am Rand der Sonne bei einer totalen Sonnenfinsternis in Mauretanien. Seine Frau war auch die Gründerin der Les Houches Sommerschulen in Frankreich, an denen auch DeWitt von Anfang an teilnahm. Mit seiner Frau erhielt er den [[Marcel Grossmann Award]].
DeWitt war seit 1951 mit der Physikerin [[Cécile DeWitt-Morette]] verheiratet, die ebenfalls über Gravitationstheorie und mathematische Physik forschte und Professorin in Austin war. Mit ihr hatte er vier Töchter. 1973 leitete er mit seiner Frau eine Expedition zur Wiederholung des klassischen Tests der allgemeinen Relativitätstheorie über Ablenkung des Lichts von Fixsternen am Rand der Sonne bei einer totalen Sonnenfinsternis in Mauretanien. Seine Frau war auch die Gründerin der [[École de Physique des Houches|Les Houches Sommerschulen]] in Frankreich, an denen auch DeWitt von Anfang an teilnahm. Mit seiner Frau erhielt er den [[Marcel Grossmann Award]].
[[Datei:DeWitt-Vilkovisky-Barvinsky-Quantum Gravity-V Moscow 1990.gif|mini|DeWitt (Mitte) mit Vilkovisky (links), Barkovsky auf einem Seminar über Quantengravitation in Moskau 1990]]
[[Datei:DeWitt-Vilkovisky-Barvinsky-Quantum Gravity-V Moscow 1990.gif|mini|DeWitt (Mitte) mit Vilkovisky (links), Barkovsky auf einem Seminar über Quantengravitation in Moskau 1990]]


== Schriften ==
== Schriften ==
* ''Quantization of Geometry'', in [[Louis Witten]] ''Gravitation- an introduction into current research'', 1962.
* mit Robert W. Brehme: ''Radiation Damping in the Gravitational Field.'' In: ''[[Annals of Physics]].'' Band 9, Nr. 1960, S. 220–259, {{doi|10.1016/0003-4916(60)90030-0}}.
* ''Quantum Gravity – The New Synthesis'', in Hawking, Israel ''General Relativity- an Einstein Centenary Survey'', Cambridge 1979.
* ''Quantization of Geometry.'' In: [[Louis Witten]] (Hrsg.): ''Gravitation. an introduction to current research.'' Wiley, New York NY u. a. 1962, S. 266–381.
* ''Dynamical Theory of Groups and Fields'', Gordon and Breach 1965.
* mit [[Cécile DeWitt-Morette|Cécile Morette DeWitt]]: ''Falling Charges.'' In: ''Physics.'' Band 1, Nr. 1, 1964, S. 3–20, {{doi|10.1103/PhysicsPhysiqueFizika.1.3}}, (Erratum in: ''Physics.'' Band 1, Nr. 2, 1964, {{doi|10.1103/PhysicsPhysiqueFizika.1.145}}).
* mit Brehme: ''Radiation Damping in the Gravitational Field'', Annals of Physics, Bd. 9, 1960, S. 220, ''Falling Charges'', Physics, Bd. 1, 1965, S. 3.
* als Herausgeber mit Cécile DeWitt: ''Relativité, groupes et topologie.'' = ''Relativity, Groups and Topology. Lectures delivered at Les Houches during the 1963 Session of the Summer School of Theoretical Physics. Université de Grenoble, Ecole d'Été de Physique Théorique, Les Houches 1963.'' Gordon and Breach, New York NY u. a. 1964.
* ''Quantum Theory of Gravity'', Teil 1-3, Physical Review, Bd. 160, 1967, S. 113, Bd. 162, 1967, S. 1195, 1239.
* ''Dynamical Theory of Groups and Fields.'' Gordon and Breach, New York NY u. a. 1965.
* Herausgeber ''Relativity, Groups and Topology'', Les Houches Lectures (Grenoble 1963), London, Blackie 1964.
* ''Quantum Theory of Gravity.'' Teil 1–3. In: ''[[Physical Review]].'' Band 160, Nr. 5, 1967, S. 1113–1148, {{doi|10.1103/PhysRev.160.1113}}; Band 162, Nr. 5, 1967, S. 1195–1239, {{doi|10.1103/PhysRev.162.1195}}; S. 1239–1256, {{doi|10.1103/PhysRev.162.1239}}.
* Herausgeber mit Cecile DeWitt-Morette ''Black Holes'', Les Houches Lectures 1973.
* als Herausgeber mit Cecile DeWitt-Morette: ''Black Holes.'' = ''Les astres occlus. Les Houches, Août 1972, cours de l'Ecole d'Eté de Physique Theorique.'' Gordon and Breach, New York NY u. a. 1973, ISBN 0-677-15610-3.
* ''Quantum Field Theory in Curved Spacetime'', Physics Reports, Bd. 190, 1975, S. 295.
* ''Quantum Field Theory in Curved Spacetime.'' In: ''[[Physics Reports]].'' Band 19, Nr. 6, 1975, S. 295–357, {{doi|10.1016/0370-1573(75)90051-4}}.
* ''Supermanifolds'', Cambridge University Press, 2. Auflage 1992.
* ''Quantum Gravity – The New Synthesis.'' In: [[Stephen W. Hawking]], [[Werner Israel]] (Hrsg.): ''General Relativity. An Einstein Centenary Survey.'' Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1979, ISBN 0-521-22285-0, S. 680–745.
* ''The Global Approach to Quantum Field Theory'', 2 Bände, Oxford, Clarendon Press 2004.
* ''Supermanifolds.'' Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1984, ISBN 0-521-25850-2.
*Steven Christensen (Herausgeber): ''Bryce DeWitt´s Lectures on Gravitation'', Springer Verlag 2011.
* ''The Global Approach to Quantum Field Theory'' (= ''International Series of Monographs on Physics.'' 114). 2 Bände. Clarendon Press, Oxford u. a. 2003, ISBN 0-19-851093-4.
* Steven M. Christensen (Hrsg.): ''Bryce DeWitt’s Lectures on Gravitation'' (= ''Lecture Notes in Physics.'' 826). Springer, Berlin u. a. 2011, ISBN 978-3-540-36909-7.


