Karl Heinz Beckurts: Unterschied zwischen den Versionen

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== Biografie ==
== Biografie ==
[[File:Denkmal Karl Heinz Beckurts und Eckhard Groppler 1.jpg|mini|Gedenkstelle Karl Heinz Beckurts und Eckhard Groppler auf dem Siemens-Gelände Neuperlach]]
===Herkunft===
Karl Heinz Beckurts war der Sohn des Industriekaufmanns und Generaldirektors der [[Wilhelm-Gustloff-Stiftung|Gustloffwerke]]<ref>Ulrike Schulz: ''Simson: Vom unwahrscheinlichen Überleben eines Unternehmens 1856–1993.'' Wallstein, Göttingen 2013, ISBN 978-3-8353-1256-2, S. 136.</ref> [[Karl Beckurts]] und von Gisela Beckurts, geborene [[Brockdorff (Adelsgeschlecht)|Gräfin Brockdorff]].


Beckurts war der Sohn des Industriekaufmanns und Generaldirektors der [[Wilhelm-Gustloff-Stiftung|Gustloffwerke]]<ref>Ulrike Schulz: ''Simson: Vom unwahrscheinlichen Überleben eines Unternehmens 1856–1993.'' Wallstein, Göttingen 2013, ISBN 978-3-8353-1256-2, S. 136.</ref> [[Karl Beckurts]] und von Gisela Beckurts, geborene [[Brockdorff (Adelsgeschlecht)|Gräfin Brockdorff]]. Beckurts studierte ab 1949 Physik an der [[Georg-August-Universität Göttingen|Universität Göttingen]], an der er 1954 sein Physik-Diplom erhielt und 1956 mit der Arbeit ''Nichtstationäre Neutronenfelder''<ref>Angefertigt am [[Max-Planck-Institut für Physik]]: Nachruf auf Beckurts, in: ''[[Physikalische Blätter]].'' Band 42, 1986 (siehe Literatur).</ref> promoviert wurde. Danach war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am dortigen [[Max-Planck-Institut für Physik]], wo [[Karl Wirtz (Physiker)|Karl Wirtz]] sein Lehrer war. Als Wirtz zum Direktor des Instituts für Neutronenphysik und Reaktortechnik (INR) am [[Kernforschungszentrum Karlsruhe]] berufen wurde, begleitete ihn Beckurts als Leiter dessen experimenteller Abteilung ab 1958. Gleichzeitig war er ab 1959 Lehrbeauftragter an der [[TH Karlsruhe|Technischen Hochschule Karlsruhe]], an der er sich 1961 habilitierte. Er war von 1963 bis 1970 Direktor des Instituts für angewandte Kernphysik am Kernforschungszentrum Karlsruhe und ab 1964 außerplanmäßiger Professor an der TH Karlsruhe. 1967 bis 1969 war er Gastprofessor an der [[Universität Heidelberg]]. 1969 erhielt er in Heidelberg ein persönliches [[Lehrstuhl|Ordinariat]], das er niederlegte, als er 1970 wissenschaftlich-technischer Geschäftsführer der [[Kernforschungsanlage Jülich]] wurde, deren Vorstandsvorsitz er von 1975 bis 1980 innehatte. 1971 wurde er Honorarprofessor an der [[Universität Bonn]] und 1974 an der Universität Heidelberg. Von 1980 bis zu seiner Ermordung 1986 war er Mitglied des Vorstands und Leiter des Zentralbereichs Forschung und Technik der [[Siemens AG]].
Karl Heinz Beckurts war zweimal verheiratet. Aus erster Ehe hatte er einen Sohn und zwei Töchter.


