Natrium-D-Linie

Gelbe Flammenfärbung durch Natrium
Bahnsteigleuchte mit Natriumdampf-Hochdrucklampen, erkennbar am orange-gelben Licht

Die Natrium-D-Linie ist die dominante Spektrallinie im Spektrum von Natrium. Sie ist eine der stärksten Fraunhofer’schen Absorptionslinien im Spektrum der Sonne. Die Bezeichnung „D“ ist historisch bedingt und kommt von der Benennung der Fraunhoferlinien.

In Emission bewirkt die Natrium-D-Linie die typisch gelbe Flammenfärbung, die sich schon durch Streuen von Kochsalz (Natriumchlorid) in eine Gasflamme beobachten lässt. Sie ist außerdem für die gelbe Farbe von Natriumdampflampen verantwortlich, die häufig zur Straßenbeleuchtung eingesetzt werden.

Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass die Natrium-D-Linie in zwei dicht beieinander liegende Spektrallinien (auch als Dublett bezeichnet) aufgespalten ist, deren Wellenlängen 588,9951 nm (D2) und 589,5924 nm (D1) betragen.[1] Die beobachtete Aufspaltung der Natrium-D-Linie sowie ähnlicher Linien anderer Alkalimetalle veranlasste Samuel Abraham Goudsmit und George Eugene Uhlenbeck im Jahre 1925, die Existenz des Elektronenspins zu postulieren.

Vereinfachtes Termschema des Natrium. Die Aufspaltung des Natrium-D-Linie ist bedingt durch die Feinstrukturaufspaltung des 3p-Niveaus.

Die Natrium-D-Linie entsteht beim Übergang des äußeren Elektrons aus dem angeregten 3p-Zustand in den 3s-Grundzustand (bei Emission; bei Absorption entsprechend umgekehrt). Durch die Kopplung des Elektronenspins mit seinem Bahndrehimpuls (Spin-Bahn-Kopplung) ist der 3p-Zustand in zwei Zustände mit Gesamtdrehimpuls Ĵ = 1/2 bzw. 3/2 aufgespalten, je nachdem, ob Spin und Bahndrehimpuls parallel oder antiparallel eingestellt sind. Die Energiedifferenz der beiden Zustände beträgt 0,0021 eV, entsprechend der Frequenzdifferenz von 515 GHz des Liniendubletts.

Natrium-D-Linie im Spektroskop. Die Auflösung des Spektroskops ist zu gering, um die Aufspaltung der Linie zu zeigen.

Eine sehr nahe weitere gelbe Linie bei 587,49 nm von der Sonne wurde 1868 gefunden und in Richtung niedrigerer Wellenlängen weiterzählend als D3 bezeichnet und war die erste Spur zur Entdeckung von Helium.

Einzelnachweise

  1. Yu. Ralchenko, A.E. Kramida, J. Reader: NIST Atomic Spectra Database (Version 5.5.1). National Institute of Standards and Technology, Gaithersburg MD 2017.

Die News der letzten Tage

20.09.2023
Sterne | Teleskope | Astrophysik
JWST knipst Überschall-Gasjet eines jungen Sterns
Die sogenannten Herbig-Haro-Objekte (HH) sind leuchtende Gasströme, die das Wachstum von Sternbabies signalisieren.
18.09.2023
Optik | Quantenphysik
Ein linearer Weg zu effizienten Quantentechnologien
Forschende haben gezeigt, dass eine Schlüsselkomponente für viele Verfahren der Quanteninformatik und der Quantenkommunikation mit einer Effizienz ausgeführt werden kann, die jenseits der üblicherweise angenommenen oberen theoretischen Grenze liegt.
17.01.1900
Thermodynamik
Effizientes Training für künstliche Intelligenz
Neuartige physik-basierte selbstlernende Maschinen könnten heutige künstliche neuronale Netze ersetzen und damit Energie sparen.
16.01.1900
Quantencomputer
Daten quantensicher verschlüsseln
Aufgrund ihrer speziellen Funktionsweise wird es für Quantencomputer möglich sein, die derzeit verwendeten Verschlüsselungsmethoden zu knacken, doch ein Wettbewerb der US-Bundesbehörde NIST soll das ändern.
15.01.1900
Teilchenphysik
Schwer fassbaren Neutrinos auf der Spur
Wichtiger Meilenstein im Experiment „Project 8“ zur Messung der Neutrinomasse erreicht.
17.09.2023
Schwarze Löcher
Neues zu supermassereichen binären Schwarzen Löchern in aktiven galaktischen Kernen
Ein internationales Team unter der Leitung von Silke Britzen vom MPI für Radioastronomie in Bonn hat Blazare untersucht, dabei handelt es sich um akkretierende supermassereiche schwarze Löcher in den Zentren von Galaxien.
14.09.2023
Sterne | Teleskope | Astrophysik
ESO-Teleskope helfen bei der Lösung eines Pulsar-Rätsels
Durch eine bemerkenswerte Beobachtungsreihe, an der zwölf Teleskope sowohl am Erdboden als auch im Weltraum beteiligt waren, darunter drei Standorte der Europäischen Südsternwarte (ESO), haben Astronom*innen das seltsame Verhalten eines Pulsars entschlüsselt, eines sich extrem schnell drehenden toten Sterns.
30.08.2023
Quantenphysik
Verschränkung macht Quantensensoren empfindlicher
Quantenphysik hat die Entwicklung von Sensoren ermöglicht, die die Präzision herkömmlicher Instrumente weit übertreffen.
30.08.2023
Atomphysik | Teilchenphysik
Ein einzelnes Ion als Thermometer
Messungen mit neuem Verfahren zur Bestimmung der Frequenzverschiebung durch thermische Strahlung an der PTB unterstützen eine mögliche Neudefinition der Sekunde durch optische Uhren.