Julius Edgar Lilienfeld: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Julius Edgar Lilienfeld''' (* [[18. April]] [[1882]] in [[Lwiw|Lemberg]]; † [[28. August]] [[1963]] in [[Charlotte Amalie (Stadt)|Charlotte Amalie]], [[Amerikanische Jungferninseln|Virgin Islands]]) war ein [[Physiker]] [[Österreich-Ungarn|österreichisch-ungarischer]] Herkunft. Er entdeckte 1925 das Prinzip des [[Feldeffekttransistor]]s.
'''Julius Edgar Lilienfeld''' (* [[18. April]] [[1882]] in [[Lwiw|Lemberg]]; † [[28. August]] [[1963]] in [[Charlotte Amalie (Stadt)|Charlotte Amalie]], [[Amerikanische Jungferninseln|Virgin Islands]]) war ein [[Physiker]] [[Österreich-Ungarn|österreichisch-ungarischer]] Herkunft. Er entdeckte 1925 das Prinzip des [[Feldeffekttransistor]]s.


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Lilienfelds Vater war der Rechtsanwalt Sigmund Lilienfeld, seine Mutter Sarah Jampoler Lilienfeld. Julius Edgar Lilienfeld absolvierte in Lemberg die Oberrealschule und schrieb sich 1899 als Student der Technischen Hochschule zu Charlottenburg für das Studium des [[Maschinenbau]]s ein. Nach einem Jahr wechselte er für den Zeitraum 1900–1904 an die [[Humboldt-Universität zu Berlin|Friedrich-Wilhelms-Universität]] in [[Berlin]], wo er an der philosophischen Fakultät immatrikuliert war, aber hauptsächlich experimentelle Physik studierte (u. a. bei [[Ferdinand Georg Frobenius]], [[Jacobus Henricus van ’t Hoff]], [[Johannes Knoblauch]], [[Max Planck]] und [[Emil Warburg]]).
Lilienfelds Vater war der Rechtsanwalt Sigmund Lilienfeld, seine Mutter Sarah Jampoler Lilienfeld. Julius Edgar Lilienfeld absolvierte in Lemberg die Oberrealschule und schrieb sich 1899 als Student der Technischen Hochschule zu Charlottenburg für das Studium des [[Maschinenbau]]s ein. Nach einem Jahr wechselte er für den Zeitraum 1900–1904 an die [[Humboldt-Universität zu Berlin|Friedrich-Wilhelms-Universität]] in [[Berlin]], wo er an der philosophischen Fakultät immatrikuliert war, aber hauptsächlich experimentelle Physik studierte (u. a. bei [[Ferdinand Georg Frobenius]], [[Jacobus Henricus van ’t Hoff]], [[Johannes Knoblauch]], [[Max Planck]] und [[Emil Warburg]]).


