Neutronenüberschuss

Neutronenüberschuss

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Neutronenüberschuss nennt man in der Kernphysik die Differenz zwischen Neutronenzahl N und Protonenzahl Z eines Atomkerns. Da die Massenzahl A gleich N + Z ist, wird er gleichbedeutend auch als A − 2Z definiert.[1] Der Neutronenüberschuss stabiler Atomkerne ist bis auf 15 Ausnahmen größer als Null und steigt mit wachsender Massenzahl A.

Gelegentlich bezeichnet man auch die jeweilige Abweichung von der Linie N = Z, die Zahl $ A/Z-2 $, als Neutronenüberschuss – besser ist hier die Bezeichnung „Relativer Neutronenüberschuss“.

Nuklidkarte mit radioaktiven Zerfallsarten: schwarz = stabil, rosa = β−-Zerfall wegen Neutronenüberschusses, blau = EC- oder β+-Zerfall wegen Protonenüberschusses, gelb = α-Zerfall

Das Bild (eine Nuklidkarte) zeigt, wie sich das Verhältnis von Neutronen- zu Protonenzahl auf die Stabilität eines Atomkerns auswirkt:

  • Die stabilen, also nicht radioaktiven Nuklide sind als schwarze Felder eingezeichnet. Sie reichen von Wasserstoff (1H) links unten bis zum Blei (208Pb) deutlich vor dem Ende rechts oben. Die Orte dieser Nuklide bilden eine schwach gekrümmte „Banane“ mit mehreren Lücken bei bestimmten Protonen- oder Neutronenzahlen. Beispielsweise gibt es keine stabilen Kerne mit Protonenzahl Z=43 (Technetium) oder Z=61 (Promethium).
  • Rechts davon – im violetten Gebiet – findet man die Nuklide mit relativ hohem Neutronenüberschuss. Sie sind radioaktiv, der Überschuss wird meist durch β-Zerfall abgebaut.
  • Links davon – im blauen Gebiet – herrscht Mangel an Neutronen. Auch diese Nuklide sind radioaktiv, sie unterliegen dem β+-Zerfall oder dem Elektroneneinfang.
  • Enthält der Kern mehr als 82 Protonen, ist er in jedem Fall instabil.

Auswirkung bei der Kernspaltung

Die Massenabhängigkeit des relativen Neutronenüberschusses erklärt, warum Spaltprodukte in der Regel beta-minus-radioaktiv sind. Der hohe Neutronenüberschuss eines Kerns wie etwa U-235 findet sich nach der Kernspaltung in seinen Bruchstücken (den Spaltfragmenten) wieder; diese enthalten daher für ihre Kernmasse zu viele Neutronen. Der Überschuss wird stufenweise nacheinander durch drei Prozesse abgebaut:

  • direkte Emission prompter Neutronen innerhalb von 10−14 Sekunden nach dem Zerfall;
  • verzögerte Neutronenemission der dann immer noch neutronenreichen Spaltprodukte in Millisekunden bis Sekunden;
  • Beta-minus-Zerfälle, also Umwandlung von Neutronen in Protonen.

Einzelnachweis

  1. Karl Heinrich Lieser: Nuclear and Radiochemistry. 2nd, revised edition, Wiley-VCH 2001, ISBN 3-527-30317-0, Seite 9

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