Observable: Unterschied zwischen den Versionen

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(Der Text und Link waren falsch. Spur bezeichnet keinen Spurklasseoperator sondern die Spurabbildung auf den Spurklasseoperatoren. Vielleicht kann man den Link noch präzisieren und auf den Unterabschnitt zur Spur in der Funktionalanalyse (siehe verlinkten Artikel) verweisen.)
 
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Eine '''Observable''' ({{laS|''observabilis''}} ‚beobachtbar‘) ist in der [[Physik]], insbesondere der [[Quantenphysik]], der formale Name für eine [[Messgröße]] und den ihr zugeordneten [[Operator (Mathematik)|Operator]], die im [[Zustand (Quantenmechanik)|Zustandsraum]], einem [[Hilbertraum]], wirken. Beispiele sind die [[Energie]], die Ortskoordinaten, die Koordinaten des [[Impuls (Physik)|Impulses]] und die Komponenten des [[Spin]]s eines [[Teilchen]]s sowie die [[Pauli-Matrizen]].
Eine '''Observable''' ({{laS|''observabilis''}} ‚beobachtbar‘) ist in der [[Physik]], insbesondere der [[Quantenphysik]], der formale Name für eine [[Messgröße]] und den ihr zugeordneten [[Operator (Mathematik)|Operator]], die im [[Zustand (Quantenmechanik)|Zustandsraum]], einem [[Hilbertraum]], wirken. Beispiele sind die [[Energie]], die Ortskoordinaten, die Koordinaten des [[Impuls (Physik)|Impulses]] und die Komponenten des [[Spin]]s eines [[Teilchen]]s sowie die [[Pauli-Matrizen]].


== Von-Neumann'sche Theorie ==
== Von-Neumannsche Theorie ==
Im traditionellen [[John von Neumann|von-Neumann'schen]] mathematischen Formalismus der [[Quantenmechanik]] werden Observablen durch [[selbstadjungiert]]e, [[dicht definiert]]e [[linearer Operator|lineare Operatoren]] <math>A</math> auf einem [[Hilbertraum]] <math>\mathcal{H}</math> dargestellt. Diese Theorie verallgemeinert die [[Born’sche Wahrscheinlichkeitsinterpretation]].
Im traditionellen [[John von Neumann|von-Neumannschen]] mathematischen Formalismus der [[Quantenmechanik]] werden Observable durch [[selbstadjungiert]]e, [[dicht definiert]]e [[linearer Operator|lineare Operatoren]] <math>A</math> auf einem [[Hilbertraum]] <math>\mathcal{H}</math> dargestellt. Diese Theorie verallgemeinert die [[Born’sche Wahrscheinlichkeitsinterpretation|Bornsche Wahrscheinlichkeitsinterpretation]].


Das Ergebnis einer [[Quantenmechanische Messung|Messung]] der Observablen <math>A</math> eines quantenmechanischen Systems, dessen [[Zustand (Quantenmechanik)|Zustand]] durch einen [[normierter Vektor|normierten Vektor]] <math>|\Psi\rangle\in\mathcal{H}</math> beschrieben wird ([[Wellenfunktion]] in [[Bra-Ket-Notation]]), ist [[Zufall|zufällig]]. Die Wahrscheinlichkeit, mit der ein bestimmter Messwert <math>B</math> auftreten kann, ist gegeben durch die [[Wahrscheinlichkeitsverteilung]]
Das Ergebnis einer [[Quantenmechanische Messung|Messung]] der Observablen <math>A</math> eines quantenmechanischen Systems, dessen [[Zustand (Quantenmechanik)|Zustand]] durch einen [[normierter Vektor|normierten Vektor]] <math>|\Psi\rangle\in\mathcal{H}</math> beschrieben wird ([[Wellenfunktion]] in [[Bra-Ket-Notation]]), ist [[Zufall|zufällig]]. Die Wahrscheinlichkeit, mit der ein bestimmter Messwert <math>B</math> auftreten kann, ist gegeben durch die [[Wahrscheinlichkeitsverteilung]]
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:<math>P[B] = \operatorname{Spur}(\lambda_A(B) \, \rho)</math>
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mit dem [[Spurklasseoperator]] <math>\operatorname{Spur}</math>.
wobei <math>\operatorname{Spur}</math> die [[Spur (Mathematik)|Spurabbildung]] bezeichnet.


