Karen Barad: Unterschied zwischen den Versionen

Karen Barad: Unterschied zwischen den Versionen

imported>Aka
K (Halbgeviertstrich)
 
imported>Jbergner
(→‎Forschungen und Konzeption: Intra-Aktion entwaist)
 
Zeile 2: Zeile 2:


== Wissenschaftliche Laufbahn ==
== Wissenschaftliche Laufbahn ==
Barad studierte an der [[Brandeis University]] und wurde an der [[State University of New York]] promoviert. Sie war von 1999 bis 2005 ''Professor of Women's Studies and Philosophy'' am [[Mount Holyoke College]] in [[Massachusetts]] und ist seit 2005 ''Professor of Feminist Studies''.
Barad studierte an der [[Brandeis University]] und wurde an der [[State University of New York]] promoviert. Sie war von 1999 bis 2005 ''Professor of Women's Studies and Philosophy'' am [[Mount Holyoke College]] in [[Massachusetts]] und ist seit 2005 ''Professor of Feminist Studies''. Sie ist zudem als Beraterin für die feministischen wissenschaftlichen Fachzeitschriften '' Catalyst: Feminism, Theory, Technoscience'' und [[Signs (Zeitschrift)|Signs: Journal of Women in Culture and Society]]<ref>{{Literatur |Titel=Science & Justice: The Trouble and the Promise {{!}} Catalyst: Feminism, Theory, Technoscience |Online=https://catalystjournal.org/index.php/catalyst/article/view/reardon_metcalf_kenney_barad |Abruf=2019-08-05}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://signsjournal.org/about-signs/masthead/ |titel=Masthead |werk=Signs: Journal of Women in Culture and Society |abruf=2019-08-05 |sprache=en-US}}</ref> tätig.


== Forschungen und Konzeption ==
== Forschungen und Konzeption ==
Ihre Forschungsschwerpunkte sind [[Feministische Theorie]], [[Theoretische Physik]], [[Philosophie der Physik]], [[Quantenmechanik]], [[Epistemologie]], [[Ontologie]], ''Cultural Studies of Science'' und ''Feminist Science Studies''.
Ihre Forschungsschwerpunkte sind [[Feministische Theorie]], [[Theoretische Physik]], [[Philosophie der Physik]], [[Quantenmechanik]], [[Epistemologie]], [[Ontologie]], ''Cultural Studies of Science'' und ''Feminist Science Studies''.


In ihrer feministischen Rahmenkonzeption eines ''Agential Realism'' geht es um die Untrennbarkeit von [[Sein (Philosophie)|Sein]] und [[Wissen]]. Barad stellt damit die wissenschaftlich-disziplinäre Unterscheidung zwischen der [[Erkenntnistheorie]] (Epistemologie) und der [[Ontologie|Lehre vom Sein]] (Ontologie) in Frage. Ihren ''Agential Realism'' hat sie u.a. anhand von [[Niels Bohr|Niels Bohrs]] Physikphilosophie entwickelt.
In ihrer feministischen Rahmenkonzeption eines „Agential Realism“ geht es um die Untrennbarkeit von [[Sein (Philosophie)|Sein]] und [[Wissen]]. Barad stellt damit die wissenschaftlich-disziplinäre Unterscheidung zwischen der [[Erkenntnistheorie]] (Epistemologie) und der [[Ontologie|Lehre vom Sein]] (Ontologie) in Frage. Mit ihrem Konzept des „Agential Realism“, den sie u.&nbsp;a. anhand von [[Niels Bohr]]s Physikphilosophie entwickelt hat, führt sie den Neologismus ''Intra-Action'' (dt. „[[Intra-Aktion]]“) ein. Intra-action steht für eine fundamentale Infragestellung einer Metaphysik, die auf autonomen Individuen beruht. In Barads Theorie bestehen Objekte oder Phänomene nicht außerhalb oder vor einer Interaktion. Vielmehr gehen Objekte aus „Intra-Actions“ erst hervor. Anders als in der [[Akteur-Netzwerk-Theorie]] von [[Bruno Latour]] sind „Apparate“, die Phänomene hervorbringen, nicht ein Verbund von Menschen und Nicht-Menschen, sondern eine Bedingung der Möglichkeit von „Menschen“ und „Nicht-Menschen“ - eben nicht nur als ideelle Konzepte, sondern in ihrer Materialität.


