Verschiebearbeit: Unterschied zwischen den Versionen

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In der [[Thermodynamik]] bezeichnet '''Verschiebearbeit''' das Produkt aus Druck <math>\textstyle p</math> und Volumen <math>\textstyle V</math> eines Stoffes. Sie hat die Dimension einer [[Energie]] und ist als Produkt zweier [[Zustandsgröße]]n selbst eine Zustandsgröße, obgleich sie als [[Arbeit (Physik)|-arbeit]] den Namen einer Prozessgröße trägt. Sie ist die Differenz von [[innere Energie|innerer Energie]] und [[Enthalpie]] eines thermodynamischen Systems.<ref name="Pischinger"> Pischinger, R., Klell, M., Sams, T.: ''Thermodynamik der Verbrennungskraftmaschine'', Springer-Verlag, 2009, ISBN 3211992774, Kap.&#8239;1.2, S.&#8239;3.</ref> Sie hat die Größe der Arbeit, die an einem System mit Druck <math>\textstyle p</math> verrichtet wird, wenn die betrachtete Stoffmenge mit Volumen <math>\textstyle V</math> über die Systemgrenze dort hineingeschoben wird.<ref name="Doering">Doering, E., Schedwill, H., Dehle, M.: ''Grundlagen der Technischen Thermodynamik.'' Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden 2008.</ref>
In der [[Thermodynamik]] bezeichnet '''Verschiebearbeit''' das Produkt aus Druck <math>\textstyle p</math> und Volumen <math>\textstyle V</math> einer Stoffmenge. Sie hat die [[Dimension (Größensystem)|Dimension]] einer [[Energie]] und ist als Produkt zweier [[Zustandsgröße]]n selbst eine Zustandsgröße, obgleich sie als [[Arbeit (Physik)|-arbeit]] den Namen einer Prozessgröße trägt. Sie ist die Differenz von [[Enthalpie]] und [[Innere Energie|innerer Energie]] eines [[Thermodynamisches System|thermodynamischen Systems]].<ref name="Pischinger">R. Pischinger, M. Klell, T. Sams: ''Thermodynamik der Verbrennungskraftmaschine.'' Springer-Verlag, 2009, ISBN 978-3-211-99277-7, Kap.&#8239;1.2, S.&#8239;3.</ref>  


== Definition ==
In der technischen Thermodynamik ist sie nützlich bei der Beschreibung [[Thermodynamisches_System#Offenes_System|offener Systeme]], die von einem Stoffstrom durchflossen werden, z.&nbsp;B. [[Verdichter]]. Dort entspricht die Differenz der Verschiebearbeiten vor und hinter dem System der Arbeit, die aufgewendet werden muss, um die Stoffmenge durch das System zu transportieren.<ref name="Doering">E. Doering, H. Schedwill, M. Dehle: ''Grundlagen der Technischen Thermodynamik.'' Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-8351-0149-4, {{Google Buch | BuchID=YDYeDQAAQBAJ | Seite=16 | Hervorhebung=Verschiebearbeit}}</ref>
Die Bezeichnung Verschiebearbeit rührt daher, dass der Term <math \textstyle>p V</math> der Arbeit entspricht, die an einem System verrichtet werden muss, wenn eine Stoffmenge aus einem Reservoir heraus mit konstantem Druck in das System hinein verschoben wird, ohne dass dabei eine mehr als infinitesimal kleine Druckdifferenz ausgenutzt wird, wie z.&nbsp;B. bei einer offenen Kolbenpumpe. Diese Arbeit verschiebt Energie aus dem Reservoir in das System. Hier gilt:


== Anwendung ==
Man betrachte ein [[Fluid]]<nowiki/>volumen <math>\textstyle V_\mathrm{vor}</math>, das sich in der Zuleitung (mit der Querschnittsfläche <math>\textstyle A_\mathrm{ein}</math>) eines offenen, durchströmten Systems befindet und dort die Zuleitungslänge <math>\textstyle s_\mathrm{vor} =  V_\mathrm{vor} / A_\mathrm{ein}</math> einnimmt. An dieser Stelle der Zuleitung herrsche der Druck <math>\textstyle p_\mathrm{vor}</math>. Läuft der Strömungsvorgang [[Quasistatischer Prozess|quasistationär]] ab, dann sind die Kräfte an der Grenzfläche zwischen dem betrachteten Volumen und dem nachfolgenden Volumen ausgeglichen und das Folgevolumen übt auf das betrachtete Volumen die Kraft <math>\textstyle F_\mathrm{ein} = p_\mathrm{vor} \, A_\mathrm{ein}</math> aus. Sobald das betrachtete Volumen um seine eigene Länge <math>\textstyle s_\mathrm{vor}</math> verschoben wurde, hat das Folgevolumen die Arbeit
:<math>
:<math>
W = F \cdot s = (p \cdot A) \cdot s = p \cdot (A \cdot s) = p \cdot V
W_\mathrm{ein} = F_\mathrm{ein} s_\mathrm{vor} = (p_\mathrm{vor} A_\mathrm{ein}) s_\mathrm{vor} = p_\mathrm{vor} (A_\mathrm{ein} s_\mathrm{vor}) = p_\mathrm{vor} V_\mathrm{vor}
</math>
</math>
am System aufgewendet.


== Anwendung ==
Entsprechend wendet das System an seiner Austrittsfläche die Arbeit
In zweiseitig offenen und durchströmten Komponenten, wie z.&nbsp;B. [[Verdichter]]n, spielt die Differenz der Verschiebearbeiten vor und hinter der Komponente eine wichtige Rolle, weil sie die mechanische Arbeit widerspiegelt, die vom System verrichtet bzw. absorbiert werden muss, um ein Fluid bei gegebenen Randbedingungen durch das System zu transportieren. Da diese Differenz nur vom Zustand vor und hinter, aber nicht innerhalb der Komponente abhängt, lässt sich der Stofftransport und insbesondere die dafür notwendige bzw. dabei freigesetzte Energie unabhängig von den Vorgängen im Inneren der Komponente betrachten.
:<math>
:<math>
W = p_\text{nach} \cdot V_\text{nach} - p_\text{vor} \cdot V_\text{vor}
W_\mathrm{aus} = p_\mathrm{nach} V_\mathrm{nach}
</math>
</math>
auf, um die Stoffmenge aus dem System zu transportieren.
Die Differenz der beiden Arbeiten <math>W_\mathrm{ein}-W_\mathrm{aus} = p_\mathrm{vor} V_\mathrm{vor} - p_\mathrm{nach} V_\mathrm{nach}</math> ist somit die Arbeit, die notwendig ist, um die Stoffmenge durch das System zu transportieren.


== Erläuterungen zum Begriff Verschiebearbeit ==
== Zusammenhang mit Prozessgrößen ==
In der Thermodynamik ist die Verschiebearbeit nicht zu verwechseln mit anderen Formen der Arbeit wie Volumenänderungsarbeit <math>W_v</math> oder [[Technische Arbeit|technische Arbeit]] <math>W_t</math> (Wellenarbeit ist eine Form technischer Arbeit<ref name="Dittmann">Dittmann, A., Fischer, S., Huhn, J., Klinger, J.: ''Repetitorium der Technischen Thermodynamik'' Teubner Verlag, Wiesbaden 1995.</ref>). Die Unterschiede werden deutlich mit dem [[totales Differential|totalen Differential]] von <math>W=p\,V</math>. Es gilt:
Die Änderung der Verschiebearbeit hängt zusammen mit [[Prozessgröße]]n wie der [[Volumenänderungsarbeit]] <math>W_\mathrm{v}</math> oder der [[technische Arbeit|technischen Arbeit]] <math>W_\mathrm{t}</math> (z.&nbsp;B. Wellenarbeit).<ref name="Dittmann">A. Dittmann, S. Fischer, J. Huhn, J. Klinger: ''Repetitorium der Technischen Thermodynamik'' Teubner Verlag, Wiesbaden 1995, ISBN 3-519-06354-9.</ref> Dies wird deutlich mit dem [[Totales Differential|totalen Differential]] von <math>W = p \, V</math>:
:<math>
 