1902 veröffentlichte er einen Aufsatz „Versuch einer strengen Fassung des Begriffes der mathematischen Wahrscheinlichkeit“ in der „Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik“. Er wurde am 18. Februar 1905 auf Grund der Dissertation: „Über eine allgemeine und hervorragend empfindliche Methode zur spektralen qualitativen Elementaruntersuchung von Gasgemischen“ promoviert. Ab 1905 arbeitete er am Institut für Physik der [[Universität Leipzig]] und beschäftigte sich dort u.&nbsp;a. mit der Herstellung von verflüssigten [[Gas]]en. Im Jahre 1910 [[Habilitation|habilitierte]] er zum Thema „Die Elektrizitätsleitung im extremen Vakuum“. Zu dieser Zeit beschäftigte er sich intensiv mit der Erzeugung von [[Röntgenstrahlung]] und besaß Patente auf die [[Lilienfeld-Röhre]], welche als [[Coolidge-Röhre]] bekannt wurde.<ref>[http://www.mpiwg-berlin.mpg.de/Preprints/P315.PDF Julius Edgar Lilienfeld und William David Coolidge – ihre Röntgenröhren und ihre Konflikte] (MPI für Wissenschaftsgeschichte; PDF; 4,7&nbsp;MB)</ref>
1902 veröffentlichte er einen Aufsatz „Versuch einer strengen Fassung des Begriffes der mathematischen Wahrscheinlichkeit“ in der „Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik“. Er wurde am 18. Februar 1905 auf Grund der Dissertation: „Über eine allgemeine und hervorragend empfindliche Methode zur spektralen qualitativen Elementaruntersuchung von Gasgemischen“ promoviert. Ab 1905 arbeitete er am Institut für Physik der [[Universität Leipzig]] und beschäftigte sich dort u.&nbsp;a. mit der Herstellung von verflüssigten [[Gas]]en. Im Jahre 1910 [[Habilitation|habilitierte]] er zum Thema „Die Elektrizitätsleitung im extremen Vakuum“. Zu dieser Zeit beschäftigte er sich intensiv mit der Erzeugung von [[Röntgenstrahlung]] und besaß Patente auf einen Typ von [[Röntgenröhre]], welche eine [[Glühkathode]] verwendet und als [[Coolidge-Röhre]] bekannt wurde.<ref>[http://www.mpiwg-berlin.mpg.de/Preprints/P315.PDF Julius Edgar Lilienfeld und William David Coolidge – ihre Röntgenröhren und ihre Konflikte] (MPI für Wissenschaftsgeschichte; PDF; 4,7&nbsp;MB)</ref>


1919 beschrieb er erstmals eine für das menschliche Auge sichtbare grau-weiße Strahlung bei [[Röntgenröhre]]n, die nach ihm benannte „[[Lilienfeldstrahlung]]“.<ref>{{Literatur |Autor=J. E. Lilienfeld |Titel=Die sichtbare Strahlung des Brennecks von Röntgenröhren |Sammelwerk=Physikalische Zeitschrift |Band=20 |Nummer=12 |Datum=1919 |Seiten=280ff}}</ref> Sie konnte erst später als eine Form der [[Übergangsstrahlung]] erklärt werden, die 1946 von [[Witali Lasarewitsch Ginsburg]] und [[Ilja Michailowitsch Frank]]<ref>{{Literatur |Autor=V. L. Ginzburg, I. M. Frank |Titel=Uniformly moving electron radiation due to its transition from one medium to another |Sammelwerk=Zh. Eksp. Teor. Fiz |Band=16 |Datum=1946 |Seiten=15}}</ref> beschrieben wurde.<ref name="SCHNAPKA">{{Literatur |Autor=Jochen Schnapka |Titel=Doppelspurerkennung unter Verwendung der Kathodenauslese am ZEUS-Übergangsstrahlungsdetektor |Datum=1998 |Kommentar=Diplomarbeit, Universität Bonn |Online=[http://www-zeus.physik.uni-bonn.de/doc/schnapka/diplom.ps.gz GZip-Archiv]}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=H. Boersch, C. Radeloff, G. Sauerbrey |Titel=Über die an Metallen durch Elektronen ausgelöste sichtbare und ultraviolette Strahlung |Sammelwerk=Zeitschrift für Physik A Hadrons and Nuclei |Band=165 |Nummer=4 |Datum=1961 |Seiten=464–484 |DOI=10.1007/BF01381902}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Hans Boersch, C. Radeloff, G. Sauerbrey |Titel=Experimental Detection of Transition Radiation |Sammelwerk=Physical Review Letters |Band=7 |Nummer=2 |Datum=1961 |Seiten=52–54 |Sprache=en |DOI=10.1103/PhysRevLett.7.52}}</ref>
1919 beschrieb er erstmals eine für das menschliche Auge sichtbare grau-weiße Strahlung bei [[Röntgenröhre]]n, die nach ihm benannte „[[Lilienfeldstrahlung]]“.<ref>{{Literatur |Autor=J. E. Lilienfeld |Titel=Die sichtbare Strahlung des Brennecks von Röntgenröhren |Sammelwerk=Physikalische Zeitschrift |Band=20 |Nummer=12 |Datum=1919 |Seiten=280ff}}</ref> Sie konnte erst später als eine Form der [[Übergangsstrahlung]] erklärt werden, die 1946 von [[Witali Lasarewitsch Ginsburg]] und [[Ilja Michailowitsch Frank]]<ref>{{Literatur |Autor=V. L. Ginzburg, I. M. Frank |Titel=Uniformly moving electron radiation due to its transition from one medium to another |Sammelwerk=Zh. Eksp. Teor. Fiz |Band=16 |Datum=1946 |Seiten=15}}</ref> beschrieben wurde.<ref name="SCHNAPKA">{{Literatur |Autor=Jochen Schnapka |Titel=Doppelspurerkennung unter Verwendung der Kathodenauslese am ZEUS-Übergangsstrahlungsdetektor |Datum=1998 |Kommentar=Diplomarbeit, Universität Bonn |Online=[http://www-zeus.physik.uni-bonn.de/doc/schnapka/diplom.ps.gz GZip-Archiv] }} {{Webarchiv|url=http://www-zeus.physik.uni-bonn.de/doc/schnapka/diplom.ps.gz |wayback=20070626172058 |text=GZip-Archiv }}</ref><ref>{{Literatur |Autor=H. Boersch, C. Radeloff, G. Sauerbrey |Titel=Über die an Metallen durch Elektronen ausgelöste sichtbare und ultraviolette Strahlung |Sammelwerk=Zeitschrift für Physik A Hadrons and Nuclei |Band=165 |Nummer=4 |Datum=1961 |Seiten=464–484 |DOI=10.1007/BF01381902}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Hans Boersch, C. Radeloff, G. Sauerbrey |Titel=Experimental Detection of Transition Radiation |Sammelwerk=Physical Review Letters |Band=7 |Nummer=2 |Datum=1961 |Seiten=52–54 |Sprache=en |DOI=10.1103/PhysRevLett.7.52}}</ref>