Von 1963 bis 1966 vertrat Beckurts die Bundesrepublik Deutschland in der [[International Nuclear Data Scientific Working Group]] (INDSWG) der [[Internationale Atomenergie-Organisation|IAEA]] in Wien. Außerdem war er im [[Euratom]]-Ausschuss für Kerndaten und Reaktorphysik. 1973 bis 1975 fungierte er als Vorsitzender der [[Kerntechnische Gesellschaft|Kerntechnischen Gesellschaft]] (KTG) und Vizepräsident des [[Deutsches Atomforum|Deutschen Atomforums]]. 1973 bis 1976 war er Vorsitzender der Kerntechnischen Gesellschaft im Deutschen Atomforum und außerdem Vorsitzender der [[Arbeitsgemeinschaft der Großforschungseinrichtungen]].
===Studium===
Beckurts studierte ab 1949 Physik an der [[Georg-August-Universität Göttingen|Universität Göttingen]], an der er 1954 sein Physik-[[Diplom]] erhielt und 1956 mit der Arbeit ''Nichtstationäre Neutronenfelder''<ref>Angefertigt am [[Max-Planck-Institut für Physik]]: Nachruf auf Beckurts, in: ''[[Physikalische Blätter]].'' Band 42, 1986 (siehe Literatur).</ref> promoviert wurde. Danach war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am dortigen [[Max-Planck-Institut für Physik]], wo [[Karl Wirtz (Physiker)|Karl Wirtz]], der schon seine Diplom- und Doktorarbeit betreut hatte, sein Lehrer war.  


1971 bis 1975 war er Mitglied im [[Wissenschaftsrat|Deutschen Wissenschaftsrat]]. Er wurde 1977 als ausländisches Mitglied in die [[Königlich Schwedische Akademie der Ingenieurwissenschaften]] aufgenommen.
===Akademische Laufbahn===
Als Wirtz zum Direktor des Instituts für Neutronenphysik und Reaktortechnik (INR) am [[Kernforschungszentrum Karlsruhe]] berufen wurde, begleitete ihn Beckurts als Leiter dessen experimenteller Abteilung ab 1958. Gleichzeitig war er ab 1959 Lehrbeauftragter an der [[TH Karlsruhe|Technischen Hochschule Karlsruhe]], an der er sich 1961 habilitierte. Er war von 1963 bis 1970 Direktor des Instituts für angewandte Kernphysik am Kernforschungszentrum Karlsruhe und ab 1964 außerplanmäßiger Professor an der TH Karlsruhe. 1967 bis 1969 war er Gastprofessor an der [[Universität Heidelberg]]. 1969 erhielt Beckurts in Heidelberg ein persönliches [[Lehrstuhl|Ordinariat]], das er niederlegte, als er 1970 wissenschaftlich-technischer Geschäftsführer der [[Kernforschungsanlage Jülich]] wurde, deren Vorstandsvorsitz er von 1975 bis 1980 innehatte. 1971 wurde er Honorarprofessor an der [[Universität Bonn]] und 1974 an der Universität Heidelberg.  


Beckurts war zweimal verheiratet. Aus erster Ehe hatte er einen Sohn und zwei Töchter.
===Siemens-Manager===
Von 1980 bis zu seiner Ermordung 1986 war Beckurts Mitglied des Vorstands und Leiter des Zentralbereichs Forschung und Technik der [[Siemens AG]].


== Werk ==
==Leistungen und Mitgliedschaften==
Mit [[Karl_Wirtz_(Physiker)|Karl Wirtz]] schrieb er ein Standardwerk über Neutronenphysik. Er war einer der Entwickler des [[Forschungsreaktor 2|Forschungsreaktors 2]] in Karlsruhe, richtete im dortigen Kernforschungszentrum moderne Datenverarbeitungstechnik ein und baute als Direktor des Instituts für angewandte Kernphysik die nukleare Festkörperphysik aus. Er war wesentlich an der Instrumentierung des Höchstflussreaktors am [[Institut Laue-Langevin]] in Grenoble beteiligt.<ref>Walter Hof, Eva Paur, Gebhard Schramm (Hrsg.): ''Die Waldstadt in Karlsruhe.'' Info, 2007, S. 314.</ref>
Mit [[Karl_Wirtz_(Physiker)|Karl Wirtz]] schrieb Beckurts ein Standardwerk über Neutronenphysik. Er war einer der Entwickler des [[Forschungsreaktor 2|Forschungsreaktors 2]] in Karlsruhe, richtete im dortigen Kernforschungszentrum moderne Datenverarbeitungstechnik ein und baute als Direktor des Instituts für angewandte Kernphysik die [[nukleare Festkörperphysik]] aus.<ref>Walter Hof, Eva Paur, Gebhard Schramm (Hrsg.): ''Die Waldstadt in Karlsruhe.'' Info, 2007, S. 314.</ref>