\begin{align}
:<math>\begin{align}
\mathrm{d}(p\,V)=&~ V \mathrm{d}p+ p \,\mathrm{d} V \\
                                \mathrm{d}(p\,V) = &~                               V \mathrm{d}p +                                 p\, \mathrm{d} V \\
\int_1^2 \mathrm{d}(p\,V)=&\int_1^2 V \mathrm{d}p+\int_1^2 p\, \mathrm{d} V \\
\Rightarrow \int_\mathrm{vor}^\mathrm{nach} \mathrm{d}(p\,V) = &\int_\mathrm{vor}^\mathrm{nach} V \mathrm{d}p + \int_\mathrm{vor}^\mathrm{nach} p\, \mathrm{d} V
p_2\,V_2 -p_1\,V_1 =&~W_{t,12} -W_{v,12} \\
\end{align}</math>
\end{align}
 
</math>
Die Differenz <math>  p_\mathrm{nach} \, V_\mathrm{nach} - p_\mathrm{vor}  \, V_\mathrm{vor}</math> der Verschiebarbeiten entspricht also der technischen Arbeit ''abzüglich'' der Volumenänderungsarbeit <math>W_\mathrm{v} =  - \int p \cdot \mathrm{d}V </math>:
Die Differenz der Zustandsgröße Verschiebarbeit entspricht somit der Differenz der beiden Prozessgrößen Volumenänderungsarbeit und technische Arbeit. Am Beispiel des Verdichters wird dem System zur Kompression des Gasstroms also zum einen Volumenänderungsarbeit zugeführt und zum anderen muss die Differenz der Verschiebearbeit überwunden werden
 
:<math>W_{t,12}=W_{v,12}+W_2-W_1,</math>
:<math>\Leftrightarrow
wobei die dem Laufrad zugeführte Arbeit gerade der technischen Arbeit entspricht, die z.&nbsp;B. über einen Elektromotor bereitgestellt wird.
  p_\mathrm{nach} \, V_\mathrm{nach}
- p_\mathrm{vor}  \, V_\mathrm{vor}  = W_{\mathrm{t,nach - vor}}
                                    - W_{\mathrm{v,nach - vor}}</math>
 
Am Beispiel des Verdichters wird dem System also zum einen Volumenänderungsarbeit zur [[Kompressionsmodul|Kompression]] des Gasstroms zugeführt, zum anderen muss die Differenz <math>W_\mathrm{nach} - W_\mathrm{vor}</math> der Verschiebearbeiten überwunden werden:
 
:<math>\Leftrightarrow
      W_{\mathrm{t},\mathrm{nach} - \mathrm{vor}}
=     W_{\mathrm{v},\mathrm{nach} - \mathrm{vor}}
+     W_\mathrm{nach}          - W_\mathrm{vor},</math>
 
wobei die technische Arbeit z.&nbsp;B. über einen [[Elektromotor]] bereitgestellt wird.


