Sebastian von Hoerner: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Sebastian Rudolf Karl von Hoerner''' (* [[15. April]] [[1919]] in [[Görlitz]], [[Niederschlesien]]; † [[7. Januar]] [[2003]] in [[Esslingen am Neckar]], [[Baden-Württemberg]]) war ein deutscher [[Astrophysiker]] und [[Radioastronomie|Radioastronom]].
'''Sebastian Rudolf Karl von Hoerner''' (* [[15. April]] [[1919]] in [[Görlitz]]; † [[7. Januar]] [[2003]] in [[Esslingen am Neckar]]) war ein deutscher [[Astrophysiker]] und [[Radioastronomie|Radioastronom]].


== Familie ==
== Familie ==
Hoerners Vater, der [[Kunstmaler|Maler]] [[Herbert von Hoerner]] (1884–1946), stammte aus [[Kurland]] aus einer ursprünglich im [[Egerland]] ([[Böhmen]]) beheimateten Familie, die 1568 in den [[Königreich Polen|polnischen]] [[Adel|Adelsstand]] erhoben und 1620 bei der kurländischen [[Ritterschaft]] eingetragen worden war. Seine Mutter war die aus Breslau stammende Schriftstellerin [[Suse von Hoerner-Heintze|Susanne Heintze]] (1890–1978).
Hoerners Vater, der [[Malerei|Maler]] [[Herbert von Hoerner]] (1884–1946), stammte aus [[Kurland]], und zwar aus einer ursprünglich im [[Egerland]] ([[Böhmen]]) beheimateten Familie, die 1568 in den [[Königreich Polen|polnischen]] [[Adel]]sstand erhoben und 1620 in die [[Adelsmatrikel|Matrikel]] der [[Kurländische Ritterschaft|Kurländischen Ritterschaft]] eingetragen worden war. Seine Mutter war die aus Breslau stammende Schriftstellerin [[Suse von Hoerner-Heintze|Susanne Heintze]] (1890–1978).


Sebastian von Hoerner heiratete am 28. April 1942 in Görlitz Lisa Müller (* 22. November 1913 in [[Nowa Sól|Neusalz]] in Niederschlesien), die Tochter des Lehrers und Geschäftsmannes Fritz Müller und der Frieda Lange. Aus dieser Ehe stammte seine Tochter [[Hanna von Hoerner]] (1942–2014), die sich wie ihr Vater der Astrophysik widmete.
Sebastian von Hoerner heiratete am 28. April 1942 in Görlitz Lisa Müller (* 22. November 1913 in [[Nowa Sól|Neusalz]] in Niederschlesien), die Tochter des Lehrers und Geschäftsmannes Fritz Müller und der Frieda Lange. Aus dieser Ehe stammte seine Tochter [[Hanna von Hoerner]] (1942–2014), die sich wie ihr Vater der Astrophysik widmete.


== Leben ==
== Leben ==
Hoerner [[Promotion (Doktor)|promovierte]] 1951 an der [[Georg-August-Universität Göttingen|Universität Göttingen]] über ''Eine Methode zur Untersuchung der Turbulenz der interstellaren Materie'' in [[Physik]]. Mit seinem Doktorvater, Prof. [[Carl Friedrich von Weizsäcker]], forschte er über die Entstehung von Sternen und [[Kugelsternhaufen]]. Diese Arbeiten und Studien über die Dynamik von Sternhaufen setzte er am [[Astronomisches Rechen-Institut|Astronomischen Rechen-Institut]] in [[Heidelberg]] unter der Leitung von Prof. [[Walter Ernst Fricke|Walter Fricke]] fort. 1959 [[Habilitation|habilitierte]] er sich an der [[Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg|Universität Heidelberg]] mit einer Untersuchung über die zeitliche Rate der Sternentstehung. Er führte am Astronomischen Rechen-Institut die ersten direkten N-Körper-Simulationen von Sternhaufen durch, deren Ergebnisse er in zwei Artikeln von 1960 und 1963 publizierte.
Hoerner [[Promotion (Doktor)|promovierte]] 1951 an der [[Georg-August-Universität Göttingen|Universität Göttingen]] über ''Eine Methode zur Untersuchung der Turbulenz der interstellaren Materie'' in [[Physik]]. Mit seinem Doktorvater, [[Carl Friedrich von Weizsäcker]], forschte er über die Entstehung von Sternen und [[Kugelsternhaufen]]. Diese Arbeiten und Studien über die Dynamik von Sternhaufen setzte er am [[Astronomisches Rechen-Institut|Astronomischen Rechen-Institut]] in [[Heidelberg]] unter der Leitung von [[Walter Ernst Fricke|Walter Fricke]] fort. 1959 [[Habilitation|habilitierte]] er sich an der [[Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg|Universität Heidelberg]] mit einer Untersuchung über die zeitliche Rate der Sternentstehung. Er führte am Astronomischen Rechen-Institut die ersten direkten N-Körper-Simulationen von Sternhaufen durch, deren Ergebnisse er in zwei Artikeln von 1960 und 1963 publizierte.