== Anschlag und Ermordung ==
Beckurts war auch wesentlich an der Instrumentierung des Höchstflussreaktors am [[Institut Laue-Langevin]] in Grenoble beteiligt.<ref>Walter Hof, Eva Paur, Gebhard Schramm (Hrsg.): ''Die Waldstadt in Karlsruhe.'' Info, 2007, S. 314.</ref>
[[File:Gedenkweg Eckhard Groppler auf dem Siemens Gelände Neuperlach.ogg|mini|Gedenkweg Eckhard Groppler auf dem Siemens Gelände Neuperlach]]
Karl Heinz Beckurts wurde zusammen mit seinem Chauffeur Eckhard Groppler am 9. Juli 1986 um 07:32 Uhr in [[Straßlach]] bei München durch einen Bombenanschlag ermordet. Die Täter benutzten eine elektronische Sprengfalle. Zu dem Anschlag bekannte sich ein „Kommando [[Margherita Cagol|Mara Cagol]]“ der [[Rote Armee Fraktion|RAF]]. Die Täter sind bis heute unbekannt. Als einzigen Verdächtigen benannte das [[Bundeskriminalamt (Deutschland)|Bundeskriminalamt]] den 1999 von Polizisten in Wien erschossenen [[Horst Ludwig Meyer]].<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wissen/karl-heinz-beckurts-stiftung-wie-entdeckt-man-gute-forscher-1.352464  ''Wie entdeckt man gute Forscher?'' Interview mit Ina Beckurts.] In: ''[[Süddeutsche Zeitung]]'', 6. Dezember 2007.</ref> Bei einer erneuten Analyse 2009 wurde am Bekennerschreiben „eine sehr ergiebige und aussagekräftige DNA-Spur“ festgestellt, die bisher keiner Person zugeordnet werden konnte.<ref>Lisa Wreschniok, Stefanie Waske: [https://www.br.de/nachrichten/raf-terroristen-jagd-phantom-100.html ''Jagd auf ein Phantom: Die letzte Generation der RAF.''] In: ''[[Bayerischer Rundfunk]]'', 29. Juni 2016.</ref>


Da der Anschlag mitten in eine hitzige Diskussion zur Kernenergie in Westdeutschland fiel (nach der [[Katastrophe von Tschernobyl]] im April 1986), ist spekuliert worden, dass die RAF damit Sympathien bei der [[Anti-Atomkraft-Bewegung in Deutschland|westdeutschen Anti-Atomkraft-Bewegung]] gewinnen wollte.<ref name="sp1">[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13518075.html ''Terror: Da waren Superprofis am Werk.''] In: ''[[Der Spiegel]]'', 14. Juli 1986.</ref> In ihrem Bekennerschreiben weist sie sowohl auf die Beteiligung von Beckurts in der Militärelektronik-Forschung hin als auch auf seine führende Rolle als Vertreter der Kernenergie.
Von 1963 bis 1966 vertrat Beckurts die Bundesrepublik Deutschland in der [[International Nuclear Data Scientific Working Group]] (INDSWG) der [[Internationale Atomenergie-Organisation|IAEA]] in Wien. Außerdem war er im [[Euratom]]-Ausschuss für Kerndaten und [[Reaktorphysik]].
 
1973 bis 1975 fungierte er als Vorsitzender der [[Kerntechnische Gesellschaft|Kerntechnischen Gesellschaft]] (KTG) und Vizepräsident des [[Deutsches Atomforum|Deutschen Atomforums]]. 1973 bis 1976 war er Vorsitzender der Kerntechnischen Gesellschaft im Deutschen Atomforum und außerdem Vorsitzender der [[Arbeitsgemeinschaft der Großforschungseinrichtungen]].
 
1971 bis 1975 war er Mitglied im [[Wissenschaftsrat (Deutschland)|Deutschen Wissenschaftsrat]]. Er wurde 1977 als ausländisches Mitglied in die [[Königlich Schwedische Akademie der Ingenieurwissenschaften]] aufgenommen.
 