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Steven Weinberg]] ''Bryce Seligman DeWitt (1923-2004)'', Biographical Memoirs National Academy of Sciences, 2008.
* [[Steven Weinberg]] ''Bryce Seligman DeWitt (1923–2004)'' (= ''National Academy of Sciences. Biographical Memoirs.''). National Academy of Sciences, Washington DC 2008, ([http://www.nasonline.org/publications/biographical-memoirs/memoir-pdfs/dewitt-bryce.pdf Digitalisat]).
* Cécile DeWitt-Morette ''The Pursuit of Quantum Gravity. Memoirs of Bryce DeWitt from 1946 to 2004'', Springer Verlag 2011.
* Cécile DeWitt-Morette: ''The Pursuit of Quantum Gravity. Memoirs of Bryce DeWitt from 1946 to 2004.'' Springer, Berlin u. a. 2011, ISBN 978-3-642-14269-7.
* Steven Christensen (Herausgeber) ''Quantum theory of Gravity. Essays in Honor of the 60th birthday of Bryce S. DeWitt'', Adam Hilger 1984 (mit Aufsätzen von Larry Smarr über DeWitt´s Beiträge zur klassischen Allgemeinen Relativitätstheorie und von C. Isham über DeWitt´s Beiträge zur Quantengravitation sowie Publikationsliste).
* Steven M. Christensen (Hrsg.): ''Quantum theory of Gravity. Essays in Honor of the 60th birthday of Bryce S. DeWitt.'' Adam Hilger, Bristol 1984, ISBN 0-85274-755-1 (mit Aufsätzen von Larry Smarr über DeWitt’s Beiträge zur klassischen allgemeinen Relativitätstheorie und von C. Isham über DeWitt’s Beiträge zur Quantengravitation sowie Publikationsliste).


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [http://www.lib.utexas.edu/taro/utcah/00413/cah-00413.html Kurze Biographie auf Seiten der Universitätsbibliothek in Austin]
* [http://www.lib.utexas.edu/taro/utcah/00413/cah-00413.html Kurze Biographie auf Seiten der Universitätsbibliothek in Austin]
* [http://www.nasonline.org/publications/biographical-memoirs/memoir-pdfs/dewitt-bryce.pdf Biographie bei den Biographical Memoirs der National Academy, PDF] (138 kB)
* [http://www.nasonline.org/publications/biographical-memoirs/memoir-pdfs/dewitt-bryce.pdf Biographie bei den Biographical Memoirs der National Academy, PDF] (138 kB)
* [http://www.aps.org/programs/honors/prizes/prizerecipient.cfm?name=Bryce%20DeWitt&year=2005 Biographie anlässlich Einstein Preis 2005]
* [http://www.aps.org/programs/honors/prizes/prizerecipient.cfm?name=Bryce%20DeWitt&year=2005 Biographie anlässlich Einstein-Preis 2005]
* [http://www.utexas.edu/cons/news/dewitt2.html University of Texas Nachruf]
* [http://www.utexas.edu/cons/news/dewitt2.html University of Texas Nachruf]
* [http://inspirehep.net/search?p==FIND+A+Dewitt%2C+b Literatur] in der Datenbank [[INSPIRE-HEP]]
* [http://inspirehep.net/search?p=FIND+A+Dewitt,+b Publikationen von B. DeWitt] in der Datenbank [[INSPIRE-HEP]]
* [http://www.aip.org/history/acap/biographies/bio.jsp?dewittb Biographie bei der APS]
* {{Internetquelle |url=https://history.aip.org/phn/11506026.html |werk=aip.org |titel=Bryce S. DeWitt. Biography |zugriff=2018-01-21}}