Sebastian v. Hoerner zählt zu den Pionieren der [[Search for Extraterrestrial Intelligence|SETI]]-Forschung und arbeitete viele Jahre am [[Green-Bank-Observatorium]] an der Analyse und technischen Optimierung von [[Radioteleskop|Radioteleskopen]]. <ref>[http://www.daviddarling.info/encyclopedia/H/Hoerner.html Hoerner, Sebastian von (1919–2003)] daviddarling.info</ref><ref>[http://www.bigear.org/CSMO/HTML/CS01/cs01p40.htm von Hoerner on SETI] bigear.org; abgerufen am 22. April 2011 </ref> Er beschrieb das Prinzip der ''homologen Verformung'' beim Entwurf großer Radioteleskope: Anstatt zu versuchen, Verformungen bei einer Lageänderung des Teleskops durch Versteifung zu vermeiden, nimmt man diese in Kauf und sorgt dafür, dass der Reflektor des Teleskops sich bei jeder Lage wieder in eine nutzbare Paraboloidform verformt. Er war Gastprofessor an Universitäten in den USA, Mexico, Deutschland und in der Schweiz.<ref> Spektrum der Wissenschaft Dossier 2002,3, Spektrum-d.-Wiss.-Verl., Heidelberg 2002, ISBN 3-936278-14-8, S.80 </ref>
Sebastian v. Hoerner zählt zu den Pionieren der [[Search for Extraterrestrial Intelligence|SETI]]-Forschung und arbeitete viele Jahre am [[Green-Bank-Observatorium]] an der Analyse und technischen Optimierung von [[Radioteleskop]]en.<ref>[http://www.daviddarling.info/encyclopedia/H/Hoerner.html Hoerner, Sebastian von (1919–2003)] daviddarling.info</ref><ref>[http://www.bigear.org/CSMO/HTML/CS01/cs01p40.htm von Hoerner on SETI] bigear.org; abgerufen am 22. April 2011</ref> Er beschrieb das Prinzip der ''homologen Verformung'' beim Entwurf großer Radioteleskope: Anstatt zu versuchen, Verformungen bei einer Lageänderung des Teleskops durch Versteifung zu vermeiden, nimmt man diese in Kauf und sorgt dafür, dass der Reflektor des Teleskops sich bei jeder Lage wieder in eine nutzbare Paraboloidform verformt. Er war Gastprofessor an Universitäten in den USA, Mexiko, Deutschland und in der Schweiz.<ref>Spektrum der Wissenschaft Dossier 2002,3, Spektrum-der-Wissenschaft-Verlag, Heidelberg 2002, ISBN 3-936278-14-8, S.&nbsp;80.</ref>


Er verstarb 2003 nach einem erneuten [[Herzinfarkt]].
Er verstarb 2003 nach einem erneuten [[Herzinfarkt]].


