Walter Selke: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Walter Selke''' (* [[11. Mai]] [[1947]] in [[Hannover]]) ist ein deutscher [[Physiker]].
'''Walter Selke''' (* [[11. Mai]] [[1947]] in [[Hannover]]) ist ein deutscher [[Physiker]].


== Wirken ==
== Leben ==
Nach dem Abitur an der [[Leibnizschule (Hannover)|Leibnizschule in Hannover]] und dem [[Master of Science]] in [[Physik]] am
Nach dem Abitur an der [[Leibnizschule (Hannover)|Leibnizschule in Hannover]] und dem [[Master of Science]] in [[Physik]] am [[Georgia Institute of Technology]] erlangte Walter Selke 1972 zunächst sein Diplom und Anfang 1975 bei [[Hans-Jürgen Mikeska]] an der [[Universität Hannover]] seinen Doktorgrad (Dissertation: ''Theorie der Dynamik gitteranisotroper Heisenbergmagnete am Phasenübergang''). Es folgten [[Postdoc]]-Positionen an der [[Universität Saarbrücken]], der [[Cornell-Universität]] und der [[Boston University]]. 1980 erlangte Selke an der Universität Saarbrücken die [[Habilitation]] für [[Theoretische Physik]]. 1981 wurde er Inhaber einer selbstständigen und unbefristeten Forschungsstelle am Institut für Festkörperforschung (IFF) des [[Forschungszentrum Jülich|Forschungszentrums Jülich]]. Eine ähnliche Position hatte er 1985/1986 am [[IBM-Forschungslabor Rüschlikon|Forschungszentrum der IBM in Rüschlikon]] bei Zürich inne. 1982 erfolgte die [[Umhabilitation]] an die [[Universität zu Köln]], an der er zuerst als Privatdozent und dann als [[außerplanmäßiger Professor]] lehrte. Seit 1996 ist er Universitätsprofessor für Theoretische Physik an der [[RWTH Aachen]] und seit 2008 Mitglied der ''[[Jülich Aachen Research Alliance]]'' (JARA). 2012 trat er seinen Ruhestand an.
[[Georgia Institute of Technology]] erlangte er anschließend an das Diplom, 1972,
seinen Doktorgrad, Anfang 1975, bei [[Hans-Jürgen Mikeska]] an der [[Universität Hannover]]. Es folgten [[Postdoc]]-Positionen an der [[Universität Saarbrücken]], der [[Cornell-Universität]] und der [[Boston University]]. 1981 wurde er Inhaber einer selbstständigen und unbefristeten Forschungsstelle am Institut für Festkörperforschung (IFF) des [[Forschungszentrum Jülich|Forschungszentrums Jülich]]. Eine ähnliche Position hatte er 1985/1986 am [[IBM-Forschungslabor Rüschlikon|Forschungszentrum der IBM in Rüschlikon]] bei Zürich inne. 1982 erfolgte die [[Umhabilitation]] an die [[Universität zu Köln]], an der er zuerst als Privatdozent
und dann als [[außerplanmäßiger Professor]] lehrte. Seit 1996 ist er Professor für [[Theoretische Physik]] an der [[RWTH Aachen]] und seit 2008 Mitglied der ''[[Jülich Aachen Research Alliance]]'' (JARA). 2012 trat er seinen Ruhestand an.


Sein Hauptarbeitsgebiet ist die [[Statistische Physik]], mit besonderer Berücksichtigung des [[Magnetismus]] und der [[Oberflächenphysik]]. Er ist besonders bekannt für seine Arbeiten über [[Inkommensurabilität (Physik)|kommensurable und inkommensurable]] räumlich modulierte Überstrukturen (insbesondere [[ANNNI-Modell]]e) im [[Festkörperphysik|Festkörper]], mit Anwendungen  bei magnetischen, ferroelektrischen, Legierungs- und Adsorbat-Systemen.
Sein Hauptarbeitsgebiet ist die [[Statistische Physik]], mit besonderer Berücksichtigung des [[Magnetismus]] und der [[Oberflächenphysik]]. Er ist besonders bekannt für seine Arbeiten über [[Inkommensurabilität (Physik)|kommensurable und inkommensurable]] räumlich modulierte Überstrukturen (insbesondere [[ANNNI-Modell]]e) im [[Festkörperphysik|Festkörper]], mit Anwendungen  bei magnetischen, ferroelektrischen, Legierungs- und Adsorbat-Systemen.
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Walter Selke hat etwa 150 Veröffentlichungen publiziert, darunter mehrere Übersichtsartikel. Zu seinen Koautoren zählen u. a. [[Kurt Binder]], [[Michael E. Fisher]] und [[Waleri Leonidowitsch Pokrowski]]. Er hat zahlreiche Konferenzen (mit)organisiert, insbesondere eine von ihm initiierte Reihe von Treffen mit Physikern vom [[Landau-Institut für Theoretische Physik]], die 1988 begann und 1997 endete.
Walter Selke hat etwa 150 Veröffentlichungen publiziert, darunter mehrere Übersichtsartikel. Zu seinen Koautoren zählen u. a. [[Kurt Binder]], [[Michael E. Fisher]] und [[Waleri Leonidowitsch Pokrowski]]. Er hat zahlreiche Konferenzen (mit)organisiert, insbesondere eine von ihm initiierte Reihe von Treffen mit Physikern vom [[Landau-Institut für Theoretische Physik]], die 1988 begann und 1997 endete.


