Valdemar Poulsen

Valdemar Poulsen

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Valdemar Poulsen (1869–1942)

Valdemar Poulsen (* 23. November 1869 in Kopenhagen; † 23. Juni 1942 in Gentofte nahe Kopenhagen) war ein dänischer Physiker, Erfinder und Ingenieur. Ihm gelang im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, mit seinem Lichtbogensender, ebenso wie R. A. Fessenden mit einem Maschinensender, die weltweit erste drahtlose Übertragung von Tönen, was von beiden eine Pionierleistung sowohl für die Funktechnik wie die Entwicklung des Hörfunks war.

Leben

Valdemar Poulsen wurde als Sohn des Jonas Nicolai Johannes Poulsen (1836–1914),[1] eines Richters am Højesteret und später Leiter des Justizministeriums aus dessen erster Ehe mit Rebekka Magdalena geb. Brandt (1848–1873) geboren.[1] In der Schule zeigte er schon früh ein großes Interesse an Physik, Chemie und am Zeichnen. Die Mathematik war jedoch nicht seine große Stärke. Er besuchte das Borgerdydskole in Christianshavn bis 1889 und studierte anschließend Philosophie und Medizin an der Universität Kopenhagen, wobei er lieber die Vorlesungen von Julius Thomsen in Chemie besuchte und keinen akademischen Abschluss erlangte. Bei der Polyteknisk Læreanstalt scheiterte er bei der Aufnahmeprüfung in Mathematik. Daraufhin arbeitete er bei Maskinfabrikken Frich's Efterfølgere in Århus, bis er im Jahr 1893 eine Anstellung als Versuchsingenieur bei der Kopenhagener Telefon-Gesellschaft (KTAS) in Kopenhagen erhielt. In dieser Zeit entwickelte er ein besonderes Interesse an der Aufzeichnung von Schallwellen, das er später damit erklärte, er sei damit unzufrieden gewesen, dass ein Anrufer keine Nachricht hinterlassen konnte, wenn der Angerufene mal nicht zu erreichen war.[2]

Das Telegraphon

Zeichnung des Magnettongeräts für das US-Patent 661,619
Telegraphon um 1898 (im Brede works Industriemuseum, Lingby)

Bis Ende November 1898 konstruierte Poulsen das weltweit erste funktionsfähige Gerät zur Aufzeichnung und Wiedergabe von Schallwellen über Elektromagnetische Induktion. Zunächst bezeichnete er seine Erfindung als Telephonograph. Dieser Kunstbegriff aus Telefon und Phonograph wurde aber schon durch den französischen Ingenieur Jules Ernest Othon Kumberg beansprucht.[3] Daher verwendete Poulsen schließlich den Namen Telegraphon. Am 1. Dezember beantragte er in Dänemark und in kurzer Folge auch im Deutschen Reich[4] und in zahlreichen weiteren Staaten ein Patent.[5] Nachdem er das deutsche Patent am 10. Dezember 1898 erhalten hatte, aber noch vor der Entscheidung des Patentamts in Dänemark, hatte er schon seine Anstellung gekündigt und mit Unterstützung von Investoren die Aktieselskabet Telegrafonen Patent Poulsen gegründet. Unter den anschließend für seine Firma engagierten Ingenieuren befand sich auch Peder Oluf Pedersen, der spätere Rektor der Polyteknisk Læreanstalt, mit dem er gemeinsam bald weitere Patente zu Verbesserungen an seiner Erfindung erhielt. Der Aufsichtsrat seiner jungen Aktiengesellschaft unter Vorsitz von Lemvig Fog war der Ansicht, man bräuchte noch einen starken Partner, um das Telegraphon erfolgreich auf den Markt zu bringen. Daher einigte sich Poulsen mit Mix & Genest, einem deutschen Hersteller von Telefonen, den er als Lieferanten seines ehemaligen Arbeitgebers KTAS schon kannte. Die Mehrheit seiner neuen Angestellten wechselte noch im Winter 1899 aus Kopenhagen nach Berlin ins Forschungslabor von Mix & Genest.[6]