== Schriften ==
== Veröffentlichungen (Auswahl) ==
* ''The General Limits of Space Travel.'' In: ''Science.'' 6. Juli 1962.
* ''Sind wir allein? SETI und das Leben im All'', 2003, ISBN 3-406-49431-5.
* ''Sind wir allein? SETI und das Leben im All'', 2003, ISBN 3-406-49431-5.
* {{cite journal|title=Die numerische Integration des n-Körper-Problemes für Sternhaufen. I|journal=Zeitschrift für Astrophysik|volume=Bd. 50|pages=184|bibcode=1960ZA.....50..184V|date=1960}}
* {{cite journal|title=Die numerische Integration des n-Körper-Problemes für Sternhaufen. I|journal=Zeitschrift für Astrophysik|volume=Bd. 50|pages=184|bibcode=1960ZA.....50..184V|date=1960}}
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* ''The Search for Signals from Other Civilizations.'' Science 8. Dezember 1961, Vol. 134. no. 3493, S. 1839–1843 ({{bibcode|1961Sci...134.1839V}}).
* ''The Search for Signals from Other Civilizations.'' Science 8. Dezember 1961, Vol. 134. no. 3493, S. 1839–1843 ({{bibcode|1961Sci...134.1839V}}).
* [[National Radio Astronomy Observatory|NRAO]]- Newsletter, Nr. 95, 2003, S. 3 f. ([http://www.nrao.edu/news/newsletters/nraonews95.pdf pdf online]).
* [[National Radio Astronomy Observatory|NRAO]]- Newsletter, Nr. 95, 2003, S. 3 f. ([http://www.nrao.edu/news/newsletters/nraonews95.pdf pdf online]).
* ''Der wahre Wert von Seti.'' In: ''Leben im All''. Spektrum der Wissenschaft Dossier 2002/3, Spektrum Verlag, Heidelberg 2002, ISBN 3-936278-14-8, S. 80–82 ({{Webarchiv | url=http://www.spektrum.de/inhaltsverzeichnis/dossier-3-2002/849269 | wayback=20141009134859 | text=spektrum.de}}).
* ''Der wahre Wert von Seti.'' In: ''Leben im All''. Spektrum der Wissenschaft Dossier 2002/3, Spektrum Verlag, Heidelberg 2002, ISBN 3-936278-14-8, S. 80–82 ({{Webarchiv |url=http://www.spektrum.de/inhaltsverzeichnis/dossier-3-2002/849269 |wayback=20141009134859 |text=spektrum.de}}).


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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*[http://adsabs.harvard.edu/cgi-bin/nph-abs_connect?return_req=no_params&author=von%20Hoerner,%20S.&db_key=AST S.v. Hoerner @Astrophysics Data System]
*[http://adsabs.harvard.edu/cgi-bin/nph-abs_connect?return_req=no_params&author=von%20Hoerner,%20S.&db_key=AST S.v. Hoerner @Astrophysics Data System]
* [http://vh-s.de/de/miscellaneous Lebenslauf und Interview]
* [http://vh-s.de/de/miscellaneous Lebenslauf und Interview]
* [http://www.nytimes.com/2003/01/19/obituaries/19HOER.html?ex=1044004685&ei=1&en=fa922150d51f23ab S. von Hoerner, Astronomer Who Sought Signs of Alien Life, Dies at 83] Nachruf, The New York Times, 19. Januar 2003
* [http://www.nytimes.com/2003/01/19/obituaries/19HOER.html S. von Hoerner, Astronomer Who Sought Signs of Alien Life, Dies at 83] Nachruf, The New York Times, 19. Januar 2003


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Astrophysiker]]
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[[Kategorie:Person (Görlitz)]]
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[[Kategorie:Absolvent der Georg-August-Universität Göttingen]]
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Aktuelle Version vom 8. Dezember 2021, 14:50 Uhr

Sebastian Rudolf Karl von Hoerner (* 15. April 1919 in Görlitz; † 7. Januar 2003 in Esslingen am Neckar) war ein deutscher Astrophysiker und Radioastronom.

