Langevin-Funktion: Unterschied zwischen den Versionen

Langevin-Funktion: Unterschied zwischen den Versionen

88.71.112.30 (Diskussion)
 
157.180.226.18 (Diskussion)
(→‎Reihenentwicklungen: Ich fügte noch die Reihenentwicklung für das Quadrat der Langevin-Funktion hinzu.)
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Mplwp Langevin-function.svg|mini|Langevin-Funktion]]
[[Datei:Mplwp Langevin-function.svg|mini|Langevin-Funktion]]


Die '''Langevin-Funktion''' <math>L(x)</math> (nach dem [[Physiker]] [[Paul Langevin]]) ist eine [[Funktion (Mathematik)|mathematische Funktion]], die zur Berechnung von [[Orientierungspolarisation]], [[Polarisation]], [[Magnetisierung]] und Widerstand verwendet wird.  
Die '''Langevin-Funktion''' <math>L(x)</math> (nach dem [[Physiker]] [[Paul Langevin]] (1872–1946)) ist eine [[Funktion (Mathematik)|mathematische Funktion]], die zur Berechnung von [[Orientierungspolarisation]], [[Polarisation]], [[Magnetisierung]] und Widerstand verwendet wird.


== Definition ==
== Definition ==
Die Langevin-Funktion<ref name="Brandt293">{{Literatur  | Autor = [[Siegmund Brandt]] | Titel = Elektrodynamik | Jahr = 2005 | Verlag = Springer | Ort = Berlin | ISBN = 3-540-21458-5 | Seiten =  293}}</ref> ist definiert durch
Die Langevin-Funktion<ref name="Brandt293">{{Literatur  | Autor = [[Siegmund Brandt]] | Titel = Elektrodynamik | Jahr = 2005 | Verlag = Springer | Ort = Berlin | ISBN = 3-540-21458-5 | Seiten =  293}}</ref> ist definiert durch
:<math>L(x) = \coth(x)-{1 \over x}</math>,
:<math>L(x) = \coth(x)-{1 \over x}</math>,
wobei <math>\coth</math> den [[Kotangens Hyperbolicus]] bezeichnet.
wobei <math>\coth</math> den [[Kotangens hyperbolicus]] bezeichnet.


== Eine Anwendung ==
== Eine Anwendung ==
Die bekannteste Anwendung ist die halbklassische Beschreibung eines [[Paramagnet]]en in einem äußeren Magnetfeld. Dazu wird der Langevin-Parameter <math>\xi</math> eingeführt:
Die bekannteste Anwendung ist die halbklassische Beschreibung eines [[Paramagnet]]en in einem äußeren Magnetfeld. Dazu wird der Langevin-Parameter <math>\xi</math> eingeführt:


:<math>\xi = \frac{m B}{k_B T}</math>
:<math>\xi = \frac{m B}{k_\mathrm B T}</math>


Die einzelnen [[Formelzeichen]] stehen für folgende [[Physikalische Größe|Größen]]:
Die einzelnen [[Formelzeichen]] stehen für folgende [[Physikalische Größe|Größen]]:
*''m'' - [[Magnetisches Moment]] eines Teilchens
* <math>m</math>: [[Magnetisches Moment]] eines Teilchens
*''B'' - Betrag des angelegten äußeren [[Magnetismus|Magnetfeldes]]
* <math>B</math>: Betrag der [[Magnetische Flussdichte|magnetischen Flussdichte]] des angelegten äußeren [[Magnetismus|Magnetfeldes]]
*''<math>k_B</math>'' - [[Boltzmann-Konstante]]
* <math>k_\mathrm B</math>: [[Boltzmann-Konstante]]
*''T'' - [[Absolute Temperatur]]
* <math>T</math>: [[Absolute Temperatur]]


Für die Magnetisierung ''M'' eines Paramagneten ergibt sich dann:
Für die Magnetisierung <math>M</math> eines Paramagneten ergibt sich dann:


:<math>M = N m L(\xi)</math>
:<math>M = N m L(\xi)</math>


''N'' steht dabei für die [[Stoffmenge]] und ''m'' für das magnetische Moment der einzelnen [[Spin]]s des Paramagneten. Eine weitere, [[Quantenmechanik|quantenmechanische]] Beschreibung des Paramagnetismus ist durch die [[Brillouin-Funktion]] gegeben.
<math>N</math> steht dabei für die [[Stoffmenge]] und <math>m</math> für das magnetische Moment der einzelnen [[Spin]]s des Paramagneten. Eine weitere, [[Quantenmechanik|quantenmechanische]] Beschreibung des Paramagnetismus ist durch die [[Brillouin-Funktion]] gegeben.
 