Überlegungen zu einem Magnetaufzeichungsverfahren hatten zuvor auch schon andere Erfinder angestellt. Der Franzose Paul Janet verfasste 1887 eine Arbeit mit dem Titel Transversale Magnetisierung eines Leiters in der er zunächst ganz allgemein die Möglichkeit zur Schallaufzeichnung mit einem Draht beschrieb.[7] Oberlin Smith in den Vereinigten Staaten reichte bereits am 4. Oktober 1878 ein patent caveat, eine Art Voranmeldung beim amerikanischen Patentamt ein und veröffentlichte seine konkreten Vorstellungen zur Umsetzung mit einem Leserbrief, der am 29. September 1888 in der Zeitschrift The Electrical World abgedruckt wurde. Statt eines massiven Drahts wollte er einen Baumwoll- oder Seidenfaden mit eingewobenen Metallspänen zur Aufzeichnung verwenden, da er fürchtete, in einem Draht würde sich die Magnetisierung unkontrollierbar ausbreiten. Es ist nicht bekannt, ob Smith den Versuch unternahm, zu seiner Idee ein funktionsfähiges Modell zu konstruieren. Nachdem er im Jahr 1900 von Poulsens Telegraphon in der Zeitung erfuhr und beim US-Patentamt nachträglichen Schutz für das von ihm bereits 1878 erfundene Verfahren beanspruchen wollte, kam er zu spät.

Eine überarbeitete Version seines Telegraphon präsentierte Poulsen auf der Pariser Weltausstellung von 1900 im Palais de l’Electricité einer begeisterten Öffentlichkeit und gewann einen Grand Prix, der für die beste Erfindung vergeben wurde. Wilhelm Exner, Direktor des Technologischen Gewerbemuseums in Wien und als Generalkommisär der Österreichischen Abteilung für Paris vor Ort, erwarb sofort ein Exemplar im Namen des Handelsministeriums. Ein Jahr später wurde es mit weiteren österreichischen Erwerbungen für vier Wochen im Kunstsalon Gustav Pisko in Wien ausgestellt und am 12. Oktober 1901 Franz Joseph I., dem Kaiser von Österreich-Ungarn vorgeführt. Poulsen war rechtzeitig aus Kopenhagen angereist und wurde durch zwei Repräsentanten von Siemens & Halske bei der Präsentation unterstützt, deren Firma inzwischen die Produktionsrechte für das Deutsche Reich, Österreich-Ungarn und das Russische Kaiserreich erworben hatte. Die bei der Vorführung entstandene, etwa 24 Sekunden lange Aufnahme der Stimme des Kaisers, gilt heute als älteste noch erhaltene Magnettonaufzeichnung.

Poulsen hatte sich schon im August 1900 von Mix & Genest getrennt, die zwar in die Produktion einsteigen, aber keine finanzielle Unterstützung zur Weiterentwicklung seiner Erfindung leisten wollte. Im April 1902 stieg auch der neue Partner Siemens & Halske mit dem Hinweis wieder aus, auf absehbare Zeit sei keine Möglichkeit zu erkennen, die viel zu geringe Lautstärke zu verbessern. Auch die Suche nach Investoren in den Vereinigten Staaten, die er nach der Weltausstellung begonnen hatte, zog sich mit ergebnislosen Verhandlungen lange hin. Nach einer Einigung im Jahr 1903 gründete Poulson in Maine die American Telegraphone Company und übertrug ihr seine amerikanischen Patentrechte. Die Gesellschaft konnte aber nicht die Mittel für die geplante Errichtung einer Produktionsstätte aufbringen. Im Jahr 1905 überredete der Börsenmakler Charles Funkenhauser die Dänen zu einem Management-Buy-out. Auch in der dänischen Stammfirma lief das Geschäft verhalten. Obwohl ein verbessertes Modell mit einer Laufgeschwindigkeit des Stahldrahts von 2,13 m pro Sekunde bis zu 30 Minuten am Stück aufzeichnen konnte, hielt sich die Nachfrage in Grenzen.[8] Der Versuch, statt auf Stahldraht auf einer der Schallplatte ähnelnde Stahlscheibe mit etwa 13 cm Durchmesser aufzuzeichnen, führte zu einem Gerät, mit dem auf jeder Seite der Scheibe nur etwa zwei Minuten Aufnahme möglich war und das im Vergleich mit alternativen Aufzeichnungsverfahren wie dem Phonograph ein Vielfaches kostete. Deshalb wurden davon auch nur etwa 100 Stück gebaut.