Er entwickelte 1925 den [[Feldeffekttransistor]]. Obwohl das zum Bau eines funktionsfähigen Transistors notwendige reine Halbleitermaterial damals fehlte, beschrieb er Konstruktion und Funktion von [[Transistor]]en bereits genau. R. G. Arns zitiert die Arbeit von Bret Crawford (1991), der Anzeichen dafür gefunden haben will, dass Lilienfeld die von ihm patentierten Elemente auch hätte bauen können.<ref name="ARNS1998">{{Literatur |Autor=R. G. Arns |Titel=The other transistor: early history of the metal–oxide–semiconductor field-effect transistor |Sammelwerk=Engineering Science and Education Journal |Band=Vol. 7 |Nummer=5 |Datum=1998 |Seiten=233–240 |Online=[http://ieeexplore.ieee.org/xpl/freeabs_all.jsp?tp=&arnumber=730824&isnumber=15787 Abstract]}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=B. E. Crawford |Titel=The invention of the transistor |Datum=1991 |Kommentar=Masterarbeit, The University of Vermont |Online=http://public.gettysburg.edu/~bcrawfor/BECrawford-MS-UVM.pdf |Format=PDF |KBytes=}}</ref> Es ist außerdem erwiesen, dass die US-amerikanischen Entwickler des Transistors die entsprechenden Lilienfeld-Patente kannten. Unterlagen beweisen, dass [[William Bradford Shockley|William B. Shockley]] und Pearson funktionierende Transistoren gebaut haben, die auf den Patenten von Lilienfeld und [[Oskar Heil]] basieren. Sie unterließen es, diese grundlegenden Lilienfeld-Patente in ihren Veröffentlichungen, späteren Forschungsberichten oder historischen Berichten zu erwähnen.<ref name="ARNS1998" />
Er entwickelte 1925 den [[Feldeffekttransistor]]. Obwohl das zum Bau eines funktionsfähigen Transistors notwendige reine Halbleitermaterial damals fehlte, beschrieb er Konstruktion und Funktion von [[Transistor]]en bereits genau. R. G. Arns zitiert die Arbeit von Bret Crawford (1991), der Anzeichen dafür gefunden haben will, dass Lilienfeld die von ihm patentierten Elemente auch hätte bauen können.<ref name="ARNS1998">{{Literatur |Autor=R. G. Arns |Titel=The other transistor: early history of the metal–oxide–semiconductor field-effect transistor |Sammelwerk=Engineering Science and Education Journal |Band=Vol. 7 |Nummer=5 |Datum=1998 |Seiten=233–240 |Online=[http://ieeexplore.ieee.org/xpl/freeabs_all.jsp?tp=&arnumber=730824&isnumber=15787 Abstract]}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=B. E. Crawford |Titel=The invention of the transistor |Datum=1991 |Kommentar=Masterarbeit, The University of Vermont |Online=http://public.gettysburg.edu/~bcrawfor/BECrawford-MS-UVM.pdf |Format=PDF |KBytes=}}</ref> Es ist außerdem erwiesen, dass die US-amerikanischen Entwickler des Transistors die entsprechenden Lilienfeld-Patente kannten. Unterlagen beweisen, dass [[William Bradford Shockley|William B. Shockley]] und Pearson funktionierende Transistoren gebaut haben, die auf den Patenten von Lilienfeld und [[Oskar Heil]] basieren. Sie unterließen es, diese grundlegenden Lilienfeld-Patente in ihren Veröffentlichungen, späteren Forschungsberichten oder historischen Berichten zu erwähnen.<ref name="ARNS1998" />