== Ermordung ==
Karl Heinz Beckurts wurde zusammen mit seinem Chauffeur Eckhard Groppler (* 1944) am 9. Juli 1986 um 07:32 Uhr auf der Grünwalder Straße in [[Straßlach]] bei München durch einen Bombenanschlag ermordet. Die Täter benutzten eine elektronische [[Sprengfalle]]. Zu dem Anschlag bekannte sich ein „Kommando [[Margherita Cagol|Mara Cagol]]“ der [[Rote Armee Fraktion|RAF]]. Die Täter sind bis heute unbekannt. Als einzigen Verdächtigen benannte das [[Bundeskriminalamt (Deutschland)|Bundeskriminalamt]] den 1999 von Polizisten in Wien erschossenen [[Horst Ludwig Meyer]].<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wissen/karl-heinz-beckurts-stiftung-wie-entdeckt-man-gute-forscher-1.352464  ''Wie entdeckt man gute Forscher?'' Interview mit Ina Beckurts.] In: ''[[Süddeutsche Zeitung]]'', 6. Dezember 2007.</ref> Bei einer erneuten Analyse 2009 wurde am Bekennerschreiben „eine sehr ergiebige und aussagekräftige DNA-Spur“ festgestellt, die bisher keiner Person zugeordnet werden konnte.<ref>Lisa Wreschniok, Stefanie Waske: [https://www.br.de/nachrichten/raf-terroristen-jagd-phantom-100.html ''Jagd auf ein Phantom: Die letzte Generation der RAF.''] In: ''[[Bayerischer Rundfunk]]'', 29. Juni 2016.</ref>
 
Da der Anschlag mitten in eine hitzige Diskussion zur Kernenergie in Westdeutschland fiel (nach der [[Nuklearkatastrophe von Tschernobyl]] im April 1986), ist spekuliert worden, dass die RAF damit Sympathien bei der [[Anti-Atomkraft-Bewegung in Deutschland|westdeutschen Anti-Atomkraft-Bewegung]] gewinnen wollte.<ref name="sp1">[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13518075.html ''Terror: Da waren Superprofis am Werk.''] In: ''[[Der Spiegel]]'', 14. Juli 1986.</ref> In ihrem Bekennerschreiben weist sie sowohl auf die Beteiligung von Beckurts in der Militärelektronik-Forschung hin als auch auf seine führende Rolle als Vertreter der Kernenergie.


== Gedenken ==
== Gedenken ==
[[File:Mahnmal Karl Heinz Beckurts.jpg|mini|Mahnmal neben der Stelle des Sprengstoffanschlags auf Karl Heinz Beckurts und Eckhard Groppler in Straßlach]]
Am Ort des Anschlags an der Grünwalder Straße in Straßlach ({{Coordinate |text=DMS|NS=48/0/43.84/N |EW=11/30/55.53/E |type= landmark|pop= |elevation= |dim= |name=Attentat Karl Heinz Beckurts |region=DE-BY <!--|mapsize= |sortkey= -->}}) befindet sich am Straßenrand ein bepflanztes Mahnmal.
 
Siemens benannte nach ihm am Münchner Standort in [[Neuperlach]]-Süd das Karl-Heinz-Beckurts-Haus. Ein benachbarter Weg ist nach Eckhard Groppler benannt. Auf dem Firmengelände werden Beckurts und Groppler mit einer Gedenk[[stele]] geehrt. In [[Jülich]] trägt eine Straße den Namen von Beckurts.
 
