Magnetostatik: Unterschied zwischen den Versionen

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== Grundlagen ==
== Grundlagen ==
In der Magnetostatik wird die räumliche Verteilung von Magnetfeldern in der Umgebung von [[Dauermagnet]]en und von stationären Strömen (Konzept des ''Stromfadens'') untersucht. Ein stationärer Strom ist beispielsweise [[Gleichstrom]] in einem [[Elektrischer Leiter|elektrischen Leiter]]. Hierzu gehören neben den einzelnen magnetischen Eigenschaften der Stoffe wie [[Ferromagnetismus]], [[Diamagnetismus]] etc. auch das [[Erdmagnetfeld]]. Außerdem beschreibt die Magnetostatik die Kraftwirkung derartig erzeugter Felder auf Magnete und Ströme. Hierzu gehört das Verhalten eines [[Magnetischer Dipol|magnetischen Dipols]] in einem zeitlich konstanten Magnetfeld, beispielsweise das Verhalten einer (frei beweglichen) Magnetnadel im [[Erdmagnetfeld]].  
In der Magnetostatik wird die räumliche Verteilung von Magnetfeldern in der Umgebung von [[Dauermagnet]]en und von stationären Strömen (Konzept des ''Stromfadens'') untersucht. Ein stationärer Strom ist beispielsweise [[Gleichstrom]] in einem [[Elektrischer Leiter|elektrischen Leiter]]. Hierzu gehören neben den einzelnen magnetischen Eigenschaften der Stoffe wie [[Ferromagnetismus]], [[Diamagnetismus]] etc. auch das [[Erdmagnetfeld]]. Außerdem beschreibt die Magnetostatik die Kraftwirkung derartig erzeugter Felder auf Magnete und Ströme. Hierzu gehört das Verhalten eines [[Magnetischer Dipol|magnetischen Dipols]] in einem zeitlich konstanten Magnetfeld, beispielsweise das Verhalten einer (frei beweglichen) Magnetnadel im Erdmagnetfeld.  


Die Grundbegriffe sind der [[Elektrostatik]] analog. Der positiven und negativen elektrischen Ladung entsprechen Nordpole und Südpole, quantitativ: positive und negative '''Polstärke'''. Allerdings können magnetische Pole im Gegensatz zu elektrischen Ladungen nicht isoliert werden, sondern treten in einem Körper immer zusammen auf.
Die Grundbegriffe sind der [[Elektrostatik]] analog. Der positiven und negativen elektrischen Ladung entsprechen Nordpole und Südpole, quantitativ: positive und negative '''Polstärke'''. Allerdings können magnetische Pole im Gegensatz zu elektrischen Ladungen nicht isoliert werden, sondern treten in einem Körper immer zusammen auf.


== Veranschaulichung ==
== Veranschaulichung ==
Obwohl es keine isolierten magnetischen Ladungen ([[Magnetischer Monopol|magnetische Monopole]]) gibt, können magnetostatische Effekte mit einer Analogie zur Elektrostatik veranschaulicht werden. Dies wird insbesondere in der Schulphysik benutzt: man  betrachtet einen Stabmagneten der Länge ''l'' als zwei entgegensetzte magnetische Ladungen im Abstand ''l''. Das Analogon zur elektrischen Ladung ist die ''magnetische '''Polstärke''''' <math>p</math>. Sie ist von der gleichen [[Dimension (Größensystem)|Dimension]] wie der [[Magnetischer Fluss|magnetische Fluss]] und wird somit in der Einheit [[Weber (Einheit)|Weber]] angegeben.
Obwohl es keine isolierten magnetischen Ladungen ([[Magnetischer Monopol|magnetische Monopole]]) gibt, können magnetostatische Effekte mit einer Analogie zur Elektrostatik veranschaulicht werden. Dies wird insbesondere in der Schulphysik benutzt: man  betrachtet einen Stabmagneten der Länge ''l'' als zwei entgegensetzte magnetische Ladungen im Abstand ''l''. Das Analogon zur elektrischen Ladung ist die ''magnetische '''Polstärke''''' <math>p</math>. Die Polstärke ist so definiert, dass das ''magnetische Kraftgesetz'' (auch: ''magnetostatisches Kraftgesetz'') analog zur [[Coulombsches Gesetz#Coulomb-Kraft|Coulomb-Kraft]] formuliert werden kann:  
 