Der Lichtbogensender

ein Poulsen-Lichtbogen-Sender

1903 erfand Poulsen den Lichtbogensender zur Erzeugung von ungedämpften Schwingungen. Diese waren wegen ihrer Frequenz- und Amplitudenkonstanz als Trägerschwingung geeignet, wie sie für die Modulation mit Sprach- bzw. Tonsignalen benötigt wurde. 1904 gelang Valdemar Poulsen zum ersten Mal eine Sprechverbindung über Funk. 1906 wurde die ausgereifte Technik veröffentlicht.[9] Dies bildet die Grundlage für die heutige Radio- und Funktechnik. Ebenso wie die weltweit erste erfolgreiche Signalübertragung in Form von Sprache, schaffte Poulsen 1907 die erste Überbrückung des Atlantiks mit Sprachsignalen.[10]

Familie

Im Jahre 1894 heiratete er Frederikke Marie Rasmussen (1868–1921)[11] und zwei Jahre später wurde sein Sohn, der spätere Geologe Christian Henrik Otto Poulsen (1896–1975) in Frederiksberg geboren.[11] Nachdem seine Frau am 24. Juli 1921 verstorben war, heiratete er im Jahr 1923 Asta Stoltz Nielsen (1899–1974).[11]

Leistungen

  • Telegraphon zur Tonaufzeichnung
  • Ticker für den Empfänger
  • Lichtbogensender zur Tonübertragung

Siehe auch

  • Knallfunkensender
  • Löschfunkensender
  • Maschinensender
  • Tonsendeversuche

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Vater: Jonas Nicolai Johannes Poulsen, Mutter: Rebekka Magdalene Brandt. Auf: Geni.com, abgerufen am 6. November 2015
  2. Eric D. Daniel, C. Denis Mee, Mark H. Clark: Magnetic Recording - The First 100 Years, IEEE Press, New York 1999, ISBN 0-7803-4709-9. S. 15.
    (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  3. The Telephonograph. In: New Science, Vol 12, No. 308, 23. November 1900, S. 812 f.
  4. Verfahren zum Empfangen und zeitweisen Aufspeichern von Nachrichten, Signalen oder dergleichen, Deutsches Reichspatent Nr. 109569 vom 10. Dezember 1898
  5. vgl. Method of recording and reproducing sounds or signals, US-Patent No. 661,619 vom 13. November 1900. In: freepatentsonline.com, abgerufen am 7. November 2015
  6. Eric D. Daniel, C. Denis Mee, Mark H. Clark: Magnetic Recording - The First 100 Years, IEEE Press, New York 1999, ISBN 0-7803-4709-9. S. 17.
    (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  7. Elisabeth Antébi: Die Elektronik Epoche, Springer Basel 1982, ISBN 3-0348-6741-7, S. 161
    eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  8. Valdemar Poulsen, In: Encyclopædia Britannica Online, abgerufen am 6. November 2015
  9. Hanns Günther: Wellentelegraphie. Ein radiotechnisches Praktikum. Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1921, S. 72.
  10. Wireless over Atlantic. In: The New York Times. 28. Juli 1907.
  11. 11,0 11,1 11,2 Ehefrau (1): Frederikke Marie Rasmussen, Ehefrau (2): Asta Stoltz Nielsen, Sohn: Christian Henrik Otto Poulsen. Auf: Geni.com, abgerufen am 6. November 2015

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