Präzessionskonstante

Präzessionskonstante

Version vom 30. November 2016, 08:08 Uhr von imported>Anton Sevarius (Linkfehler korrigiert)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Die Präzessionskonstante beschreibt die langsame Verlagerung der Erdachse gegenüber dem Fixsternhimmel durch die Präzession der Erde. Dabei bleibt die Erdachse ortsfest an Nord- und Südpol, und die Erde als ganzes vollführt eine Kreiselbewegung. Die Verlängerung der Erdachse durchläuft dabei einen Kreis am Fixsternhimmel, während die Neigung der Erdachse gegenüber ihrer Umlaufbahn unverändert bleibt. Die Ursache für die Präzession der Erde sind Drehmomente, die von den Anziehungskräften von Sonne und Mond ausgeübt werden, weil die Erde wegen ihrer Abplattung nicht perfekt kugelförmig ist und damit eine ungleichmäßige Verteilung ihrer Masse besteht. Die Präzession wird von einer weiteren Bewegung, der Nutation überlagert.

Derzeit beträgt die Konstante (nach den Präzessionsformeln von Newcomb):

Lunisolare Präzessionskonstante: 50,376… pro Jahr
allgemein Präzessionskonstante: 50,28… pro Jahr (incl. der Wirkung aller Planeten).

Die Verlagerung der Erdachse bewirkt innerhalb von ca. 25.800 Jahren eine volle, rückläufige Umdrehung der Schnittgeraden zwischen der Äquatorebene der Erde und der Ekliptik. Diese Schnittgerade wird Äquinoktiallinie genannt, und auf ihr liegt der Frühlingspunkt, der die Grundlage von Himmelskoordinaten bildet. Deshalb ändert die Präzession der Erde die Himmelskoordinaten und damit die Sternorte

  • in der Deklination innerhalb eines Bereichs von etwa ± 20 (abhängig vom jeweiligen Sternort) und
  • in der Rektaszension um ein Zeitmaß von 3 bis 4 Sekunden

jährlich.

Die Präzessions-„Konstante“ selbst verändert sich ebenfalls über die Jahrtausende, weil sich auch die Mondbahn wegen der Veränderung ihrer Bahnknoten und der Gezeitenreibung geringfügig verschiebt. Diese mit etwa 40-100.000 Jahren sehr langperiodischen Bewegungen liegen in der Größenordnung von 0,01″ jährlich, sind also erst nach einigen Jahrzehnten messtechnisch erfassbar. Die „Präzessions-Konstante“ schwankt zusätzlich quasiperiodisch mit einer mittleren Periodendauer von 41000 Jahren zwischen zwei Grenzwerten durch den Einfluss der Planeten auf die Lage der Ekliptik.

Für Rechnungen zur Koordinatentransformation gilt im Bogenmass zum Zeitpunkt $ T $ angegeben in julianischen Jahrhunderten [1]:

$ p\lbrack \mathrm {rad} \rbrack =24,427247\cdot 10^{-6}\,T-5,23117\cdot 10^{-6}\,T^{2}-5,5290576\cdot 10^{-9}\,T^{3}+0.6440798\cdot 10^{-9}\,T^{4} $

bzw. in Bogensekunden:

$ p\lbrack ^{\prime \prime }\rbrack =5038,481507\,T-1,0790069\,T^{2}-0.00114045\,T^{3}+0.000132851\,T^{4} $

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. N. Capitaine, P.T.Wallace, J. Chapront: Expressions for IAU 2000 precession quantities. In: Astronomy Astrophysics. Abgerufen Format invalid (doi:10.1051/0004-6361:20031539).

Die News der letzten Tage