Es gilt dann das ''magnetische Kraftgesetz'' (auch ''magnetostatisches Kraftgesetz''):  
Zwischen zwei Magnetpolen der Polstärke <math>p_1</math> und <math>p_2</math> im Abstand <math>r</math> wirkt die magnetische Kraft
:<math> F = \frac{1}{4\pi\mu_0}\frac{p_1\cdot p_2}{r^2}.</math>
:<math> F = \frac{1}{4\pi\mu_0}\frac{p_1\cdot p_2}{r^2}.</math>
Dabei ist μ<sub>0</sub> die [[magnetische Feldkonstante]].  
F ist hierbei die magnetische Kraft, die zwischen zwei Magnetpolen der Polstärke <math>p_1</math> und <math>p_2</math> im Abstand <math>r</math> wirkt; μ<sub>0</sub> ist die [[magnetische Feldkonstante]]. Die Polstärke ist von der gleichen [[Dimension (Größensystem)|Dimension]] wie der [[Magnetischer Fluss|magnetische Fluss]] und wird somit in der Einheit [[Weber (Einheit)|Weber]] angegeben.<ref group="Anm." name="Polstaerke" />


Daraus folgt z. B. bei einem homogenen Feld mit bekannter Flussdichte ''B'' und Fläche ''A'' für die Kraft:  
Aus der Definition folgt z.&nbsp;B. bei einem homogenen Feld mit bekannter Flussdichte ''B'' und Fläche ''A'' für die Kraft:  
:<math> F = \frac{1}{4\pi\mu_0}\frac{\Phi_1\cdot \Phi_2}{r^2} = \frac{1}{4\pi\mu_0}\frac{B_1 A_1 \cdot B_2 A_2}{r^2}</math>
:<math> F = \frac{1}{4\pi\mu_0}\frac{\Phi_1\cdot \Phi_2}{r^2} = \frac{1}{4\pi\mu_0}\frac{B_1 A_1 \cdot B_2 A_2}{r^2}</math>


== Feldtheorie ==
== Feldtheorie ==
Für zeitlich konstante Felder „entkoppeln“ die Gleichungen für elektrische (E) und magnetische (B) Felder: setzt man in den [[Maxwellgleichungen]] alle Zeitableitungen gleich 0, so entstehen Gleichungen, die nicht gleichzeitig E und B enthalten. Die Phänomene der Magnetostatik lassen sich mit folgenden zwei reduzierten Maxwellgleichungen beschreiben:
Für zeitlich konstante Felder „entkoppeln“ die Gleichungen für elektrische (E) und magnetische (B) Felder: setzt man in den [[Maxwellgleichungen]] alle Zeitableitungen gleich 0, so entstehen Gleichungen, die nicht gleichzeitig ''E'' und ''B'' enthalten. Die Phänomene der Magnetostatik lassen sich mit folgenden zwei reduzierten Maxwellgleichungen beschreiben:


# <math>\nabla  \cdot \vec B = 0</math>
# <math>\nabla  \cdot \vec B = 0</math>
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Dadurch wird automatisch die Gleichung <math>\nabla  \cdot \vec B = 0</math> erfüllt, da die [[Nabla-Operator#Rechenregeln|Divergenz eines Rotationsfeldes]] identisch 0 ist <math>\nabla  \cdot \left( {\nabla  \times \vec A} \right) \equiv 0</math>.
Dadurch wird automatisch die Gleichung <math>\nabla  \cdot \vec B = 0</math> erfüllt, da die [[Nabla-Operator#Rechenregeln|Divergenz eines Rotationsfeldes]] identisch 0 ist <math>\nabla  \cdot \left( {\nabla  \times \vec A} \right) \equiv 0</math>.