Familie

Hoerners Vater, der Maler Herbert von Hoerner (1884–1946), stammte aus Kurland, und zwar aus einer ursprünglich im Egerland (Böhmen) beheimateten Familie, die 1568 in den polnischen Adelsstand erhoben und 1620 in die Matrikel der Kurländischen Ritterschaft eingetragen worden war. Seine Mutter war die aus Breslau stammende Schriftstellerin Susanne Heintze (1890–1978).

Sebastian von Hoerner heiratete am 28. April 1942 in Görlitz Lisa Müller (* 22. November 1913 in Neusalz in Niederschlesien), die Tochter des Lehrers und Geschäftsmannes Fritz Müller und der Frieda Lange. Aus dieser Ehe stammte seine Tochter Hanna von Hoerner (1942–2014), die sich wie ihr Vater der Astrophysik widmete.

Leben

Hoerner promovierte 1951 an der Universität Göttingen über Eine Methode zur Untersuchung der Turbulenz der interstellaren Materie in Physik. Mit seinem Doktorvater, Carl Friedrich von Weizsäcker, forschte er über die Entstehung von Sternen und Kugelsternhaufen. Diese Arbeiten und Studien über die Dynamik von Sternhaufen setzte er am Astronomischen Rechen-Institut in Heidelberg unter der Leitung von Walter Fricke fort. 1959 habilitierte er sich an der Universität Heidelberg mit einer Untersuchung über die zeitliche Rate der Sternentstehung. Er führte am Astronomischen Rechen-Institut die ersten direkten N-Körper-Simulationen von Sternhaufen durch, deren Ergebnisse er in zwei Artikeln von 1960 und 1963 publizierte.

Sebastian v. Hoerner zählt zu den Pionieren der SETI-Forschung und arbeitete viele Jahre am Green-Bank-Observatorium an der Analyse und technischen Optimierung von Radioteleskopen.[1][2] Er beschrieb das Prinzip der homologen Verformung beim Entwurf großer Radioteleskope: Anstatt zu versuchen, Verformungen bei einer Lageänderung des Teleskops durch Versteifung zu vermeiden, nimmt man diese in Kauf und sorgt dafür, dass der Reflektor des Teleskops sich bei jeder Lage wieder in eine nutzbare Paraboloidform verformt. Er war Gastprofessor an Universitäten in den USA, Mexiko, Deutschland und in der Schweiz.[3]

Er verstarb 2003 nach einem erneuten Herzinfarkt.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • The General Limits of Space Travel. In: Science. 6. Juli 1962.
  • Sind wir allein? SETI und das Leben im All, 2003, ISBN 3-406-49431-5.
  • {{{last1}}}: Die numerische Integration des n-Körper-Problemes für Sternhaufen. I. In: Zeitschrift für Astrophysik. Band 50. Jahrgang, 1960, S. 184, bibcode:1960ZA.....50..184V.
  • {{{last1}}}: Die numerische Integration des n-Körper-Problemes für Sternhaufen. II. In: Zeitschrift für Astrophysik. Band 57. Jahrgang, 1963, S. 47, bibcode:1963ZA.....57...47V.
  • The Search for Signals from Other Civilizations. Science 8. Dezember 1961, Vol. 134. no. 3493, S. 1839–1843 (bibcode:1961Sci...134.1839V).
  • NRAO- Newsletter, Nr. 95, 2003, S. 3 f. (pdf online).
  • Der wahre Wert von Seti. In: Leben im All. Spektrum der Wissenschaft Dossier 2002/3, Spektrum Verlag, Heidelberg 2002, ISBN 3-936278-14-8, S. 80–82 (spektrum.de (Memento vom 9. Oktober 2014 im Internet Archive)).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hoerner, Sebastian von (1919–2003) daviddarling.info
  2. von Hoerner on SETI bigear.org; abgerufen am 22. April 2011
  3. Spektrum der Wissenschaft Dossier 2002,3, Spektrum-der-Wissenschaft-Verlag, Heidelberg 2002, ISBN 3-936278-14-8, S. 80.

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