Mischkristall: Unterschied zwischen den Versionen

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Als '''Mischkristall''' (Mk) wird ein [[Kristall]] oder [[Kristallit]] bezeichnet, der aus mindestens zwei verschiedenen [[Chemisches Element|chemischen Elementen]] besteht, wobei die Fremd-[[Atom]]e oder -[[Ion]]en [[Statistik|statistisch]] verteilt sind. Diese können entweder in die Zwischengitterplätze eingelagert sein ([[Einlagerungsmischkristall]] oder interstitielle Lösung) oder ein Atom des anderen Elements durch [[Substitution (Mineralogie)|Substitution]] ersetzen ([[Substitutionsmischkristall]]). Mischkristalle sind somit feste [[Lösung (Chemie)|Lösungen]], die, wenn sie metallische Eigenschaften besitzen, auch [[Legierung]]en genannt werden.  
Als '''Mischkristall''' (Mk) wird ein [[Kristall]] oder [[Kristallit]] bezeichnet, der aus mindestens zwei verschiedenen [[Chemisches Element|chemischen Elementen]] besteht, wobei die Fremd-[[Fremdatom|Atom]]e oder -[[Ion]]en [[Statistik|statistisch]] verteilt sind. Diese können
* in die Zwischengitterplätze eingelagert sein ([[Einlagerungsmischkristall]] oder interstitielle Lösung) oder
* ein Atom des anderen Elements durch [[Substitution (Mineralogie)|Substitution]] ersetzen ([[Substitutionsmischkristall]]).
Mischkristalle sind somit feste [[Lösung (Chemie)|Lösungen]], die, wenn sie [[metall]]ische Eigenschaften besitzen, auch [[Legierung]]en genannt werden.


== Mischkristallbildung ==
== Mischkristallbildung ==
Es werden zwei Arten von Mischkristallbildung unterschieden:
Es werden zwei Arten von Mischkristallbildung unterschieden:
 
* bei der ''homöotypen'' Mischkristallbildung haben die beteiligten Stoffe den gleichen Kristall[[strukturtyp]], den folglich auch der Mischkristall besitzt; Vergleiche hierzu [[Legierung#Zweistoffsysteme mit vollständiger Löslichkeit im festen Zustand|Zweistoffsysteme mit vollständiger Löslichkeit im festen Zustand]].
* bei der ''homöotypen'' Mischkristallbildung haben die beteiligten Stoffe den gleichen [[Kristallstruktur]]typ, den folglich auch der Mischkristall besitzt; Vergleiche hierzu [[Legierung#Zweistoffsysteme mit vollständiger Löslichkeit im festen Zustand|Zweistoffsysteme mit vollständiger Löslichkeit im festen Zustand]].
* bei der ''heterotypen'' Mischkristallbildung hingegen zwingt einer der beteiligten Stoffe dem/den anderen beim Einbau seine Kristallstruktur auf. Vergleiche hierzu [[Legierung#Zweistoffsysteme mit begrenzter Löslichkeit im festen Zustand|Zweistoffsysteme mit begrenzter Löslichkeit im festen Zustand]].
* bei der ''heterotypen'' Mischkristallbildung hingegen zwingt einer der beteiligten Stoffe dem/den anderen beim Einbau seine Kristallstruktur auf. Vergleiche hierzu [[Legierung#Zweistoffsysteme mit begrenzter Löslichkeit im festen Zustand|Zweistoffsysteme mit begrenzter Löslichkeit im festen Zustand]].


Wenn die Atome der beteiligten Elemente nicht mehr statistisch regellos im Gitter verteilt sind, spricht man von [[Legierung#Intermediäre Kristalle|Intermediären Kristallen]] oder auch [[Intermetallische Verbindung|Intermetallischen Verbindungen]], deren Kristallstruktur keiner der Basiselemente entspricht.
Wenn die Atome der beteiligten Elemente nicht mehr statistisch regellos im Gitter verteilt sind, spricht man von [[Legierung#Intermediäre Kristalle|Intermediären Kristallen]] oder auch [[Intermetallische Verbindung|Intermetallischen Verbindungen]], deren [[Kristallstruktur]] keiner der Basiselemente entspricht.


== Mischkristalle bei Mineralen ==
== Mischkristalle bei Mineralen ==
Im Reich der [[Mineral]]e bilden sich Mischkristalle nur selten aus [[Reinstoff]]en, sondern meist aus [[Chemische Verbindung|chemischen Verbindungen]]. Zwei Minerale definierter Zusammensetzung bilden hier eine sogenannte Mischkristallreihe (kurz: Mischreihe), deren Endglieder sie darstellen und deren Mischkristalle oft Namen erhalten, die keine Rückschlüsse auf deren Zusammensetzung zulassen.
Im Reich der [[Mineral]]e bilden sich Mischkristalle nur selten aus reinen [[Chemisches Element|chemischen Elementen]] (Ausnahmen sind hier natürliche Legierungen wie z.&nbsp;B. [[Auricuprid]] Cu<sub>3</sub>Au), sondern meist aus [[Chemische Verbindung|chemischen Verbindungen]]. Zwei Minerale definierter Zusammensetzung bilden hier eine Mischkristallreihe (kurz: Mischreihe), deren Endglieder sie darstellen und deren Mischkristalle oft Namen erhalten, die keine Rückschlüsse auf ihre Zusammensetzung zulassen.