<math>\vec A</math> ist jedoch nicht eindeutig bestimmt, da <math>\vec B</math> invariant ist unter einer [[Eichtransformation]] <math>\chi</math> mit <math>\vec A' = \vec A + \nabla \chi</math>. D.h. die durch A und A' festgelegten B-Felder sind identisch. Dies ergibt sich aus  
<math>\vec A</math> ist jedoch nicht eindeutig bestimmt, da <math>\vec B</math> invariant ist unter einer [[Eichtransformation]] <math>\chi</math> mit <math>\vec A' = \vec A + \nabla \chi</math>. D.&nbsp;h. die durch ''A'' und ''A’'' festgelegten ''B''-Felder sind identisch. Dies ergibt sich aus  
:<math>\vec B' = \nabla \times \vec A' = \nabla \times \vec A + \nabla \times \nabla \chi = \nabla \times \vec A = \vec B</math>,
:<math>\vec B' = \nabla \times \vec A' = \nabla \times \vec A + \nabla \times \nabla \chi = \nabla \times \vec A = \vec B</math>,
da die Rotation des Gradienten eines Skalarfeldes verschwindet.
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Dies stellt für jede Komponente eine [[Poisson-Gleichung]] dar, die durch
Dies stellt für jede Komponente eine [[Poisson-Gleichung]] dar, die durch
:<math>\vec {A}(\vec{r})=\frac{\mu_0}{{4\pi}}\int d^3r'\frac{\vec j(\vec{r}\,')}{|\vec{r}-\vec{r}\,'|}</math>
:<math>\vec {A}(\vec{r})=\frac{\mu_0}{{4\pi}}\int\mathrm d^3r'\frac{\vec j(\vec{r}\,')}{|\vec{r}-\vec{r}\,'|}</math>
gelöst wird.
gelöst wird.


Wendet man die Rotation auf A an so erhält man das [[Biot-Savart-Gesetz]] für das physikalisch relevante B-Feld  
Wendet man die Rotation auf ''A'' an so erhält man das [[Biot-Savart-Gesetz]] für das physikalisch relevante ''B''-Feld  
:<math>\vec B\left( {\vec r} \right) = \nabla _{\vec r}  \times \vec A\left( {\vec r} \right) = \frac{{\mu _0 }}{{4\pi }}\int {\nabla _{\vec r}  \times \frac{{\vec j\left( {\vec{r}\,'} \right)}}{{\left| {\vec r - \vec{r}\,'} \right|}}} d^3 r' = \frac{{\mu _0 }}{{4\pi }}\int {\left( {\nabla _{\vec r} \frac{1}{{\left| {\vec r - \vec{r}\,'} \right|}}} \right) \times } \vec j\left( {\vec{r}\,'} \right)d^3 r' = \frac{{\mu _0 }}{{4\pi }}\int {\vec j\left( {\vec{r}\,'} \right) \times \frac{{\vec r - \vec{r}\,'}}{{\left| {\vec r - \vec{r}\,'} \right|^3 }}d^3 r'} </math>
:<math>\vec B\left( {\vec r} \right) = \nabla _{\vec r}  \times \vec A\left( {\vec r} \right) = \frac{{\mu _0 }}{{4\pi }}\int {\nabla _{\vec r}  \times \frac{{\vec j\left( {\vec{r}\,'} \right)}}{{\left| {\vec r - \vec{r}\,'} \right|}}} \mathrm d^3 r' = \frac{{\mu _0 }}{{4\pi }}\int {\left( {\nabla _{\vec r} \frac{1}{{\left| {\vec r - \vec{r}\,'} \right|}}} \right) \times } \vec j\left( {\vec{r}\,'} \right) \mathrm d^3 r' = \frac{{\mu _0 }}{{4\pi }}\int {\vec j\left( {\vec{r}\,'} \right) \times \frac{{\vec r - \vec{r}\,'}}{{\left| {\vec r - \vec{r}\,'} \right|^3 }} \mathrm d^3 r'} </math>