== Reihenentwicklungen ==
Für alle reellen Werte x konvergent ist diese Summenreihe:
 
:<math> L(x) = \sum_{n=1}^\infty \frac{2x} {\pi^2 n^2+x^2} </math>
Beispielsweise gilt für die diskrete [[Cauchy-Verteilung]] jene Summenreihe:
:<math> \sum_{n=1}^\infty \frac{1} {n^2+1} = \frac{\pi L(\pi)}{2} </math>
Somit ist die unendliche Summe der Kehrwerte von den Nachfolgern der Quadratzahlen elementar.
 
Und folgender Grenzwert gilt:
:<math> \zeta(2) = \sum_{n=1}^\infty \frac{1} {n^2} = \lim_{x \rightarrow 0} \sum_{n=1}^\infty \frac{1} {n^2 + x^2} = \lim_{x \rightarrow 0} \frac{\pi L(\pi x)}{2x} = \frac{\pi^2}{6} </math>
Die [[Maclaurinsche Reihe]] lautet wie folgt:
 
:<math> L(x) = \sum_{n=1}^\infty 2(-1)^{n+1}\pi^{-2n}\zeta(2n) x^{2n - 1} = \frac{1}{3} x - \frac{1}{45} x^3 + \frac{2}{945} x^5 - \frac{1}{4725} x^7 + \cdots </math>
Der Konvergenzradius dieser Reihe ist die [[Kreiszahl]] π.
 
Und für das Quadrat der Langevin-Funktion gilt:
 
:<math> L(x)^2 = \sum_{n=1}^\infty (4n+6)(-1)^{n+1}\pi^{-2n-2}\zeta(2n+2) x^{2n} = \frac{1}{9} x^2 - \frac{2}{135} x^4 + \frac{1}{525} x^6 - \frac{2}{8505} x^8 + \cdots </math>
Der griechische Buchstabe Zeta stellt die [[Riemannsche Zeta-Funktion|Riemannsche Zetafunktion]] dar.


== Näherungen ==
Eine Näherung<ref name="Brandt293" /> der Langevin-Funktion für <math>|x| \ll 1</math> ist
Eine Näherung<ref name="Brandt293" /> der Langevin-Funktion für <math>|x| \ll 1</math> ist


Zeile 35: Zeile 54:


== Umkehrfunktion ==
== Umkehrfunktion ==
Da die Langevin-Funktion keine geschlossen darstellbare Umkehrfunktion hat, gibt es verschiedene Näherungen. Eine verbreitete Näherung, die im Intervall (−1, 1) gilt, wurde von A. Cohen veröffentlicht:<ref name="Cohen">{{cite journal |title=A Padé approximant to the inverse Langevin function |last=Cohen |first=A. |journal=[[Rheologica Acta]] |volume=30 |issue=3 |pages=270–273 |year=1991 |doi=10.1007/BF00366640 }}</ref>
Da die Langevin-Funktion keine geschlossen darstellbare Umkehrfunktion hat, gibt es verschiedene Näherungen. Eine verbreitete Näherung, die im Intervall <math>(-1, 1)</math> gilt, wurde von A. Cohen veröffentlicht:<ref name="Cohen">{{cite journal |title=A Padé approximant to the inverse Langevin function |last=Cohen |first=A. |journal=[[Rheologica Acta]] |volume=30 |issue=3 |pages=270–273 |year=1991 |doi=10.1007/BF00366640 }}</ref>
:<math>
:<math>
   L^{-1}(x) \approx x \frac{3-x^2}{1-x^2}.
   L^{-1}(x) \approx x \frac{3-x^2}{1-x^2}.
  </math>
  </math>
Der größte relative Fehler dieser Näherung ist 4,9 % um |x| = 0,8. Es existieren weitere Näherungen, die weitaus kleinere relative Fehler haben<ref name=Jedynak1>{{cite journal|last=Jedynak|first=R.|title=New facts concerning the approximation of the inverse Langevin function|journal=[[Journal of Non-Newtonian Fluid Mechanics]]|volume=249 |pages=8–25|year=2017|doi = 10.1016/j.jnnfm.2017.09.003 }}</ref>.
Der größte relative Fehler dieser Näherung ist 4,9 % um <math>|x| = 0{,}8</math>. Es existieren weitere Näherungen, die weitaus kleinere relative Fehler haben<ref name=Jedynak1>{{cite journal|last=Jedynak|first=R.|title=New facts concerning the approximation of the inverse Langevin function|journal=[[Journal of Non-Newtonian Fluid Mechanics]]|volume=249 |pages=8–25|year=2017|doi = 10.1016/j.jnnfm.2017.09.003 }}</ref><ref name=Kroger1>{{cite journal|last=[[Martin Kröger (Physiker)|Kröger]]|first=M.|title= Simple, admissible, and accurate approximants of the inverse Langevin and Brillouin functions, relevant for strong polymer deformations and flows|journal=[[Journal of Non-Newtonian Fluid Mechanics]]|volume=223 |pages=77–87|year=2015|doi = 10.1016/j.jnnfm.2015.05.007}}</ref>.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Aktuelle Version vom 28. September 2021, 10:14 Uhr

Langevin-Funktion

Die Langevin-Funktion $ L(x) $ (nach dem Physiker Paul Langevin (1872–1946)) ist eine mathematische Funktion, die zur Berechnung von Orientierungspolarisation, Polarisation, Magnetisierung und Widerstand verwendet wird.