== Beispiel ==
== Beispiel ==
Ein aus der Praxis bekannter Effekt, der auf die Verschiebearbeit zurück geht, tritt beim Entleeren oder Befüllen einer [[Gasflasche]] auf. Zunächst sei die Gasflasche mit dem Volumen <math>V</math> über ein Ventil verschlossen. Das Gas im Inneren, mit der [[Gaskonstante|indiv. Gaskonstante]] <math>R</math> und der [[Wärmekapazität|spez. isochoren Wärmekapazität]] <math>c_v</math>, steht unter dem Druck <math>p</math> und weist die Umgebungstemperatur <math>T_1</math> auf. In diesem Fall sind auch die Energie und die Masse für das Gas bekannt. Mit der [[Thermische Zustandsgleichung idealer Gase|thermischen Zustandsgleichung]] gilt für die Gasmasse
{{Belege|2=Dieser Abschnitt}}
Ein aus der Praxis bekannter Effekt, der auf die Verschiebearbeit zurückgeht, tritt beim Entleeren oder Befüllen einer [[Gasflasche]] auf. Zunächst sei die Gasflasche mit dem Volumen <math>V</math> über ein Ventil verschlossen. Das Gas im Inneren, mit der [[Gaskonstante|indiv. Gaskonstante]] <math>R</math> und der [[Wärmekapazität|spez. isochoren Wärmekapazität]] <math>c_v</math>, steht unter dem Druck <math>p</math> und weist die Umgebungstemperatur <math>T_1</math> auf. In diesem Fall sind auch die Energie und die Masse für das Gas bekannt. Mit der [[Thermische Zustandsgleichung idealer Gase|thermischen Zustandsgleichung]] gilt für die Gasmasse
:<math>m_1=\frac{p\,V}{R\,T_1}</math>
:<math>m_1=\frac{p\,V}{R\,T_1}</math>
und für die innere Energie gilt:
und für die innere Energie gilt:
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== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Thermodynamik]]
* [[Gay-Lussac-Versuch]]
* [[Volumenänderungsarbeit]]
* [[Technische Arbeit]]
* [[Enthalpie]]
* [[Entropie#Expansionsversuch_von_Gay-Lussac|Expansionsversuch von Gay-Lussac]]
* [[Joule-Thomson-Effekt]]
* [[Joule-Thomson-Effekt]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Doering, E., Schedwill, H., Dehle, M.: ''Grundlagen der Technischen Thermodynamik.'' 6. Auflage, Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-8351-0149-4.
* E. Hahne: ''Technische Thermodynamik: Einführung und Anwendung.'' Oldenbourg Verlag, München 2010, ISBN 978-3-486-59231-3.
* Dittmann, A., Fischer, S., Huhn, J., Klinger, J.: ''Repetitorium der Technischen Thermodynamik'' Teubner Verlag, Wiesbaden 1995, ISBN 978-3519063544.
* W. Schneider, St. Haas, K. Ponweiser: ''Repetitorium Thermodynamik.'' Oldenbourg Verlag, München 2012, ISBN 978-3-486-70779-3.
* Hahne, E.,: ''Technische Thermodynamik: Einführung und Anwendung'', Oldenbourg Verlag, München, 2010, ISBN 978-3-486-59231-3
* Schneider, W., Haas, St., Ponweiser, K.: ''Repetitorium Thermodynamik'', Oldenbourg Verlag, München, 2012, ISBN 978-3486707793


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 17. September 2019, 16:18 Uhr

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In der Thermodynamik bezeichnet Verschiebearbeit das Produkt aus Druck $ \textstyle p $ und Volumen $ \textstyle V $ einer Stoffmenge. Sie hat die Dimension einer Energie und ist als Produkt zweier Zustandsgrößen selbst eine Zustandsgröße, obgleich sie als -arbeit den Namen einer Prozessgröße trägt. Sie ist die Differenz von Enthalpie und innerer Energie eines thermodynamischen Systems.[1]

In der technischen Thermodynamik ist sie nützlich bei der Beschreibung offener Systeme, die von einem Stoffstrom durchflossen werden, z. B. Verdichter. Dort entspricht die Differenz der Verschiebearbeiten vor und hinter dem System der Arbeit, die aufgewendet werden muss, um die Stoffmenge durch das System zu transportieren.[2]

Anwendung

Man betrachte ein Fluidvolumen $ \textstyle V_{\mathrm {vor} } $, das sich in der Zuleitung (mit der Querschnittsfläche $ \textstyle A_{\mathrm {ein} } $) eines offenen, durchströmten Systems befindet und dort die Zuleitungslänge $ \textstyle s_{\mathrm {vor} }=V_{\mathrm {vor} }/A_{\mathrm {ein} } $ einnimmt. An dieser Stelle der Zuleitung herrsche der Druck $ \textstyle p_{\mathrm {vor} } $. Läuft der Strömungsvorgang quasistationär ab, dann sind die Kräfte an der Grenzfläche zwischen dem betrachteten Volumen und dem nachfolgenden Volumen ausgeglichen und das Folgevolumen übt auf das betrachtete Volumen die Kraft $ \textstyle F_{\mathrm {ein} }=p_{\mathrm {vor} }\,A_{\mathrm {ein} } $ aus. Sobald das betrachtete Volumen um seine eigene Länge $ \textstyle s_{\mathrm {vor} } $ verschoben wurde, hat das Folgevolumen die Arbeit

$ W_{\mathrm {ein} }=F_{\mathrm {ein} }s_{\mathrm {vor} }=(p_{\mathrm {vor} }A_{\mathrm {ein} })s_{\mathrm {vor} }=p_{\mathrm {vor} }(A_{\mathrm {ein} }s_{\mathrm {vor} })=p_{\mathrm {vor} }V_{\mathrm {vor} } $

am System aufgewendet.