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Für einen Stromfaden geht <math>\vec j\left( {\vec{r}\,'} \right) \mathrm d^3 r'</math> zu <math>I\,\mathrm d\vec s\,'</math> über:
:<math>\vec B\left( {\vec r} \right) = \frac{{\mu _0 }}{{4\pi }}I\int {d\vec{s}\,' \times \frac{{\vec r - \vec{r}\,'}}{{\left| {\vec r - \vec{r}\,'} \right|^3 }}} </math>
:<math>\vec B\left( {\vec r} \right) = \frac{{\mu _0 }}{{4\pi }}I\int {\mathrm d\vec{s}\,' \times \frac{{\vec r - \vec{r}\,'}}{{\left| {\vec r - \vec{r}\,'} \right|^3 }}} </math>


== Magnetostatische Felder ==
== Magnetostatische Felder ==
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Die Ursache magnetostatischer Felder sind bewegte elektrische Ladungen bzw. ihnen äquivalente Gleichströme mit der Wirbeldichte:
Die Ursache magnetostatischer Felder sind bewegte elektrische Ladungen bzw. ihnen äquivalente Gleichströme mit der Wirbeldichte:
:<math>\mathrm{rot} \; H(r) = J_L(r)</math>.
:<math>\mathrm{rot} \; H(r) = J_L(r)</math>.
== Die Magnetostatik im Gefüge einer möglicherweise einmal gefundenen [[Weltformel]] ==
{{Tabelle der Grundkräfte}}


== Literatur ==
== Literatur ==
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* [[Wolfgang Nolting (Physiker)|Wolfgang Nolting]]: ''Grundkurs Theoretische Physik 3: Elektrodynamik''. Springer, Berlin 2007, ISBN 978-3-540-71251-0
* [[Wolfgang Nolting (Physiker)|Wolfgang Nolting]]: ''Grundkurs Theoretische Physik 3: Elektrodynamik''. Springer, Berlin 2007, ISBN 978-3-540-71251-0
* Adolf J. Schwab: Begriffswelt der Feldtheorie, Springer Verlag, ISBN 3-540-42018-5
* Adolf J. Schwab: Begriffswelt der Feldtheorie, Springer Verlag, ISBN 3-540-42018-5
== Anmerkungen  ==
<references group="Anm.">
<ref group="Anm." name="Polstaerke">Man findet auch die Definition <math>F = \tfrac{\mu_0}{4\pi}\tfrac{p_1\cdot p_2}{r^2}</math>. In diesem Fall hat die Polstärke die Dimension „Stromstärke × Länge“ und die Einheit A·m.<br />Im [[Elektromagnetisches Einheitensystem|elektromagnetischen CGS-System]] gilt einfach: <math>F = \tfrac{p_1\cdot p_2}{r^2}</math>, und die Polstärke hat die Dimension „√{{Oberstrich|Kraft}}&nbsp;×&nbsp;Länge“.</ref>
</references>


[[Kategorie:Magnetismus]]
[[Kategorie:Magnetismus]]

Aktuelle Version vom 2. Februar 2022, 11:39 Uhr

Die Magnetostatik ist ein Teilgebiet der Elektrodynamik. Sie behandelt magnetische Gleichfelder, also zeitlich konstante Magnetfelder.

Grundlagen

In der Magnetostatik wird die räumliche Verteilung von Magnetfeldern in der Umgebung von Dauermagneten und von stationären Strömen (Konzept des Stromfadens) untersucht. Ein stationärer Strom ist beispielsweise Gleichstrom in einem elektrischen Leiter. Hierzu gehören neben den einzelnen magnetischen Eigenschaften der Stoffe wie Ferromagnetismus, Diamagnetismus etc. auch das Erdmagnetfeld. Außerdem beschreibt die Magnetostatik die Kraftwirkung derartig erzeugter Felder auf Magnete und Ströme. Hierzu gehört das Verhalten eines magnetischen Dipols in einem zeitlich konstanten Magnetfeld, beispielsweise das Verhalten einer (frei beweglichen) Magnetnadel im Erdmagnetfeld.