Der [[Erwartungswert]] des Messergebnisses, also der Erwartungswert der Wahrscheinlichkeitsverteilung <math>P</math>, ist gegeben durch <math>\langle\Psi|A|\Psi\rangle</math> bzw. durch <math>\operatorname{Spur}(A \, \rho)</math>.
Der [[Erwartungswert]] des Messergebnisses, also der Erwartungswert der Wahrscheinlichkeitsverteilung <math>P</math>, ist gegeben durch <math>\langle\Psi|A|\Psi\rangle</math> bzw. durch <math>\operatorname{Spur}(A \, \rho)</math>.
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'''Beispiele:'''
'''Beispiele:'''
* Der Observablen „Ort“ eines Teilchens in einer Dimension entspricht (in Ortsdarstellung) der Multiplikationsoperator mit <math>x</math> über dem [[Lp-Raum|Lebesgue-Raum]] <math>L^2(\mathbb{R})</math>, der [[Ortsoperator]].
* Der Observablen „Ort“ eines Teilchens in einer Dimension entspricht (in Ortsdarstellung) der Multiplikationsoperator mit <math>x</math> über dem [[Lp-Raum|Lebesgue-Raum]] <math>L^2(\mathbb{R})</math>, der [[Ortsoperator]].
* Der Observablen „Impuls“ eines Teilchens in einer Dimension entspricht (in Ortsdarstellung) der [[Differentialoperator]] <math>\tfrac{\hbar}{\mathrm i}\tfrac{\mathrm d}{\mathrm dx}</math> über <math>L^2(\mathbb{R})</math>; genauer gesagt dessen selbstadjungierte [[Fortsetzung (Mathematik)|Fortsetzung]], der [[Impulsoperator]]. Hierbei bezeichnet <math>\hbar</math> das [[Plancksches Wirkungsquantum #Werte|reduzierte Plancksche Wirkungsquantum]].
* Der Observablen „Impuls“ eines Teilchens in einer Dimension entspricht (in Ortsdarstellung) der [[Differentialoperator]] <math>- \mathrm i \hbar \tfrac{\mathrm d}{\mathrm dx}</math> über <math>L^2(\mathbb{R})</math>; genauer gesagt dessen selbstadjungierte [[Fortsetzung (Mathematik)|Fortsetzung]], der [[Impulsoperator]]. Hierbei bezeichnet <math>\hbar</math> das [[Plancksches Wirkungsquantum #Werte|reduzierte Plancksche Wirkungsquantum]].
* Der Observablen „Energie“ entspricht der [[Hamiltonoperator]].
* Der Observablen „Energie“ entspricht der [[Hamiltonoperator]].


== Beschreibung durch POVM ==
== Beschreibung durch POVM ==
{{Hauptartikel|Positive Operator Valued Probability Measure|titel1=Positive Operator Valued Probability Measure (POVM)}}
{{Hauptartikel|Positive Operator Valued Probability Measure|titel1=Positive Operator Valued Probability Measure (POVM)}}
Nicht in den traditionellen von-Neumann'schen Formalismus passt die Beschreibung von Zeitmessungen, z.&nbsp;B. der Ankunftszeit eines Teilchens in einem [[Teilchendetektor|Detektor]]. Eine genauere realistische formale Modellierung realer Experimente zeigt, dass auch die meisten realen Messungen an Quantensystemen nicht genau durch von-Neumann’sche Observable beschrieben werden. Diese Defekte behebt die allgemeinere Beschreibung quantenmechanischer Observablen durch POVM.
Die Beschreibung von Zeitmessungen passt nicht in den traditionellen von-Neumann’schen Formalismus, z.&nbsp;B. der Ankunftszeit eines Teilchens in einem [[Teilchendetektor|Detektor]]. Eine genauere realistische formale Modellierung realer Experimente zeigt, dass auch die meisten realen Messungen an Quantensystemen nicht genau durch von-Neumann’sche Observable beschrieben werden. Diese Defekte behebt die allgemeinere Beschreibung quantenmechanischer Observablen durch POVM.


== Siehe auch ==
== Zusammenhang mit dem Kommutator ==
* [[Komplementäre Observablen]]
Abhängig vom Wert ihres [[Kommutator (Mathematik)|Kommutator]]s (genauer: vom Wert des Kommutators ihrer Operatoren) bezeichnet man zwei Observable als:
* [[Vollständiger Satz kommutierender Observablen]]
* kommutierende bzw. vertauschende Observable, wenn ihr Kommutator den Wert&nbsp;0 hat. Sie sind [[Kommensurabilität (Quantenmechanik)|kommensurabel]], d.&nbsp;h. sie können gleichzeitig beliebig genau gemessen werden. Siehe auch [[Vollständiger Satz kommutierender Observablen]].
* inkommensurable bzw. nicht vertauschende Observable, wenn ihr Kommutator einen Wert ungleich&nbsp;0 hat; sie können ''nicht'' gleichzeitig beliebig genau gemessen werden.
** [[komplementäre Observablen]], wenn ihr Kommutator einen Wert von <math>i \hslash</math> aufweist (<math>i</math> = [[imaginäre Einheit]], <math>\hslash</math>  = [[Plancksches Wirkungsquantum #Reduziertes Plancksches Wirkungsquantum|reduziertes Plancksches Wirkungsquantum]]). Ein Beispiel hierfür sind Ort und Impuls.