Entsprechend wendet das System an seiner Austrittsfläche die Arbeit

$ W_{\mathrm {aus} }=p_{\mathrm {nach} }V_{\mathrm {nach} } $

auf, um die Stoffmenge aus dem System zu transportieren.

Die Differenz der beiden Arbeiten $ W_{\mathrm {ein} }-W_{\mathrm {aus} }=p_{\mathrm {vor} }V_{\mathrm {vor} }-p_{\mathrm {nach} }V_{\mathrm {nach} } $ ist somit die Arbeit, die notwendig ist, um die Stoffmenge durch das System zu transportieren.

Zusammenhang mit Prozessgrößen

Die Änderung der Verschiebearbeit hängt zusammen mit Prozessgrößen wie der Volumenänderungsarbeit $ W_{\mathrm {v} } $ oder der technischen Arbeit $ W_{\mathrm {t} } $ (z. B. Wellenarbeit).[3] Dies wird deutlich mit dem totalen Differential von $ W=p\,V $:

$ {\begin{aligned}\mathrm {d} (p\,V)=&~V\mathrm {d} p+p\,\mathrm {d} V\\\Rightarrow \int _{\mathrm {vor} }^{\mathrm {nach} }\mathrm {d} (p\,V)=&\int _{\mathrm {vor} }^{\mathrm {nach} }V\mathrm {d} p+\int _{\mathrm {vor} }^{\mathrm {nach} }p\,\mathrm {d} V\end{aligned}} $

Die Differenz $ p_{\mathrm {nach} }\,V_{\mathrm {nach} }-p_{\mathrm {vor} }\,V_{\mathrm {vor} } $ der Verschiebarbeiten entspricht also der technischen Arbeit abzüglich der Volumenänderungsarbeit $ W_{\mathrm {v} }=-\int p\cdot \mathrm {d} V $:

$ \Leftrightarrow p_{\mathrm {nach} }\,V_{\mathrm {nach} }-p_{\mathrm {vor} }\,V_{\mathrm {vor} }=W_{\mathrm {t,nach-vor} }-W_{\mathrm {v,nach-vor} } $

Am Beispiel des Verdichters wird dem System also zum einen Volumenänderungsarbeit zur Kompression des Gasstroms zugeführt, zum anderen muss die Differenz $ W_{\mathrm {nach} }-W_{\mathrm {vor} } $ der Verschiebearbeiten überwunden werden:

$ \Leftrightarrow W_{\mathrm {t} ,\mathrm {nach} -\mathrm {vor} }=W_{\mathrm {v} ,\mathrm {nach} -\mathrm {vor} }+W_{\mathrm {nach} }-W_{\mathrm {vor} }, $

wobei die technische Arbeit z. B. über einen Elektromotor bereitgestellt wird.

Beispiel

Dieser Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (beispielsweise Einzelnachweisen) ausgestattet. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst entfernt. Bitte hilf der Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfügst.

Ein aus der Praxis bekannter Effekt, der auf die Verschiebearbeit zurückgeht, tritt beim Entleeren oder Befüllen einer Gasflasche auf. Zunächst sei die Gasflasche mit dem Volumen $ V $ über ein Ventil verschlossen. Das Gas im Inneren, mit der indiv. Gaskonstante $ R $ und der spez. isochoren Wärmekapazität $ c_{v} $, steht unter dem Druck $ p $ und weist die Umgebungstemperatur $ T_{1} $ auf. In diesem Fall sind auch die Energie und die Masse für das Gas bekannt. Mit der thermischen Zustandsgleichung gilt für die Gasmasse

$ m_{1}={\frac {p\,V}{R\,T_{1}}} $

und für die innere Energie gilt:

$ U_{1}=m_{1}\,c_{v}\,T_{1}={\frac {c_{v}}{R}}\,p\,V $

In diesem Fall tritt trotz des Ausdruckes „$ pV $“ keine Verschiebearbeit auf, da diese nur an der Systemgrenze definiert ist und somit nur bei offenen Systemen vorkommt. Das Produkt aus Volumen und Druck äußert sich hierbei als innere Energie (für ein ideales Gas nach der thermischen Zustandsgleichung).