2008 wurde er von der [[American Physical Society]] zum  „Outstanding Referee“ ernannt. 2009 war er [[Gastprofessor]] an der [[University of New South Wales]] in Sydney.
2008 wurde Selke von der [[American Physical Society]] zum  „Outstanding Referee“ ernannt.<ref>[https://journals.aps.org/OutstandingReferees Outstanding APS referees]. Abgerufen am 20. Oktober 2010</ref> 2009 war er [[Gastprofessor]] an der [[University of New South Wales]] in Sydney.
 
Nach seiner Pensionierung beschäftigte sich Selke u.&nbsp;a. mit der Geschichte seiner Heimatstadt Hannover. Zum Beispiel konnte er dabei mit Unterstützung des im [[Stadtarchiv Hannover]] tätigen Historikers Christian Heppner das zuvor oftmals falsch verortete Geburtshaus des Künstlers [[Kurt Schwitters]] durch die heutige Adresse, ''[[Rumannstraße]] 8'', korrigieren<ref>Conrad von Meding: [https://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Falsches-Gebaeude-Kurt-Schwitters-Geburtshaus-in-Hannover-liegt-woanders ''Aus der Stadt / Bislang von falschem Gebäude ausgegangen / Schwitters` Geburtshaus liegt woanders ...''], illustrierter Artikel auf der Seite der ''[[Hannoversche Allgemeine Zeitung|Hannoverschen Allgemeinen Zeitung]]'' vom 27. Mai 2016, zuletzt abgerufen am 20. Oktober 2018</ref><ref>Walter Selke, Christian Heppner: ''Das Geburtshaus von Kurt Schwitters in Hannover'', in: ''[[Hannoversche Geschichtsblätter]]'', Neue Folge Bd. 70 (2016), S. 66–71</ref>. Ihre Recherchen galten auch dem Biochemiker und [[Nobelpreis]]träger [[Otto Meyerhof]] und dem Schriftsteller [[Frank Wedekind]]. Selke setzte sich, bei der Stadt Hannover, erfolgreich ein für  Stadttafeln an den Geburtshäusern von Otto Meyerhof<ref>Bernd Sperlich [https://www.myheimat.de/hannover-mitte/kultur/gebuertiger-hannoveraner-wird-nobelpreistraeger-d2877244.html/action/recommend/1/ Gebürtiger Hannoveraner wird Nobelpreisträger]</ref> und von Kurt Schwitters<ref>[[Simon Benne]]: ''Stadttafel erinnert an Kurt Schwitters. Ehrung vor dem Geburtshaus in der Rumannstraße.'', in: ''Hannoversche Allgemeine Zeitung. Stadt-Anzeiger Ost'' vom 11. November 2021, S. 1 und  3</ref><ref> Information der Stadt Hannover: [https://www.hannover.de/Service/Presse-Medien/Landeshauptstadt-Hannover/Aktuelle-Meldungen-und-Veranstaltungen/Stadttafel-f%C3%BCr-Kurt-Schwitters-enth%C3%BCllt ''Enthüllung der Stadttafel für Kurt Schwitters'']</ref>.


== Schriften (Auswahl) ==
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* Walter Selke: ''The ANNNI model.'' In: ''Physics Reports'' 170, 1988, S. 213–264, {{DOI|10.1016/0370-1573(88)90140-8}}.
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== Weblinks ==
* [https://www.statphys.rwth-aachen.de/cms/Statphys/Forschung/Emeriti/~onsm/Prof-Selke/ Walter Selke auf der Webpage der RWTH Aachen]


* W.Selke, ''Spatially modulated structures in systems with competing interactions''.In: ''Phase transitions and critical phenomena'', Hrsg. [[Cyril Domb|C.Domb]] and [[Joel Lebowitz|J.L. Lebowitz]], vol. 15, p.1-72 (1992) ISBN 0122203151
== Einzelnachweise ==
<references />
==Weblinks==
* [http://www.statphys.rwth-aachen.de/cms/Statphys/Forschung/Emeriti/~onsm/Prof-Selke/ Walter Selke auf der Webpage der RWTH Aachen]
* [http://publish.aps.org/OutstandingReferees Outstanding APS referees]


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Aktuelle Version vom 29. November 2021, 07:15 Uhr

Walter Selke (* 11. Mai 1947 in Hannover) ist ein deutscher Physiker.