== Schriften ==  
== Schriften ==  
Zeile 13: Zeile 13:
* (de) 2013: ''Diffraktionen: Differenzen, Kontingenzen und Verschränkungen von Gewicht.'' In: Corinna Bath, Hanna Meißner, Stephan Trinkhaus, Susanne Völker (Hrsg.): ''Geschlechter Interferenzen: Wissensformen - Subjektivierungsweisen - Materialisierungen.'' Lit, Berlin/Münster 2013, ISBN 978-3-643-10904-0, S. 27–68
* (de) 2013: ''Diffraktionen: Differenzen, Kontingenzen und Verschränkungen von Gewicht.'' In: Corinna Bath, Hanna Meißner, Stephan Trinkhaus, Susanne Völker (Hrsg.): ''Geschlechter Interferenzen: Wissensformen - Subjektivierungsweisen - Materialisierungen.'' Lit, Berlin/Münster 2013, ISBN 978-3-643-10904-0, S. 27–68
* (de) 2012: ''Agentieller Realismus. Über die Bedeutung materiell-diskursiver Praktiken.'' Aus dem Englischen von Jürgen Schröder. Suhrkamp, Berlin 2012, ISBN 978-3-518-26045-6.
* (de) 2012: ''Agentieller Realismus. Über die Bedeutung materiell-diskursiver Praktiken.'' Aus dem Englischen von Jürgen Schröder. Suhrkamp, Berlin 2012, ISBN 978-3-518-26045-6.
* (en/de) 2012: ''What is the Measure of Nothingness? Infinity, Virtuality, Justice / Was ist das Maß des Nichts? Unendlichkeit, Virtualität, Gerechtigkeit.'' Cantz, Ostfildern 2012, ISBN 978-3-7757-3129-4.  
* (en/de) 2012: ''What is the Measure of Nothingness? Infinity, Virtuality, Justice / Was ist das Maß des Nichts? Unendlichkeit, Virtualität, Gerechtigkeit.'' Cantz, Ostfildern 2012, ISBN 978-3-7757-3129-4.
* (en) 2012: ''On Touching - The Inhuman That Therefore I Am.'' In: ''differences: A Journal of Feminist Cultural Studies'', 23(3): 206-223.
* (en) 2012: ''On Touching - The Inhuman That Therefore I Am.'' In: ''differences: A Journal of Feminist Cultural Studies'', 23(3): 206-223.
* (en) 2012: [https://tidsskrift.dk/index.php/KKF/article/download/51863/95446 ''Nature's Queer Performativity''] [the authorized version]. In: ''[https://tidsskrift.dk/index.php/KKF/index Kvinder, Køn og forskning/ Women, Gender and Research]'', Copenhagen, [https://tidsskrift.dk/index.php/KKF/issue/view/2118/showToc No. 1-2 (2012) Feminist Materialisms], pp. 25-53. [https://tidsskrift.dk/index.php/KKF/article/download/51863/95446 pdf]
* (en) 2012: ''Nature's Queer Performativity''. In: ''Kvinder, Køn og forskning/ Women, Gender and Research'', Copenhagen, [https://tidsskrift.dk/KKF/article/view/28067 No. 1-2 (2012) Feminist Materialisms], pp. 25-53.
* (en) 2010: ''Quantum Entanglements and Hauntological Relations of Inheritance: Dis/continuities, SpaceTime Enfoldings, and Justice-to-Come''. In: ''Derrida Today'', Nov 2010, Vol. 3, No. 2, 240-268.
* (en) 2010: ''Quantum Entanglements and Hauntological Relations of Inheritance: Dis/continuities, SpaceTime Enfoldings, and Justice-to-Come''. In: ''Derrida Today'', Nov 2010, Vol. 3, No. 2, 240-268.
* (en) 2008: ''Queer Causation and the Ethics of Mattering. ''In: ''Queering the Non/Human'', edited by Noreen Giffney and Myra J. Hird. Ashgate Press (Queer Interventions Book Series), 2008. ISBN 978-0-7546-7128-2.
* (en) 2008: ''Queer Causation and the Ethics of Mattering. ''In: ''Queering the Non/Human'', edited by Noreen Giffney and Myra J. Hird. Ashgate Press (Queer Interventions Book Series), 2008. ISBN 978-0-7546-7128-2.
Zeile 36: Zeile 36:


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://feministstudies.ucsc.edu/directory/details.php?id=3 Homepage von Karen Barad, University of California Santa Cruz]
* [https://people.ucsc.edu/~kbarad/ Homepage von Karen Barad, University of California Santa Cruz]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 18. Oktober 2021, 06:03 Uhr

Karen Barad (* 29. April 1956) ist Physikerin für Theoretische Teilchenphysik und Quantenfeldtheorie. Barad lehrt Feministische Studien, Philosophie und Geistesgeschichte an der University of California, Santa Cruz.[1]

Wissenschaftliche Laufbahn

Barad studierte an der Brandeis University und wurde an der State University of New York promoviert. Sie war von 1999 bis 2005 Professor of Women's Studies and Philosophy am Mount Holyoke College in Massachusetts und ist seit 2005 Professor of Feminist Studies. Sie ist zudem als Beraterin für die feministischen wissenschaftlichen Fachzeitschriften Catalyst: Feminism, Theory, Technoscience und Signs: Journal of Women in Culture and Society[2][3] tätig.

Forschungen und Konzeption

Ihre Forschungsschwerpunkte sind Feministische Theorie, Theoretische Physik, Philosophie der Physik, Quantenmechanik, Epistemologie, Ontologie, Cultural Studies of Science und Feminist Science Studies.

In ihrer feministischen Rahmenkonzeption eines „Agential Realism“ geht es um die Untrennbarkeit von Sein und Wissen. Barad stellt damit die wissenschaftlich-disziplinäre Unterscheidung zwischen der Erkenntnistheorie (Epistemologie) und der Lehre vom Sein (Ontologie) in Frage. Mit ihrem Konzept des „Agential Realism“, den sie u. a. anhand von Niels Bohrs Physikphilosophie entwickelt hat, führt sie den Neologismus Intra-Action (dt. „Intra-Aktion“) ein. Intra-action steht für eine fundamentale Infragestellung einer Metaphysik, die auf autonomen Individuen beruht. In Barads Theorie bestehen Objekte oder Phänomene nicht außerhalb oder vor einer Interaktion. Vielmehr gehen Objekte aus „Intra-Actions“ erst hervor. Anders als in der Akteur-Netzwerk-Theorie von Bruno Latour sind „Apparate“, die Phänomene hervorbringen, nicht ein Verbund von Menschen und Nicht-Menschen, sondern eine Bedingung der Möglichkeit von „Menschen“ und „Nicht-Menschen“ - eben nicht nur als ideelle Konzepte, sondern in ihrer Materialität.

