Wilhelm Müller (Physiker): Unterschied zwischen den Versionen

Wilhelm Müller (Physiker): Unterschied zwischen den Versionen

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(Schulbesuch laut Dissertation "Die rationale Kurve fünfter Ordnung im fünf-, vier-, drei- und zweidimensionalen Raum", 1910 (http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN302498346))
 
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== Leben ==
== Leben ==
Wilhelm Müller wurde in Hamburg als Sohn eines Kaufmanns geboren. Er legte sein Abitur an der Oberrealschule vor dem Holstentor im Jahre 1902 ab. Danach studierte er an mehreren Universitäten. 1910 legte er an der [[Universität Leipzig]] das [[Rigorosum]] in den Fächern Mathematik, Physik und Philosophie mit der Note ''sehr gut'' ab, und [[Promotion (Doktor)|promovierte]] im Januar 1911. Das Thema seiner [[Dissertation]] lautete „''Die rationale Kurve fünfter Ordnung im fünf-, vier-, drei- und zweidimensionalen Raum''“.
Wilhelm Müller wurde in Hamburg als Sohn eines Kaufmanns geboren. Er besuchte zunächst die Oberrealschule vor dem Holstentor in Hamburg und anschließend bis zum Abitur 1902 die Oberrealschule Eßlingen in Württemberg. Danach studierte er an mehreren Universitäten. 1910 legte er an der [[Universität Leipzig]] das [[Rigorosum]] in den Fächern Mathematik, Physik und Philosophie mit der Note ''sehr gut'' ab, und [[Promotion (Doktor)|promovierte]] im Januar 1911. Das Thema seiner [[Dissertation]] lautete „''Die rationale Kurve fünfter Ordnung im fünf-, vier-, drei- und zweidimensionalen Raum''“.


Müller [[Habilitation|habilitierte]] sich an der [[Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover|TH Hannover]], wo er 1921 [[Privatdozent]] wurde und später eine außerordentliche Professur bekam.
Müller [[Habilitation|habilitierte]] sich an der [[Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover|TH Hannover]], wo er 1921 [[Privatdozent]] wurde und später eine außerordentliche Professur bekam.
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Im Jahre 1928 wurde Wilhelm Müller als ordentlicher Professor an die [[Prag]]er [[Karl-Ferdinands-Universität]] berufen.
Im Jahre 1928 wurde Wilhelm Müller als ordentlicher Professor an die [[Prag]]er [[Karl-Ferdinands-Universität]] berufen.


Zum 1. Mai 1933 trat Müller der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] bei; 1936 erfolgte der Beitritt zur [[Sturmabteilung|SA]].<ref>Ulrich Kalkmann: ''Die Technische Hochschule Aachen im Dritten Reich (1933-1945)''. Verlag Mainz, Aachen 2003, S. 330, FN. 3.</ref>
Zum [[Tag der nationalen Arbeit|1. Mai 1933]] trat Müller der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] bei; 1936 erfolgte der Beitritt zur [[Sturmabteilung|SA]].<ref>Ulrich Kalkmann: ''Die Technische Hochschule Aachen im Dritten Reich (1933-1945)''. Verlag Mainz, Aachen 2003, S. 330, FN. 3.</ref>


1934 wurde Müller [[Institut für Allgemeine Mechanik Aachen|Lehrstuhlinhaber für Mechanik]] an der [[RWTH Aachen|RWTH Aachen]] und erhielt schließlich 1939 den Lehrstuhl für Theoretische Physik an der [[Ludwig-Maximilians-Universität München|Universität München]] als Nachfolger von Arnold Sommerfeld. 1945 wurde er entlassen.
1934 wurde Müller [[Institut für Allgemeine Mechanik Aachen|Lehrstuhlinhaber für Mechanik]] an der [[RWTH Aachen]] und erhielt schließlich 1939 den Lehrstuhl für Theoretische Physik an der [[Ludwig-Maximilians-Universität München|Universität München]] als Nachfolger von Arnold Sommerfeld. 1945 wurde er entlassen.


== Siehe auch ==
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== Werke ==
== Werke ==
* 1911 - ''Die rationale Kurve fünfter Ordnung im fünf-, vier-, drei- und zweidimensionalen Raum''; Dissertation, Universität Leipzig, Rohn, Hölder
* 1911 ''Die rationale Kurve fünfter Ordnung im fünf-, vier-, drei- und zweidimensionalen Raum''; Dissertation, Universität Leipzig, Rohn, Hölder
* 1920 - ''Die Welt als Schuld und Gleichnis'' (rezensiert von [[Siegfried Kracauer]] in: Frankfurter Zeitung vom 6. Juli 1921; Literaturblatt Nr. 14)
* 1920 ''Die Welt als Schuld und Gleichnis'' (rezensiert von [[Siegfried Kracauer]] in: Frankfurter Zeitung vom 6. Juli 1921; Literaturblatt Nr. 14)
* 1921/22 - ''Zur Theorie der zyklischen Strömung um Flügelprofile'', Habilitation
* 1921/22 ''Zur Theorie der zyklischen Strömung um Flügelprofile'', Habilitation
* 1922 - ''Vom Sinn der Keuschheit''
* 1922 ''Vom Sinn der Keuschheit''
* 1925 - ''Dynamik'' (1952)
* 1925 ''Dynamik'' (1952)
* 1925 - ''Vom ewigen Gral''
* 1925 ''Vom ewigen Gral''
* 1928 - ''Mathematische Strömungslehre''
* 1928 ''Mathematische Strömungslehre''
* 1932 - ''Einführung in die Theorie der zähen Flüssigkeiten''
* 1932 ''Einführung in die Theorie der zähen Flüssigkeiten''
* 1933 - ''Judentum und Führertum''
* 1933 ''Judentum und Führertum''
* 1936 - ''Einführung in die Mechanik des Fluges'' (1942, 1953, 1958)
* 1936 ''Einführung in die Mechanik des Fluges'' (1936, 1942, 1953, 1958)
* 1936 - ''Judentum und Wissenschaft''
* 1936 ''Judentum und Wissenschaft''
* 1941 - mit [[Johannes Stark]]: ''Jüdische und deutsche Physik. Vorträge an der Universität München'', 1941
* 1941 mit [[Johannes Stark]]: ''Jüdische und deutsche Physik. Vorträge an der Universität München'', 1941
* 1944 - ''Kampf in der Physik''
* 1944 ''Kampf in der Physik''
* 1959 - ''Theorie der elastischen Verformung''
* 1959 ''Theorie der elastischen Verformung''