[[Kategorie:Quantenmechanik]]
[[Kategorie:Quantenmechanik]]
[[Kategorie:Quantenfeldtheorie]]
[[Kategorie:Quantenfeldtheorie]]
[[Kategorie:Theoretische Chemie]]
[[Kategorie:Theoretische Chemie]]

Aktuelle Version vom 18. Dezember 2021, 16:45 Uhr

Eine Observable (lateinisch observabilis ‚beobachtbar‘) ist in der Physik, insbesondere der Quantenphysik, der formale Name für eine Messgröße und den ihr zugeordneten Operator, die im Zustandsraum, einem Hilbertraum, wirken. Beispiele sind die Energie, die Ortskoordinaten, die Koordinaten des Impulses und die Komponenten des Spins eines Teilchens sowie die Pauli-Matrizen.

Von-Neumannsche Theorie

Im traditionellen von-Neumannschen mathematischen Formalismus der Quantenmechanik werden Observable durch selbstadjungierte, dicht definierte lineare Operatoren $ A $ auf einem Hilbertraum $ {\mathcal {H}} $ dargestellt. Diese Theorie verallgemeinert die Bornsche Wahrscheinlichkeitsinterpretation.

Das Ergebnis einer Messung der Observablen $ A $ eines quantenmechanischen Systems, dessen Zustand durch einen normierten Vektor $ |\Psi \rangle \in {\mathcal {H}} $ beschrieben wird (Wellenfunktion in Bra-Ket-Notation), ist zufällig. Die Wahrscheinlichkeit, mit der ein bestimmter Messwert $ B $ auftreten kann, ist gegeben durch die Wahrscheinlichkeitsverteilung

$ P[B]=\langle \Psi |\lambda _{A}(B)|\Psi \rangle $

wobei $ \lambda _{A} $ das Spektralmaß von $ A $ nach dem Spektralsatz bezeichnet.

Wird der quantenmechanische Zustand des Systems allgemeiner durch einen Dichteoperator $ \rho $ beschrieben, so ist die Wahrscheinlichkeitsverteilung des Messergebnisses gegeben durch

$ P[B]=\operatorname {Spur} (\lambda _{A}(B)\,\rho ) $

wobei $ \operatorname {Spur} $ die Spurabbildung bezeichnet.

Der Erwartungswert des Messergebnisses, also der Erwartungswert der Wahrscheinlichkeitsverteilung $ P $, ist gegeben durch $ \langle \Psi |A|\Psi \rangle $ bzw. durch $ \operatorname {Spur} (A\,\rho ) $.

Im Spezialfall, dass das Spektrum von $ A $ diskret und einfach ist, sind die möglichen Messergebnisse die Eigenwerte von $ A $. Die Wahrscheinlichkeit, den Eigenwert $ a $ als Messergebnis zu finden, lautet dann $ |\langle \phi _{a}|\Psi \rangle |^{2} $ bzw. $ \langle \phi _{a}|\rho \phi _{a}\rangle $, wobei $ \phi _{a} $ einen normierten Eigenvektor zum Eigenwert $ a $ bezeichnet.

Beispiele:

  • Der Observablen „Ort“ eines Teilchens in einer Dimension entspricht (in Ortsdarstellung) der Multiplikationsoperator mit $ x $ über dem Lebesgue-Raum $ L^{2}(\mathbb {R} ) $, der Ortsoperator.
  • Der Observablen „Impuls“ eines Teilchens in einer Dimension entspricht (in Ortsdarstellung) der Differentialoperator $ -\mathrm {i} \hbar {\tfrac {\mathrm {d} }{\mathrm {d} x}} $ über $ L^{2}(\mathbb {R} ) $; genauer gesagt dessen selbstadjungierte Fortsetzung, der Impulsoperator. Hierbei bezeichnet $ \hbar $ das reduzierte Plancksche Wirkungsquantum.
  • Der Observablen „Energie“ entspricht der Hamiltonoperator.

Beschreibung durch POVM

Die Beschreibung von Zeitmessungen passt nicht in den traditionellen von-Neumann’schen Formalismus, z. B. der Ankunftszeit eines Teilchens in einem Detektor. Eine genauere realistische formale Modellierung realer Experimente zeigt, dass auch die meisten realen Messungen an Quantensystemen nicht genau durch von-Neumann’sche Observable beschrieben werden. Diese Defekte behebt die allgemeinere Beschreibung quantenmechanischer Observablen durch POVM.

Zusammenhang mit dem Kommutator

Abhängig vom Wert ihres Kommutators (genauer: vom Wert des Kommutators ihrer Operatoren) bezeichnet man zwei Observable als:

  • kommutierende bzw. vertauschende Observable, wenn ihr Kommutator den Wert 0 hat. Sie sind kommensurabel, d. h. sie können gleichzeitig beliebig genau gemessen werden. Siehe auch Vollständiger Satz kommutierender Observablen.
  • inkommensurable bzw. nicht vertauschende Observable, wenn ihr Kommutator einen Wert ungleich 0 hat; sie können nicht gleichzeitig beliebig genau gemessen werden.

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