Magnetokalorischer Effekt: Unterschied zwischen den Versionen

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(Kühlmittel transportieren lediglich Wärme entlang des Temperaturgradienten zu einer Stelle niedrigerer Temperatur, nicht umgekehrt.)
 
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Der '''magnetokalorische Effekt''' bezeichnet das Phänomen einer Temperaturerhöhung in einem magnetisierbaren [[Werkstoff|Material]], wenn es einem stärkeren [[Magnetismus|Magnetfeld]] ausgesetzt wird. Der Effekt ist [[Reversibler Prozess|umkehrbar]], äußert sich dann als sinkende Temperatur als Folge eines abnehmenden Magnetfelds.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.ipm.fraunhofer.de/de/gf/energiewandler-thermische/komp/komponenten-und-module/magneto-elektrokalorische-materialien.html |titel=Magneto-, elektro- und elastokalorische Systeme&nbsp;– Klimaschonende Kühlsysteme ohne schädliche Kältemittel |werk=[[Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik|Fraunhofer IPM]] |hrsg= |datum= |abruf=2019-11-16 |sprache=de}}</ref>
Unter dem '''magnetokalorischen Effekt''' versteht man das Phänomen, dass sich ein Material erwärmt, wenn man es einem starken [[Magnetismus|Magnetfeld]] aussetzt, und es sich abkühlt, wenn man das Magnetfeld entfernt. Der Effekt entsteht durch die  Ausrichtung der magnetischen Momente des Materials durch das Magnetfeld, die mit dem Magnetfeld auch wieder abnimmt. Die Ausrichtungsgeschwindigkeit der magnetischen Momente zeigt meist ein deutliches [[Hysterese]]-Verhalten, das vom jeweiligen Material abhängig ist. Die Suche nach geeigneten [[Legierung]]en mit geringer Hysterese soll Materialien ergeben, die sich als [[Wärmepumpe]] eignen: Durch periodische Magnetisierung und gleichzeitiges Abführen der entstehenden [[Wärme]] kann mit ihnen eine Kühlwirkung erreicht werden. Der Test von entsprechenden Prototypen dient der Erprobung des Effektes für Anwendungen in Haushaltsgeräten.<ref>[http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/975842/ DLF am 4. Juni 2009]</ref> Viele der Prototypen verwenden [[Gadolinium]], das eine [[Curie-Temperatur]] von 19&thinsp;°C hat, oder Legierungen mit [[Gadolinium]].


Der magnetokalorische Effekt kann auch zum Erwärmen z.B. über eine Fußbodenheizung genutzt werden (magnetische Wärmepumpe). Der "Coefficent of Performance (COP)" ist höher als jener einer konventionellen Wärmepumpe.<ref>[http://www.bfe.admin.ch/php/modules/enet/streamfile.php?file=000000009131.pdf&name=000000260062 machbarkeitsstudie für magnetische wärmepumpen]</ref>
== Wirkung und Anwendung ==
Der Effekt entsteht, indem die [[Magnetisches Dipolmoment|magnetischen Momente]] des Materials durch das Magnetfeld ausgerichtet werden; diese Ausrichtung nimmt mit sinkendem Magnetfeld auch wieder ab. Die Ausrichtungsgeschwindigkeit der magnetischen Momente zeigt meist ein deutliches [[Hysterese]]-Verhalten, das vom jeweiligen Material abhängt. Im Prinzip können alle magnetischen Materialien diesen Effekt zeigen. Am stärksten ist er für Materialien nahe ihrer kritischen Temperatur (und bei paramagnetischen Materialien für sehr niedrige Temperaturen), da dort eine Veränderung des Magnetfelds mit besonders großer Veränderung der magnetischen Entropie einhergeht.<ref>{{Literatur |Autor=Anders Smith, Christian R.H. Bahl, Rasmus Bjørk, Kurt Engelbrecht, Kaspar K. Nielsen, Nini Pryds |Titel=Materials Challenges for High Performance Magnetocaloric Refrigeration Devices |Sammelwerk=Adv. Energy Mater. |Band=2 |Seiten=1288-1318 |Datum=2012 |DOI=10.1002/aenm.201200167 |Online=https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/aenm.201200167}}</ref> Die Suche nach geeigneten [[Legierung]]en mit geringer Hysterese soll Materialien ergeben, die sich als [[Wärmepumpe]] eignen: durch [[Periode (Physik)|periodische]] Magnetisierung und gleichzeitiges Abführen der entstehenden [[Wärme]] kann mit ihnen eine [[Kühlung|Kühlwirkung]] erreicht werden. Der Test entsprechender Prototypen dient der Erprobung des Effektes für Anwendungen in Haushaltsgeräten.<ref>[http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/975842/ DLF am 4. Juni 2009]</ref> Viele der Prototypen verwenden [[Gadolinium]], das eine [[Curie-Temperatur]] von 19&thinsp;°C hat, oder Legierungen mit diesem [[Chemisches Element|Element]].