1927 wanderte Lilienfeld auch wegen des zunehmenden [[Antisemitismus (bis 1945)|Antisemitismus]] endgültig in die [[Vereinigte Staaten|USA]] aus, die er von früheren Arbeitsaufenthalten her bereits kannte. Am 2. Mai 1926 hatte er Beatrice Ginsburg geheiratet, sie lebten in [[Winchester (Massachusetts)]], Lilienfeld war Leiter der ''Ergon Research Laboratories'' in Malden (Mass.). 1934 wurde er US-Staatsbürger. Ab 1935 lebte er mit seiner Frau in einem Haus auf der Karibikinsel [[Saint Thomas]], um einer Allergie, die mit Weizenfeldern einherging, zu entgehen. Zahlreiche Reisen führten ihn auf das Festland, um neue Ideen zu testen. Er meldete insgesamt 15 deutsche und 60 US-Patente an und kämpfte bis zu seinem Tod für die Durchsetzung seiner Patentrechte.<ref>[http://incredible-people.com/biographies/julius-edgar-lilienfeld/ Biography of Julius Edgar Lilienfeld], Website ''incredible-people.com''</ref>
1927 wanderte Lilienfeld auch wegen des zunehmenden [[Geschichte des Antisemitismus bis 1945|Antisemitismus]] endgültig in die [[Vereinigte Staaten|USA]] aus, die er von früheren Arbeitsaufenthalten her bereits kannte. Am 2. Mai 1926 hatte er Beatrice Ginsburg geheiratet. Sie lebten in [[Winchester (Massachusetts)]]. Lilienfeld war Leiter der ''Ergon Research Laboratories'' in Malden (Mass.). 1934 wurde er US-Staatsbürger. Davor besaß er erst die österreichisch-ungarische Staatsbürgerschaft (mind. bis 1910),<ref>wie einem Lebenslauf des Jahres 1910 zu entnehmen ist: [https://www.mpiwg-berlin.mpg.de/sites/default/files/Preprints/P315.pdf Julius Edgar Lilienfeld und William David Coolidge – ihre Röntgenröhren und ihre Konflikte], Seite 44</ref> später die polnische Staatsbürgerschaft (sein Geburtsort Lemberg gehörte seit Ende 1918 zu Polen),<ref>wie aus einem kanadischen Patentantrag des Jahres 1925 zu entnehmen ist: {{Cite web|url = http://worldwide.espacenet.com/publicationDetails/originalDocument?FT=D&date=19270719&DB=&&CC=CA&NR=272437A&KC=A&locale=en_EP|title = Im am 22. Oktober 1925 eingereichten kanadischen Patentantrag bezeichnet sich Lilienfeld in der ersten Person, im ersten Satz, als polnischer Staatsbürger|accessdate = 2019-03-12}}</ref> Ab 1935 lebte er mit seiner Frau in einem Haus auf der Karibikinsel [[Saint Thomas]], um einer Allergie, die mit Weizenfeldern einherging, zu entgehen. Zahlreiche Reisen führten ihn auf das Festland, um neue Ideen zu testen. Er meldete insgesamt 15 deutsche und 60 US-Patente an und kämpfte bis zu seinem Tode für die Durchsetzung seiner Patentrechte.<ref>{{Webarchiv|url=http://incredible-people.com/biographies/julius-edgar-lilienfeld/ |wayback=20160118105108 |text=Biography of Julius Edgar Lilienfeld }}, Website ''incredible-people.com''</ref>