Schriften

  • (de) 2015: Verschränkungen. Aus dem Englischen übersetzt von Jennifer Sophia Theodor. Merve, Berlin, ISBN 978-3-88396-353-2.
  • (de) 2013: Diffraktionen: Differenzen, Kontingenzen und Verschränkungen von Gewicht. In: Corinna Bath, Hanna Meißner, Stephan Trinkhaus, Susanne Völker (Hrsg.): Geschlechter Interferenzen: Wissensformen - Subjektivierungsweisen - Materialisierungen. Lit, Berlin/Münster 2013, ISBN 978-3-643-10904-0, S. 27–68
  • (de) 2012: Agentieller Realismus. Über die Bedeutung materiell-diskursiver Praktiken. Aus dem Englischen von Jürgen Schröder. Suhrkamp, Berlin 2012, ISBN 978-3-518-26045-6.
  • (en/de) 2012: What is the Measure of Nothingness? Infinity, Virtuality, Justice / Was ist das Maß des Nichts? Unendlichkeit, Virtualität, Gerechtigkeit. Cantz, Ostfildern 2012, ISBN 978-3-7757-3129-4.
  • (en) 2012: On Touching - The Inhuman That Therefore I Am. In: differences: A Journal of Feminist Cultural Studies, 23(3): 206-223.
  • (en) 2012: Nature's Queer Performativity. In: Kvinder, Køn og forskning/ Women, Gender and Research, Copenhagen, No. 1-2 (2012) Feminist Materialisms, pp. 25-53.
  • (en) 2010: Quantum Entanglements and Hauntological Relations of Inheritance: Dis/continuities, SpaceTime Enfoldings, and Justice-to-Come. In: Derrida Today, Nov 2010, Vol. 3, No. 2, 240-268.
  • (en) 2008: Queer Causation and the Ethics of Mattering. In: Queering the Non/Human, edited by Noreen Giffney and Myra J. Hird. Ashgate Press (Queer Interventions Book Series), 2008. ISBN 978-0-7546-7128-2.
  • (en) 2008: Schrödinger’s Cat. In: Bits of Life: Feminism and the New Cultures of Media and Technoscience, edited by Anneke Smelik and Nina Lykke. Seattle: University of Washington Press, 2008. ISBN 978-0-295-99033-0.
  • (en) 2007: Meeting the Universe Halfway. Quantum Physics and the Entanglement of Matter and Meaning. Duke University Press, 2007. ISBN 978-0-8223-3901-4, ISBN 978-0-8223-3917-5.
  • (en) 2003: Posthumanist Performativity. Toward an Understanding of How Matter Comes to Matter. In: Signs. Journal of Women in Culture and Society. Band 28, Nr. 3, Spring 2003.
  • (en) 2001: Re(con)figuring Space, Time, and Matter. In: Marianne DeKoven (Hrsg.): Feminist Locations: Global and Local, Theory and Practice. Rutgers University Press, New Brunswick 2001, ISBN 0-8135-2922-0. ISBN 0-8135-2923-9.
  • (en) 2001: Performing Culture / Performing Nature: Using the Piezoelectric Crystal of Ultrasound Technologies as a Transducer Between Science Studies and Queer Theories. In: Christina Lammar (Hrsg.): Digital Anatomy. Turia & Kant, Vienna 2001, ISBN 3-85132-293-2.

Interviews

  • Intra-active Entanglements - An Interview with Karen Barad (2012), by Malou Juelskjær and Nete Schwennesen. In: Kvinder, Køn og forskning/ Women, Gender and Research (Copenhagen) 1-2, S. 10–24.
  • Interview of Karen Barad (2012), by Adam Kleinmann. In: Special dOCUMENTA (13) Issue of Mousse Magazine (Milan, Italy), Summer 2012.

Literatur

  • Corinna Bath, Hanna Meißner, Stephan Trinkhaus, Susanne Völker (Hrsg.): Geschlechter Interferenzen: Wissensformen - Subjektivierungsweisen - Materialisierungen. Berlin/ Münster: Lit, 2013, ISBN 978-3-643-10904-0. Inhaltsverzeichnis hier verlinkt, pdf.
    • Corinna Bath, Semantic Web und Linked Open Data: Von der Analyse technischer Entwicklungen zum "Diffractive Design." S. 69–116
    • Hanna Meißner, Feministische Gesellschaftskritik als onto-epistemo-logisches Projekt. S. 163–208
    • Stephan Trinkhaus, Diffraktion als subalterne Handlungsmacht. Einige Überlegungen zu Reflexivität und Relationalität. S. 117–162
    • Susanne Völker, Prekäre Leben (be-)schreiben: Klassifikationen, Affekte, Interferenzen. S. 209–253

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Karen Barad: Verschränkungen. Merve, Berlin 2015, 2. Umschlagsseite.
  2. Science & Justice: The Trouble and the Promise | Catalyst: Feminism, Theory, Technoscience. (catalystjournal.org [abgerufen am 5. August 2019]).
  3. Masthead. In: Signs: Journal of Women in Culture and Society. Abgerufen am 5. August 2019 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).

Die News der letzten Tage