Das European Data Relay Satellite System (EDRS) ist ein System von geostationären Kommunikationssatelliten, die eine kontinuierliche Datenübertragung zwischen Satelliten und UAVs und Bodenstationen ermöglichen sollen.
Das System soll Vollzeitkommunikation auch mit Satelliten in erdnaher Umlaufbahn ermöglichen, die oft nur eine sehr reduzierte Sichtbarkeit von Bodenstationen aus haben. Es wird Daten am richtigen Ort und zur richtigen Zeit verfügbar machen und damit zum Beispiel Rettungskräfte mit Nahe-Echtzeit-Satellitendaten und Informationen der Krisenregion versorgen, in der sie tätig sind.
Das System wird im Rahmen des ARTES-7-Programm entwickelt und soll den Artemis-Satelliten ersetzen.[1] Es soll entwickelt werden, um zeitliche Verzögerungen bei der Übertragung großer Mengen von Daten zu verringern.
Das Programm ähnelt dem amerikanischen Tracking-and-Data-Relay-Satellite-System, das zur Kommunikation mit den Space Shuttles diente. EDRS wird aber eine neue Generation LCT-Technologie der Firma Tesat-Spacecom verwenden. Das LCT ist so konzipiert, dass 1,8 Gbit/s über Entfernungen von 45.000 km – was der Entfernung einer LEO-GEO-Verbindung entspricht – übertragen werden können. Ein solches Terminal wurde bereits erfolgreich bei der In-Orbit-Verifikation zwischen dem deutschen Radarsatelliten TerraSAR-X und dem amerikanischen Satelliten NFIRE getestet.[2] Ein LCT ist an Bord des kommerziellen Telekommunikationssatelliten Alphasat, um weitere System- und Betriebsdemonstrationen durchführen zu können.[3]
Die EDRS-Infrastruktur wird aus zwei geostationären Nutzlasten (zwei weitere Nutzlasten sind bereits in Planung), einem Bodensegment bestehend aus einem Satellitenkontrollzentrum, einem Mission & Operations Center, einer Feeder-Link-Bodenstation (FLGS) und Bodenstationen zum Datenempfang bestehen.
Die erste EDRS-Nutzlast (EDRS-A), ein Laser Communication Terminal und ein Ka-Band-Satelliten-Link, wurde am 27. Januar 2016 an Bord des Telekommunikationssatelliten Eutelsat 9B mit einer Proton M gestartet und auf 9° Ost positioniert.
Der zweite Satellit, EDRS-C, wird im Unterschied zu EDRS-A als eigener Satellit ausgeführt. Er soll mit einer Ariane 5 im Jahr 2018[veraltet][4] gestartet und auf 31° Ost positioniert werden.[5]
Diese beiden Bestandteile des Weltraumsegmentes bilden die Grundinfrastruktur im All und ermöglichen eine direkte Abdeckung für LEO-Satelliten über Europa, dem Mittleren Osten, Afrika, Amerika, Asien und den Polen.
Ein dritter Satellit, EDRS-D, soll 2020 oder 2021[veraltet] über Asien oder dem Pazifik stationiert werden. Damit wird mit Ausnahme einiger Lücken über Nordamerika und dem Nordpazifik die ganze Erde abgedeckt.[6]
Das Bodensegment von EDRS besteht aus drei Bodenstationen in Weilheim (Deutschland), Redu (Belgien) und Harwell (Großbritannien). Das zentrale Mission Operations Centre wird in Ottobrunn sein, während ein Backup in Redu installiert werden soll. [7]
Betrieben werden sowohl die EDRS-A-Nutzlast als auch der EDRS-C-Satellit durch das Deutsche Raumfahrt-Kontrollzentrum (GSOC) des DLR in Oberpfaffenhofen bei München.[8]
Die ersten EDRS-Nutzer werden die Sentinel-1- und -2-Satelliten des GMES-Programms sein. Die Sentinel-Satelliten liefern Daten für die operative Bereitstellung von Geoinformationenprodukten und -diensten in ganz Europa und weltweit. Die EDRS-Datenübertragungsdienste für die Sentinel-Satelliten ermöglichen einen schnellen Downlink großer Datenmengen. Umfangreiche weitere Kapazitäten auf dem System werden für weitere Nutzer verfügbar sein.
Eine Reihe wichtiger Anwendungen werden von EDRS profitieren:
Anfang Juni 2017 übertrug das System zum ersten Mal ein hochauflösendes Bild von Sentinel-2B zur Erde.[9]
EDRS wird als öffentlich-private Partnerschaft (PPP) zwischen der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und Airbus Defence and Space betrieben. Die ESA finanziert die Entwicklung der Infrastruktur und ist der Hauptkunde durch die Sentinel-Satelliten-Missionen. Airbus Defence and Space trägt die Gesamtverantwortung für die Umsetzung des Weltraumsegmentes einschließlich der Satellitenstarts und die Implementierung des Bodensegments. Airbus Defence and Space wird dann Eigentümer des EDRS-Systems und wird die Datenübertragungsdienste für die ESA und Kunden weltweit bereitstellen.