Seit 1989 wird der [[Julius-Edgar-Lilienfeld-Preis]] vergeben, der 1988 von der Witwe, Beatrice Lilienfeld, gestiftet wurde.<ref>[http://www.aps.org/programs/honors/prizes/lilienfeld.cfm Webseite des Lilienfeld-Preises]</ref>
Seit 1989 wird der [[Julius-Edgar-Lilienfeld-Preis]] vergeben, der 1988 von der Witwe, Beatrice Lilienfeld, gestiftet wurde.<ref>[http://www.aps.org/programs/honors/prizes/lilienfeld.cfm Webseite des Lilienfeld-Preises]</ref>


== Patente (Auswahl) ==
== Patente (Auswahl) ==
Lilienfeld besaß 15 deutsche und 60 US-Patente.<ref>[http://chem.ch.huji.ac.il/history/lilienfeld.htm Biographie]</ref>
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*{{Patent|Land=CA|V-Nr=272437|Titel=Electric Current Control Mechanism|Erfinder=Julius Edgar Lilienfeld|A-Datum=1925-10-22<!--Quelle: Application and Priority date on the espacenet server are Application numbers CAD272437 19251022, Priority number(s) CAT272437 19251022 i.e. 22.10.1925; page 1 (text page) of US patent US1745175 "filed in Canada on October 22, 1925"; further support on last page of the original document, showing (14.) Oktober 1925-->|V-Datum=1927-07-19|Kommentar= Eintrag beim [http://brevets-patents.ic.gc.ca/opic-cipo/cpd/eng/patent/272437/summary.html kanadischen Patentamt]}}
*{{Patent|Land=US|V-Nr=1745175|Erfinder=Julius Edgar Lilienfeld|Titel=Method and Apparatus For Controlling Electric Currents|V-Datum=1930-01-28}}
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Aktuelle Version vom 4. Dezember 2021, 22:39 Uhr

Julius Edgar Lilienfeld (Passbild seines US-amerikanischen Ausweises, also aus der Zeit ab 1934)

Julius Edgar Lilienfeld (* 18. April 1882 in Lemberg; † 28. August 1963 in Charlotte Amalie, Virgin Islands) war ein Physiker österreichisch-ungarischer Herkunft. Er entdeckte 1925 das Prinzip des Feldeffekttransistors.

