Strahlparameterprodukt: Unterschied zwischen den Versionen

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Das '''Strahlparameterprodukt''' (SPP; {{enS|''beam parameter product''}}, BPP) ist eine physikalische [[Kennzahl|Kenngröße]], die die [[Strahlqualität]] und mithin die [[Fokus]]sierbarkeit eines [[Laser]]strahls beschreibt. Das SPP hat die [[Dimension (Größensystem)|Dimension]] Länge × Winkel und wird meist in ''mm × [[Radiant (Einheit)|mrad]]'' angegeben. Das Strahlparamterprodukt ist ein Konzept der [[Gaußsche Optik|gaußschen Optik]]. Es hat für den [[Gauß-Strahl]] die gleiche Bedeutung wie die [[Etendue]] für ein [[Strahlenbündel]] der [[Geometrische Optik|geometrischen Optik]].
Das '''Strahlparameterprodukt''' (SPP; {{enS|''beam parameter product''}}, BPP) ist eine physikalische [[Kennzahl|Kenngröße]], die die [[Strahlqualität]] und mithin die [[Fokus]]sierbarkeit eines [[Laser]]strahls beschreibt. Das SPP hat die [[Dimension (Größensystem)|Dimension]] Länge × Winkel und wird meist in ''mm × [[Radiant (Einheit)|mrad]]'' angegeben. Das Strahlparameterprodukt ist ein Konzept der [[Gaußsche Optik|gaußschen Optik]]. Es hat für den [[Gauß-Strahl]] die gleiche Bedeutung wie die [[Etendue]] für ein [[Strahlenbündel]] der [[Geometrische Optik|geometrischen Optik]].


== Definition ==
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Dabei ist
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* <math>\varphi</math> der halbe [[Divergenz (Optik)|Öffnungswinkel]] im Fernfeld
* <math>\varphi</math> der halbe [[Divergenz (Optik)|Öffnungswinkel]] im Fernfeld
* ''w''<sub>0</sub> der [[Radius]] des Laserstrahls an seiner dünnsten Stelle (''w'' für engl.&nbsp;{{lang|en|''waist''}}, Taille), d.h. der halbe Fokuspunkt-Durchmesser
* ''w''<sub>0</sub> der [[Radius]] des Laserstrahls an seiner dünnsten Stelle (''w'' für engl.&nbsp;{{lang|en|''waist''}}, Taille), d.&nbsp;h. der halbe Fokuspunkt-Durchmesser
* ''M''<sup>2</sup> die [[Beugungsmaßzahl]]; je größer ''M''<sup>2</sup>, umso ''schlechter'' ist der Strahl zu fokussieren, d.h. umso größer ist der kleinste mögliche Fokusdurchmesser. ''M''<sup>2</sup> kann nicht kleiner 1,0 sein.
* ''M''<sup>2</sup> die [[Beugungsmaßzahl]]; je größer ''M''<sup>2</sup>, desto ''schlechter'' ist der Strahl zu fokussieren, d.&nbsp;h. desto größer ist der kleinste mögliche Fokusdurchmesser. ''M''<sup>2</sup> kann nicht kleiner 1,0 sein.
* <math>\lambda</math> die [[Wellenlänge]].
* <math>\lambda</math> die [[Wellenlänge]].
Die o.g. Formel lässt sich ableiten aus der allgemeinen [[Wellengleichung]] unter [[Paraxiale Optik|paraxialer Näherung]].
Die o.&nbsp;g. Formel lässt sich ableiten aus der allgemeinen [[Wellengleichung]] unter [[Paraxiale Optik|paraxialer Näherung]].


== Anwendung ==
== Anwendung ==
Das SPP wird bevorzugt bei [[glasfaser]]<nowiki />gekoppelten Laserquellen angegeben. Soll die Laserausgangsstrahlung ohne Leistungsverluste in eine andere Glasfaser eingekoppelt werden, so darf das SPP der Einkoppelfaser nicht kleiner sein als das der Laserquelle:
Das SPP ist eine Qualitätskenngröße von Laserstrahlen hinsichtlich Strahlpropagation, Fokussierbarkeit und [[Fokuslänge]]. Es ist bei [[glasfaser]]<nowiki />gekoppelten Laserquellen von spezieller Bedeutung für die Einkopplung in die Faser. Soll die Laserausgangsstrahlung ohne Leistungsverluste in eine andere Glasfaser eingekoppelt werden, so darf das SPP der Einkoppelfaser nicht kleiner sein als das der Laserquelle:


:<math>\mathrm{SPP}_{ein} \geq \mathrm{SPP}_{aus}</math>
:<math>\mathrm{SPP}_{ein} \geq \mathrm{SPP}_{aus}</math>
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Das SPP der Glasfaser ist definiert durch die [[numerische Apertur]]&nbsp;NA und den Kerndurchmesser.
Das SPP der Glasfaser ist definiert durch die [[numerische Apertur]]&nbsp;NA und den Kerndurchmesser.