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Mahnmal Karl Heinz Beckurts.jpg|Mahnmal neben der Stelle des Sprengstoffanschlags an der Grünwalder Straße in Straßlach
Denkmal Karl Heinz Beckurts und Eckhard Groppler 1.jpg|Gedenk[[stele]] für Karl Heinz Beckurts und Eckhard Groppler auf dem Siemens-Gelände Neuperlach
Gedenkweg Eckhard Groppler auf dem Siemens Gelände Neuperlach.ogg|Gedenkweg für Eckhard Groppler auf dem Siemens-Gelände Neuperlach
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Am Ort des Anschlags ({{Coordinate |text=DMS|NS=48/0/43.84/N |EW=11/30/55.53/E |type= landmark|pop= |elevation= |dim= |name=Attentat Karl Heinz Beckurts |region=DE-BY <!--|mapsize= |sortkey= -->}}) befindet sich am Straßenrand ein bepflanztes Mahnmal. Zu Ehren und zum Andenken an Beckurts wurde von der Arbeitsgemeinschaft der Großforschungseinrichtungen (AGF), der heutigen [[Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren]], 1987 die [[Karl Heinz Beckurts-Stiftung|Karl-Heinz-Beckurts-Stiftung]] gegründet. Sie „fördert wissenschaftliche Arbeit, die eine Brückenfunktion zwischen Natur- und Technikwissenschaften einerseits und Geisteswissenschaften andererseits auszuüben geeignet ist“. Die Stiftung vergibt jährlich den [[Karl Heinz Beckurts Stiftung#Karl Heinz Beckurts Preis|Karl-Heinz-Beckurts-Preis]]. Siemens benannte nach ihm am Münchner Standort in [[Neuperlach]]-Süd das Karl-Heinz-Beckurts-Haus. Ein benachbarter Weg ist nach Eckhard Groppler benannt. Auf dem Firmengelände werden Beckurts und Groppler mit einer Gedenkstelle geehrt. In [[Jülich]] trägt eine Straße seinen Namen.
Von der Arbeitsgemeinschaft der Großforschungseinrichtungen (heute die  [[Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren]]) wurde 1987 zu Ehren und zum Andenken an Beckurts die [[Karl Heinz Beckurts-Stiftung|Karl-Heinz-Beckurts-Stiftung]] gegründet. Sie „fördert wissenschaftliche Arbeit, die eine Brückenfunktion zwischen Natur- und Technikwissenschaften einerseits und Geisteswissenschaften andererseits auszuüben geeignet ist“. Die Stiftung vergibt jährlich den [[Karl-Heinz-Beckurts-Preis]].


== Schriften ==
== Schriften ==
* mit [[Karl Wirtz (Physiker)|Karl Wirtz]]: ''Elementare Neutronenphysik.'' Springer, Heidelberg 1958, englische Ausgabe ''Neutron Physics'', Springer 1964.
* mit [[Karl Wirtz (Physiker)|Karl Wirtz]]: ''Elementare Neutronenphysik.'' Springer, Heidelberg 1958, englische Ausgabe ''Neutron Physics'', Springer 1964.
* mit Ralf Reichwald: ''Kooperation im Management mit integrierter Bürotechnik.'' CW Publ., München 1984.
* mit [[Ralf Reichwald]]: ''Kooperation im Management mit integrierter Bürotechnik.'' CW Publ., München 1984.
* ''Technischer Fortschritt, Herausforderung und Erwartung: Vorträge, Aufsätze, Interviews 1980–1986.'' Siemens, Berlin 1986.
* ''Technischer Fortschritt, Herausforderung und Erwartung: Vorträge, Aufsätze, Interviews 1980–1986.'' Siemens, Berlin 1986.
* [http://www.zeit.de/1986/30/nach-tschernobyl-weiter ''Ausstieg oder Umstieg: Die Kontroverse über Notwendigkeit und Verantwortbarkeit der Kernenergie ist wieder voll entbrannt. Nach Tschernobyl weiter?''] In: ''[[Die Zeit]]'', 18. Juli 1986.
* [http://www.zeit.de/1986/30/nach-tschernobyl-weiter ''Ausstieg oder Umstieg: Die Kontroverse über Notwendigkeit und Verantwortbarkeit der Kernenergie ist wieder voll entbrannt. Nach Tschernobyl weiter?''] In: ''[[Die Zeit]]'', 18. Juli 1986.
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{{SORTIERUNG:Beckurts, Karl Heinz}}
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[[Kategorie:Opfer der Roten Armee Fraktion]]
[[Kategorie:Opfer der Roten Armee Fraktion]]
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[[Kategorie:Person (Siemens)]]
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[[Kategorie:Kernphysiker]]
[[Kategorie:Kernphysiker]]
[[Kategorie:Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie der Ingenieurwissenschaften]]
[[Kategorie:Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie der Ingenieurwissenschaften]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg)]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg)]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (Karlsruher Institut für Technologie)]]
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[[Kategorie:Geboren 1930]]
[[Kategorie:Geboren 1930]]
[[Kategorie:Gestorben 1986]]
[[Kategorie:Gestorben 1986]]