Leben und Werk

Lilienfelds Vater war der Rechtsanwalt Sigmund Lilienfeld, seine Mutter Sarah Jampoler Lilienfeld. Julius Edgar Lilienfeld absolvierte in Lemberg die Oberrealschule und schrieb sich 1899 als Student der Technischen Hochschule zu Charlottenburg für das Studium des Maschinenbaus ein. Nach einem Jahr wechselte er für den Zeitraum 1900–1904 an die Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin, wo er an der philosophischen Fakultät immatrikuliert war, aber hauptsächlich experimentelle Physik studierte (u. a. bei Ferdinand Georg Frobenius, Jacobus Henricus van ’t Hoff, Johannes Knoblauch, Max Planck und Emil Warburg).

1902 veröffentlichte er einen Aufsatz „Versuch einer strengen Fassung des Begriffes der mathematischen Wahrscheinlichkeit“ in der „Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik“. Er wurde am 18. Februar 1905 auf Grund der Dissertation: „Über eine allgemeine und hervorragend empfindliche Methode zur spektralen qualitativen Elementaruntersuchung von Gasgemischen“ promoviert. Ab 1905 arbeitete er am Institut für Physik der Universität Leipzig und beschäftigte sich dort u. a. mit der Herstellung von verflüssigten Gasen. Im Jahre 1910 habilitierte er zum Thema „Die Elektrizitätsleitung im extremen Vakuum“. Zu dieser Zeit beschäftigte er sich intensiv mit der Erzeugung von Röntgenstrahlung und besaß Patente auf einen Typ von Röntgenröhre, welche eine Glühkathode verwendet und als Coolidge-Röhre bekannt wurde.[1]

1919 beschrieb er erstmals eine für das menschliche Auge sichtbare grau-weiße Strahlung bei Röntgenröhren, die nach ihm benannte „Lilienfeldstrahlung“.[2] Sie konnte erst später als eine Form der Übergangsstrahlung erklärt werden, die 1946 von Witali Lasarewitsch Ginsburg und Ilja Michailowitsch Frank[3] beschrieben wurde.[4][5][6]

Er entwickelte 1925 den Feldeffekttransistor. Obwohl das zum Bau eines funktionsfähigen Transistors notwendige reine Halbleitermaterial damals fehlte, beschrieb er Konstruktion und Funktion von Transistoren bereits genau. R. G. Arns zitiert die Arbeit von Bret Crawford (1991), der Anzeichen dafür gefunden haben will, dass Lilienfeld die von ihm patentierten Elemente auch hätte bauen können.[7][8] Es ist außerdem erwiesen, dass die US-amerikanischen Entwickler des Transistors die entsprechenden Lilienfeld-Patente kannten. Unterlagen beweisen, dass William B. Shockley und Pearson funktionierende Transistoren gebaut haben, die auf den Patenten von Lilienfeld und Oskar Heil basieren. Sie unterließen es, diese grundlegenden Lilienfeld-Patente in ihren Veröffentlichungen, späteren Forschungsberichten oder historischen Berichten zu erwähnen.[7]

1927 wanderte Lilienfeld auch wegen des zunehmenden Antisemitismus endgültig in die USA aus, die er von früheren Arbeitsaufenthalten her bereits kannte. Am 2. Mai 1926 hatte er Beatrice Ginsburg geheiratet. Sie lebten in Winchester (Massachusetts). Lilienfeld war Leiter der Ergon Research Laboratories in Malden (Mass.). 1934 wurde er US-Staatsbürger. Davor besaß er erst die österreichisch-ungarische Staatsbürgerschaft (mind. bis 1910),[9] später die polnische Staatsbürgerschaft (sein Geburtsort Lemberg gehörte seit Ende 1918 zu Polen),[10] Ab 1935 lebte er mit seiner Frau in einem Haus auf der Karibikinsel Saint Thomas, um einer Allergie, die mit Weizenfeldern einherging, zu entgehen. Zahlreiche Reisen führten ihn auf das Festland, um neue Ideen zu testen. Er meldete insgesamt 15 deutsche und 60 US-Patente an und kämpfte bis zu seinem Tode für die Durchsetzung seiner Patentrechte.[11]