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[[Kategorie:Hochschullehrer (Chapel Hill, North Carolina)]]
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[[Kategorie:Fellow der American Physical Society]]
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[[Kategorie:Mitglied der National Academy of Sciences der Vereinigten Staaten]]
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[[Kategorie:Mitglied der American Academy of Arts and Sciences]]
[[Kategorie:Mitglied der American Academy of Arts and Sciences]]
[[Kategorie:US-Amerikaner]]
[[Kategorie:US-Amerikaner]]

Aktuelle Version vom 11. August 2020, 22:57 Uhr

Diskussion an der École de Physique des Houches, 1972. Von links: Juval Ne’eman, Bryce DeWitt, Kip Thorne.

Bryce Seligman DeWitt (* 8. Januar 1923 in Dinuba in Kalifornien; † 23. September 2004 in Austin) war ein US-amerikanischer theoretischer Physiker.

Leben

DeWitt studierte an der Harvard University, wo er 1943 seinen Bachelorabschluss machte, 1947 den Mastergrad erwarb (nach einer Studienunterbrechung als Marineflieger im Zweiten Weltkrieg) und 1950 bei Julian Schwinger promoviert wurde. Er arbeitete 1949/1950 (sowie 1954, 1964, 1966) am Institute for Advanced Study, war 1950 bei Wolfgang Pauli an der ETH Zürich und danach als Fulbright-Stipendiat am Tata Institute of Fundamental Research. 1952 war er wieder in den USA und ging an das Lawrence Livermore National Laboratory, wo er hydrodynamische Berechnungen in der Kernwaffenforschung ausführte. Später konnte er die dort gewonnene Expertise in der Astrophysik anwenden. Er war ab 1956 Professor an der University of North Carolina at Chapel Hill (am Institute for Field Physics) und ab 1972 Professor an der University of Texas in Austin (Texas), wo er 1972 bis 1986 Direktor des Center of Relativity war. 2000 wurde er emeritiert. 2004 starb er an Bauchspeicheldrüsenkrebs.

DeWitt arbeitete über Quantengravitation, wo er schon in den 1950er (es war das Thema seiner Promotion) und 1960er Jahren ein Pionier der Methoden der Quantisierung der Gravitation und von den mit der Gravitation verwandten Yang-Mills-Theorien war. Ende der 1950er Jahre entwickelte er den Formalismus der Greenschen Funktionen für gekrümmte Raumzeiten. Anfang der 1960er Jahre erweiterte er die von Richard Feynman (Warschau Konferenz 1961) gefundenen Quantisierungsregeln für Gravitations- und Yang-Mills-Theorien auf höhere Ordnungen der Störungstheorie (Feynman hatte sie für die niedrigste Ordnung, 1-Schleifennäherung, formuliert). Später arbeitete er auch über Supersymmetrie (und Super-Mannigfaltigkeiten) und Supergravitation. DeWitt ist unter anderem für die Wheeler-DeWitt-Gleichung bekannt, eine Art Schrödingergleichung für die Wellenfunktion des Universums. In der allgemeinen Relativitätstheorie behandelte er das Problem frei fallender elektrischer Ladungen. Er gab der relative state formulation von Hugh Everett den Namen Viele-Welten-Interpretation und war ein eifriger Proponent dieser Interpretation der Quantenmechanik.

1975/76 war er Guggenheim Fellow. 1953 erhielt er den Preis der Gravity Research Foundation. 2002 erhielt er den Pomerantschuk-Preis. 2005 erhielt er den Einstein-Preis der American Physical Society. Er war Mitglied der National Academy of Sciences und der American Academy of Arts and Letters. 1987 erhielt er die Dirac-Medaille (ICTP).