Aktuelle Version vom 19. November 2021, 11:54 Uhr

Karl Heinz Beckurts (* 16. Mai 1930 in Rheydt; † 9. Juli 1986 in Straßlach) war ein deutscher Physiker und Manager. Er war einer der Begründer der Neutronenphysik in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg und Forschungsleiter bei der Siemens AG. 1986 wurde er von Terroristen der Rote Armee Fraktion ermordet.[1]

Biografie

Herkunft

Karl Heinz Beckurts war der Sohn des Industriekaufmanns und Generaldirektors der Gustloffwerke[2] Karl Beckurts und von Gisela Beckurts, geborene Gräfin Brockdorff.

Karl Heinz Beckurts war zweimal verheiratet. Aus erster Ehe hatte er einen Sohn und zwei Töchter.

Studium

Beckurts studierte ab 1949 Physik an der Universität Göttingen, an der er 1954 sein Physik-Diplom erhielt und 1956 mit der Arbeit Nichtstationäre Neutronenfelder[3] promoviert wurde. Danach war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am dortigen Max-Planck-Institut für Physik, wo Karl Wirtz, der schon seine Diplom- und Doktorarbeit betreut hatte, sein Lehrer war.

Akademische Laufbahn

Als Wirtz zum Direktor des Instituts für Neutronenphysik und Reaktortechnik (INR) am Kernforschungszentrum Karlsruhe berufen wurde, begleitete ihn Beckurts als Leiter dessen experimenteller Abteilung ab 1958. Gleichzeitig war er ab 1959 Lehrbeauftragter an der Technischen Hochschule Karlsruhe, an der er sich 1961 habilitierte. Er war von 1963 bis 1970 Direktor des Instituts für angewandte Kernphysik am Kernforschungszentrum Karlsruhe und ab 1964 außerplanmäßiger Professor an der TH Karlsruhe. 1967 bis 1969 war er Gastprofessor an der Universität Heidelberg. 1969 erhielt Beckurts in Heidelberg ein persönliches Ordinariat, das er niederlegte, als er 1970 wissenschaftlich-technischer Geschäftsführer der Kernforschungsanlage Jülich wurde, deren Vorstandsvorsitz er von 1975 bis 1980 innehatte. 1971 wurde er Honorarprofessor an der Universität Bonn und 1974 an der Universität Heidelberg.

Siemens-Manager

Von 1980 bis zu seiner Ermordung 1986 war Beckurts Mitglied des Vorstands und Leiter des Zentralbereichs Forschung und Technik der Siemens AG.

Leistungen und Mitgliedschaften

Mit Karl Wirtz schrieb Beckurts ein Standardwerk über Neutronenphysik. Er war einer der Entwickler des Forschungsreaktors 2 in Karlsruhe, richtete im dortigen Kernforschungszentrum moderne Datenverarbeitungstechnik ein und baute als Direktor des Instituts für angewandte Kernphysik die nukleare Festkörperphysik aus.[4]

Beckurts war auch wesentlich an der Instrumentierung des Höchstflussreaktors am Institut Laue-Langevin in Grenoble beteiligt.[5]

Von 1963 bis 1966 vertrat Beckurts die Bundesrepublik Deutschland in der International Nuclear Data Scientific Working Group (INDSWG) der IAEA in Wien. Außerdem war er im Euratom-Ausschuss für Kerndaten und Reaktorphysik.

1973 bis 1975 fungierte er als Vorsitzender der Kerntechnischen Gesellschaft (KTG) und Vizepräsident des Deutschen Atomforums. 1973 bis 1976 war er Vorsitzender der Kerntechnischen Gesellschaft im Deutschen Atomforum und außerdem Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Großforschungseinrichtungen.