== Literatur ==
== Literatur ==

Aktuelle Version vom 13. Februar 2022, 18:11 Uhr

Wilhelm Carl Gottlieb Müller (* 25. September 1880 in Hamburg; † 15. Juni 1968 in Augsburg) war ein deutscher Physiker, Mathematiker und Philosoph. Er war Nachfolger von Arnold Sommerfeld auf dem Lehrstuhl für Theoretische Physik an der Universität München.

Die Besetzung dieser mehrere Jahre vakanten Professur stand im Zentrum der Auseinandersetzungen zwischen der etablierten modernen Physik und den ideologischen „Deutschen Physikern“, und ging als Pyrrhussieg der Deutschen Physik in die Wissenschaftsgeschichte ein.

Der Aerodynamiker Wilhelm Müller war bis dahin nicht als theoretischer Physiker hervorgetreten, gehörte als Vertreter der Deutschen Physik zum Kreis um Hugo Dingler, und wurde von Sommerfeld selbst, welcher Heisenberg favorisierte, als der „denkbar schlechteste Nachfolger“ bezeichnet, genoss jedoch die Unterstützung der NS-Machthaber.

Müller veröffentlichte auch unter dem Namen Wilhelm Müller-Walbaum.

Leben

Wilhelm Müller wurde in Hamburg als Sohn eines Kaufmanns geboren. Er besuchte zunächst die Oberrealschule vor dem Holstentor in Hamburg und anschließend bis zum Abitur 1902 die Oberrealschule Eßlingen in Württemberg. Danach studierte er an mehreren Universitäten. 1910 legte er an der Universität Leipzig das Rigorosum in den Fächern Mathematik, Physik und Philosophie mit der Note sehr gut ab, und promovierte im Januar 1911. Das Thema seiner Dissertation lautete „Die rationale Kurve fünfter Ordnung im fünf-, vier-, drei- und zweidimensionalen Raum“.

Müller habilitierte sich an der TH Hannover, wo er 1921 Privatdozent wurde und später eine außerordentliche Professur bekam.

Im Jahre 1928 wurde Wilhelm Müller als ordentlicher Professor an die Prager Karl-Ferdinands-Universität berufen.

Zum 1. Mai 1933 trat Müller der NSDAP bei; 1936 erfolgte der Beitritt zur SA.[1]

1934 wurde Müller Lehrstuhlinhaber für Mechanik an der RWTH Aachen und erhielt schließlich 1939 den Lehrstuhl für Theoretische Physik an der Universität München als Nachfolger von Arnold Sommerfeld. 1945 wurde er entlassen.

Siehe auch

Werke

  • 1911 – Die rationale Kurve fünfter Ordnung im fünf-, vier-, drei- und zweidimensionalen Raum; Dissertation, Universität Leipzig, Rohn, Hölder
  • 1920 – Die Welt als Schuld und Gleichnis (rezensiert von Siegfried Kracauer in: Frankfurter Zeitung vom 6. Juli 1921; Literaturblatt Nr. 14)
  • 1921/22 – Zur Theorie der zyklischen Strömung um Flügelprofile, Habilitation
  • 1922 – Vom Sinn der Keuschheit
  • 1925 – Dynamik (1952)
  • 1925 – Vom ewigen Gral
  • 1928 – Mathematische Strömungslehre
  • 1932 – Einführung in die Theorie der zähen Flüssigkeiten
  • 1933 – Judentum und Führertum
  • 1936 – Einführung in die Mechanik des Fluges (1936, 1942, 1953, 1958)
  • 1936 – Judentum und Wissenschaft
  • 1941 – mit Johannes Stark: Jüdische und deutsche Physik. Vorträge an der Universität München, 1941
  • 1944 – Kampf in der Physik
  • 1959 – Theorie der elastischen Verformung

Literatur

  • Freddy Litten: Mechanik und Antisemitismus : Wilhelm Müller (1880 - 1968). Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, München 2000, ISBN 3-89241-035-6.

Einzelnachweise

  1. Ulrich Kalkmann: Die Technische Hochschule Aachen im Dritten Reich (1933-1945). Verlag Mainz, Aachen 2003, S. 330, FN. 3.

Weblinks

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