Öffnet man nun das Ventil und ist der Druck im Inneren größer als der Umgebungsdruck, tritt das Gas aus. Für die Massenbilanz des offenen Systems gilt hierbei

$ {\frac {\mathrm {d} m}{\mathrm {d} t}}=-{\dot {m}} $

wobei der Massenstrom $ {\dot {m}} $ über die Systemgrenze strömt. Gleichzeitig wird auch die Energie innerhalb der Gasflasche abnehmen. Die spezifische innere Energie $ c_{v}\,T $ wird zunächst mit dem Massenstrom abgeführt:

$ {\begin{aligned}{\frac {\mathrm {d} U}{\mathrm {d} t}}=&-{\dot {m}}\,c_{v}\,T\\[0,1cm]{\frac {\mathrm {d} m}{\mathrm {d} t}}\,c_{v}\,T+m\,c_{v}\,{\frac {\mathrm {d} T}{\mathrm {d} t}}=&~{\frac {\mathrm {d} m}{\mathrm {d} t}}\,c_{v}\,T\\[0,1cm]{\frac {\mathrm {d} T}{\mathrm {d} t}}=&~0\\\end{aligned}} $

Man erkennt: Bei dieser Änderung der Energie bleibt die Temperatur konstant. Dies entspricht aber nicht der Erfahrung, denn tatsächlich muss das Gas zusätzlich Verschiebearbeit verrichten, was sich in einer Änderung der Temperatur äußert. Unter Berücksichtigung der spezifischen Verschiebearbeit $ p\,v $ gilt weiterhin:

$ {\begin{aligned}{\frac {\mathrm {d} U}{\mathrm {d} t}}=&-{\dot {m}}\,c_{v}\,T-{\dot {m}}\,p\,v\\[0,1cm]{\frac {\mathrm {d} m}{\mathrm {d} t}}\,c_{v}\,T+m\,c_{v}\,{\frac {\mathrm {d} T}{\mathrm {d} t}}=&~{\frac {\mathrm {d} m}{\mathrm {d} t}}\,c_{v}\,T+{\frac {\mathrm {d} m}{\mathrm {d} t}}\,R\,T\\[0,1cm]{\frac {c_{v}}{R}}\,{\frac {1}{T}}\,{\frac {\mathrm {d} T}{\mathrm {d} t}}=&~{\frac {1}{m}}\,{\frac {\mathrm {d} m}{\mathrm {d} t}}\\[0,1cm]{\frac {c_{v}}{R}}\,\int _{1}^{2}{\frac {\mathrm {d} T}{T}}=&~\int _{1}^{2}{\frac {\mathrm {d} m}{m}}\\\end{aligned}} $

Mit Integration über der Änderung der Masse innerhalb der Gasflaschen, im Intervall [1,2], wird ein Zusammenhang für die Gastemperatur erhalten:

$ T_{2}=T_{1}\left({\frac {m_{2}}{m_{1}}}\right)^{\frac {R}{c_{v}}} $

Damit zeigt sich: Nur durch die Verschiebearbeit kühlt sich das Gas im Inneren der Flasche beim Entleeren ab.

Siehe auch

Literatur

  • E. Hahne: Technische Thermodynamik: Einführung und Anwendung. Oldenbourg Verlag, München 2010, ISBN 978-3-486-59231-3.
  • W. Schneider, St. Haas, K. Ponweiser: Repetitorium Thermodynamik. Oldenbourg Verlag, München 2012, ISBN 978-3-486-70779-3.

Einzelnachweise

  1. R. Pischinger, M. Klell, T. Sams: Thermodynamik der Verbrennungskraftmaschine. Springer-Verlag, 2009, ISBN 978-3-211-99277-7, Kap. 1.2, S. 3.
  2. E. Doering, H. Schedwill, M. Dehle: Grundlagen der Technischen Thermodynamik. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-8351-0149-4, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  3. A. Dittmann, S. Fischer, J. Huhn, J. Klinger: Repetitorium der Technischen Thermodynamik Teubner Verlag, Wiesbaden 1995, ISBN 3-519-06354-9.

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