1971 bis 1975 war er Mitglied im Deutschen Wissenschaftsrat. Er wurde 1977 als ausländisches Mitglied in die Königlich Schwedische Akademie der Ingenieurwissenschaften aufgenommen.

Ermordung

Karl Heinz Beckurts wurde zusammen mit seinem Chauffeur Eckhard Groppler (* 1944) am 9. Juli 1986 um 07:32 Uhr auf der Grünwalder Straße in Straßlach bei München durch einen Bombenanschlag ermordet. Die Täter benutzten eine elektronische Sprengfalle. Zu dem Anschlag bekannte sich ein „Kommando Mara Cagol“ der RAF. Die Täter sind bis heute unbekannt. Als einzigen Verdächtigen benannte das Bundeskriminalamt den 1999 von Polizisten in Wien erschossenen Horst Ludwig Meyer.[6] Bei einer erneuten Analyse 2009 wurde am Bekennerschreiben „eine sehr ergiebige und aussagekräftige DNA-Spur“ festgestellt, die bisher keiner Person zugeordnet werden konnte.[7]

Da der Anschlag mitten in eine hitzige Diskussion zur Kernenergie in Westdeutschland fiel (nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl im April 1986), ist spekuliert worden, dass die RAF damit Sympathien bei der westdeutschen Anti-Atomkraft-Bewegung gewinnen wollte.[1] In ihrem Bekennerschreiben weist sie sowohl auf die Beteiligung von Beckurts in der Militärelektronik-Forschung hin als auch auf seine führende Rolle als Vertreter der Kernenergie.

Gedenken

Am Ort des Anschlags an der Grünwalder Straße in Straßlach (48° 0′ 43,8″ N, 11° 30′ 55,5″ O) befindet sich am Straßenrand ein bepflanztes Mahnmal.

Siemens benannte nach ihm am Münchner Standort in Neuperlach-Süd das Karl-Heinz-Beckurts-Haus. Ein benachbarter Weg ist nach Eckhard Groppler benannt. Auf dem Firmengelände werden Beckurts und Groppler mit einer Gedenkstele geehrt. In Jülich trägt eine Straße den Namen von Beckurts.

Von der Arbeitsgemeinschaft der Großforschungseinrichtungen (heute die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren) wurde 1987 zu Ehren und zum Andenken an Beckurts die Karl-Heinz-Beckurts-Stiftung gegründet. Sie „fördert wissenschaftliche Arbeit, die eine Brückenfunktion zwischen Natur- und Technikwissenschaften einerseits und Geisteswissenschaften andererseits auszuüben geeignet ist“. Die Stiftung vergibt jährlich den Karl-Heinz-Beckurts-Preis.

Schriften

Literatur

  • Dagmar Drüll: Heidelberger Gelehrtenlexikon 1933–1986. Springer, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-540-88834-5.
  • Max Syrbe: Zum Gedenken an Professor Karl Heinz Beckurts. In: Physikalische Blätter. Band 42, 1986, S. 357 (Abstract).

Weblinks

Einzelnachweise und Quellen

  1. 1,0 1,1 Terror: Da waren Superprofis am Werk. In: Der Spiegel, 14. Juli 1986.
  2. Ulrike Schulz: Simson: Vom unwahrscheinlichen Überleben eines Unternehmens 1856–1993. Wallstein, Göttingen 2013, ISBN 978-3-8353-1256-2, S. 136.
  3. Angefertigt am Max-Planck-Institut für Physik: Nachruf auf Beckurts, in: Physikalische Blätter. Band 42, 1986 (siehe Literatur).
  4. Walter Hof, Eva Paur, Gebhard Schramm (Hrsg.): Die Waldstadt in Karlsruhe. Info, 2007, S. 314.
  5. Walter Hof, Eva Paur, Gebhard Schramm (Hrsg.): Die Waldstadt in Karlsruhe. Info, 2007, S. 314.
  6. Wie entdeckt man gute Forscher? Interview mit Ina Beckurts. In: Süddeutsche Zeitung, 6. Dezember 2007.
  7. Lisa Wreschniok, Stefanie Waske: Jagd auf ein Phantom: Die letzte Generation der RAF. In: Bayerischer Rundfunk, 29. Juni 2016.

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