Renate Chasman: Unterschied zwischen den Versionen

Renate Chasman: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Renate Wiener Chasman''', geborene Wiener, (* [[10. Januar]] [[1932]] in [[Berlin]]; † [[17. Oktober]] [[1977]]) war eine deutsch-US-amerikanische Physikerin, die sich mit der Physik von [[Teilchenbeschleuniger]]n beschäftigte.
'''Renate Wiener Chasman''', geborene Wiener, (* [[10. Januar]] [[1932]] in [[Berlin]]; † [[17. Oktober]] [[1977]]) war eine deutsch-US-amerikanische Physikerin, die sich mit der Physik von [[Teilchenbeschleuniger]]n beschäftigte.


Chasman war die Tochter von Hans Wiener, einem Anwalt und Gründungsmitglied der Sozialdemokraten. Die Familie, die jüdisch war, floh 1938 nach Schweden, wo Chasman nahe Stockholm die Schule besuchte. Nach dem Abitur 1950 ging sie nach Israel, um Physik an der [[Hebräische Universität|Hebräischen Universität]] in [[Jerusalem]] zu studieren. 1955 machte sie dort ihren Master Abschluss und 1959 wurde sie in Experimentalphysik promoviert mit Arbeiten über Paritätsverletzung im [[Betastrahlung#Beta-Zerfall von Atomkernen|Betazerfall]] (dort sind Wiener-Koeffizienten nach ihr benannt). Aufgrund dieser Arbeiten wurde sie von [[Chien-Shiung Wu]] (die die Paritätsverletzung beim Betazerfall experimentell entdeckte) an die [[Columbia University]] eingeladen, wo Chasman von 1959 bis 1962 im Labor von Wu forschte. Danach war sie an der [[Yale University]] und ab 1963 am [[Brookhaven National Laboratory]], wo sie den Rest ihrer Karriere blieb. Am Brookhaven Laboratory leistete sie wichtige Beiträge zur Entwicklung mehrerer Generationen von Teilchenbeschleunigern. In den 1960er Jahren baute sie den Injektor für das Alternating Gradient Protonen-[[Synchrotron]] (AGS) um und man erreichte somit mit dem Beschleuniger höhere Energien. Unter anderem ist sie mit [[Kenneth Green]] für die Chasman-Green Anordnung (''Chasman Green Lattice'' oder ''Double bend achromatic lattice'', DBA lattice) von Magneten zur Fokussierung und Ablenkung von Elektronenstrahlen in [[Synchrotron]]-Strahlungsquellen bekannt (1975).<ref>Chasman, Green, Rowe "Preliminary Design of a Dedicated Synchrotron Radiation Facility". IEEE Transactions on Nuclear Science, Band 22, 1975, S. 1765, [http://accelconf.web.cern.ch/AccelConf/p75/PDF/PAC1975_1765.PDF Als pdf Datei beim CERN].</ref> Sie wurde bei der National Synchrotron Light Source am Brookhaven Labor und danach an den meisten Synchrotronstrahlungsquellen mit Elektronenbeschleunigern benutzt.
Chasman war die Tochter von Hans Wiener, einem Anwalt und Gründungsmitglied der Sozialdemokraten. Die Familie, die jüdisch war, floh 1938 nach Schweden, wo Chasman nahe Stockholm die Schule besuchte. Nach dem Abitur 1950 ging sie nach Israel, um Physik an der [[Hebräische Universität|Hebräischen Universität]] in [[Jerusalem]] zu studieren. 1955 machte sie dort ihren Masterabschluss und 1959 wurde sie in Experimentalphysik promoviert mit Arbeiten über Paritätsverletzung im [[Betastrahlung#Beta-Zerfall von Atomkernen|Betazerfall]] (dort sind Wiener-Koeffizienten nach ihr benannt). Aufgrund dieser Arbeiten wurde sie von [[Chien-Shiung Wu]] (die die Paritätsverletzung beim Betazerfall experimentell entdeckte) an die [[Columbia University]] eingeladen, wo Chasman von 1959 bis 1962 im Labor von Wu forschte. Danach war sie an der [[Yale University]] und ab 1963 am [[Brookhaven National Laboratory]], wo sie den Rest ihrer Karriere blieb. Am Brookhaven Laboratory leistete sie wichtige Beiträge zur Entwicklung mehrerer Generationen von Teilchenbeschleunigern. In den 1960er Jahren baute sie den Injektor für das Alternating Gradient Protonen-[[Synchrotron]] (AGS) um und man erreichte somit mit dem Beschleuniger höhere Energien. Unter anderem ist sie mit [[Kenneth Green]] für die Chasman-Green Anordnung (''Chasman Green Lattice'' oder ''Double bend achromatic lattice'', DBA lattice) von Magneten zur Fokussierung und Ablenkung von Elektronenstrahlen in Synchrotron-Strahlungsquellen bekannt (1975).<ref>Chasman, Green, Rowe "Preliminary Design of a Dedicated Synchrotron Radiation Facility". IEEE Transactions on Nuclear Science, Band 22, 1975, S. 1765, [https://AccelConf.web.cern.ch/p75/PDF/PAC1975_1765.PDF Als PDF-Datei beim CERN].</ref> Sie wurde bei der National Synchrotron Light Source am Brookhaven Labor und danach an den meisten Synchrotronstrahlungsquellen mit Elektronenbeschleunigern benutzt.