Dagegen wird bei freistrahlenden Laserköpfen für die Materialbearbeitung ([[Kollimator]], [[Fokusator]]) statt des SPP die Beugungsmaßzahl&nbsp;''M''<sup>2</sup> angegeben. Auch bei einem [[Kohlendioxidlaser]] wird bevorzugt ''M''<sup>2</sup> angegeben, weil die typische [[Quarz]]-Glasfaser zur Strahlübertragung nicht [[Transmission (Physik)|transmittiv]] ist für die Laserwellenlänge von 10,6&nbsp;µm.
Bei freistrahlenden Laserquellen für die Materialbearbeitung, die mittels [[Kollimator]]en aufgeweitet und so über große Entfernungen geführt und mit Fokussierlinsen [[brennfleck|fokussiert]] werden, wird oft statt des SPP die [[Beugungsmaßzahl]]&nbsp;''M''<sup>2</sup> angegeben. Bei [[Kohlendioxidlaser]]n ist Faserkopplung ohnehin nicht relevant, weil für die Laserwellenlänge von 10,6&nbsp;µm noch kein ausreichend verlustarmes Faserkonstrukt<ref>Forschungen zu [[Chalkogenide]]n oder [[photonischer Kristall]]|photonischen-Kristall-Fasern sind noch nicht praxisreif</ref> vorliegt.


== Konsequenz ==
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== Literatur ==
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   |Autor=Jürgen Eichler, Lothar Dünkel, Bernd Eppich
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   |Titel=Die Strahlqualität von Lasern – Wie bestimmt man Beugungsmaßzahl und Strahldurchmesser in der Praxis?
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== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Laserphysik]]
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[[Kategorie:Physikalische Größe]]
[[Kategorie:Physikalische Größe]]

Aktuelle Version vom 30. September 2021, 14:17 Uhr

Das Strahlparameterprodukt (SPP; englisch beam parameter product, BPP) ist eine physikalische Kenngröße, die die Strahlqualität und mithin die Fokussierbarkeit eines Laserstrahls beschreibt. Das SPP hat die Dimension Länge × Winkel und wird meist in mm × mrad angegeben. Das Strahlparameterprodukt ist ein Konzept der gaußschen Optik. Es hat für den Gauß-Strahl die gleiche Bedeutung wie die Etendue für ein Strahlenbündel der geometrischen Optik.

Definition

Datei:Strahlparameter01.svg
Strahlverlauf eines Laserstrahls durch den Fokus

Der mathematische Zusammenhang lautet:

$ \mathrm {SPP} =\varphi \cdot w_{0}=M^{2}\cdot {\frac {\lambda }{\pi }} $

Dabei ist

  • $ \varphi $ der halbe Öffnungswinkel im Fernfeld
  • w0 der Radius des Laserstrahls an seiner dünnsten Stelle (w für engl. {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value), Taille), d. h. der halbe Fokuspunkt-Durchmesser
  • M2 die Beugungsmaßzahl; je größer M2, desto schlechter ist der Strahl zu fokussieren, d. h. desto größer ist der kleinste mögliche Fokusdurchmesser. M2 kann nicht kleiner 1,0 sein.
  • $ \lambda $ die Wellenlänge.

Die o. g. Formel lässt sich ableiten aus der allgemeinen Wellengleichung unter paraxialer Näherung.

Anwendung

Das SPP ist eine Qualitätskenngröße von Laserstrahlen hinsichtlich Strahlpropagation, Fokussierbarkeit und Fokuslänge. Es ist bei glasfasergekoppelten Laserquellen von spezieller Bedeutung für die Einkopplung in die Faser. Soll die Laserausgangsstrahlung ohne Leistungsverluste in eine andere Glasfaser eingekoppelt werden, so darf das SPP der Einkoppelfaser nicht kleiner sein als das der Laserquelle:

$ \mathrm {SPP} _{ein}\geq \mathrm {SPP} _{aus} $

Das SPP der Glasfaser ist definiert durch die numerische Apertur NA und den Kerndurchmesser.

Bei freistrahlenden Laserquellen für die Materialbearbeitung, die mittels Kollimatoren aufgeweitet und so über große Entfernungen geführt und mit Fokussierlinsen fokussiert werden, wird oft statt des SPP die Beugungsmaßzahl M2 angegeben. Bei Kohlendioxidlasern ist Faserkopplung ohnehin nicht relevant, weil für die Laserwellenlänge von 10,6 µm noch kein ausreichend verlustarmes Faserkonstrukt[1] vorliegt.

Konsequenz

Das SPP eines Laserstrahls ändert sich nicht beim Durchgang durch eine Linse. Daraus folgt mit obiger Formel:

  • Ein Laserstrahl ist niemals parallel, sondern hat im Fernfeld immer einen Öffnungswinkel größer als Null.
  • Der Fokuspunkt eines Laserstrahls hat immer einen Durchmesser $ 2w_{0} $ größer als Null. Mit realistischen Werten ergibt sich für einen idealen Strahl als kleinster Fokusdurchmesser etwa eine Wellenlänge.
  • Um einen kleinen Fokuspunkt zu erreichen, benötigt man einen großen Strahldurchmesser vor der Fokussierlinse und eine kurze Brennweite.

Literatur

  • Jürgen Eichler, Lothar Dünkel, Bernd Eppich: Die Strahlqualität von Lasern – Wie bestimmt man Beugungsmaßzahl und Strahldurchmesser in der Praxis? In: Laser Technik Journal. Band 1, Nr. 2, Oktober 2004, S. 63–66, doi:10.1002/latj.200790019 (wiley-vch.de [PDF; 421 kB; abgerufen am 28. Januar 2011]).

Einzelnachweise

  1. Forschungen zu Chalkogeniden oder photonischer Kristall|photonischen-Kristall-Fasern sind noch nicht praxisreif

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