Die Grundbegriffe sind der Elektrostatik analog. Der positiven und negativen elektrischen Ladung entsprechen Nordpole und Südpole, quantitativ: positive und negative Polstärke. Allerdings können magnetische Pole im Gegensatz zu elektrischen Ladungen nicht isoliert werden, sondern treten in einem Körper immer zusammen auf.

Veranschaulichung

Obwohl es keine isolierten magnetischen Ladungen (magnetische Monopole) gibt, können magnetostatische Effekte mit einer Analogie zur Elektrostatik veranschaulicht werden. Dies wird insbesondere in der Schulphysik benutzt: man betrachtet einen Stabmagneten der Länge l als zwei entgegensetzte magnetische Ladungen im Abstand l. Das Analogon zur elektrischen Ladung ist die magnetische Polstärke $ p $. Die Polstärke ist so definiert, dass das magnetische Kraftgesetz (auch: magnetostatisches Kraftgesetz) analog zur Coulomb-Kraft formuliert werden kann:

$ F={\frac {1}{4\pi \mu _{0}}}{\frac {p_{1}\cdot p_{2}}{r^{2}}}. $

F ist hierbei die magnetische Kraft, die zwischen zwei Magnetpolen der Polstärke $ p_{1} $ und $ p_{2} $ im Abstand $ r $ wirkt; μ0 ist die magnetische Feldkonstante. Die Polstärke ist von der gleichen Dimension wie der magnetische Fluss und wird somit in der Einheit Weber angegeben.[Anm. 1]

Aus der Definition folgt z. B. bei einem homogenen Feld mit bekannter Flussdichte B und Fläche A für die Kraft:

$ F={\frac {1}{4\pi \mu _{0}}}{\frac {\Phi _{1}\cdot \Phi _{2}}{r^{2}}}={\frac {1}{4\pi \mu _{0}}}{\frac {B_{1}A_{1}\cdot B_{2}A_{2}}{r^{2}}} $

Feldtheorie

Für zeitlich konstante Felder „entkoppeln“ die Gleichungen für elektrische (E) und magnetische (B) Felder: setzt man in den Maxwellgleichungen alle Zeitableitungen gleich 0, so entstehen Gleichungen, die nicht gleichzeitig E und B enthalten. Die Phänomene der Magnetostatik lassen sich mit folgenden zwei reduzierten Maxwellgleichungen beschreiben:

  1. $ \nabla \cdot {\vec {B}}=0 $
  2. $ \nabla \times {\vec {B}}=\mu {\vec {j}} $

Man führt das Vektorpotential $ {\vec {A}} $ als Hilfsfeld mit folgender Definition ein:

$ {\vec {B}}=\nabla \times {\vec {A}} $

Dadurch wird automatisch die Gleichung $ \nabla \cdot {\vec {B}}=0 $ erfüllt, da die Divergenz eines Rotationsfeldes identisch 0 ist $ \nabla \cdot \left({\nabla \times {\vec {A}}}\right)\equiv 0 $.

$ {\vec {A}} $ ist jedoch nicht eindeutig bestimmt, da $ {\vec {B}} $ invariant ist unter einer Eichtransformation $ \chi $ mit $ {\vec {A}}'={\vec {A}}+\nabla \chi $. D. h. die durch A und A’ festgelegten B-Felder sind identisch. Dies ergibt sich aus

$ {\vec {B}}'=\nabla \times {\vec {A}}'=\nabla \times {\vec {A}}+\nabla \times \nabla \chi =\nabla \times {\vec {A}}={\vec {B}} $,

da die Rotation des Gradienten eines Skalarfeldes verschwindet.