Auf der Elektronikmesse CES im Jahr 2015 stellten BASF und niederländische Wissenschaftler den ersten Prototypen eines Weinkühlers vor, bei dem eine magnetokalorische Wärmepumpe die Kälte erzeugt. Das Gerät verbraucht 35 Prozent weniger Strom als vergleichbare Modelle und arbeitet nahezu lautlos. Dabei kommt das neue Material Quice zum Einsatz, das aus den preiswerten und leicht zu beschaffenden Elementen Eisen und Mangan hergestellt wird. Wenn dieser Werkstoff in ein Magnetfeld gerät, erwärmt er sich um 20 Grad und mehr. Diese Wärmeenergie nimmt ein Kühlkreislauf auf, in dem Wasser zirkuliert. Es transportiert die Wärme in die Umwelt. Parallel dazu kühlt das Innere des Kühlgerätes ab.<ref>[http://www.ingenieur.de/Branchen/Elektro-Elektronikindustrie/Magnet-ersetzt-Kompressor-Kuehlschraenken ingenieur.de: Magnet ersetzt den Kompressor bei Kühlschränken]</ref>
Der magnetokalorische Effekt kann auch zum Erwärmen genutzt werden, z.&nbsp;B. über eine [[Fußbodenheizung]] (magnetische Wärmepumpe). Der ''[[Leistungszahl|Coefficent of Performance]]'' (COP) ist dabei höher als jener einer konventionellen Wärmepumpe.<ref>[http://www.bfe.admin.ch/php/modules/enet/streamfile.php?file=000000009131.pdf&name=000000260062 Machbarkeitsstudie für magnetische Wärmepumpen]</ref>


== Entropie ==
== Entropie ==
Die [[Entropie (Thermodynamik)|Gesamtentropie]] eines Systems ist konstant oder steigt. Bei dem magnetokalorischen Effekt besteht die Gesamtentropie aus der thermischen und der magnetischen Entropie. Durch die Ausrichtung der magnetischen Momente in einem Material sinkt die magnetische Entropie. Somit muss die thermische Entropie als Ausgleich steigen und somit die Temperatur.
Die [[Entropie (Thermodynamik)|Gesamtentropie]] eines Systems ist konstant oder steigt. Bei dem magnetokalorischen Effekt besteht die Gesamtentropie aus der thermischen und der magnetischen Entropie. Durch die parallele Ausrichtung der magnetischen Momente sinkt die magnetische Entropie. Somit muss die thermische Entropie als Ausgleich steigen und somit die Temperatur.
 