Leben

Nach dem Abitur an der Leibnizschule in Hannover und dem Master of Science in Physik am Georgia Institute of Technology erlangte Walter Selke 1972 zunächst sein Diplom und Anfang 1975 bei Hans-Jürgen Mikeska an der Universität Hannover seinen Doktorgrad (Dissertation: Theorie der Dynamik gitteranisotroper Heisenbergmagnete am Phasenübergang). Es folgten Postdoc-Positionen an der Universität Saarbrücken, der Cornell-Universität und der Boston University. 1980 erlangte Selke an der Universität Saarbrücken die Habilitation für Theoretische Physik. 1981 wurde er Inhaber einer selbstständigen und unbefristeten Forschungsstelle am Institut für Festkörperforschung (IFF) des Forschungszentrums Jülich. Eine ähnliche Position hatte er 1985/1986 am Forschungszentrum der IBM in Rüschlikon bei Zürich inne. 1982 erfolgte die Umhabilitation an die Universität zu Köln, an der er zuerst als Privatdozent und dann als außerplanmäßiger Professor lehrte. Seit 1996 ist er Universitätsprofessor für Theoretische Physik an der RWTH Aachen und seit 2008 Mitglied der Jülich Aachen Research Alliance (JARA). 2012 trat er seinen Ruhestand an.

Sein Hauptarbeitsgebiet ist die Statistische Physik, mit besonderer Berücksichtigung des Magnetismus und der Oberflächenphysik. Er ist besonders bekannt für seine Arbeiten über kommensurable und inkommensurable räumlich modulierte Überstrukturen (insbesondere ANNNI-Modelle) im Festkörper, mit Anwendungen bei magnetischen, ferroelektrischen, Legierungs- und Adsorbat-Systemen.

Walter Selke hat etwa 150 Veröffentlichungen publiziert, darunter mehrere Übersichtsartikel. Zu seinen Koautoren zählen u. a. Kurt Binder, Michael E. Fisher und Waleri Leonidowitsch Pokrowski. Er hat zahlreiche Konferenzen (mit)organisiert, insbesondere eine von ihm initiierte Reihe von Treffen mit Physikern vom Landau-Institut für Theoretische Physik, die 1988 begann und 1997 endete.

2008 wurde Selke von der American Physical Society zum „Outstanding Referee“ ernannt.[1] 2009 war er Gastprofessor an der University of New South Wales in Sydney.

Nach seiner Pensionierung beschäftigte sich Selke u. a. mit der Geschichte seiner Heimatstadt Hannover. Zum Beispiel konnte er dabei mit Unterstützung des im Stadtarchiv Hannover tätigen Historikers Christian Heppner das zuvor oftmals falsch verortete Geburtshaus des Künstlers Kurt Schwitters durch die heutige Adresse, Rumannstraße 8, korrigieren[2][3]. Ihre Recherchen galten auch dem Biochemiker und Nobelpreisträger Otto Meyerhof und dem Schriftsteller Frank Wedekind. Selke setzte sich, bei der Stadt Hannover, erfolgreich ein für Stadttafeln an den Geburtshäusern von Otto Meyerhof[4] und von Kurt Schwitters[5][6].

Schriften (Auswahl)

  • M.E. Fisher, W. Selke: Infinitely many commensurate phases in a simple Ising model. In: Phys. Rev. Lett. 44. Jahrgang, 1980, S. 1502–1505, doi:10.1103/PhysRevLett.44.1502.
  • Walter Selke: The ANNNI model. In: Physics Reports 170, 1988, S. 213–264, doi:10.1016/0370-1573(88)90140-8.
  • J. S. Wang, W. Selke, V. S. Dotsenko, V. B. Andreichenko: The critical behavior of the 2-dimensional dilute Ising magnet. In: Physica A164, 1990, S. 221–239, doi:10.1016/0378-4371(90)90196-Y.
  • W. Selke: Spatially modulated structures in systems with competing interactions. In: Phase transitions and critical phenomena, Hrsg. C.Domb and J.L. Lebowitz, vol. 15, p.1-72 (1992) ISBN 0122203151

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Outstanding APS referees. Abgerufen am 20. Oktober 2010
  2. Conrad von Meding: Aus der Stadt / Bislang von falschem Gebäude ausgegangen / Schwitters` Geburtshaus liegt woanders ..., illustrierter Artikel auf der Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 27. Mai 2016, zuletzt abgerufen am 20. Oktober 2018
  3. Walter Selke, Christian Heppner: Das Geburtshaus von Kurt Schwitters in Hannover, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge Bd. 70 (2016), S. 66–71
  4. Bernd Sperlich Gebürtiger Hannoveraner wird Nobelpreisträger
  5. Simon Benne: Stadttafel erinnert an Kurt Schwitters. Ehrung vor dem Geburtshaus in der Rumannstraße., in: Hannoversche Allgemeine Zeitung. Stadt-Anzeiger Ost vom 11. November 2021, S. 1 und 3
  6. Information der Stadt Hannover: Enthüllung der Stadttafel für Kurt Schwitters

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