So besteht beispielsweise der [[Labradorit]], ein Mischkristall der Reihe [[Albit]]-[[Anorthit]], mit 50–70 % aus Anorthit.
So besteht z.&nbsp;B. der [[Labradorit]], ein Mischkristall der Reihe [[Albit]] (NaAlSi<sub>3</sub>O<sub>8</sub>)&nbsp;–&nbsp;[[Anorthit]] (CaAl<sub>2</sub>Si<sub>2</sub>O<sub>8</sub>), zu 50–70&nbsp;% aus Anorthit.


Die Minerale [[Forsterit]] (Mg<sub>2</sub>SiO<sub>4</sub>) und [[Fayalit]] (Fe<sub>2</sub>SiO<sub>4</sub>) bilden eine vollständige Mischkristallreihe, die [[Olivin]]-Reihe ([Mg, Fe]<sub>2</sub>SiO<sub>4</sub>). Weitere Beispiele sind die [[Biotit]]-Reihe zwischen [[Phlogopit]] und [[Annit (Mineral)|Annit]] und die [[Melilith]]-Reihe zwischen [[Akermanit]] und [[Gehlenit]].
Die Minerale [[Forsterit]] (Mg<sub>2</sub>SiO<sub>4</sub>) und [[Fayalit]] (Fe<sub>2</sub>SiO<sub>4</sub>) bilden eine vollständige Mischkristallreihe, die [[Olivin]]-Reihe ((Mg,Fe)<sub>2</sub>SiO<sub>4</sub>). Weitere Beispiele sind die [[Biotit]]-Reihe zwischen [[Phlogopit]] und [[Annit (Mineral)|Annit]] und die [[Melilith]]-Reihe zwischen [[Akermanit]] und [[Gehlenit]].


Einige Mischkristallreihen enthalten [[Mischungslücke]]n. Das bedeutet, dass bei bestimmten Verhältnissen beider Endglieder zwei Phasen existieren. Ein Beispiel ist die [[Plagioklas]]-Reihe Albit-Anorthit. Viele Mischkristallreihen sind bei hohen Temperaturen vollständig, besitzen aber bei tiefen Temperaturen solche Mischungslücken. Einige Kristalle können geringe Mengen anderer Elemente lösen. Dies bezeichnet man als [[Diadochie]]. Ein Beispiel ist der Einbau von Magnesium in [[Calcit]] (CaCO<sub>3</sub>). Hier besteht keine vollständige Mischbarkeit zum [[Dolomit (Mineral)|Dolomit]] (CaMg(CO<sub>3</sub>)<sub>2</sub>) oder zum [[Magnesit]] (MgCO<sub>3</sub>).
Einige Mischkristallreihen enthalten [[Mischungslücke]]n. Das bedeutet, dass bei bestimmten Verhältnissen beider Endglieder zwei [[Phase (Materie)|Phase]]n existieren. Ein Beispiel ist die [[Plagioklas]]-Reihe Albit-Anorthit. Viele Mischkristallreihen sind bei hohen Temperaturen vollständig, besitzen aber bei tiefen Temperaturen solche Mischungslücken. Einige Kristalle können geringe Mengen anderer Elemente lösen. Dies bezeichnet man als [[Diadochie]]. Ein Beispiel ist der Einbau von Magnesium in [[Calcit]] (CaCO<sub>3</sub>). Hier besteht keine vollständige Mischbarkeit zum [[Dolomit (Mineral)|Dolomit]] [CaMg(CO<sub>3</sub>)<sub>2</sub>] oder zum [[Magnesit]] (MgCO<sub>3</sub>).
 
== Literatur ==
* {{Literatur | Autor= Jürgen Ruge, Helmut Wohlfahrt | Titel= Technologie der Werkstoffe. Für Studenten des Maschinenbaus und Bauingenieurwesens, der Verfahrenstechnik und der Werkstoffkunde | Auflage= 7. durchgesehene und erweiterte | Verlag= Vieweg + Teubner | Ort= Braunschweig u. a.| Jahr= 2002 | Seiten= 47, 48 | ISBN= 3-528-63021-3}} [http://books.google.de/books?id=YWjyV2hnMzIC&pg=PA47&lpg=PA47&dq=Mischkristall&source=bl&ots=Q9U78sx_Sf&sig=oooLaejn5GIaIuIfO63MMKs9tv4&hl=de&ei=z8r9Sfe4CcOMsAbh2-jVBA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=3 (Google Books)].