Setzt man $ {\vec {B}}=\nabla \times {\vec {A}} $ in die inhomogene Maxwellgleichung (obige Gleichung 2)

$ \mu {\vec {j}}=\nabla \times \nabla \times {\vec {A}}=\nabla \left({\nabla \cdot {\vec {A}}}\right)-\Delta {\vec {A}} $

ein, so ergibt sich mit der Coulomb-Eichung $ \nabla \cdot {\vec {A}}=0 $ die besonders einfache Form:

$ \Delta {\vec {A}}=-\mu {\vec {j}} $

Dies stellt für jede Komponente eine Poisson-Gleichung dar, die durch

$ {\vec {A}}({\vec {r}})={\frac {\mu _{0}}{4\pi }}\int \mathrm {d} ^{3}r'{\frac {{\vec {j}}({\vec {r}}\,')}{|{\vec {r}}-{\vec {r}}\,'|}} $

gelöst wird.

Wendet man die Rotation auf A an so erhält man das Biot-Savart-Gesetz für das physikalisch relevante B-Feld

$ {\vec {B}}\left({\vec {r}}\right)=\nabla _{\vec {r}}\times {\vec {A}}\left({\vec {r}}\right)={\frac {\mu _{0}}{4\pi }}\int {\nabla _{\vec {r}}\times {\frac {{\vec {j}}\left({{\vec {r}}\,'}\right)}{\left|{{\vec {r}}-{\vec {r}}\,'}\right|}}}\mathrm {d} ^{3}r'={\frac {\mu _{0}}{4\pi }}\int {\left({\nabla _{\vec {r}}{\frac {1}{\left|{{\vec {r}}-{\vec {r}}\,'}\right|}}}\right)\times }{\vec {j}}\left({{\vec {r}}\,'}\right)\mathrm {d} ^{3}r'={\frac {\mu _{0}}{4\pi }}\int {{\vec {j}}\left({{\vec {r}}\,'}\right)\times {\frac {{\vec {r}}-{\vec {r}}\,'}{\left|{{\vec {r}}-{\vec {r}}\,'}\right|^{3}}}\mathrm {d} ^{3}r'} $

Für einen Stromfaden geht $ {\vec {j}}\left({{\vec {r}}\,'}\right)\mathrm {d} ^{3}r' $ zu $ I\,\mathrm {d} {\vec {s}}\,' $ über:

$ {\vec {B}}\left({\vec {r}}\right)={\frac {\mu _{0}}{4\pi }}I\int {\mathrm {d} {\vec {s}}\,'\times {\frac {{\vec {r}}-{\vec {r}}\,'}{\left|{{\vec {r}}-{\vec {r}}\,'}\right|^{3}}}} $

Magnetostatische Felder

Magnetostatische Felder existieren innerhalb gleichstromführender Leiter. Sie sind quellenfrei und es gibt keine magnetischen Ladungen,

$ \mathrm {div} \;B(r)=0 $.

Die Ursache magnetostatischer Felder sind bewegte elektrische Ladungen bzw. ihnen äquivalente Gleichströme mit der Wirbeldichte:

$ \mathrm {rot} \;H(r)=J_{L}(r) $.

Literatur

  • Wolfgang Demtröder: Experimentalphysik. Bd.2: Elektrizität und Optik. Springer, Berlin 2004, ISBN 3-540-20210-2
  • Wolfgang Nolting: Grundkurs Theoretische Physik 3: Elektrodynamik. Springer, Berlin 2007, ISBN 978-3-540-71251-0
  • Adolf J. Schwab: Begriffswelt der Feldtheorie, Springer Verlag, ISBN 3-540-42018-5

Anmerkungen

  1. Man findet auch die Definition $ F={\tfrac {\mu _{0}}{4\pi }}{\tfrac {p_{1}\cdot p_{2}}{r^{2}}} $. In diesem Fall hat die Polstärke die Dimension „Stromstärke × Länge“ und die Einheit A·m.
    Im elektromagnetischen CGS-System gilt einfach: $ F={\tfrac {p_{1}\cdot p_{2}}{r^{2}}} $, und die Polstärke hat die Dimension „√Kraft × Länge“.

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