Seit 1989 wird der Julius-Edgar-Lilienfeld-Preis vergeben, der 1988 von der Witwe, Beatrice Lilienfeld, gestiftet wurde.[12]

Patente (Auswahl)

Lilienfeld besaß 15 deutsche und 60 US-Patente.[13]

  • Patent CA272437: Electric Current Control Mechanism. Angemeldet am 22. Oktober 1925, veröffentlicht am 19. Juli 1927, Erfinder: Julius Edgar Lilienfeld (Eintrag beim kanadischen Patentamt).
  • Patent US1745175: Method and Apparatus For Controlling Electric Currents. Veröffentlicht am 28. Januar 1930, Erfinder: Julius Edgar Lilienfeld.
  • Patent US1900018: Device for controlling electric current. Angemeldet am 28. März 1928, Erfinder: Julius Edgar Lilienfeld (Dünnfilm-MOSFET).
  • Patent US1877140: Amplifier for electric currents. Angemeldet am 8. Dezember 1928, Erfinder: Julius Edgar Lilienfeld (Halbleiterversion der Vakuumröhre).
  • Patent US2013564: Electrolytic condenser. Angemeldet am 29. August 1931, Erfinder: Julius Edgar Lilienfeld (Elektrolytkondensator).

Weblinks

Commons: Julius Edgar Lilienfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Julius Edgar Lilienfeld und William David Coolidge – ihre Röntgenröhren und ihre Konflikte (MPI für Wissenschaftsgeschichte; PDF; 4,7 MB)
  2. J. E. Lilienfeld: Die sichtbare Strahlung des Brennecks von Röntgenröhren. In: Physikalische Zeitschrift. Band 20, Nr. 12, 1919, S. 280 ff.
  3. V. L. Ginzburg, I. M. Frank: Uniformly moving electron radiation due to its transition from one medium to another. In: Zh. Eksp. Teor. Fiz. Band 16, 1946, S. 15.
  4. Jochen Schnapka: Doppelspurerkennung unter Verwendung der Kathodenauslese am ZEUS-Übergangsstrahlungsdetektor. 1998 (GZip-Archiv – Diplomarbeit, Universität Bonn). GZip-Archiv (Memento vom 26. Juni 2007 im Internet Archive)
  5. H. Boersch, C. Radeloff, G. Sauerbrey: Über die an Metallen durch Elektronen ausgelöste sichtbare und ultraviolette Strahlung. In: Zeitschrift für Physik A Hadrons and Nuclei. Band 165, Nr. 4, 1961, S. 464–484, doi:10.1007/BF01381902.
  6. 7,0 7,1 R. G. Arns: The other transistor: early history of the metal–oxide–semiconductor field-effect transistor. In: Engineering Science and Education Journal. Vol. 7, Nr. 5, 1998, S. 233–240 (Abstract).
  7. B. E. Crawford: The invention of the transistor. 1991 (gettysburg.edu [PDF] Masterarbeit, The University of Vermont).
  8. wie einem Lebenslauf des Jahres 1910 zu entnehmen ist: Julius Edgar Lilienfeld und William David Coolidge – ihre Röntgenröhren und ihre Konflikte, Seite 44
  9. wie aus einem kanadischen Patentantrag des Jahres 1925 zu entnehmen ist: Im am 22. Oktober 1925 eingereichten kanadischen Patentantrag bezeichnet sich Lilienfeld in der ersten Person, im ersten Satz, als polnischer Staatsbürger. Abgerufen am 12. März 2019.
  10. Biography of Julius Edgar Lilienfeld (Memento vom 18. Januar 2016 im Internet Archive), Website incredible-people.com
  11. Webseite des Lilienfeld-Preises
  12. Biographie (Memento vom 9. Februar 2009 im Internet Archive)

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