Definition

Die Langevin-Funktion[1] ist definiert durch

$ L(x)=\coth(x)-{1 \over x} $,

wobei $ \coth $ den Kotangens hyperbolicus bezeichnet.

Eine Anwendung

Die bekannteste Anwendung ist die halbklassische Beschreibung eines Paramagneten in einem äußeren Magnetfeld. Dazu wird der Langevin-Parameter $ \xi $ eingeführt:

$ \xi ={\frac {mB}{k_{\mathrm {B} }T}} $

Die einzelnen Formelzeichen stehen für folgende Größen:

Für die Magnetisierung $ M $ eines Paramagneten ergibt sich dann:

$ M=NmL(\xi ) $

$ N $ steht dabei für die Stoffmenge und $ m $ für das magnetische Moment der einzelnen Spins des Paramagneten. Eine weitere, quantenmechanische Beschreibung des Paramagnetismus ist durch die Brillouin-Funktion gegeben.

Reihenentwicklungen

Für alle reellen Werte x konvergent ist diese Summenreihe:

$ L(x)=\sum _{n=1}^{\infty }{\frac {2x}{\pi ^{2}n^{2}+x^{2}}} $

Beispielsweise gilt für die diskrete Cauchy-Verteilung jene Summenreihe:

$ \sum _{n=1}^{\infty }{\frac {1}{n^{2}+1}}={\frac {\pi L(\pi )}{2}} $

Somit ist die unendliche Summe der Kehrwerte von den Nachfolgern der Quadratzahlen elementar.

Und folgender Grenzwert gilt:

$ \zeta (2)=\sum _{n=1}^{\infty }{\frac {1}{n^{2}}}=\lim _{x\rightarrow 0}\sum _{n=1}^{\infty }{\frac {1}{n^{2}+x^{2}}}=\lim _{x\rightarrow 0}{\frac {\pi L(\pi x)}{2x}}={\frac {\pi ^{2}}{6}} $

Die Maclaurinsche Reihe lautet wie folgt:

$ L(x)=\sum _{n=1}^{\infty }2(-1)^{n+1}\pi ^{-2n}\zeta (2n)x^{2n-1}={\frac {1}{3}}x-{\frac {1}{45}}x^{3}+{\frac {2}{945}}x^{5}-{\frac {1}{4725}}x^{7}+\cdots $

Der Konvergenzradius dieser Reihe ist die Kreiszahl π.

Und für das Quadrat der Langevin-Funktion gilt:

$ L(x)^{2}=\sum _{n=1}^{\infty }(4n+6)(-1)^{n+1}\pi ^{-2n-2}\zeta (2n+2)x^{2n}={\frac {1}{9}}x^{2}-{\frac {2}{135}}x^{4}+{\frac {1}{525}}x^{6}-{\frac {2}{8505}}x^{8}+\cdots $

Der griechische Buchstabe Zeta stellt die Riemannsche Zetafunktion dar.

Eine Näherung[1] der Langevin-Funktion für $ |x|\ll 1 $ ist

$ L(x)=\coth(x)-{\frac {1}{x}}\approx {\frac {x}{3}} $.

Für $ x\gg 1 $ gilt die Näherung[1]

$ L(x)\approx 1-{\frac {1}{x}} $.

Umkehrfunktion

Da die Langevin-Funktion keine geschlossen darstellbare Umkehrfunktion hat, gibt es verschiedene Näherungen. Eine verbreitete Näherung, die im Intervall $ (-1,1) $ gilt, wurde von A. Cohen veröffentlicht:[2]

$ L^{-1}(x)\approx x{\frac {3-x^{2}}{1-x^{2}}}. $

Der größte relative Fehler dieser Näherung ist 4,9 % um $ |x|=0{,}8 $. Es existieren weitere Näherungen, die weitaus kleinere relative Fehler haben[3][4].

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Siegmund Brandt: Elektrodynamik. Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-21458-5, S. 293.
  2. A. Cohen: A Padé approximant to the inverse Langevin function. In: Rheologica Acta. 30. Jahrgang, Nr. 3, 1991, S. 270–273, doi:10.1007/BF00366640.
  3. R. Jedynak: New facts concerning the approximation of the inverse Langevin function. In: Journal of Non-Newtonian Fluid Mechanics. 249. Jahrgang, 2017, S. 8–25, doi:10.1016/j.jnnfm.2017.09.003.
  4. M. Kröger: Simple, admissible, and accurate approximants of the inverse Langevin and Brillouin functions, relevant for strong polymer deformations and flows. In: Journal of Non-Newtonian Fluid Mechanics. 223. Jahrgang, 2015, S. 77–87, doi:10.1016/j.jnnfm.2015.05.007.

Die News der letzten Tage