Sie war auch Beraterin und Gastwissenschaftlerin am [[CERN]] und am [[Fermilab]]. Sie starb an den Folgen einer Hautkrebs-Erkrankung ([[Melanom]]).
Sie war auch Beraterin und Gastwissenschaftlerin am [[CERN]] und am [[Fermilab]]. Sie starb an den Folgen einer Hautkrebs-Erkrankung ([[Melanom]]).
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== Literatur ==
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* Andrew Sessler, Edmund Wilson ''Engines of creation'', World Scientific 2007
* Andrew Sessler, Edmund Wilson ''Engines of creation'', World Scientific 2007
*John Blewett, Nachruf in Physics Today, Band 31, 1978, Heft 2, S. 64
* John Blewett, Nachruf in Physics Today, Band 31, 1978, Heft 2, S. 64
*Eintrag in Elizabeth H. Oakes, Encyclopedia of World Scientists, Facts on File 2007, S. 134f
* Eintrag in Elizabeth H. Oakes, Encyclopedia of World Scientists, Facts on File 2007, S. 134f


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[https://photos.aip.org/history-programs/niels-bohr-library/photos/chasman-renate-a1 Foto 1978, Segré Archives]
* [https://photos.aip.org/history-programs/niels-bohr-library/photos/chasman-renate-a1 Foto 1978, Segré Archives]


== Einzelnachweise ==
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Aktuelle Version vom 12. Januar 2021, 14:56 Uhr

Renate Wiener Chasman, geborene Wiener, (* 10. Januar 1932 in Berlin; † 17. Oktober 1977) war eine deutsch-US-amerikanische Physikerin, die sich mit der Physik von Teilchenbeschleunigern beschäftigte.

Chasman war die Tochter von Hans Wiener, einem Anwalt und Gründungsmitglied der Sozialdemokraten. Die Familie, die jüdisch war, floh 1938 nach Schweden, wo Chasman nahe Stockholm die Schule besuchte. Nach dem Abitur 1950 ging sie nach Israel, um Physik an der Hebräischen Universität in Jerusalem zu studieren. 1955 machte sie dort ihren Masterabschluss und 1959 wurde sie in Experimentalphysik promoviert mit Arbeiten über Paritätsverletzung im Betazerfall (dort sind Wiener-Koeffizienten nach ihr benannt). Aufgrund dieser Arbeiten wurde sie von Chien-Shiung Wu (die die Paritätsverletzung beim Betazerfall experimentell entdeckte) an die Columbia University eingeladen, wo Chasman von 1959 bis 1962 im Labor von Wu forschte. Danach war sie an der Yale University und ab 1963 am Brookhaven National Laboratory, wo sie den Rest ihrer Karriere blieb. Am Brookhaven Laboratory leistete sie wichtige Beiträge zur Entwicklung mehrerer Generationen von Teilchenbeschleunigern. In den 1960er Jahren baute sie den Injektor für das Alternating Gradient Protonen-Synchrotron (AGS) um und man erreichte somit mit dem Beschleuniger höhere Energien. Unter anderem ist sie mit Kenneth Green für die Chasman-Green Anordnung (Chasman Green Lattice oder Double bend achromatic lattice, DBA lattice) von Magneten zur Fokussierung und Ablenkung von Elektronenstrahlen in Synchrotron-Strahlungsquellen bekannt (1975).[1] Sie wurde bei der National Synchrotron Light Source am Brookhaven Labor und danach an den meisten Synchrotronstrahlungsquellen mit Elektronenbeschleunigern benutzt.

Sie war auch Beraterin und Gastwissenschaftlerin am CERN und am Fermilab. Sie starb an den Folgen einer Hautkrebs-Erkrankung (Melanom).

Seit 1962 war sie mit Chellis Chasman verheiratet.

Literatur

  • Andrew Sessler, Edmund Wilson Engines of creation, World Scientific 2007
  • John Blewett, Nachruf in Physics Today, Band 31, 1978, Heft 2, S. 64
  • Eintrag in Elizabeth H. Oakes, Encyclopedia of World Scientists, Facts on File 2007, S. 134f

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Chasman, Green, Rowe "Preliminary Design of a Dedicated Synchrotron Radiation Facility". IEEE Transactions on Nuclear Science, Band 22, 1975, S. 1765, Als PDF-Datei beim CERN.

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