DeWitt war seit 1951 mit der Physikerin Cécile DeWitt-Morette verheiratet, die ebenfalls über Gravitationstheorie und mathematische Physik forschte und Professorin in Austin war. Mit ihr hatte er vier Töchter. 1973 leitete er mit seiner Frau eine Expedition zur Wiederholung des klassischen Tests der allgemeinen Relativitätstheorie über Ablenkung des Lichts von Fixsternen am Rand der Sonne bei einer totalen Sonnenfinsternis in Mauretanien. Seine Frau war auch die Gründerin der Les Houches Sommerschulen in Frankreich, an denen auch DeWitt von Anfang an teilnahm. Mit seiner Frau erhielt er den Marcel Grossmann Award.

DeWitt (Mitte) mit Vilkovisky (links), Barkovsky auf einem Seminar über Quantengravitation in Moskau 1990

Schriften

  • mit Robert W. Brehme: Radiation Damping in the Gravitational Field. In: Annals of Physics. Band 9, Nr. 1960, S. 220–259, doi:10.1016/0003-4916(60)90030-0.
  • Quantization of Geometry. In: Louis Witten (Hrsg.): Gravitation. an introduction to current research. Wiley, New York NY u. a. 1962, S. 266–381.
  • mit Cécile Morette DeWitt: Falling Charges. In: Physics. Band 1, Nr. 1, 1964, S. 3–20, doi:10.1103/PhysicsPhysiqueFizika.1.3, (Erratum in: Physics. Band 1, Nr. 2, 1964, doi:10.1103/PhysicsPhysiqueFizika.1.145).
  • als Herausgeber mit Cécile DeWitt: Relativité, groupes et topologie. = Relativity, Groups and Topology. Lectures delivered at Les Houches during the 1963 Session of the Summer School of Theoretical Physics. Université de Grenoble, Ecole d'Été de Physique Théorique, Les Houches 1963. Gordon and Breach, New York NY u. a. 1964.
  • Dynamical Theory of Groups and Fields. Gordon and Breach, New York NY u. a. 1965.
  • Quantum Theory of Gravity. Teil 1–3. In: Physical Review. Band 160, Nr. 5, 1967, S. 1113–1148, doi:10.1103/PhysRev.160.1113; Band 162, Nr. 5, 1967, S. 1195–1239, doi:10.1103/PhysRev.162.1195; S. 1239–1256, doi:10.1103/PhysRev.162.1239.
  • als Herausgeber mit Cecile DeWitt-Morette: Black Holes. = Les astres occlus. Les Houches, Août 1972, cours de l'Ecole d'Eté de Physique Theorique. Gordon and Breach, New York NY u. a. 1973, ISBN 0-677-15610-3.
  • Quantum Field Theory in Curved Spacetime. In: Physics Reports. Band 19, Nr. 6, 1975, S. 295–357, doi:10.1016/0370-1573(75)90051-4.
  • Quantum Gravity – The New Synthesis. In: Stephen W. Hawking, Werner Israel (Hrsg.): General Relativity. An Einstein Centenary Survey. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1979, ISBN 0-521-22285-0, S. 680–745.
  • Supermanifolds. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1984, ISBN 0-521-25850-2.
  • The Global Approach to Quantum Field Theory (= International Series of Monographs on Physics. 114). 2 Bände. Clarendon Press, Oxford u. a. 2003, ISBN 0-19-851093-4.
  • Steven M. Christensen (Hrsg.): Bryce DeWitt’s Lectures on Gravitation (= Lecture Notes in Physics. 826). Springer, Berlin u. a. 2011, ISBN 978-3-540-36909-7.

Literatur

  • Steven Weinberg Bryce Seligman DeWitt (1923–2004) (= National Academy of Sciences. Biographical Memoirs.). National Academy of Sciences, Washington DC 2008, (Digitalisat).
  • Cécile DeWitt-Morette: The Pursuit of Quantum Gravity. Memoirs of Bryce DeWitt from 1946 to 2004. Springer, Berlin u. a. 2011, ISBN 978-3-642-14269-7.
  • Steven M. Christensen (Hrsg.): Quantum theory of Gravity. Essays in Honor of the 60th birthday of Bryce S. DeWitt. Adam Hilger, Bristol 1984, ISBN 0-85274-755-1 (mit Aufsätzen von Larry Smarr über DeWitt’s Beiträge zur klassischen allgemeinen Relativitätstheorie und von C. Isham über DeWitt’s Beiträge zur Quantengravitation sowie Publikationsliste).

Weblinks

 Wikiquote: Bryce DeWitt – Zitate

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