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Mischkristallverfestigung]]
* [[Mischkristallverfestigung]]
* [[Legierung]]
* [[Goldschmidtsche Regel]]
 
== Literatur ==
* {{Literatur | Autor= Jürgen Ruge, Helmut Wohlfahrt | Titel= Technologie der Werkstoffe. Für Studenten des Maschinenbaus und Bauingenieurwesens, der Verfahrenstechnik und der Werkstoffkunde | Auflage= 7. durchgesehene und erweiterte | Verlag= Vieweg + Teubner | Ort= Braunschweig u. a.| Jahr= 2002 | Seiten= 47, 48 | ISBN= 3-528-63021-3}} [https://books.google.de/books?id=YWjyV2hnMzIC&pg=PA47&lpg=PA47&dq=Mischkristall&source=bl&ots=Q9U78sx_Sf&sig=oooLaejn5GIaIuIfO63MMKs9tv4&hl=de&ei=z8r9Sfe4CcOMsAbh2-jVBA&sa=X&oi=book_result&ct=result (Google Books)].


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Aktuelle Version vom 24. Februar 2022, 10:25 Uhr

Als Mischkristall (Mk) wird ein Kristall oder Kristallit bezeichnet, der aus mindestens zwei verschiedenen chemischen Elementen besteht, wobei die Fremd-Atome oder -Ionen statistisch verteilt sind. Diese können

Mischkristalle sind somit feste Lösungen, die, wenn sie metallische Eigenschaften besitzen, auch Legierungen genannt werden.

Mischkristallbildung

Es werden zwei Arten von Mischkristallbildung unterschieden:

  • bei der homöotypen Mischkristallbildung haben die beteiligten Stoffe den gleichen Kristallstrukturtyp, den folglich auch der Mischkristall besitzt; Vergleiche hierzu Zweistoffsysteme mit vollständiger Löslichkeit im festen Zustand.
  • bei der heterotypen Mischkristallbildung hingegen zwingt einer der beteiligten Stoffe dem/den anderen beim Einbau seine Kristallstruktur auf. Vergleiche hierzu Zweistoffsysteme mit begrenzter Löslichkeit im festen Zustand.

Wenn die Atome der beteiligten Elemente nicht mehr statistisch regellos im Gitter verteilt sind, spricht man von Intermediären Kristallen oder auch Intermetallischen Verbindungen, deren Kristallstruktur keiner der Basiselemente entspricht.

Mischkristalle bei Mineralen

Im Reich der Minerale bilden sich Mischkristalle nur selten aus reinen chemischen Elementen (Ausnahmen sind hier natürliche Legierungen wie z. B. Auricuprid Cu3Au), sondern meist aus chemischen Verbindungen. Zwei Minerale definierter Zusammensetzung bilden hier eine Mischkristallreihe (kurz: Mischreihe), deren Endglieder sie darstellen und deren Mischkristalle oft Namen erhalten, die keine Rückschlüsse auf ihre Zusammensetzung zulassen.

So besteht z. B. der Labradorit, ein Mischkristall der Reihe Albit (NaAlSi3O8) – Anorthit (CaAl2Si2O8), zu 50–70 % aus Anorthit.

Die Minerale Forsterit (Mg2SiO4) und Fayalit (Fe2SiO4) bilden eine vollständige Mischkristallreihe, die Olivin-Reihe ((Mg,Fe)2SiO4). Weitere Beispiele sind die Biotit-Reihe zwischen Phlogopit und Annit und die Melilith-Reihe zwischen Akermanit und Gehlenit.

Einige Mischkristallreihen enthalten Mischungslücken. Das bedeutet, dass bei bestimmten Verhältnissen beider Endglieder zwei Phasen existieren. Ein Beispiel ist die Plagioklas-Reihe Albit-Anorthit. Viele Mischkristallreihen sind bei hohen Temperaturen vollständig, besitzen aber bei tiefen Temperaturen solche Mischungslücken. Einige Kristalle können geringe Mengen anderer Elemente lösen. Dies bezeichnet man als Diadochie. Ein Beispiel ist der Einbau von Magnesium in Calcit (CaCO3). Hier besteht keine vollständige Mischbarkeit zum Dolomit [CaMg(CO3)2] oder zum Magnesit (MgCO3).

Siehe auch

Literatur

  • Jürgen Ruge, Helmut Wohlfahrt: Technologie der Werkstoffe. Für Studenten des Maschinenbaus und Bauingenieurwesens, der Verfahrenstechnik und der Werkstoffkunde. 7. durchgesehene und erweiterte Auflage. Vieweg + Teubner, Braunschweig u. a. 2002, ISBN 3-528-63021-3, S. 47, 48. (Google Books).

Weblinks

  • Mineralienatlas:Mischkristall (Wiki)

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