== Siehe auch ==
* [[Elektrokalorischer Effekt]]
* [[Magnetische Kühlung]]


== Literatur ==
== Literatur ==
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|Autor = Horst Stöcker
|Autor = Horst Stöcker
|Titel = Taschenbuch der Physik
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.spektrum.de/lexikon/physik/magnetokalorischer-effekt/9374 magnetokalorischer Effekt im Lexikon der Physik, Spektrum Akademischer Verlag]
* [https://www.spektrum.de/lexikon/physik/magnetokalorischer-effekt/9374 magnetokalorischer Effekt im Lexikon der Physik, Spektrum Akademischer Verlag]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />
== Siehe auch ==
*[[Magnetische Kühlung]]


[[Kategorie:Thermodynamik]]
[[Kategorie:Thermodynamik]]
[[Kategorie:Magnetismus]]
[[Kategorie:Magnetismus]]

Aktuelle Version vom 28. Januar 2022, 20:28 Uhr

Der magnetokalorische Effekt bezeichnet das Phänomen einer Temperaturerhöhung in einem magnetisierbaren Material, wenn es einem stärkeren Magnetfeld ausgesetzt wird. Der Effekt ist umkehrbar, äußert sich dann als sinkende Temperatur als Folge eines abnehmenden Magnetfelds.[1]

Wirkung und Anwendung

Der Effekt entsteht, indem die magnetischen Momente des Materials durch das Magnetfeld ausgerichtet werden; diese Ausrichtung nimmt mit sinkendem Magnetfeld auch wieder ab. Die Ausrichtungsgeschwindigkeit der magnetischen Momente zeigt meist ein deutliches Hysterese-Verhalten, das vom jeweiligen Material abhängt. Im Prinzip können alle magnetischen Materialien diesen Effekt zeigen. Am stärksten ist er für Materialien nahe ihrer kritischen Temperatur (und bei paramagnetischen Materialien für sehr niedrige Temperaturen), da dort eine Veränderung des Magnetfelds mit besonders großer Veränderung der magnetischen Entropie einhergeht.[2] Die Suche nach geeigneten Legierungen mit geringer Hysterese soll Materialien ergeben, die sich als Wärmepumpe eignen: durch periodische Magnetisierung und gleichzeitiges Abführen der entstehenden Wärme kann mit ihnen eine Kühlwirkung erreicht werden. Der Test entsprechender Prototypen dient der Erprobung des Effektes für Anwendungen in Haushaltsgeräten.[3] Viele der Prototypen verwenden Gadolinium, das eine Curie-Temperatur von 19 °C hat, oder Legierungen mit diesem Element.

Der magnetokalorische Effekt kann auch zum Erwärmen genutzt werden, z. B. über eine Fußbodenheizung (magnetische Wärmepumpe). Der Coefficent of Performance (COP) ist dabei höher als jener einer konventionellen Wärmepumpe.[4]

Entropie

Die Gesamtentropie eines Systems ist konstant oder steigt. Bei dem magnetokalorischen Effekt besteht die Gesamtentropie aus der thermischen und der magnetischen Entropie. Durch die parallele Ausrichtung der magnetischen Momente sinkt die magnetische Entropie. Somit muss die thermische Entropie als Ausgleich steigen und somit die Temperatur.

Siehe auch

Literatur

  • Horst Stöcker: Taschenbuch der Physik. 4. Auflage. Verlag Harry Deutsch, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-8171-1628-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Magneto-, elektro- und elastokalorische Systeme – Klimaschonende Kühlsysteme ohne schädliche Kältemittel. In: Fraunhofer IPM. Abgerufen am 16. November 2019.
  2. Anders Smith, Christian R.H. Bahl, Rasmus Bjørk, Kurt Engelbrecht, Kaspar K. Nielsen, Nini Pryds: Materials Challenges for High Performance Magnetocaloric Refrigeration Devices. In: Adv. Energy Mater. Band 2, 2012, S. 1288–1318, doi:10.1002/aenm.201200167 (wiley.com).
  3. DLF am 4. Juni 2009
  4. Machbarkeitsstudie für magnetische Wärmepumpen

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